Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

ANOVA
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von ANOVA »

Hallo Dani,

>ich denke da ist wirklich etwas dran, es liegt viel daran, wie ich auf die anderen zugehe, und momentan gelingt mir das irgendwie mit Leichtigkeit. Das ist ein sehr schönes Gefühl, und ich hoffe, dass es anhält.

Nun ja, es wird ziemlich sicher nicht immer klappen, da Du ja noch recht ungeübt bist. Aber selbst wenn es mal nicht klappt besteht doch eine große Chance, dass es irgendwann wieder klappen wird.

Dieser Thread bringt mir auch viel, weil ich durch ihn wieder zum Nachdenken angeregt werde und längst "vergessene" Dinge wieder für mich ausgraben kann.

Danke für Deine Neujahrswünsche, die ich hiermit gerne zurückgebe!

Viele Grüße

Xenia
ANOVA
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von ANOVA »

Hallo Ihr Lieben,

gerade habe ich ein Zitat gelesen, das echt gut zu diesem Thread passt:

Begrüße das neue Jahr vertrauensvoll und ohne Vorurteile, dann hast Du es schon halb zum Freund gewonnen. (Novalis)

Viele Grüße und allen alles Liebe und Gute fürs neue Jahr!

Xenia
otterchen
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von otterchen »

Hallo Xenia,

so, die Zettel sind geschrieben... soviel mir einfiel, was 2007 ausgemacht hat.

Manche werde ich wohl mit dem Wunsch zerreißen, dieses Thema loszulassen, bei manchen Zetteln wird aber auch der Wunsch nach "mehr" mit den Zetteln in den Wind fliegen...



Euch allen hier:
behandelt Euch gut, seid achtsam mit Euch...
ich habe heute für mich ein Bild gefunden:
mir steckt noch so mancher Dorn im Fleisch... manchmal sogar zugewachsen, es schränkt die Bewegung ein, aber es tut kaum noch weh, wenn ich die Stelle nicht berühre...
Ich decke das langsam auf, erspüre diese Dornen... ich werde sie langsam Stück für Stück aus meinem Fleisch lösen, achtsam, mal langsam, mal schnell... danach werde ich diese Wunde sorgsam verbinden und heilen lassen
damit ich später stolz meine Narben zeigen kann!
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Emriye2
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von Emriye2 »

Hallo Xenia,

schöner Spruch, den muß ich mir merken!! Ich wünsche Dir auch alles Gute und weiterhin depressionsfreie Zeiten...
Liebe Grüße
emriye
s-ch
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von s-ch »

Liebe Xenia,

nein mir ist hier niemand zu sehr auf die Pelle gerückt. Mir ging es ziemlich schlecht und ich habe das leider auf eine destruktive, aber hilfreiche Weise kompensiert wie schon immer.

Ich glaube nicht, dass ich mir jemals etwas Gutes tun kann, weder direkt noch im übertragenen Sinn. Dazu ist der Selbsthaß viel zu groß.

Ich weiß dass meine Grenzen in der Kindheit massivst verletzt wurden. Damit das nie wieder passieren kann, muß ich bis heute und in der Zukunft jegliche Nähe vermeiden. Doch damit bleibt auch die riesige Wunde in mir unversorgt. Das ganze Ausmaß zu erkennen wäre nicht verkraftbar und ich will es auch nicht.

Danke für Deine netten Wünsche und auch Dir alles Gute, viele Grüße S.
BM54
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von BM54 »

Hallo User

Ich bin hier einmal dazu geneigt,meine tiefe Enttäuschung über das Schreibgebärden einiger User zum Ausdruck zu bringen.
Was hier für Grabenkämpfe geführt werden und auf einige User aus der Hüfte geschossen wird,kann doch nicht Ziel dieses Forums sein.
Nicht das ich damit sagen will,keiner sollte seine eigene Meinung vertreten,aber dann doch bitte in einen Stil,der auch unserer Krankheit gerecht wird.
Anfeindungen und Ausgrenzen einiger User muß doch bei manchen die Depression verstärken und nicht lindern.

