Was ist mit mir los?

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Alexander Schlter

Was ist mit mir los?

Beitrag von Alexander Schlter »

Hallo, ich weiß nicht so genau wie anfangen soll denn es fällt mir einigermaßen schwer darüber zu sprechen aber ich denke das ich Hilfe brauche. Wann es alles angefangen hat weiß ich gar nicht mehr so genau, aber tatsächlich spürbar wurde es vor ca. 3 Jahren. Ich hatte plötzlich Herzrasen bekommen und wurde unruhig und zappelig. Nach einiger Zeit bin ich zu einem Kardiologen gegangen weil ich dachte ich hätte ein Herzproblem (ich war damals 24). Der Arzt hat mir allerdings bestätigt das ich vollkommen gesund bin und nachdem ich noch bei einem anderen Arzt einen Komplettes Check-up gemacht hatte welches mir bestätigte das ich Gesund bin war auch erst mal alles wieder in Ordnung. Etwa 2 Monate Später bekam ich fürchterliche Magenschmerzen, ich dachte ich hätte ein Geschwür oder so aber ein Besuch beim Internisten zeigte mir das Kerngesund war. Diese Beschwerden hörten dann auch bald wieder auf. Wiederum 2 Monate später bekam ich sehr starke Rückenschmerzen, so das ich nicht mehr aufstehen konnte. Nachdem ich beim Orthopäden war, welcher mir durch Röntgenaufnahmen zeigte das nichts zu finden sei, ließen auch die Rückenschmerzen wieder nach. Zwischenzeitlich kamen alle Beschwerden ab und zu mal wieder und verschwanden auch wieder und ich kümmerte mich nicht weiter drum. Vor etwas mehr als einem Jahr ging es dann richtig los. Ich befand mich gerade in der Trennungsphase von meiner damaligen Beziehung als ich so etwas wie einen Nervenzusammenbruch hatte. Was es genau war weiß ich nicht aber es hat mich regelrecht umgehauen! Seitdem habe ich ständig alles mögliche. Das schlimmste möchte ich hier kurz beschreiben: Innere Unruhe, Konzentrationsmangel, zitterige Hände, eine art Nebel im Kopf, Druckgefühl auf den Ohren, Pfeifen im Ohr, Einschlafprobleme, Nacken-, Kreuz- und Rückenschmerzen, ständiger Kloß im Hals (räuspern). Außerdem bin ich immer sehr schnell gereizt und habe über den Tag hin ständig wechselnde, meistens aber schlechte Laune. Oft verspüre ich eine erdrückende Unlust, auch bei Sachen die mir früher sehr viel Spaß gemacht haben. Ich war bei allen möglichen Ärzten aber keiner konnte etwas feststellen, der letzte bei dem ich war sagte mir sogar ich wäre ein Hypochonder. Und nun frage ich mich bin ich einer? Oder habe ich Depressionen? Ich habe mir darüber auch schon Gedanken gemacht um herauszufinden was mein Problem sein könnte. Ich wurde von einer sehr dominanten und emanzipierten Mutter erzogen, mein Vater spielte kaum eine Rolle. Von meiner Mutter habe ich mein ganzes Leben immer nur gehört wie scheiße Männer sind und wie unfähig. Meine Mutter hat immer recht hohe Anforderungen an mich gestellt, meistens habe ich versagt, was sie dann noch mehr bestätigt hat. Ich bin vor 6 Jahren in eine eigene Wohnung gezogen und mehr oder weniger von meiner Mutter abgekapselt. Ich kann mir nicht vorstellen das etwas aus meiner Kindheit mich so sehr zermürbt aber das ist das einzige was mich damals wirklich Gestört hat. Inzwischen lebe ich in einer eigentlich glücklichen Beziehung, meine Eltern haben den Kontakt zu mir abgebrochen weil es Ihnen nicht passt wie ich mein Leben lebe und meine Freundin die falsche für mich ist. Vor kurzem habe ich erfahren das ich ende des Jahres Vater werde, worüber ich mich auch sehr freue aber ich habe Angst das alles nicht zu schaffen. Bei den geringsten Unstimmigkeiten und Problemen tauchen sofort meine körperlichen Beschwerden wieder auf. In diesem Zustand kann ich doch kein Kind erziehen. Kann mir jemand sagen was ich tun soll? Danke Alex
sandra
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Beitrag von sandra »

hallo alex, schön das du hergefunden hast. das alles was du erzählst klingt schon sehr nach einer larvierten depression und du brauchst allerdings hilfe. am besten du wendest dich an einen psychiater und/oder psychologen. adressen bekommst du beim hausarzt oder bei der krankenkasse. liebe grüße, sandra
Demi
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Beitrag von Demi »

