Kaufsucht

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BDH
Beiträge: 52
Registriert: 16. Sep 2007, 21:05

Kaufsucht

Beitrag von BDH »

Hallo Ihr,
habe es hier schon Thematisiert, aber nur so nebenbei, deshalb nochmal offiziell: Hat jemand von Euch Erfahrungen mit Kaufsucht? Habe gehört, daß es gar nicht sooo selten ist-sprich: ich anscheinend nicht alleine damit bin...Würde mich gern´ austauschen, bin ziemlich Ratlos, was das anbetrifft...
Grüße, Sonntagskind
jennyfrohling
Beiträge: 92
Registriert: 21. Dez 2006, 20:13

Re: Kaufsucht

Beitrag von jennyfrohling »

Hallo!
Bei mir ist es auch manchmal so das ich irgendetwas kaufen möchte um mich besser zu fühlen, aber nacher ist die Depri meißt schlimmer. Ich hasse mich dann meistens für die Ausgaben die nicht unbedingt notwendig sind, dadurch fühle ich mich dann noch schlechter weil ich eh so wenig Geld habe.
Manchmal gehe ich auch einkaufen oder nur in Läden schauen ohne zu kaufen, weil ich mich langweile und innerlich leer fühle.
Ich habe auch riesige Ängste das ich je Schulden machen könnte oder das das Konto ins minus geht.
Naja, eigentlich habe ich ja vor so vielen Angst.
Liebe Grüße von Jenny

P.S. Wer einen guten Tipp gegen diesen Kaufzwang hat, bitte melden.
Nyx
Beiträge: 397
Registriert: 31. Jan 2007, 14:42

Re: Kaufsucht

Beitrag von Nyx »

Hi Ihr 2,

wo beginnt in dem Bereich die Sucht und wo hört der Spass auf?

fragt sich
Nyx
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Kaufsucht

Beitrag von triste »

Hi,

da, wo das Kaufen die Grenze von Genuss überschreitet und zu selbstschädigendem Verhalten wird.
Die Sucht, sich Dinge zu kaufen, überdeckt etwas. So wie der Einsame sich abends vor der Glotze mit Süssigkeiten tröstet und damit seine nicht erfüllten Bedürfnisse durch eine Ersatzhandlung versucht zu stillen , so ist es auch mit dem Kaufen: man will sich etwas Gutes tun, man kauft sich vielleicht Klamotten, weil man denkt, dass man nichts hat, in dem man "perfekt" gekleidet ist und in dem man sich "sicher" fühlt. Oder oder oder. Es gibt viele Gründe für eine Sucht, so auch für Kaufsucht. Und diese Gründe würde ich in einer Therapie versuchen, herauszufinden. denn erst, wenn ihr wisst, was Euch fehlt, könnt ihr anfangen, es euch zu geben und aufhören, es mit Ersatzhandlungen zu überdecken.
Die Sucht ist ein deutliches Zeichen dafür, dass etwas ganz elementar fehlt.

Gruß!
Virginia
Knöpfchen
Beiträge: 192
Registriert: 22. Jul 2007, 21:55

Re: Kaufsucht

Beitrag von Knöpfchen »

Hallo!

Also bei mir ist es so, dass ich es nicht unbedingt als "Sucht" bezeichnen würde. ich merke nur, dass ich, wenn ich in einem Tief bin, ganz automatisch - entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten, in Geschäfte gehe, oft nur um zu schauen. Das tut mir dann irgendwie gut. Lenkt mich ab?? Keine Ahnung, denn das geht "automatisch", ohne dass ich mir das vornehme.

Dabei kaufe ich mir auch oft Dinge, die ich mir sonst nicht kaufen würde, weil ich sie JETZT nicht brauche bzw. nicht unbedingt um diesen Preis kaufen würde. Aber wirklich Sinnloses habe ich dabei noch nie gekauft, höchstens zuviel oder mehr Geld ausgegeben.

LG Knöpfchen
Revan
Beiträge: 13
Registriert: 23. Aug 2007, 19:10

Re: Kaufsucht

Beitrag von Revan »

Ja das kenne ich auch.
Man verschafft sich eine kleine Freude für den Moment,wenn man was kauft,um mache Sorgen zu vergessen.Allerdings sollte man aber aufpassen,daß es nicht außer Kontrolle gerät sonst hat man zu viel des guten, und wenn es blöd läuft dazu noch einen netten Schuldenberg.
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Kaufsucht

Beitrag von otterchen »

Moin!