Ich hoffe,ihr versteht mich und wir wollen doch versuchen ,uns das Leben einfacher zu gestalten,um unsere Krankheit eines Tages besiegen zu können.

Liebe Grüße

Tobi
ANOVA
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von ANOVA »

Hallo Ihr Lieben!

Na, wie hat Euer 2008 begonnen?

Mein Start war gemütlich, etwas melancholisch (bin ich bei Abschieden immer) aber war ich in positiver Stimmung. Im neuen Jahr möchte ich noch mehr darauf achten, nicht automatisch zu bewerten sondern lieber erstmal einen Schritt zurückzutreten und mit ein bisschen Distanz nochmal zu schauen. Vielleicht sieht dann manches anders aus als auf den ersten Blick vermutet.

Emriye und S., danke für Eure Wünsche! Hoffe, Ihr seid gut ins neue Jahr gekommen.

S., ich verstehe gut, dass Du momentan die Dinge so empfindest, wie Du es tust. Dennoch bleibe ich stur : es ist möglich, sich anderen anzunähern ohne dass es zu Grenzverletzungen kommt! Irgendwann wirst Du bereit sein. Auch wenn es heute für Dich ausgeschlossen erscheint.

Otterchen, wie war es denn mit den Zetteln?

Das Bild mit den Dornen gefällt mir gut, wobei ich mich ein wenig schwertue, ein Bild mit Narben auf mich anzuwenden. Liegt aber vermutlich daran, dass ich Teile meines Körpers massiv zerschnitten habe und daher über Narben nicht klagen kann... Aber ich merke den Schmerz nur noch selten, was ja auch ein Zeichen dafür ist, dass ich meine Narben in mein Leben integriert habe. Naja, es musste damals wohl sein, leider.

Liebe Grüße an alle

Xenia
otterchen
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von otterchen »

Hallo liebe Xenia,

die Zettel habe ich einen nach dem anderen um Mitternach feierlich zerrissen.
Leider gab es keinen Wind, und unten vorm Haus standen Vermieter und Nachbarn, und denen wollte ich die Schnipsel nicht auf den Kopf fallen lassen
Also habe ich die Konfettistücke einfach hinter mich ins Zimmer rieseln lassen.
Es hat eine Weile gedauert... und war wirklich eine Art Loslassen!

Ich hatte außerdem befürchtet, dass mich das alles sehr traurig machen wird - aber das ist nicht passiert! Ich habe mich über das Feuerwerk gefreut, habe gestaunt, gesehen, gefühlt, gerochen, gespürt. Da ich auf meiner Terrasse fast über unser ganzes Tal, in welchem die Stadt liegt, schauen kann, hatte ich einen fantastischen Ausblick, und ich hatte einen kurzen Moment das Gefühl, dass dies alles (auch) für mich bestimmt war.

Und ich habe gespürt, dass ich eine Wahl hatte. Ich hätte runtergehen und mit den Nachbarn noch auf der Straße etwas feiern können. Was mich abgehalten hat war aber keine Angst, keine Kontaktscheu, keine Scham oder was sonst immer - sondern der bewusste Wunsch, diesen Moment achtsam mit mir alleine zu verbringen, mit dem Ritual, mit meinem Standort auf der Terrasse, mit dem Genuss des Feuerwerks.

Am nächsten Tag bin ich prima mit mir umgegangen: da mein Schlafrhythmus durch den Urlaub total durcheinander war (erst um 5 Uhr in der Früh ins Bett), bin ich Neujahr eine stramme Runde spazieren gegangen mit meiner Freundin und ihrem Pferd. Es hat gewirkt, ich war früh genug müde und konnte heute ausgeruht aufstehen für die Arbeit.

Mein Start war also erstaunlich gut!


Edit: wie würdest Du das Bild denn für Dich abwandeln?
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danideng
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von danideng »

Hallo ihr Lieben,

auch ich bin gut reingerutscht, habe mit meinen Kindern Fondue gegessen und später auch noch mit meinen Nachbarn ein Glas Sekt getrunken.

