Kündigung und Verzweiflung

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ursus
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Kündigung und Verzweiflung

Beitrag von ursus »

Von Juli 2006 bis Mitte September 2007 habe ich nicht gearbeitet. Im letzten Jahr bin ich nach Monaten zunehmender Verwahrlosung und Verschlechterung des Krankheitsbildes in die Klinik gekommen und dort mehr als vier Monate behandelt worden. Ich war nicht mehr in der Lage, Ordnung zu halten, Termine wahrzunehmen, effizient zu arbeiten und Informationen zu verstehen.

Bis Ende letzten Jahres war ich krankgeschrieben, zwei Versuche der Wiederaufnahme meiner Tätigkeit nach "Hamburger Modell" wurden vom Arbeitgeber abgelehnt, so dass ich mich im Januar wieder habe krankschreiben lassen, um wenigstens Krankentagegeld von der Versicherung zu bekommen. Während meiner Krankheitszeit habe ich drei Abmahnungen kassiert.

Im März habe ich dem Arbeitgeber über meinen Anwalt formell die Wiederaufnahme meiner Tätigkeit angeboten. Daraufhin wurde ein psychiatrisches Gutachten über meine Arbeitsfähigkeit in Auftrag gegeben. Ich wurde bei vollen Bezügen freigestellt, bis das Gutachten vorlag. Den Gutachter habe ich unter der Bedingung von der Schweigepflicht entbunden, dass ich zeitgleich mit dem Arbeitgeber eine Ausfertigung des Gutachtens erhalte. Diese mit einer Bedingung verbundene Schweigepflichtsentbindung wurde mir als grobe Pflichtverletzung ausgelegt. Mit dieser Begründung hat der Arbeitgeber dann die Zustimmung des Integrationsamts zur ordentlichen Kündigung beantragt (ich bin als schwerbehindert anerkannt) und erhalten.

In den Monaten meiner Freistellung (Mitte März bis Mitte September) ging es mir zunehmend besser. Am 14.09. hat der Arbeitgeber meine Freistellung mit Wirkung zum 18.09. widerrufen, mich in eine andere Organisationesinheit versetzt und mit der Leitung eines neuen Projekts betraut. Der neue Arbeitsplatz ist meine Traumstelle. Seit 2002 habe ich mich ca. 15- bis 20mal intern auf andere Stellen beworben - immer erfolglos. Am 18.09. habe ich meinen Dienst angetreten. Am 20.09. wurde mir das Kündigungsschreiben überbracht. Mein Arbeitsverhältnis wurde zum 31.03.2008 wegen fortgesetzter Störung des Betriebsablaufs gekündigt.

Das neue Projekt macht mir Spaß. Es ist seit Jahren das erste Mal, dass ich wieder Freude an meinen dienstlichen Aufgaben und so etwas wie Ehrgeiz empfinde. Aber mann will mich nicht mehr haben. Der Leiter des Personalbereichs hat mir deutlich zu verstehen gegeben, dass man dafür sorgen werde, dass ich kein Bein mehr auf den Boden bekomme. Ein Projketleiter lässt sich schnell austauschen.

Nachdem ich anfangs damit zu tun hatte, mich auf die neuen Umstände einzulassen, habe ich jetzt ein schreckliches Wochenende verbracht. Ich habe von Samstag Abend bis Sonntag Mittag ohne Unterbrechung gechattet. Ich habe nichts gegessen. Den Rest des Sonntags habe ich in einem ziemlich zwielichtigen Etablissement verbracht. Heute Vormittag sieht die Welt für mich ziemlich grau aus. Ich bin verzweifelt, habe Schuldgefühle. Als die Nachricht kam, dass meine Freistellung widerrufen würde, haben Freunde gesagt, "sie brauchen Dich". Das war wohl ein Irrtum.

Dienstlich versuche ich, ein korrekter und netter Kollege zu sein, in meinem Privatleben verwahrlose ich wieder. Vor anderthalb Wochen habe ich mich von meiner Freundin getrennt, d.h. ich habe sie einfach nicht mehr angerufen und ihre Anrufe ignoriert, und das wird sie schon als Trennung aufgefasst haben. Möglicherweise war das leichtsinnig. Zwei Kollegen und gute Freunde, die meine Krankheitsgeschichte kennen, sind im Urlaub. Meinen Termin beim Therapeuten musste ich absagen, weil er in der Dienstzeit lag. Der nächste Termin in der Klinik ist in vier Wochen. Jetzt hilft mir niemand.

