SHG-Nährboden für meine Depression?

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BM54
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SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von BM54 »

Liebe User

Erst mal euch allen ein besseres neues Jahr !
Also ,ich bin seit geraumer Zeit in einer SHG für Depressionen.
Nach jedem Treffen dieser Gruppe habe ich das Gefühl,meine Depressionen haben sich verschärft,nein es ist nicht nur ein Gefühl,es ist leider so.Meine Angehörigen merken das am meißten.
Mein Thera sagte mir,ich dürfe mir nicht alle Sorgen und negativen Erfahrungen der Gruppenmitglieder persönlich annehmen,sonst hat diese SHG keine positiven Aspekte für eine Verbesserung meiner Krankheit.

Doch,wie soll ich das machen,ein Mensch,der immer nur für Andere da war um zu helfen,zu lieben ,zu trösten.
Aber ohne diese Leute aus der SHG möchte ich nicht mehr sein.
Auf der anderen Seite bekomme ich durch sie Halt und Schutz,mich gegen diese Gesellschaft zu stellen,die meine Depression maßgeblich mit zum Ausbruch gebracht hat.

Wer ist denn von Euch in einer SHG und hat ähnliche Erfahrungen gemacht?
Wie seid ihr damit umgegangen?

Viele Grüße


Tobi
BeAk

Re: SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von BeAk »

Nein liebe Tobi,

nicht die Gesellschaft macht Dich krank. Du bist es, die schlecht für sich sorgen kann.

Du kannst Dich nicht abgrenzen.

Und genau das mußt du lernen.

Die Probleme anderer Leute, sind die Probleme anderer Leute und nicht Deine.

Du bist für Dich verantwortlich.
depi
Beiträge: 20
Registriert: 1. Jan 2008, 18:49

Re: SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von depi »

Hallo Tobi,
ich verstehe Dich sehr gut, helfen ist auch für mich ein Thema.
Wenn man helfen will und keine Möglichkeit sieht dies Umzusetzen, zieht es einen selber wieder runter.

Bea hat zwar Recht, aber ich sehe das derzeit so, dass der Egoismus, der ihre Vorschläge anwendbar machen würde, eben auch bei Dir noch nicht vorhanden ist.

Vielleicht hilft dir fürs Erste, wenn Du Dich mit den Begriffen *Mit- Gefühl* statt *Mit- Leid* auseinandersetzt, und die Gruppe in größeren Abständen besuchst, bis Du Dich wieder selber festigen konntest?

Wünsche dir Stärke und Kraft...
------------------------------

Nur Starke Menschen

erhalten schwer zu bewältigende Aufgaben
BeAk

Re: SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von BeAk »

Hallo ihr lieben,

mir gefällt der Ausdruck Egoismus nicht.

Ein jeder Mensch hat das Recht und die Pflicht gut für sich zu sorgen.
Das ist erwachsenes Verhalten und hält gesund.

Ist man nicht in der Lage für sich zu sorgen, ist man entweder nicht nicht reif dies zu tun, oder krank.

Folglich sollte jeder Erwachsene anstreben gut auf sich zu schaun und nicht andere (Gesellschaft) für sein eigenes Unvermögen verantwortlich machen.

Zumindest ist das ein gutes Lernziel.
Regenwolke
Beiträge: 2214
Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von Regenwolke »

Liebe/r? Tobi,

mit einer SHG - außer einigen realen KND-Treffen - habe ich keine Erfahrung. Und diese Treffen habe ich als aufbauend und erleichternd erlebt, auch in dem Sinn "geteiltes Leid ist halbes Leid".

Aber ich habe einen helfenden Beruf. Ich bin Psychologin, leider ohne Arbeit, aber in meinen bisherigen beruflichen Erfahrungen hatte ich häufig Probleme, mich gut abzugrenzen. Der Punkt war dabei aber überhaupt nicht, daß ich mich für die Probleme der Patienten bzw. für deren Lösung verantwortlich gefühlt hätte. In dieser Hinsicht kann ich mich gut abgrenzen, und ich denke, das kann man gut lernen.

