Die Erwartungshaltung

912318798
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Die Erwartungshaltung

Beitrag von 912318798 »

Ein wesentlicher Bestandteil zum Ertragen unserer Krankheit ist es doch, die Erwartungen, die wir an uns selbst stellen, herunterzuschrauben. Wie jedoch sollen wir zu einem Ziel kommen, wenn das Umfeld, unsere Arbeit, unser tägliches Leben und unsere Mitmenschen mit diesen reduzierten Erwartungen und der damit verbundenen Leistungsminderung nicht klar kommen, nicht zufrieden
sind?
(Schon abgesehen von der Angst vor den vorhandenen Aufgaben!)
Vollgas mit angezogener Bremse…
Auch wenn es eine abgenützte Floskel ist: Von keinem Menschen mit einem Beinbruch würde man das Erklimmen eines steilen Bergweges verlangen, doch für uns gilt die Devise:
„Helfen mußt Du Dir selber. Wir können Dir nur „Spiegel“ sein, und die Perspektiven verändern. Den Weg mußt Du selbst gehen!“.
Ich frage mich nur: wie?

Liebe Grüße und bleibt stark

Jojo 1
Weltenwandlerin
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Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von Weltenwandlerin »

sorry,meine Nachricht ging irgendwie im Äther verloren...Ich antworte später in Ruhe nochmal.
Mika
Werden kennt kein Ende. Der Strom fließt weiter. Jeder Augenblick ist neu. Der Schmerz des Wachsens: der Mühen wert! (Bruno-Paul de Roeck)
linni
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Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von linni »

Oh ja, dass spricht mir aus der Seele. Ständig die hohen Anforderungen die man meist nicht erfüllen kann. Dabei ist für uns doch teilweise wirklich schon eine riesen Aufgabe die kleinsten Alltagssachen zu bewältigen. Natürlich ist das auch von Tag zu Tag unterschiedlich und von Phase zu Phase fällt es einem vielleicht leichter. Würde ein Außenstehender mitfühlen können, wieviel Kraft uns der Alltag kostet und wieviel wir dann doch im Verhältnis leisten, ich glaube wir hätten alle goldene Orden um den Hals.Trotzdem fühlt man sich schlecht, weil man ja eben den Anforderunegn nicht gerecht wird. Bestenfalls bekommt man das noch vorgehalten:"Mensch, nie kann man sich auf dich verlassen, reiß dich doch mal zusammen, du belastet mich noch zusätzlich, es kann doch nicht so schwer sein den Abwasch zu machen"
Da hilft nur AUFKLÄRUNG, AUFKLÄRUNG, AUFKLÄRUNG!!!!Aber da fehlt ja doch die Lobby, denn der Versuch das selbst verständlich zu machen, scheitert meist und endet in noch mehr Verletzungen.
Ich denke, dass wir alle schon verdammt stolz auf uns sein können es bis hierher geschafft zu haben und die kraft aufgebracht zu haben zu kämpfen. So stark, wie wir eigentlich sind, müssten uns die Nörgler mal im gesunden Zusand begegnen, die würden staunen, wie wir die in die Tasche stecken;)
LG linni
BeAk

Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von BeAk »

Hallo zusammen,

ein Fieberkranker muß den Weg aus seiner Krankheit selber gehn, muß das Fieber durchleiden. Der Arzt kann ihm nur mit
Medikamente Liederung und Verhaltensanweisungen geben.

Bricht sich jemand das Beim, muß er auf Krücken gehn, bis die Knochen wieder zusammen gewachsen sind. Und das anschließende Laufenlernen unter Schmerzen kann ihm auch niemand abnehmen.

Als Depri muß man die Kankheit durchleiden und an Verbesserungen arbeiten, mit Hilfe der Medikamente und der Psychotherapie. Das kann einem niehmand abnehmen.
Behandler können einem den Weg zeigen und etwas helfen.
Angehörigen können begleiten.
Wunder vollbrigen kann niemand. Und das Laufenlernen/Leben lernen ohne Depression, müssen wir schon selber tun.

Oder es lassen und dann die Konsequenzen daraus tragen, denn auch die nimmt uns auch niemand ab.
912318798
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Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von 912318798 »

