depressive Mutter sucht Hilfe

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babuschka
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depressive Mutter sucht Hilfe

Beitrag von babuschka »

Hallo Ihr Lieben,
ich bin heute zum ersten mal da und hab mal so rumgestöbert...
Gibt es auch Mütter unter euch?
Ich habe 2 Kinder, 7 und 4 Jahre. Mich macht im Moment ganz fertig, das meine Kinder eine depressive Mutter haben.
Ich bekomme das für mich nicht geregelt.
Sorry, alles etwas verworren...
Weiß einfach nicht richtig, wie ich es beschreiben soll.
Also im Grunde möchte ich mich gern mit Müttern/Vätern austauschen, wie sie Depression und Familie hinbekommen.


Aus hässlichen Wunden können schöne Narben werden.
cybolon
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Re: depressive Mutter sucht Hilfe

Beitrag von cybolon »

Hallo Babuschka,

erstmal herzlich Willkommen!

Bin selbst Vater, habe eine 14 jährige Tochter.
Am Anfang war es für mich auch nicht so einfach, ich wusste nicht, wie ich mich verhalten soll.
Meistens wartete ich darauf, daß meine Tochter das Haus verlies, um dann bei meiner Frau "abladen" zu können (heulen, hadern, diskutieren).

Inzwischen hatte ich aber auch Gespräche mit meiner Frau, in Gegenwart meiner Tochter.
Es freute mich auch sehr, daß sie mich direkt ansprach, wenn sie etwas über meine Depression wissen wollte.

Einmal fragte sie sogar: Hat das was mit mir zu tun? Bin ich etwa schld?
Selbstverständlich nutzte ich die Chance, ihr alles etwas näher zu erklären und konnte sie diesbezüglich auch beruhigen.

Allerdings vermeide ich auch heute noch, zuviel in ihrer Anwesenheit darüber zu sprechen, denn sie soll mich ja nicht als "nur depressiv" in ihrem Herzen tragen.
Die Depressivität ist ja (hoffentlich immer) eine Eigenschaft unter vielen.

Auch habe ich Angst, daß mein "Vorbild" sie traumatisieren könnte...

Aber ganz super lieb fand ich, als ich für eine SEV-Nacht aus der Klinik heimkam und mich nicht zusammenreissen konnte:

"Papa, wir haben Dich lieb, auch wenn Du weinst!"
Dann nahm sie mich in den Arm und ich konnte den Zustrom ihrer jugendlichen Kraft spüren.
Solche Momente können mich sehr stützen.

Was mich nach der Klinik auch regelrecht überraschte war, daß meine Tochter mich uneingeschränkt als Vater (Authorität) wieder annahm. Irgendwie hatte ich wohl erwartet, nicht mehr so viel zu sagen zu haben, weil ich doch krank bin...
Meine Frau hat auch viel Aufklärungsarbeit bei ihr geleistet, soviel steht fest.

Liebe Babuschka, ich hoffe, Du bekommst noch weitere Beispiele von Müttern und Vätern!

Ich drücke Dir fest die Daumen, daß Du im Kreise Deiner Familie und vor allem bei Deinen Kindern Zuspruch, Geborgenheit und Liebe erfährst.

Liebe Grüße
vom
cybolon
Shay
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Re: depressive Mutter sucht Hilfe

Beitrag von Shay »

Hallo Babuschka,

hier ist noch ein depressiver Vater zweier Kinder (6 + 1)...

Nun, das Thema Elternsein bei Depressionen ist sicher kein Leichtes. Ich kann von mir zwar derzeit behaupten, dass alles okay ist (solange ich brav meine Tabletten futtere), aber es gab schon Situationen, wo mein Sohn so gar nichts mit mir anfangen konnte - ich war massiv missmutig, viel zu streng, völlig unentspannt, engstirnig und gleichzeit eben abgrundtief traurig und lustlos. Und der arme Kerl stand vor seinem Vater und schaute völlig irritiert...

