Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

amaha
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Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von amaha »

Hallo allerseits,

jetzt geht alles wirklich sehr schnell. Bin wohl in der letzten Woche zu sehr aus der Rolle gefallen - bzw. bin diesmal das erste Mal und sehr offensichtlich aufgefallen (öffentliche Veranstaltung, ich war als Event-Veranstalterin nicht mehr so richtig zurechnungsfähig). Bin am Breakpoint, kann nicht mehr. Das ist mir professionell noch nie passiert, dass ich öffentlich aus der Reihe gefallen bin (ziemlich besoffen auf einer wissenschaftlichen Veranstaltung). Ruf ruiniert, und das in der Kleinstadt. What shall I do? (Rethorische Frage, bitte keine Tipps; wir wissen alle, wie das ist).
Mein Lebensgefährte möchte mit mir auch nicht mehr zusammenleben, wie ich gerade erfahren habe. Er nimmt auch in Kauf, dass das Haus verkauft wird, zahlt mich aus (obwohl ich rechtlich keinen Anspruch habe) - das sagt ja wohl alles.

Wohin? Zurück nach Süddeutschland (eigentlich mein allergrößter Wusch)? Aber mit Baby (inflexibel)? Ende 30? Ohne Reputation als Selbständige (habe früher PR für Bundesliga u. Formel 1 gemacht, aber das war mal)? Ohne Job? Ohne Geld (alles in Firma und Haus, ohne Anspruch)? Und dann noch Neuanfang mit Soziophobie und Depri? Na toll, denn mal los!!!! Ich weiß, dass das Anstands-Protokoll hier keine Fäkalien-Sprache zulässt, berufe mich aber auf ein literarisches Zitat, es ist sicher eines, weiß nicht mehr von wem (wäre mir früher, ach früher, nicht entfallen): "Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen könnte" - obwohl der Schlusspunkt letztendlich logisch ist: Ich kann es meinem Lebensgefährten nicht verdenken. Im Prinzip habe ich ihm die letzen zehn Jahre versaut. Er war immer ein so fröhlicher, unbeschwerter Mensch - bis wir unser gemeinsames Leben begonnen haben. Shit happens my dear ...

Ihr wisst ja alle wie ich: In gewissen Situationen kann man nicht mehr sagen "Schlaf drüber". Das funktoniert nur in Soaps, deswegen schaue ich die auch wahrscheinlich so gerne., obwohl ich als intellektuell gelte. Einfach schauen und schlafen. "Wer liebt, schläft nicht" (Robert Schneider: Schlafes Bruder). Paradoxon: Ich schlafe seit Monaten nicht mehr. Und meine eigene Familie zweifelt an meiner Liebesfähigkeit, v. a. gegenüber dem Kind. Aber was soll ich denn machen, wenn mein Mann permanent gesundheitlich kollabiert (drei Not-Operationen innerhalb eines Jahres) und ich von einer Sekunde auf die andere im Mutterschafturlaub die Firma übernehmen muss (von 0 auf 180) und zwölf bis 15 Stunde am Tag arbeite??? Daneben heimlich still und leise mein kleiner geliebter Hund eingeht und stirbt??? Meine Schwiegermutter kommt und fragt, warum alles so dreckig ist (drei Blätter auf dem Wohnzimmerboden)??? Meine Kollegen zu Recht fragen, warum wir in der Notsituation Fehleinstellungen gemacht haben??? Die Kunde monieren, wo die Serviceinstrumente bleiben, die ich bisher getragen haben? Die Geschäftskunden fragen, wieso die Rechnungstellung nicht mehr zuverlässig ist? Es ist ein Zeichen der Wertschätzung, dass die überhaupt noch fragen. Wie lange noch? Und ich sitze hier und stelle mir selbst auch unendlich viele Fragen, auch die letzte aller Fragen, bloß das kommt nicht in Frage, denn: Man darf nie und nimmer andere mit der eigenen Verzweiflung bzw. dem eigenen Ende belasten. Was soll denn dann nur aus/mit meinem Kindchen werden, wenn ich Schluss mache? Ich darf es doch nicht mit einer solchen Hypothek alleine lassen in dieser Welt; in ihrer Welt, die ich ihr selbst gebaut habe ... Ihre Welt könnte doch so schön und unbeschwert sein. Kriegt sie schon was mit? Ich denke ja, und das ist die schlimmste Erfahrung dieser katastrophalen Woche ...