Ich merkte, dass ich mir für das neue Jahr ganz besonders viel erhoffe, ich GLAUBE daran, dass jetzt eine gute Zeit für mich beginnt. So konnte ich auch das Feuerwerk unheimlich genießen, es sah wunderschön aus, wenn ich es auch nicht lassen konnte, an die vielen verängstigten Tiere zu denken...

Auch heute war ich wieder lang mit meinem Hund spazieren. Ich merke zur Zeit, dass ich beim Spazierengehen nicht abschalten kann, sondern die Gedanken besonders schnell laufen, auf einmal schau ich dann hoch und denk mir "Was? So weit bist du schon?" Es ist aber kein unangenehmes Gefühl.

Liebe Grüße
Dani
Dani1112
cool
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von cool »

Liebe Xenia,
liebe Alle !

Es geht mir wieder besser und ich konnte auch in der Depression Mini-Schritte in alltäglicher Achtsamkeit machen.

Wie Xenia schrieb, ist Achtsamkeit eher ein langfristiges Projekt.
Und wohl auch eher ein gutes Mittel um Rückfälle zu vermeiden.

Was mir in der Depression abhanden kommt, sind meine Sinne.
Riechen, schmecken, fühlen, Farben sehen, Musik hören............... all das geht nicht mehr richtig.

Und die Gedanken kreiseln in einer stetigen Abwärtsspirale.

Was mir da gut getan hat :
(ich hoffe doch, das passt unter Achtsamkeit im Alltag)

- ganz bewusst schmecken. Ich habe mir ein Schokocroissant gekauft und bei jedem Bissen darauf geachtet, ob und wieviel Schoko drin ist.

- ich hatte ausnahmsweise mal den Rolladen oben (in der Depri ist er meist unten) und die Sonne schien. Ich habe mit geschlossenen Augen in die Sonne geschaut und dieses Wärmegefühl und dieses warm-orange dass da durch das Augenlid scheint war sehr wohltuend.

- ich war draussen und der Himmel war kurzzeitig blau. Ich habe ganz bewusst in dieses schöne blau geschaut und mir gedacht :
"Der Himmel (die Natur) ist immer (für mich) da. Ob es mir gut geht, oder schlecht"

Xenia, war das jetzt "bewertend" ? Auf alle Fälle hat es gut getan

- und dann das Bad heute. Das Badesalz hat gut gerochen, das Wasser war schön orange und ich habe mich beim Waschen und Shamponieren und abtrocknen "gespürt".

Hat das was mit Achtsamkeit zu tun ?

Liebe Grüße Cool
Calzino
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von Calzino »

hallo alle zusammen,

tolles thema, sicher für jeden wichtig und auch anders.

für mich heißt achtsamkeit bei mir selbst zu sein, mir nahe zu sein, mich wahrnehmen zu können.
es gelingt mir halt nicht beständig. es ist, als bräuchte ich immer wieder mal pausen. ich kann es nicht erzwingen, nur zulassen, für mich nicht immer einfach.

wenn ich achtsam bin zu mir, verändert sich meine wahrnehmung. dann kann ich sie wahrnehmen, die gefühle, meine ängste, meine unruhe. meine gefühle zuzulassen macht mir immer noch sehr viel angst, angst vor kontrollverlust. mit der wahrnehmung lerne ich sie zu beschreiben. damit verlieren sie an bedrohung. langsam, langsam bewege ich mich, mit vielen zweifeln, rückschritten und auch erkenntnissen.

ich weiss jetzt, warum ich so geworden bin, wie ich heute bin. zumindest so in groben zügen. ich weiss jetzt, was ich in meiner therapie erreichen möchte. aber ich spüre halt auch die starken widerstände in mir.

meine ganze ach so gut-bürgerliche existenz hat aufgehört zu exitieren.

aber wenn ich bei mir bin, weiss ich, ich werde es schaffen. da fühle ich mich gar nicht mehr wirklich unwohl.

und wenn ich nicht bei mir bin, dann habe ich die zweifel, die zukunftsängste und hoffnungslosigkeit.