Irgendwann (also vor ca. einem halben Jahr) habe ich gemerkt, dass mein Sohn mehr versteht, als ich ihm zutrauen wollte, also habe ich ihm vorsichtig erklärt, was Sache ist: Dass es Menschen gibt, bei denen das Gehirn ein bisschen verkehrt funktioniert; dass das Gehirn dann dauernd behauptet, der Mensch wäre traurig und es müsse ihm schlecht gehen; und dass man mit dieser Krankheit eben traurig ist, obwohl man eigentlich gar nicht traurig sein braucht. Usw.usw. Und dass es eben Tabletten gibt, die machen, dass das Gehirn das alles eben nicht mehr glaubt und der Mensch tatsächlich wieder etwas fröhlicher wird.

Mein Sohn hat mittlerweile verstanden, dass es nicht an ihm liegt oder an Mama, wenn Papa mal nicht so gut dran ist, und dass man Papa dann am besten nur in Ruhe lässt. (Nebenbei: das funktioniert auch ganz gut; ich gebe ihm dann auch Rückmeldung, wenn ich mich dann wieder gefangen habe...) Jedenfalls bezieht er das ganze nicht auf sich und kann so ganz gut damit umgehen.

Also: Depris und Kinder, ist sicher nicht leicht - aber machbar...
Gruß: Martin





„A ship is safe in harbour - but this is not what a ship is made for."
cybolon
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Re: depressive Mutter sucht Hilfe

Beitrag von cybolon »

Hallo Shay,

beim lesen Deines Beitrags war ich froh, daß meine Tochter schon 14 ist.
Denn ich stelle es mir verdammt schwer vor, es einem 6-jährigen zu erklären.

Kindliche Naivität schützt Kinder vor schweren Gedanken. Aber sie fühlen mit. Auch wollen sie am Liebsten sofort helfen. Das Wichtigste ist, ihnen den Schuld-Zahn schnellstmöglich zu ziehen.

Ich finde es toll, wie Du das gemeistert hast!

*Hutzieh*
cybolon
Wander
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Re: depressive Mutter sucht Hilfe

Beitrag von Wander »

Hallo Babuschka, ich bin Tochter einer depressiven Mutter, selber auch depressiv und Mutter eines 7jährigen Sohnes.

Aus meinen eigenen Tochtererfahrungen heraus kann ich sagen, dass eines am allerallerwichtigsten ist: Medikamente nehmen, wenn die Depression nicht schnell wieder weggeht.

Meine Mutter, die bis heute sich gegen Medikamente sperrt, ist durch ihre Depression sehr negativ und abwertend im Umgang, schnell aggressiv und dann absolut brutal mit ihren Worten verletzend. Außerdem jammert sie pausenlos, ist absolut auf sich selber fixiert, ist überhaupt nie eine Hilfe und ist ein furchtbarer Hypochonder.

Dieses Verhalten ist so quälerisch, verletzend und unerträglich für mich, auch heute noch als Erwachsene, dass ich immer eine große Sicherheitsdistanz halte.

Aus diesem Grund bin ich sofort zu meiner Ärztin, als ich merkte, dass es mir fast unerträglich schwer fiel, fröhlich im Alltag zu sein, obwohl mein Leben nicht ein deprimierendes ist. Und als ich so müde wurde, dass ich den Alltag zu schwer fand.Davor hatte ich aus meiner heutigen Sicht schon lange genug unbemerkt gelitten.

Mein Sohn sieht mich nicht aus depressiven Gefühlen weinen, wüten, ihn abwerten oder brutal mit Worten verletzen. Ich habe auch meinen Mann gebeten, mir sofort zurückzumelden, falls ich in die Fussstapfen meiner Mutter fallen sollte. Bislang ist da nichts in die Richtung geschehen.

Als Kind ist man schrecklich erschrocken und hilflos und voller Angst vor depressivem Weinen, Wüten oder depressiver Starre.