Also bei mir handelte es sich in letzter Zeit um vorwiegend Deko sowie wertvollere Sachen (ein Handy, eine Lederjacke).
Es ging aber (auch) darum, mir wirklich etwas zu gönnen, es mir hier in der neuen Wohnung schön zu machen. Das ist MEINS.
Das ist in meiner letzten Beziehung, in meiner letzten Wohnung zu kurz gekommen. Alles irgendwie zu sachlich, der Stempel "otterchen" fehlte! Ich war irgendwie nicht genügend repräsentiert.
Und ich bin bislang immer in mehr oder weniger zweckmäßigen Sachen herumgelaufen. Was Schickes? Fehlanzeige.
Vielleicht ist dies alles also ein Ausdruck von "ich entdecke mich selbst"??
Denn: viele der Sachen (eigentlich alle) gefallen mir wirklich, auch heute noch. Ja, insgesamt hat das alles viel Geld gekostet - und ich merke, dass es so langsam reicht. Meine Wohnung ist ein Ausdruck von mir, meinem Geschmack, meiner Persönlichkeit.

Aber ich beäuge mich natürlich kritisch, ob das so weitergeht - so langsam habe ich genug Geld ausgegeben
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
ANOVA
Beiträge: 1137
Registriert: 22. Jul 2006, 21:27

Re: Kaufsucht

Beitrag von ANOVA »

Hallo Otterchen,

>Denn: viele der Sachen (eigentlich alle) gefallen mir wirklich, auch heute noch. Ja, insgesamt hat das alles viel Geld gekostet - und ich merke, dass es so langsam reicht. Meine Wohnung ist ein Ausdruck von mir, meinem Geschmack, meiner Persönlichkeit.

Ich glaube, das ist einer der Unterschiede zur Kaufsucht: Dir gefallen die Dinge auch heute noch und ich vermute, Du benutzt sie auch regelmäßig.

Das ist bei einer Kaufsucht anders, man kauft etwas eher um des Kaufens willen. Man spürt ein inneres Verlangen danach, etwas zu erwerben und reguliert durch den Akt des Kaufens kurzfristig eine innere Anspannung/schlechte Stimmung. Viele Menschen kaufen Dinge, die dann später unausgepackt in der Wohnung lagern, sie werden nicht benutzt. Ganz oft haben die Betroffenen nach dem Kaufen auch ein "Ernüchterungs"gefühl. Auch Scham ist gar nicht selten.

So wie Du es schilderst klingt es für mich eher als ein Teil Deiner Selbstbewusstwerdung, eine Art Wertschätzung Deiner selbst. Gerade weil Du anscheinend in dieser Hinsicht früher zu kurz gekommen bist.

Mir ging es übrigens damals ganz genauso, als ich erstmals merkte, dass ich gar nicht so schlecht/häßlich/dumm usw. bin, habe ich auch eine Zeit lang ziemlich viel Geld für Klamotten und *ähemm* Uhren ausgegeben. Aber das musste sein und ich hatte diesbezüglich nie ein schlechtes Gewissen.

Ich glaube, man kann Kaufsucht so auffassen, dass es langfristig gesehen weniger um den einzelnen Gegenstand geht, sondern mehr um das Kaufen an sich. Aber das ist nur meine Meinung, weiß nicht, ob die Weisen ( ) das auch so sehen.

Gruß von

Xenia
BDH
Beiträge: 52
Registriert: 16. Sep 2007, 21:05

Re: Kaufsucht

Beitrag von BDH »

Hallo Ihr, so viele Beiträge...Ich denke, aufpassen muss man immer, es kann irgendwann zur Sucht werden, bei Leuten die sich etwas Gutes gönnen und dabei mehr ausgeben als sie haben - und das öfter passiert.
Bei mir wurde die Kaufsucht vor 2 Jahren festgestellt in der Klinik. Seit dem habe ich einen weiteren Klinikaufenthalt gehabt (da habe ich-unbewusst-das Thema eher ausgeklamert...), dann ambulante Therapie, sowie ein halbes Jahr Reha. Es hat alles nicht gefruchtet, ich schaffe es momentan auch nicht, meine Schulden abzuzahlen. Abgesehen davon, daß ich eh von ALG II leben muss. Nur an der einen stelle zahle ich ein wenig-die setzen mir die Pistole auf die Brust...(ist ja gut so!)
Ich weiß, das da eigentlich andere Gefühle hinterstecken, aber das hilft mir nichts...
jennyfrohling
Beiträge: 92
Registriert: 21. Dez 2006, 20:13