Lieber Alex, Zunächst herzlich willkommen hier im Forum. Wennich mir Deine Geschichte zu anschau, dann fühle ich mich stark an meine eigenen Erfahrungen erinnert. Dem Ausbruch meiner Depression gingen auch viele Jahre mit körperlichen Beschwerden ungeklärter Ursache voraus. Erst hier im Forum ging mir auf, dass dies wohl Symptome einer sogenannten "Larvierten Depression" waren. Ich konnte nicht zulassen, dass ich massive seelische Porbleme mit meiner Situation hatte, also suchte der Körper sich einen anderen Weg, Hilferufe auszusenden. Letztes Jahr habe ich mich von meinem Mann getrennt, und da gings dann richtig zur Sache: Kürperliche Beschwerden verschwanden, dafür streikte die Psyche. In dieser Umbruchsituation konnte ich auch diese Sachen akzeptieren und dann auch, dank meines Arztes, sehr schnell anpcken. Inzwischen bin ich in Therapie, nehme auch Antidepressiva und bin nun in der Lage, meine Probleme anzugehen und wieder wirklich am Leben teilzunehmen. Ich fange an, mich auf das zu freuen, was mich erwartet, wenn ich das alles aufgearbeitet habe. Dir würde ich, aufgrund meiner eigenen Erfahrungen raten, Dich an einen Arzt zu wenden, der auch auf dem Gebiet der Psycho-Therapie Erfahrung hat. Adressen kannst Du von Deiner Krankenkasse bekommen. Er kann dann feststellen, ob Deine Beschwerden ihre Ursache in einer Depression haben und Dir entsprechend weiterhelfen. Liebe Grüße an Dich von Demi
Alexander Schlter

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Beitrag von Alexander Schlter »

Hallo und vielen Dank für Eure Antworten. Ich will mich ja nicht darüber freuen eine Depression zu haben aber es ist schon sehr beruhigend zu wissen das es evtl. eine Diagnose für das gibt was ich habe und vielleicht ja sogar eine Lösung? Ich habe gerade bei einer Psychotherapeutin einen Termin gemacht, leider ist der erst ende April. Das ist noch ganz schön lange hin und nun frage ich mich ich besser versuchen sollte bei einem anderen Therapeuten einen früheren Termin zu bekommen? Ich weiß auch gar nicht so recht was die von mir hören wollen oder was ich denen erzählen soll? Ich könnte einen ganzen Roman über meine Gefühlswelt schreiben... Nütz es etwas wenn meine Gedanken aufschreibe und das dem Psychotherapeuten gebe. Mir platzt bald der Kopf vor lauter Gedanken und Grübelei! Ich bin 27 Jahre alt und komme mir vor wie ein kleines Kind das nicht weiß was es mit sich anfangen soll - furchtbar...
heike56
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Beitrag von heike56 »

Lieber Alex, für mich klingt deine Symptomatik auch nach einer Depression. Auch ich habe vor Ausbruch der Depression körperliche Probleme gehabt. Sehr häufige Kopfschmerzen, ein Gefühl, als ob in meinem Körper etwas nicht in Ordnung sei. Habe geglaubt, es liege am Blutdruck. Diagnose: körperlich gesund. Später kam Antriebslosigkeit, grundlose Traurigkeit, starke Minderwertigkeitsgefühle hinzu. Ich war extrem dünnhäutig, alles wurde mir zu viel, die kleinsten Belastungen. Typisch bei mir war, dass sich die Symptome gegen Abend besserten und morgens voll wieder da waren. Als es so schlimm wurde, bin ich zum Psychiater gegangen. Von den beiden ersten Fachärzten wurde ich nicht ernstgenommen und bekam zu hören , stellen sie sich nicht so an ... Erst der dritte Facharzt hat es ernstgenommen und die richtige Diagnose gestellt (endogene Depression mit reaktiven Anteilen) und mich dann mit Antidepressiva behandelt. Begleitend dazu ist sicherlich eine Psychotherapie zu empfehlen. Nach meiner Erfahrung ist die aber erst hilfreich, wenn die Psyche einigermassen stabilisiert ist. Deine Frage, ob es von der Erziehung kommt, ist schwer zu beantworten. Ich denke die Erziehung spielt eine gewisse Rolle, aber es gibt mit Sicherheit auch andere Faktoren, wie evt. Vererbung, u.a. Stress kann auch ein Auslöser sein. Bei mir kam die Depression vollständig zum Ausbruch, als ich in eine andere Stadt gezogen bin, wo mein Freund wohnt. Obwohl sie war gut ein Jahr vorher schon latent vorhanden, da war der Ortswechsel aber auch schon im Gespräch. Vielleicht habe ich damit einige deiner Fragen beantworten können Liebe Grüsse und alles Gute von Heike56
heike56
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Beitrag von heike56 »