Grüß Euch!
@ Bea:
Was aber, wenn Du jahre/jahrzehntelang mit wirklich starkem Willen allen Stürmen getrotzt hast und jetzt einfach fertig bist, nicht mehr fähig, ohne Hilfe weiter zu gehen.
Gebrochen von der Intoleranz Deines Mikrokosmos, in dessen Gesellschaft die Ellenbogentaktik höher geachtet wird, als die Menschlichkeit, Eitelkeit das Maß der Dinge ist und Bescheidenheit ein Zeichen für Unfähigkeit?
Was können wir tun, wenn uns die Beine schon derart zerschlagen worden sind, dass wir auch mit Krücken nicht mehr gehen können?
Das Ausloten und Eliminieren von Ursachen der Depressionen als Weg zurück ins Leben funktioniert sicher, wenn wir greifbare und endliche Ereignisse finden.
Was aber macht man bei angeborenen oder gewachsenen Gebrechen, Eigenschaften, die ein „Anders-Sein“ weithin sichtbar machen und als willkommene Angriffsfläche für so viele Attacken dienen – leichte Beute ist beliebte Beute!
Ein derart stigmatisierter Mensch kann seine Behinderung – oder wie auch immer – nicht weg-psychotherapieren, denn die Suche nach der Wurzel seiner Leiden wird in immer neue Gebiete führen und periodisch Gründe für seine Verzweiflungen aufdecken.
Angesichts einer solchen Lebenssituation fällt es mir schwer, die Erwartungen des täglichen Lebens zu erfüllen.
Dein Beitrag in seiner Sachlichkeit - wie übrigens viele andere aus Deiner Feder - bringt es so deutlich auf den Punkt und ist bestimmt auch unbestreitbar. Es ist immer schön, darin zu lesen.
Aber schon beschleicht mich wieder ein Gefühl von Verlassen-Sein aufgrund der eingeforderten Selbständigkeit.
Und ich bin wieder da, wo ich war und wie es auch "linni" zu gehen scheint.
Die Angst davor, die Erwartungen meines Umfeldes nicht mehr erfüllen zu können und eines Tages gänzlich verloren zu sein, raubt mir in manchen Momenten beinahe den Verstand...

Danke Dir und Linni für Eure Antworten!

Liebe Grüße und bleibt stark

Jojo 1
BeAk

Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von BeAk »

Liebe Jojo,

wenn Du Hilfe brauchst, dann suche sie bei Personen die sie Dir geben können z.B. einem Psychotherapeuten.

Ein angeborene Behinderung oder Fehlstellung ist kein Grund für dauerhaftes psychisches Leiden.

Es gibt viele körperlich Kranke/Behinderte die es bestimmt nicht leicht im Leben hatten und sie sind trotzdem glücklich.

Ich selber bin auch entstellt, habe großflächige sichtbare Brandnarben seit frühester Kindheit.

Es ist eine Frage der seelischen Gesundheit wie man mit seinem Anderssein umgeht, und wie man mit anderen Menschen umgeht.

Hast Du Dein Anderssein eigendlich angenommen oder würdest Du lieber sein wie andere Menschen?

Das alles wären gute Psychotherapiethemen.
linni
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Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von linni »

Da muss ich beatrix zustimmen!
Ich glaube nicht, dass Menschen, die vermeintlich keine Schönheitsmängel haben glücklicher sind. Also, ich meine es kommt auf die Einstellung an. Ich habe z.B. eine Essstörung, ich hasse meinen Körper, mein Aussehen obwohl das von Außen betrachtet unsinn sein mag.
So schwer es auch sein mag, es ist wichtig sich in solchen Situationen von der angeblichen Allgemeinheit abzugrenzen, sich zu sagen, dass es letztendlich nicht der Sinn des Lebens ist einem Ideal nach zu trauern,welches man eh nicht erreichen kann (ich weiß, ich bin nicht das beste Beispiel)Vielleicht hilft es Gleichgesinnte zu treffen, sich auszutauschen mit Menschen die ähnliche Probleme haben.
Wenn ich dir sagen darf, dass ich überzeugt bin, dass du sehr viele intellektuelle Fähigkeiten hast (das entnehme ich deinem Schreibstil) und sehr tiefgründig bist, hoffe ich, dass du das annehmen kannst.
Hast du das Gefühl im Moment garnicht mehr weiter zu kommen und dir einfach die Kraft fehlt, wäre es doch eine Überlegung erstmal in eine Klinik zu gehen um wenigstens den Alltagskram hinter sich lassen zu können und die Konzentration nur auf sich zu lenken. Vielleicht um neue Perspektiven zu erlangen?
Alles Gute
linni
PS: mich beschleicht gerade das Gefühl, dich missverstanden zu haben und du nicht von einer sichtbaren Behinderung sprichst, sondern von der Depression, oder doch beides?
Auf jeden Fall möchte ich noch mal deutlich machen, dass es Hilfe gibt, auch wenn der größte Teil selbst gegangen werden muss (leider)und eine Depression ist nun mal keine Sportverletzung die gesellschaftlich am ehesten als Krankheit akzeptiert wird.
BeAk

Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von BeAk »

Liebe Jojo,

da muß ich Inni zustimmen, wenn Du es Dir leisten kannst Deine Verantwortung eine Weile abzugeben, währe eine Klinik sicher eine gute Möglichkeit für Dich.
912318798
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Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von 912318798 »