Kinder dürfen ruhig merken, dass sie nicht in einer heilen Welt aufwachsen und dass es Krankheiten gibt, sie dürfen uns Eltern auch weinen sehen und wenn wir wütend sind. Aber die kranken depressiven Gefühlsausbrüche sind viel schlimmer und Kinder dürfen nicht zu tief und zu auswegslos damit konfrontiert werden. Darum ist eine schnelle Behandlung sehr wichtig. Und dass der andere Elternteil oder die Großeltern in Krankheitszeiten stabil und verlässlich für die Kinder da ist.

Lieber Gruß und schnelle Besserung! Düne
cybolon
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Re: depressive Mutter sucht Hilfe

Beitrag von cybolon »

Hallo Düne,

"Als Kind ist man schrecklich erschrocken und hilflos und voller Angst vor depressivem Weinen, Wüten oder depressiver Starre."

Zusätzlich kommt es auch auf das Alter des Kindes an. Meine Tochter (14) hat mit Sicherheit auch ihren Schock bekommen, als meine Depri begann.
Allerdings sieht sie alles schon etwas "reifer", als der 6-jährige Sohn von Shay.

Für ihn wird (vielleicht erstmalig) die schützende Allmacht der Eltern infrage gestellt. Sein warmes, geborgenes Weltbild wird erschüttert.
Da ist es natürlich wichtig, daß der/die Depressive dem Kind eine gute Erklärung liefert und Schuldfreispruch.

@Babuschka
Also, ich ging davon aus, daß Du bereits Medikamente bekommst. Wie sieht es damit aus?

Liebe Grüße
vom
cybolon
snowangle
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Re: depressive Mutter sucht Hilfe

Beitrag von snowangle »

Hallo babuschka,ich kann gut verstehen,wie du dich fühlst..ich habe auch zwei Kids im Alter von 6/9 Jahren und bin alleinerziehend.Ich habe andauernd ein schlechtes Gewissen meinen Kindern gegen über,nicht so sein zu können,wie andere Mütter..aber ich weiss inzwischen,das ich erst gesund werden muss um für meine Kinder da sein zu können..deshalb bin ich jetzt schon 6 Wochen in einer Tagesklinik..für meine Kids eine nicht gerade leichte Zeit..aber mir tut es sehr gut..und ich hoffe,das meine Kinder später davon provitieren werden..ich bin mir sicher auch du wirst deinen Weg finden,der für euch alle am besten sein wird.. lg manu71
lebe dein Leben so,wie du es für richtig hälst und nicht wie andere es von dir erwarten..
CJ43
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Re: depressive Mutter sucht Hilfe

Beitrag von CJ43 »

Hallo Babuschka!
Ich habe drei Kinder, mein Ältester wird nächste Woche 18 Jahre alt.
Als ich zum erstem Mal Depressiv war, vor 15 Jahren, hatte ich ewig Schuldgefühle meinen Kindern gegenüber. Gar nicht mal wegen plötzlicher Gefühlsausbrüche (die halte ich sehr zurück, oder heule heimlich), sondern weil ich fertig mit den Nerven war, ungeduldig, unglücklich, eben gar keine tolle Mutter, wie mir schien.
Ich besitze sehr viele Fotoalben und vergewissere mich immer mal wieder, dass es auch in den schwierigen Zeiten Spaß bei uns gab. Wildes Leben, nie so richtig aufgeräumt, keine Familie wie aus der Rama-Werbung, aber trotzdem lebensfroh.
Für mich war es immer wichtig, dass es den Kindern gutgeht, also das seelische Befinden war mir wichtiger als Schulleistungen. Meine Kinder sind ohne allzu großen Druck aufgewachsen. Das hat sicher mit meinen eigenen depressiven Erfahrungen zu tun. Insofern hat die Depression auch etwas Gutes: man bekommt doch einen anderen Blickwinkel dafür, was im Leben zählt, oder?