Liebe demi, freue mich sehr darüber, was ich oben von dir gelesen habe, das klingt wirklich gut und zuversichtlich. Es ist wahr, wenn Depressionen gezielt behandelt werden, kann man wieder richtig gut leben. Einen ganz lieben Gruss Heike56
maggy
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Beitrag von maggy »

Lieber Alex, Du schreibst: "ich komme mir vor wie ein kleines Kind, das nicht weiß was es mit sich anfangen soll" - finde ich wunderbar. Das sind doch die besten Voraussetzungen, um ganz neu anzufangen. Vor allem wenn Du sagst, dass Ihr bald ein Kind haben werdet. Mein Mann war so alt wie Du als wir unseren ersten Sohn bekamen und er hatte fürchterliche Angst das alles nicht zu schaffen. Unsere Söhne sind heute 25 und 17 J. alt und fröhliche, sensible Jungs, die "Ihren Mann stehen". Ich habe sie nie erzogen. Sie waren und sind unsere größten Lehrmeister. Laß Dich von Eurem Kind "an die Hand nehmen", es weiß wo's lang geht. Alles Liebe von Maggy
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Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
heike56
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Beitrag von heike56 »

Lieber Alex, habe gerade deinen zweiten Beitrag gelesen, sich hilflos zu fühlen wie ein kleines Kind, kenne ich auch. Ich hatte Panik, weil ich nichts mit meiner Zeit mehr anfangen konnte. Wenn Du magst schreib deine Gedanken ins Forum. Hier findest Du mit Sicherheit viele, die es nachvollziehen können. Wenn Du vielleicht etwas medikamentöses ausprobieren willst, kannst Du es mit Johanniskraut versuchen. Es ist ein pflanzliches Antidepressivum, was, in nicht ganz so schweren Fällen, Linderung bringen kann. Aber man muss es einige Zeit nehmen, bis es Wirkung zeigt. 1-2 Wochen auf jeden Fall. Und die Dosierung am Tag soll bei 600-900 mg Wirkstoff liegen, wenn ich mich richtig erinnere. Hast Du schon mit deinem Hausarzt gesprochen? Lieben Gruss
Alexander Schlter

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Beitrag von Alexander Schlter »

