"die Anderen"

Tina0510
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"die Anderen"

Beitrag von Tina0510 »

Hallo Zusammen,

war lang nicht hier, aber es "ging mal wieder nichts"...

Mein derzeitiges Hauptproblem sind meine Mitmenschen (resp. Familie) die nicht verstehen können, warum ich derzeit so bin, wie ich bin (antriebslos, einsiedlerisch, unzuverlässig aber wie soll ich das erklären, wenn ich selber nicht weis warum) und machen sich Sorgen, dass nun schon soooo lange (seit Oktober, für viele hier ein kurzer Zeitraum) die liebe Tina nicht arbeiten gehn kann.

Das führt dazu, dass sie versuchen mich zu "therapieren".

Mein Onkel bedrängt mich mich "Drohungen" mich aus dem Haus zu schleifen und Spazieren zu gehn. Zitat "dir muss man nur mal richtig in Hintern treten, dass hilft besser als die Drogen" (Anm: mit Drogen meint er meine Antidepressiva)

Meine Cousine steht jeden 2. oder 3. Tagen mit ihren Kids (6 Monate und 3 Jahre) auf nen Kaffee vor der Tür. OK ist ganz nett, aber auch anstrengend.

Ganz schlimm ist meine Mutter... täglich minimum 2 Anrufe wie es mir geht, ein "langer" Besuch am Tag natürlich auch. Dann kocht sie für mich, versucht mich zu Hausarbeit zu überreden (nein, ich lebe nicht im Chaos) und "bespasst" mich, damit Kind nicht so alleine ist.
Zudem noch spontane Besuche auf nen Kaffee, wenn sie an meinem Haus vorbei fährt und grade Zeit hat.
Meine Mutter denkt für mich mit... Müll rausstellen, Geburtstage, Termine sie erinnert mich an alles.
Sie entwickelt neue Interessen wie z.B. Internet, damit ich es ihr erklären kann.

Meine Thera hat mir beim letzten Termin sogar eine Notiz mitgegeben "Tina braucht zur Gesundung vorallem Zeit und Ruhe"

Aber irgendwie zieht das nicht.
Und um klipp und klar zu sagen, dass ich sie nicht sehen will oder zumindest nicht jeden Tag, fehlt mir die Kraft. Und wenn ich es versuche habe ich ein schlechtes Gewissen, weil sie doch alle um mich besorgt sind und ich mir undankbar vorkomme.

Netterweise hat mein Mutter sich nun ein Buch besorgt für Angehörige von Depressiven. Und was steht da drin...:
Die Angehörigen sollten den Depressiven unterstützen. (da steht aber auch, dass man den Erkrankten nicht bedrängen soll, aber das liest ja keiner)

Kurzum... je mehr sie mir helfen, desto mehr ziehe ich mich zurück. Teilweise bekomme ich sogar Fieber oder Mirgräne wenn irgendweilche Forderungen an mich gestellt werden.

Meine Thera meint, für eine Reha sei ich noch nicht bereit. Aber ich sehne mich fast schon danach... nicht wegen der dortigen Theraphiemöglichkeiten, sondern um vor den Menschen zu flüchten die mir "helfen" wollen.


Klar ich sollte sagen "lasst mich in Ruhe" aber das kann ich nicht, weil ich dann die Menschen, die mir nahe stehn, verletzten könnte.
Gestern z.B. hab ich zu meiner Mutter gesagt, dass ich heute einen "mutterfreien" Tag möchte. Ihre Reaktion war Unverständnis/traurig und der Satz "dann ruf mich aber morgens an, wie es dir geht".. OK hab angerufen... und soll mich heute Mittag wieder melden und falls mir die Decke auf den Kopf fallen sollte bräuchte ich nur kurz bei ihr anrufen...

Einzig eine Freundin kann halbwegs verstehen wie es mir geht, was ich fühle/nicht fühle, da sie selber auch schon Depressionen hatte. Dummerweise lebt sie in der Schweiz und so bleiben uns nur Telefonate.


Ich fürchte ich werde wohl doch gewisse Grenzen ziehen müssen... nur WIE?


Uff nun gehts mir etwas besser, danke fürs frustablassen können
Grüßle

Tina
cybolon
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Re: "die Anderen"

Beitrag von cybolon »

Hallo Tina,

es ist wirklich nicht leicht aber Du wirst nicht drumherum kommen, es Deiner Mutter direkt zu sagen.
Allerdings kannst Du dafür einen passenden Rahmen schaffen!
Vielleicht rufst Du sie an und sagst ihr, daß Du vorbeikommen willst, um etwas Wichtiges mit ihr zu besprechen. Dann fährst Du hin, schenkst ihr eine Schachtel "Merci" und setzt Dich gemütlich mit ihr an den Kaffeetisch.
Das ist der richtige Moment, ihr zu sagen, daß Du sie liebst und daß Du es zu schätzen weißt, was sie alles für Dich tut.
Sag ihr aber auch, daß Du Dich zur Zeit überlastet fühlst und daher mehr Abstand brauchst.
Sollte es Dir zu schwer fallen, kannst Du auch alles in einen Brief schreiben, den Du ihr dann gibst, bevor Du wieder gehst.

Der Vorteil: Mit dem Brief in der Tasche hast Du sozusagen einen Trumpf im Ärmel, eine Stütze. Es kann gut sein, daß allein das Bewusstsein, diesen Brief dabeizuhaben, Dir die Kraft verleiht, ihn garnicht zu brauchen!

Für Wichtig halte ich beim Inhalt dieses Briefs, daß Du ihr ohne Umschweife schreibst, was Du brauchst. Das geht auch, ohne daß sie sich verletzt fühlen muss.