Grüß Euch nochmals!
Eure Beiträge haben mich jetzt aber doch nicht in Ruhe gelassen und ich bin Euch sehr dankbar dafür.
Es ist schon bemerkenswert, wie vereinnahmend und aufbauend sich ein Smalltalk unter – wie soll ich sagen – Gleichgearteten / Leidensgenossen auswirken kann. Ich freue mich über Deine, linni’s Einschätzung; der Anschein gibt jedoch sicher mehr vor, als da ist.
Ja, Aufmerksamkeit und die mir zugeschriebene Tiefsinnigkeit kann ich eher Dir bescheinigen, ich habe mich tatsächlich etwas metaphorisch ausgedrückt, wenn ich von einem „Anders-Sein“ oder Gebrechen gesprochen habe, zum Teil jedenfalls. Denn in der Tat haftet mir – neben Burn-Out und Neurotischer Depression - der Makel des Jahrhunderts an, in höchst physischer Weise und zählt zu den Urhebern vieler meiner Probleme.
Es ist nicht der Wahn nach dem Schönheitsideal, meine Perfektionssüchte liefen vor meiner Erkrankung eher in die berufliche Richtung. Den Menschen sehe ich von innen.
Solange ein Handycap mir alleine gehört, ist es kein Grund für ein psychisches Leiden, darin hast Du Recht, Bea; doch wenn es zur „res publica“ gemacht wird, von Menschen oft auch, denen man früher nahezustehen dachte, empfindet man ein Höchstmaß an Grausamkeit. Natürlich träumt man da von einem Wunder, auch wenn man sich über dessen Unerreichbarkeit bewusst ist.
Vor einiger Zeit hat meine FÄ aufgrund dieses Zustandes die medikamentöse Behandlung eingeschränkt; sie meint, eine Gruppentherapie oder sogar eher eine stationäre Therapie in einer Klinik in der Dauer von 6 – 8 Wochen (!!!) wäre zielführend. (Ihr seht Eure guten Hinweise in Euren Beiträgen hiermit auch bestätigt.)
Meine Problematik erscheint ihr für eine Einzeltherapie als zu komplex; sie fürchtet, die/der Therapeut/in könnte damit überfordert sein.
Vor den beiden gegebenen Möglichkeiten – vor allem dem Klinikaufenthalt - habe ich eine fürchterliche Angst.
Zum einen kann ich nicht gut weg, da ich selbständig erwerbe und auch aus familiären Gründen ist alles schwierig. Zum anderen empfinde ich im Zusammenhang mit psychiatrischen Kliniken eine entsetzliche Schwellenangst, ein weiterer Abstieg, endgültig und unwiderruflich wie ein vollendetes Verbrechen, …
Zudem fürchte ich auch das Wiedereinsteigen in den grauen Alltag, das Herausgerissenwerden aus der Geborgenheit der Klinik, sofern sie sich wirklich als gut erweisen sollte.
Es ist eine schreckliche Situation, in der ich mich befinde…
Mit all diesen Gedanken zu leben, jeden Morgen „ Lass mich doch in Ewigkeit weiterschlafen …“,
wie soll man da auch nur die geringsten Erwartungen erfüllen können?

Danke nochmals für Eure einfühlsamen Beiträge!

Liebe Grüße und bleibt stark

Jojo 1
linni
Beiträge: 48
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Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von linni »

Liebe Jojo,
ich meine es bringt nichts dich vom Gegenteil überzeugen zu wollen, dass du wirklich "was auf dem Kasten" hast. In der Situation in der du jetzt gerade steckst wirst du das auch nicht so empfinden können und da spreche ich aus eigener Erfahrung!
Mmh, nochmal zur Kinik.. Warst du schon mal stationär? Die angst ist völlig normal, aber es hilft sich klar zu machen, dass man jederzeit wieder gehen kann. Damals habe ich mir gesagt, dass ich erstmal eine Woche durchhalten werde und dann immer noch abbrechen kann. Und siehe, es war das Beste was ich hätte machen können. Nach 9 Wochen Aufenthalt war ich in neuer Mensch und das hätte ich mit keiner ambulanten Therapie in dieser kurzen Zeit hinbekommen. Die Wirkung war zwar nicht von Dauer, aber zur Stabilisierung ist das wirklich gut.
Natürlich ist das erstmal ein Schutzraum aus dem man wieder raus muss, aber diesen Schutz scheinst du momentan zu brauchen (vor allem, wenn ich deine letzte Äußerung betrachte). Geht es dir wieder besser, kannst du auch die reale Welt besser ertragen.
Die privaten Hindernisse muss man natürlch auch bedenken. Ich weiß ja nicht wie alt deine Kinder sind, aber es gibt Hilfe in Form von Hushaltshilfe etc. die auch von der KK bezahlt wird. Vielleicht kann die Oma einspringen? Beruflich ist das abhängig davon, welche Zusatzsversicherungen du abgeschlossen hast, da kenn ich mich nicht aus! Nichts desto trotz, ist es besser mal ein paar Wochen zu Überbrücken als später ganz am Ende zu sein und da hat weder deine Familie noch deine Firma was von.Und wenn schon deine Ärztin die Empfehlung gegeben hat...gehts wirklich garnicht mit der Klinik, dann such dir ambulante Hilfe, aber mach was, sonst vergeudest du deine wertvolle Lebenszeit.
Ich wünsch dir Kraft!
linni
BeAk

Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von BeAk »

Liebe Jojo,

im Grunde kann ich mich meiner Vorschreiberin nur anschließen.

Und die Frage, ob Du Dich angenommen hast wie Du bist, finde ich immer noch sehr passend. Denn da scheint der Hund begraben zu liegen.