Im Dienst versuche ich es mit einer Art Charme-Offensive. Ich lasse die Bürotür offen, lächele die Kollegen und Mitarbeiter an, frage, wie es ihnen geht, und hoffe, dass es auch mir dadurch besser geht. Aber ich weiß nicht, wie lange ich es durchhalte. Von Montag Morgen bis Freitag Mittag ist die Welt in Ordnung, danach gerät sie für zweieinhalb Tage aus den Fugen.

Im Moment denke ich darüber nach, ob die vier Monate, in denen es mir besser ging, jetzt endgültig vorüber sind.

Der Beitrag ist wieder viel zu lang geworden - tut mir Leid. Ich weiß nicht, wo ich heute Hilfe bekommen kann.

ursus
Sonnensucherin
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Registriert: 11. Apr 2006, 13:28

Re: Kündigung und Verzweiflung

Beitrag von Sonnensucherin »

Hallo Ursus,

habe Deinen Thread heute bereits zweimal gelesen.

Um es kurz zu sagen: Dein Arbeitgeber hat einfach einen anderen Grund benötigt um Dich endlich zu entlassen.
Du bist schwerbehindert, Du warst rechtmäßig krankgeschrieben.
Du hast ein halbes Jahr Kündigungsfrist, also bist Du schon sehr lange in der Firma. Sie müßten Dir eine Abfindung zahlen.

Nimm Dir einen Rechtsanwalt mit Fachbereich Arbeitsrecht.
Und mach dies recht fix.
Du scheinst jetzt wirklich etwas konfus zu sein und alles ist zuviel. Lass Dich Bitte nicht einfach vor die Türe setzen.

Alles Gute,
Sonnensucherin
Anita2
Beiträge: 408
Registriert: 4. Nov 2006, 19:39

Re: Kündigung und Verzweiflung

Beitrag von Anita2 »

Hallo Ursus,
puuh, da sind ja eine Menge Sachverhalte drin.
Vieles kann ich gut verstehen, da ich selbst in einer ähnlichen Situation war.
Es war harte Arbeit, nur zu dem Arbeitsplatz zu gehen oder in die Pause oder nach Hause zu gehen.
Ich kann Dir nur raten einen Anwalt an Deine Seite zu holen.

Lasse Dich rechtlich beraten, welche Schritte Du gehen kannst, was Du Dir gefallen lassen musst und wo Du Dich wehren solltest.

Ich habe dies auch getan und bin heute noch in der Firma. Ich will sagen, es muss nicht auf eine Kündigung hinaus laufen. Sollte es aber in diese Richtung gehen, ist es umso wichtiger, dass Du eine kompetente Beratung und Unterstützung an Deiner Seite hast.

Ich würde nichts unterschreiben ohne vorher mit meinem Anwalt alles abgesprochen zu haben. Dir kann hier viel Geld, was Dir von Rechtswegen zusteht, verlieren.

Ich würde mich zunächst wieder krank schreiben lassen, so kannst Du Dir etwas Luft verschaffen und ich denke so hättest Du zunächst mal die Auseinandersetzung mit Deinem Arbeitgeber ausgesetzt. Du hättest Zeit einen Anwalt aufzusuchen und kannst Dir erst mal eine Übersicht verschaffen. Danach kannst Du dann in Ruhe entscheiden wie es weitergeht und was Du als nächstes in Angriff nehmen willst.

Ich kann Dir nur raten, mache es nicht alleine, hole Dir Unterstützung.
Viel Glück!!

Liebe Grüße
Anita
ursus
Beiträge: 159
Registriert: 22. Apr 2004, 12:52

Re: Kündigung und Verzweiflung

Beitrag von ursus »

Liebe Sonnensucherin,
liebe Anita,

danke für eure Beiträge. Ich bin mit einem Richter befreundet, der mir bereits vor längerer Zeit empfohlen hat, einen Anwalt einzuschalten. Es ist ja nicht so, dass das Elend erst gestern begonnen hätte. Ende 2002 habe ich ein erstklassiges Zwischenzeugnis bekommen. Das war zugleich das Jahr, in dem es begann, kritisch zu werden.