Liebe Grüße!
Constanze
Shay
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Registriert: 5. Jan 2007, 14:06

Re: depressive Mutter sucht Hilfe

Beitrag von Shay »

Ich überlege gerade folgendes: Wie wichtig ist es für unsere Kinder, die ständige Rückversicherung bezüglich der elterlichen Allmacht zu haben? Oder andersrum: wäre es denn schädlich, wenn unsere Kinder auch früh mitkriegen, dass Mama und Papa auch mal schwach und verletzlich sein können, traurig und angreifbar? Oder wäre das einfach nur ehrlich und würde das Bild, dass unsere Kinder von uns haben, einfach nur ehrlich? Ist es nicht viel wichtiger für unsere Kinder, zu sehen, dass wir alten uns bemühen? Dass wir sie lieben und alles in unserer Macht stehende für sie tun? Ich glaube, wenn wir ehrlich mit ihnen sind (natürlich immer im Rahmen des kindlichen Verständnisses) und ihnen klarmachen, dass wir eben auch mal völlig neben der Spur sein können, dann ist das für unsere Kinder viel wichtiger und leichter akzeptabel, als ein Kartenhaus, das in einem schwachen Moment vor ihren Augen zusammenbröselt.
Gruß: Martin





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Wander
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Re: depressive Mutter sucht Hilfe

Beitrag von Wander »

Hallo Martin, leider ist das viel zu verharmlosend, obwohl du es sicherlich nicht beabsichtigt hast.

Ich als Tochter kann dir sagen: Du siehst bei einer schwer depressiven Mutter wie meiner nicht einen manchmal schwachen und verletztlichen Menschen, sondern eine oft und völlig unberechenbar herumwütende Furie, die dir überhaupt nicht schwach vorkommt. Die gefährlich und unberechenbar ist. Die mit ihrer Hypochondrie nicht nur Notärzte und Krankenhäuser auf Trab hält, sondern dich auch pausenlos als Seelenmülleimer missbrauchen würde, wenn du es ließest. Und das tat sie schon, als ich noch Jugendliche war. Sie hatte und hat keine normalen Maßstäbe, ob sie einen mit ihren starken Emotionen umhaut. Sie ist krank.

Ich als Jugendliche habe meinen Glauben in die Mutterliebe fast verloren, weil ich dachte, alles, was ich an Liebesbasis als Kind lernte und erfuhr, kehrt sich nun ins (depressive) Gegenteil. Ich habe mich vor meiner Mutter gefürchtet und sie gleichzeitig furchtbar vermisst, so wie sie früher war und und bin immer mehr vor ihr geflüchtet und tue es heute noch. Alles, weil sie keine Medikamente nehmen will.

Nein, Martin, depressive Gefühlsäußerungen fallen viiiieel stärker aus als normale. Sie sind mit nomaler Wut, Schwäche, Müdigkeit, Traurigkeit nicht vergleichbar und kommen so auch nicht bei den Kindern an, sondern als Extrememotion.

Vor allem sind Kinder und Jugendliche keine Depressionsexperten und so ist das Ganze für sie wirklich unberechenbar und vermittelt ihnen ein Weltbild von Grausamkeit und Trostlosigkeit.

Von einer Schulfreundin die Mutter war Alkoholikerin. Die Tochter lebte in ständiger peinigender Angst vor der nächsten Katastrophe. Mir ging es genauso. Und meine Mutter verstand gar nicht, wieso nach einem ihrer Ausbrüche nicht alles wieder gut sein könnte.

Noch heute weiss ich, ich rede nicht mit ihr, sondern mit einem Krankheitsmuster.

Das ist schlimm. Genauso schlimm und weit entfernt von der Normalität wie für uns unsere Depression ist, ist sie auch für unsere Kinder. Darum bekommt mein Sohn gar nichts mit von meinen Stimmungsschwankungen und auch meinem Mann berichte ich betont sachlich, weil ich mir selber nicht traue. Ich bitte ihn immer, mir mitzuteilen, ob ich ausfällig bin und lege großen Wert darauf, dass mein Mann klar seine Normalität stark in die Erziehung einbringt und viel mit unserem Sohn unternimmt. Meinem Mann habe ich die Krankheit erklärt. Er merkt nie, wenn ich reinrutsche, aber ich sage es ihm und dann entlastet er mich auch.