Ich habe keine Klinikerfahrung, hätte die gleiche Angst wie Du, in Deiner Situation.

Aber ich wollte immer Leben, mich nicht der Krankheit ergeben.
Ich finde mein Leben lebenswert auch mit Dystymie und wiederkehrenden schweren Episoden. Deshalb werde ich auch einen Kinikaufenthalt, wenn in Zukunft nötig, zustimmen.

Zudem ist bald Winter, vielleicht kannst Du jetzt an ehersten für eine Weile aus dem Betrieb.

Eine Psychotherapie ist zudem alle mal wichtig, spätestens nach der Entlassung aus der Klinik. Wenn Du willst das es Dir dauerhaft besser geht, kommst Du nicht um sie drum rum.
912318798
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Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von 912318798 »

Grüß Euch!
Immer wieder danke für Euren Einsatz, wenn es darum geht, jemandem einen guten Rat zu geben!
Nicht nur, was mich angeht; ich sehe Eure Stellungnahmen und Beiträge in so vielen Themen. Bei Bea habe ich sogar schon den Eindruck, es mit einem Fachmann zu tun zu haben, wenigstens jedoch mit einer sehr erfahrenen Persönlichkeit.
Stationäre Erfahrung, nach der Du mich fragst, linni, habe ich noch keine und alle Aspekte, die Du ansprichst, treffen tatsächlich zu. Und ich habe auch jeweils keine Lösung zur Verfügung.

"Und die Frage, ob Du Dich angenommen hast wie Du bist, finde ich immer noch sehr passend. Denn da scheint der Hund begraben zu liegen."
Du hast Recht, Bea. Man hat gründlich dafür gesorgt, mir zu zeigen, wie ich bin. Daß dabei die "Selbstannahme" keine gute Position hat, ist eine logische Konsequenz - wie ich das sehe.
Allerdings befürchte ich, viele vergrabene Hunde zu besitzen.
Gestern hat mir meine FÄ ein Angebot für die Teilnahme an einer Gruppentherapie unterbreitet. Selbst davor fürchte ich mich, da ich mich um meine Anonymität sorge. Oder besser darum, nicht neuen potentiellen Quälgeistern offeriert zu werden.

Letztendlich ist es jedoch schon richtig, wenn Ihr die Notwendigkeit der Initiative betont.
Schade nur, daß ich auch dieser Erwartung/Anforderung nicht Folge leisten kann!

Liebe Grüße und bleibt stark!

Jojo
BeAk

Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von BeAk »

Liebe Jojo,

meine angebliche Kompetenz ist Teil meiner Störung. Und zumindest mit diesem Teil von mir hadere ich auch noch. Bin also nur einen Schritt weiter als Du.

Ich kann Deine Einwände gegen eine Gruppentherapie verstehn, geht mir ähnlich. Deshalb ziehe ich eine Einzeltherapie vor.

Liebe Jojo, Du kannst sehr wohl Hilfe annehmen, Du mußt es nur probieren wollen.
Sunshine77
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Registriert: 11. Okt 2006, 20:55

Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von Sunshine77 »

Denke die Erwartungshaltung ist ein ganz wesentlicher Punkt.Aber mal was zum Thema "sich selbst helfen müssen"... Dazu fällt mir spontan was ein was eine ältere Dame letztens zu mir im Gespräch sagte als sie von früher sprach...

"Früher MUßTE man funktionieren um zu überleben! Da hat keiner danach gefragt ob es dir gut ginge, ob du glücklich bist oder ob du dazu genug Kraft hast, usw. Man hat einfach GEMACHT statt ständig drüber zu grübeln, ob und wie und was alles passiert wenn. Heute hat man den "Luxus" darüber überhaupt nachdenken zu können ohne dass man verhungert."

Denke da hat sie wirklich einen guten Punkt vorgebracht und zeigt wiedermal dass wir uns doch häufig selbst im Weg stehen. Denn ich bezweifel dass die Meisten von uns in einer depressiven Phase z.B. kein Essen daheim haben - der Hunger treibt uns in den Laden egal wie sehr man vorher dachte man schafft es nicht aus dem Haus....

Kann da also doch teilweise nachvollziehen warum nicht depressive Menschen nicht verstehen können, warum alles so ein großer Kraftakt für uns ist. Und im Endeffekt interessiert das WARUM auch keinen in dem Moment wenn eine Erwartungshaltung unsgegenüber geäußert wird - man hat einfach zu funktionieren... so wie es nicht-depressive ja auch manchmal müssen obwohl es ihnen auch in bestimmten Lebenssituationen "nicht gut geht".Frag mich manchmal doch, ob man die Depression nicht allzu oft und auch gerne für vieles im Leben vorschiebt statt sich den Veränderungen und Anforderungen im Leben zu stellen...
Bleib dir selbst stets treu

otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von otterchen »

Hallo Tini,

dazu möchte ich ein Zitat beisteuern:

Wenn wir alle unser Unglück auf einen gemeinsamen Haufen legten und dann jeder davon einen gleichgroßen Teil wieder an sich nehmen müsste, so würden die meisten Menschen zufrieden ihr eigenes Unglück zurücknehmen und davongehen.
(Sokrates)

Wie heißt es so schön? "better the devil you know"...