Was mir aber zu schaffen gemacht hat, war eine Art "Gefühlsansteckung". Angst oder Trauer von Menschen habe ich in mir selbst gespürt (und zunächst von eigenen Gefühlen nicht unterscheiden können), und manches, von dem ich gehört hatte, hat mich regelrecht verfolgt, ich habe davon geträumt, selbst Ängste entwickelt. Ich kann mir vorstellen, daß das in einer Selbsthilfegruppe auch passieren kann, je nachdem, wie heftig die Themen und Gefühle sind, um die es dort geht.

Und das finde ich wesentlich schwerer in den Griff zu bekommen, weil der Vorsatz "ich kümmere mich jetzt mal um mich selbst" da allein wenig ausrichten kann. Ich arbeite mit meiner Therapeutin viel an meiner Selbstwahrnehmung: was fühle ich, was möchte ich, was passiert gerade mit meinem Körper, meiner Atmung, etc. (geht auch um Achtsamkeit, da wird ja hier gerade viel zu geschrieben). D.h. ich muß erst mal lernen, mich selbst wahrzunehmen, und bei mir zu bleiben, nicht sofort mit dem anderen zu verschwimmen. Dann kann ich auch besser wahrnehmen, wenn mir etwas zuviel ist und mich innerlich wie äußerlich besser abgrenzen.

Wie läuft es denn in der Gruppe? Werden immer nur Probleme gewälzt, oder geht es auch um positive Dinge, z. B. darum, was euch gut tut, woraus ihr Kraft schöpft, etc? Das finde ich wichtig, um nicht von depressiven Stimmungen völlig aufgesogen zu werden. (Und die können wie schwarze Löcher sein, die alles ansaugen...)
Bringst Du Dich in der Gruppe ein, oder bleibst Du eher Zuhörer und nimmst alles in Dich auf? In der Klinik habe ich gemerkt, daß ich weniger "gefühlsangesteckt" werde, wenn ich meine eigenen Probleme anspreche und nicht passiv bleibe.
Und falls es immer wieder so ist, daß es Dir nach der SHG schlechter geht, würde ich auch überlegen, ob die Gruppe gut für Dich ist.

LG,
Wolke
BM54
Beiträge: 41
Registriert: 4. Okt 2007, 08:30

Re: SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von BM54 »

Hallo wolke,wolle,Bea,Hallo User

@ Bea,nein,deine Auffassung kann ich nicht teilen.
Eine Gesellschaft ist schon maßlich mit daran beteiligt wie krank seine Bevölkerung ist.
Leider habe ich es so gelernt,dass die Probleme anderer auch meine sind oder läßt du deine Freunde im Stich,wenn diese mal mit ihren Sorgen zu dir kommen ?

@ wolle,das hast du gut gesagt,ich habe den Egoismus dieser Gesellschaft noch nicht angenommen,daher ist das Leid der Anderen auch mein Leid.
Aber wie du schon richtig bemerkst,sollte ich versuchen ,Mitleid mit Mitgefühl abzugrenzen,um nicht in eine Abwärtsspirale zu kommen.
Das ist nicht einfach für mich,da in unserer früheren Gesellschaftsform das Mitleid über den Mitgefühl stand.

@ wolke,sicher muß ich es noch lernen,das Positive aus der SHG zu ziehen.Das ist nach so kurzer Zeit aber noch nicht möglich.Noch überwiegen die Sorgen und Probleme der Anderen mein Denken und meine Wahrnehmung,aber ich muß den schwierigen Weg der Abgrenzung finden.Nicht das ich deshalb taub für die Probleme der Anderen werde,aber es gilt zu lernen,eine gewisse Distanz
aufzubauen.
Auch mein Thera empfielt mir mal eine Sitzung in der SHG ausfallen zu lassen,wenn die Probleme mich selbst erdrücken.

Trotz alledem spreche ich auch meine Probleme an und man versucht mir mit Ratschlägen zu helfen.
Gerade jetzt wo ein mir sehr nahe stehender Mensch (mein Bruder )weiß,das er bald sterben muß,brauche ich das Gefühl des "Aufgefangen zu werden".Bei einen depressiven Menschen ist die Trauer doch noch viel stärker ausgeprägt als bei einen Gesunden.