Ich grüße Euch, mögen winterliche Fadensonnen Eure Herzen erwärmen

amaha
Guinevere
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Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von Guinevere »

Hallo Amaha ,

>Aber was soll ich denn machen, wenn mein Mann permanent gesundheitlich kollabiert (drei Not-Operationen innerhalb eines Jahres) und ich von einer Sekunde auf die andere im Mutterschafturlaub die Firma übernehmen muss (von 0 auf 180) und zwölf bis 15 Stunde am Tag arbeite???

Na schau! Er "darf" das ja scheinbar auch!

Bei Dir ists halt phsychischer Natur. Und so, wie ich es damals an scheinbar endlosen Diskussionen mit den Lehrerinnen meines Sohnes bezüglich der physischen Gewaltanwendung seinerseits - weil ihn ein paar seiner Mitschüler nun mal phsychisch traktiert, gemobbt hatten - erfahren hab, zählt das scheinbar nicht , weil man es nicht mit dem Auge sofort auf den ersten Blick sieht.

>Und meine eigene Familie zweifelt an meiner Liebesfähigkeit, v. a. gegenüber dem Kind.

Ach ja, Deine "Liebesfähigkeit", hm, wann sollst denn überhaupt noch Zeit haben Liebe zu entwickeln

Zur Schwiegermom, wenn ihr was nicht passt, dann soll sie doch selbst mal mit anpacken. Mäckeln tut sichs leicht, das kann jeder

Danke, wünsch Dir auch von ganzem Herzen alles Liebe und hoffe Du kannst schlafen, gute Nacht!
manu

P.s: @ Soaps, das war mir immer ein zu starker Kontrast. Da fiels mir dann eigentlich noch schwerer und irgendwie wars gräßlich unwahr Hatte mich dann eher in meine Träume geflüchtet, aber die waren auch eher erschreckend.

Ach ja - edit -

>Ruf ruiniert, und das in der Kleinstadt.
Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert : )))

Ich bin so in meiner "Alkoholendphase" (war eh nicht lange, diese Phase, wegen der Tabs) auch mal mittens in der Gewerbeküche gelegen. Da hatte ich auch trotz Kindern so meine 60-Std.-Woche. Das geht alles vorbei *zwinker*
snowangle
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Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von snowangle »

Hallo Amaha,das errinnert mich doch alles stark an meine eigene "Geschichte" da ich jetzt leider nicht ausführlich antworten kann,möchte ich dir aber noch kurz sagen,du brauchst dringend Hilfe..kann ich dir eigentlich auch eine private Nachricht schreiben?Kenne mich hier leider noch nicht so gut aus wünsche dir alle Kraft der Welt...Manu
lebe dein Leben so,wie du es für richtig hälst und nicht wie andere es von dir erwarten..
CJ43
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Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von CJ43 »

Liebe Amaha!
Wie hast du das bisher überhaupt ausgehalten? Den vielen Druck, die Arbeitsbelastung, die Krankheiten deines Mannes, die Kritik an deiner Liebesfähigkeit dem Kind gegenüber? Ist mir ein Rätsel!
Ich arbeite seit Jahren 30h die Woche, ohne Verantwortung für ein Unternehmen und bin zur Zeit abends so platt, dass ich auf dem Sofa einschlafe. Nie könnte ich das stemmen, was du bisher bewältigt hast. Ehrlich! Das ist kein gutgemeintes Schönreden!
Du brauchst eine Pause, du brauchst Hilfe, Menschen die es gut mit dir meinen, Entlastung..., ja, ich weiß, sagt sich so einfach, stimmt aber trotzdem.
Hast du deiner Familie mal gesagt, wie schlecht es dir geht? Das du nicht mehr kannst? Anscheinend sind alle an deine Leistungsfähigkeit gewöhnt und und machen sich zuwenig Sorgen um dich! (Sonst würde deine Schwiegermutter kaum über drei Blätter auf dem Fußboden meckern)
Lass dich irgendwo beraten, im Zweifelsfall auch in der Notaufnahme einer Nervenklinik, falls du keinen schnellen Termin beim Arzt bekommst. Das ist alles besser, als alleine verzweifeln!
Entschuldige, dass es so imperativ klingt, was ich geschrieben habe, aber ich bin einfach besorgt. Und ich kenne es von mir selber, dass das Fass längst schon überläuft, und keiner merkt es.