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Liber
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Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von Liber »

Liebe Jojo,

die Haltung: "ich brauche dringend Hilfe, aber nur, wenn ich nichts dafür tun muss" - die verstehe ich, weil ich sie selbst auch allzu gut kenne.

Aber: so bleibt man in der Sackgasse stecken.

Auch jemand, der sich das Bein gebrochen hat, muss erst mal bereit sein, in eine Klinik zu gehen. Er muss sich evtl. operieren lassen, die Kontrolle dabei komplett abgeben und anderen vertrauen - und dann muss er wieder laufen lernen.

Wenn er das nicht tut, wird er mit dem gebrochenen Bein zu Hause liegen bleiben, Schmerzen leiden und vielleicht nie mehr laufen können.

Was ist bei einer Depression hier so viel anders?

Sicher, man kann sich einreden, alles stürzt zusammen, wenn man mal ein paar Wochen weg wäre (was definitiv nicht stimmt!) - diese Ausrede deckt aber im Grunde nur die Angst zu, sich auf Unbekanntes, z.B. in einer Klinik oder einer Gruppentherapie einzulassen. "Ich kann ja nicht weg" - doch du kannst! Stell dir mal vor, du müsstest morgen mit gebrochenem Bein in die Klinik - dann müssten Lösungen gefunden werden und dann würden sie auch gefunden. Dass es keine Lösungen gibt, reden wir uns nur selbst ein. Weil wir krampfhaft am Alten festhalten, so sehr wir auch darunter leiden.

Ich verstehe auch nicht so recht, warum bei einer komplexen Problematik eine Gruppentherapie besser als eine Einzeltherapie sein sollte. Denn ich bin vom Gegenteil überzeugt.

Um die tiefsten Verletzungen anzuschauen, braucht es soviel Vertrauen und Offenheit, dass dies meiner Erfahrung nach nur in einer Einzeltherapie möglich ist.

Die Gruppentherapie ist eine ideale Ergänzung, aber anschließend. Dort können wiederum Muster im Beziehungsgeschehen aufgedeckt werden, wie es in der Einzeltherapie nicht möglich ist.


Die Meinung deiner Ärztin ist doch nicht das Maß aller Dinge - wenn du eine Einzeltherapie möchtest, dann gehe zu einem anderen Arzt.

Ich möchte dich einfach ein bisschen aus der Haltung "es geht nichts" aufrütteln. Es geht etwas, aber du selbst musst den ersten Schritt tun.


Alles Gute und viele Grüße
Brittka
Anita2
Beiträge: 408
Registriert: 4. Nov 2006, 19:39

Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von Anita2 »

Guten Morgen Jojo,
hallo @ all.
Nun der Beitrag mit dem "Funktionieren" hat mich dazu gebracht hier zu schreiben.
Ich habe das "Funktionieren in jeder Situation",
egal was passiert noch beigebracht bekommen.
Die Fähigkeit?? hat mich nicht vor depressiven Phasen geschützt und auch nicht vor einem völligen Zusammenbruch.
Ich habe immer nur funktioniert, nur zu welchem Preis, den Focus auf die Leistung gelegt und alles andere verdrängt.
Habe nicht gelebt, meine Bedürfnisse nicht gesehen.

Durch einen totalen Zusammenbruch kam ich in eine psychiatrische Tagesklinik und es war das Beste was mir je passiert ist. Ich habe dann immer noch funktioniert und konnte nur durch die tägliche intensive Auseinandersetzung mit mir und meinem Leben lernen meine Bedürfnisse und vieles mehr zu erkennen und meinen bisherigen Lebensweg verstehen.

Ich habe die Scheuklappen langsam fallen lassen können, konnte meine Gedanken zu meinen Bedürfnissen, meine Erwartungshaltung an mich und an mein Leben hervor holen und neu strukturieren, neu bewerten.

Ich bin froh diese Auszeit bekommen zu haben und das ich die Zeit bekam über alles nachzudenken.
Heute kann ich auch einfach mal nicht funktionieren, alles Mal sein lassen wie es ist und mich um mich selbst kümmern.
Ich wünsche mir manchmal, ich hätte die Erfahrung in der Klinik früher machen können, für mich, für mein Kind und nicht zuletzt auch für die Menschen die mir in meinem Leben begegnet sind.

Das einzige, denke ich, wobei mir das Funktionieren geholfen hat ist, die Dinge in der Klinik so schnell annehmen zu können.
Es braucht halt alles das richtige Maß und eben auch das Funktionieren.

Ich denke auch manchmal, ich habe durch das Funktionieren viel Zeit vertan, nur es ist so wie es ist und alles hat eben seine Zeit. Wenn man nicht von alleine dahin kommt sagt die Seele irgendwann Stopp und dann ist spätestens die Zeit und die Chance alles zu überdenken.

In diesem Sinne liebe Grüße
und ein schönes Wochenende an alle hier.