Es wird auch nicht nur von negatives geredet,sondern wir haben auch unsere spaßigen Seiten.Es darf auch mal gelacht werden,obwohl es den meißten schwer fällt.

So versuche ich mich langsam in diese Gruppe einzubringen,um doch erst mal das Zusammensein mit mehreren fremden Menschen zu erlernen.
Danke für eure Ratschläge und Meinungen.

Liebe Grüße

Tobi
BeAk

Re: SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von BeAk »

Liebe Tobi,

die Probleme eines anderen Menschen, dem ich versucht habe zu helfen, haben mich in meine letzte schwere depressive Episode geführt.

Wenn Du wirklich willst, das es Dir besser geht, wirst DU die Verantwortung für Dich übernehmen müssen. Und hat rein garnichts mit Egoismus zutun.

Im übrigen kann ich mich Wolkes Ausführungen nur vollständig anschließen.
BM54
Beiträge: 41
Registriert: 4. Okt 2007, 08:30

Re: SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von BM54 »

Hallo Beatrix,hallo User

Beatrix,ich wollte dir nicht auf die Füße treten,wenn es in meinen Beitrag so anklang.

Es tut mir leid,das dein Versuch jemand zu helfen für dich in eine Krise geführt hat.
Verantwortung für sich selbst übernehmen-was heißt das im täglichen Leben?
Das ich mich pflege,gesund ernähre und meine Depression in meiner Hosentasche spazieren gehen lasse?
Oder wie soll das sonst aussehen?

Nicht immer ist es in schweren depressiven Episoden möglich,sich gesellschaftsfähig zu halten.Gerade da versagt man oft.Wie soll ich aber es schaffen in dieser Situation für mich Verantwortung zu übernehmen?

Hast du oder andere User den Zustand zwischen Leben und Tod nicht selbst schon mal erlebt?
Da ist kein Platz mehr für Selbstverantwortung,nein da ist nur noch Platz für Selbstzerstörung auf brutalster Weise.
Man möchte seinen ekligen Körper,der nicht mehr "Ich"bin vernichten und entsorgen.

Da ist Hilfe von außen gefragt und mit der Verantwortung für sich selber passe.
Und da sind wir wieder bei der Gesellschaft.
In solchen Fällen müssen die Institutionen der Gesellschaft greifen,um das Schlimmste zu verhindern (z.B.Krisentelefone,Selbsteinweisung oder Einweisung durch den Arzt in psychische Einrichtungen ect.

Hier unterliegt die Verantwortung für sich den Helfenden.
Nicht jeder Mensch in dieser Gesellschaft ist in der Lage für sich selbst zu sorgen.
Daher sollte man auch ohne Vorurteile Hilfe des Staates und bei guten Freunden suchen.

Egoismus wäre hier völig falsch am Platz.
Leider ist diese Eigenschaft für viele Menschen zum Alltagsgebärden und zu einer erschreckenden Normalität geworden.

Ärzte und Wissenschaftler haben eine drastische Zunahme der Depression in den nächsten 10.20 Jahren voraus gesagt.
Wer sollte da nicht zugeben,das der Egoismus eine Gesellschaftserscheinung unserer Zeit ist.
Dadurch wird eine in der Zukunft angesiedelte
Todeserscheinung,der Suizid,in allen Altersgruppen eine Begleiterscheinung des Lebens werden.


Alles Liebe


Tobi (männl.)
BeAk

Re: SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von BeAk »

Lieber Tobi,

gut das du mich daraufhingewiesen hast das Du männlich bist.

Du hast mir nicht auf die Füsse getreten. Ich bin auch nicht beleidigt. Meine Postings sind manchmal etwas unterkühlt, es ist mir dann nicht möglich emotional zu schreiben, störungsbedingt. Zudem schreibe ich sowieso meist recht kurz.

Ich wollte Dir mit meiner Antwort nur verdeutlichen, das ich mir die/deine Probleme sehr wohl bekannt sind.

Psychische Krankheiten entstehn durch eine Veranlangung und dadurch das in der Kindheit oftmals nicht auf die Bedürfnisse des Kindes eingegagen wurde. Und schlimmstenfalls es zur Befiedigung der Bedürfnisse andere benutzt wurde.