Die inhaltlichen Diskussionen zur Depression und meinen Emotionen führe ich mit Fachleuten oder in Selbsthilfe. Wobei man eben bei der Selbsthilfe immer aufpassen muss, nicht gemeinsam in die Krankheitsmuster zu rutschen.

Lieber Gruß! Düne
Calzino
Beiträge: 215
Registriert: 12. Jan 2007, 13:34

Re: depressive Mutter sucht Hilfe

Beitrag von Calzino »

hallo zusammen,

Ich möchte doch mal meine erfahrungen beisteuern. meine zwei kinder sind heute 11 und 13. ich lebe nicht mehr bei ihnen, bin also wochenendpapi.

wie meine große zur welt kam hatte ich mir nicht viel gedanken zur erziehung gemacht, aber in 2 dingen war ich mir sehr sicher:

- meine kinder werden niemals geschlagen

- ich werde meine kinder ernst nehmen als gleichberechtigte menschen

das mit dem nicht schlagen war der einfache teil.

kinder ernst zu nehmen ist nicht einfach, besonders, wenn man selber keine erfahrung darin hat. es erscheint oft so viel einfacher etwas druck auszuüben oder zu manipulieren anstatt diskussionen führen zu müssen, ob die schicken lackschühchen nun das richtige schuhwerk sind bei 20cm neuschnee oder zähneputzen auch sein muß, wenn man gerade nun gar keinen bock darauf hat.
aber je mehr man sich darauf einlässt desto interassanter wird es. nicht nur das thema zimmer aufräumen, was ungeahnte wendungen nahm, wenn meine werkstatt nicht aufgeräumt war, sondern z.b. auch immer wieder - ich nenne es mal - sternstunden:

meine tochter (da war sie glaube 8) kam mal mit der frage, warum eigentlich alle menschen immer wieder lügen, obwohl doch alle menschen sagen, dass man nicht lügen soll. die darauf folgende diskussion war einer der momente, in denen ich mindestens genauso viel von meinen kindern lernen konnte, wie sie von mir.
so waren die schönsten momente immer diejenigen, in denen ich nicht der allwissende, alles könnende papa war, sondern wenn wir gemeinsam neues entdecken konnten.

kinder brauchen keine elterliche allmacht oder makellose vorbilder einer scheinbar heilen welt, sondern ganz normale menschen die sie lieben können und von denen sie genauso geliebt werden. es geht hier nicht um macht sondern um vertrauen!

ich nenne das längst nicht mehr "erziehung" (was für ein schreckliches wort) sondern gemeinsames soziales lernen, in dem jeder innerhalb gegenseitig akzeptierter grenzen frei entwickeln kann. deshalb bin ich meinen kinder trotzdem ein vorbild, auch wenn sie es manchmal hinterfragen.

ich will jetzt nicht sagen, dass wir das perfekt beherrschen. nein das tun wir nicht, aber wir versuchen es zu lernen. das ist ein manchmal sehr dynamischer prozess.

diese seite mit elternsprüchen habe ich neulich mal gefunden:

http://kraetzae.de/erziehung/sprueche/

ich habe sie meinen kindern ausgedruckt. anfangs ist das ja ganz witzig "...und jetzt frl. rottenmeier...." aber das lachen verging uns ganz schnell. meine kinder haben mir versprochen sofort einzuschreiten sollte jemals einer dieser sprüche von mir kommen.


@ babuska, liest du noch mit? rede mit deinen kindern. ein 4 jähriges kind weiß was trauer ist und du wirst ihm erklären können, das du eben manchmal traurig bist, aber das es ganz bestimmt nicht seine schuld ist. das ist wichtig! deine kinder sollen sich nicht schuldig fühlen für deinen zustand. glaube mir, dann bist du die beste mutter, die du sein kannst.

