Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von otterchen »

Hi Ihr,

hierzu fällt mir gerade das "Power Listening" ein... herrje, finde ich denn nichts dazu bei Google? Dann kennt das hoffentlich jemand unter anderem Namen...

Wichtig ist dabei, dass man dem anderen rückmeldet, was man verstanden hat.
Beispiel:
Mein Partner zickt mich an. Ich sage "du klingst sehr gereizt".
Er erzählt, worüber er sich aufregt, ich kann wieder darauf eingehen, z.B. "das scheint dir heute sehr zuzusetzen" oder auch "das scheint schon länger in dir zu brodeln"
und so kann sich dann das Gespräch entwickeln.
Jeder kann dadurch eher bei sich selbst bleiben.

Man muss sich das wohl zunächst bewusst vornehmen, um auf diese Art ein Gespräch führen zu können (und um nicht in die alten Gleise zurückzufallen), aber wenn man das mal geübt hat, wird man feststellen, dass es die Kommunikation enorm verbessert.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Emely
Beiträge: 320
Registriert: 19. Nov 2007, 20:43

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von Emely »

Hallo an alle

schöner, konstruktiver Thread - danke, Xenia!
Danke auch für die vielen Links zu Achtsamkeitsübungen - komm ja vor lauter Lesen womöglich gar nicht mehr zum Üben - power listening klingt cool!
Was mir noch einfällt an Achtsamkeitsübungen: auf Bordsteinkanten balancieren (gerade ausprobiert), jonglieren - und neulich ausprobiert:
Ich bin die Joggingstrecke im Wald, die ich morgens laufe, ein Stück im Stockdunkeln abends gegangen - und nach kurzer Zeit prompt vom Weg abgekommen - war ne spannende Erfahrung. Das will ich demnächst wiederholen.

gute nacht

von Emely
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von otterchen »

Hi Emely,

da fällt mir ein: man kann sich ja auch einmal blind führen lassen!

Ok, das ist eher was in Richtung Vertrauensbildung, aber andererseits ist man da wohl auch sehr, sehr achtsam (wenn man offen ist und nicht aus lauter Angst dicht macht).
Dies kann man nämlich verbinden mit dem Hingeführt-Werden zu bestimmten Gegenständen, die man dann erfühlen kann. Oder verschiedene Untergründe, über die man läuft.
(Kann man das jetzt nicht mal abends machen? Da guckt doch keiner, ob man die Augen auf oder zu hat... und dann geht man halt mal mit jemandem über einen Supermarkt-Parkplatz, einen Waldweg entlang, durch einen Park... viiiiele mögliche Eindrücke!)

Meine Freundin macht sowas demnächst (hoffentlich) mit mir, und ich bin schon echt neugierig auf dieses Experiment.
Klappt das achtsame Wahrnehmen der Umgebung?
Oder wird es eher ein Blick auf mein Inneres, auf das Thema Führung-Überlassen und Kontrolle-Abgeben??

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
ANOVA
Beiträge: 1137
Registriert: 22. Jul 2006, 21:27

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von ANOVA »

Guten Morgen Otterchen,

>hierzu fällt mir gerade das "Power Listening" ein...

könnte sein, dass das auf deutsch "aktives Zuhören" heißt. Das bedeutet u.a. nicht nur auf das Gesagte zu achten, sondern dem Sprecher gegenüber auch auf anderen Kanälen achtsam zu sein: welche Emotionen werden transportiert, was hat das Gesagte für eine Bedeutung für den Sprecher u.v.m. Im Grunde ist das angewandte Empathie, mal platt ausgedrückt.

Wichtig ist bei allen Gesprächen, die emotional aufgeladen sind, dass man versucht, bei seinen Äußerungen auf Ich-Botschaften zu bleiben, dem Gegenüber zu vermitteln, wie seine Botschaften bei einem selber ankommen und nicht vorwiegend Du-Botschaften zu benutzen, da diese fast immer schon eine Wertung beinhalten. Auch sollte man auf Wörter wie "immer", "nie" usw. möglichst verzichten, da kaum jemand "immer" oder "nie" irgendetwas macht/sagt/denkt.

Ich finde das plausibel und versuche es auch oft, für mich anzuwenden. Wenn mir das Gespräch wichtig erscheint.

Man kann es mal bei sich selbst ausprobieren. Was fühlt sich "besser" an (die Bsp.-Sätze sind jetzt von mir vielleicht sehr übertrieben gewählt):

"Nie trägst Du den Müll raus" oder "Ich habe das Gefühl, dass Du Dich wenig im Haushalt einbringst"?

"Du willst mich immer nur angreifen" oder "Ich empfinde Deine Äußerungen als aggressiv"?

Ach, irgendwie freut es mich sehr, dass hier ein lebendiger und konstruktiver Thread entstanden ist. Und ich hoffe einfach mal, dass der eine oder andere nützliche Dinge für sich mitnehmen kann.

Schönen Tach noch, viele Grüße

Xenia
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von Guinevere »

Hallo zusammen,

doch, ist ein schöner konstruktiver Thread geworden.