Das Gefühl, ihr nicht wehtun zu wollen, kann ich nachempfinden. Aber es geht um DICH!!!

Ich kann mir gut vorstellen, daß die "ÜberLiebe" Dich erdrückt und wünsche Dir die Erholung, die Du brauchst.

Liebe Grüße
vom
cybolon
Tina0510
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Re: "die Anderen"

Beitrag von Tina0510 »

Danke Cybolon!

Ich fühle mich nicht erdrückt sondern eher überfordert, von den Erwartungen die an mich gestellt werden bzgl Genesung...

Kein Tag wo nicht von irgendwem gefragt wird "und gehts besser?" oder "Wann wirst gesund sein"

Lt Thera bin ich auf dem richtigen Weg, habe öfters mal gute Tage aber eben auch noch immer die Megaschlechten.
Dummerweise sind die guten Tage für die "Anderen" normal und somit nichts besonderes, nur die schlechten Tage fallen auf, weil ich dann eben anders bin als früher.

Meine Mutter ist ein Spezialfall. Durch den Tod meines Vaters vor 2 Jahren fehlt ihr was, dass sie nun vermutlich durch bemuttern wohl wieder auffüllt.
Denke ich und meine Depression nutzt sie (unterbewusst) als Theraphie für sich... sie wir gebraucht.
Und grade das macht es mir so unsagbar schwer mich abzugrenzen, weil ich weis sie hat nur noch mich und SIE mich eben auch braucht.

Werd morgen mit meiner Therapheutin nochmal darüber reden, da ich echt ein riesen Problem damit habe ihr gegenüber meine Bedürfnisse klar zu definieren.

der Brief ist eine klasse Idee, werd mich nun mal hinsetzen und schreiben.
Grüßle

Tina
cybolon
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Re: "die Anderen"

Beitrag von cybolon »

Hallo Tina,

ich finde es gut, daß Du das mit Deiner Thera nochmal abklärst.
Bedenke bei diesen Überlegungen aber auch, daß Du Deiner Mutter mehr "nützt", wenn Du Dich auf sie freuen kannst. Dafür brauchst Du offensichtlich aber einen Abstand.

Ich denke da an die Stachelschweine von Schopenhauer, die sich ganz dicht aneinander drängten, weil es kalt war.
Dabei stachen sie sich gegenseitig.
So gingen sie wieder auseinander.
Das wiederholten sie so lange, bis sie einen Abstand fanden, in welchem sie einander wärmen konnten, ohne sich zu stechen...

*Feste Daumendrück*
cybolon
hey
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Re: "die Anderen"

Beitrag von hey »

Hallo Tina,

ich möchte mich einfach auch noch mal bei Dir melden und Dir alles Liebe und Gute und viel Kraft und Energie wünschen.
Ich hatte mich länger nicht im KND gemeldet, weil es mir eine Zeit lang ziemlich mies ging. Inzwischen geht es seit ein paar Tagen besser.

Ich kenne die Dinge, die Du beschreibst: z.B. Ich kann doch nicht einer geliebten Person sagen, dass ich im Augenblick lieber allein bin. Die hilft mir doch immer; sie wird sich verletzt und zurückgestossen fühlen, ist evtl. sogar beleidigt und bricht den Kontakt ab.
Ich glaube, dass dies ein typisches depressives Verhalten ist. Bevor man ein Gespräch führt, malt man sich zuallererst aus, was alles negatives passieren kann. Dabei denkt man nicht an sich selbst, sondern nur an die anderen Personen. Man gibt sich schon vor dem Gespräch den Schwarzen Peter für das, was schief gehen könnte. Dabei denkt man sich mit seinen negativen und depressiven Gefühlen in den anderen hinein, sodass allein schon dadurch kein positives Ergebnis zu erwarten ist.

Ich glaube genau wie Horst, dass du das Gespräch mit Deiner Mutter, aber auch mit Deinen Verweandten suchen solltest. Der Vorschlag von Horst, die Mutter zu besuchen, finde ich gut. Denn damit hast die Initiative und kannst Dein Anliegen vorbringen. Du bist damit nicht die reagierende, sondern die agierende Person. Wie ein solches Gespräch geführt werden kann, könntest Du mit Deinem Therapeuten besprechen.

Ich glaube, wenn Du Deiner Mutter klar machen kannst, wie wichtig Dir es zur Zeit ist, allein zu sein, wird sie das akzeptieren. Du kannst Ihr ja auch den Vorschlag machen, du meldest Dich bei Ihr, wenn Du dazu in der Lage bist.

Ein gute Gelingen für die nächsten Tage wünsche ich Dir

Liebe Grüße Heiner
CJ43
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Re: "die Anderen"

Beitrag von CJ43 »

Hallo Tina!
Ich schließe mich erstmal allem an, was meine Vorredner schon gesagt haben.
Und wenn du per Brief und Gespräch mit deiner Mutter etwas klären willst, dann würde ich das Thema: "Schuldgefühle" mit aufgreifen. Vermutlich spielen solche Gefühle bei deiner Mutter eine Rolle, und wenn man sie ihr ein bischen nimmt, kann sie eventuell leichter von ihrem Aktionismus ablassen. (Geht natürlich nur, wenn du sie nicht für die Verursacherin deiner Probleme hältst)
Außerdem scheint das gutgemeinte Kümmern den Druck auf dich zu verstärken, das würde ich ihr auch klarmachen. Dass sie damit das Gegenteil produzieren könnte von dem, was sie will: das es dir besser geht.
Und zuletzt: "Willst du was gelten, mach dich selten!" Nur wer fehlt kann auch vermisst werden! Das gilt auch für besorgte Mütter!