Re: Kaufsucht

Beitrag von jennyfrohling »

hallo!
Naja, vielleicht ist es bei mir doch keine so richtige Sucht, aber Phasenweise wenn ich mich total depressiv fühle, kaufe ich mir schon mehr, aber auch keine sehr hohen Summen. Eher gebe ich Geld für Kleinkram aus, was sich aber auch summiert wenn man wenig Geld hat.
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: Kaufsucht

Beitrag von Guinevere »

Hallo Sonntagskind (bin übrigens auch eins) und Jenny,

Vielleicht hängts ja ähnlich wie bei mir bei Euch auch mit Eurem Dopaminspiegel zusammen(?).

Der Neurotransmitter ist ein wichtiger Botenstoff im limbischen System des Gehirns, u.a. wo das "Suchtgedächtnis" seinen Sitz hat. Er sorgt für schöne Gefühle, bei mir (ich hab nen Mangel) regt er eher die Konzentration an und auch für die Feinabstimmung meiner Körpermotorik spielt er eine grössere Rolle. Suchterkrankungen sind im Grunde genommen Störungen des Hirnstoffwechsels, und ein Suchtverhalten rührt gerne mal aus einem überhöhten Dopaminspiegel.
Da gabs mal ein Medikament (kann mich an den Namen im Moment nicht mehr erinnern) für Parkinson-Patienten, welches deren Dopanspiegel heben sollte, und bei denen dann z.B. vermehrte Spielsucht registriert wurde. Der Wolkoholic funktioniert (so ein Mangel vorliegt) zum Beispiel sehr ähnlich. Er arbeitet für Belohnungen (Geld, gesellschaftliche Anerkennung,...), und dadurch steigt der Dopaminspiegel.

Nachdem ich heut nen stärkeren Mangel daran - verschärfte Reizüberflutung und die daraus resultierende Konzentrationsschwäche - hab.
Kopier ich mal was aus dem Buch - Die Glücksformel, von Stefan Klein - hier rein:
"Manchmal laufen wir Gefahr, Spielball unserer guten Gefühle zu werden. Das Begehren kann sich verselbständigen. Wenn das Erwartungssystem im Gehirn anspringt, wird das Hirn mit Dopamin überschüttet. Dieser Botenstoff signalisiert, daß eine Belohnung in Aussicht steht und das setzt allerlei Körperfunktionen in Gang, damit der Organismus die Belohnung auch bekommt. Vor allem aber bewirkt das Dopamin, daß das Gehirn die Situation als positiv vermerkt: Es wird auf Wiederholung programmiert - wobei jede Wiederholung die Programmierung und damit den Zwang weiter verstärkt. Dadurch zeigt sich die Teufelsfratze der guten Gefühle. Löst ein Reiz wiederholt Begehren aus, ändert sich die Funktionsweise weiter und Teile des Gehirns mit. Übermächtig geworden - verwandelt Begehren Menschen in Getriebene, die keine Grenzen mehr kennen und den Blick für die Wirklichkeit verlieren.
..."

Vielleicht kann man ja in Anbetracht dessen, seine Depression (keine so schönen Gefühle) mal so richtig genießen .