In Bezug auf Achtsamkeitsübungen bezüglich meiner Gefühle, diese zu definieren, wars mir auch ganz hilfreich, diese mal zu beschreiben, und zwar nur diese, für die ich auch wirklich selbst verantwortlich war, und schon auch mit der Hinsicht mich nicht ungerecht zu behandeln, aber dabei, bei der Beschreibung es zu vermeiden, eine Beteiligung einer anderen Person mit ein zu beziehn.

Wörter, die vielleicht auch zu vermeiden sind, sind verlassen, beschimpft, verraten, betrogen, genötigt, erniedrigt, manipuliert, missverstanden, ausgebeutet, zurückgewiesen, nicht unterstützt,... da dabei, wenn man sich dieser Begriffe bedient um seine Gefühle zu beschreiben, dies bedeutet, dass man anderen zu viel Macht über seine Emotionen einräumt und falls das der Fall ist, man anderen da zu viel Macht über seine Person einräumt, man gerne dazu neigt solche Menschen, die derart Gefühle in einem auslösen anzuziehen.

Bin allerdings da auch noch feste am üben - und wünsche einen schönen vorweihnachtlichen Tag!

manu
obsidiana

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von obsidiana »

Hi ihr Lieben,

dieser thread wirkt sehr in mir und mir fällt wieder auf, wie oft ich in alte Muster falle - Lösungen für andere finde und ich bleibe auf der Strecke.

Ja, es tut sehr gut solch einen thread zu haben um zu reflektieren, sich über ungesunde Verhaltensweisen noch einmal Gedanken zu machen, in sich reinspüren.

Achtsamkeit - ein so simples Wort aber es umzusetzen, dazu bedarf es scheinbar oft "Menschenumnögliches" - für uns jedenfalls.

Warum fällt es so schwer mit sich selbst achtsam umzugehen?? Für andere tu ich fast alles...
Ok, hab das Muster durchblickt aber ein neues Muster für mein Leben entwerfen und stricken steht auf einer anderen Seite. Wie schwer läßt sich oft die "Erkenntnis" auch umsetzen weil Blockaden mich hindern (wollen).

Schön daß es diesen thread gibt... thx

obsi
Schöpfung
Beiträge: 548
Registriert: 29. Okt 2006, 22:06

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von Schöpfung »

Hallo miteinander!

Das mit dem Hang, den Atem kontollieren zu wollen, wenn ich ihn beobachte, kenn ich auch.
Ich versuche, es einfach zu akzeptieren, dass ich in dem Moment gerade mnal wieder kontrollieren muß. Hilft ja nichts, wenn ich mich dabei auch noch fertig mache, weil ichs sozusagen falsch gemacht habe!


Achtsamkeit tät mir auch mal wieder gut, macht mir aber ganz schön Angst. Ich muß oft irgendeine Geräuschkulisse um mich herum haben, Fernseher oder Radio an. Wenn das nicht geht, essen, hauptsache man ist betäubt. Ich fühle viel Schmerz, wenn ich mich wirklich mal regelmäßig irgendwo 20 Minuten zum Meditieren setze und einfach nur atme. Das ist ganz paradox:
Einerseits hilft mir das Meditieren, ganz im Huer und Jetzt anzukommen und im Optimalfall beim Ausschalten des Grübelkarussels. Wenn ichs aber länger mache, dann kommt dafür was aus dem Bauch, irgendetwas wird mir dann bewußt und das ist dann natürlich auch an Gedanken gekoppelt, aber anders als nach dem Grübeln.

Kennt das jemand von Euch?

LG, Amalia
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von Guinevere »

Hallo Amalia,

meinst Du alte Erinnerungen, die mit negativen Gefühlen belegt sind (?). Ja, kenn ich gut, ich bin dann darin oft ganz befangen, da diese Gefühle damit dann auch wieder da sind.
Seh das allerdings als gute Chance sie nochmal aus der heutigen Perspektive betrachten zu können und vielleicht sogar als Vergangenheit ab zu legen.
Hm, manchmal ist es auch so, dass daraus - ich nenns mal - "Illusionen" entstehen können, wenn ich mich zu stark darauf konzentriere, und ich spüre dann einen ziemlichen Druck in meinem Kopf, ging manchmal schon so weit, dass ich das Gefühl hatte mein "Drittes Auge" würde explodieren , aber dann gings mir meist besser.

Lieben Gruss Dir,
manu
ANOVA
Beiträge: 1137
Registriert: 22. Jul 2006, 21:27

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von ANOVA »

Hallo Obsi,

>dieser thread wirkt sehr in mir und mir fällt wieder auf, wie oft ich in alte Muster falle - Lösungen für andere finde und ich bleibe auf der Strecke.

Hmm, das kenne ich doch von irgendwoher...

>Warum fällt es so schwer mit sich selbst achtsam umzugehen?? Für andere tu ich fast alles...

