Was ist richtig???

Antworten
Rioabajorio
Beiträge: 65
Registriert: 25. Nov 2007, 12:10

Was ist richtig???

Beitrag von Rioabajorio »

Hallo!

Vor 2,5 Jahren wurden bei mir Depressionen diagnostiziert. Ich war dann fast 1/2 Jahr krank geschrieben, u.a. war ich auch in einer psy.Klinik und nehme immer noch AD's.

Schon vor meinem Zusammenbruch war ich total hin- und hergerissen, ob mein Job (Sekretärin/Assistentin GL) für mich richtig ist. Als ich nach meiner Krankheit zurückkam wurde ich total herzlich wieder aufgenommen und man hat mir gezeigt, dass man mich vermisst hat. Außerdem konnte ich meine Arbeitszeit von 5 auf 4 Tage reduzieren. Ich war sehr froh, weil ich dachte, so ne Firma triffst du so schnell nicht wieder.

Trotzdem bin ich immer hin- und hergerissen, weil ich nicht weiß, ob dieser Job für mich der richtige ist. Zwischendurch bekomme ich immer mal so "Schübe" und ich meine, ich müsste unbedingt noch mal was Neues machen (ich bin 42), habe tausend Ideen, schreibe Bewerbungen und und und.

Aber die Bewerbungen sind noch nicht ganz verschickt, da sacke ich schon wieder wie ein nasser Sack zusammen und hoffe quasi, dass mich keiner will. Oder aber ich werde tatsächlich zum Gespräch eingeladen, ich gehe sogar noch ganz motiviert hin, habe 1000 Ideen was und wie ich den Job machen könnte. Aber kaum zu Hause, sacke ich wieder in mich zusammen und denke, was ein Quatsch, wieso willst Du Dich da reinhängen? Das ist alles viel zu viel, Du schaffst ja Deine 4 Tage kaum, Du kannst das gar nicht, Du bist dem Leistungsapparat gar nicht mehr gewachsen, dieser Stress würde Dich wieder ganz unten landen lassen und und und.

Dabei weiß ich aber nicht, ob mich vielleicht der Job an sich so unzufrieden und müde macht (ich hasse es Sekretärin zu sein und meinem Chef Kaffee holen zu müssen und Gesprächspartner ans Telefon zu holen) und ob ich "nur" eine neue Herausforderung brauche, oder ob ich einfach blöd bin, weil ich den Job (um den mich ganz sicher sehr viele beneiden) nicht einfach mache soll und mich den Rest der Zeit freuen soll, dass ich nach Feierabend nicht mehr über meinen Job nachdenken muss. Dazu ist er auch nicht schlecht bezahlt. Immerhin schaffe ich es in diesem Job, meine Rückfälle ganz gut zu überbrücken. Kann dann auch zu (häufigeren) Arztbesuchen gehen, ohne dass ich blöd angeguckt werde. Das heisst, diesen Job hier mache ich wohl in der Regel sehr gut und trotzdem gibt es mir kein Selbstvertrauen, weil ich denke, dass ist ja auch nur so ein Blödi Job, den jeder kann....

Ich komme mir manchmal vor, wie der Fischer mit seiner Frau... (Die Geschichte, wo sich die Frau immer mehr wünscht, je mehr sie bekommt, und am Ende alles verliert). Andererseits denke ich oft, ich bin einfach nur zu faul und zu träge, dass ich mich mit dem Job, den ich habe zufrieden gebe. Und ich müsste doch etwas tun, vor allem, es gibt ja keine Sicherheiten und was ist, wenn ich den Job mal verliere, dann bin ich total unfähig auf dem Markt was Neues zu finden (weil ich mich dem ja jetzt schon nicht stellen kann). Außerdem kann ich doch mit meiner Krankheit (die ich allerdings immer noch nicht als solche akzeptiert habe) froh sein, dass ich einen solchen Job überhaupt habe... und und und...

Es ist ein elendes endloses Karussell in meinem Kopf. Wie kann ich denn bloss rausbekommen, was für mich richtig ist?

Ich bin so hin und hergerissen.