Anita
Calzino
Beiträge: 215
Registriert: 12. Jan 2007, 13:34

Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von Calzino »

servus jojo,

bei sind die erwartungshaltungen, die ich heute so selbst an mich stelle, ursache der krankheit. es sind ja nicht meine ursächlichen bedürfnisse, die ich da erfüllen möchte, sondern die ansichten meine früheren erzieher. nur das ich deren erwartungen eines tages mal für mich übernommen habe, und zu allem überfluss auch mein gnadenlosester richter geworden bin.

ich habe es mein ganzes leben lang nicht geschafft, diesen erwartungen gerecht zu werden und ich verurteile mich bis heute dafür.

meine bedürfnisse haben nie jemanden wirklich interessiert und ich konnte sie irgendwann auch nicht mehr wahrnehmen.

und ganz langsam dröseln wir das auf, meine thera und ich. und ich versuche zu erkennen, was dem kleinen jens damals vorenthalten wurde, damit ich es ihm heute geben kann.
es ist als müsste ich das alles nochmal durchleben. aber langsam, in vielen kleinen schritten, da spüre ich wieder was...

meine versuche meine existenz mit einem kleinen laden zu sichern habe ich jetzt eingestellt. ich kann nicht. ich bekämpfe mich da nur selbst und diesen kampf kann ich nicht gewinnen. ich nehme mir jetzt zeit für die klinik.

da ist dann noch die stigmatisierung. ja, das kenne ich auch. ich habe mich in diesem aufsatz wiedergefunden:

http://www.promentesana.ch/pdf/selbstst ... ierung.pdf

lieber jojo, wenn ich dir einen rat geben kann, dann nehme diese krankheit an und ermögliche DIR eine entsprechende behandlung. eine klinik ist da vielleicht nicht das schlechteste.

ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen.

ich wünsche dir viel kraft für die richtigen entscheidungen.

lg

jens
912318798
Beiträge: 1590
Registriert: 28. Jul 2007, 13:39

Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von 912318798 »

Grüß Euch!
@Bea: Die Erteilung solch guter Ratschläge und geradliniger Aussagen als „Teil einer Störung“ zu deuten, muß man mir erst erklären. Ich sehe dahinter eine Menge Lebenserfahrung und Engagement.
Dazu jedoch vorsichtig gefragt: Die Anzahl Deiner Beiträge deutet auf enorme Zeitinvestition in dieses Forum. Bist Du nicht besorgt, dass Du der Krankheit zu viel Raum/Zeit widmest? (Das gab es schon einmal als Thema hier!)
Die Frage, ob wir uns auf unsrer Krankheit ausruhen, habe ich mir – wie „tini“ auch schon gestellt.
Was jedoch früher „funktioniert“ hat, ohne wenn und aber, hat oft genug, wenn nicht immer, dramatisch geendet; im Suizid, in Alkohol, in der Gosse,….im Nervenzusammenbruch.
(Wir wissen, wovon wir reden, nicht wahr, Anita?)
Es gab nur nicht die „Legitimität“ als krank gelten zu dürfen.
Ich weiß heute, dass in den Reihen meiner Altvorderen Depressionen in massiver Form vorhanden waren. Kein Mensch hat sie erkannt oder sogar diagnostiziert. Wenn ich mir heute vor Augen führe, was diese Menschen durchgemacht haben, ohne dass ihnen geholfen wurde, erlebe ich eine weitere Krisis.
Und wenn mir schlecht wird im Angesicht einer zu lösenden Aufgabe, einfach weil ich Angst habe, nicht das Richtige zu tun oder dass mich die Vergangenheit überholt, so intensiv nämlich, dass mir die Hände zittern und die Luft ausgeht, werde ich dem Vorhandensein meiner Krankheit wieder gewahr und ich darf mich für kurze Zeit als berechtigt handlungsunfähig erklären.
Womit sich der Kreis schließt und die Erwartungen meines Umfeldes … aber das kennt Ihr ja schon.
@Brittka und Euch anderen guten Geistern hier:
Es geht nichts…
Experiment: Nimm eine flache Pfanne und stelle ihn auf einen Herd, in dem Feuer brennt.
Bevor der Boden der Pfanne sich erwärmt, nimm einen Frosch und setze ihn in die Mitte der Pfanne.
Beobachte den Frosch während sich die Pfanne erhitzt.
Du wirst erstaunt feststellen, dass der Frosch, obwohl er mit einiger Mühe mit einem mächtigen Satz aus der Pfanne springen könnte, still da sitzt und der Dinge harrt, so lange, bis er derart verletzt ist, dass er sich nicht mehr selbst retten kann.
Jedes Prinzip des Selbsterhaltungstriebes wird durch dieses Experiment ad absurdum geführt.
(Ich merke an, dass dieser Aussage kein entsprechendes Experiment meinerseits vorausgegangen ist und sich die Tierschützer unter uns nicht zu sorgen brauchen! Weiters sei von einem Versuch aufgrund dieses Berichtes im Sinne des Tierschutzes dringend abgeraten!)
Mag sein, Jens, dass der Ursprung meiner Erkrankung bei mir selbst zu finden ist, meinen hohen Ansprüchen,…
Dennoch behalte ich mir vor, seit Jahrzehnten Gegenwind, und in den letzten Jahren denselben gesellschaftlicher Natur zu haben. So stark, dass ich daran zugrunde zu gehen drohe.
Ich für meinen Teil könnte die Erwartungen in mich womöglich anpassen, da habe ich Dir gegenüber einen Vorteil (vielleicht?), doch meine Problematik hat sich nach außen verlagert.
Nennt man es Mobbing? Ich weiß nicht, das Vokabel scheint mir nicht adäquat, eher Hetzjagd…
Paranoia ? Ich kenne mein Umfeld.