Ich glaube, das liegt u.a. daran, dass in unserem Kulturkreis von einem „guten“ Menschen verlangt wird, dass er sich für andere einsetzt. „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ heißt es so schön. Nur glaube ich, dass wir die zweite Hälfte des Satzes gar nicht richtig verinnerlicht haben. Bei mir kommt noch dazu, dass ich gelernt habe, die Bedürfnisse meines Gegenübers zu befriedigen, egal ob ich dabei auf der Strecke bleibe oder nicht. Denn nur wenn ich dessen Bedürfnisse befriedige, bekomme ich „Liebe“. Heute weiß ich natürlich, dass das totaler Quatsch ist und habe es auch schon anders erfahren dürfen. Es war aber lange Zeit meine Wahrheit und es fiel mir schwer, aus diesem Denken auszusteigen. Geholfen hat mir dabei meine Therapie, in welcher ich gelernt habe, überhaupt erst einmal meine Bedürfnisse kennenzulernen, sie wahrzunehmen und mich abzugrenzen. Eigentlich eine Art Achtsamkeit mir selbst gegenüber.

>Ok, hab das Muster durchblickt aber ein neues Muster für mein Leben entwerfen und stricken steht auf einer anderen Seite. Wie schwer läßt sich oft die "Erkenntnis" auch umsetzen weil Blockaden mich hindern (wollen).

Auch wenn es sich langweilig anhören mag. Man muss es immer und immer wieder üben und Rückschläge einplanen. Verhaltensweisen, die sich über Jahre hinweg verfestigen konnten, lassen sich nicht so mal eben verändern. Ich weiß, das hört sich irgendwie frustrierend an, aber ich denke, es gibt keinen anderen Weg. Zumindest für mich nicht, denn ich glaube nicht so recht an Veränderung über Nacht allein durchs Bewusstwerden.

Gruß von

Xenia
ANOVA
Beiträge: 1137
Registriert: 22. Jul 2006, 21:27

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von ANOVA »

Hallo Amalia,

>Das mit dem Hang, den Atem kontollieren zu wollen, wenn ich ihn beobachte, kenn ich auch. Ich versuche, es einfach zu akzeptieren, dass ich in dem Moment gerade mnal wieder kontrollieren muß. Hilft ja nichts, wenn ich mich dabei auch noch fertig mache, weil ichs sozusagen falsch gemacht habe!

Das sehe ich genauso. Es geht ja auch gar nicht darum, etwas richtig oder falsch zu machen (bis auf die Regel, nicht zu bewerten). Ich glaube, wir machen oftmals den Fehler, dass wir Achtsamkeit auf eine Art und Weise lernen und beherrschen wollen wie z.B. Vokabeln lernen in der Schule. Wir denken, dass man nur achtsam sein kann, wenn man alles richtig macht. Aber ist das nicht eigentlich nur das eigene Anspruchsdenken? Ist Achtsamkeit bzw. der Weg dahin nicht eher ein langer Prozess?

>Achtsamkeit tät mir auch mal wieder gut, macht mir aber ganz schön Angst. Ich muß oft irgendeine Geräuschkulisse um mich herum haben, Fernseher oder Radio an. Wenn das nicht geht, essen, hauptsache man ist betäubt. Ich fühle viel Schmerz, wenn ich mich wirklich mal regelmäßig irgendwo 20 Minuten zum Meditieren setze und einfach nur atme. Das ist ganz paradox: Einerseits hilft mir das Meditieren, ganz im Huer und Jetzt anzukommen und im Optimalfall beim Ausschalten des Grübelkarussels. Wenn ichs aber länger mache, dann kommt dafür was aus dem Bauch, irgendetwas wird mir dann bewußt und das ist dann natürlich auch an Gedanken gekoppelt, aber anders als nach dem Grübeln.

Für mich als durch und durch westlichen Menschen drängt sich da natürlich die Frage auf, ob das Meditieren im Moment überhaupt so gut für Dich ist. Anscheinend ist da ja etwas in Dir, das überdeckt werden muss (Musik, Essen usw.). Ich meine, wenn es Dir nach dem Meditieren schlechter geht, dann ist es vielleicht nicht so angesagt zur Zeit?

Oder habe ich Dich komplett falsch verstanden?

Gruß von

Xenia
ANOVA
Beiträge: 1137
Registriert: 22. Jul 2006, 21:27

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von ANOVA »

Hallo Manu,

>Wörter, die vielleicht auch zu vermeiden sind, sind verlassen, beschimpft, verraten, betrogen, genötigt, erniedrigt, manipuliert, missverstanden, ausgebeutet, zurückgewiesen, nicht unterstützt,... da dabei, wenn man sich dieser Begriffe bedient um seine Gefühle zu beschreiben, dies bedeutet, dass man anderen zu viel Macht über seine Emotionen einräumt und falls das der Fall ist, man anderen da zu viel Macht über seine Person einräumt, man gerne dazu neigt solche Menschen, die derart Gefühle in einem auslösen anzuziehen.

Diese Erfahrung habe ich auch gemacht, besonders als ich mich mit meinen Traumata auseinandergesetzt habe. Je mehr ich in solchen Wörtern dachte, desto mehr Raum gab ich dem Verursacher und desto weniger Raum gab ich meiner eigenen Verletztheit und Traurigkeit.