Na, ich wünsch dir viel Glück!
Liebe Grüße,
Constanze
Tina0510
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Re: "die Anderen"

Beitrag von Tina0510 »

Erstmal Danke an Euch, Ihr helft mir mehr als Ihr Euch vorstellen könnt, alleine dadurch, dass Ihr mich zu verstehen scheint!


@ Horst
Werde heute mit There einen "Schlachtplan" besprechen.
Die Parabel mit den Stachelscheinen ist super die werde ich wohl einsetzen.


@ Heiner
schön, dass es dir derzeit besser geht. ich kenne diese miesen Phasen leider nur zu gut und kann es nachfühlen.
An guten Tagen versuche ich immer etwas Sinnvolles (z.B. bisschen Hausarbeit) und viel Angenehmes (Spazieren gehn, Buch lesen, computern, Freunde besuchen) zu machen. Aber mich auch ja nicht zu überfordern.

>>z.B. Ich kann doch nicht einer geliebten Person sagen, dass ich im Augenblick lieber allein bin. Die hilft mir doch immer; sie wird sich verletzt und zurückgestossen fühlen, ist evtl. sogar beleidigt und bricht den Kontakt ab. <<
Genau dieser Satz trifft meine Befürchtungen.
Sie helfen, sie sorgen sich, sie lieben mich und ich undankbares Wesen will nur meine Ruhe haben...
Somit drehe ich mich derzeit im Kreis.
Derzeit drehen sich meine Gedanken nur darum, obwohl es noch viele andere Probleme in meinem Leben gibt auf die ich mich aber jetzt nicht kümmern kann, weil Kopf voll.


@ Constanze

>>Und wenn du per Brief und Gespräch mit deiner Mutter etwas klären willst, dann würde ich das Thema: "Schuldgefühle" mit aufgreifen. Vermutlich spielen solche Gefühle bei deiner Mutter eine Rolle, und wenn man sie ihr ein bischen nimmt, kann sie eventuell leichter von ihrem Aktionismus ablassen. (Geht natürlich nur, wenn du sie nicht für die Verursacherin deiner Probleme hältst)<<
Nein, meine Mutter ist nicht die Verursacherin meiner Probleme, sie ist im Moment nur eines, dass DURCH meine Depression entstanden ist, wenn du verstehst was ich meine...

Schuldgefühle... ob meine Mutter welche hat, weis ich nicht. Wir verstehen uns schon immer sehr gut, haben auch früher öfter was zusammen gemacht und auch während meiner Beziehung war sie so 2-3 Mal die Woche bei uns. Aber damals hielt sie sich raus. War eben Besuch und nicht mütterliche Hilfsorganisation.

Ihr Aktionismus ist das genaue Gegenteil von dem was ich zustande bring. Für mich sind 2 kleine erledigte Dinge/Tag ein Erfolg.
Heute z.b. zur Thera gehn und Einkaufen, ist das erledigt bin ich sicher wieder platt.
Sie wiederum ist den ganzen Tag in Action. Sie versteht nicht das es kein "nicht wollen" bei mir sondern ein "nicht können" ist.

>>Außerdem scheint das gutgemeinte Kümmern den Druck auf dich zu verstärken<<
Stimmt! Weil es mir sehr oft aufzeigt, was ich alles NICHT schaffe und mich somit wieder als Versager fühle. Oft frage ich mich dann auch wann endlich es besser wird und das ist contraproduktiv.



Ich finde mich einfach oft in der Situation mich Erklären zu müssen, rechtzufertigen WARUM ich krank bin und das kann ich nicht, weil ich es selber nicht weis.
Meine Thera gab mir mal den Vergleich zu nem Beinbruch mit auf den Weg... da würde auch keiner erwarten Auto zu fahren oder die Treppe runter zu humpeln um Wäsche zu waschen.
Als ich diese Beispiel meiner Familie nannte kam prompt die Aussage "Aber da weis man in etwa wie lange es dauert"

Tja ICH bin fast soweit, dass ich akzeptiert habe, dass es eben solange dauert wie es dauert, dass ICH nicht schuld habe krank zu sein und vorallem dass ich eben KRANK BIN.
Vermutlich werde ich noch lange meine Tablettchen brauchen, vielleicht mein Leben lang und das es möglicherweise nach guten Phasen wieder depressive Episoden geben kann.

Aber wie erklärt man das Menschen, die (gottseidank)noch nie depressiv waren?
Die nicht wissen, was in einem vorgeht, wenn man sich selber nicht versteht?
Die keine Ahnung haben wie es ist sich nicht wirklich freuen, trauern oder sonstige Gefühle empfinden zu können?
Die meinen, dass wenn schon Antis geschluckt werden es promt wieder "gut sein" müsste und wenn dem nicht so ist das Zeug eben nichts bringt?
Die nicht sehen, dass ich kleine Schritte in die richtige Richtung mache, weil es für sie NORMAL ist im leben zu stehn und daran teilhaben zu können?
Grüßle

Tina
cybolon
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Re: "die Anderen"

Beitrag von cybolon »

Hallo Tina,

"Ich finde mich einfach oft in der Situation mich Erklären zu müssen, rechtzufertigen WARUM ich krank bin..."

Eigentlich tut es mir ganz gut, mit den "Gesunden" darüber zu sprechen. Mein bester Freund passt jetzt auch mehr auf sich auf, das mit mir hat ihn ganzschön geschockt.
Er achtet jetzt darauf, nicht an zuvielen Fronten gleichzeitig zu kämpfen und auch mal NEIN zu sagen.
Nur: Rechtfertigen sollten wir uns nicht müssen!!!