Hallo ihr alle, ihr glaubt gar nicht wie das ist mit Menschen zu reden die verstehen wie es mir geht! Das ist grad so ein Moment in dem es mir sehr gut geht! Ich habe leider keinen festen Hausarzt. Ich bin immer zu verschiedenen Ärzten gerannt. Ich habe denen zwar gesagt was die anderen Ärzte bereits ausgeschlossen haben, aber mir wurde jedes Mal wieder aufs neue erst einmal Blut abgenommen und Pipapo. Feststellen konnte keiner was Diagnose: Furz im Hirn. Einmal habe ich mich getraut einen Arzt zu fragen ob diese Symptome evtl. psychischer Natur sein könnten, der sagte aber das komme durchaus vor aber bei mir sei das eher unwahrscheinlich und ich solle mich einfach mal etwas zusammenreißen und nicht bei jeden Wehwehchen gleich zum Arzt rennen. Das war dann auch mein letzter Arztbesuch. Bisher habe ich mich oft falsch verstanden gefühlt. Die Meisten denen ich von meinen Sorgen, Problemen und Ängsten erzählt habe dachten sie müssten Mitleid mit mir haben oder ich sei ein Jammerlappen... Ich will um alles in der Welt kein Mitleid, nur jemanden der mich versteht. Ich habe zum Glück eine sehr verständnisvolle Freundin und auch ein- zwei sehr gute Freunde, aber auch die sind mit ihrem Latein am Ende. Sie geben mir zwar Halt, aber können mir nicht wirklich helfen. Oft habe ich das Gefühl mir selbst im Weg zu stehen. Ich war früher nie so! Eigentlich ganz das Gegenteil von dem was ich jetzt bin. Früher war ich sehr aufgeschlossen, spontan, fröhlich, sportlich... heute bin ich eher Garfield - fett, faul, philosophisch. Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich schizophren bin, das sich da zwei verschiedene Menschen in mir streiten wer denn nun die Oberhand gewinnt. Das ist furchtbar anstrengend. Wenn ich etwas wichtiges erledigen muss, dann überlege ich solange bis ich etwas schlechtes darin finde und das ich das auf gar keinen Fall schaffe und das ja eh nichts bringt... das macht mich verrückt, weil ich eigentlich überhaupt gar nicht so denken will... Und dann fange ich wieder an zu grübeln, stundenlang... Letzten Endes komme ich mir unendlich schwach vor, bekomme wieder diesen Druck auf den Ohren und dann bin ich wie gelähmt und kann gar nichts mehr tun. Oft sage ich Dinge, die ich gar nicht sagen will, nur um irgendetwas schlecht zu machen. Manchmal ertappe ich mich sogar dabei wie ich mich selber runtermache... das ist doch krank! Ich bin ein sehr hilfsbereiter Mensch und höre meinen Freunden zu und versuche mit ihnen gemeinsam ihre Probleme zu lösen aber meine eigenen Probleme bekomme ich nicht in den Griff. Meine derzeitige Situation lässt auch zu wünschen übrig! Ich habe vor einem Monat meine Ausbildung zum Mediengestalter beendet (mit 27 Jahren...), bin jetzt Arbeitslos, habe jede einiges an Schulden und sitze den ganzen Tag zu Hause rum. Ich bemühe mich zwar um einen Job (tatsächlich!) und denke auch das ich etwas finden werde, aber momentan ist es wirklich nicht besonders ermutigend. Mir läuft die Zeit davon und ich muss etwas unternehmen aber ich bin wie gelähmt und supermüde, fühle mich total ausgelaugt. Ich möchte nicht das mir jemand da raus hilft, ich möchte mir selber helfen aber ich weiß nicht wie vor allem habe ich das Gefühl das mein Körper mit seinen vorgetäuschten Krankheiten mich daran hindert etwas zu tun. So, genug gejammert. Es ist schön zu hören das man nicht alleine mit solchen Gefühlen ist, das hilft mir schon sehr. Grüße und Dank an Euch alle Alex
Alexander Schlter

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Beitrag von Alexander Schlter »

Noch etwas, weiß jemand was ich selber und sofort tun kann um wenigstens diese physischen Probleme bald loszuwerden. Dieses Gefühl wie Benebelt zu sein und der Druck auf den Ohren, Rückenschmerzen, das alles ist fast unerträglich und behindert mich beim "handeln"... Alex
heike56
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Beitrag von heike56 »

Lieber Alex, was Du jetzt noch geschrieben hast klingt aber nach einer richtigen Depression. Du schreibst, in etwas anderem Zusammenhang, das ist krank, da kann ich nur erwidern: Du bist krank. Die Krankheiten deines Körpers sind nämlich Ausdruck für eine Krankheit: Die Depression. Diese Antriebslosigkeit, grübeln ohne Ergebnis, nicht zum Handeln zu kommen, sich selber nur negativ sehen, passt alles zusammen. Wieviele Depressive sind genau so, wie Du es beschreibst, hilfsbereit, gute Zuhörer bei Problemen anderer. Nur selbst können wir uns nicht helfen. In wievielen Beiträgen im Forum wiederholen sich genau diese Äußerungen und Beschreibungen. Du bist hier wirklich nicht alleine damit. Lieben Gruss Heike56
maggy
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Beitrag von maggy »

Lieber Alex, es gibt sicher viele Möglichkeiten die körperlichen Symptome zu lindern. Z.B. kann ich Dir für die Rückenschmerzen Feldenkrais-Übungen empfehlen (Kurse gibts fast an jeder VHS). Aus meiner Umnebelung habe ich mich durch folgendes Buch geholt und ich kam dadurch wieder zum Handeln: "Die Entscheidung liegt bei Dir" von Reinhard K. Sprenger. Alles Liebe von Maggy
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Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
ruth
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Beitrag von ruth »