Andererseits ist es für mich sehr schwer, da ein gutes Maß zu finden, auch in Gesprächen mit anderen. Denn einerseits habe ich meine Traumata, denke ich, gut bearbeitet und sie in meine Biographie integriert. Andererseits kommen doch immer wieder unschöne Erinnerungen hoch, die ich vielleicht gerne mit jemandem besprechen bzw. es einfach nur erzählen möchte. Dann denke ich aber, dass ich dem Verursacher einfach keinen Raum in meinem jetzigen Leben mehr geben will und schweige dann. Aber dennoch hat er, auch aufgrund unveränderbarer äußerer Umstände, noch immer einen gewissen Raum in meinem jetzigen Leben. Obwohl kaum jemand aus meinem jetzigen Umfeld über meine Vergangenheit Bescheid weiß.

Wie übst Du es denn, dem anderen nicht so viel Macht zu geben? Einfach nicht drüber reden kann es ja auch nicht sein... Ich weiß momentan nicht wirklich, wie ich damit umgehen soll.

Viele Grüße

Xenia

P.S. An Dr. N.: Nein, ich starte keine Fortsetzung meines berüchtigten Tagebuchs.
Emely
Beiträge: 320
Registriert: 19. Nov 2007, 20:43

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von Emely »

Liebe Amalia,

"Achtsamkeit tät mir auch mal wieder gut, macht mir aber ganz schön Angst. Ich muß oft irgendeine Geräuschkulisse um mich herum haben, Fernseher oder Radio an. Wenn das nicht geht, essen, hauptsache man ist betäubt. Ich fühle viel Schmerz, wenn ich mich wirklich mal regelmäßig irgendwo 20 Minuten zum Meditieren setze und einfach nur atme. Das ist ganz paradox:
Einerseits hilft mir das Meditieren, ganz im Huer und Jetzt anzukommen und im Optimalfall beim Ausschalten des Grübelkarussels. Wenn ichs aber länger mache, dann kommt dafür was aus dem Bauch, irgendetwas wird mir dann bewußt und das ist dann natürlich auch an Gedanken gekoppelt, aber anders als nach dem Grübeln."

Mir kam beim Lesen dieser Passage der gleiche Gedanke wie Xenia. -

Bei mir war es so, dass mich die Meditation als ich sehr depressiv war, sehr nervös gemacht hat, weil ich fühlte, dass da einfach zu viel hochkam, was ich ansonsten nicht wahrnahm. Das hätte ich nicht verarbeiten können, also hab ich das Meditieren gelassen.

Jetzt befinde ich mich in einer Phase, in der zwar das Meditieren mal mehr und mal weniger gut klappt, was zum Beispiel mit meiner körperlichen Konstitution, mit Konzentration und anderem zusammenhängt, aber ich fühle mich stabil genug zum Meditieren, so dass ich das, was ich währenddessen erlebe, auch zulassen kann. - Wobei mir gerade der Gedanke kommt, dass ich vielleicht auch nur das erlebe, was ich auch zulassen kann - *grübel*

Aus Deinem Posting geht für mich gar nicht hervor, ob Du nun Probleme hast, das, was Du wahrnimmst, zu verarbeiten?
Fühlt es sich besser an, als wenn Du grübelst?
Oder hast Du den Eindruck, was Du in der Meditation erlebst, überfordert Dich?

Otterchen -
Das ist eine sehr originelle Idee, sich blind führen zu lassen. - Dazu würden mir sicher noch ein paar Varianten mehr einfallen

einen lieben Gruß

von Emely
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von otterchen »

was denn, Emely?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Emely
Beiträge: 320
Registriert: 19. Nov 2007, 20:43

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von Emely »

"würden" schrieb ich, wenn ich nachdenken würde

Emely
ANOVA
Beiträge: 1137
Registriert: 22. Jul 2006, 21:27

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von ANOVA »

Na, dann tu mal nachdenken, Emely!
danideng
Beiträge: 1538
Registriert: 26. Feb 2006, 12:49

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von danideng »

Hallo zusammen,

das mit dem blind führen lassen haben wir übrigens auch in der Klinik in KBT praktiziert. Erst führte ich einen "Mitinsassen" , der mir mit geschlossenen Augen folgen und vertrauen musste, anschließend machten wir die Übung umgekehrt.

Die Übung ist interessant. Hier spürte ich ganz besonders große Achtsamkeit für den ANDEREN und andererseits großes Vertrauen.

Es war ein schönes Gefühl!

Viele Grüße
Dani1112
kerry
Beiträge: 359
Registriert: 3. Nov 2006, 20:44

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von kerry »

Nabend...

@ Dani, diese Übung habe ich auch gemacht bei meinem Aufenthalt.
Ich konnte mich nicht von anderen Führen lassen. Die Vertrauensbasis war einfach nicht da.
Führen konnte ich... Grade unsichere Mitklienten konnte ich ein Gefühl der Sicherheit geben.
Aber umgekehrt war das leider nix.
Sehr Interessant fand ich die Gespräche über das gefühlte danach.
Das man trotz, seines sich selbst nicht darauf einlassen können, anderen ein gut und Aufgehobenes und beschütztest Gefühl gegeben hat.
So das sie sich ganz darauf einlassen konnten.
Resultat für mich : Ich bin jemand der nicht die Kontrolle abgibt, aber auch die Verantwortung für andere übernimmt.
Sehr empfehlenswert kann ich nur sagen.
Grüßle Kerry
Schenke jeden Tag ein Lächeln

und Du wirst Glücklich sein..
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von Guinevere »

Hallo Xenia,

>Wie übst Du es denn, dem anderen nicht so viel Macht zu geben? Einfach nicht drüber reden kann es ja auch nicht sein... Ich weiß momentan nicht wirklich, wie ich damit umgehen soll.