Zum einen haben meine krankheitsbedingten Fehlzeiten drastisch zugenommen. Dann haben Personalveränderungen auf der Führungsebene stattgefunden, und während ich meinen alten Gruppenleiter sehr geschätzt habe, halte ich seinen Nachfolger für wenig kompetent und werfe ihm organisatorische Fehlentwicklungen vor. Mein langjähriger ehemaliger unmittelbarer Vorgesetzter hat das Wachstum seines Bereichs von vier oder fünf auf knapp zwanzig Mitarbeiter, an dem ich nicht unbeteiligt war, nicht in geregelte Bahnen lenken können - ein klarer Fall von Führungsschwäche. Aber er wird protegiert. In einigen Fällen habe ich frühzeitig deutliche Kritik geübt, unangenehme Papiere verfasst, im Grunde aber zu helfen versucht. Trotzdem - mit der Zeit bin ich unbequem geworden, und das darf man nur, wenn man anderweitig keine Schwächen hat. Aber leider habe ich mir ein paar Mal in hypomanischen Phasen Ausfälligkeiten gegenüber Kollegen erlaubt.

"So können sie einen ihrer intelligentesten Mitarbeiter nicht behandeln", hat ein Kollege gesagt. Sie haben es getan. Ich habe noch am Tag meiner Arbeitsaufnahme um einen Termin beim Leiter des Personalbereichs gebeten, bin freudestrahlend ins Büro getreten und habe gesagt, "das ist der Höhepunkt des heutigen Tages". Ich wollte ihm danken und Frieden schließen. Das war ihm etwas unangenehm. "Wir werden ihr Arbeitsverhältnis kündigen", war seine Antwort.

Die Geschichte hat leider bisher die denkbar schlechteste Wendung genommen. Mit meinem Anwalt habe ich eine Honorarvereinbarung getroffen, und er berechnet einen Stundensatz von 250 Euro. Aber mein Anwalt und ich kämpfen allein. Spätestens im Januar habe ich die Unterstützung des Betriebsrats und der Schwerbehindertenvertretung verloren, weil ich ein Angebot der Beschäftigung auf einer geringer vergüteten Stelle mit einem Tätigkeitszuschnitt, der in keiner Weise meiner Ausbildung und meinen Qualifikationen gerecht wird, drei Mal abgelehnt habe. Jetzt lassen sie mich hängen.

Ich habe meinen Anwalt gefragt, warum sie meine Freistellung widerrufen, wenn sie das Arbeitsverhältnis kündigen. Er hat geantwortet, "sie rechnen damit, dass Sie sich für den Rest der Zeit krankschreiben lassen. Das ist für den Arbeitgeber eine kostenneutrale Lösung."

Und genau das, liebe Anita, werde ich nicht tun. Diesen Triumph gönne ich ihnen nicht. Ich werde dieses Projekt durchführen, und wenn ich es nicht zu Ende führen kann, dann werde ich es geordnet übergeben. Vielleicht kann mich mein neuer Vorgesetzter retten. Ich verlasse mich nicht darauf, aber es wäre eine Möglichkeit.

Gegen die Entscheidung des Integrationsamts hat mein Anwalt sofort Widerspruch eingelegt. Wir halten die Argumentation des gegnerischen Anwalts, die das Integrationsamt fast wörtlich in die Entscheidungsbegründung übernommen hat, für höchst fragwürdig. Aus den Akten des Integrationsamts ist ein zentrales Schriftstück entfernt worden, auch das ist suspekt. Und gegen die Kündigung werden wir klagen.

Liebe Grüße
ursus
Sonnensucherin
Beiträge: 312
Registriert: 11. Apr 2006, 13:28

Re: Kündigung und Verzweiflung

Beitrag von Sonnensucherin »

Guten Morgen Ursus,

befreundet zu sein mit einem Richter heißt gar nichts. Zu meinem Bekanntenkreis zählt ein Staatsanwalt, einige Anwälte und auch eine Richterin. Das ist angenehm, eine geballte Ladung Intelligenz zu kennen. Letztendlich
leiden diese nicht an meiner Krankheit. Die haben sich andere Krankheiten ausgesucht.