Als weitere Faktoren kommen später noch, Arbeitswelt, Familie, Freunde, Kollegen sonstige Lebens- und Umweltbedingungen hinzu. Jeh größer der Soziale Nezt ist in dem ein Mensch eingebunden ist und sich darin wohl fühlt, um so unwarscheinlicher ist es, das er krank wird.

Das sind die gesellschaftlichen Bedingungen die über Krankheit und Gesundheit entscheiden. Und es gibt aber auch noch eine Reihe persönlicher Bedingungen, nach denen du aber nicht gefragt hast.

Wie Du sehn kannst, hast Du selber als erwachsener Mensch Möglichkeiten auf die Faktoren Einfluss zu nehmen. Wenn Du nicht weißt wie Du das machen sollst, kannst du das erlernen. Denn dafür ist die Verhaltenstherapie da.

Eine ganz wichtige Frage ist, was tut Dir gut.

Das alles fällt auch unter das Thema Verantwortung für Dich zu übernehmen.

Und ganz wichtig ist der Beitrag von Wolke, gehört ebenfalls zum Thema Deine Verantwortung für Deine Gesundheit.

Und jetzt zum Thema Verantwortung für andere übernehmen:
Suizidalität kenne ich persönlich, mehr als mir lieb ist.
Ein jede Mensch ist für sich selbst verantwortlich. Und niehmand kann ihm diese Verantwortung abnehmen. Ein Mensch der die Verantwortung für sich nicht mehr übernehmen kann, weil hoch suizidal, gehört in ein psychiatrisches Krankenhaus. Dort kann ihm bedingt diese Verantwortung abgenommen werden.
Das ist dann der einzige sichere Ort für ihn.

Nicht Du, nicht eine Selbsthilfegruppe, und auch kein Arzt außerhalb der Psychiatrie kann die Verantwortung für einen anderes Menschenleben übernehmen.

Wir können einen Menschen begleiten durch seine Krankheit, aber helfen können wir ihm nicht, das ist Sache der Profis.

Und auch bei den Profis gilt, Dein Leid gehört Dir. Du mußt damit fertig werden. Ich kann Dir nur einen Weg hinaus zeigen, gehn mußt Du ihn selber.

Und all das hat nichts mit Egoismus zu tun.

Ein jeder sorge gut für sich, dann ist für alle gut gesorgt.

Alles Gute Dir
Bernd2

Re: SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von Bernd2 »

Hallo Tobi,

was sollen denn diese Engelsbilder? Könntest Du vielleicht mal damit aufhören? Es nervt ganz einfach, zumal keinerlei Bezug zum Thema des Forums erkennbar ist.

Gruß
Bernd
BeAk

Re: SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von BeAk »

Hier ein Link zu den Auswirkungen der Kindheit.

http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv//ar ... i&id=36940
Quentin
Beiträge: 202
Registriert: 16. Sep 2003, 12:24

Re: SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von Quentin »

Tja,

also leider muß ich mich Bernd anschließen. Ich empfinde dieser Bilder auch mehr störend als hilfreich. Mal ist ja o.k., aber dauernd. Mir wäre es auch recht, wenn man drauf verzichten könnte. Auf mich haben die Bilder eine negative Wirkung.

Gruß

Quentin
ils_pixent9
Beiträge: 1149
Registriert: 6. Jul 2006, 21:37
Kontaktdaten:

Re: SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von ils_pixent9 »

Hi,
eine gewisse Empathie gehört zum menschlichen Leben dazu,auch dass das Elend anderer in einem etwas auslöst gehört zum Menschsein, ich halte es nicht für eine Frage der Qualität sondern der Quantität.
Wenn ich mich mit einem Baum vergleichen würde, so können die Worte anderer ein Luftzug sein bei dem sich meine Blätter bewegen die auch dem anderem Trost spenden können aber der Baum selber sollte nicht schwanken sondern weiterhin in sich selber fest ruhen.

Ich glaube auch, dass das lernbar ist, jedenfalls ich habe es gelernt, weniger durch ein bewußtes Sich Bemühen, es war eines Tages einfach in mir vorhanden.