Liebe Grüße
Constanze
Data

Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von Data »

Hallo Amaha,

kann es nicht sein, dass dich dein Lebensgefährte verlassen will, weil er glaubt, er sei eine zu große Belastung für dich mit seinen gesundheitlichen Problemen oder gar (mit) Schuld an deinem Zusammenbruch, und es ginge dir ohne ihn besser? Habt ihr denn schon mal miteinander über seinen Trennungswunsch gesprochen?

Solltet ihr euch tatsächlich trennen, hat es immerhin ein Gutes: Du siehst die Schwiegereltern nicht mehr (so oft). Ich frage mich immer wieder, was es für unmögliche Leute gibt auf dieser Welt...

Vielleicht ist es das beste, du lässt den Zusammenbruch jetzt einfach geschehen, es hat wohl eh keinen Sinn mehr, sich dagegen aufzulehnen, und würde nur vergeblich Kraft kosten.

Gruß, Data
Greteline1
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Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von Greteline1 »

Hallo Amaha!
Mit der Veranstaltung mein Gott da Kräht irgendwann kein Hahn mehr nach.
wende Dich an deinen Hausarzt,er kann dir eine Überweisung zum Facharzt geben.
Der körper zeigt Dir nur das es so wie Du lebst zuviel ist.
Erstmal ist Deine Gesundheit wichtig.
Vielleicht wäre mal eine Pause gut.
Vielleicht Mutter Kind Kur?
Auch starke Frauen dürfen mal Schwach sein.
Alles Liebe
Greteline!
Kopf hoch das wird wieder ok.
Versuch mal zu Strukturieren was momentan alles so ansteht.was wichtig und unwichtig ist.
triste
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Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von triste »

Liebe Amaha,

"jetzt geht alles sehr schnell"
so ist das, wenn etwas ins Rollen kommt, es nimmt auf dem Weg nach unten immer noch mehr Geröll mit auf, wird größer und größer und beschleunigt sich dadurch... unten anzukommen ist dann die totale Explosion, eine Auflösung, ein Zersplittern in tausend Einzelteile.
Und dann kann ein Neuanfang beginnen.

Meine erste Diagnose war Burn out, in meinem Job (Medien)gab es am Ende auch nur noch Arbeit und nichts anderes mehr... ich machte immer einfach weiter - bis zum Zusammenbruch, einfach weil ich nicht mehr wusste, wie ich es sonst hätte machen sollen!

Heute geht es mir gut, ich habe einiges umgebaut im Leben, bin noch dabei. Arbeite im Geld-Job nur noch 50%, im Rest der Zeit versuche ich Dinge zu tun, die meine Seele befrieden.

Sieh Deinen momentan stattfindenden Total-Gau als Chance für einen Neubeginn, denn SO hättest Du nicht weitermachen können, oder?

Du schreibst an einer Stelle:
"(eigentlich mein allergrößter Wusch)".

Hör´darauf und setze ihn um... es geht im Leben darum, sich Wünsche zu erfüllen. Das Funktionieren-und-sich-darüber-Vergessen ist ein überholtes Lebenskonzept. Manchmal müssen wir erst älter werden und leiden, um das zu begreifen.

Glück auf!
Virginia
amaha
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Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von amaha »

Liebe Manu,

das ist sehr lieb von Dir, dass Du mir Deine Hilfe anbietest. Leider kann ich momentan nicht privat mailen, denn ich kann den Account derzeit nicht permanent kontrollieren bzw. müsste die Korrespondenz immer gleich löschen. Ich habe mich ja noch nicht geoutet und muss meinen Zustand zumindest in der Weihnachtszeit noch für mich behalten. Deswegen lösche ich auch, wenn ich im Forum war, immer den gesamten Browserverlauf. Ich bin aber sehr froh, dass ich mich hier aussprechen kann. Apropos aussprechen: Heute Abend wird es dann auch noch ein Gespräch mit meinem Lebensgefährten geben. Mal sehen, wie weit ich die Dinge aussprechen werde.
Morgen habe ich einen Arzttermin (Hausarzt) und hole meine Blutwerte. Bin körperlich ziemlich angeschlagen und vermute, das wird sich in irgendweiner Form auch in den Werten niederschlagen. Aber auch das muss ich auf mich zukommen lassen. Bin jedoch mittlerweile bereit, die Karten auf den Tisch zu legen. Die Fragen im ersten Diagnosegespräch waren jedenfalls ziemlich eindeutig.So geht`s nicht mehr weiter. Sorry, bin heute ziemlich durch den Wind. Ich grüße Dich und melde mich bald wieder.