mir ist aufgefallen, es fällt nicht einmal das wort "selbstachtung" im ganzen thread. ist das nicht das, was wir anstreben sollten? mit achtsamkeit zur selbstachtung?

kommt mir sehr wirr vor, was ich hier schreibe. naja macht, nichts besser kriege ich es heute nicht hin

lg

jens

cool
otterchen
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von otterchen »

Hallo,

ich hatte ja in der letzten Zeit so meine Probleme mit der Achtsamkeit. Immer, wenn ich versuchte, mich zu erspüren, drifteten meine Gedanken direkt zu Alltagsdingen ab.
Dies dauerte mehrere Wochen, und ich empfand das als ziemlich frustrierend; es hat mich doch sehr gequält.
Stagnation, ja womöglich sogar Rückschritt? Unsicherheit, Unzufriedenheit. Ist das OK so? Darf, kann ich das zulassen? Oder passiert etwas, dem ich was entgegensetzen muss?

Nun aber ist in den letzten Tagen quasi ein wichtiger Knoten geplatzt. Mit Erschrecken ist mir etwas klar geworden:
ich DURFTE mich gar nicht öffnen, durfte nicht von mir erzählen, durfte nicht "jammern" (Abwertung!), durfte nicht schwer und "lästig" sein...
Reste aus der Kindheit!

Dieses Problem ist damit, dass es mir jetzt klar geworden ist, natürlich nicht direkt verschwunden. Aber ich bin froh um jedes Puzzlestück, welches in mein Bewusstsein rückt.
Und direkt fühle ich mich freier und klarer.

Waren die Wochen vorher vielleicht nötig, damit dies passieren konnte? Who knows...


Step by Step zu mehr Achtsamkeit. Und damit - wie Calzino das so schön geschrieben hat - zu mehr Selbstachtung.


@ Cool: Du scheinst auch gerade so wie ich herumzustrampeln, willst achtsam sein, und es geht nicht so recht. Doch das, was Du beschrieben hast, hast Du ja achtsam wahrgenommen!
Vielleicht fehlt noch das achtsame Wahrnehmen von Leere oder Langeweile? Das Zulassen davon???
(Das Wahrnehmen von Bedürfnissen finde ich besonders schwierig momentan)

Ich wünsche uns allen, dass wir uns auch in solchen Zeiten nicht entmutigen lassen.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Yogi66
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von Yogi66 »

Hallo Otterchen,
das was Du erlebst, ist ein Zeichen, Das Achtsamkeit im Alltag eben doch nur mit Meditation erfolgreich funktioniert.
Yogi.
otterchen
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von otterchen »

Yogi,

wenn man noch nicht einmal achtsam sein kann, wie soll man dann meditieren können?
- Und ich gehe davon aus, dass Du die Meditation meinst, die in aller Stille stattfindet, oder?

Außerdem bringt uns Dein Einwurf wieder zurück zum Diskussionspunkt Achtsamkeit / Meditation.
Frag bitte z.B. obsi: diese Art von Achtsamkeit, die wir hier beschreiben, entspricht der Vipassana Meditation.
Also: WENN wir achtsam sind, dann betreiben wir ja bereits Meditation!

Und wenn wir nicht achtsam sein können, dann fällt es uns halt schwer - dann klappt die Vipassana Meditation nicht - und zu den anderen Meditationsformen haben einige Leute hier, zu denen ich mich auch zähle, keinen Zugang.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Ilka
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von Ilka »

Hallo Zusammen,

möchte mich eigentlich nur kurz für diesen Thread bei Euch allen bedanken.
Dadurch angeregt versuche ich wieder achtsamer durch das Leben zu gehen1!!
Nicht einfach - aber sehr hilfreich!!

Lieben Gruß
Ilka
ANOVA
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Registriert: 22. Jul 2006, 21:27

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von ANOVA »

Guten Morgen, Ihr Lieben,

sorry, wenn ich mich etwas zurückgezogen habe. Irgendwie hat mich der Alltag wieder ziemlich in Anspruch genommen; ich muss am Montag (mal wieder) ein Referat halten und musste mich erstmal durch die Literatur kämpfen und mich mit meinen Mitreferentinnen abstimmen.