@ horst, du kannst mir deiner tochter über alles reden, auch über die ängste, die du hier beschreibst. du wirst sehr überrascht sein, wieviel deine tochter über depressionen weiß.
es macht keinen sinn theater spielen zu wollen nur um etwas darzustellen, was so nicht existiert. deine tochter braucht keinen makellosen supermann sondern einen papa, der sie liebt und den sie lieben kann. das ist sehr einfach!
woher kommt eigentlich dein anspruch, du seiest nicht liebenswert für deine tochter, wenn du depressionen hast?
mit meinen kinder habe ich offen geredet. natürlich binde ich sie nicht ein in meinen therapeutischen prozess, aber dennoch ist ihre bedingunglose liebe ein großer rückhalt gerade wenn ich mich selbst nicht lieben kann.


@ düne, ich verstehe du hattest ein schreckliche kindheit. und dein sohn soll nicht das gleiche erleben. aus ähnlicher motivation handeln wir ja nun alle. aber bist du dir sicher das das absolute vertuschen das richtige ist? zeigts du überhaupt gefühle gegnüber deinem sohn?
und depression zeigen, heißt ja wohl nicht, gleich das zu machen was deine mutter so getrieben hat.
normalität ist doch nicht die abwesenheit von zuständen wie alkoholismus oder depression. das ist leider allgegenwärtig in unserer gesellschaft. unsere kinder sollten lernen richtig damit umzugehen.
ich finde deine einstellungen reichlich merkwürdig.


@ martin, mit solchen gedanken ging es bei mir auch los. auch wenn das eher in richtung meine erziehung ging. meine meinung zu deinen fragen kannst du oben finden. wenn du mehr wissen willst google doch mal "anti pädagogik", "schwarze pädagogik" u.ä.
du findest dazu einiges im web.

sehr lang geworden

lg

calzino
babuschka
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Registriert: 24. Jan 2008, 11:34

Re: depressive Mutter sucht Hilfe

Beitrag von babuschka »

Ihr Lieben!
Ich danke euch ganz herzlich. Eure Beiträge machen mir Mut.
Mehr als das. Es zeigt mir, das ich wohl auf dem richtigen Weg bin.
Mir fällt es sehr schwer zu akzeptieren, das ich Depressionen habe. Nicht leistungsfähig zu sein, nicht alle Fäden in der Hand zu haben, meinen Mann nicht entlasten zu können sondern eher noch zu be-lasten.
Seit ich 19 bin habe ich immer wieder Depressionen. Wobei ich es selber (und auch sonst keiner) so gesehen habe. Aber rückblickend kein Zweifel. Mitte der 90er hab ich schon mal Antidepressiva genommen und es dann wieder allein versucht. Ich bin ein Kämpfer. Schöne Sache, aber ich mache so lange weiter bis wirklich nix mehr geht. Stärke kann eben manchmal auch eine Schwäche sein.
Nach der Geburt meiner Tochter habe ich mich voll in die Mutter Chose reingehängt. Alle Kraft reingepowert. Ergebnis: Meine Tochter ist ein tolles Mädchen! Auch mein Sohn ist ein klasse. Aber eben zu dem Preis, das ich 2006 völlig auf dem Zahnfleisch ging. Dann Kur.
Danach ging es etwas besser. Medkikamente abgesetzt. Privat Veränderungen. Und los ging es wieder. Seit März letzten Jahres hing ich mehr oder weniger ständig drin. Warum ich keine Medikamente genommen habe? Weil ich das doch auch so schaffe (lach). Ende letzen Jahres dann die Entscheidung: ich schaffe es nicht ohne. Für mich zu dem zeitpunkt keine Erleichterung sondern Mißerfolgeingeständnis, ich der Looser.
Die Medikamente wirken seit ein paar Wochen. Haber aber immer noch arge Schwankungen.
Mein Mann und ich haben beschlossen endlich zu akzeptieren, das ich eine Krankheit habe, die einfach wieder weg geht und auch trotz all meines Kampfgeistes nicht allein (ohne medikamente) zu schaffen ist.
Ich habe mit meiner Tochter gesprochen und ihr erklärt, das ich krank bin. Das Gespräch lief gut und sie macht es echt toll. Aber für mich ist es als wenn ich aufwache. Erkenne, was für eine Mutter ich in den letzten Jahren war. Dabei seh ich natürlich vorrangig meine schlechten Seiten und nicht, was ich trotzdem alles gut gemacht habe.
Aber das schlechte Gewissen ist im Moment wirklich ausgeprägt. Und die Frage wie es jetzt weitergeht. Wir müssen uns als Familie, als Paar und ich als Mutter neu definieren bzw. finden. Gar nicht so einfach.