Hm, also mir sagt sowas, wenn ich in solchen Wörtern denke, dass ich noch nicht gänzlich Verantwortung für meine Gefühle übernommen hab und das ist wirklich manchmal wie eine Art Teufelskreis, weil dadurch, wenn ich so denke, die Gefühle gerne mal stärker werden, so stark, dass ich dann sogar (erneut und manchmal stärker) verletzt bin und dann wieder eine Weile brauche, bis ich mich davon einiger Maßen erholt hab .

Ein nächster, für mich hilfreicher Schritt, um in die richtige Richtung zu denken, ist dann mir meiner Bedürfnisse klar zu werden. Denn hätte ich keine Unerfüllten, dann hätte ich bestimmt auch nicht derart starke negative Gefühle.
Also, was brauche ich in diesem Moment. Das ist oft gar nicht so leicht, sich dessen bewusst zu werden, was man eigentlich wirklich braucht (zumindest bei mir). Auch, weil man es sich manchmal so aus alten Verhaltensschemen raus gar nicht gestatten will, überhaupt Bedürfnisse haben zu dürfen.
Wenn mans nicht weiß, mal einfach alles aufschreiben, was einem an Wünschen, Bedürfnissen so spontan in den Sinn kommt. Die Liste durchgehn und schaun, was sich erfüllen lässt.
Wenn ich mich ungeliebt fühle z.B. warum fühle ich mich ungeliebt. Hm, womöglich, weil ich zu oft alleine bin,...und dann jemanden bitten, ob er/sie seine/ihre Zeit mit mir verbringen will.

Zu den negativen Gefühlen selbst, wie Wut, Zorn oder Hass (Trauer zähle ich persönlich nicht zu den negativen Gefühlen) auch in Bezug auf Trauma.
Mir einfach mal den gestrigen oder letztmöglich Tag zu Bewusstsein führen, indem es eine Situation gab, in der ich eins dieser Gefühle hatte. Das muss nicht recht was Wichtiges gewesen sein, das einen Auslöser darstellte, aber eben den konkreten Auslöser dafür und wie intensiv das Gefühl dazu war, mir auch das Körpergefühl dazu wieder in Erinnerung rufen.
Als nächstes über einen länger zurückliegenden Zeitraum von einem Jahr, zehn Jahren, mich auf eine Situation, das Gefühl und die Intensität dessen konzentrieren und mir dabei bewusst machen, dass die Wut und die Hilflosigkeit daraus auf weiter zurück liegenderen, verdrängten Emotionen beruhen (ist dann meist heftig gesteigert).

Und dann , das ganze soweit zurück denken, bevor diese negativen Gefühle eintraten, eine Zeit in der man mit diesem Menschen glücklich war (ich hoffe, Du kennst auch solche Zeiten) und sich von diesem Glück, der Freude erfüllen lassen und dieses dann wiederum in die verschiedenen Situationen mit einbringen, diese wieder Schritt für Schritt zurückdenken und dabei die schmerzlichen Gefühle auflösen, loslassen bis man wieder im jetzt und hier ist.

Liebe Grüsse Dir,
manu
Schöpfung
Beiträge: 548
Registriert: 29. Okt 2006, 22:06

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von Schöpfung »

Hallo Guinevere, Emily und Xenia!

Bin mir nicht sicher, was besser ist, meditieren und Schmerz empfinden oder Grübeln und sich immer wieder im Kreis zu drehen.

Ich hab das Meditieren in der letzten Zeit bleiben lassen, werde aber angesichts meines unachtsamen Lebensstils stutzig, ob nicht wieder mehr Meditieren und sonstige Achtamkeitsübungen angesagt wären. Denn ich glaube, ich verlier durch Grübeln, Fressen, Tv- und Musikberieselung allmählich den Kontakt zu mir. Warum dauernd gegen etwas ankämpfen, wenn es doch so oder so da ist, aber mühevoll unterdrückt wird. Ich weiß noch nicht, in welcher Form ich wieder Achtsamkeit praktizieren werde. Vielleicht fang ich mal wieder damit an, sämtliche Mahlzeiten ohne TV und Radio zu mir zu nehmen. Oder ich glotz nicht mehr bis Mitternacht TV, sondern gewöhn mir an, vor dem Einschlafen eine halbe Stunde zu lesen. Es muß ja nicht gleich die große Meditation sein. Mal sehen, ob ich einen Mittelweg finde.Immerhin, es gibt ein Reservoire, wo ich mir die Stille bewahrt habe: Beim Joggen und Walken. Da hör ich grundsätzlich keine Musik dabei, da genieße ich die Natur um mich herum und spüre meinen Körper, wie er in Bewegung ist.