Hallo Alex, einer deiner letzten Sätze hat mir schwer zu denken gegeben.Du schreibst >Ich möchte nicht das mir jemand da raus hilft, ich möchte mir selber helfen aber ich weiß nicht wie und dann kommt im weiter die Frage: kann mir jemand sofort sagen was ich tun kann um das psychische Problem loszuwerden. Möchtest du nun Hilfe oder nicht? Der von Maggy beschriebene Buchtitel macht eine klare Aussage "Die Entscheidung liegt bei Dir!" Das ist der erste Schritt in die positive Richtung! Kennst du das Bild von dem Menschen der sich selber an den Haaren aus dem Sumpf ziehen will? Es geht einfach nicht. Je intensiever du es versuchst, je erschöpfter wirst du und sinkst immer tiefer. Bis nichts mehr funktioniert. Ich selber erlebe meine Depressionphasen immer wie eine Ertrinkende. Die Wellen der Gedanken und Empfindungen brechen über mir zusammen. Ich kämpfe und paddele dann um mein Leben und habe letztlich nicht mal mehr die Kraft die zugeworfenen Rettungsringe zu sehen und zu packen. Aber so lange ich um mich schlage und denke ich schaffs alleine oder der Hilfe nicht vertraue und nicht bereit dazu bin sie anzunehmen, kann mir einfach keiner da raus helfen. Mein Rat also: such einen Arzt auf, versuchs mit verordneten Medikamenten und therapeutischer Behandlung und nutze dieses Forum um deine Seele zu erleichtern! Für die Soforthilfe möchte ich einen täglichen Spaziergang, Radfahren oder sonstige sportliche Betätigung empfehlen. Es kostet Überwindung bes. wenn mann körperliche Beschwerden hat aber wirkt Wunder. Herzliche Grüße Ruth
Alexander Schlter

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Beitrag von Alexander Schlter »

Hallo, heute ist wieder so ein Tag an dem ich alles "beschissen" finde und ich hasse mich dafür schlechte Laune zu haben. Wieder dieser Druck auf den Ohren, wabbelige Knie. Das Wetter hier in Hannover tut sein übriges. Meine Freundin ist krankgeschrieben und läuft hier zu hause rum und guckt mich immer mit diesem "reiß Dich zusammen, mir geht es viel schlechter Blick" an. Was soll ich nur tun? Es tut mir fast weh etwas Positives zu denken.
katrin
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Beitrag von katrin »

Lieber Alexander, habe die letzten beiträge hier verfolgt. ich kenne diese sache mit den körperlichen beschwerden, die dann keine sind... geaüßert habe ich mich dazu hier im forum auch schon, deshalb möchte ich nicht alles noch mal schreiben. ich denke du solltest dir wirklich professionelle hilfe holen, denn alleine wirst du das nicht schaffen! mit deinen ärzten hast du anscheinend viel pech gehabt, das klingt nicht gut. ein arzt sollte doch zumindest ein bißchen einfühlungsvermögen haben. zu sagen "stellen sie sich nicht so an" finde ich furchtbar. ich habe zum glück einen sehr guten hausarzt, er hat mich nach einem gründlichen körperlichen check, bei dem er alle organischen ursachen ausgeschlossen hat, zu einem arzt für psychotherapeutische medizin überwiesen. leider musste ich auch fünf wochen auf den termin warten. heute gehe ich das erste mal hin und bin ziemlich ängstlich, weil ich nicht weiss, ob ich alles so rüberbringen kann, wie es wirklich ist, denn ich wirke auf fremde oft sehr selbstsicher, obwohl in mir drin das absolute chaos herrscht! vielleicht solltest du probieren, die zeit bis zu deinem termin mit dem therapeuten mit medikamenten zu überbrücken. mir hilft das im moment sehr. antidepressiva machen nicht abhängig und haben zumindest bei mir den vorteil, dass mein kopf relativ klar ist. die schlimmen gedanken, die angst und niedergeschlagenheit sind zwar nach wie vor da, aber alles fühlt sich gedämpfter und erträglicher an, so das ich meinen job und meinen alltag bewältigen kann. in deiner situation einen neuen job zu suchen, ist glaube ich nicht vorteilhaft, vielleicht solltest du dir etwas zeit nehmen und an deinen psychischen problemen arbeiten, bevor du wieder anfängst zu arbeiten. ich weiss aus eigener erfahrung wie schwer es ist unter depressionen eine normale arbeitswoche zu bewältigen. musste mich in den letzten drei monaten zwei mal über 1,5 wochen krank schreiben lassen, um kraft zu tanken und nicht zu verzweifeln. wenn sowas in der probezeit passiert und dazu noch sachen wie konzentrationsmangel und schlechte leistungen kommen, wird es immer schwerer für dich. bitte versteh mich nicht falsch, ich möchte keine klugen ratschläge geben. jeder muss seinen eigenen weg finden! ich wünsche dir ganz viel glück, mut und kraft dafür herzliche grüße katrin
ruth
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Beitrag von ruth »