Alles Liebe

Amaha
amaha
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Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von amaha »

Liebe Constanze,

jetzt habe ich Dir soeben eine Antwort geschrieben und bin glatt aus dem Programm geswitcht - auf ein Neues: Du hast völlig Recht, so geht`s nicht weiter und das habe ich jetzt auch realisiert. Habe oben bereits Manu erzählt, dass ich morgen eine Arzttermin habe und bereit bin, mir Hilfe zu holen. Außerdem muss ich grundsätzlich meine Einstellung und mein Verhalten korrigieren. Ich werde zunehmend aggressiv und wenn ich so neben mir stehe und mir zuschaue (wie gestern Abend gegenüber meinem Mann), erkenne ich in mir meine Mutter wieder. Die hat auch immer verbal auf meinen Vater eingeschlagen. Wir haben immer sehr unter ihr gelitten (auch heute noch) und nun verfalle ich ins selbe Rollenmuster und das auch noch hochreflektiert (habe in meinem "Vorleben" das beste Psychologie-Staatsexamen in Bayern gemacht, und das ist dabei rausgekommen). Das ist wirklich irre.
Mein Lebensgefährte ist ein so friedliebender Mensch und ich nehme ihm durch meine Ausbrüche zunehmend die Lebensfreude. Ich bin gerade munter dabei, die Menschen, die mich lieben, mit in den Abgrund zu reißen.

Mit meiner Familie (Eltern/Schwiegereltern) kann ich nicht reden. Sie entstammen einer anderen Generation, da prallen Welten aufeinander. Sie würden sich sicher alle zusammenschließen, um mir zu "helfen". Aber das Gegenteil von gut ist ja bekanntlich gut gemeint. Abzusehen, dass das voll in die Hose geht. Mein Vater würde in seiner Hilflosigkeit persönlich zerbrechen; er ist eh schon zutiefst von mir enttäuscht und selbst alles andere als stabil.

Ich muss auf jeden Fall raus aus diesem destruktivem Loch und mache mir massive Gedanken, wie mein Weg aussieht. Vor pschiatrischen Kliniken/Notaufnahmen habe ich Angst.Das ist nicht mein Weg. Denn ich bin offiziell alleinerziehend und evtl. schaltet sich das Jugendamt ein. Außerdem muss ich bei meiner Kleinen bleiben und habe Angst, dass mich bei einer stationären Behandlung keiner mehr aus der Klapse lässt, bis hin zur Entmündigung.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich nie so richtig erwachsen geworden bin und keine souveräne Identität entwickelt habe. Das muss ich jetzt aber werden, um meine Kleine zu beschützen. Das wird ein schmerzhafter Prozess mit ungewissem Ausgang: Denn ich denke, ich muss dafür mein ganzes Selbst, mein bisheriges Leben und meine Lebenseinstellung zerschlagen und neu aufbauen. Ich bin bereit dazu.

Alles Liebe und Gute für Dich und vielen Dank für Deine Anteilnahme

Amaha
amaha
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Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von amaha »

Hallo Data,

wir werden heute Abend nochmal miteinander reden. Wie es so weit kommen konnte, was schief gelaufen ist und ob wir am Point of no return stehen.
Fakt ist: Wir haben schwere Jahre hinter uns und hatten recht viel zu kämpfen. Wir mussten durch die Arbeitsmarktlage vor ca. 10 Jahren "unsere Stadt" verlassen; haben dann Tag und Nacht ein Geschäft aufgebaut (sehr erfolgreich) - und uns irgendwann darüber verloren. Wir sind beide andere Menschen geworden, und wir gefallen uns beide nicht mehr: Völlig aufgerieben, aufgedröselt, ohne Mitte. Die körperlichen Zusammenbrüche kommen nicht von ungefähr. Jeder von uns beiden zerbricht auf seine individuelle Art und Weise. Wenn wir nicht die Notbremse ziehen, werden wir nicht alt -ob zusammen oder nicht. So viel steht fest.