LG, Amalia
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von Guinevere »

Liebe Amalia,

>Denn ich glaube, ich verlier durch Grübeln, Fressen, Tv- und Musikberieselung allmählich den Kontakt zu mir. Warum dauernd gegen etwas ankämpfen, wenn es doch so oder so da ist, aber mühevoll unterdrückt wird. Ich weiß noch nicht, in welcher Form ich wieder Achtsamkeit praktizieren werde. Vielleicht fang ich mal wieder damit an, sämtliche Mahlzeiten ohne TV und Radio zu mir zu nehmen. Oder ich glotz nicht mehr bis Mitternacht TV, sondern gewöhn mir an, vor dem Einschlafen eine halbe Stunde zu lesen. Es muß ja nicht gleich die große Meditation sein. Mal sehen, ob ich einen Mittelweg finde.Immerhin, es gibt ein Reservoire, wo ich mir die Stille bewahrt habe: Beim Joggen und Walken. Da hör ich grundsätzlich keine Musik dabei, da genieße ich die Natur um mich herum und spüre meinen Körper, wie er in Bewegung ist.

Hm, ein Körperitual (meins ist ja eher Tanzen ), Belohnung,...

Vielleicht sagt Dir ja eher (?) - Sich von giftigen Gefühlen befreien - zu:

http://www.sanft-und-muehelos.de/index_ ... ge0020.htm

Wünsch Dir eine gute Nacht, liebe Grüsse,
manu
Ha-Pe
Beiträge: 50
Registriert: 13. Dez 2007, 17:00

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von Ha-Pe »

Hallo zusammen,

ja, Meditation muss man üben um nicht ins Grübeln zu verfallen. Ich falle auch noch manchmal ins Grübeln und die Gedanken kommen hoch.
Ganz bei sich zu sein ohne Gedanken braucht wohl sehr viel Zeit.
Ich mache die Meditationsübungen auch nicht alleine, sondern in einer Gruppe.

Eine gute Übung, zum Beispiel nach dem Joggen ist, bewußt ganz langsam für 5 oder 10 Minuten gehen und die Eindrücke am Wegrand wahrnehmen. Kleine, ganz kleine Schritte machen!

Bis bald!

Ha-Pe
Schöpfung
Beiträge: 548
Registriert: 29. Okt 2006, 22:06

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von Schöpfung »

Hallo Guinevere!
Danke für Deinen Link. Ich habe ihn gelesen.
Ja, das macht Sinn, sich von giftigen Gefühlen zu befreien. Das muss raus, dieses Gift. Macht vielleicht viel aus, wie man Gefühle beim Meditieren "bewertet". Eigentlich soll man ja gar nix bewerten, sondern die Dinge nehmen wie sie kommen, also auch die Gefühle.

Aber es hilft ja doch, wenn man sich vorher klarmacht, dass es ja eigenlich gut ist, wenn Gefühle endlich rausdürfen.


Hallo Ha-Pe!

ja, das ist bestimmt ne tolle Übung, nach dem Laufen langsam zu gehen, ich würde die Übung allerdings eher im Sommer machen, oder wenn doch im Winter, dann eher kurz, zwei bis fünf Minuten, weil man sich erkälten kann, wenn man nassgeschwitzt langsam durch die Kälte geht.

Grüße, Amalia
ANOVA
Beiträge: 1137
Registriert: 22. Jul 2006, 21:27

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von ANOVA »

Hallo Amalia,

>Denn ich glaube, ich verlier durch Grübeln, Fressen, Tv- und Musikberieselung allmählich den Kontakt zu mir. Warum dauernd gegen etwas ankämpfen, wenn es doch so oder so da ist, aber mühevoll unterdrückt wird.

Das ist natürlich wahr. Und wenn Du dem, was da kommen könnte, gewachsen bist, dann spricht sicher auch nichts dagegen.

> Vielleicht fang ich mal wieder damit an, sämtliche Mahlzeiten ohne TV und Radio zu mir zu nehmen. Oder ich glotz nicht mehr bis Mitternacht TV, sondern gewöhn mir an, vor dem Einschlafen eine halbe Stunde zu lesen.

Ich glaube, das wäre ein guter Anfang. Auch wenn die Stille Dir vermutlich anfangs seltsam vorkommen mag. Vielleicht findest Du ja einen guten Einstieg, wenn Du Achtsamkeit so übst, dass Du immer nur eine Sache auf einmal machst und Dich voll auf diese eine Sache einlässt. Bei mir ist es so, dass diese Form der Achtsamkeit extrem wohltuend ist, weil ich dann in mir selbst ruhe. Denn ich habe festgestellt, dass ich zum Berieselnlassen durch Radio, TV, Internet neige, wenn ich nicht ganz bei mir bin oder an Tagen, an denen ich Schwierigkeiten habe, bei einer Sache zu bleiben. Manchmal ist es aber schon echt schwierig für mich, den Einstieg zu finden. Klappt auch nicht immer.

>Es muß ja nicht gleich die große Meditation sein. Mal sehen, ob ich einen Mittelweg finde.