Hallo Alex, Kopf hoch!!! Der Tag geht auch vorbei. Hier, etwas nördlicher, ist das Wetter und die Stimmung auch nicht besser. Jetzt heißt es, das beste aus dem Tag machen. Vielleicht verwöhnst du deine Freundin mal mit ner leckeren Tasse Tee oder doch lieber Kaffee?, und ihr macht es euch so richtig gemütlich. Ein gemeinsamer Spaziergang, auch unterm Regenschirm, tut Euch Beiden gut. Und noch ein Rat: sprecht über Eure Probleme. Auch eine Schwangerschaft ist nicht problemlos. Im gegeseitigen Austausch findet man Verstehen und alles wird erträglicher. Du schreibst ja von einer guten und glücklichen Beziehung, da müßte das doch klappen. Vielleicht könnt ihr dann auch gemeinsam einen geeigneten Arzt ausfindig machen. Medikamente sind meistens eine gute Brücke zur Therapie. Also, laß den Kopf nicht hängen und freu dich auf das Baby. Es wird schon werden!! Auch du wirst es schaffen!!! Lieben Gruß nach Hannover und gute Besserung. Gruß Ruth
ruth
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Beitrag von ruth »

Hallo Katrin, das mit dem nach außen "selbstsicher wirken", kenn ich sehr gut, wenn man dann auch noch aussieht wie das "blühende Leben", fällt es einem ganz schön schwer das dunkle Innenleben offensichlich zu machen. Das glaubt meistens keiner. Ein guter Arzt wird das aber sehr schnell raus haben und ich wünsche dir von Herzen das du so einen gefunden hast. Vielleicht berichtest du ja mal wie es dir ergangen ist? Alles Gute! Gruß Ruth
heike
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Beitrag von heike »

Lieber Alesander, ich habe gelesen was Du geschrieben hast, und möchte Dir auch sagen versuche doch mit Deiner Freundin spazieren zu gehen. Mich hat es auch sehr viel Überwindung gekostet vor die Tür zu gehen, aber auch noch aus anderen Gründen. Es ist für mich auch wichtig meinen Freund mit einzubeziehen, ihn mit zum Arzt und ab und zu zum Therapeuten mit zu nehmen. Dies als Tipp für Dich. Auch AD haben mir wenn ich an die ganz dunklen Tage voller grübeln und negativen Gedanken denke hinweg geholfen. Du solltest mit Deinem Arzt darüber reden. Ich wünsche Dir viel Kraft und Mut, alles liebe, heike
dirk
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Beitrag von dirk »

Hallo Alex, alles, was Du schreibst, kommt mir sehr bekannt vor. Du schreibst so einiges über Deine Eltern, viel negatives, trotzdem hat Dich kaum etwas gestört ? Hast Du Dich trotz der Dominanz oder vielleicht auch wegen der Dominanz zuhause "gut aufgehoben" und "geborgen" gefühlt ? Warst Du Dir, als Du von zuhause ausgezogen bist und von Deiner Mutter abgekapselt hast, darüber wirklich im Klaren, was Du tust ? Du hast den Weg in die Selbständigkeit gewählt, aber jetzt ist auch keiner mehr da, der Dich vielleicht schützt und Dir die Geborgenheit gibt, die Du mal hattest. Mir hat das eine unglaubliche Angst gemacht, die auch erst ein paar Jahre später, nachdem ich zuhause ausgezogen bin, wie aus dem Nichts aufgetaucht ist. Ich habe dies anfangs auch nicht als Angst, zumindest nicht als "die" Angst wahrgenommen. Wenn es bei Dir genauso ist, gibt es schon Möglichkeiten, wie Du Deinen Zustand beeinflussen kannst, Dich sozusagen selbst beim Schopf packen kannst. Unabhängig davon solltest Du auf jeden Fall Deinen Termin beim Terapeuten wahrnehmen, leider gibt es für die "Ärzte", die man am dringendsten braucht, häufig die längsten Wartezeiten. In der Angst tendiert man dazu, alles zu dramatisieren und besonders pessimistisch zu sehen, ich finde aber, daß es auch positives bei Dir gibt, denn Du hast eine Freundin und wirst bald Vater.... Das sind Umstände, um die ich Dich beneide.... Versuch doch mal, dem positiven auch etwas Raum zu geben....und laß es zu. Viele Grüße, Dirk
Alexander Schlter

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Beitrag von Alexander Schlter »