Würd' mich interessieren, was ihr dazu denkt/fühlt!

Lieben Dank + viele Grüße
rioabajorio
leolamm
Beiträge: 69
Registriert: 24. Okt 2007, 09:47

Re: Was ist richtig???

Beitrag von leolamm »

Liebe rioabajorio,

dieses Gedankenkarussell kenne ich nur zu gut.

Ich bin in einer ähnlichen Situation wie Du, habe verständnisvolle Kollegen, bin aber auch immer am Grübeln "Soll es das jetzt gewesen sein?" Hinzu kommt bei mir auch noch eine große Loyalität ("jetzt, wo ich so große Unterstützung bekommen habe, kann ich doch die anderen nicht im Stich lassen..."), was mich auch immer wieder hadern läßt.

Bewerbungen habe ich schon lange keine mehr geschrieben (auch wenn ich es mir immer wieder vornehme), weil ich mir ähnlich wie Du nicht vorstellen kann, dem Streß gewachsen zu sein. Gerade am Beginn hängt man sich bei einem neuen Job noch mehr rein als normal. Bei mir wäre das fatal.

Was mir zumindest etwas geholfen hat (ich weiß nicht, inwieweit das bei Dir geht):
Ich habe quasi einen Vertrag mit mit selbst abgeschlossen, daß ich das zur Zeit laufende Projekt in der Firma noch durchziehe, parallel dazu aber schon auf die Suche gehe nach Dingen, die mir mehr gefallen würden oder die mir gut tun würden. Finde ich was, ist es gut. Finde ich nichts, möchte ich mir eine Auszeit gönnen von 3-6 Monaten und dann evtl. mit allen Konsequenzen (Jobwechsel) diesen Weg gehen.

Ich habe für mich eine Liste erstellt, was ich positiv und negativ am derzeitigen Job finde, was mich unzufrieden macht. Die Unzufriedenheitsherde versuche ich gerade zu bekämpfen. Zum Teil habe ich da auch schon kleine Teilsiege errungen, der nächste Schritt folgt übernächste Woche.

Ein Tip von einer Personalberaterin war mal:
Definieren Sie Ihre Stärken. Bringen Sie die Stärken, wenn möglich, mit Ihren Zielen in Einklang und überprüfen Sie, wem diese Stärken nützen könnten.

Die Engländer haben dafür das schöne Sprichwort: "Love it, change it or leave it." Das love ist bei mir zur Zeit fast nicht drin, für das leave it fehlen mir Kraft und Mut, also bin ich beim change it.

Ich weiß jetzt nicht, ob meine Zeilen wirklich hilfreich sind, wollte Dir aber zumindest zu erkennen geben, daß ich sehr gut verstehe, was in Dir vorgeht.

Liebe Grüße von
leo lamm
Oceana
Beiträge: 21
Registriert: 28. Nov 2007, 15:15

Re: Was ist richtig???

Beitrag von Oceana »

Hallo,

hast du eine Vorstellung was du gerne machen würdest? ich denke es ist sehr wichtig dass du genauer nachdenkst. Vielleicht will diese widerkehrende Unzufriedenheit dir was sagen... hast du das Gefühl dass du ein "falsches Leben" lebst oder bist du nur zerrissen und unzufrienden?hast du bestimmte professionnelle Träume oder ist es nur ein abstraktes Verlangen nach Wechsel?...

übringens glaube nicht dass jede von uns Sekrätarin iwerden kann.... es braucht soziale Kompetenzen, Diplomatie, Geduld... also du solltest dich gar nicht unterschätzen... es ist schon sehr gut dass du dein Leben wieder auf die Reihe gekriegt hast... ok du hast "Schuben" oder Rückfälle... aber nimm Dir Zeit zu entdecken was du wirklich willst und denk nicht so viel. An deiner Stelle würde ich Bewerbungen schicken... warum nicht? du kannst dich immer entscheiden ob du zum Vorstellungsgespräch gehst ob du den Job annehmen willst. etc...
ich mag dieses Zitat: "wer nix riskiert hat nix..." also warum nicht ausprobieren?

alles gute
Oceana
I can see the night beginning

separate me from the living...
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: Was ist richtig???

