Sertralin

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tallgirl
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Registriert: 25. Jul 2005, 07:46

Sertralin

Beitrag von tallgirl »

Hallo zusammen,

hat jemand Erfahrung mit Sertralin. Ich nehme das Medikament jetzt seit einer Woche und werde davon sehr nervös. Ich kann nicht mehr still sitzen und habe einen wahnsinnigen Druck (nervöser Druck) im Magen.
Da ich heute Abend die Mengen verdoppeln soll bin ich nicht ganz sicher, ob diese Nebenwirkungen auch schlimmer werden.

Kann mir jemand von seinen Erfahrungen berichten?

Danke für Eure Hilfe.
Liebe Grüße



Angie



Du kannst die Wellen nicht stoppen. Du kannst nur lernen, auf ihnen zu reiten.
Ida08
Beiträge: 157
Registriert: 23. Jan 2008, 14:39

Re: Sertralin

Beitrag von Ida08 »

Liebe Angie,

ich bin als Beitragende neu in diesem Forum und habe mich nach der Lektüre Deines Postings dazu entschlossen, nicht nur mitzulesen, sondern (zumindest in diesem Fall) auch einmal zu schreiben - denn nach Infos zu diesem Medikament habe ich schon lange gesucht! Es ist ein schönes Gefühl, dass ich es nicht allein nehme.

Ich habe die Medikation vor ca. sieben Wochen mit 50 mg pro Tag begonnen. Der positive Effekt von Sertralin ist bei mir, dass ich Angst, Verzweiflung und Niedergeschlagenheit nicht mehr richitg empfinden kann (habe lediglich eine Art blasse Erinnerung an diese Gefühle). Meine Stimmung ist also stabil, jedoch hat das Medikament keinerlei positive Auswirkung auf meinen Antrieb. Lediglich Arbeitstermine locken mich aus der Wohnung - sonst liege ich im Bett. Früher habe ich dabei geweint, jetzt fühle ich mich eher leer. Meine Empfindungen sind nach unten hin also "blockiert".

An Nebenwirkungen habe ich innere Unruhe, ein nervöses Kribbeln im Magen, daher Appetitlosigkeit, eine flache Atmung und Einschlafprobleme beobachtet. Zudem verstärktes Schwitzen und ein ewig trockener Mund. Aber: Die Nebenwirkungen sind nach Auftreten innerhalb der ersten zwei Wochen langsam zurückgegangen. Die Medikation ist mittlerweile auf 100 mg erhöht, und ich spüre noch eine latente Unruhe und ein flaues Gefühl in der Magengegend. Alles in Allem mehr als ertragbar.

Was mich allerdings stört ist mein gelöschter Antrieb. Während ich vor der Medikation wenigstens ab und zu zum Sport oder einkaufen gegangen bin (habe mich quasi selbst an die Hand genommen, denn der Leidensdruck war sehr präsent), verfalle ich mit dem Medikament tendenziell einer "ist-alles-egal"-Haltung, sodass auch meine Restaktivität eingeschlafen ist. Und dies ist, wie ich meine, nicht in meinem Sinne.

Der behandelnde Psychiater hingegen ist mit der Wirkung des Ads sehr zufrieden und meint, dass mit einer erneuten Dosiserhöhung (dann 150 mg) auch mein Antrieb angekurbelt werde. Ein anderes Ad möchte er mir nicht verschreiben, da diese, so der Arzt, teils fiese Nebenwirkungen haben. Ich nehme an, dass er mich vor allem vor einer Gewichtszunahme schützen möchte, da mein Verhältnis zu meinem Körper lange Zeit sehr problematisch war. Und es wäre wenig hilfreich, wenn eine Wunde versorgt würde, hingegen eine andere wieder aufreißt.

So, liebe Angie, das kann ich Dir berichten. Ich bin darauf gespannt, wie Du mit dem Sertralin weiter klarkommst und würde mich freuen, wieder von Dir zu hören.

Alle guten Wünsche
Ida
BeAk

Re: Sertralin

Beitrag von BeAk »

Liebe Angelika,

Sertralin ist ein aktivierendes Medikament. Ich habe es immer Morgens eingenommen.

Es hat mir seher gut geholfen.
Ja es führt zu Nervosität als Anfangsnebenwirkung, aber die läßt nach ca. 2 Wochen nach.