Was die Engelbilder angeht so braucht Tobi die im Augenblick vielleicht.Ich brauche sie nicht, aber sie stören mich nicht, ich habe ja gelernt, mich abzugrenzen.

LG Gret
Anita2
Beiträge: 408
Registriert: 4. Nov 2006, 19:39

Re: SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von Anita2 »

Hallo Tobi,
vieleicht ersetzt Du Egoismus mit Selbstfürsorge und Eigenverantwortung.
Es ist wohl richtig, dass wir aus den Erfahrungen mit anderen Menschen (Eltern, Verwandte u.ä.) in der Kindheit geprägt wurden und wohl alle unsere Schwierigkeiten haben.
Ansonsten kann ich mich den Vorpostern nur anschließen.

@ Bernd
Lieber Bernd, es mag ja sein, dass Du mit den Bildern nichts anfangen kannst, nur sei doch nicht so genervt. Vielleicht geht es Tobi jetzt durch die etwas harte Art, ihm dies mitzuteilen, schlecht und traut sich nicht mehr zu schreiben. Fände ich sehr schade.

Schöne Sonntagsgrüße an alle
Anita
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2846
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von Nico Niedermeier »

Mir wäre es auch ganz wichtig Bitte KEINE Bilder hier einzustellen!
Dr. Niedermeier
BM54
Beiträge: 41
Registriert: 4. Okt 2007, 08:30

Re: SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von BM54 »

Hallo ,liebe User
Es ist mir nicht bewußt geworden,das ich mit meinen Bildern andere User in gewisse Abgründe stürzen kann.
Aber der Ton macht die Musik!
Ich hatte diese Bilder im Prinzip nur für mich,der in einer schlimmen Depression steckt (mein Bruder starb vor ein paar Tagen)zur Stärkung eingestellt.
Sie sollten mich in der Sterbephase und am entgültigen Zeitpunkt des Todes etwas helfen,da mein Bruder gläubig war.

Also,entschuldigt bitte meine Unachtsamkeit.Es soll nicht wieder vorkommen.
Nur eine Anmerkung sei mir erlaubt.Wie kommen manche User mit der täglichen Flut von Bildern aus Fernsehen,Presse,öffentliche Plakatierung ect.für sich zurecht?

Kommen wir zum eigentlichen Thema,die Bedeutung einer SHG bei Depression.
Bea,hat schon vollkommen recht,wenn sie sagt,das psychische Krankheiten auch aus der Kindheit her entstehen können und später durch das soziale Umfeld stark beeinflußt werden.In der Kindheut selbst kann man die Verhältnisse kaum ändern,aber später im Erwachsenenalter besteht die Möglichkeit so manche Veränderung zum eigenen Wohl herbei zu führen.

Aber nicht jeden Menschen ist es gegeben sich aus seinen eigenen Fesseln zu befreien und wenn dann noch das soziale Netz zusammen bricht,kann die psychische Belastung übergroß werden.
Aus meiner SHG nehme ich auch nur noch den Teil für mich mit,der mir bei der Bewältigung meiner Isolation und Depression helfen kann.

Wolkes Beitrag zum Thema "Gesundheit"spielt bei der Überwindung der Krankheit natürlich auch eine entscheidene Rolle.
Nur wer körperlich gesund ist,hat es einfacher auch psychisch gesund zu werden.

Beas Sätze treffen den Nagel auf dem Kopf.
Nicht der Arzt,nicht die SHG,nicht die Psychotherapeuten ect.können mir das Leid einer Depression abnehmen,sondern sie können mir nur den Weg dahin zeigen.
Das muß man erst einmal für sich selbst verinnerlichen,um hier diesen Weg bestreiten zu können.
Danke Bea auch für deinen sehr interessanten Link.

Grete,du hast es geschafft,dich nicht durch äußere Einflüsse,wie hier die Bilder,dein eigenes Ich manipulieren zu lassen.
Aber nicht jeder User ist eben so weit,das gleiche von sich sagen zu können.
Sicher ist solch eine Abgrenzung erlernbar,aber es braucht seine Zeit.