Liebe Grüsse,
manu
ege0804
Beiträge: 436
Registriert: 13. Aug 2004, 17:31

Re: Kaufsucht

Beitrag von ege0804 »

hallo,

wir hatten ja das thema schon öfters hier. ich selbst habe länger nicht mehr mitgelesen oder geschrieben. z. zt. geht es mir so gut wie schon seit jahren nicht mehr

kaufsucht

ich bin nicht kaufsüchtig in depri-phasen, sondern im gegenteil. ich belohne mich weil es mir gut geht, oder ich ein erfolgserlebnis welcher art auch immer hatte. in der depri selbst leide ich dann darunter das mein konto nicht ausgeglichen ist. verarmungswahn. aber das kennt ihr ja. ich vergleiche mich dann immer mit anderen, und deren lebensstandard. zum glück geht es mir heute mehr um den nutzen und die freude an einer sache, als um das reine besitzen müssen oder um statussymbole. so bedeutet mir ein auto oder modische kleidung garnichts. aber ich geniesse es daür sehr in einem großen hellen haus zu wohnen.

mein kaufverhalten hat auch damit zu tun, das ich und meine familie früher stärker sparen mussten. frühe lebten wir zu sechst von einem einkommen. heute zu dritt von zwei einkommen. und es reicht eigentlich, immer irgenwie. wir können auch unseren erwachsenen kindern dann und wann mal aushelfen.
darüber hinaus habe ich großes glück, meine frau kann nämlich gut mit geld umgehen und rettet die situation meistens bevor ich wieder mal übertreibe, durch ihre richtige kritik und einwände.

naja, ich habe eine affinität für mulitmedia. wenn dann mal wieder so ein 'must have' gefühl da ist kann ich es nicht abwarten bis dieser wunsch ganz schnell befriedigt ist, z.B. die neue digital kamera zu besitzen. ich orientiere mich dann mehr daran ob ich diese kamera sinnvol verwenden kann, und weniger an meinem kontostand.
zum glück kaufe ich dann keine motorräder oder cabriolets.

was ich noch nie konnte. eisern etwas ansparen, eine reserve zu haben. wenn z.b. große reperaturen an unserem haus anstehen bleibt mir nur der weg zur bank. bisher hatten wir immer wieder das glück das die zinsen seit über 10 jahren immer günstiger werden. und somit die kosten für unser haus etwa gleich blieben.

wir leben zwar ständig in den roten zahlen dafür habe ich aber einen sicheren arbeitsplatz. ebenso ist unser haus nicht hoch belastet. das gibt einen gewissen spielraum.
andererseits ist das leben ja auch nicht dazu da, sich krank zu sparen. mitnehmen können wir alle nichts, oder?

klar ist doch, dass es ein bedürfnis nach interessanten hobbies gibt, aber kein bedürfnis jedes jahr eine neue kamera zu kaufen. ebenso das bedürfnis sich in seinen klamotten wohl zu fühlen und angenehm zu wohnen.

meine frau hält mein kaufverhalten für eher krankhaft und kopflos, ich inzwischen nicht mehr. was meint ihr?

tipp: schaut mehr auf die dinge die ihr habt, anstatt auf die dinge die ihr nicht habt.

jetzt während dem schreiben werde ich doch plötzlich unsicher, welches rolle statussymbole und geltungsbedürfnis bei meinem kaufverhalten tatsächlich noch spielen. zugegeben ich schwärme meinen kollegen gerne etwas vor, über die eigenschaften meines neuesten lieblingsspielzeug's

ich freue mich immer mehr an dingen die man mit geld nicht kaufen kann. so freue ich mich darüber das ich eine neue leidenschaft habe: salsa tanzen. der tanzkurs ist für große jungs, bin ja inzwischen 50 und opa, kostenlos.

aber wirklich schön ist, dass heute meine tochter und enkeltochter zu besuch kommen!

gruß erwin
bp
Beiträge: 67
Registriert: 12. Nov 2007, 08:19

Re: Kaufsucht

Beitrag von bp »

Hallo Erwin,

Hab dein Bericht gelesen und muss erkennen das vieles auch mich betrifft. Auch wenn es mich gut geht, so wie jetzt, bin ich geneigt mehr zu kaufen und weniger auf unser Konto zu achten.
Das nervt meine Frau ab und zu. Wir sollten doch eine kleine Reserve haben wenn....
Aber....., leben wir nicht Heute? Klar ist eine kleine Reserve bequem. Dennoch : was ist schon Sicherheit?
Sicherheiten sind die schlechtesten Pfeiler unseres Lebens. Absichern vor allem.
Vertrauen scheint mir besser. Und das heist bei mir Glauben.
Übrigens bin ich auch 50 Jahre und ein Fanatische Jogger.

gruss Benny
der Fluss des Lebens schleift auch ein rohe Diamant zu einen funkelden Stern
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