Mir tut es übrigens recht gut, daß ich mich seit der Klinik immer Mal wieder mit ein paar Depressiven treffe.
Denn, wenn wir unter uns sind, habe ich nicht immer dieses Gefühl: "Ja, ja, jetzt lachen wir alle und morgen geht es Euch gut. Und ich..."
Vielmehr weiß ich, daß sie genauso fühlen und denken, wie ich.
Deshalb tut mir dieses Forum ja auch so gut!

"Tja ICH bin fast soweit, dass ich akzeptiert habe... dauert... nicht schuld... eben KRANK BIN."

Auch ich bin in der Phase des Akzeptierens der Krankheit aber ich wünsche sie in Wahrheit auf den Mond.

Übrigens: Eben gerade höre ich den Song "Take the long way home" von Supertramp

*Powerbonbon 'rüberwerf*
cybolon
hey
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Re: "die Anderen"

Beitrag von hey »

Hallo Tina,

Zitat von Dir:
Stimmt! Weil es mir sehr oft aufzeigt, was ich alles NICHT schaffe und mich somit wieder als Versager fühle. Oft frage ich mich dann auch wann endlich es besser wird und das ist contraproduktiv.

Bitte fühl Dich nicht als Versager. Akzeptiere, dass Du krank bist und freu Dich über die kleinen Schritte, die Du schaffst.

Eine Anregung möchte ich Dir noch geben, die mir geholfen hat.
Ich habe irgendwann angefangen, gerade in den Phasen, in denen ich sehr nachdenklich-grüblerisch war (ich nenn das für mich immer Gehirn-Flippern), meine Gedanken aufzuschreiben. Ich habe mich an den PC gesetzt und einfach alles aufgeschrieben, was mir gerade durch den Kopf ging. Durch das Schreiben bist du etwas abgelenkt und du kannst später nachlesen, was du aufgeschriebebn hast. Wenn du deine Gedanken liest, kannst du "objektiver" darüber nachdenken und sie besser ordnen.

Ich wünsche dir alles Liebe und Gute!

Liebe Grüße Heiner
Tina0510
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Re: "die Anderen"

Beitrag von Tina0510 »

so zurück von Thera...

Also:
Ich soll egoistisch sein und mir kein schlechtes Gewissen machen wenn ich Andere auffordern muss meine Bedürfnisse zu akzeptieren.
Ich wahre dadurch schlicht meine Privatsphäre.

Sprich nötigenfalls soll meine Mutter eben eine Weile schmollen.
Die Stacheltiere fand Thera sehr passend.

Hab nun meine Mutter heute abend auf ein Glas Wein eingeladen um mit ihr Tacheles zu reden.
Noch hab ich den Mut dazu und lege mir Sätze zurecht und hoffe das dann auch, möglichst diplomatisch, an sie ranzubringen.

Für Cousine gab sie mir den Tipp auf den Weg zu sagen, sie möge einfach vorher kurz anrufen ehe sie kommt und sie auch mal "alleine" (ohne Kinder) einzuladen. Zudem soll ich diese Woche Cousine vor mir aus mal Besuchen. (Anm. meine Cousine und ich sind fast wie Geschwister aufgewachsen und verstehen uns super)

Und Leute wie meinen Onkel soll ich möglichst nicht zu überzeugen versuchen, dass Depression eine Krankheit ist, sondern schlicht sagen, dass ich nicht möchte das sich in mein Leben eingemischt wird.

Das Ganze wird vermutlich wieder Schrittchenweise umzusetzten sein, aber ich werd dran arbeiten.


@ Horst

Danke für das Powerbonbon *g*
Scheint irgendwie angekommen, fühle mich grade richtig beflügelt.

Das Sprechen mit "Gesunden" ist für mich wohl auch daher schwer, weil meine Kontakte derzeit recht minimiert sind. Neben Familie nur noch 2-3 Freundinnen. Ergo immer die gleichen Leute und immer nur Personen die sich Gedanken um mich machen.

Der Austausch mit Betroffenen ist für mich eigentlich auf hier im Forum beschränkt. Ich kenne real keinen der sich als Depressiv "geoutet" hat (ausser besagter Freundin in der Schweiz)
Hier in Forum bekomme ich auch keine "oh du Arme" oder "das wird schon wieder" zu hören sondern komuniziere mit Menschen die wissen was ich durchmache, die nachfühlen können und mich vorallem nicht bedrängen.
Die Tipps sind umsetzbar und nicht "nun mach schon"-lastig. DAS tut mir gut.
Es macht mir keiner nen Vorwurf, wenn ich tage- oder wochenlang nicht hier bin.

HIER muss ich nicht NEIN sagen, weil niemand mich unter Druck setzt.


@ Heiner

Ich bin ja schon in der Akzeptierphase, meist zumindest... nur wenn wieder jemand aufzählt WAS ich verpeilt/vergessen habe keimt das Versagen noch immer wieder mal auf.
Deine Idee meine Gedanken niederzuschreiben finde ich gut. So ne Art Gefühlstagebuch. Werde das bei Gelegenheit aufgreifen aber handschriftlich... am PC verzettel ich mich sonst zu sehr dabei meine Schreibfehler zu korrigieren.



