Aufgabenlisten

Antworten
RoadToNowhere
Beiträge: 192
Registriert: 8. Jan 2008, 00:58
Kontaktdaten:

Aufgabenlisten

Beitrag von RoadToNowhere »

hallo zusammen,

ich rätsele gerade daran, wie ich mich besser motivieren kann, zur Zeit gehen eigentlich nicht mal die alltäglichen Sachen, von aufgelaufenen Altlasten ganz zu schweigen.

Hier wurde an verschiedensten Stellen als Tip genannt, sich selber einen "Aufgabenzettel" zu schreiben, jeweils abends für den nächsten Tag.

Die Idee finde ich klasse, allerdings stehe ich durch meine Altlasten auch einfach vor dem Problem, daß ich das was zu tun ist wie einen unüberwindbaren Berg wahrnehme.

Wie schafft ihr es, die Stückchen so klein zu machen, daß ihr sie als bewältigbar wahrnehmt und trotzdem hinterher nicht mit dem Gefühl da steht "ich hab doch gar nichts geschafft" und aus Unzufriedenheit und Enttäuschung darüber, daß ihr den Fortschritt nicht wahrnehmt, es einfach nicht wieder versucht?
ANOVA
Beiträge: 1137
Registriert: 22. Jul 2006, 21:27

Re: Aufgabenlisten

Beitrag von ANOVA »

Hallo

Was mir in solchen Situationen hilft: Den Berg in mehrere "Teilberge" aufteilen.

Wenn ich also meine Wohnung vermüllen lassen habe (naja, nicht ganz), dann nehme ich mir für eine Aufräumeinheit bestimmte von der Größe her überschaubare (!!!) Teile meiner Wohnung vor. Wenn ich schon Monate meine Post nicht mehr geöffnet habe, dann nehme ich mir vor, täglich 10 Briefe (oder so, je nach dem) zu öffnen und zu "versorgen", sprich Stapel zu bilden: Rechnungen, Mahnungen, wichtige und somit aufhebbare Schreiben usw.

Wichtig ist für mich, dass ich mir bewusst nur wenig vornehme, eben nur einen Teil der Wohnung oder nur eine bestimmte Anzahl von Briefen. Und ich schaue dann auch nur auf den Teilberg, den ich heute bewältigen möchte. Was am nächsten Tag ist, spielt heute keine Rolle.

Für mich sind diese Teilberge sehr hilfreich, weil sie mir ein wenig von dieser Ohnmacht nehmen, die mich überfällt, wenn etwas wie ein unüberwindbarer Berg zu sein scheint.

Daneben versuche ich mir keinen Druck zu machen. Es ist dann okay, dass ich eben nicht alles auf einmal mache. Die Hauptsache ist doch, dass ich irgendwann fertig bin, egal ob heute, morgen oder sonstwann.

Wenn Du Dir tatsächlich eine Aufgabenliste für den jeweils folgenden Tag schreiben möchtest, solltest Du unbedingt darauf achten, dass Du Dir nicht zu viel zumutest. Wenn Du Dir nämlich zu viel zumutest, kann es in meinen Augen sehr demotivierend sein, wenn Du abends feststellen musst, dass Du nicht alles geschafft hast. Lieber wenige Aufgaben, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit wirklich erledigt werden. Denn wenn Du diese wenigen Aufgaben geschafft hast, kannst Du ja zufrieden sein mit Dir. Vorausgesetzt natürlich, Du vergleichst Dich nicht mit anderen, die vermeintlich viel mehr und sowieso alles viel schneller schaffen als Du.

Gruß von
Xenia
cybolon
Beiträge: 2154
Registriert: 10. Dez 2007, 19:55
Kontaktdaten:

Re: Aufgabenlisten

Beitrag von cybolon »

Hallo miteinander,

das mit den Teilbergen ist tatsächlich eine sehr gute Methode.