Ich freue mich über die Postings von Euch und vor allem das Posting von Calzino gibt mir wieder „Futter“: Selbstachtung und bei sich bleiben. Wobei ich Selbstachtung eher mit Selbstaufmerksamkeit ersetzen würde, aber ich vermute, dass Calzino das gleiche meint wie ich.

>aber wenn ich bei mir bin, weiss ich, ich werde es schaffen. da fühle ich mich gar nicht mehr wirklich unwohl.
>und wenn ich nicht bei mir bin, dann habe ich die zweifel, die zukunftsängste und hoffnungslosigkeit.

Mir ist auch aufgefallen, dass wir alle viel zu schnell von uns ablenken und auf die anderen schauen. Natürlich sind wir an unseren Problemen nicht selbst schuld. Jedoch können wir allein nur etwas verändern, da sich die anderen in den meisten Fällen nicht verändern lassen. So können wir z.B. nicht warten, bis sich unsere leistungsorientierte Gesellschaft wieder auf andere Werte besinnt. Wir können aber in unserem jeweiligen Mikrokosmos, in unserer jeweiligen kleinen Welt, Dinge verändern und uns von schlechten Einflüssen losmachen. Es liegt allein an uns, etwas zu verändern. Das können wir aber nur dann, wenn wir aufhören, uns über die anderen Gedanken zu machen oder ihnen Vorwürfe zu machen. Und dazu ist eben Selbstachtung/Selbstaufmerksamkeit notwendig.

Verliert man den Kontakt zu sich, dann haben Zweifel, Zukunftsängste und Hoffnungslosigkeit eine viel größere Chance, uns in Besitz zu nehmen, da wir ohne den Kontakt zu uns uns auch keine „Macht“ zubilligen, wir fühlen uns dann ausgeliefert(er), passiv(er) und ohnmächtig(er), als machtloses Opfer der Umstände.

>mit der wahrnehmung lerne ich sie zu beschreiben. damit verlieren sie an bedrohung. langsam, langsam bewege ich mich, mit vielen zweifeln, rückschritten und auch erkenntnissen.

Genau. Gefühle werden weniger bedrohlich, da man durch das Wahrnehmen und Beschreiben Macht über sie bekommt und sich quasi mit ins Geschehen einbringt. Gleichzeitig distanzieren wir uns ein wenig davon, was wiederum die Wahrscheinlichkeit erhöht, nicht von den Gefühlen in Besitz genommen zu werden.

Cool, ich finde auch, dass Du in den von Dir beschriebenen Situationen sehr achtsam warst!

Es geht vielleicht wirklich darum, erstmal wieder die ganz grundlegenden Dinge als wohltuend zu empfinden, so wie z.B. das wärmende Sonnenlicht. Das kann vielleicht helfen, eine kurze Zeit aus dem depressiven Unlebendigsein auszusteigen...

Otterchen, Du schreibst:

>Vielleicht fehlt noch das achtsame Wahrnehmen von Leere oder Langeweile? Das Zulassen davon???
(Das Wahrnehmen von Bedürfnissen finde ich besonders schwierig momentan)

Ich glaube, es ist anfangs schwer, überhaupt eine Leere zuzulassen. Weil Leere ja etwas Bedrohliches hat, was wir aus der Depression kennen. Leere muss jedoch nicht immer unangenehm sein, finde ich. Es ist so ähnlich wie beim Schweigen. In manchen Gesprächen ist Schweigen der absolute Horror, aber in anderen Gesprächen ist (gemeinsames) Schweigen angenehm. Damit meine ich nicht, dass es manchmal angenehm ist, wenn der andere einfach mal die Klappe hält. Sondern eine Art gemeinsame Einkehr, die sich im Verlauf eines Gesprächs so ergibt und dann auch wieder aufhört.

