Realitätsverlust

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Jutschki
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Realitätsverlust

Beitrag von Jutschki »

Hallo zusammen,

habe ein für mich großes Problem, ich versuche es mal in Worte zu fassen:

Mir kommt alles so irreal vor. Das ganze Leben von Früh bis Spät. So, als wäre ich nicht ich. So als wär ich nicht wirklich hier. Ich weiß nicht wie ich es anschaulich erklären soll, ich hoffe Ihr wißt was ich mein.

Ich hab immer wieder Momente in denen ich "aufwache" und das realisiere, aber raus komme ich deswegen auch nicht. Ich nehme es dann nur bewußt wahr und das gibt mir das Gefühl von Ausgeliefertsein und Hilflosigkeit.

Naja mir fehlen die Worte. Vielleicht krieg ich weitere Inspirationen im Lauf der Diskussion.

Ein schönes Wochenende
Jutschki
Ein Pessimist ist ein Optimist mit Erfahrung.
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: Realitätsverlust

Beitrag von Guinevere »

Hallo Jutschki,

kann mir leider nicht sehr viel darunter vorstellen. Was verstehst Du denn genauer unter irreal? Hast Du vielleicht ein genaueres Beispiel zur Hand?
Na ja, ich hab zum Beispiel ab und an so was ähnliches wie Hallus oder de javus.
Bezüglich der Wahrnehmung seh ich mich ab und an wie hinter einem Schleier. Ist, wenn ich mich gut fühl auch oft so, dass die Räumlichkeiten weiter weg sind und stärkere Konturen aufweisen und alles ein bisserl lichter ist. Während es mir nicht so geht sind diese oft verschwommenen und alles ein bisserl enger und düsterer.

Erstmals Dir auch ein recht schönes Wochenende und liebe Grüsse,
manu
Oceana
Beiträge: 21
Registriert: 28. Nov 2007, 15:15

Re: Realitätsverlust

Beitrag von Oceana »

@Jutschki,

ich weiss nicht genau was du fühlst und erlebst. Vielleicht kannst du es genauer definieren? aber du musst keine Angst haben. Diese Dissoziation kommt öfters vor wenn man überfordet ist, oder wenn die Seele sich vor einer Überflutung der Emotionen oder Gedanken schützen möchte.

diese Informationen habe ich aus dem Internet:

"Zwei Unterformen der Dissoziation stellen Derealisation und Depersonalisierung dar:

Derealisation bedeutet ein verändertes Erleben der Realität (von der Verzerrung bis hin zu ihrem völligen Verschwinden). So kann sich z. B. die Wahrnehmung von Zeit und/oder Ort vollkommen verändern.

Depersonalisierung bedeutet ein aktives Aussteigen aus dem Körper-Erleben. Betroffene beschreiben dieses Aussteigen als ein Gefühl, als ob sie weit weg von sich selbst wären und die Situation von außen betrachten würden.

Es ist wichtig zu verstehen und zu akzeptieren, dass diese Mechanismen üblich sind und betroffenen Menschen helfen, eine an sich überfordernde Situation so gut wie möglich zu überstehen."

Erlebst du vielleicht so was? also das Gefühl dass Dinge nicht real sind obwohl du weisst dass alles real ist?

also der Schlüssel für eine Lösung ist zu verstehen dass diese Gefühle eine Überforderungsiginal sind und dass es wichtig ist die Gedanken nicht überzubewerten: Lass die Gedanken, Eindrücke vorbeiziehen... konzentriere Dich auf das wesentliche.

Gruss,

Oceana
I can see the night beginning

separate me from the living...
Anita2
Beiträge: 408
Registriert: 4. Nov 2006, 19:39

Re: Realitätsverlust

Beitrag von Anita2 »

Hi Jutschki
ich weiß nicht ob es Dich tröstet, aber ich kann Dir sagen ich hatte dieses Gefühl auch ganz extrem, als ich in der Tagesklinik war. Ich habe sogar einmal dort (am Wochenende) angerufen, weil ich dachte ich würde verrückt.
(Ich dachte: Das ist alles nur Deine Phantasie, ist nicht passiert oder Du bildest dir das alles ein, da du in der Klinik bist, da muss das so sein usw. usw.)

Ich habe auch das "mich selbst beobachten von außen" in der Klinik für mich nutzen können. Ich konnte so das Geschehen besser annehmen, ohne gleich wieder in Tränen zusammenzubrechen. Konnte mit dieser Technik lernen Realitätsüberprüfungen zu machen, da ich durch diese Vorgehensweise zunächst alles in einer Distanz ansehen konnte und nicht gleich in mein Muster absackte.

Dieses Gefühl, das Denken und die Bilder im Kopf ja bis hin, dass die besprochenen Dinge in der Therapie nicht real seien, habe ich auch heute noch ab und an.

Ich habe sowohl in der Klinik als auch mit meiner Therapeutin darüber gesprochen, aber in der Klinik keine Erklärung außer "sie werden nicht verrückt und das Wissen sie", bekommen. Ich muss aber auch sagen, diese Aussage sitzt in meinem Kopf und kommt sofort zum Vorschein, wenn mich diese Gedanken befallen.