Mehr oder weniger muß ich nun mit dem Verlust eines geliebten Menschen allein fertig werden.
Die Gewißheit jemand bei Lebzeiten nicht wieder zu sehen,kann schon mal die Seele aus dem Gleichgewicht bringen.
Bitte habt Nachsicht,wenn mir in diesen Schmerz so mancher Fehler unterlaufen ist.

Gruß

Tobi
Quentin
Beiträge: 202
Registriert: 16. Sep 2003, 12:24

Re: SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von Quentin »

Hallo Tobi,

Du erwähnst da etwas was mich auch schon länger beschäftigt. Die tägliche Gewalt und Berichterstattung in den Medien. Ich war gestern bei meiner Mutter, weil ich was erledigen mußte und ihr bei ein paar Sachen helfen mußte. Gerade gestern habe ich zu ihr gesagt, ich mag schon gar keine Nachrichten mehr schauen. Nur Gewalt, Mord, Totschlag und Probleme. Ich weiß jetzt nicht, ob mir das heute nur mehr auffällt oder ob das immer schon so war. Aber es nervt mich einfach. Vielleicht bin ich auch zu empfindlich, aber am liebsten schaue ich Tiersendungen. Ich finde, das ist eine schöne heile Welt. Da kann ich richtig abschalten und entspannen. Klar, es ist auch brutal, wenn Krokodile irgendwelche Gnus reißen, aber das ist halt die Natur. In meinem nächsten Leben studiere ich Biologie und werde Tierfilmer .

Ganz schlimm finde ich die ganzen Problemsendungen Nachmittags auf den privaten Fernsehsendern. Wer keine Probleme hat, kriegt sie spätestens dann.

Gruß

Quentin
depi
Beiträge: 20
Registriert: 1. Jan 2008, 18:49

Re: SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von depi »

Hallo Tobi,
möchte Dir mein Mitgefühl für Deine Trauer aussprechen.
Vielleicht hilft es Dir, wenn du dir vorstellst, dass Dein Bruder seinen Körper abgegeben hat, aber sein Geist ist unsterblich. Wenn Du das Gefühl hast, mit Ihm Zwiesprache halten zu wollen, dann tu es. Es hilft Dir vielleicht besser mit dem Verlust fertig zu werden. Wenn Du mit der Zwiesprache fertig bist, verabschiede Dich jedesmal von ihm. So, als wenn Du Dich von einem Besuch bei ihm verabschieden würdest.
Die Zeitspannen der *Besuche* werden dann größer werden, so lange, bis Du den Verlust wirklich realisiert hast.
Und lass Dir Deine Gedanken nicht ausreden, oder *jetzt mußt Du doch endlich darüber weg sein...(ignoriere diese Leute einfach). Der eine hat einen Verlust nach einem Monat überwunden, der andere braucht 7 und mehr Jahre dazu. Lass Dir da nicht dreinreden. Beende es erst dann, wenn Du dafür bereit bist.

Ich wünsche Dir Kraft und Stärke für deine zukünftigen Unternehmungen.
------------------------------

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BeAk

Re: SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von BeAk »

Lieber Tobi,

du hast keinen Fehler begangen. Das Leben ist ein einziger Lernpozess für uns alle.

Sicher ist es nicht jedem gegeben, sich aus seinen Fesseln zu befreien. Aber jeder kann es versuchen. Denn wer es nicht versucht, hat schon verloren.
Zudem kann und sollte man, wenn man eine schwierige Aufgabe vor sich hat, dehren Bewätligung einen überfordert, sich Hilfe von Menschen suchen, die ein wenig mehr von der Materie verstehn als man selber (das gehört auch dazu, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen.)
Und genau das hast getan. Du bist in Psychotherapie. Eine weise Entscheidung!

Ich verstehe Deinen Schmerz über den Tod Deines Bruders. Teile Deinen Schmerz mit anderen z.B. in der Selbsthilfergruppe.
Es tut immer gut, von anderen verstanden zu werden.
CO
Beiträge: 8
Registriert: 7. Jan 2008, 23:26

Re: SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von CO »

Hallo, Tobi

in einem Buch über Depressions-SHG las ich einmal, daß man(n)/frau dort erst dann teilnehmen soll, wenn man(n)/frau einigermaßen "stabil" ist.