Beitrag von Guinevere »

Liebe Rioabajorio,

mir gehts eigentlich seit längerem ziemlich ähnlich. Mittlerweile bin ich (40) an dem Punkt, wo es mich so richtig anst**** in die Arbeit (Chefkoch) zu gehn. Das Ganze ist auch mit der Frage verbunden, ob es das nun gewesen sein soll, für den Rest meines Lebens. Wenn ich gar nichts mehr hatte, so hatte ich immer noch meinen Job, und der ist im Moment mehr als nur eingefahren und öde, er lähmt mich gewaltig. Eine Weile lang hab ich mich dadurch über Wasser gehalten, dass ich diesen halt gut beherrsche, die beste Frau für diesen bin. Aber die Rückmeldungen diesbezüglich geben mir auch nichts mehr. Eher Gegenteil, die machen mir die Entscheidung zu wechseln nur noch schwerer, weil ich ja eigentlich zufrieden sein müsste (???).
War in letzter Zeit ab und an mal im Service und ich hab mir mal in meiner Hin-und-her-Gezogenheit erlaubt, dass es mir gefällt. Auch hätte ich ansonsten auf anderen Gebieten, einige verlockende Perspektiven...

(Meiner außertürlichen Büroarbeit nebenbei kann ich übrigens auch nix abgewinnen )

Lange Rede, kurzer Sinn - Was hältst Du denn von der Idee, anderweitig einfach nur mal Probearbeiten zu gehn, um zu sehn, wie es Dir gefallen würde (?).

Recht liebe Grüsse Dir,
manu
Rioabajorio
Beiträge: 65
Registriert: 25. Nov 2007, 12:10

Re: Was ist richtig???

Beitrag von Rioabajorio »

Hallo zusammen!

Danke für Eure Antworten - zumindest helfen Sie in soweit, als dass ich mir nicht so alleine in meiner Grübelei vorkomme.

Leider gibt es nicht wirklich etwas, dass ich lieber machen würde, zumindest kann ich mir nichts vorstellen. Oder falsch, in meinen "Hochphasen" kann ich mir vorstellen so ziemlich alles zu machen und auch zu schaffen. Aber nach meinem zusammensinken, kann ich mir eben überhaupt nichts mehr vorstellen.

Früher habe ich öfter mal den Job gewechselt, bin auch Risiken eingegangen, habe auch eher nach dem Motto gelebt, lieber etwas versuchen und scheitern, als es nicht versucht zu haben. Aber jetzt, mit der Krankheit, ist irgendwie alles anders geworden.

Ich weiß nicht, ob ich mich hinter der Krankheit "verstecke", also dadurch erst gar nichts mehr versuche oder ob es einfach besser für mich ist, nicht noch zusätzlichen Streß und Verantwortung auf mich zu laden. Denn in meinen Tiefphasen finde ich einfach ALLES anstrengend und zuviel und will nur meine Ruhe.

Das mit den Bewerbungen schreiben mache ich ja, allerdings frustriert mich das fast noch mehr, denn dann bekomme ich ja meine Unfähigkeit (entweder dadurch, dass ich keine Einladung erhalten, oder dadurch, dass ich mich dem Job dann doch nicht gewachsen fühle) noch deutlicher vor Augen geführt.

Man liest ja auch immer wieder, dass einem die Depris was sagen/zeigen. Allerdings habe ich nicht den leisesten Schimmer, was das sein soll (trotz einiger Therapie-Erfahrungen).Und darüber grübele ich halt auch nach.....

Ist schon ziemlich verzwickt, das Ganze.

Alles Liebe
rioabajorio
sonnenwurm
Beiträge: 275
Registriert: 26. Jul 2006, 16:14

Re: Was ist richtig???

Beitrag von sonnenwurm »

Hallo Rioabajorio!

Nur mal so ein Gedanke: Ist es nur auf den Job bezogen diese Unzufriedenheit in dir?

Oder hast du die Vorstellung, dass durch einen neuen/anderen job auch dein Leben anders oder besser wird?