Ich danke Euch für Eure Beiträge und weiß zu schätzen, wenn mir jemand Gutes rät!

Jedoch siehe oben…

Liebe Grüße und bleibt stark!

Jojo
BeAk

Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von BeAk »

Liebe Jojo,

meine ersten Beitrag hier schrieb ich als Angehörigen im April 2005, seit dem hat sich einiges zusammengeläppert. Unter anderem auch an Diagnosen bei mir, Anpassungsstörung, rezidivierende Depression, Dysthymie und seit einem Jahr die Diagnose einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung, welche ich nicht gut annehmen kann.
Meine Bemerkung, das meine angebliche Kompetenz störungsbedingt ist, bezieht sich auf diese Diagnose und ist wohl auch zutreffend.
Aber so ganz daneben liegst Du mit der Annahme meiner Erfahrungen auch nicht. Denn meine Depression habe ich mit ärztlicher und therapeutischer Hilfe im Griff.

Und das kannst Du auch erreichen, wenn Du willst.

Übrigens finde ich den Link von Calzino sehr hilfreich. Hast Du ihn schon gelesen?

Und zu guter letzt hier noch ein Spruch aus der Selbsthilfegrupppe: "Du kannst niemanden ändern, Du kannst nur Dich verändern."

Denk mal darüber nach.
Liber
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Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von Liber »

Beeindruckendes Beispiel, Jojo .

Im Gegensatz zu dir kann der Frosch aber nicht begreifen, was ihm geschieht, nicht? Der Selbsterhaltungstrieb wird bei diesem Experiment aus irgendeinem Grund lahmgelegt -das glaube ich durchaus - aber der Frosch ist dem ausgeliefert, weil er sich dessen nicht bewusst ist, was passiert.

Du aber schon, nicht? Du bemerkst, dass du in dieser Pfanne sitzt und dass sie immer heißer wird und dass du selbst die Kraft nicht hast, rauszuhüpfen - aber was hindert dich wirklich, zu rufen "hol mich mal jemand hier raus!"

Irgendetwas an diesem Sitzen in der Pfanne scheint dem Rufen vorzuziehen zu sein.

Aber was ???


Ich habe kürzlich einen Artikel gelesen, in dem es darum ging, dass Veränderungen deshalb so schwierig sind, weil das gegenwärtige Verhalten IM MOMENT aus subjektiver Sicht die beste Lösung ist. Etwas zu verändern würde aus dieser subjektiven Sicht eine schlechtere Lösung bedeuten.
Ich habe es bei mir versucht - und bin dabei Ängsten gefährlich nahe gekommen, die ich als schlechter zu ertragen empfand als eine Verhaltensweise zu ändern, unter der ich leide.

DA mal genau hinzuschauen, wäre wichtig!

Was meinst du dazu ?

Übrigens empfinde ich mich hier nicht als "guter Geist" - wenn ich hier schreibe, geht es immer um Themen, die mich selbst betreffen und deshalb schreibe ich.


Viele Grüße
Brittka
Clown
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Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von Clown »

«Ich habe kürzlich einen Artikel gelesen, in dem es darum ging, dass Veränderungen deshalb so schwierig sind, weil das gegenwärtige Verhalten IM MOMENT aus subjektiver Sicht die beste Lösung ist. Etwas zu verändern würde aus dieser subjektiven Sicht eine schlechtere Lösung bedeuten.
Ich habe es bei mir versucht - und bin dabei Ängsten gefährlich nahe gekommen, die ich als schlechter zu ertragen empfand als eine Verhaltensweise zu ändern, unter der ich leide.»

Spannend, spannend, liebe Brittka!
Ich wünsche dir viel Erfolg dabei.

Dein Posting spiegelt mir, dass auch ich gerade (nicht zum ersten Mal) an so einem Punkt bin. Fühlt sich aufwühlend an, nicht? Mein 'beobachtendes Selbst' gibt mir Halt - ich muss aber sehr dafür sorgen, dass ich in Kontakt damit bleibe.

Lieben Gruß aus einem klaren, sonnigen und kalten flachen Land

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
912318798
Beiträge: 1590
Registriert: 28. Jul 2007, 13:39

Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von 912318798 »

Grüß Euch zusammen!