Das Wahrnehmen von Bedürfnissen gelingt mir in bestimmten auch noch nicht so gut. Ich habe für mich herausgefunden, dass es daran liegt, dass ich in diesen Situationen gar nicht bei mir bin, sondern bei meinem Gegenüber und alle meine Sinne auf ihn ausgerichtet habe. Wie soll man so seine Bedürfnisse spüren können?

Allen liebe Schreibtisch-Grüße

Xenia
s-ch
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Registriert: 6. Jul 2008, 23:44

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von s-ch »

Xenias Beitrag finde ich sehr schön, vielen Dank.

Achtsamkeit für mich selbst kann ich nicht empfinden bzw. nicht berücksichtigen. Mit mir selbst gehe ich zutiefst nachlässig, fast schon haßerfüllt um. Die ganzen Aggressionen und die Wut richten sich direkt und kompromißlos gegen mich selbst. Leider ist das auch noch ein Instrument, das in ganz kritischen Phasen hilft und daher nicht entbehrlich ist.

Auf andere reagiere ich sehr achtsam, ich sehe sofort, wenn es jemandem nicht gut geht und kann dann auch abseits der eigenen Not gut Rat geben. Das bleibt aber alles in weitgehender Distanz, Nähe kann ich nicht zulassen. Ich habe zwar nette Kolleginnen und Kollegen, aber keine Freunde.

Ich würde auch gerne wissen, wie es ist, mit sich selbst achtsam sein zu können. Sich selbst mal etwas Gutes zu tun, auch ganz banale Dinge wie ein heißes Bad, sich was kochen oder sich in die Sonne zu legen. All das kann ich nicht, konnte ich noch nie. Nicht für mich. Dort ist dann immer wieder das alte Wissen der fehlenden Wertschätzung im Weg und verhindert die einfachsten positiven Dinge.

Viele Grüße S.
Weltenwandlerin
Beiträge: 677
Registriert: 9. Mai 2006, 13:19

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von Weltenwandlerin »

Liebes Otterchen,

nun mische ich mich hier auch mal ein, verfolge die Achtsamkeitssthreads schon länger.

Was du beschreibst (abdriften etc.), ist VOLLKOMMEN normal und gehört mit zum Prozess!!! Es hat ja meistens eine Abwehr-Funktion, weil man das, was im Moment da ist (z.B.Wut) nicht spüren will/kann.

Ich meditiere (tib. budd.Meditation, bin Buddhistin seit über einem Jahr fast täglich. Mal mit Mantra, mal still, mal auf den Atem fokussiert, mal auf den Körper, Gedanken etc. Ich dachte früher immer, dass es das Ziel der Meditation, Versenkung, Entspannung- wie auch immer- ist, nichts mehr zu denken oder nur noch glücklich zu sein ist etc. In meinem Meditationskurs bin ich des Besseren belehrt worden, in zahlreichen Büchern zum Thema ist das auch nachzulesen.* Ich glaube, wir können das einfach nur schwer glauben, dass es im Grunde so einfach ist. Und wer schaut schon gerne in die Fratze seiner Wut, Hass, Angst? Ohne zu tief in die buddh. Sichtweise einzutauchen, ist das tröstliche an allem unschönen, was dir in der Med. (und auch so ) begegnet, vergänglich ist!

Unser Geist ist wie das ruhelose Meer. Ziel ist es für mich, ihn sich mit all seinen Wellen (Gefühlen, Gedanken, Wünschen, Abgründen...) anzusehen. Nichts festhalten, nicht bewerten, einfach wahrnehmen. Irgendwann kommen dann diese Momente, wo der unbewegte, klare Grund des Meeres erfahrbar wird. Kurz, aber es geht. Unter all dem Gewühl und Tosen ist es still und klar.

Hast du schon mal versucht, dich "einfach" nur auf deinen Atem zu konzentrieren? Ihn dabei nicht zu steuern, nur ein und ausatmen? Man kann Meditation, Achtsamkeit etc. üben. Mal geht es besser, mal weniger, mal sind 1000 Gedanken und Emotionen da, dann nur wenige.

