Depression und Agression

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BM54
Beiträge: 41
Registriert: 4. Okt 2007, 08:30

Depression und Agression

Beitrag von BM54 »

Hallo ,liebe User

In den letzten Monaten habe ich gemerkt,dass ich bei schlimmen Depressionen auch sehr agressiv werde.Nicht nur gegenüber meinen Mitmenschen,sondern auch gegen mich selbst.

Was mich früher ,auch in starken Depressionsphasen,überhaupt nicht gestört hat,löst heute eine sagenhafte Wut in mich aus,
z.B.wenn jemand zu einer Verabredung 2,3 min.zu spät kommt.
Auch mich gegenüber bin ich rücksichtsloser geworden.So setze ich mich beim Autofahren leichtsinnig Gefahren aus (knappes Überholen,zu hohe Geschwindigkeit,ganz knappen Abstand zu vorraus fahrenden Autos auf der Autobahn oder beim Fenster putzen bei Schwiegereltern im 8.Stockwerk -kaum festhalten ,wenn ich außen stehe ect.

Woher das kommt,kann ich nicht sagen.Ich merke nur eine schleichende Veränderung in Bezug auf Aussetzen von Gefahren für Leib und Seele.

Wenn ich könnte,würde ich so manches Mal Mitbürger für ihr Verhalten prügeln.
Das hat mir natürlich keine Sympathie eingebracht und verstärkt meine ohne hin schon große Einsamkeit.

Was kann man dagegen tun?Wieder nur noch andere Antidepressiva schlucken?


Gruß


Tobi
Anita2
Beiträge: 408
Registriert: 4. Nov 2006, 19:39

Re: Depression und Agression

Beitrag von Anita2 »

Hallo Tobi,
ich hatte während meiner Depression auch überhaupt keine aggressiven Gedanken, Gefühle.
Mittlerweile, wo ich stabil bin, merke ich diese Gefühle und kann sie vom Kopf her bremsen.
Habe in einem Bericht über Depressionen im Fernsehen gehört, dass wenn bestimmte Stoffe (habe leider den Namen vergessen) im Gehirn fehlen, es zur erhöhter Aggression führen kann.
Ich würde dieses Problem auf jeden Fall bei einem Psychiater abklären lassen.
Bist Du in einer Therapie??

Ich denke, es wäre sehr hilfreich dieses Verhalten dort anzuschauen und zu bearbeiten.
Lieber Tobi, ich finde es gut, dass Du die Gefahren erkennst und nun liegt an Dir, Dich zu schützen.

Wenn ich Deinen Nachtrag lese, habe ich den Eindruck, dass Du noch in der Depression steckst. Hole Dir Hilfe, alleine nur mit Tabletten kommt man aus dieser Umklammerung nicht heraus.
Ich kann Dir aber sagen, dass das Blau am Himmel wieder leuchten kann. Nun kommt die Zeit, da beginnt auch die Natur von Neuem sich einen Weg an Licht zu suchen, sie hat nur geruht!!
Lieber Tobi,
unternehme etwas, damit auch du wieder all die schönen Dinge des Lebens spüren kannst und Deine Neugierde auf das Neue Dich antreibt, Dir die Freude am Leben zurück gibt.

Liebe Sonntagsgrüße
Anita
Shay
Beiträge: 357
Registriert: 5. Jan 2007, 14:06

Re: Depression und Agression

Beitrag von Shay »

Lieber Tobi,

dieser Moment, in dem einem plötzlich alles egal ist, den solltest Du sehr bald einem Therapeuten schildern, denn das ist nicht "normal". Irgendwann wird Deine Aggression - wem und was auch immer gegenüber - zur echten Gefahr. Gerade solche Aktionen wie zu knappes und leichtsinniges Überholen beim Autofahren bergen ja nun echte Gefahren für Dich wie auch für alle anderen.