Fatal ist doch, Du bist in einer solch manischen Phase, das Du Dir rundherum alles zerstörst. Du bist für die anderen der Überflieger, der König, der Macher....weil Du es ständig suggerierst. Deine Wahrnehmung Deiner Selbst ist gestört und kannst jetzt natürlich nicht verstehen, das sie ihren
"intelligentesten" Mitarbeiter loswerden wollen.

Unbequem nennst Du Dich selbst für die Mitarbeiter und Vorgesetzten.

Für andere bist Du in Deiner Phase wahrscheinlich der Bornierte, Arrogante, Aufdringliche und sicherlich gibt es noch andere, schlimmere Bezeichungen.

So wie Du es darstellst, ist das Arbeitsverhältniss so richtig an die Wand gefahren. Sieh zu, Das Du irgendwie wenigstens eine Abfindung für die beschäftigten Jahre bekommst.
Nutze Deine Zeit, geh zum Arzt oder in eine Klinik. Versuche Deine Emotionen in Grenzen zu halten, dies wird nur mit einer gescheiten Medikation gehen. Solange Du in diesem Zustand bist, wird das mit Job und Freundin eher nichts.

Lieber Ursus,

das ist überhaupt nicht böse gemeint. Aber ich kenne einige (unter anderem meine liebste Freundin) mit manischen Depressionen. In der Manie hat meine Freundin seinerzeit Dinge getan, wofür sie sich heute schämt (das sollte natürlich nicht sein, denn es ist ja ein grausames Krankheitsbild)nun lebt sie seit Jahren mit dieser Krankheit. Und sie lebt wieder und gut.

Tu was.....

Alles Gute
die Sonnensucherin
ursus
Beiträge: 159
Registriert: 22. Apr 2004, 12:52

Re: Kündigung und Verzweiflung

Beitrag von ursus »

Liebe Sonnensucherin,

Du irrst.

1. Dass ich mit einem Richter befreundet bin, soll keine Aussage über die akademischen Qualifikationen meines Bekanntenkreises sein. Da hätte ich auch meinen Vater erwähnen können, der als Arbeitsrechtler (!) viele Jahre lang Personaldezernent war. Ich wollte damit sagen, dass ich tatsächlich alleine nicht auf die Idee gekommen wäre, einen Anwalt einzuschalten. Ich hätte niemals gedacht, dass ich meinen Arbeitgeber einmal "die Gegenseite" nennen würde. Erst als die Empfehlung mit dem Anwalt kam, ist mir klargeworden, dass man mich möglicherweise über den Tisch ziehen könnte. Das ist etwa zwei Jahre her. Und ich habe sofort reagiert. (Wenn ich das nicht getan hätte, wäre ich meinen Arbeitsplatz schon lange los.)

2. Im übrigen ist der Richter mit einer ehemaligen Freundin von mir verheiratet. Wir verstehen uns mittlerweile sehr gut. Meine Ex-Freundin hat nach ihrer Hochzeit mehrere schwere Psychosen gehabt. Ihr Mann versteht jetzt etwas von psychischen Krankheiten.

3. Im Moment bin ich alles andere als manisch. Ich gebe zu, dass meine Beiträge etwas lang sind, aber die Präzision erfordert das manchmal. Ich bin nicht manisch, ich versuche zu kämpfen. Ich versuche meinen Ruf zu retten. Es geht mir um die Bilanz von zehn Jahren Tätigkeit in diesem Hause.

4. Ja, meine Wahrnehmung meiner selbst ist vermutlich gestört. Ich arbeite daran. Aber meine "significant others" bringen mir immer noch Wertschätzung entgegen.

5. Du hast Recht. Daran, dass einige andere mich als borniert und arrogant ansehen, bin ich teilweise selbst schuld. Aber ich suche mir die Menschen aus, die ich achte und als Vorbilder akzeptiere. Der Instanzenweg und die Karriereleiter waren für mich nie Kategorische Imperative.

6. Ja, das Arbeitsverhältnis ist gegen die Wand gefahren. Die Angelegenheit hat die schlechteste Wendung genommen, die vorstellbar war. Aber ich sitze jetzt, wenn auch nur für sechs Monate, auf meiner TRAUMSTELLE!! Und das lasse ich mir nicht nehmen.