Wenn Du dich aber mit der jetzigen Dosis bereits sehr nervös fühlst, warte doch mit der Dosissteigerung.
samtschnaeuzelchen
Beiträge: 2
Registriert: 6. Jan 2008, 22:24

Re: Sertralin

Beitrag von samtschnaeuzelchen »

Liebe Angelika,
wenn das Sertralin in der Anfangsphase Unruhe verursacht, macht es Sinn, etwas zur Beruhigung dazuzunehmen.

Ich hatte das Problem auch,
habe dann in den ersten 3 Wochen bei Bedarf 15 mg Truxal dazugenommen,
ist verschreibungspflichtig.

Autofahren o.ä. kannst du damit aber nicht.

Es hilft aber über die Einschleichphase gut hinweg bzw. war das bei mir so.
Wenn du aber jetzt schon so unruhig bist,
würde ich mit deinem behandelnden Arzt/Ärztin absprechen, ob die Dosissteigerung evtl. auch langsamer erfolgen könnte.

Herzliche Grüße,
samtschnaeuzelchen
Angelika schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> hat jemand Erfahrung mit Sertralin. Ich nehme das Medikament jetzt seit einer Woche und werde davon sehr nervös. Ich kann nicht mehr still sitzen und habe einen wahnsinnigen Druck (nervöser Druck) im Magen.
> Da ich heute Abend die Mengen verdoppeln soll bin ich nicht ganz sicher, ob diese Nebenwirkungen auch schlimmer werden.
>
> Kann mir jemand von seinen Erfahrungen berichten?
>
> Danke für Eure Hilfe.
tallgirl
Beiträge: 340
Registriert: 25. Jul 2005, 07:46

Re: Sertralin

Beitrag von tallgirl »

Hallo zusammen,

danke für die Antworten, ich bin wirklich froh dass ich nicht allein mit meinen Problemen bin.
Ich habe gestern Abend noch mit meinem Psychologen gesprochen und er hat mir empfohlen die Tabletten nicht mehr zu nehmen. Er ist der Meinung, dass solche nervösen Zuständen nach so kurzer Zeit und bei so geringer Dosierung nicht machbar sind. Ich habe gestern einmal überlegt, welche Tabletten ich schon mit einer antriebssteigernden Wirkung genommen habe und welche Nebenwirkungen dabei auftraten. Es scheint wirklich so zu sein, dass ich diese Medikamente nicht vertrage. Ich habe sie nie über einen längeren Zeitraum genommen.
Mein Psychologe hat mir noch eine Therapie mit Lithium vorgeschlagen, dass müsste allerdings sehr konsequent über einen sehr langen Zeitraum eingenommen werden. Ich habe mich im Internet ein bisschen schlau gemacht und die Nebenwirkungen haben mich sehr erschreckt.
Ich muss heute nach der Arbeit zu meinem Arzt um die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Mir geht es schon eine ganze Zeit nicht gut und ich weiß nicht , wie viel Kraft ich noch habe dass ganze weiter durchzustehen. Ich möchte einfach im Moment nur Medikamente haben, die mich in die Lage versetzen nicht mehr denken zu müssen und nichts mehr fühlen zu können.
Ich habe vor 3 Monaten einen neuen Job angenommen aber ich glaube, dass ich den verlieren werde, schon aufgrund der Tatsache, dass ich mich nicht konzentrieren kann und viele Fehler mache. Wie soll das nur weitergehen…wie soll ich das erklären?
Liebe Grüße



Angie



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fb1980
Beiträge: 5
Registriert: 19. Jan 2008, 18:44

Re: Sertralin

Beitrag von fb1980 »

Hallo liebe Leidensgenossen,

ich nehme seit ca. 4 Jahren Sertralin in einer Dosis von 50-100mg täglich. Teilweise habe ich auch Sulpirid dazu bekommen.

Es ist sehr interessant, was Ihr so alles berichtet habt. Bei mir konnte ich auch eine teils sehr starke Unruhe feststellen, die sich aber nie wirklich gegeben hat. Daher auch das Sulpirid.
Außerdem stelle ich immer wieder ein beklemmendes Gefühl in der Brustgegend fest, das mit Atembeschwerden (flache Atmung, Probleme beim Durchatmen) einherging. Ich habe dazu leider nur sehr schlechte Informationen von meinem Arzt bekommen.
Auf der positiven Seite ist zu vermerken, dass mein Antrieb sich erhöht hat und ich keine wirklich tiefen Depressionen mehr bekommen habe.