Mal sehen, ob ich heute Abend diese Gedanken auch so klar artikulieren kann. Ausgesprochen müssen sie werden. Ich danke Dir für den Denkanstoß und wünsche Dir alles Gute

Amaha
amaha
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Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von amaha »

Liebe Greteline,

ich kann gar nicht ausdrücken, wie froh ich bin, Euch alle gefunden zu haben, und wie sehr Ihr mir durch Eure klugen Denkanstöße wieder so einigermaßen auf die Spur bringt bzw. beim Gedankenstrukturieren helft. Es liegen so viele Aspekte im Argen und ich muss, wenn ich was ändern will, mich von vielem verabschieden: Denkweisen, Auffassungen, Perspektiven und auch meinem Lebenswandel. Dieser wird zunehmend destruktiv und ich ruiniere meine Gesundheit. Auch noch so ein wichtiger Punkt. Ich muss dringend mit den Zigaretten aufhören (rauche seit 20 Jahren Kette). Wenn es zu einer Auszeit kommt, denke ich mal über einen ärztlich begleiteten Nikotinentzug nach.
Meinst Du wirklich, dass der Vorfall bald vergessen ist? Ich schäme mich so und werde mich so bald nicht mehr in der Öffentlichkeit blicken lassen. Habe schon Probleme, morgen durch die Fußgängerzone zum Arzt zu gehen. Was ist, wenn jemand im Wartezimmer sitzt, der da war? Das quält mich so sehr, dass ich beim Nachdenken darüber Schweißausbrüche und das Zittern bekomme. Aber das muss ich wohl ausbaden.

Nochmals vielen lieben Dank und herzliche Grüße sendet

Amaha
amaha
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Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von amaha »

Liebe Virginia,

ja, hier rollt was und ich höre es Grummeln und Donnern. Du schreibt, ich sollte mein Lebenskonzept überdenken. Da wurde mir bewusst, dass ich eigentlich außer "Pflichterfüllung" nie eines hatte. Leistung und Funktionieren waren in meinem Elternhaus immer die einzigen Wege, um Anerkennung zu bekommen. Dem bin ich so gut es ging nachgekommen, hatte aber von mir als Person nie ein Bild. Ich war immer ein tief verunsicherter Mensch mit einer mal mehr, mal weniger selbstbewussten Maske. Ich habe mich nie angenommen, wie ich bin und jetzt weiß ich noch nicht mal mehr, wer oder was ich eigentlich bin. Ein taumelndes, strauchelndes Individuum. Ich kann mich gar nicht leiden und möchte mit mir selbst ehrlich gesagt auch nicht befreundet sein. Oh, oh, oh, da gibt`s einiges zu tun. Du hast sehr Recht, wenn Du sagst, dass für einen Neuanfang erst alles in seine Einzelteile explodieren muss. Ich muss mich von Grund auf neu definieren und erfinden. Denn der Mensch, der ich war und bin, möchte ich nicht mehr sein - man sieht ja, wohin das führt.
Paradox: Mein Mann und ich haben fest geplant, in zehn Jahren auszusteigen, um in die Heimat zurückzugehen. Bloß wenn das so weiter geht und wir uns kaputt machen, werden wir das dann nicht mehr genießen können, weil wir physische und psychische Wracks sind. Ganz schön blöde. Ja, zuerst müssen wir wohl mal lernen, uns in der Gegenwart zurechtzufinden und diese anzunehmen. Ich werde ab sofort dran arbeiten. Du scheinst ja schon Meilensteine geschafft zu haben, das macht mir sehr viel Mut. Ich werde jetzt erst mal versuchen, was zu essen. Kann mich momentan so wenig leiden, dass ich außer Zwieback einfach nix mehr runterkriege.

Auch Dir herzlichen Dank und alles erdenklich Gute

Amaha
Klaus38
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Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von Klaus38 »

Hallo amaha,

ich kann dir nicht viel schreiben aber überdenke nochmal ob du in eine Klinik gehen willst. Ich kann es dir nur empfehlen.
Habe dir mal eine Seite gesucht für eine Klinik. Dort war ich auch schon oft. Das heißt nicht das du in diese Klinik gehen musst aber du kannst dir einen kleinen Film anschauen, der dir zeigt welche Behandlungs möglichkeiten in so einer Klinik angeboten wird. Vielleicht nimmt er dir auch ein bischen Angst weg.
http://www.bezirk-unterfranken.de/aufga ... ,2744.html
viele grüße und viel kraft für dich
klaus
Data

Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von Data »

Hallo Amaha,

ich glaube, wenn eine Frau, die sonst sehr auf ihre äußere Erscheinung achtet, sich in der Öffentlichkeit betrinkt, dann kann man wohl in den allermeisten Fällen davon ausgehen, dass es ihr ganz und gar nicht gut geht.