Darüberhinaus sollte im Tagesplan aber auch immerwieder etwas positives stehen.
Z.B. Womit man sich belohnt, wenn ein Teilberg abgetragen ist.

Für morgen kann ruhig auch mal drinstehen:
13:00 Wäsche aufhängen.
13:30 Silke anrufen und ihr die Meinung geigen.
14:00 Einen Cappuccino trinken und die Giottos leermampfen.
17:00 Fragebögen der Krankenkasse ausfüllen
18:00 Schaumbad bei Kerzenlicht

Wichtig dabei ist, nicht nur die Pflichten zu erfüllen, sondern auch die angenehmen Dinge, so wie man sie sich vorgenommen hat, durchzufürhen.
Denn wenn man abends alles revuepassieren lässt, spätestens dann sieht man doch die kleinen Erfolge auch als solche an.

Mit kleinen Schritten fangen wir an.
Mit dem zurückgelegten Weg kommen wir groß raus.

Liebe Grüße
vom
cybolon

*Selbstachtung bedeutet, dass man eine heimliche Liebesaffaire mit sich hat*
RoadToNowhere
Beiträge: 192
Registriert: 8. Jan 2008, 00:58
Kontaktdaten:

Re: Aufgabenlisten

Beitrag von RoadToNowhere »

Danke euch beiden.

In der sinnvollen Größe der Brocken und im Einplanen von Belohnungen sind wohl die Punkte die es mir bis jetzt immer wieder schwer gemacht haben.

Immer wieder wurde mir sowohl von meinem Umfeld als auch von mir selber vorgeworfen ich könne nicht mit meiner Zeit umgehen, nicht sinnvoll planen, würde fortwährend den Zeitaufwand für die geplante Aufgabe falsch einschätzen.Gerade bei ungeliebten und unangenehmen Tätigkeiten neige ich dazu, den zeitplan zu sprengen, zwischendurch abzudriften und mich plötzlich mit einem Buch in der Hand oder ins Leere starrend wiederzufinden ohne ein Maß oder Gefühl für die zeit zu haben. Und hinterher stehe ich immer wieder da mit dem Eindruck den ganzen Tag geschuftet, nichts erreicht und auch nichts schönes gehabt zu haben.
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Aufgabenlisten

Beitrag von otterchen »

Hallo Road,

ich habe mir heute eine Liste gemacht, was ich heute alles machen KÖNNTE.

15 Sachen habe ich geschafft! Aber nicht nur Pflichten, sondern auch was Nützliches, was gleichzeitig erfreulich war (wie einen neuen Blumentopf kaufen) oder was Entspannendes (wie ein gutes Buch) bzw. eine Belohnung.

Mir hat es heute geholfen, dass ich mir keinen Druck gemacht habe. Es war nur eine Sache dabei, die ich einfach erledigen MUSSTE - aber ich habe das dann so schön wie möglich für mich gestaltet.

Und übrigens: oftmals macht man mehr, als einem bewusst ist. Dann denkt man, man habe "nichts" gemacht - aber es war doch das ein oder andere.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
cybolon
Beiträge: 2154
Registriert: 10. Dez 2007, 19:55
Kontaktdaten:

Re: Aufgabenlisten

Beitrag von cybolon »

Hallo Otterchen,

meine Frau besteuert mir immer wieder, daß ich nicht faul bin. Sie zählt mir alle Dinge auf, die ich getan habe, an manchen Tagen.
Ich bin oft überrascht, das ich sie von selbst nicht sehen konnte.
In der Depression neige ich dazu, alles Gelungene als Zufall anzusehen, während ich Mißgeschicke sofort als meine Schuld ansehe.

@Road:
Das Du hier im Forum schreibst, ist doch auch "etwas tun". Und Gesundwerden ist mit dieser Krankheit eine ganzschön anstrengende Tätigkeit. Belohne Dich!