Vielleicht kannst du deinen Job als Sicherheit nehmen und deine Kraft in guten Phasen dazu nutzen, etwas Neues FÜR DICH zu entdecken - ein Hobbie, ein Ehrenamt oder irgendetwas, das du schon immer mal ausprobieren wolltest...so hast du die Sicherheit eines festen Jobs, den du beherrschst und den du auch in schlechten Phasen bewältigen kannst UND kannst etwas Neues in dein Leben bringen...

Viel Glück und Erfolg bei allem, was du vorhast!

Sonnenwurm
Rioabajorio
Beiträge: 65
Registriert: 25. Nov 2007, 12:10

Re: Was ist richtig???

Beitrag von Rioabajorio »

Hallo Sonnenwurm!

Ja, Du hast Recht. Meine Unzufriedenheit bezieht sich eigentlich auf Alles. Wie gesagt, das Schlimme ist aber, dass ich trotz Thera und sonstigen Selbsterfahrungsseminaren einfach zu keiner Lösung komme, wie es denn besser sein könnte.

Auch Deine Ideen mit der "Selbstfindung" in der guten Zeit hatte ich überlegt und sogar schon angegangen - hatte auch die Idee mit Ehrenamt, sogar schon Gespräche mit der Kontaktstelle. Aber wenn's denn drum geht das zu machen, dann bekomme ich wieder den grossen Schlappmacher und habe das Gefühl, das mich das alles total überfordert. Ich mich mit meinen Ansprüchen, Wünschen etc. mal wieder selbst überfordert habe.

Aber wie gesagt, ich weiß eben nicht, ob es so ist, dass ich damit tatsächlich überfordert wäre, ich "nur" Angst vor der Angst" habe oder ob das alles bei Depris "normal" ist und vor allem, wie ich damit umgehen soll.

In der Klinik, in der ich war, hieß der "geflügelte Satz" immer "rein in die Angst". Aber es ist ja nicht wirklich Angst, die mich abhält, oder? Doch, irgendwie doch - die Angst vor der Überforderung, die Angst, etwas versprochen zu haben, was ich nicht halten kann, die Angst etwas anzufangen und es nicht zu Ende bringen zu können...

Ach ich weiß auch nicht, ich bin so verzweifelt...

Vielen Dank für Eure Antworten - ganz lieb!
Rioabajorio
sonnenwurm
Beiträge: 275
Registriert: 26. Jul 2006, 16:14

Re: Was ist richtig???

Beitrag von sonnenwurm »

Huhu, nochmal ich!

Ja, die Angst vor der Angst...das kenne ich nur zu gut. Ob man nur Angst hat, sich zu überfordern? Ich weiß es nicht.
Manchmal muss man die Dinge einfach wagen und es ausprobieren - sonst kann man es nicht wissen.

Aber du hast schon recht - zum Ausprobieren ist ein Ehrenamt dann nicht das richtige.Andere verlassen sich auf dich, wenn du irgendwo deine ehrenamtliche Hilfe anbietest. Also ist es vielleicht günstiger, erst einmal bei dir selber zu bleiben.

Wenn du trotz Therapie noch so gar keine Idee hast, wie es besser für dich werden könnte, dann bist du wohl noch nicht an deinen "Knackpunkt" gekommen? Machst du denn z.Zt. Therapie?

Was macht dir persönlich denn Freude, womit kannst du dich beschäftigen, was kannst du gut?

Sonnenwurm
Anita2
Beiträge: 408
Registriert: 4. Nov 2006, 19:39

Re: Was ist richtig???

Beitrag von Anita2 »

Hallo Rioabajorio
ich kann Deine Situation gut verstehen, da ich in einer ähnlichen Situation war. Ich war auch die meiste Zeit unzufrieden und wollte dann gerne etwas anderes machen. Aber was??
Mit dem etwas anderes machen zu wollen, haben dann andere für mich erledigt und ich landete in einer schweren Depression.