Grundsätzlich kommt mir das aber sehr bekannt vor - man fühlt sich sehr schlecht, man ist sagenhaft traurig - und auf der anderen Seite so indifferent scheiß-wütend auf alles und jeden - vor allem auf sich selbst, und man weiß nicht warum.

Also, sprich mit Deinem Therapeuten drüber und hole Dir Rat beim Psychiater bezüglich der Medikation - auch wenn das wieder bedeutet, ggf. neue, andere Medikamente auszuprobieren.
Gruß: Martin





„A ship is safe in harbour - but this is not what a ship is made for."
leolamm
Beiträge: 69
Registriert: 24. Okt 2007, 09:47

Re: Depression und Agression

Beitrag von leolamm »

Guten Morgen Tobi,

genau dieses Verhalten kenne ich von mir auch.

Ich hatte Deinen Beitrag gestern schon mal gelesen und es mir durch den Kopf gehen lassen. Da ich seit gestern - nach einigen stabilen Tagen - wieder in einem Tief hänge, fiel es mir dann umso mehr auf. Als ich mit dem Auto unterwegs war, fuhr ich mit einer "Alles-egal"-Einstellung und war aggressiv.

Auch den Wunsch, anderen Menschen einen Schlag zu verpassen - selbst wenn sie mir persönlich nichts getan haben - kenn ich nur zu gut. Mir fällt gerade ein, daß ich das schon vor 25 Jahren an mir bemerkt habe, aber nie einen Zusammenhang zur Depression hergestellt habe.

Leider habe ich auch keine Lösungsvorschläge, danke Dir aber auf jeden Fall für den Denkanstoß. Ich werde das Thema heute mal mit meiner Psychotherapeutin besprechen, da ich auch Angst habe, daß ich irgendwann mal die Kontrolle über mich verliere.

Gruß
Leo Lamm
BM54
Beiträge: 41
Registriert: 4. Okt 2007, 08:30

Re: Depression und Agression

Beitrag von BM54 »

Hallo Anita,Martin,Leo,hallo User

Wie Anita richtig erkannte,bin ich noch in einer tiefen Depressionsphase.
Ich bin seit langen in einer Psychologischer Behandlung.Aber bisher wurde ich neben anderer Therapien,die mir nicht viel brachten,immer wieder mit neuen Antidepressiva vollgestopft worden.Ob diese sich immer mit Opiaten der starken Reihe (Stufe 3 nach der WHO)vertragen und solche Begleiterscheinungen hervor rufen,kann mir kein Arzt sagen.

Selbst merke ich meine Agression nicht oder wenig,aber meine Frau und meinen Mitmenschen ist das sehr stark aufgefallen.Sicher möchte ich nicht ,dass ich andere Menschen mit aus dem Leben reiße,daher versuche ich es mit meinen Thera zu bearbeiten.

Martin und Leo sind diese Verhaltensweisen ja bekannt,wie sie schreiben.

Wie ich mal gelesen habe,sind 2000 Unfälle im Jahr verdeckte Suizide.Leider sterben dabei noch immer viele Unschuldige.

Obwohl mir das in manchen Situationen egal ist,möchte ich auf keinen Fall andere Menschen damit Schaden zufügen.
Anscheinend setzt da bei bestimmten Situationen das Gedächtnis und die Verantwortung aus.

Durch den Tod meines Bruders hat sich diese Agressivität noch gesteigert.
Das Auto fahren lasse ich zur Zeit sein. Meine Frau hat mir auch den Schlüssel zur eigenen Sicherheit abgenommen.

Ich hoffe diese Krise bald durchlebt zu haben.Leider steht dann das Unabwendbare vor mir,was mir auch schon letztes Jahr furchtbare Verstärkungen und Auswirkungen auf meine Depression hatte-der Beginn des Frühlings.

Ich hoffe,in diesen Jahr noch einmal durch zu kommen.
Danke euch alle für Eure guten Ratschläge und wünsche euch allen gute Besserung.