Liebe Grüße
cybolon
RoadToNowhere
Beiträge: 192
Registriert: 8. Jan 2008, 00:58
Kontaktdaten:

Re: Aufgabenlisten

Beitrag von RoadToNowhere »

@otterchen

wow dann hattest du ja einen richtig erfolgreichen Tag.

Die Sache mit dem mehr tun und auch wahrnehmen ist sicher richtig. Im Moment ist es schwer das so zu sehen, ich weiß schließlich daß ich 15 Stunden Arbeitstage gepackt habe und nun schaffe ich nicht mal meinen Haushalt und meinen Papierkrieg zu erledigen, obwohl mir meine Chaosbude Unbehagen verursacht und ich weiß daß Nichterledigen des Papierkriegs auch jede Menge Unannehmlichkeiten nach sich zieht.

@cybolon

eigentlich hab ich ein schlechtes Gewissen hier im Forum zu schreiben oder überhaupt im Netz rumzutoben statt die Dinge zu tun die dringend und wichtig wären. Ich kann mich doch nicht dafür belohnen daß ich unwichtige Dinge nicht von wichtigen unterscheide, den Weg des geringsten Widerstands gehe und mich vor dem was wichtig wäre drücke. Das ist doch pures Lustprinzip.
cybolon
Beiträge: 2154
Registriert: 10. Dez 2007, 19:55
Kontaktdaten:

Re: Aufgabenlisten

Beitrag von cybolon »

Hallo Road,

so sehe ich das ganz und garnicht!
Deine Gefühle hier im Forum auszudrücken ist Dir doch wichtig.

"pures Lustprinzip"
Was ist dagegen einzuwenden, wenn es mir etwas bringt?
Ich habe damit begonnen, darauf zu achten, was MIR WICHTIG ist.

Liebe Grüße
vom
cybolon
RoadToNowhere
Beiträge: 192
Registriert: 8. Jan 2008, 00:58
Kontaktdaten:

Re: Aufgabenlisten

Beitrag von RoadToNowhere »

Naja, ist schon richtig. Trotzdem beeinträchtigt der Zustand meiner Wohnung mein Wohlbefinden - dieses Durcheinander läßt kein Gefühl von Zuhausesein oder Geborgenheit aufkommen. Ich will das so nicht haben - aber die Kraft soviel daran zu tun und es auf eine Art zu tun, daß ich es als Fortschritt wahrnehme habe ich nicht. Ich bleibe stattdessen am Rechner kleben. Und die Sache mit den Papieren geht gar nicht, wenn ich das noch lange schleifen lasse wird das sehr wahrscheinlich Geld kosten das ich eigentlich nicht habe. es gibt klare Gründe das anzugehen, aber ich krieg einfach die Kurve nicht.
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Aufgabenlisten

Beitrag von otterchen »

Hallo Road,

das Thema "Haushalt" füllt hier ganze Threads. Ich kann Dir also versichern, dass dies ein typisches Merkmal für eine Depression ist.

Und - wie cybolon schon so treffend schrieb - wir machen mehr als "nichts"!! Es fällt uns nur oft nicht auf.
Alleine das Strampeln um die Depression ist schon ein kraftraubender Akt. Ich habe mich seit ca. 12 Monaten täglich damit "so richtig" auseinander gesetzt, dessen war ich mir auch bewusst - aber dass das auch anstrengend ist und Kraft kostet, wollte ich mir irgendwie nicht so recht zugestehen.

Hierzu noch eines:
http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1196674030
In diesem Thread haben wir versucht, uns zumindest drei Dinge bewusst zu machen, die wir an einem Tag geschafft haben. Magst Dir die Postings mal durchlesen? Das ist zum Teil wirklich ein Abringen von vermeindlichen (!) Kleinigkeiten. Aber es kommt auf den persönlichen Zustand an! Manche sind schon froh, wenn sie aus dem Bett kommen, manche können gerade eine größere Aufgabe bewältigen. Miss Dich bitte nicht mit anderen - sondern schaue nur auf Dich und was Du gerade kannst.
Und: das ist schon der 7. Teil dieses Threads. Dieses Thema hat's also wirklich in sich. Du bist nicht allein!