Heute sehe ich, es ist schon so wie Sonnenwurm es schreibt, die Unzufriedenheit war nicht in meinem Job zu finden. Die Unzufriedenheit kam aus mir selbst aus meinen Erwartungen an mich und an mein Leben.
Die Depression hat mich vor einer schweren körperlichen Erkrankung geschützt, hat mir die Augen geöffnet, die Dinge anders zu sehen und zu Bewerten.

Ich bin zwar noch in der Experimentierphase, habe aber diese große Unzufriedenheit nicht mehr.

Ich mache heute in der gleichen Firma einen ganz anderen Job und nehme mir heute die Zeit den Focus auf meine persönliche Entwicklung bzw. Veränderung zu legen. Ich habe den Job inzwischen für mich angenommen und er macht mir mittlerweile auch Spass, fordert mich aber nicht mehr so stark und dass war am Anfang ein Knackpunkt für mich.
Ich konnte loslassen, erwarte nicht mehr die ewige Leistungssteigerung von mir selbst, bin zufrieden wenn es einfach nur gut läuft.
Ich muss heute niemanden mehr etwas beweisen, was ich kann, wie gut ich bin!!

Ich kann die Worte von Sonnenwurm nur unterstreichen, die Zufriedenheit findet man nur in sich selbst.

Schöne Wochenendgrüße
aus NRW
Anita
Rioabajorio
Beiträge: 65
Registriert: 25. Nov 2007, 12:10

Re: Was ist richtig???

Beitrag von Rioabajorio »

Hallo,

puuuh, ja annehmen, das ist wohl das Schwirigste, an diese blöden Krankheit. Irgendwie denke ich immer noch, dass kann alles gar nicht sein. Dass ist doch ein blöder Traum - ich doch nicht. Irgendwie glaube ich immer noch, dass ich irgendwann aufwache und alles ist "wieder gut". Aber war es jemals gut??

Wie schafft man es denn bloss, die Krankheit anzunehmen und die Zufriedenheit in sich zu finden. Irgendwie habe ich das Gefühl, je mehr ich versuche zu mir zu finden, desto weiter entferne ich mich.

Was ist denn der Weg? Abwarten? Darüber werde ich dann wahrscheinlich verrückt...

Wie hast Du/ habt ihr es denn geschafft, die Krankheit anzunehmen bzw. die Zufriedenheit in Dir /Euch selbst zu finden?

Liebe Grüße
Rioabakorio
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: Was ist richtig???

Beitrag von Guinevere »

Hallo Rioabajorio,

>Wie schafft man es denn bloss, die Krankheit anzunehmen und die Zufriedenheit in sich zu finden. Irgendwie habe ich das Gefühl, je mehr ich versuche zu mir zu finden, desto weiter entferne ich mich.

Weiß nicht, wie das bei Dir so ist *grübel*, aber bei mir war es lediglich Akzeptanz, keine Suche. Akzeptanz ist "ja" - ein Annehmen - sich an sein Selbst erinnern, sich diesem bewusst werden. Meditation (in verschiedenen Techniken) hat mir dabei recht geholfen, da irgendwann mal ein Gedankenstopp stattfindet und man sich dadurch, rein übers Gefühl (das was Dein Solarplexus und "Herz" spricht) schon mal selbst als angenehm empfinden kann. Hm, das hat zu Anfang was von mit dem ganzen Universum eins sein und später kann dann daraus sehr viel erwachsen. Ab und an kanns schon passieren, dass man mit diesem dann nicht immer klarkommt

(wie zum Beispiel heute bei mir , ist keine Unzufriedenheit sondern lediglich das Bewusstsein darüber, dass da was irgendwie ganz anders ist. Wenn ich nicht drüber nachdenk, sondern einfach nur so aus mir heraus immer weiter meinen Weg geh, dann legt sich das in der Regel auch bald wieder )

Recht liebe Grüsse nochmals an Dich,
manu
sonnenwurm
Beiträge: 275
Registriert: 26. Jul 2006, 16:14

Re: Was ist richtig???

Beitrag von sonnenwurm »

Hallo Rio!