Hallo Dirk, ich bin mir sicher das es unter anderem diese Angst vor der Selbstständigkeit war die alles noch ein wenig schlimmer gemacht hat. Allerdings war der größte Fehler den meine Eltern gemacht haben, dass sie immer alles für mich erledigt haben so das ich nie etwas tun musste auch wenn ich wollte. Ich bin mir auch sicher das meine Eltern nur das Beste für mich wollten und das will ich ihnen auch nicht zum Vorwurf machen. Zum Vorwurf mache ich aber insbesondere meiner Mutter das sie mich nicht hat gehen lassen. Meiner Mutter hat es nicht gepasst das ich mich selbstständig machen wollte. Ich werfe meiner Mutter sogar vor das sie sicherlich unbewusst wollte, dass ich versage. Das mag hart klingen aber ich denke das sie mich immer versucht hat mit ihrer Meinung zu beeinflussen anstatt mich meine eigenen Erfahrungen machen zu lassen. Meine Schwester war das interessanter weise sehr viel besser dran. Sie ist nach London gegangen und hat dort studiert und ist nun der Stolz der ganzen Familie. Das was ich meiner Mutter am übelsten nehme ist, dass sie zu mir sagte ich hätte sie fragen müssen bevor ich mich von meiner damaligen Freundin getrennt habe. Meine damalige Freundin war das Ebenbild meiner Mutter und die Beiden haben sich prächtig verstanden. Aber wer meine Freunde und Freundinnen sind, das darf ich doch noch selber entscheiden oder? So genug über meine Mutter geredet, ich denke da wird mich die Therapeutin sicherlich noch drüber ausquetschen. Heute geht es mir ziemlich gut, das schlimmste ist, dass ich mir darüber Gedanken mache warum es mir heute gut geht. Ich kann das gar nicht mehr richtig akzeptieren wenn es mir mal nicht schlecht geht... Ich warte dann immer darauf das es wieder schlechter wird und denke mir dann es wäre alles wieder normal. Das ist wahrscheinlich auch das größte Übel, dass ich den schlechten Zustand als etwas normales ansehe und wenn ich mich gut fühle etwas nicht in Ordnung sein kann. Dieses Buch, Die Entscheidung liegt bei Dir hatte ich mir vor einiger Zeit schon gekauft. Irgendwann hat meiner Mutter das Buch gesehen und gefragt was liest Du denn da für einen Scheiß?. Dann sagte sie noch etwas lesen ist eine Sache, das gelesene in die Tat umsetzen eine Andere!. Da bin ich fast ausgrastet. Seitdem verbinde ich etwas negatives mit dem Buch, ich weiß das ist idiotisch aber da verkrampfe ich mich total. Vielleicht nehme ich mir das Buch jetzt noch mal vor. Ich habe da auch noch viele andere, wie zum Beispiel Sag nicht Ja wenn Du Nein sagen willst. Aber was ich an diesen Büchern nicht mag ist diese Fallbeispielgequatsche. Wenn ich mit den Menschen, wie hier, tatsächlich reden kann, ist das was anderes. Ein anderes sehr schönes Buch ist Der Pfad des friedvollen Kriegers von Dan Millman, das hat mich tatsächlich mal zum Nachdenken bewegt. Ich habe viele Bücher gelesen um zu verstehen was mit mir los ist und mit meinen Mitmenschen. Ich habe auch viele Erkenntnisse aus Büchern gezogen aber manches hat mich auch deprimiert und teilweise hoffnungslos gemacht. Ich glaube das mein größter Fehler meine Ungeduld ist. Wenn ich nicht innerhalb von wenigen Tagen etwas ändern kann, packe ich es oft gar nicht erst an. Ich habe vor ein paar Tagen gelesen, das wenn man sich aus einer Depression befreien will, man ganz von vorne anfangen soll, wie ein fünfjähriges Kind das man selber, sich selber, erziehen soll. Das klingt logisch und ist auch den Versuch wert, aber wie vergesse ich das falsch erlernte? Wie lege ich alte Gewohnheiten ab? Das ist schon sehr schwer... Naja, ich wünsche euch allen erst mal alles Liebe und danke euch für eure Worte und dafür das ich ernstgenommen werde. Alex
dirk
Beiträge: 29
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von dirk »