Ich danke Euch allen für Eure Unterstüzung und Eure Gedanken, die Ihr Euch um MICH macht!
Grüßle

Tina
Data

Re: "die Anderen"

Beitrag von Data »

Hallo Tina,

nur schon beim Lesen deiner Schilderungen habe ich das Gefühl der Luftnot und des Erdrücktwerdens. Was du da beschreibst und erlebst, wäre für mich der absolute Albtraum, ich würde wohl heimlich wegziehen oder sowas... *grusel*

>> Meine Mutter ist ein Spezialfall. Durch den Tod meines Vaters vor 2 Jahren fehlt ihr was, dass sie nun vermutlich durch bemuttern wohl wieder auffüllt. Denke ich und meine Depression nutzt sie (unterbewusst) als Theraphie für sich... sie wir gebraucht.
Ich finde, es ist ein Egoismus sondergleichen von deinen Verwandten, dich so zu "benutzen". Sie wollen, dass es dir besser geht, damit es ihnen selbst besser geht; um dich geht es dabei erst in zweiter Linie – sonst würden sie nämlich zuerst mal versuchen herauszubekommen, wie es denn wirklich um dich steht und was dir gut tun würde und tatsächlich helfen könnte! Sie würden deinen Wunsch nach Abgrenzung respektieren, statt dich mit ungewollter Hilfe und Nachfragen zu überschütten! Wie ich dieses Kümmern hasse!!! Dass du depressiv wurdest, wundert mich gar nicht! Auch deine Kopfschmerzen, die du mal beschrieben hast, sind meines Erachtens ein Symbol für dein Unter-Druck-Stehen. Ich vermute, dass sich dieses Problem mit deinen Verwandten, die dir keinen Raum lassen und dir deine Luft zum Atmen nehmen, schon länger durch dein Leben zieht als erst seit dem Tod deines Vaters, nur hat eben dieser Wegfall alles noch verstärkt und verschlimmert, und früher ist dir das nicht so aufgefallen, weil du es nicht anders kennst. Oder wie siehst du das?

Ich denke, hinter dieser "Mechanik" des Kümmern stecken letzten Endes Selbstwertprobleme und Schuldgefühle – deine Mutter braucht es, sich um dich zu kümmern, weil sie selbst gebraucht werden möchte, und weil sie Angst hat, sie könnte dir nicht mehr so wichtig sein, wie sie es gern für dich wäre. Sie will dich einfach nicht loslassen. Das ist in meinen Augen ein Zeichen dafür, dass sie sich selbst kein wirkliches eigenes Leben aufgebaut hat. Sie missbraucht dich quasi als Inhalt für ihr eigenes Leben.

Darf ich fragen, wie alt du bist? Hast du Geschwister?

Ich reagiere übrigens deshalb so emotional auf deine Schilderungen, weil ich dieses Kümmern auch von meiner Mutter kenne, aber so schlimm wie bei dir war es bei mir nie, ich wäre sonst wohl geplatzt oder ausgewandert oder sonstwas...

Bleibt die Frage, was du tun kannst. Tja, sehr schwierig. Schließlich liebt man ja seine Mutter trotz allem und möchte ihr nicht weh tun. Allerdings glaube ich, wirst du nicht darum herumkommen, sie zurückzuweisen und ihr damit weh zu tun, aber du musst es für dich tun, unbedingt, sonst kommst du nicht heraus aus dieser Umklammerung. Und deine Mutter ist für ihr Leben nun mal (auch) selbst verantwortlich, so hart und kalt sich das anhört.

Wenn es dich interessiert, würde ich dir gern eine kleine Abhandlung übers Helfen schicken, es sind nur drei Seiten, aber ich finde den Inhalt wahnsinnig aufschlussreich. Das könntest du dir ggf. ausdrucken und deiner Mutter zu lesen geben, wenn du es ebenfalls passend findest. Du kannst mich einfach anmailen, mein Profil ist offen. (Aber nur, wenn's dich wirklich interessiert, ich will dir schließlich nichts aufdrängen. Als "Bekümmerter" neigt man nämlich sehr dazu, dieses Verhalten unbewusst zu übernehmen, ich weiß das nur zu gut von mir selbst...)

Gruß, Data
Data

Re: "die Anderen"

Beitrag von Data »

> Auch ich bin in der Phase des Akzeptierens der Krankheit aber ich wünsche sie in Wahrheit auf den Mond.
Hallo Horst,

es gibt keine Krankheit, die du auf den Mond schießen könntest. Die "Krankheit" ist deine Seele, die dich anschreit, weil es ihr nicht gut geht, weil sie sich unbeachtet, einsam und ungeliebt fühlt. Zu denken, Depression sei eine Krankheit im herkömmlichen Sinne, die man nur wieder loswerden muss wie einen Schnupfen, ist der größte Irrtum und führt letzten Endes zu gar nichts außer zu Umsatzzahlen bei Pharmaindustrie, Psychiatern und Therapeuten.

Gruß, Data
Tina0510
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Re: "die Anderen"

Beitrag von Tina0510 »

@ Data

Ja der Tod meines Vaters hat vieles verschlimmert. Seither hält meine Mutter die "Familienfahne" sehr fest. So ein bisschen Musketiermotto "alle für einen"... und sie ist "Eine für alle".

Wegziehen... naja schwer, da hier Haus aber ich träume sehr sehr oft von meiner alten Wohnung (hab ich früher nie) vermutlich der Wunsch nach Distanz.

Mich zu "missbrauchen".. ja irgendwie tut sie das.
Geschwister habe ich keine... und "Familie" begrenzt sich auf 8 Personen, davon eine Oma mit 85 und 2 kleine Kinder.
Wenn ich nun noch sage ich bin 37 und normalerweise im mittleren Management tätig, fällst um...

Meine Thera meint zwischenzeitlich, dass meine Mutter evtl ne Manie haben könnte. Breiten wir mal nicht weiter aus, weil ich mich da zuwenig auskenne, aber MIR wäre es weit wohler, wenn meine Mutter auch zu nem Psychologen/Psychater ginge.
Denn so bin ICH ihr seelischer Mülleimer.

