...für mich geht es zum Therapeuten.

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depriphase
Beiträge: 2
Registriert: 2. Feb 2008, 18:45

...für mich geht es zum Therapeuten.

Beitrag von depriphase »

Hallo liebes Forum,

seit 2 Jahren hat sich mein Zustand regelmäßig verschlechtert. Erst waren die dunklen Gedanken, dann kamen die körperlichen Beschwerden, dann konnte ich mich über nichts mehr freuen und jetzt erlebe ich alles zusammen und es wird immer schlimmer.

Ich war einmal ein solch starker Mensch, habe immer gut reden können und habe mit meiner Art polarisiert. Nun ist nichts mehr davon, ich bin kraftlos, traue mir nichts!! mehr zu, jeder Tag ist eine Anstrengung, ich kann mich über nichts mehr freuen, habe Nackenschmerzen, denke jeder schaut mich an, kann nachts nicht schlafen und denke das irgendwann der Tod eine gute Lösung ist. Es ist nicht so das ich suizidal denke, ich würde es mir auch nie trauen, nein, aber darüber nachzudenken das man irgendwann sich all den Problemen und Aufgaben nicht mehr stellen muss ist sehr beruhigend. Anders ausgedrückt, ich freue mich das das Leben endlich ist. Im Vergleich zu anderen Menschen fühle ich mich immer als Mensch zweiter Klasse, die anderen sind prinzipiell besser als ich. Selbst der Hochschulabschluss letztes Jahr mit Notendurchschnitt 1, hat an meiner Einstellung nichts geändert.

Warum habe ich mich erst jetzt dazu entschieden zum Therapeuten zu gehen? Ganz einfach, weil ich immer gedacht habe das ich eigentlich zu den starken Menschen gehöre, die keine Hilfe von Außen benötigen.
konrad
Foofighter
Beiträge: 20
Registriert: 2. Feb 2008, 19:24

Re: ...für mich geht es zum Therapeuten.

Beitrag von Foofighter »

Hallo Konrad,
alles was du schreibst kommt mir sehr bekannt vor. Ich habe vor einigen Monaten genauso gedacht wie du. Das ganz "normale" Leben schien mir viel zu anstrengend zu sein
Es ist nicht so das ich suizidal denke, ich würde es mir auch nie trauen, nein, aber darüber nachzudenken das man irgendwann sich all den Problemen und Aufgaben nicht mehr stellen muss ist sehr beruhigend. Anders ausgedrückt, ich freue mich das das Leben endlich ist.
Dies trifft auch meine Gedanken sehr gut. Ich bin damals in ärztliche Behandlung gegangen und ich muss sagen , dass es mir jetzt schon viel besser geht, aber trotz der ganzen Medikamente die ich schlucken muss kommen solche "dunklen Gedanken" immer wieder durch. Bei mir ist es auch so, dass ich mich niemals trauen würde mein Leben zu beenden, aber manchmal freue ich mich genau wie du darüber, dass das Leben endlich ist, aber im gleichen Atemzug denke ich, dass dieser Gedanke total bescheuert ist....
Ich glaube, dass es eine gute Idee ist, wenn du dich an einen Arzt wendest, weil so ein Zustand in dem du dich gerade befindest nicht ertragbar ist. Ich brauchte auch lange, bis ich eingesehen habe, dass ich ärztliche Hilfe brauche, aber ich muss heute sagen, dass ich es ohne diese wahrscheinlich nicht schaffen würde aus diesem Tief wieder herauszukommen.
Und es ist ja auch garnichts schlimmes dabei, es hört sich immer gleich so schlimm an :ich muss zum Therapeuten, aber es ist doch nur gut, dass es solche Menschen gibt, die einem wirklich weiterhelfen können. Ich finde es sehr gut, dass du dich dazu entschlossen hast diesen Weg zu gehen und du wirst sehen,dass es dir bald viel besser gehen wird.
Ganz liebe Grüße
Andrea
BeAk

Re: ...für mich geht es zum Therapeuten.

Beitrag von BeAk »

Lieber Konrad,

starke Menschen erkennen ihre Schwächen und wenden sich an einen Fachmenschen der ihnen hilft, z.B.