Viel Erfolg beim Üben und liebe Grüße,
Mika


* z.b. von Thich Nat Han, Joko Beck "Zen im Alltag"...
Werden kennt kein Ende. Der Strom fließt weiter. Jeder Augenblick ist neu. Der Schmerz des Wachsens: der Mühen wert! (Bruno-Paul de Roeck)
danideng
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von danideng »

Hallo Ihr Lieben,

auch ich hab mich etwas zurückgezogen, nicht weil der Thread mich nicht mehr interessiert, sondern weil ich im Moment keinen Zugang zu mir bekomme. Der Bericht aus der Klinik ist nun da, der mir einen aktuell schweren Verlauf meiner Depression attestiert. Schon in der Klinik hatte ich ständig Probleme, mich selbst zu spüren. Gerade gehts mir wieder ganz genauso. Ich spüre mich nicht, verliere den Zugang, spüre Leere, fühle mich gestresst.

Ich habe Angst, dass alles viel tiefer sitzt, als usprünglich vermutet. Ich bin noch lange nicht so weit, wie ich es gerne hätte. Ich bin noch lange nicht soweit, wie man es von mir erwartet. Und ich bin noch verdammt instabil. Das alles macht mir Angst und Sorge. Schon jetzt hab ich ständig das Gefühl, überfordert zu sein, wenn ich einkaufen muss, wenn ich saugen muss, wenn ich waschen muss, wenn ich duschen muss, all das ist dann wie ein riesengroßer Berg vor mir. Wie verdammt soll ich da auch ncoh die Arbeit schaffen????? Und die geht Montag wieder los. Im Moment hab ich schließlich Urlaub und fühle mich schon gestresst!

Wie lang wird mein Arbeitgeber noch mit mir Geduld haben, wenn ich wieder auf unabsehbare Zeit ausfall, wenn ich wieder hinterher keine Besserung merke????? Was kommt dann?????

Naja, die üblichen Ängste halt. Die Achtsamkeit fällt mir im Moment unglaublich schwer.

Nun frage ich mich, wie ich wieder Zugang zu mir bekomme, mich wieder auf die Achtsamkeit konzentrieren kann...

Liebe Grüße
Dani1112
Sunny7
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Registriert: 27. Jul 2007, 10:53

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von Sunny7 »

Hallo zusammen,

auch ich habe meine Probleme mit der Achtsamkeit.
Ich glaube, wir alle haben da zu große Erwartungen.

Oft geht es meiner Meinung nach erstmal darum, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.

Dazu habe ich eine Sache in einem Anti- Stress- Seminar gelernt, die ich an Euch weitergeben wollte.
Vielleicht hilf sie Euch ja auch.

Wenn ich also mal wieder Gefangene meiner unendlichen Gedankenströme bin, setze ich mich locker auf einen Stuhl und versuche ganz intensiv meine linke Hand zu fühlen.
Einfach so, ohne zu meiner Hand zu sehen, sie zu bewegen oder sie zu berühren.

Sicherlich ist es kein Patentrezept, aber oft klappt es, dass die Gedanken unterbrochen werden, weil die Aufmerksamkeit auf das Fühlen der Hand gerichtet ist.

Ich finde das ist zumindest ein erster Schritt auf den Weg zu mehr Achtsamkeit.

Gruß
Jolie
chrigu
Beiträge: 2081
Registriert: 20. Mär 2006, 12:20

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von chrigu »

Hallo Jens,
Du hast Recht, Achtsamkeit hat ganz viel mit Selbstachtung zu tun. Ich glaube, gerade deshalb haben viele psychisch Kranke Probleme mit Achtsamkeit, weil es auch mit ihrer Selbstachtung nicht unbedingt weit her ist... (das gilt natürlich nicht für alle, aber oft besonders für Depressive).

Hi Cool,
das ist doch eigentlich Achtsamkeit total, was Du da beschrieben hast. Zumindest verstehe ich Achtsamkeit ganz genau so. Und das Gute daran ist ja, dass man das immer und überall machen kann.
Ob sich eine Bewertung überhaupt immer vermeiden lässt, weiß ich auch nicht. Aber ich finde, wenn "Der Himmel (die Natur) ist immer (für mich) da. Ob es mir gut geht, oder schlecht" bewertend ist, dann in einem guten Sinne.