Idee: achte doch heute mal darauf, was Du machen könntest. Und morgen möchte ich ein Posting von Dir in diesem Thread sehen. Lust dazu? cybolon wird's sicher auch gefallen.

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Aufgabenlisten

Beitrag von otterchen »

APPLAUS - APPLAUS - APPLAUS!

Hey Du hast das ja wirklich gemacht, das ist sooo klasse - und Du hast gesehen, wieviel Du geschafft hast!!
Hast Du mal durchgezählt, was Du da alles aufgelistet hast? Das waren weit mehr als 3 Punkte!

Wie hast Du Dich denn DABEI gefühlt - und vor allem HINTERHER?

Manchmal geht sowas bei mir irgendwie nicht, dann lasse ich es bleiben, aber manchmal ergibt sich aus dem einen das nächste, und ich fühl mich hinterher so richtig gut!

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
RoadToNowhere
Beiträge: 192
Registriert: 8. Jan 2008, 00:58
Kontaktdaten:

Re: Aufgabenlisten

Beitrag von RoadToNowhere »

Hi Otterchen
danke für den Applaus - witzigerweise hat er mich an Kermit aus der Muppet-Show erinnert...

Dabei und danach gings mir gut.

Blöd wars nur heute. Das Tempo hab ich natürlich nicht durchgehalten, auf der Liste stand eigentlich einkaufen gehen bei einem Laden wo ich zwar eine dreiviertelstunde Weg hin habe, der aber dafür günstig ist um eine größere Aktion mit neuer Kleidung zu veranstalten. Stattdessen Computerquälen, ein paar Seiten in einem Buch gelesen, Glotzenberieselung und die langsam aufkommende Angst vor der eigenen Courage. Was wenn ich feststelle daß die Schränke die ich umräumen will den Blick auf soviel nichtvergilbte Tapete freigeben daß ich auch noch streichen muß, was wenn ich mittendrin schlapp mache und mein Wohnzimmer endgültig zum Katastrophengebiet mutiert...Sch*** ich renn schon wieder im Kreis.
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Aufgabenlisten

Beitrag von otterchen »

... und aus dem "ich mach einfach" bzw. "das möchte ich jetzt" wird wieder ein "ich müsste..."??

Könntest Du mal versuchen, das Muss wegzulassen? Mach nur das, was geht. In der Zeit, die ok für Dich ist. Wer hetzt Dich denn? Wer sagt, dass das alles an aufeinanderfolgenden Tagen passieren muss?

Mach EIN Schrankfach - wenn es Dir danach zumute ist. Musik dazu an, die peppig ist. Oder nur 5 Minuten irgendwas tun, danach erlauben wir alle Dir, dass Du wieder "nichts" machst!

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
RoadToNowhere
Beiträge: 192
Registriert: 8. Jan 2008, 00:58
Kontaktdaten:

Re: Aufgabenlisten

Beitrag von RoadToNowhere »

So, bin nach längerer Zeit mal wieder da - die letzten Tage hab ich hier in ein paar anderen Threads ein paar Bemerkungen gelassen, aber an meine eigenen Dinge konnte ich gar nicht ran.

Ich habe ein paar Dinge bewegt, das Wohnzimmer ist tatsächlich komplett umgestellt, leider ohne das sich in der Büroecke auf dem Schreibtisch bedenklich hoch stapelnde Papier anzufassen - aber immerhin habe ich jetzt wieder eine angenehme Ecke in der Wohnung. Trotzdem ärgere ich mich wahnsinnig über mich selbst, daß ich an den Tagen an denen meine Freundin nicht kommt und mir hilft im wahrsten Sinn des Wortes keinen Handschlag tue. Ich habe ein schlechtes Gewissen daß ich das Geschirr aus dem Schrank nehme und benutze aber nicht abwasche, ich tue auch nichts anderes was mich weiterbringen würde, beantworte irgendwie ein paar Fachfragen von Bekannten per email oder Telefon, surfe stundenlang irgendeiner Ablenkung hinterher, obwohl ich genau weiß wie dringend es ist daß es weitergeht. Selbst das umgestellte Wohnzimmer motiviert mich nicht weiterzumachen - obwohl ich merke wie gut das tut.