Dafür "brauche" ich eure Rückmeldung. Zu sehen, das es euch genauso geht (in Variationen). Und das es richtig ist zu aktzeptieren: ich habe Depressionen. Verhalte dich entsprechend.

Danke


Aus hässlichen Wunden können schöne Narben werden.
Wander
Beiträge: 295
Registriert: 16. Jan 2008, 14:43

Re: depressive Mutter sucht Hilfe

Beitrag von Wander »

Hallo Calzino, wie auch bei Martin halte ich deine Ansicht zu verharmlosend, denn Alkoholismus und Depressionen gehören zum Glück nicht zur Normalität, wenn auch zum Leben, sondern sind Krankheiten, und Kinder können nicht damit umgehen, denn sie sind keine Fachleute. Kinder lieben ihre Eltern und können mit trockenen Alkoholikern und mit behandelten und deshalb nicht so extremen Depressiven bestimmt wunderbar umgehen, aber in der akuten Krankheit ist dies eine Überforderung für sie.

Mein Sohn hat eine depressive Mutter, das ist nun mal so, aber er und ich haben alle Hilfestellungen von Gesunden, damit er dennoch die normalen und emotionalen Reaktionen in all ihrer Vielfalt erlebt und lernt. Denn die depressiven Emotionen sind ja einerseits maßlos und andererseits verarmt während der depressiven Phasen.

Denn es ist auch einfach unlogisch, zu glauben, dass die kranken Emotionen, die für uns selber als Kranke so stark und leidvoll und so aus der Bahn werfend und unerträglich sind, obwohl wir erwachsen sind, bei unseren Kindern harmloser als "naja, zur Welt gehört auch Negatives" ankommen. Nein, da müssen wir aufpassen. Ein Wochenendpapa ist da auch nochmal weniger belastet als ich als "Immer-Da-Mama" und Hauptbezugsperson.

Ich hatte übrigens eine schöne Kindheit und eine schlimme Jugendzeit, als meine Mutter depressiv wurde. Dadurch hatte ich schon die Stabilität der Kindheit, zum Glück. Aber es war noch schlimm genug.

Du fragst mich, ob ich meinem Sohn Gefühle zeige. Das ist eine wichtige Frage. Da ich ja als Depressive auch in dem Punkt mit innerer Gefühlstaubheit Erfahrungen habe und außerdem eben weiss, dass meine Wahrnehmungen der Emotionalität in Depressionsphasen keine gesunde ist, hilft mir mein Mann ganz viel als Korrektiv.
Wenn er mir sagt und darunter leidet, dass er merkt, dass ich anfange, mich übermäßig zurückzuziehen und abweisend zu werden, ist das für mich ein Warnsignal. Und ich merke natürlich auch selber die zunehmende Trostlosigkeit und Grübelei in mir. Mit Sicherheit hat das meinen Sohn auch betroffen, aber zum Glück nur kurzfristig, denn seit er da ist, habe ich darauf immer sofort mit Medis reagiert.

Und wir lachen und schmusen viel miteinander und bekommen eine liebevolle warme Beziehung von allen Seiten auch rückgemeldet. Was mir aus Schwäche bei meinem Sportler-Sohn an Aktivität nicht möglich ist, übernimmt mein Mann, dafür ich z.B. Musik.