Als ich wieder in die Depression abschlidderte, nahm ich Mutters Hilfen ja auch gerne an.
Es war schön nach der Trennung von meinem Partner wieder jemanden zu haben mit dem ich reden oder gartenarbeiten konnte. Zudem brauch ich ihre Hilfe auch. Ich habe ein 200qm Haus dazu nen riesen Garten und (wenn nicht krankgeschrieben) einen Fulltimejob.
Das alles allein zu erledigen UND noch Zeit für mich zu haben geht nicht.
So haben wir uns schon immer zusammen getan, wenns um Garten ging. In der Depri übernahm sie dann immer mehr Aufgaben und ganz ehrlich mir war das recht...

Ich empfinde meiner Mutter auch erst seit Weihnachten als richtig belastend. Vielleicht weil ich die ersten Schritte zur Besserung gemacht habe... sprich erst da erkannt habe wie sehr sie doch mein Leben bestimmt, mich bemuttert, kümmert...


Das Helfen interessiert mich. Werd mal versuchen dich zu Kontakten.
Grüßle

Tina
Tina0510
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Re: "die Anderen"

Beitrag von Tina0510 »

>>es gibt keine Krankheit, die du auf den Mond schießen könntest. Die "Krankheit" ist deine Seele, die dich anschreit, weil es ihr nicht gut geht, weil sie sich unbeachtet, einsam und ungeliebt fühlt. Zu denken, Depression sei eine Krankheit im herkömmlichen Sinne, die man nur wieder loswerden muss wie einen Schnupfen, ist der größte Irrtum und führt letzten Endes zu gar nichts außer zu Umsatzzahlen bei Pharmaindustrie, Psychiatern und Therapeuten.<<

Ich vergleiche Depression mit andern Krankheiten wie z.B. Diabetes... Man KANN damit leben (hoffe ich zumindest) man muss nur wissen WIE


Am Wie bin ich noch dran... und ja meine Seele schreit.
Manchmal frag ich mich warum?
Ich hab nen Job der mir viel Spass und Geld bringt. Ein Haus, Garten, Familie die mich liebt. Eigene Kinder wollte ich nie haben und Partnerschaften sind meiner Meinung nach eh nicht fürs Leben sondern für gewisse Zeiträume. (Meine Depression kam z.B. erst 6 Monate nach der letzten Trennung, hat somit damit nicht zu tun... im Gegenteil fühlte ich mich befreit.)

Warum also schreit Sie?
Was fehlt?


Ups Grübelalarm...


*EDIT*
Natürlich habe ich Probleme, so z.b. eine Essstörung (kein Sättigungsgefühl)
Grüßle

Tina
hey
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Re: "die Anderen"

Beitrag von hey »

Liebe Tina,

Wünsche für dich für den heutigen Abend:

- Mut: Trau dich das zu sagen, was du sagen willst!

- Beharrlichkeit: Bleib bei deiner inneren Überzeugung und lass dich nicht vom richtigen Weg abbringen!

- Rationalität: Lass dich nicht über die Gefühlsebene von deinem Anliegen fortbringen!

- Souverenität: Steh über den Dingen; stell dir vor, du wärst ein Vogel, der aus der Perspektive von oben auf die Gesprächsszene herunterguckt!

- Authentizität: Bring, das was du sagen willst, "in Echt" rüber!

- Gelassenheit: Du weißt, was du willst und kannst das ruhig rüberbringen!

- Erfolg: Dir wird es gelingen und du wirst foh sein, dass du mit deiner Mutter gesprochen hast!

Liebe Grüße Heiner
Tina0510
Beiträge: 97
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Re: "die Anderen"

Beitrag von Tina0510 »

Heiner ich danke dir!!!
Grüßle

Tina
cybolon
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Re: "die Anderen"

Beitrag von cybolon »

Hallo Data,

du hast natürlich Recht!

Aber gestehe: VOR der Depression hast Du Dich besser gefühlt, gelle?

Ich akzeptiere, daß ich diese STOFFWECHSELERKRANKUNG in meinem Gehirn habe.
Aber ich akzeptiere nicht, daß ich mich damit so beschissen fühlen muss!

Deshalb lese ich dieses Forum und Bücher und nehme Medis und gehe zur Psychotherapeutin und zur Psychiatrin.

Zitat:
"Zu denken, Depression sei eine Krankheit im herkömmlichen Sinne, die man nur wieder loswerden muss wie einen Schnupfen, ist der größte Irrtum und führt letzten Endes zu gar nichts außer zu Umsatzzahlen bei Pharmaindustrie, Psychiatern und Therapeuten."

Welche Alternative habe ich und wo fürht diese dann hin?

Gerne lasse ich die Pharmaindurstie an mir verdienen, wenn ich bloß diese endlos erbarmungslose Traurigkeit nicht mehr ertragen muss.

Liebe Grüße
vom
cybolon
otterchen
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Re: "die Anderen"

Beitrag von otterchen »

Hallo Horst,

nun, der Stoffwechsel im Hirn ist während einer Depression bestimmt anders - aber ich denke, dass das ein Symptom ist und nicht der Auslöser.

Auch ich teile Datas Einstellung, die Depression nicht als Krankheit zu sehen, sondern als Ausdruck der Seele.
Hier habe ich das schon ausgeführt:
http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1201114001
und nur so kann ich das für mich sehen.

Krankheit: wegmachen? loswerden? Damit "tötet" man einen Teil von sich selbst.
Meine Meinung...
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
cybolon
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Re: "die Anderen"

Beitrag von cybolon »

Okay, das mit dem "auf den Mond schießen", das sollte eigentlich zum Ausdruck bringen, daß ich mich ohne diese Traurigkeit wohler fühlen würde und das auch anstrebe.