Daher habe auch ich ein paar Fragen: Kann es sein, dass die Nebenwirkungen nur in einem bestimmten Dosisbereich auftreten und eine höhre Dosis evtl. abhilfe schafft? Welche Kombinationen sind Euch bekannt, die die Unruhe bremsen? Sind diese Kombinationen nicht alle mit dem Nachteil verbunden, dass der gesteigerte Antrieb wieder verschwindet?

Viele liebe Grüße, Jan.
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Sertralin

Beitrag von triste »

Hallo Angie,

zunächst habe ich mal eine Frage: wieso besprichst Du mit Deinem Psychologen medikamentöse Probleme? Oder hat er zusätzlich zur Psychotherapie auch eine medizinische Ausbildung? Du solltest die medikamentöse Behandlung nur mit einem Facharzt besprechen!

Zu der von Dir beschriebenen Unruhe: das ist eine typische Nebenwirkung von Sertralin (Zoloft). Ich hatte sie auch. Bei mir ist das eingetreten, was der Normalfall ist, nämlich dass diese Nebenwirkung nach 1-2 Wochen nachlässt. Mir war auch übel, z.B., auch das ging weg.
Die Unruhe ist ein Problem, das auch bei mir oft vorkam bei der Einnahme von SSRI. Um über die Anfangszeit zu kommen, gibt es eine Menge Möglichkeiten. Eine davon praktiziere ich bis heute: ich nehme ein 2. AD in kleiner Menge zusätzlich, und zwar Mirtazapin (Remergil). Das ist ein beruhigendes AD, das die Unruhe deckelt und Dich schlafen lässt. Das richtige Procedere ist hier:
Morgens das antriebssteigernde AD nehmen (Sertralin), abends vorm Schlafengehen das beruhigende AD oder Medikament.
Letzteres kann man dann nach 14 Tagen wieder langsam ausschleichen, wenn die Unruhe nachgelassen hat.
Ausserdem ist wichtig zu wissen, dass man ein neues Medikament nur sehr langsam einschleichen sollte, wenn man sensibel darauf reagiert. Manchmal macht es trotzdem keinen Sinn, es weiter zu nehmen, dann muss man es mit einem anderen versuchen. Aber man sollte es zunächst versuchen, einfach weil jeder neue Versuch frustrierend ist und Zeit kostet.
Insofern weiß ich nicht, ob es klug ist, das Sertralin sofort wieder abzusetzen, Du könntest es zunächst mit der Beibehaltung einer kleinen Dosis versuchen oder mit einer zusätzlichen beruhigenden Medikation. Wichtig scheint mir im Moment, dass Du stabil wirst und nicht in Panik verfällst über diese ganzen Medikamenten-Experimente.
Und bitte: nicht mit Psychologen über Pharmakotherapie reden!
Wie gesagt: ich habe mich auch zwingen müssen, durchzuhalten und mir hat das Sertralin sehr gut geholfen! (Das gilt natürlich nur für die ersten 2 Wochen, niemand soll länger als 3 Wochen starke NW aushalten müssen).

Viel Glück!
Virginia
Ida08
Beiträge: 157
Registriert: 23. Jan 2008, 14:39

Re: Sertralin

Beitrag von Ida08 »

Hallo zusammen!

@Virginia: Genau diese Medikamentenkombi nehme ich seit gestern. Da ich unter Schlafstörungen leide (vor allem Einschlafprobleme) und das Sertralin mich innerlich unruhig werden lässt, hat der Psychiater mir Mirtazapin in einer Minimaldosis von 7,5 mg verschrieben - Einnahme natürlich am Abend. Da ich große Angst vor einer Gewichtszunahme habe (Essstörung ist mühsam überwunden), musste ich mich gestern zur Einnahme regelrecht zwingen. Meine Hoffnung ist, dass aufgrund der geringen Dosis mein Gewicht nicht nach oben geht. Würdest Du mir verraten, wie es Dir mit dem Mirtazapin gewichtsmäßig ergangen ist - und in welcher Dosis nimmst Du es?