Das halte ich aber bei uns Depressiven auch für notwendig, Nahestehende als Emotionen-Korrektiv zu bitten. Eine Krankheit, die Wahrnehmung, Erleben und Handeln verändert, braucht auch Hilfe in Form von gesunden Nahestehenden, die mir mein Verhalten rückspiegeln. Ohne dass mein Mann mein Seelenmülleimer ist. Er ist ja mein Mann, nicht mein Therapeut oder Seelsorger, auch ganz wichtig. Dafür sind übrigens Kinder erst recht nicht da, ganz wichtig.

Wir gelten als sehr warme und gastliche Familie und bekommen viel und gerne von Seiten der Besucher Besuch. Auch das ist mir ein Korrektiv.

Hallo Babuschka, ich finde, dass du dir als Mutter sehr verantwortlich Gedanken machst, das ist so gut für deine Kinder. Alles Gute!

Lieber Gruß und Allen einen guten Wochenanfang! Düne
cybolon
Beiträge: 2154
Registriert: 10. Dez 2007, 19:55
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Re: depressive Mutter sucht Hilfe

Beitrag von cybolon »

Hallo Calzino,

sich nicht liebenswert zu fühlen, in depressiven Phasen, ist ziemlich verbreitet!
Jedenfalls habe ich das hier in vielen Beiträgen immerwieder auftauchen sehen.
Hat also nix mit "Anspruch" zu tun.

Inzwischen habe ich, durch die bedingungslose Liebe meiner Tochter auch kaum noch solche Andwandlungen.

"du wirst sehr überrascht sein, wieviel deine tochter über depressionen weiß."

Ja, da hast Du Recht! Ich war überrascht. Sie wusste verdammt viel darüber, als wir uns unterhielten. Auch zeigt sie großes Verständnis, wenn ich mich mal zurückziehe.
Sie ist mir gegenüber einfühlsam und rücksichtsvoll. Das hilft mir sehr!

Liebe Grüße
cybolon
schokominza
Beiträge: 2
Registriert: 29. Jan 2008, 20:40

Re: depressive Mutter sucht Hilfe

Beitrag von schokominza »

hallo!

ich bin auch neu hier und sehr dankbar, dass es das Netz gibt und auch über Eure "Mütter"-Beiträge. ich habe jetzt ein Buch über Depressionen gelesen, bin in Therapie und habe mich leider schon viel mit meiner Depresion beschäftigen müssen. Was mir aber fehlt, ist der Austausch mit Müttern. Was tun, wenn man kleine Kinder hat(meine sind 2 und 4)? Diese Frage meine ich auch rein praktisch. Ich habe zwar das Glück, Angehörige in der Nähe zu haben, die auch spontan schnell da sein können, aber wie "organisiert" ihr Mütter das, wenn ihr ganz schlechte Tage habt? oder am Schlimmsten sind die Morgende, an denen man gar nicht richtig weiss, ob der Tag gut oder schlecht wird und man Unterstützung bräuchte. Ich sehe immer nur glückliche Mütter, die zwar bischen jammern aber niemand fällt natürlich mit der Tür ins Haus und sagt, er hätte Depressionen. Dabei bräuchte ich so dringend mal den Austausch mit einer Mutter. zum Thema, was die Kinder mitbekommen, ist meine Meinung, dass sie schon viel kapieren und Offenheit deshalb am Wichtigsten ist. nicht dass ich den Kleinen erkläre, was eine Depression ist, aber mich nicht zu sehr verstecke. manchmal "trösten" sie mich sogar, was mich dann rühren kann und ich endlich "Gefühle" spüre. aber oft nutzen sie die Situation aus und versuchen, mir "auf dem Kopf herumzutanzen". inzwischen maqche ich mir aber zum Glück nicht mehr so viele Schuldgefühle, ich würde sie mit meiner Depression "anstecken", sondern spüre, dass das Wichtigste ist, den Kindern zu vermitteln, dass man sie liebt und schätzt.
vielleicht könnt ihr Mütter und natürlich auch Väter Euch noch mehr mitteilen.
Danke!
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