Das ist eine ganz schön schwierige Frage - wie habe ich es geschafft, die Krankheit anzunehmen und meine Zufriedenheit in mir zu finden???

So genau habe ich da noch nie drüber nachgedacht...ich leide seit ca. 10 Jahren immer mal wieder unter depressiven Phasen - die letzte und bisher längste habe ich sehr bewusst erlebt und durchlebt und ich glaube erst jetzt habe ich die Gründe für meine Depression verstanden...

Ich habe z.B. während der letzten Jahre auch immer wieder gesagt "Mein Job macht mich krank". Das war immer mein größtes Problem. Ich habe nun auch tatsächlich einen Schlußstrich gezogen, habe gekündigt, habe mich beruflich komplett neu orientiert und nun den Schritt in die Selbständigkeit gewagt.

ABER: ich weiß jetzt, dass nicht der Job an sich mich krank gemacht hat, SONDERN: meine Einstellung, meine Erwartung an mich, die Kollegen und den Job - das passte einfach nicht. Eine Therapeutin sagte mal zu mir:"Ändern Sie Ihre Einstellung, dann können Sie den Job auch aushalten!"
Ich wollte den Job aber nicht "aushalten müssen", also habe ich akzeptiert, dass es so nicht geht und habe für mich die Konsequenz gezogen.

Und so handhabe ich es nun in allen Lebensbereichen. Wenn z.B. eine Familiensituation unerträglich für mich ist oder ich eine Aufgabe nicht bewältigt bekomme oder ich Angst habe. Dann frage ich mich:Warum ist das so und wie kann ich es für mich gut machen. Manchmal kann man die Dinge nicht ändern, dann muss ich akzeptieren und mich dem fügen oder es lassen.

Für mich war der Wendepunkt diese Erkenntnis: nicht der Job, die Familie, die Gesellschaft etc. machen mich krank. Ich bin so wie ich bin und manche Dinge kann ich nicht ertragen. Vielleicht aufgrund mangelnder Kompetenzen, die ich halt nicht gelernt habe. Also arbeite ich an mir. Lerne, MIR zu vertrauen, auf MEINE Stimme zu hören, wahrzunehmen, wenn ich NICHT will und dann auch NEIN sagen etc.

Das ist ein harter Weg und es gelingt mir nicht immer. Doch ich versuche es jeden Tag erneut und an vielen Tagen geht es mir wirklich gut. Und wenn es mir mal nicht gut geht, dann gestehe ich mir auch das zu.

Hm, kannst du damit irgend etwas anfangen??

Sonnenwurm
Rioabajorio
Beiträge: 65
Registriert: 25. Nov 2007, 12:10

Re: Was ist richtig???

Beitrag von Rioabajorio »

Hallo Sonnenwurm,

wooooow! Das hört sich megamässig an.

10 Jahre, das ist allerdings harter "Tobak". Letztens habe ich auch gehört, dass es mind. 6 Jahre dauert, bis man Depris als Krankheit akzeptiert. Ich finde das nicht sehr mutmachend.

Allerdings, wenn ich Deine geballten Weisheiten so höre - und vor Allem mit dem Gefühl, dass Du wirklich im Grossen und Ganzen bei Dir angekommen bist, dann gibt es ja vielleicht doch noch ein Grund für Hoffnung !??

Ich beneide Dich sehr! Wobei, Du hast die ganzen Sch... zeiten ja auch schon durchgemacht, nur Du hast sie halt überlebt.

Mein Respekt !

Ganz herzliche Grüße
Rioabajorio
Astarte69
Beiträge: 7
Registriert: 26. Nov 2007, 18:36
Kontaktdaten:

Re: Was ist richtig???

Beitrag von Astarte69 »

hallo Rioabajorio!

Ich möchte nur kurz sagen, dass ich es bewundere, dass du diesen job machen kannst. Hut ab!

Ich war selber sekretärin und assistentin der gl und kann das beurteilen, wie schwer das ist. ich glaube nicht, dass ich ihn jemals wieder ausüben werden kann. und überhaupt möchte.

ich liebäugel mit einem ganz anderen beruf, der was mit meinem heißgeliebten tieren zu tun hat. mal sehn, was sich da noch tut. im moment bekomme ich eu-rente.

liebe grüße, katja
sonnenwurm
Beiträge: 275
Registriert: 26. Jul 2006, 16:14

Re: Was ist richtig???