Ob dies bei Dir der Fall ist, vermag ich nicht zu sagen. Jedoch ist Deine Äußerung, daß Du Deinen lieben Bruder verloren hast, ein sehr wichtiger Umstand, der es m.E. Dir derzeit nicht ermöglicht, "relativ frei" und "unbefangen" an der SHG teilzunehmen.

Ich leide an einer schweren D. und habe meine
Mutter 7 Jahre lang gepflegt - neben einem
quasi-10-Stunden-Arbeitstag, bis nichts mehr
ging. Als meine Mutter im KH in meinen Armen
starb, brach bei mir die Depression erst rich
-tig aus.

Erst nach Jahren von KH-Aufenthalten, etlichen psychotherapeutischen Sitzungen war
ich halbwegs "gefestigt", um an einer SHG
teilzunehmen.

Wichtig war für mich, daß ich "zwischendurch"
auch eine SHG "Trauergruppe" besucht habe;
hierbei nahm ich mir eine "Auszeit" für die
D-Gruppe.

Entscheidend jedoch ist, daß Du Dich von den
Problemen anderer SHG-Mitglieder abgrenzen
mußt; d.h., daß Du deren Schicksal lediglich
beispielhaft als Verlaufsform einer Depres-
sion zur Kenntnis nimmst, aber Dich innerlich
-seelisch nicht an deren Krankheit mit "auf-
hängst." Dies geht, wie gesagt, eben nur dann, wenn Du "relativ stabil" und etwas
"Distanz" zu dieser tückischen Krankheit
gefunden hast.

Abschließend ist zu bemerken, daß es in der
neurologischen Wissenschaftsliteratur aner-
kannt ist, daß eine SHG grundsätzlich einen
positiven Effekt auf einen Depressiven be-
wirkt (sofern er bereits "einigemaßen stabil"
von seiner psychischen Konstitution her ist
und sein(e) KH-Aufenthalt(e) schon geraume
Zeit hinter sich liegt(en). )

Toi, toi, toi wünscht Dir


Eddie
BeAk

Re: SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von BeAk »

Lieber Edde

das sehe ich anders. Sicherlich sollte man sich vom Schicksal anderer SHG-Mitglieder, abgrenzen können. Und kann man dies nicht, sollte man nicht so oft an Selbsthilfegruppentreffen teilnehmen.

Aber das man als schwer Depressiver nicht an der Selbsthilfegruppe teilnehmen sollte, sehe ich nicht so. Wenn diese Treffen einem gut tun, spricht nichts dagegen. Meine Meinung.
Iris
Beiträge: 430
Registriert: 25. Aug 2005, 13:01

Re: SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von Iris »

Hallo Tobi,

mir ging es wie dir mit einer SHG.Auch eine Bekannte die an Depressionen leidet,fühlte sich in der Gruppe überhaupt nicht wohl.

Zwei Leute die nur am Reden waren, in Selbstmitleid versanken,sich richtig hineinsteigerten,weinten und laut wurden.Einer der kaum einen Satz rausbekam weil er von Medikamenten total benebelt war.Und nach seinem Erzählen nach eher an einer Psyschose leidet.

Der Gruppenleiter wollte gleich das wir alle unsere Telefonnummern austauschen,damit wir uns gegenseitig anrufen können.Oh,nein.
Wir anderen vier "neuen" waren nach dieser ersten Stunde richtig "geschockt".
Niemand von uns ging mehr hin.
Das war meine Erfahrung.

LG Iris
Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst.
BM54
Beiträge: 41
Registriert: 4. Okt 2007, 08:30

Re: SHG-Nährboden für meine Depression?