Solltest du also tatsächlich mal jemandem begenen, der dabei war, wirst du vielleicht mitleidige, fragende und besorgte Blicke ernten, Spott und Tadel eher weniger, denke ich. Und wenn doch, versuche, drüber zu stehen.

Alles Gute dir für heute Abend!

Data
Guinevere
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Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von Guinevere »

Hallo Amaha,

>Meinst Du wirklich, dass der Vorfall bald vergessen ist? Ich schäme mich so und werde mich so bald nicht mehr in der Öffentlichkeit blicken lassen. Habe schon Probleme, morgen durch die Fußgängerzone zum Arzt zu gehen. Was ist, wenn jemand im Wartezimmer sitzt, der da war? Das quält mich so sehr, dass ich beim Nachdenken darüber Schweißausbrüche und das Zittern bekomme. Aber das muss ich wohl ausbaden.

Ich glaub, Du legst aufgrund Deiner Erziehung, Deines Elternhauses einfach zu viel Wert darauf, was andere Menschen sagen oder denken könnten.
Die sind alle nicht so wichtig und kehren oft nur deshalb vor den Haustüren anderer, weil sie ihre eigenen Probleme, Schwächen oder Fehler - aus welchem Grund auch immer - nicht ansehen möchten.

Ich denke, wichtig sind nur die Menschen, die einem am Herzen liegen, und so wünsch ich Dir alles Gute fürs Gespräch heut Abend!

manu
amaha
Beiträge: 23
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Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von amaha »

Danke, liebe Manu, für Deine guten Wünsche. Die werde ich heute Abend auch brauchen. Obwohl: Es wird zum Reden nicht viel Zeit bleiben; Mann kommt spät, da berufliche Verpflichtung und Baby muss noch gebadet werden. Habe mich heute übrigens das erste Mal bei einem Vortrag vertreten lassen und Arbeit abgegeben. So geht`s also auch. Genieße jetzt erst mal Desperate Housewives.

Mach`s gut

Amaha
CJ43
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Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von CJ43 »

Liebe Amaha!
Deine Antworten haben mich etwas erleichtert. Klingt für mich so, als wenn du dabei bist den positiven Effekt von Krisen zu nutzen, so in der Art des Nachdenkens über alles, was dazu geführt hat, das es jetzt schwierig ist: angefangen von der Erziehung, bis hin zu Selbstbild, Beruf und Partnerschaft. Das ist sehr gut, denn so weitermachen wie bisher scheint ja nicht die Lösung zu sein. Es ist aber auch einfach viel, zusätzlich zu deinem Pensum in Beruf und Familie!
Du hast deinen Mann sehr liebevoll beschrieben. Weiß er eigentlich, was in dir vorgeht? Klang nicht so, da du quasi geheim im Forum bist. Wie kommt das? Willst du ihn nicht belasten, oder hast du Bedenken, ob er es versteht?
Mit der Notaufnahme, das war so gemeint: man bekommt dort sofort Beratung und eventuell auch Medikation (wichtig, wenn es dir spätabends mal sehr schlecht geht), muss aber keineswegs stationär behandelt werden.
Entmündigung gibt es im deutschen Recht gar nicht mehr. (Nur noch gesetzliche Betreuung) Gegen den eigenen Willen kann man nur bei Selbst- oder Fremdgefährdung in die Klinik gebracht werden. Das muss ein Richter bestätigen, es ist eine große Hürde! Wird nicht einfach mal so gemacht.
Wenn du von selbst in eine Klinik gehst, kannst du auch den Zeitpunkt der Entlassung bestimmen. Es sei denn, es liegt Selbstgefährdung vor, z.B.
Das heißt nun nicht, das du in eine Klinik sollst, nee! Wenn aber gar nichts mehr geht, kann es eine Lösung sein. Plan B (oder Y) sozusagen.
Ich fände es gut, wenn du mit deinem Arzt nicht nur über deine Werte redest, sondern auch über die Psyche. Ist schwer und peinlich und kostet Überwindung, weiß ich aus eigener Erfahrung. Kann aber auch unglaublich entlasten!
Und ich stimme allen Vorrednern zu: so blöde und peinlich, wie man sich selbst fühlt, wirkt man nie auf andere! Von sich aus gesehen ist es dreimal schlimmer!
Und außerdem: selbst Sabine Christansen hat mal eine stress- und alkoholbedingte Entgleisung gezeigt. Macht sie doch nur symphatischer, was?