@ Bea: Deine Geschichte zeugt wirklich von schweren Zeiten, das tut mir leid für Dich!
Ich wünschte mir, ich hätte das Format, die Dinge zu behandeln, wie Du sie meisterst.
Wie äußert sich Deine narzisstische Persönlichkeitsstörung?
Ich habe jetzt tatsächlich „Calcino’s“ empfohlenen Link besucht und Knuf’s Aufsatz zur „Stigmatisierung“ gelesen und bin zur Erkenntnis gelangt, dass ich mich bisher eher zu wenig mit der Krankheit beschäftigt habe, als denn zu viel. (Auch wenn ich in einem der Foren hier schon gelesen habe: “Mach’ Dir doch nur nicht Deine Krankheit zum Hobby…!“ )
Danke für den Link (Jens) und die nachdrückliche Aufforderung, ihn zu besuchen(Bea)!
Hätte ich diese Erklärungen schon gekannt, wären sicher einige meiner Beiträge hier ganz anders ausgefallen. Vor allem meine Äußerungen zur Annahme der Krankheit i. Zh. mit der Bewältigung.
Die Informationen sind sehr gewichtig und ich bin dabei, sie langsam aufzuarbeiten.
Dennoch fällt mir die Aufgabe unlösbar, mich selbst zu verändern, um anderen zu gefallen und wieder ins Gefüge zu passen, um den Fremstigmatisierungen entgegenzuwirken.
@Brittka: Die allgegenwärtige Angst, eine Veränderung führte zur Verschlechterung, bewirkt, dass ich an manchen Tagen nicht aus dem Bett komme, weil ich das Gefühl habe, dass alles was ich in meinem Tagwerk angreifen muss, unvollkommen und fehlerhaft sein wird, und es deshalb besser ist, unbeweglich in meinem Kokon zu verweilen. Wo nicht gehobelt, da keine Späne!
Das hindert mich im Extremfall bereits am Kochen (wie werde ich das verschmutzte Geschirr wieder sauberbekommen), am Ankleiden (ob wohl eine enge Jeans zur anfallenden Arbeit bequem genug sein wird? Ist es heute kalt draußen oder schwitze ich mit zu vielen Kleidern wieder?)
Warum der Frosch sitzen bleibt, ist unerklärlich, genau wie bei mir/uns.
Nochmals danke für Eure guten Hinweise und Gedanken!


Liebe Grüße und bleibt stark!

Jojo

P.S. Ich pachte mir das Recht, Euch als gute Geister zu sehen!
BeAk

Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von BeAk »

Liebe Jojo,

Es geht nicht darum das Du wieder funktionsfähig und angepasst für andere wirst!
Sondern es geht darum, das Du in der Lage bist (oder es lernst), Dein Leben so zu gestalten das Du Dich darin wohlfühlst.
Und das Dir die Meinungen anderer zu Deinem Leben nicht wichtig erscheinen, jedenfalls nicht wichtiger als Deine eigene Meinung.

Das wäre das Ziel der Therapie der Depression.

UND DIESES ZIEL IST ERREICHBAR!

Infomationen sind immer gut, denn sie nehmen Angst. Auch deshalb solltest Du Dich mit Infos zur Psychotherapie befassen, finde ich.

In dem Link über Selbststigmatisierung wurde auch auf das Krankheitsbild der Psychose eingegangen, sofern Du diese Diagnose nicht hast, betreffen Dich diese Infos nicht. Das schmälert aber nicht den Wert dieses Textes.

Wenn Du wissen willst, was eine narzisstische Persönlichkeitsstörung ist, google mal. Die Infos sind sehr abschreckend, wie das Vollbild der Störung. Ein Grund warum ich mit der Diagnose so meine Probleme habe. Aber ich arbeite daran.
912318798
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Re: Die Erwartungshaltung

Beitrag von 912318798 »

Ich befinde mich zurzeit im Kampf mit Knuf’s Erklärungen über die Stigmatisierung. Ich versuche, das Phänomen der narzisstischen Störung zu begreifen. (Ich habe nachgelesen; ich weiß eigentlich nicht, was ich sagen soll…!)
Die Persönlichkeitsspaltung, Identitätsverlust und alle anderen tausend psychischen Gebrechen.
Den Grund.
Warum dürfen wir nicht einfach sonnigen Gemütes durch dieses Leben gehen, unsere Aufgaben bewältigen und täglichen kleinen Erfolge erleben?
Ich würde so gerne sagen können, ich hätte nichts verbrochen, niemandem weh getan, es immer nur gut gemeint…doch umso weniger würde ich mein Leiden verstehen, annehmen können!
Ich möchte morgens wieder so gerne aufwachen, weil mir mein Kind die Decke wegzieht, einen viel zu nassen Kuss ins Gesicht drückt und mir die Sonne ins Gesicht strahlt.
Ich möchte Lächeln schenken…
Ich wünschte mir, dass diese Welt ihre Sorgen und Probleme hat und jedoch die Kraft, damit umgehen zu können, aber ich wünsche mir, dass sie frei von Angst, Terror und Erniedrigung ist, dass wir alle an dem uns zugeteilten Platz ein Teil des Ganzen sind…
Ich möchte diese ekelhaften Träume nicht mehr und nicht diese unendliche Sehnsucht nach Ruhe…
Jeden Morgen, jeden Tag…
Ich bin so froh, dass hier wer zuhört!

Liebe Grüße und bleibt stark!

Jojo 1
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