Ich nehme voll Neid zur Kenntnis, dass Ihr alle eine Antriebssteigerung durch das Sertralin erfahren habt - gibt es auch jemanden, dem es wie mir ergangen ist, also Stimmung stabil aber Antrieb auf Null trotz Sertralin? Mein Psychiater scheint nach wie vor mit der Wirkung von Sertralin zufrieden zu sein und meint, der Rest komme auch noch...

Einen lieben Gruß von Ida
tallgirl
Beiträge: 340
Registriert: 25. Jul 2005, 07:46

Re: Sertralin

Beitrag von tallgirl »

Danke für die Antworten. Mein behandelnder Psychologe ist gleichzeitig Facharzt, aus diesem Grund kann und darf er mir die Medikamente verschreiben. Leider habe ich immer noch nicht das für mich richtige Medikament gefunden. Mirtazapin habe ich jetzt über 4 Monate genommen. Das mit der Gewichtszunahme ist so eine Sache. Bei mir sind ungefähr 8kg bei drauf gekommen, ferner wurde ich durch dieses Medikament auch sehr aggressiv. Aus diesem Grund habe ich auch meinen Arzt gebeten oder besser gesagt gefragt, ob es nicht ein anderes Medikament gibt, welches die Gewichtsprobleme wieder ein wenig neutralisieren könnte. Ich habe Sertralin verschrieben bekommen, welches ich überhaupt nicht vertragen habe. Mein Arzt sagte mir gestern, dass so extreme Nebenwirkungen eher selten sind. Es war nicht nur die enorme Nervosität, die nicht mehr zum aushalten war sondern auch die Tatsache, dass ich meine Beine nicht mehr still halten konnte. Ich war permanent mit den Beinen am schlagen und wippen.
Jetzt habe ich Mianserin verschrieben bekommen. (Habe im Internet gelesen, dass es mit Mirtazapin vergleichbar ist) Seit heute morgen ist meine Nervosität wieder ein wenig gesunken und ich kann „normal“ denken. Meine Beine wippen noch aber dass klingt auch so langsam wieder ab.
Tja..und die Nebenwirkungen des Mianserin sind natürlich unter anderem mal wieder….verstärkter Appetit und Gewichtszunahme.

Es ist ein ewiger Kreislauf.
Liebe Grüße



Angie



Du kannst die Wellen nicht stoppen. Du kannst nur lernen, auf ihnen zu reiten.
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Sertralin

Beitrag von triste »

Hallo Ida,

leider ist Mirtazapin dafür bekannt, dass viele Patienten davon zunehmen...viele, nicht alle. Ich habe es mit 60 mg genommen und ziemlich zugenommen...momentan nehme ich nur noch 3,25 mg und halte mein Gewicht. Als Rat kann ich Dir nur mitgeben: kontrolliere Dein Gewicht von Anfang an und gib den Heisshungerattacken nicht nach. (Das habe ich nicht getan, weil ich es nach einer längeren Zeit der Appetitlosigkeit als sehr befriedigend empfand, wieder geniessen zu können).

Hallo Angie,

ah, ok, er ist auch Facharzt, das ist etwas anderes. Wenn ihr bereits ein anderes Medikament ausprobiert, dann ist ja gut.
Viel Erfolg!
V.
betina
Beiträge: 198
Registriert: 20. Mär 2003, 17:39

Re: Sertralin

Beitrag von betina »

Hallo, habe eben alle Artikel gelesen. Ich nehme seit ca. 7 Jahren Antidepressiva. War auch bei verschiedenen Psychatern/Neurologen. Habe viele Medis auch nicht vertragen. Ich kann aus Erfahrung sagen, daß es lange dauert (nicht immer), bis man das für sich passende Medikament gefunden hat. Alles was ich hier lese, habe ich schon durch. Inzwischen bin ich auch bei Sertralin angekommen und nehme es ca. 2 Jahre ohne Probleme. Ich denke, es ist einfach wichtig, das richtige zu finden, aber es ist auch sehr schwierig. Ich habe auch viele Nebenwirkungen bei den ADs gehabt (Überlkeit, Schwitzen, Gewichtszunahme bis zu 12 kg usw.)

Viele Grüße betina
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