Um mir selbst zu beweisen daß sich was tut, habe ich von der schrittweisen Umstellaktion sogar Fotos gemacht - sie von der Kamera auf den Rechner runterzuladen hab ich aber noch nicht geschafft. Immer diese halben Sachen. In mir rennt es im Kreis. Vielleicht haben meine Eltern mit ihren ewigen Anklagen wie inkonsequent und nicht durchhaltefähig ich bin ja doch Recht.

Warum komme ich nicht auch alleine weiter? Warum brauche ich die Anwesenheit meiner Freundin die mir (im positiven Sinne) Händchen hält um auch nur den kleinsten Handschlag hier zu tun? Und warum könnte ich sie regelmäßig durchs geschlossene Fenster befördern wenn sie mich auf einen möglichen nächsten schritt hinweist?

Ich ärgere mich über mich selbst. Das kann doch nicht so schwierig sein, es sind doch alles ganz normale Sachen.

@otterchen

Musik! Seltsam, die ist ganz langsam im Lauf der letzten jahre aus meinem Leben verschwunden. Früher hab ich immer auf der Arbeit CD's gehört, nur hin und wieder Radio wenn ich mich informieren wollte. Irgendwann wars nur noch Radio, dann blieb das Radio langsam immer länger aus, und auch im vergangenen Jahr hier zuhause war kaum einmal das Radio an oder es lief eine CD. Und ich hab es nicht mal gemerkt. Fand ich völlig erschreckend als mir das beim zweiten oder dritten Lesen Deines Posts auffiel. Traurig. Es hat was von lebendig begraben.
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Aufgabenlisten

Beitrag von otterchen »

Liebe Road,

beim Lesen Deiner Zeilen ist mir der Gedanke gekommen
"sie kann sich nur unter der Bedingung lieben, wenn sie dies-und-jenes bewerkstelligt".
Was ist mit der bedingungslosen Liebe zu Dir selbst? Dich vorwurfsfrei anzunehmen?
Kannst Du die Unfähigkeit, den Haushalt zu wuppen, nicht als Krankheitssymptom sehen (denn es geht sooo vielen genauso wie Dir!).

DAS ist jetzt nicht das Hauptproblem, um das es sich zu kümmern gilt. Es geht im Moment um DICH.

Bitte reibe Dich nicht auf mit sowas - und versuch bitte, der inneren Kritik etwas entgegenzusetzen. Erfinde einen inneren Fürsprecher, der Dir dann zuflüstern kann "sie ist depressiv, sie kann sowas jetzt nicht machen... der Haushalt ist der Spiegel ihrer Seele, und sie muss erst dort klarkommen... antreiben ist jetzt nicht angebracht... diese Ansprüche müssen jetzt mal aufhören... helft ihr nicht, den Haushalt zu machen - helft ihr, sich selbst zu finden..."

??

Vielleicht haben meine Eltern ... ja doch Recht.

Autsch, dieser Satz tut mir weh. Genau solche Aussagen und Verurteilungen bringen uns (u.a.) in die Depression, und wenn wir dann im Zustand des Nichts-Könnens sind, denken wir auch noch: jepp, die hatten Recht, ich bin wirklich so schlecht. Hallo?!

Musik...

Das ging mir genau so. Ich erobere gerade die Musik für mich zurück - und merke auch jetzt erst so langsam, dass sie einen gewissen Stellenwert für mich hat. Das ist das, was ich gerne höre! Warum habe ich das so lange vernachlässigt? Es ging doch um meine Sinneswahrnehmung.