Gruß

Tobi
leolamm
Beiträge: 69
Registriert: 24. Okt 2007, 09:47

Re: Depression und Agression

Beitrag von leolamm »

Hallo Tobi,

ich möchte auf 2 Abschnitte Deiner Antwort eingehen:

"Obwohl mir das in manchen Situationen egal ist,möchte ich auf keinen Fall andere Menschen damit Schaden zufügen.
Anscheinend setzt da bei bestimmten Situationen das Gedächtnis und die Verantwortung aus."

Genau meine Gedankengänge, wobei es mich dann in solchen Situationen mehr von Schlimmeren abhält, weil ich an die anderen denke. Ich selbst bin mir dann leider sehr egal .

"Durch den Tod meines Bruders hat sich diese Agressivität noch gesteigert."

Ich hatte, wie schon angekündigt, mit meiner Psychotherapeutin über meine Aggressionen gesprochen und auch herausgefunden, daß sie das erste Mal so richtig heftig nach dem Tod meiner Oma auftraten. Ist es evtl. Wut auf die Person, die uns verlassen und - überspitzt gesagt - mit dem ganzen Elend alleine gelassen hat. Diese Wut darf dann vielleicht nicht sein und sucht sich deshalb andere Ventile? An diesem Gedanken hänge ich zur Zeit dran und prüfe, ob er passen könnte.

Gruß
Anka
BM54
Beiträge: 41
Registriert: 4. Okt 2007, 08:30

Re: Depression und Aggression

Beitrag von BM54 »

Hallo Anka,hallo User

Anka,wie du schreibst,kennst du auch wie manch anderer User das Gefühl der Aggression gegenüber anderen Personen und sich selbst nach einer schlimmen persönlichen Erfahrung nur zu gut.
Dabei verspüre ich aber auf keinen Fall Wut auf meinen Bruder,weil er uns verlassen hat.Nein,es ist eher die Wut auf die Krankheit,die so viele Menschen schon den Tod brachten und bis heute noch kein Mittel gefunden wurde,diese zu heilen.

Dabei frage ich mich oft,wollen die Forscher der Medizin vielleicht gar kein Medikament finden,die diese Krankheit heilt,nur um weiter am Profit teil zu haben ?
Keine teure Chemo mehr,keine teuren Schmerzmittel,keine teuren Intensivbetten ect.,was wäre das für ein Verlust!

Der Gedanke an solch eine Profitgier macht mich rasent und wütend,auch wenn er falsch ist.In den Momenten der tiefsten Trauer verspürt man nur Rache und Zerstörung.Egal,ob da Unschuldige mit zu Schaden kommen.
Du bist befriedigt und ein gewaltiger Druck fällt von deinen Schultern ab und die furchtbare innere Angespanntheit läßt nach.

Aber,meißtens kommt es nicht so weit.Es gibt einen Schutzriegel,der das schlimme Desaster verhindert.Natürlich darf man vorher keine Drogen konsummiert haben,dann kann alles außer Kontrolle geraten.

Auch bei mir schiebt sich bis jetzt noch dieser Riegel vor und bewahrt mich davor.Starke Antidepressiva tun dazu noch ihre Mitwirkung.
Die Frage ist nur,wie kann man garantieren,dass dieser Schutzmechanismus immer funktioniert ?
Wie schnell sich Haß auf die eigene Person ablegt,habe ich durch meinen Suizidversuch selbst erlebt.Das lief alles ab wie in einen Film.Sich dagegen wehren war zwecklos.
Nichts bäumte sich dagegen in mir auf.
Es gab nur einen einzigen Drang-endlich Ruhe und Frieden zu finden.

Ich hoffe,das mit den heutigen Psychomedikamenten und Psychotherapie so eine Gefahr gebannt werden kann.
Ganz ausschließen läßt sich diese sicher niemals ganz.

Ich wünsche euch allen Kraft und Mut solche Situationen gut zu überstehen.

Gruß

Tobi
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