Meine Therapeutin hat es mir mit ähnlichen Worten wie hier oceana erklärt.
Für mich ist es der Hinweis, dass ich wenn, dieses Gefühl kommt, ich besonders Vorsichtig mit den Gedanken zu meiner Biographie bin. Schiebe sie dann meist weiter, versuche mich auf etwas anderes zu konzentrieren.
Ich kann diese Gedanken relativieren, je nach Intension ist es auch heute noch sehr irritierend für mich.

Liebe Grüße
Anita
CJ43
Beiträge: 466
Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Realitätsverlust

Beitrag von CJ43 »

Hallo Jutschki!
So ein ähnliches Gefühl habe ich auch. In sehr schlechten Phasen.
Als sei ich nicht wirklich da, sondern bewege mich wie an Fäden gezogen durch die Kulissen. Mir fehlt die Bodenhaftung, ich komme mir so abgehoben von der Erde vor. Nicht im realen Sinne, ich trete auch nicht aus meinem Körper heraus, oder so.
Ich habe das Gefühl, meine äußere Hülle schiebt sich durch die Welt und täuscht vor, ich zu sein.

Ist schwer zu beschreiben, es gibt das nicht richtig wieder. Vielleicht meinst du das?
Ich denke an das verzweifelte Gefühl zurück, das ich dann habe. Alles entgleitet mir, aber niemand merkt es und ich kanns nicht sagen...

Durch ADs ist es besser geworden, zur Zeit fast weg.

Hast du mal das Buch "Seelenfinsternis" gelesen? Da beschreibt der Verfasser, ein Psychiater, wie er in der Depression lange überzeugt war, tot zu sein. Er dachte, alle anderen um ihn herum seien auch nicht sie selbst.
Das muss eine verschärfte Variante von diesen Sich-fremd-sein Zuständen sein.
Mich hat es beim Lesen beruhigt, weil ich mich ein bischen da wiedergefunden habe.

Ich glaube auch, dass es mit Überlastungszuständen zusammen hängt.

Ich hoffe, bei dir geht es auch vorbei!
Eins schönes Wochenende noch,
Tschüß Constanze
Dendrit
Beiträge: 4981
Registriert: 23. Mai 2003, 11:14
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Re: Realitätsverlust

Beitrag von Dendrit »

Hallo Jutschki,

das habe ich vor kurzem versucht meinem Psychiater und seinem Stellvertreter zu erklären. Die erste Frage war: Überdosierung? Ja - mir fehlen da auch die Worte. Was Oceana schreibt, kommt dem ziemlich hin:

also das Gefühl dass Dinge nicht real sind obwohl du weisst dass alles real ist?

Es ist bei mir auch nicht so, wenn man das Gefühl hätte, neben sich zu stehen. Aber das von außen sehen, hab ich nicht.

Aber schön, dass Du das Thema aufgegriffen hast. Vllt. fallen noch ein paar Worte, damit ich das nächste mal den Zustand besser beschreiben kann.

LG, Manuela
Heckenrose
Beiträge: 243
Registriert: 31. Mär 2003, 16:31

Re: Realitätsverlust

Beitrag von Heckenrose »

Hallo Jutschki,

Du beschreibst Deinen Zustand sehr schön und nachvollziehbar für alle, die das einmal erlebt haben. Ja, ich kenne das und habe mich in Deinen Zeilen sofort erkannt.

Also, ich habe diese Depersonalisierung erlebt während einer schweren Depression. Die Zustände traten auch bei ganz normalen Tätigkeiten auf, was mir wirklich Angst machte.
Meine Empfehlung: sprich mit Deinem Arzt. Ein Gespräch kann Dir helfen und mehr Klarheit bringen, was im Moment speziell bei Dir los ist. Und Medikamente können Dir helfen.
Du bist und wirst nicht verrückt. Das geht wieder vorbei.

alles Liebe für Dich,
ele
Jutschki
Beiträge: 135
Registriert: 26. Okt 2006, 17:11
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Re: Realitätsverlust

Beitrag von Jutschki »

Hallo Leute,

danke für Eure Antworten!

Mal zusammenfassend:
die Beschreibung mit dem Schleier ist gut, das kommt gut hin. Besonders die Beschreibung von Constanze, die triffts auf den Punkt.

Oceana, danke für die Definitionen, die haben mich überlegen lassen.
Ich habe früher schon Derealisationen und Depersonalisationen gehabt. Ich habe dagegen ein Medi bekommen, das da sehr gut half, hatte es damals auch wegen der Halluzinationen bekommen. Und das hier könnte evtl eine sehr sehr starke Derealisation sein, die permanent auftritt und nicht wie früher phasenweise.
Allerdings möchte ich nicht unbedingt dieses Medi wieder nehmen, davon hab ich sehr stark zugenommen, wenn es eine Alternative gibt.

@ Manuela,
Überdosierung kann nicht sein, da derzeit kein AD nehme.

@ele
ja hab ich vor, mit den Ärzten zu sprechen. Am Montag beim Psychologen, am Dienstag beim Therapeuten.

Alles liebe
Jutschki
Ein Pessimist ist ein Optimist mit Erfahrung.
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