He, ich drücke dir die Daumen und stärke dir hiermit virtuell den Rücken!
Liebe Grüße
Constanze
Guinevere
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Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von Guinevere »

Hey liebe Amaha ,

Hmm, wie wars denn, das Gespräch?

>Habe mich heute übrigens das erste Mal bei einem Vortrag vertreten lassen und Arbeit abgegeben.

Is ja schon mal was

>Genieße jetzt erst mal Desperate Housewives.

Friends mochte ich immer sehr und ich denk mal Lisa Kudrow ist als Phoebe eine sehr ganz gute Karikatur meiner selbst

Schlaf guad,
manu
snowangle
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Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von snowangle »

Hallo Amaha,es würde mich auch sehr intressieren,wie das Gespräch mit deinem Mann gelaufen ist..ich hoffe du konntest ihm klar machen wie es in dir aussieht und es sooo nicht weiter gehen darf...
es gibt übrigens auch psychosomatische Kuren wo man das Kind mitnehmen kann,viell.wäre das ja etwas für dich..? Ist nur so ein Gedanke.... ich schicke dir ganz viel Licht und Kraft..du schaffst das..lg Manu71
lebe dein Leben so,wie du es für richtig hälst und nicht wie andere es von dir erwarten..
triste
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Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von triste »

Liebe Amaha,

weißt Du, warum man erst ganz unten ankommen muss, um wieder neu entstehen zu können? Weil man ansonsten immer irgendeinen Ausweg findet, sich grundlegender Veränderung mit allen Kosequenzen zu stellen. Geht es einem aber so beschissen, dass es nicht mehr weiter abwärts geht, erst dann wird einem klar, dass nun wirklich etwas verändert werden muss. Vorher halten wir, die wir Pflicht-und Verantwortungsbewußtsein, Perfektion und Fassadenwahrung mit der Muttermilch eingesogen haben, immer weiter daran fest, bis zur Selbstaufgabe, Hauptsache nach aussen ist weiterhin alles glatt und perfekt.

Meine Güte, was habe ich mich geschämt am Anfang!!!
Ich musste im Job große Projekte abgeben! Ich sollte eine psychische Erkrankung haben?! Ich landete im Irrenhaus! Ich musste mit Schizos und anderen Psychos zusammen blödsinnig auf irrwitzige Instumente einschlagen (in der Musiktherapie)! Usw. usw.
Ich habe das "Aufgeben-müssen", das "Zu-schwach-sein"
als so demütigend empfunden!

Heute muss ich über diese Gefühle grinsen. Mal abgesehen davon, dass mich der Gang in die Psychiatrie vor dem Suizid bewahrte.... ich möchte meine Erlebnisse dort heute nicht mehr missen. Sie haben mich viel gelehrt.
Über mich selbst und mein dummes, früheres Selbstbild, und über das Leben ganz allgemein.

Da Du gestern Desperate Housewives geguckt hast...
wahre Größe zeigt sich doch im "wieder Aufstehen" nach dem Fall, und auch Bree hat es nach einigen Alkoholexzessen geschafft, nicht? Ist jetzt albern, eine amerikanische TV-Serie als Beispiel zu nennen....aber ich finde, dass da oft ganz viel Wahrheit drinsteckt.
(und ich glaube nicht, dass Edi in der nächsten Staffel tatsächlich fehlen wird...ok?!)

Liebe Amaha, ich glaube, Du bist auf einem guten Weg!