Ich glaube auch, dass man sich das immer wieder klar machen sollte, dass es nicht darum geht, etwas besonders gut oder besonders intensiv machen zu müssen. Wenn man bereit ist zu langem Meditieren, dann macht man es halt, aber wenn man das aus irgendwelchen Gründen nicht ist, dann kann man ja ohne weiteres andere Wege zur Achtsamkeit beschreiten. Ich glaube, in uns ist viel zu viel Leistungsdenken verankert.

>Immerhin, es gibt ein Reservoire, wo ich mir die Stille bewahrt habe: Beim Joggen und Walken. Da hör ich grundsätzlich keine Musik dabei, da genieße ich die Natur um mich herum und spüre meinen Körper, wie er in Bewegung ist.

Das hört sich gut an.

Viele Grüße

Xenia
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von tomroerich »

Hallo Xenia,

Ich glaube auch, dass man sich das immer wieder klar machen sollte, dass es nicht darum geht, etwas besonders gut oder besonders intensiv machen zu müssen. Wenn man bereit ist zu langem Meditieren, dann macht man es halt, aber wenn man das aus irgendwelchen Gründen nicht ist, dann kann man ja ohne weiteres andere Wege zur Achtsamkeit beschreiten. Ich glaube, in uns ist viel zu viel Leistungsdenken verankert.

Leistungsgedanken sind Gift für Achtsamkeit, das ist klar. Meditation kann sehr viele Formen annehmen und muss nicht unbedingt das stille Sitzen sein und ich würde sie nicht unbedingt mit Achtsamkeit gleichsetzen wollen obwohl beides viel miteinander zu tun hat. Achtsamkeit im Alltag setzt eine bestimmte Fahigkeit voraus, sonst gelingt sie bei vielen nicht oder nur sehr schwer. Du hast oben beschrieben, wie man z.B. eine Minute lang einen Apfel betrachtet und sich bemüht, nur den Apfel und sonst nichts im Bewusstsein zu haben. Um genau dise Fähigkeit geht es bei Achtsamkeit und die meisten Menschen haben sie nicht sondern müssen sie erst erlernen. Du hast sicherlich auch bemerkt, wie schwer das ist, einen Apfel für mehr als 60 sec. zu betrachten, ohne in Gedanken abzuschweifen. D.h., unsere Kraft reicht für etwa 60 sec. aus, um automatischen Gedanken zu entkommen. Sind diese Gedanken besonders drängend und fordernd, habe ich mich z.B. gerade sehr geärgert und versuche es dann, wird man feststellen, dass das Apfelexperiment vermutlich scheitert.

Meditation ist einfach der beste Weg, den ich kenne, um diese Fähigkeit aufzubauen. Dann wird Achtsamkeit einfach besser gelingen denn sie ist ja auch nichts anderes als Meditation unter erschwerten Bedingungen. Was ich besonders wichtig finde ist, den Geschmack der Gedankenleere zu erfahren, wie sie sich immer wieder einstellt, wenn man längere Zeit meditiert hat. Dieser Zustand ist enorm kraftvoll und gleichzeitig ganz still und friedlich, also nicht wirklich leer sondern nur inhaltsleer. Wenn man diesen Zustand kennt, sucht man ihn instinktiv bei der Achtsamkeit. Das ist wie ein Heimatpunkt, in dem man immer zu Hause ist. Je stärker er wird, umso besser wird man in der Lage sein, auch drängenden Gedanken zu entkommen und sie vorüberziehen zu lassen. Das ist das, was ich als Selbsterinnerung bezeichne. In diesem Punkt liegt enorme Kraft und es sind die Gedanken, die uns von ihm trennen. Weil sie automatisch ablaufen, sind sie wie ein innerer Film, den man ständig anschaut selbst wenn es einem nicht bewusst ist. Ich habe auf jeden Fall erst nach 2 Jahren täglichem Meditieren den Punkt hinter den Gedanken gefunden und verstanden, wie essentiell wichtig er ist.

Damit sage ich nicht, dass Gedanken schlecht sind oder der Verstand schlecht ist. Schlecht ist nur, dass der "Gedankenapparat" automatisch arbeitet und von uns nicht wie ein Werkzeug benutzt wird. So, wie es jetzt ist, benutzt das Werkzeug uns. Jeder, der Grübeln kennt, weiß das.

Grüße von

Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
ANOVA
Beiträge: 1137
Registriert: 22. Jul 2006, 21:27

Re: Achtsamkeit für den Alltagsgebrauch

Beitrag von ANOVA »

Hallo Manu,

>Hm, also mir sagt sowas, wenn ich in solchen Wörtern denke, dass ich noch nicht gänzlich Verantwortung für meine Gefühle übernommen hab und das ist wirklich manchmal wie eine Art Teufelskreis, weil dadurch, wenn ich so denke, die Gefühle gerne mal stärker werden, so stark, dass ich dann sogar (erneut und manchmal stärker) verletzt bin und dann wieder eine Weile brauche, bis ich mich davon einiger Maßen erholt hab .