7. Deshalb werde ich mich jetzt nicht krankschreiben lassen. Als ich im letzten Jahr in die Klinik gekommen bin, war ich unkonzentriert, habe jeden Morgen üppig Tavor genommen, um den Arbeitstag möglichst schnell zu vergessen, war fast immer zu spät am Arbeitsplatz (und zwar nicht um Minuten, sondern um Stunden), habe Anrufe ignoriert, Aufgaben verschleppt, Termine versäumt. Jetzt bin ich hellwach. Ich bin wieder leistungsfähig.

8. Bei meiner Entlassung aus der Klinik habe ich sieben Medikamente und zwei weitere im Bedarfsfall genommen. Heute sind es noch vier. Damit geht es. Und Tavor oder Melperon im Dienst sind für mich jetzt tabu. Ich hoffe, dass ich das durchhalte.

9. Glaub mir, ich tue etwas. Ich habe einen Therapeuten, der mich bis zur Erschöpfung beansprucht. Bei ihm habe ich viel gelernt. Weil ich kein Tagebuch führen kann, schreibe ich ab und zu hier im Forum - Du kannst das ganze Elend nachlesen. Ich höre auf den Rat meiner Freunde.

Liebe Grüße
ursus
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: Kündigung und Verzweiflung

Beitrag von flora80 »

Hallo Sonnensucherin,

ich finde, du solltest mit deinen Ferndiagnosen etwas vorsichtiger sein. Nur, weil Ursus sich aktiv gegen Ungerechtigkeiten zur Wehr setzt und dafür die letzten Kräfte mobilisiert, ist er noch lang nicht manisch.


Lieber Ursus,

zu deiner Situation kann ich leider nichts wirklich weiterbringendes sagen. Ich finde es bewundernswert, dass du für dein Recht kämpfen kannst!

Gruß von Flora
Anita2
Beiträge: 408
Registriert: 4. Nov 2006, 19:39

Re: Kündigung und Verzweiflung

Beitrag von Anita2 »

Hallo Ursus,
nun kämpfen kannst Du! In Deinem letzten Posting kommt Dein ganzer Kampfeswille zum Vorschein. Ich finde es auch richtig, dass Du, wenn Du die Kraft hast das durchzustehen, für Dein Recht eintrittst.

Mir war Wichtig, dass Du einen guten Berater an Deiner Seite hast. Wie ich ja schon geschrieben habe, war ich in einer ähnlichen Situation und ich bin auch, entgegen der Meinung einiger Personen in meinem Umfeld, in der Firma geblieben. Auch der BR war nicht auf meiner Seite.

Im Nachhinein kann ich sagen, dass es für mich die richtige Entscheidung war. Mir hat der Beistand meines RA aber auch Stärke und Rückhalt gegeben.

Ich kann Deine Haltung, weiter arbeiten zu wollen gut verstehen, ich bin auch nach dem Klinikaufenthalt aus eigenem Antrieb wieder arbeiten gegangen.

Du hast Dir auch den schwereren Weg ausgesucht. Passe gut auf Dich auf, überfordere Dich nicht und halte Dir die Möglichkeit krank geschrieben zu werden als Option offen.

Ich kann Deine Situation natürlich nicht beurteilen, kann Dir aber mitteilen, für mich kommst Du sehr stark rüber.

Ich wünsche dir dass Du es schaffst und Deine Vorstellungen realisiert werden.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Glück und Erfolg.

Viele Grüße
Anita
s-ch
Beiträge: 76
Registriert: 6. Jul 2008, 23:44

Re: Kündigung und Verzweiflung

Beitrag von s-ch »

hallo Ursus,

ich finde auch, dass Du Dich sehr gut artikulierst und herauskommt, dass Dir die neue Chance sehr wichtig ist. Es ist gut, wenn Du um diese Chance kämpfst.

Du klingst sicher manches mal recht zynisch - was auch Selbstschutz sein kann - und doch dann auch wieder sehr strukturiert und in Deinem Tun folgerichtig.

Ich wünsche Dir alle Gute, S.
Sonnensucherin
Beiträge: 312
Registriert: 11. Apr 2006, 13:28

Re: Kündigung und Verzweiflung

Beitrag von Sonnensucherin »

Hallo lieber Ursus, liebe flora und Hubert2,

zunächst wünsche ich Euch einen schönen Feiertag. Lieber Ursus, gerne irre ich mich.
Und wenn das der Fall ist, dann wird für Dich alles Gut. Das wünsche ich Dir sehr.