Liebe Grüße..und gib´ruhig Jobs ab..
Virginia
amaha
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Registriert: 24. Nov 2007, 18:01

Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von amaha »

Liebe Constanze, liebe Giunevere, liebe Manu, liebe Virginia,

gaaanz lieben Dank für Eure liebe Unterstützung. Hätte lieber positive Nachrichten, aber leider ist das Gespräch gestern nicht mehr zustandegekommen. Mein Mann kam so spät nach Hause, war todmüde und wird auch schon wieder krank. Der definitiv falsche Zeitpunkt für eine Grundsatzdiskussion. Heute beim Hausarzt war ich schon wieder nervlich so fertig, dass ich das Thema gar nicht angegangen bin: Mein Schwager hat mich früh um 8.00 Uhr aus dem Bett geläutet und mich im Gutherrenton durchs Telefon angeschriehen "Wo ist dein Mann? Ich will das Kind sehen!". Da könnte man mich ja auch selbst fragen, ob spontanes Vorbeikommen möglich ist. Na ja ... Mit Geld kann man sich keine gute Kinderstube erkaufen. Quod erat demonstrandum. Meine Blutwerte sind übelst und der Hausarzt geht in die Feindiagnose.

Habe mir aber gerade ein paar Psychotherapeuten aus dem Telefonbuch rausgesucht und werde mich um einen Gesprächstermin bemühen.

Kann heute nicht weiter schreiben: Kindchen hat mega Schnupfen und ich muss mich jetzt kümmern.

Alles Liebe und Gute für Euch

Amaha
amaha
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Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von amaha »

Hallo,

eine wichtige Frage habe ich vergessen: Ist das richtig, sich an einem Psychotherapeuten zu wenden oder erst mal an einen Psychiater? Verschreiben Psychotherapeuten auch Medikamente oder dürfen das nur Ärzte?

Alles Liebe und danke

Amaha
snowangle
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Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von snowangle »

Hallo Amaha,ich denke es wäre das beste erstmal bei einem Neorologen-Psychather vorbei zu schauen..da es ja auch verschiedene Therapieformen gibt.Er wird dich sicher an den Richtigen überweisen..Bei meiner Therapeutin ist das so,das sie nur Patienten nimmt die schon eingestellt sind mit den Medies..weil ja doch einiges hoch kommt,während so einer Therapie..ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück bei der Suche..und gebe nicht so schnell auf..die Wartezeiten können lang sein..deshalb immer bei mehreren vormerken lassen das mit deinem Mann finde ich ja doof.,,und was war denn das mit deinem Schwager - bitte schön-? Alles Liebe Manu71
lebe dein Leben so,wie du es für richtig hälst und nicht wie andere es von dir erwarten..
triste
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Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von triste »

Hallo Amaha,

reine Therapeuten ohne Dr. dürfen keine Medikamente verschreiben. Es gibt aber auch Psychiater mit der Zusatzausbildung 'Psychotherapeut', die können dann alles .Es wäre sicher sinnvoller, zuerst zu einem Psychiater zu gehen. Allein wegen der Diagnosestellung. Davor wäre es auch sinnvoll, eine körperliche Diagnostik abgeschlossen zu haben, oder zumindest relativ bald, parallel dazu. Also wenn jetzt schon klar ist, dass Deine Blutwerte schlecht sind, sollte erstmal geklärt sein, was/ ob Du etwas Organisches hast. Depressionen können auch durch körperliche Erkrankungen verursacht werden, z.B. durch eine Erkrankung der Schilddrüse und anderes mehr.
Unabhängig von all dem kannst Du auch schon mal Termine bei Psychotherapeuten machen. Die Krankenkasse bezahlt die ersten 5 Sitzungen, die der Entscheidung dienen sollen, ob man mit dem anderen überhaupt auskommt (wechselseitig).
Achte darauf, dass die Therapeuten eine vernünftige Ausbildung und eine Kassenzulassung haben.
Lass´Dich nicht von Wartelisten entmutigen und wenn ein Psychiater/Therapeut Dir nicht passt, zögere nicht, einen anderen aufzusuchen...das muss menschlich einfach passen!

Grüße und Glück
Virginia
Bernd2

Re: Depressive Mutter: Jetzt geht alles sehr schnell

Beitrag von Bernd2 »

Sorry, das stimmt so nicht ganz. Auch Therapeuten mit "Dr." dürfen keine Arzneimittel verordnen. Umgekehrt dürfen Ärzte das jedoch auch ohne "Dr.".

Dreh- und Angelpunkt ist ein abgeschlossenes Studium der Medizin.; und natürlich die Approbation. Der "Dr." ist lediglich ein Titel. Ein "Dr.med." darf verordnen, ein "Dr.phil." beispielsweise nicht.

Gruß
Bernd
Antworten