Das habe ich bisher nicht so bewusst gehabt, aber es stimmt natürlich schon, wenn man in solchen Wörtern denkt, dann gibt man die Verantwortung für die eigenen Gefühle ab. Und für die eigenen Gefühle ist man ja wirklich alleine verantwortlich... Jemand gibt mir etwas, aber was ich daraus mache bleibt mir überlassen, d.h. ich muss eine Verletzung ja nicht annehmen. Andererseits haben diese Wörter aber auch viel damit zu tun, dass wir in solchen Momenten absolut nicht achtsam sind; denn schließlich sind alle diese Wörter nichts anderes als Bewertungen.

Aus dem von Dir beschriebenen Teufelskreis auszusteigen ist extrem wichtig, das finde ich auch. Es gelingt mir auch oft, aber wenn es mir nicht gelingt, ärgere ich mich, dass ich mich in irgendetwas reingesteigert hat. Das führt dann wieder dazu, dass ich mich selbst abwerte. Ist echt schwierig, das gut hinzukriegen, finde ich.

>Ein nächster, für mich hilfreicher Schritt, um in die richtige Richtung zu denken, ist dann mir meiner Bedürfnisse klar zu werden. Denn hätte ich keine Unerfüllten, dann hätte ich bestimmt auch nicht derart starke negative Gefühle.
Also, was brauche ich in diesem Moment. Das ist oft gar nicht so leicht, sich dessen bewusst zu werden, was man eigentlich wirklich braucht (zumindest bei mir). Auch, weil man es sich manchmal so aus alten Verhaltensschemen raus gar nicht gestatten will, überhaupt Bedürfnisse haben zu dürfen.

Das war und ist auch relativ schwierig für mich, was mich halt auch echt immer wieder erstaunt. Weil ich im allgemeinen schon sehr bewusst, selbstkritisch und reflektiert bin (das wurde auch in zwei voneinander unabhängigen psychiatrischen Gutachten über mich festgestellt, deshalb zweifle ich diesbezüglich ausnahmsweise nicht an mir... ). Aber komischerweise fällt es mir in manchen Lebensbereichen immer noch relativ schwer, meine eigenen Bedürfnisse zu erkennen.

Aber was mich jetzt stutzig an Deiner Aussage macht ist, dass Du offenbar eine Verbindung zwischen Deinen aktuellen Bedürfnissen und den Gedanken über einen Menschen aus der Vergangenheit herstellst? Das ist mir nicht ganz klar, denn was hat dieser Mensch mit Deinen aktuellen Bedürfnissen zu tun?

> Zu den negativen Gefühlen selbst, wie Wut, Zorn oder Hass (Trauer zähle ich persönlich nicht zu den negativen Gefühlen) auch in Bezug auf Trauma.

Also eigentlich ist für mich kein Gefühl negativ, denn jedes Gefühl hat einen Sinn und eine Ursache. Ich habe mehrere Jahre gefühlslos gelebt, vielleicht bin ich deshalb nach wie vor froh über Gefühle, die sich bemerkbar machen... Das Entscheidende ist für mich, das Gefühl wieder loszulassen (wie ich oben ja schon mal geschrieben habe, eine Welle kann man nicht festhalten). Aber ich denke, Du meinst es ganz ähnlich wie ich.

>Mir einfach mal den gestrigen oder letztmöglich Tag zu Bewusstsein führen, indem es eine Situation gab, in der ich eins dieser Gefühle hatte. Das muss nicht recht was Wichtiges gewesen sein, das einen Auslöser darstellte, aber eben den konkreten Auslöser dafür und wie intensiv das Gefühl dazu war, mir auch das Körpergefühl dazu wieder in Erinnerung rufen.
Als nächstes über einen länger zurückliegenden Zeitraum von einem Jahr, zehn Jahren, mich auf eine Situation, das Gefühl und die Intensität dessen konzentrieren und mir dabei bewusst machen, dass die Wut und die Hilflosigkeit daraus auf weiter zurück liegenderen, verdrängten Emotionen beruhen (ist dann meist heftig gesteigert).

Und dann , das ganze soweit zurück denken, bevor diese negativen Gefühle eintraten, eine Zeit in der man mit diesem Menschen glücklich war (ich hoffe, Du kennst auch solche Zeiten) und sich von diesem Glück, der Freude erfüllen lassen und dieses dann wiederum in die verschiedenen Situationen mit einbringen, diese wieder Schritt für Schritt zurückdenken und dabei die schmerzlichen Gefühle auflösen, loslassen bis man wieder im jetzt und hier ist.

Das ist interessant und ich stelle es mir auch hilfreich vor, wenn man das regelmäßig macht. Ich mache so etwas ganz ähnlich, aber auf die kognitive Art. Oder vielleicht schon mit ein bisschen emotionaler Ebene, aber hauptsächlich kognitiv. Nur ist es bei meinem aktuellen „Fall“ so, dass ich mit diesem Menschen schon von Anfang an keine schönen Zeiten hatte und das ganze nun auch inzwischen ziemlich lang her ist. Da muss ich also einen anderen Weg für mich finden.

Vielen Dank für Dein interessantes Posting, das für mich sehr aufschlussreich war!

Viele Grüße

Xenia
Antworten