Hallo Alex, irgendwie habe ich fast so was erwartet, wie Du schreibst. Ich kenne ein ähnliches Problem, allerdings mit meinem Vater. Deine Mutter möchte wohl gerne den "kleinen" Alex behalten ! Die Betonung liegt auf "klein", denn sie tut alles, um Dein "größer" werden, sprich erwachsen werden, zu verhindern ! Sie möchte den kleinen Jungen behalten, der von Ihr abhängig ist, der sie "braucht". Natürlich ist Ihr das nicht bewußt, deshalb versuche es doch erstmal zu verstehen. Das "Erwachsenwerden" der Kinder ist manchmal für die Eltern, die es dann wohl selber noch nicht sind, schwieriger, als für die Kinder selbst. Auf der anderen Seite warst Du aber umsorgt und geborgen ! Sich aus solch einer Umgebung selbständig zu machen ist besonders schwer ! Du hast wohl diesen Schritt äußerlich vollzogen, aber innerlich ist dieser Schritt ein langer schwerer Prozeß, durch den Du (leider) durchmußt. Sich hier gegen die Mutter durchzusetzen ist nicht nur mit großer Angst verbunden, sondern auch mit Schuldgefühlen, oder ? Ich hatte mein erstes Erlebnis dieser Art, als ich mein Studium in Berlin begonnen habe. Meine Probleme mit meinem Vater habe ich massiv seit ich ca. 15 Jahre alt war. Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich ca. 3 Jahre alt war, mein Vater ist dann in eine andere Stadt gezogen und ich habe ihn in den Ferien häufiger besucht. Wir waren "ein Herz und eine Seele" bis ich mich eines Nachts mächtig über sein Schnarchen geärgert habe und ihn in die Seite gestoßen habe, damit er aufhöre. Seitdem kenne ich ihn nicht wieder. Heute weiß ich, daß es der erste "Abnabelungsprozeß" meinerseits war. Er hat es gemerkt und seitdem bin ich massiven Verurteilungen und Standpauken seinerseits ausgesetzt. Es geht nur noch darum, wie schlecht ich ihn behandel ! Wenn ich ihn darauf anspreche, dann leugnet er alles. Er ist auch fürchterlich dominant und rechthaberisch, das allerschlimmste jedoch ist, daß er einem die Worte im Mund verdreht und alles, was Du ssagst sofort wieder gegen dich verwendet. Nun wollte ich an einem Wochenende mit einem Kommilitonen zur Verkehrsausstellung nach Hamburg fahren und er wollte, daß wir uns bei seinem Bruder treffen. Hier habe ich mich durchgesetzt und bin nach Hamburg gefahren. In einem späteren Telefonat haben wir uns dann gefetzt und ich habe ihm zum ersten mal meine Meinung gesagt ! Aber danach war die Welt nicht mehr wie vorher, ich war nur noch permanent dabei, mich vor mir selbst zu rechtfertigen, der innere Druck wurde immer stärker. Ich dachte wirklich, ich hätte ihn umgebracht mit meinen Worten, an die ich mich paradoxerweise nicht im geringsten mehr erinnern kann, da er ja sonst auch so empfindlich ist. Meine Angst davor, er könnte nochmal anrufen wurde immer größer. Plötzlich fühlte ich mich nirgendwo mehr wohl, und kannte nur noch Druck, Druck, Druck. Dann kam der Verlust des Bezuges zu allem und ein Gefühl der absoluten Sinnlosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Ich bekam merine erste handfeste Depression ! Dies führte zur Aufgabe des Studiums, den Rückzug ins Elternhaus ! 7 Jahre später wagte ich erneut den Auszug von zuhause und bekam promt 2 Jahre später die zweite Depression, bzw. Angstanfall ! Ich habe zwar den Teufelskreis der Angst wieder durchbrochen, voll erholt habe ich mich bis heute nicht. Nun geht es seltsamerweise seit letzte Woche Mittwoch stetig bergab mit mir. Ich habe wieder diese nächtlichen Angstanfälle kurz vorm Einschlafen, die mich die ganze Nacht nicht schlafen lassen. Heute habe ich dann auch tagsüber wieder Angstzustände, wie ich sie seit über einem Jahr nicht kannte ! Trotzdem bin ich and er Krise gereift, bin da durchgegangen und es gibt auch wieder bessere Zeiten ! So ich muß jetzt Schluß machen, habe vor einer halben Stunde eine Remergil genommen und die Wirkung (große Schläfrigkeit) setzt gerade ein, so daß ich nicht mehr richtig schreiben kann !Ich wollte wenigstens mal wieder eine Nacht schlafen. Alex, ich würde gerne mehr von Dir hören und wünsche Dir erstmal alles Gute ! Viele Grüße, Dirk
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