Otterchen, diese extreme Unkonzentriertheit erlebe ich auch. Manchmal kann ich kaum einer banalen Fernsehserie folgen, geschweige denn eine Seite in einem Buch lesen. Aber wenn ich mich zur Achtsamkeit zwinge (denn auch die fällt mir dann schwer), dann geht es irgendwie wieder ein bisschen besser.
Hmm, was Du da über Deine Kindheit sagst, trifft bei mir auch zu. Vielleicht ein Grund, warum wir unsere Achtsamkeit verlernt haben? Wenn man sich anderen gegenüber nicht öffnen darf, dann ist es ja auch eigentlich nicht mehr notwendig, in sich hineinzuspüren.

Ich find's jedenfalls gut, dass ich hier immer wieder daran erinnert werde, dass mir die Achtsamkeit gut tut und eigentlich auch gar nicht so schwer ist. So lerne ich, es mit mir selbst "auszuhalten", ohne Berieselung und Ablenkung von außen.

Xenia

Viele Grüße
Chrigu
otterchen
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Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von otterchen »

Hallo,

vielleicht ist das, was wir wahrnehmen (wenn wir denken, dass wir nichts wahrnehmen), nicht das, was wir eigentlich wahrnehmen wollen?

Hach, wie finde ich nur die richtigen Worte? Herrje, das klingt ja konfus...

Also:
Ich nehme wahr, dass meine Gedanken ständig abdriften. Ich nehme wahr, dass ich mich nicht auf mich konzentrieren kann; nicht auf die Atmung, nicht auf ein Gefühl etc.

Vielleicht ist dies
a) ja bereits doch eine Wahrnehmung eines Ist-Zustandes (ich nehme Unkonzentriertheit wahr, Ruhelosigkeit etc.) und
b) aber wiederum mit einer Art Abwertung verbunden, denn schließlich ist das ja nicht das, was wir spüren wollen??? Also weg damit, beiseite schieben, wegdrängen.

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Weltenwandlerin
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Registriert: 9. Mai 2006, 13:19

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von Weltenwandlerin »

Genau, Otterchen!

Das meinte ich. Das was ist, gefällt uns nicht. Unkonzentriert sein etc. ist auch ein IST-Zustand, ob es uns nun passt oder nicht. Im Zen (aber auch anderen Traditionen oder Therapien) spricht man davon, zu akzeptieren, was gerade ist. Egal, was es ist.

Nicht- bewerten kann man üben! Das ist ein langer Weg, weil wir alle wohl darauf konditioniert sind in Konzepten wie gut oder schlecht zu denken und grundsätzlich an allem vermeintlich negativen erstmal nicht sehr interessiert sind und das weghaben wollen.

Sei lieb zu dir und nehme dich nicht zu hart dran, du bist ein Mensch!

Lg,
Mika
Werden kennt kein Ende. Der Strom fließt weiter. Jeder Augenblick ist neu. Der Schmerz des Wachsens: der Mühen wert! (Bruno-Paul de Roeck)
otterchen
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von otterchen »

Hallo Mika,

ja, ich glaube, jetzt habe ich verstanden. Statt mit mir zu hadern "ich kann gar nicht achtsam sein", sollte ich einfach nur wahrnehmen, dass ich gedanklich ständig irgendwo anders bin. Das IST. Und damit bin ich ja doch achtsam.

Hach man... ist gar nicht so leicht, das Ganze...
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ANOVA
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von ANOVA »

Guten Morgen allerseits!

Für mich ist Achtsamkeit eine Bestandsaufnahme. Schauen, was jetzt in diesem Moment alles da ist. Ohne auf die Vergangenheit zu schauen oder sich wegen der Zukunft Sorgen zu machen. Und vor allem ohne das Ziel, irgendwelche Fehlbestände aufzudecken.

Bis später, muss mir Frühstück jagen gehen.

Mika!

Xenia
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