Beitrag von sonnenwurm »

Hallo, nabend zusammen!

@Rio: He, danke für deine lieben Worte - an so "Begeisterungsstürme" bin ich ja gar nicht gewohnt, ich musste richtig schmunzeln über dein Woooooow!

Hm, von so Statistiken "6 Jahre, bis man die Krankheit annimmt etc" habe ich auch schon gehört und ich halte so gar nichts davon....wir Menschen sind sooo unterschiedlich, ich frage mich, wer da solche Thesen aufstellen kann.

Ob ich es wirklich geschafft habe, weiß ich auch nicht. Letzendlich könnte man das ja erst auf dem Sterbebett beurteilen. Ebenso ob eine Entscheidung richtig oder falsch war...
Ich glaube, dass ich mein Leben lang gefährdet sein werde. Für mich ist die Depression meine Art, auf Stressfaktoren zu reagieren. Ich ziehe mich dann zurück, werde still, meide Konfrontation, zweifle an mir....das wird wohl damit zusamenhängen, wie ich geprägt wurde. Leider habe ich daran gar keine Erinnerung - meine Erinnerungen fangen erst in der späteren Jugendzeit an...

Ich kann nur versuchen, Stressfaktoren zu vermeiden oder frühzeitig zu erkennen und einen besseren Umgang damit zu erlernen.

Wie ist es denn nun mittlerweile bei dir? Bist du schon weiter bei deinen Überlegungen bzgl. deines Jobs?

@Katja: Willkommen im Club!

Wünsche euch einen schönen Abend
Sonnenwurm
Rioabajorio
Beiträge: 65
Registriert: 25. Nov 2007, 12:10

Re: Was ist richtig???

Beitrag von Rioabajorio »

Hallo Katja, hallo Sonnenwurm!

Das ist ja genau das, wovor ich so eine mega Angst habe, dass ich irgendwann nicht mehr funktioniere...

Auf der anderen Seite weiß ich eben nicht, muss ich die Depression annehmen, also als Teil akzeptieren, oder ist sie ein Ausdruck der Angst, die ich vor anderen/neuen Herausforderungen haben. Meint: ich weiß nicht ob ich mich der Depression "ergeben" soll (so würde ich es empfinden) oder soll ich versuchen "drüberzuspringen", um zu sehen, ob es nicht doch "nur" die Angst war.

Andererseits "früher" habe ich öfters was Neues probiert, z.B. den Job gewechselt, eine Partnerschaft beendet, es war immer eine schwere Entscheidung, aber ich habe es nie bereut. Heute macht mir irgendwie schon die Vorstellung angst.....

Wie gesagt, hier an meinem Platz weiß ich eben, dass ich irgendwie funktionieren kann, weiss dass ich, wenn auch mit Medis und auch wenn es manchmal sauschwer ist, meinen Alltag irgendwie bewältigt bekomme. Aber was ist, wenn ich was anderes mache. Ich habe einfach totale Angst, dass ich dann total zusammenklappe. Auf der anderen Seite habe ich manchmal den Gedanken, dass, wenn ich weiter hier "irgendwie funktioniere" ich eben auch nicht die Chance habe, zu sehen, ob etwas anderes besser ist. Nur, wie gesagt, ich habe gar keine echte Idee....

@Sonnenwurm: Na, wenn Du solche kraftvollen und tollen Worte von Dir gibst, die ich, wie gesagt, nicht als leere Phrasen, sondern als "tief aus Dir kommend" empfunden habe, dann kann ich doch gar nicht anders. Ich finde schon, dass Deine Worte Mut machen!!

@Katja: Was ist EU Rente, wie bekommt man die und wie war es bei Dir? Du schreibst, Du warst auch mal Sekretärin. Wie war Dein Weg? Würde mich interessieren!!

Liebe Grüße
Rioabajorio
Antworten