Liebe Flora,
keinesfalls wollte ich eine Ferndiagnose aufstellen. Auf jeden Fall wollte ich aufmerksam machen auf die seltsamen Reaktionen bzw., den Rundumschlag den Ursus gerade hinter sich hat. Auch in Bezug auf seine Freundin. Mit dem Kampfeswillen und dem Aufbegehren gegen jeden und alles. Habe einfach mal zwischen den Zeilen gelesen und kenne solch einen "Kampfesgeist" sehr gut.

Nichtsdestotrotz, ich wünsche jedem seinen gesunden Kampfeswillen und den Erfolg, welchen er daraus erzielen kann.

Ganz liebe Grüße
Sonnensucherin
Sonnensucherin
Beiträge: 312
Registriert: 11. Apr 2006, 13:28

Re: Kündigung und Verzweiflung

Beitrag von Sonnensucherin »

Hallo und guten Morgen Ursus,

wie geht es Dir? Wie läuft es im Job?

Sonnensucherin
ursus
Beiträge: 159
Registriert: 22. Apr 2004, 12:52

Re: Kündigung und Verzweiflung

Beitrag von ursus »

Liebe Sonnensucherin,

tut mir leid: Das ist lieb, dass Du letzte Woche gefragt hast, wie es mir geht - und ich habe nicht geantwortet.

Die beiden letzten Nächte habe ich nicht geschlafen. Montag Abend bin ich sehr spät von der Arbeit zurückgekommen (ich muss immer eine Stunde fahren), habe noch ein wenig gelesen und bin erst gegen eins schlafen gegangen. Da war es natürlich längst zu spät für Seroquel und/oder eine Schlaftablette. Selber schuld.

Gestern bzw. heute Morgen bin ich im Chat versumpft. Das passiert mir sonst meist am Wochenende. Obwohl ich eigentlich davon loskommen will. Aber wenn man sich einsam fühlt, ist das egal. Nun ja, ich habe mich um zwei ins Bett gelegt. Und nur minutenweise die Augen zugemacht.

Mein Wecker klingelt jetzt um viertel vor vier. Dann kann ich um kurz vor fünf den Zug nehmen und sitze um sechs im Büro. Ich weiß nicht, wie lange ich dieses Leben durchhalten werde. Als ich heute in den Spiegel geschaut habe, war ich ziemlich erschrocken. Glücklicherweise habe ich heute keine Sitzungen.

Mein Vorgesetzter hat Schwierigkeiten bekommen, weil ich mehrfach die gesetzlich erlaubte Arbeitszeit deutlich überschritten habe. Ich möchte eigentlich nicht, dass er meinetwegen in Kalamitäten gerät. Aber am Schreibtisch zu sitzen, ist für mich im Moment wie eine Sucht.

(Bin trotzdem nicht manisch. Ehrenwort! Ich weiß, dass sich das anders anfühlen würde.)

Letzte Woche war eine frühere Kollegin und Ex-Freundin hier zu Gast. Ich habe das Büro aufgeräumt. Jetzt herrscht geradezu vorbildliche Ordnung.

Und Du? Wie geht es Dir?

Liebe Grüße
ursus
ursus
Beiträge: 159
Registriert: 22. Apr 2004, 12:52

Re: Kündigung und Verzweiflung

Beitrag von ursus »

Es gibt Neuigkeiten. Ich habe vor dem Arbeitsgericht Klage gegen die Kündigung eingereicht. Vor einem Monat hat die Güteverhandlung stattgefunden. Sie ist gescheitert, weil der Arbeitgeber den Vergleichsvorschlag des Richters abgelehnt hat.

Der Anwalt des Arbeitgebers hat vor der Verhandlung versucht, die Angelegenheit durch Zahlung einer Abfindung aus der Welt zu schaffen. Eine Summe konnte oder wollte er - auch später in der Verhandlung - nicht nennen. Darauf habe ich mich nicht eingelassen.

Die Presse hat über den Fall berichtet: http://www.general-anzeiger-bonn.de/ind ... lid=378597

Viele Grüße
ursus
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