Peu à peu lade ich mir Musikstücke aus dem Internet herunter. Mittlerweile kann ich mich über aufmunternde Stücke freuen, kann bei gefühligen Stücken die Tränen fließen lassen.

Vorschlag: kannst Du mal die Wohnung Wohnung sein lassen und Dich eine Woche lang um Deine Musik kümmern?

Und irgendwann änderst Du vielleicht Deinen Nick von RoadToNowhere zu RoadToMyself?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
cybolon
Beiträge: 2154
Registriert: 10. Dez 2007, 19:55
Kontaktdaten:

Re: Aufgabenlisten

Beitrag von cybolon »

Hallo Road und Otterchen,

"inneren Fürsprecher" das ist eine prima Idee.
Das will ich ab jetzt auch machen.
Der lustige Horsti soll dem traurigen Horst gegenüber seine Sichtweise kundtun.

Und hey, Road, nimm Zettel und schreibe "Road to myself" drauf. Einen hängst Du an den Spiegel im Bad, einen legst Du in den Kühlschrank und mehrere versteckst Du zwischen den Papieren, die Du abarbeiten willst.

"Road to myself" - wunderbar!

Liebe Grüße
cybolon
cybolon
Beiträge: 2154
Registriert: 10. Dez 2007, 19:55
Kontaktdaten:

Re: Aufgabenlisten

Beitrag von cybolon »

Kleiner Nachtrag:

In dem oben verlinkten Thread hat Otterchen mal gepostet:

"• eine gewisse Sorglosigkeit meinem Haushalt gegenüber"

Road, das ist ein richtig POSITIVES Event!

Ein anderer schöner Satz hier im Forum hieß (Wortlaut nicht mehr genau in Erinnerung) :

"Ich schaffe es jetzt immer häufiger, die Erwartungen Anderer nicht zu erfüllen".

Tina0510
Beiträge: 97
Registriert: 15. Okt 2007, 13:21

Re: Aufgabenlisten

Beitrag von Tina0510 »

Interesannter Beitrag!

Zuersteinmal das, was ich für mich hier spontan rausgezogen habe:

MUSIK

Wirklich komisch aber ich habe seit gut einem halben Jahr keine CD mehr eingelegt, Radio nur im Auto.
Da ich heute nen guten Tag habe *freu* werd ich heut Mittag mal Bon Jovi einlegen und meine Vogelkäfige reinigen.
Danke Otterchen!


Zu den Aufgabenlisten.

Hmmm da steh ich derzeit recht distanziert zu, weil wenn ich meine Liste dann doch nicht abarbeiten kann fühl ich mich schlecht.
An guten Tagen ist so ne Liste wiederum gut, weil ich dann sehe was ansteht und erledigt werden sollte und mich so nicht verzettle...


@ Road
Berge kenn ich nur zu gut. Habe das aber nun nach Jahren halbwegs im Griff *mutmach*.

Ich arbeite (an guten Tagen) nach der sogenannten "Mount Vernon Methode".
Das bedeutet ich gehe in einen Raum, drehe mich nach links (oder rechts ist egal) und fange mit dem ersten Teil an das ich seh. Z.B. in Wohnzimmer ist mein Sideboard das erte Teil links. Das mache ich ordentlich, ob nur Staubwischen oder eben komplettes Teil aus und wieder einräumen kommt auf den Zustand an. Ist es drinn OK wird nur gewischt ist drin Chaos wird das beseitig.
DANACH gehts links weiter zum Wohnzimmreschrank... selbiges Prozedere.
Sind die Möbel alle OK kommt der Boden drann und irgendwann die Fenster und Vorhänge.

Unter Umständen brauchst du zu Anfang für einen Raum mehrere Tage oder Wochen, aber das ist egal.
Du sortierst in 3 Kategorien:
Müll
Könnte noch gebraucht werden.
wird gebraucht.