- einen KFZ-Mechaniker der ihr Auto repariert,
- einen Anwalt der ihnen bei Gericht beisteht,
- einen Fiseur der ihren eine guten Haarschnitt verschafft,
- eine Gärtner der ihnen 10 Jährige Bäume verkauft, die man dann nicht mehr selber aus einem Kern ziehen braucht,
- einen Arzt der das gebroche Bein richtet und gibst,
- einen Physiotherapeuten, die Muskeln stärkt und ihren bei Rückenleiden die richtige Körperhaltung beibringt, so das man trotzdem noch arbeiten kann,
- usw.

nur ein Trottel würde ohne Anwalt vor Gericht ziehn,
oder sein gebrochenes Bein ohne Arzt und somit schief ausheilen lassen.
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: ...für mich geht es zum Therapeuten.

Beitrag von otterchen »

Warum sehen viele Menschen immer noch den "Schmerz der Seele" (womit ich z.B. Depressionen meine) als irgendwas, was mit Schwäche zu tun hat?
Sehen das als Makel an, als "Verrücktwerden", zumindest als unnormal? Alles Körperliche darf sein, aber bitte nichts mit der Seele? Warum eigentlich nicht?
Körperliches (z.B. ein Sportunfall jaja) passiert halt auch dem Stärksten, was Seelisches ist gleich ein Zeichen von Schwäche?
Hm, für Dich scheint Deine "gefühlige Seite" wohl ein Schwachpunkt zu sein - da wird es höchste Zeit, dass Du wirklich Deine Stärke zeigst und Dir diese Ebene, die untrennbar zu Dir gehört, zurückeroberst!
(wirst schon merken, wieviel Kraft, Mut, Ausdauer etc. dazugehören...)

(nein, ich schimpfe nicht wirklich, ich tu nur so böse)

Ich kann Bea nur Recht geben: das gehört in die Hände eines Fachmanns, und das hat wenig mit Stärke zu tun, wenn man das alleine nicht hinbekommt. Ich kann mir ja selbst auch nicht den Blinddarm herausnehmen.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
depechie
Beiträge: 56
Registriert: 8. Jan 2008, 18:07

Re: ...für mich geht es zum Therapeuten.

Beitrag von depechie »

original von otterchen:
>>>>>>>>>>>
Warum sehen viele Menschen immer noch den "Schmerz der Seele" (womit ich z.B. Depressionen meine) als irgendwas, was mit Schwäche zu tun hat?
Sehen das als Makel an, als "Verrücktwerden", zumindest als unnormal? Alles Körperliche darf sein, aber bitte nichts mit der Seele? Warum eigentlich nicht?
<<<<<<<<<<<<<<

vielleicht weil es eine nicht undedingt sichtbare krankheit ist. die anderem leute könnten ja denken, dass man gar nicht krank ist. womit wir wieder beim thema wären (die leute sollen nur gutes über mich denken).

außerdem gehört eine depression in der gesellschaft immer noch zu den seltsamen krankheiten, weil die meisten noch nichts darüber wissen. dies erlebe ich zumindest im alltag.
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: ...für mich geht es zum Therapeuten.

Beitrag von otterchen »

tja, wenn Depressionen bluten würden... oder wir dabei grün anliefen... DAS wäre was!

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Edit:
... weil die meisten noch nichts darüber wissen

Das stimmt allerdings *seufz*
Depressionen sind suspekt, einfach, weil das Wissen fehlt.
Selbst bei recht intelligenten Menschen kommt dann z.B. irgendwas von "eingebildeten Krankheiten", wenn es um psychosomatische Beschwerden geht. Selbst erlebt - ich war fassungslos!
Hier tut Aufklärung not, z.B. bei der Tatsache, dass auch fröhliche, starke Menschen depressiv sein können (ja, vielleicht gerade die). Depression ist nicht immer gleich Melancholie.

Die angedachte Depressions-Liga befürworte ich sehr.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
RoadToNowhere
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Re: ...für mich geht es zum Therapeuten.

Beitrag von RoadToNowhere »

Wenn man von Depris grün würde...wer weiß wer dann alles für ein Marsmännchen gehalten würde...
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