Beitrag von BM54 »

Hallo Quentin,wolle,Bea,Eddie,Iris,hallo User

@ Quentin,unsere Medien scheuen sich nicht davor,täglich Berichte über Gewalt und Terror zu senden.Auch das öffentlich rechtlichen Fernsehen zeigt immer mehr Krimis oder andere Sendungen ,die mit Gewalt verbunden sind.
Einzig und allein zählt heute nur noch die Einschaltquote.
Braucht man sich da noch zu wundern,wenn die brutalen Gewaltverbrechen,immer öfter durch Jugendliche begangen,immer mehr zunehmen?
Die Moral dieser Gesellschaft ist schon teilweise mit der des Mittelalters zu vergleichen."Nimm dir ,was du brauchst und sei es mit Gewalt"
Vormachen tun es uns es doch immer öfter Personen ,die im öffentlichen Rampenlicht stehen.Korruption und seitens der Macht vieler Politiker,Konzernbosse ect.werden die Gesetze des Staates unterlaufen.
Dieser Staat ist schon lange kein Rechtsstaat mehr!

@ wolle,danke für deine Beileidsbekundung.
Nein,meine Trauer lasse ich von niemanden manipulieren.Auch wenn manche sagen,na in ein paar Wochen sieht die Welt wieder besser aus,so glaube ich,das meine Trauer um meinen Bruder mehr bedarf als nur Zeit verstreichen zu lassen.
Intensive Trauer heißt für mich,täglich beten für meinen Bruder,Zwiesprache halten und auch seelischen Schmerz und Tränen zu zu lassen.
Wie lange dieser Zustand anhalten wird,kann ich nicht sagen.
Mein Herz und meine Seele allein entscheiden,wann ich diesen Verlust akzeptiert habe.

@ Bea,auch dir danke für deine tröstenden Worte.Wie du schreibst,werde ich morgen in der SHG meine Trauer zum Ausdruck bringen und
diese mit den Gruppenmitgliedern teilen.Schmerz und Trauer kann auch mit anderen Menschen geteilt werden,um tröstende Worte in sich aufzunehmen.Man weiß dann,das es noch andere Menschen gibt,welchen dein Schicksal nicht gleichgültig ist.
Dazu sollte auch eine SHG da sein.

@ Eddie,deine Sorge,das ich mir noch mehr weh tu,wenn ich in die SHG gehe,glaube ich nicht.
Alles was in den Fachbüchern steht,muß nicht unbedingt auf jeden Depressiven zu treffen.
Die Auswirkungen einer Depression haben so viele unterschiedliche Begleiterscheinungen,dass man nicht eine für alle gleichgültige Aussage treffen kann.

Auch wenn es mir die ersten Male schwer fiel,die Probleme der anderen richtig von meinen abzugrenzen,habe ich es mit der Zeit gelernt,nur den Teil zu akzeptieren,der mir auch Hilfestellung gibt.
Ich denke doch,dass das Reden über meinen Verlust mit anderen Menschen mir ein wenig Entspannung und Zuversicht geben ohne,das ich dabei meine tiefe Trauer in irgendeiner Form herabsetzen würde.
Sicher kann ich in meiner Situation nicht die Probleme der anderen zu eigen machen.
Dazu gibt es auch die entsprechenden Antidepressiva,die ich zusätzlich seit dem tragischen Ereignis zu mir nehme.
Trotzdem vielen Dank für deine Sorge.

@ Iris,ganz so schlimm war es in meiner Gruppe nie.Nach anfänglichen "Beschnuppern"konnten wir uns unbefangen vorstellen und unsere Probleme darlegen.
Da ich schon vorher Kontakt mit den Gruppenleiter hatte,wußte ich ungefähr,was auf mich zukommt.
Ganz behutsam und und liebevoll wurde ich ,nachdem alle meine Vorgeschichte kannten,aufgenommen.Sicher war zum Anfang mein Fehler,die Probleme der Anderen über das Meine zu stellen.Aber das habe ich mit der Zeit gelernt,damit richtig umzugehen.
Es tut mir leid für dich,Iris,dass du soviel Pech mit deiner SHG hattest.

Liebe User,entschuldigt den langen Text,aber ich wollte auf jeden einzelnen User mal persönlich eingehen.

Ich wünsche Euch allen ein besseres Leben mit Eurer Krankheit und die Hoffnung irgendwann wieder das Leben so zu verstehen was es eigentlich sein sollte -Das höchste Geschenk Gottes"

Alles Liebe

Tobi
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