Müll wird entsorgt.
Könnte gebraucht werden packst in nen Karton, Datum drauf und was ein halbes Jahr nicht vermisst hast kannst eingentlich entsorgen.
Wird gebraucht wird eingeräumt.

Müssen Gegenstände in andere Räume zurück stellst diese vor die Tür des bearbeiteten Zimmers und bringst sie erst an ihren Platz, wenn du Feierabend machen wills... so umgehst es in einem andern Raum dich zu verzetteln, weil da auch was gemacht werden sollte *ggg*
Erst wenn ein Raum ok ist wird der nächste in Angriff genommen.

Irgendwann hast so dein ganzes Haus in Ordnung und brauchst pro Raum sehr viel weniger Zeit.
Beginne mit kleinen Räumen z.B. Bad.
Ist das einmal "grundgesäubert" brauchst du nur tägelich 5 Minuten um Waschbecken und Klo zu reinigen und einmal die Woche noch 15 Minuten für Dusche und Boden wischen.

Bis ich mein Haus soweit habe dass alle Räume OK sind wirds noch dauern.
Im Griff habe ich Bad, Schlafzimmre, Wohnzimmer und Küche. Gedauert hat das nun fast ein halbes Jahr. Aber diese Räume bekomme ich in 2 Stunden/Woche in Griff. Und seltsamerweise klappt das auch in der Depression. Ein oder Zwei gute Tage die Woche reichen...

Und bzgl Unterlagen/Post mache ich es so:
3 Kästchen.
1. kann in Ablage
2. muss erledigt werden
3. DRINGEND

Post wird täglich geöffnet und in die Kästchen sortiert. Ablage wird gemacht, wenn Kästchen voll ist.
Dingend wird sofort erledigt (Mahnungen z.B.)
muss erledigt werden hat noch etwas Zeit (z.B. Rechnungen)

Würde auch empfehlen Telefon/Strom/Wasser/Miete etc per Einzugsermächtigung/Dauerauftrag zu bezahlen, so können wichtige Dinge nicht verbummelt werden.

Vielleicht helfen dir die Tipps um die Berge zu verkleinern.
Ach und pro Tag bitte nicht zuviel machen! Ehe es lästig wird aufhören und was schönes tun...du hast Zeit. Nur drauf achten, dass was erledigt ist auch in dem Zustand bleibt. Und wenn zu Anfang "nur" ein kleiner Schrank ist, wird der eben staubgewischt bis irgendwann weitere dazukommen...
Grüßle

Tina
cybolon
Beiträge: 2154
Registriert: 10. Dez 2007, 19:55
Kontaktdaten:

Re: Aufgabenlisten

Beitrag von cybolon »

Hierzu möchte ich an den Thread "mühsame Erkenntnis" erinnern:

"Kennst Du die Geschichte von Beppo, dem Straßenkehrer? (Aus "Momo").
Er kehrt immer ein Stückchen vor sich her und erfreut sich dabei der Geschehnisse um sich herum. Irgendwann, ohne, daß er es gemerkt hat, ist die ganze Straße gekehrt..."

- - Passt auch gut zu Tinas Beitrag!
Tina0510
Beiträge: 97
Registriert: 15. Okt 2007, 13:21

Re: Aufgabenlisten

Beitrag von Tina0510 »

Horst du triffst den Nagel auf den Kopf!

>>Er kehrt immer ein Stückchen vor sich her und erfreut sich dabei der Geschehnisse um sich herum<<

Genaus so sollte das laufen... etwas tun und dabei etwas schönes haben nicht vergessen so kommt Eins zum Andern. "Stehter Tropfen höhlt den Stein"

So mache ich an "Grosskampftagen" so alle halbe Stunde Pause und gönn mir was.. nen Kaffee, 15 Minuten in der Sonne sitzen, Episode meiner Lieblingsserie


Folgendes passt auch zu Dir Road...
Eben meinte meine Thera:
Sehen sie nicht die Dinge die noch nicht OK sind, sehen sie Ihre Fortschritte an!