Und solange die Fachleute es Krankheit nennen, nenne ich es auch so. Es fühlt sich nämlich ums Verrecken nicht gesund an. *Schluchz*

Wo war denn dieser Teil meiner Seele in den letzten 46 Jahren, hat er etwa gepennt?
Oder hat er geduldig auf den Tag X gewartet, um mich anzuspringen und zu versuchen, mich in den Tod zu treiben?
Sorry, nee, echt nich jetzt!

Sicher auch (mitunter) durch auslösende gesellschaftliche Faktoren, ist bei mir der Stoffwechsel da oben durcheinander geraten.
Aber ab dem Moment, war ich krank. Im Sinne von Krankheit, nix anderes.

Liebe Grüße
vom
cybolon
otterchen
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Re: "die Anderen"

Beitrag von otterchen »

Hallo Horst,

Wo war denn dieser Teil meiner Seele in den letzten 46 Jahren, hat er etwa gepennt?
Oder hat er geduldig auf den Tag X gewartet...?

Ich behaupte jetzt mal ganz provokativ: Dieser Teil war immer schon in Dir, Du hast aber nicht auf ihn gehört (nicht auf ihn hören KÖNNEN), ihn vernachlässigt.

Jetzt könnten wir wieder auf die Schuld kommen, aber da mag ich nun gar nicht von Schuld sprechen: es war halt so, ich KONNTE es nicht anders, ich habe es nie anders gelernt, nie vorgelebt bekommen; im Gegenteil: oft sind noch "Programmierungen" aus der Kindheit in uns drin, die uns unbewusst immer noch steuern. Wie kann man da von eigener Schuld sprechen?!

Und: wenn es nur der Stoffwechsel im Hirn wäre: warum helfen dann die Therapien - oft auch OHNE Medikamente?
Oder andersherum: bei einer reinen Störung des Hirnstoffwechsels würde ja die bloße Einnahme von Medikamenten helfen - worauf sich noch viele verlassen; in den meisten Fällen vergeblich.

Es geht in der Therapie - gerade in der VT - darum, sein Leben zu erkennen, sich selbst zu finden, sein Verhalten zu ändern etc.
Damit beeinflusse ich den Hirnstoffwechsel, ja. Aber wiederum nur als Begleiterscheinung.

Ich möchte Dir nicht absprechen, dass Du Dich als krank betrachtest. Dass Du rausmöchtest aus der Depression. Wir beide sollten hier bitte nicht aneinander vorbei reden.
Es ist vielleicht eine generelle Frage, was eine Krankheit als solche definiert und was nicht, und es wäre Quatsch, sich darüber in die Haare zu kriegen.
Schließlich landen wir in unserer Diskussion vielleicht bei Alkohol, Sucht, Essstörungen. Mittlerweile als Krankheit anerkannt - vielleicht, weil die Gesellschaft diesen Stellenwert braucht, um diese Themen (und damit jeder sich selbst) endlich ernst zu nehmen?

Wie gesagt: meine Meinung dazu.

Da fällt mir gerade noch ein Zitat ein:
"Was du dir zu eigen machst, kann dich nicht beherrschen."
Vielleicht kann ich ja deshalb die Depression annehmen... ich möchte natürlich nicht in ihr verbleiben - nee, wirklich nicht - aber ich möchte die Depression in mein Leben integrieren, ihr nachgeben, sie verhätscheln (mich also bewusst und achtsam um mich selbst kümmern), damit sie ihre Macht, ihre dunkle Seite verliert.

"Krankheit" hört sich außerdem für mich nach "rein körperlich" an. Dazu habe ich irgendwann einen schönen Bilderwitz gefunden (finde ich leider nicht mehr):

Arzt zum Patienten: "ich habe eine schlechte Nachricht für Sie: Sie leiden unter Depressionen".
Patient: traurig, niedergeschlagen
Arzt zum Patienten: "und jetzt die gute Nachricht: es ist rein körperlich"
Patient: jubelt
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cybolon
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Re: "die Anderen"

Beitrag von cybolon »

Hallo Otterchen,

hast Recht, es ist müssig, uns darüber in die Haare zu kriegen. Soll's doch jeder nennen, wie er will. Gemeint ist dasselbe.

Deine Argumente zum Stoffwechsel sind einleuchtend. Mit Sicherheit ist es nicht nur das. Die Therapien helfen uns, weil sie den Prozess anstoßen, dieses Gewurschtel zu (re)sortieren.

Lediglich, daß ich diesen Müll schon immer in mir gehabt hätte, passt noch nicht so ganz in mein Weltbild. Eigentlich hatte ich immer für positive Dinge im Alltag gesorgt und eigentlich auch über mich selbst resonniert.
Wie gesagt, eigentlich.

Unschlagbar ist allerdings Dein Umkehrschluss:
"bei einer reinen Störung des Hirnstoffwechsels würde ja die bloße Einnahme von Medikamenten helfen - worauf sich noch viele verlassen; in den meisten Fällen vergeblich."

*Zustimm* *Einlenk* *Kopfnick* *Akzeptier*

Siehste, Otterchen, wenn Du Dich konzentrierst, stehst Du überhaupt nicht mehr "neben Dir"! Es gelingt Dir ja sogar den Indigo Blue Spirit of Glory zu überzeugen.

*Bunte Seifanblasen schick*
cybolon
otterchen
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Re: "die Anderen"

Beitrag von otterchen »

Huhu Horst,

ach, wird schon. Wieviele Therapiestunden hast Du jetzt hinter Dir? Ich habe meinen ersten Block gerade abgeschlossen und bin in die Verlängerung gegangen. Du scheinst noch recht am Anfang zu stehen, oder? Da gibt's noch einiges zu lernen, wird bestimmt interessant (wenn auch nicht angenehm).