Verzeifle nicht am riesen Berg sonder freu dich über den "Stein" den geschafft hast. Guck ihn dir genau an denn DU hast DAS hinbekommen und vergiss den Rest, bis auf das nächste Steinchen.
Grüßle

Tina
deary
Beiträge: 424
Registriert: 17. Jun 2005, 13:05

Re: Aufgabenlisten

Beitrag von deary »

Hallo ihr!

Ich habe mir gerade Eure Beiträge an Road durchgelesen, und ich finde toll, was ihr ( otterchen, horst,tina ,...) geschrieben habt.

Es zeugt von viel Einfühlungsvermögen gegenüber der Krankheit und in andere Menschen.

Ich hatte gestern einen sehr anstrengenden Therapietermin, und heute fühle ich mich ausgelaugt und habe Kopfschmerzen, und sehe es schon herannahen, dass ich es heute in meinen Sportkurs nicht schaffen werde.
Ich bin darüber so enttäuscht.

Aber wenn ich Eure Berichte so lese, dann weiß ich, dass es einfach Teil der Krankheit ist, auch wenn ich es früher einfach leichter schaffte.
Manchmal muß man einfach akzeptieren, dass man zwar manchmal über seinen Schatten springen kann, aber einem die Depression Grenzen auferlegt, die man nicht ständig sprengen kann.
Es beruhigt mich einfach, das zu Lesen.
Das mit dem Haushalt kenne ich natürlich auch, mache es so ähnlich wie ihr beschrieben habt, in kleine Portionen.

Liebe Grüße und an Dich Road: Das mit dem Belohnen ist wichtig, ich habe mir manchmal einfach eine sehr lange Zeit mein zb. geputztes Bad angeschaut, wie es jetzt blitzt und blankt.
Das war dann ein Erfolgerlebnis.


Liebe Grüße an alle
deary
Tina0510
Beiträge: 97
Registriert: 15. Okt 2007, 13:21

Re: Aufgabenlisten

Beitrag von Tina0510 »

deary freut mich zu lesen etwas "geholfen" zu haben.

Wenn nun am Bad dranbleibst (und das reicht an guten Tagen) Waschbecken auswischt und einmal die Woche Boden/Dusche/Wanne ist es garkein grosser Aufwand mehr.

ja, Depression setzt uns Grenzen. Aber viele Dinge sind nicht nötig um uns weiter runterzuziehen.
grade Haushalt ist etwas, dass Etappenweise wunderbar funktionieren kann und Erfolg bescheren und keiner verlangt an schlechten Tagen Grossputzaktionen. Auch nicht an Guten.

Für mich hat haushalt soviele Parallenen zu meiner Genesung...
-kleine Schritte
-bemerken, dass etwas "geschafft" wurde
-und Zeit die nötig ist

Wichtig ist, dass man grade Haushalt nicht zusehr priotrisiert. Was macht es, wenn mal 2 Tage das Geschirr steht? Vielleicht war computern oder was anderes für DICH wichtiger/sinnvoller.
Sollte sich ein Mitbewohner daran stören, kann er gern abwaschen.

Wichtig ist, dass man sich selber erkennt und tut, was einem für richtig erscheint *find*
Und wenn jemand sein Chaos nicht stört und er lieber wasweisich tut... gut so! Nur sich dann kein schlechtes Gewissen machen oder machen lassen.
Wer sagt denn, dass alles perfekt sein muss?
Wer ausser einem SELBER stellt diese Forderung?


Meine Güte ich hab heut nen guten Tag... hätte vermutlich zig Dinge erledigen können... zur Bank gehn, Haushalt, einkaufen etc... und was mach ich?
Ich sitz vorm PC und schreibe einen Beitrag nach dem Andern... und ES TUT MIR GUT!
Ergo mach ich das RICHTIGE!!!
Grüßle

Tina
Antworten