Übrigens macht meine Therapeutin auch Coaching für Manager etc., und sie hat letztens gekichert, weil sie denen eigentlich auch kaum was anderes beibringt als den eigentlichen Patienten.

Umkehrschluss: ich werde auch gecoacht.
Klingt doch nicht schlecht, oder?
Bei mir zahlt's sogar die Krankenkasse... und ich kann mich als Manager meines eigenen ICH-Unternehmens betrachten

Mit Dir zu schreiben bedeutet für mich heute kein Problem (bzw. das Verständnis Deiner Worte... beim Schreiben habe ich immer noch Knoten in den Fingern).
Allerdings tue ich mich heute schwerer bei Postings von Thomas, Bohneberger, Manu etc., weil diese einen ganz eigenen Schreibstil haben, der derzeit in meinem kleinen Hirn nicht durchsickern will. Nichts gegen deren Schreibstil! Bin oft genug beeindruckt und stelle meine einfach gewählten Worte in Frage. Aber ich lese manches und versteh's einfach nicht *seufz*

Egal... zum Schluss noch ein *pimp my cybolon* und dann mal so langsam in Richtung Bett...
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cybolon
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Re: "die Anderen"

Beitrag von cybolon »

Guten Morgen, Otterchen!

thanx 4 pinping me up!
Ich hoffe, Du hattest eine erholsame Nacht und bist fit für's Coaching heute.

Insgesamt habe ich 10 Therapiestunden gehabt.
Zwei vor der Klinik, den Rest danach.
Sehr viel lerne ich zur Zeit hier im Forum.
Bin sehr froh, daß es das gibt!
Auf manche Dinge habe ich mir inzwischen eine neue, zusätzliche Sichtweise antrainiert.
Jetzt bin ich in der Üben-üben-üben Phase.
Andere Dinge will ich (noch?) nicht so ganz einsehen, wie wir gestern abend ja gemerkt haben. Aber da helfen mir Eure Erfahrung mit der Depression und auch Eure Geduld.
Gestern war ich aber auch recht verbittert darüber, daß es immernoch wieder zu so doofen Tagen kommen kann. Depressiv halt.

Viele Sätze von Thomas und Bohneberger muss ich mehrmals lesen, sie drücken sich tatsächlich etwas "anders" aus. Bei Manu geht es eigentlich für mich.

Ich selbst bin zwar nicht immer so geschickt, mit mit meinen einfachen Worten kurz und präzise zu formulieren aber Hauptsache, man versteht, was ich meine.

Und das gelingt Dir übrigens immer sehr gut.
Argumentativ merke ich oft, daß Du doch mit der Depression schon um einiges weiter bist als ich.
Naja, ich lasse mich auch schon mal überzeugen, gelle?
Es ist für mich eine sehr große Unterstützung, daß ich davon profitieren kann!

*nice day wünsch*
cybolon
Tina0510
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Re: "die Anderen"

Beitrag von Tina0510 »

guten Morgen,

erstmal "Muttergespräch"

Konnte meiner Mutter sehr ruhig aber bestimmt sagen was mir auf dem Herzen liegt.
Klar gab es Tränen und zwar auf BEIDEN Seiten und dass wir Beide gemerkt haben uns vieles nicht gesagt zu haben um die Andere nicht zu belasten/verletzen war eine gute Erkenntnis.
So hat meine Mutter sich z.b. auch etwas überfordert gefühlt, ständig für mich dasein zu MÜSSEN.
Diese Bekenntnisse kamen übrigens durch die Stachelschweine auf den Tisch. Danke nochmal dafür!!! *küsschen*

Das Gespräch war sehr emotional und hat mich ganz schön geschlaucht aber ich bin stolz es geschafft zu haben und auch stolz auf meine Mutter mir gesagt zu haben wie sich sich fühlt.

Feste "Regeln" oder "Grenzen", ala Diesundjenes nicht, haben wir nicht gezogen. Ich denke das wird auch nicht nötig sein und wenn hab ich nun eine gute Basis es zu tun.

Ich halte Euch auf dem Laufenden wie es sich nun weiterentwickelt, da ich von ausgehe, dass ich ohne Euch es nicht geschafft hätte.


____________________________________________

Thema Krankheit oder Ausdruck der Seele


Gute Frage und deine Definition, otterchen, ist wohl sehr treffend.

ich möchte, für mich, aber dennoch auch den Krankheitsaspekt nicht weglassen, sehe es also eher als eine Mischung an.
Die Seele rebeliert gegen irgendwas und das macht mich krank.
gegen das "Krank" kann ich mit Tabletten angehen, gegen die schreiende Seele nur indem ich mich mit mir selber auseinander setze und herausfinde WARUM.

Bzgl mit Depression leben zu können habe ich irgendwo schon mal eine Paralele zu Diabetes gezogen. Was nicht heis das sie 1zu1 vergleichbar sind, nur eben, dass man mit dem richtigen Umgang damit leben kann.

Eine Kollegin von mir ist Diabetikerin und bezeichnet sich selber nicht als krank sonder eben als Diabetiker. Krank mach sie ihre Diabetes aber wenn sie den Zucker nicht im Griff hat.

Sogesehen bin ich depressiv derzeit dadurch auch krank, wenn ich schlechte Tage habe... an guten Tagen fühle ich mich gesund bin aber noch immer depressiv.

Ohje versteht jemand mein Wirrwarr?
Grüßle

Tina
hey
Beiträge: 28
Registriert: 11. Nov 2007, 22:30

Re: "die Anderen"

Beitrag von hey »

Liebe Tina,

ich freu mich, dass das Gespräch mit deiner Mutter so zufriedenstellend für dich gelaufen ist.

Liebe Grüße Heiner
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