Fahre ich den Karren endgültig an die Wand?

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r.p.mcmurphy
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Registriert: 6. Mär 2006, 04:11

Fahre ich den Karren endgültig an die Wand?

Beitrag von r.p.mcmurphy »

Hallo zusammen,

nach längerer Zeit möchte ich mich mal wieder hier melden, weil mich Eure Meinung interessiert.

Kurz zu meiner Vorgeschichte:
- Bin 38 Jahre alt, habe vor ca. 9 Jahren mein BWL-Studium abgeschlossen und seitdem bei einer Steuerberatungs-/Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und in einem großen Konzern in der Bilanzierung gearbeitet;
- War in 2006 fast komplett krank geschrieben, unter anderem wegen Problemen am Arbeitsplatz (Vorgesetzte, Systemumstellungen, Gruppenwechsel); befand mich in 2006 außerdem 7 Wochen in der Reha und bin immer noch in psychotherapeutischer Behandlung;
- Ab Herbst 2006 dreimonatige Wiedereingliederung und bis Mitte 2007 gearbeitet, dann Kündigung in "beiderseitigem" Einvernehmen;
- Seit Mitte 2007 arbeitslos; besuche seit zwei Monaten mit großem Interesse einen Vorbereitungskurs zur Erstellung einer Kunstmappe; diese Mappe mit verschiedenen künstlerischen Arbeiten ist Grundlage für die Aufnahmeprüfung an einer Kunsthochschule, Akadmie bzw. Fachhochschule mit Studienbereich Design.
Stecke derzeit viel bzw. meine ganze Energie in die Erstellung einer Mappe bzw. das Malen/Zeichnen von Bildern.

Sollte ich nicht an einer Kunsthochschule aufgenommen werden, habe ich als Alternative auch schon mit dem Gedanken gespielt evtl. Sozialpädagogik zu studieren.

Habe bei meinem letzten Arbeitsamtbesuch die Aufforderung bekommen, bis Ende dieses Jahres 15 Bewerbungen zu schreiben, da ansonsten eine Sperrzeit beim ALG eintritt. Die ersten fünf Bewerbungen habe ich heute fertiggestellt, aber so, dass ich garantiert keine Stelle bekommen werde (mit absichtlichen Rechtschreibfehlern etc.) - nur um die Vorgaben des Arbeitsamts zu erfüllen. Die ganze Scheiße ist ja so lächerlich, jeder weiß es und alle spielen trotzdem mit!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Vom AA bzw. einer dafür beauftragten Ärztin wurde ich als voll arbeitsfähig in meinem vorher ausgeübten Tätigkeitsfeld eingestuft. Im Gutachten stand, dass ich zum psychischen Ausgleich ja in meiner Freizeit künstlerisch tätig werden könne und solle.

Bevor's zu lang wird, nun meine Überlegungen / Fragen:

- Wenn man neun Jahre - zuerst sehr motiviert, dann mangels Erfolg immer mehr demotiviert - in einem Bereich gearbeitet hat und eben wie gesagt nie richtige Erfolgserlebnisse hatte, sollte man es noch einmal probieren oder sich irgendetwas anderes suchen?

- Ich habe das Gefühl, dass ich mir mit meinem BWL-Studium etwas vorgemacht habe, was mich im Grunde meines Herzens eigentlich nullkommanull interessiert hat. Aber ich dachte mir: Da hast Du Sicherheit, bekommst sicher einen (gutbezahlten) Job; kannst im warmen Büro sitzen etc.

- Ich habe jedoch auch das Gefühl, dass ich mit meinem derzeitigen Verhalten den Karren endgültig an die Wand fahre, dass das BWL-Studium dann völlig für die Katz war, dass ich nach einem Kunststudium vor dem Nichts stehen werde (wenn ich überhaupt an einer Kunsthochschule aufgenommen werden sollte); dass ich dem Kunststudium fast Mitte vierzig sein werde.

- Ich fühle, wie ich mich von der Gesellschaft und Ihren Normen am liebsten verabschieden würde, von dieser Verlogenheit, der Ellenbogenmentalität, dem Globalisierungswahn, den ständigen Neuerungen, die morgen schon wieder veraltet sind etc. etc. Auf der anderen Seite bin ich Teil dieser Gesellschaft und nehme ihre Einrichtungen in Anspruch.

Ich bin enttäuscht - von mir, weil ich nichts zu Stande bringe: habe weder Erfolg im Beruf noch im Privatleben (keine Familie, längeren Beziehungen). Ich habe das Gefühl 20 Jahre zu spät dran zu sein. Verstehe darunter den Abnabelungsprozess, das Sich-über-sich-selbst-klar-werden, Verantwortung zu übernehmen etc.

Ich bin enttäuscht von vielen Mitmenschen, ehemaligen Arbeitskollegen, "Familie", gescheiterten Beziehungen.

Ich denke, dass wir alle auf dem absolut absteigenden Ast sind, dass es irgendwann einen großen Knall gibt und alles ist vorbei. Das ist sogar - so blöd es klingen mag - eine meiner Hoffnungen, ebenso, dass mein Vater bereits mit 44 gestorben ist und ich ja auch nicht mehr recht weit von diesem Alter entfernt bin.

Bitte nehmt Stellung. Kritisiert mich oder stimmt mir zu. Ich möchte Eure Meinungen wissen. Vielleicht seid Ihr ja in einer ähnlichen Situation. Würde mich interessieren wie's Euch geht.

Gruß
Patrick
Cieloazul
Beiträge: 90
Registriert: 6. Dez 2006, 18:06

Re: Fahre ich den Karren endgültig an die Wand?

Beitrag von Cieloazul »

Hallo Partick

Na ja, also....du hast schon sehr viel auf die Reihe gebracht, Hut ab!

Kann verstehen, dass du nichts mehr mit der "Ellenbogen-Gesellschaft" zu tun haben willst, doch letztlich bleibt die Frage, wie du über die Runden kommst.

> - Bin 38 Jahre alt, habe vor ca. 9 Jahren mein BWL-Studium abgeschlossen und seitdem bei einer Steuerberatungs-/Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und in einem großen Konzern in der Bilanzierung gearbeitet;- Seit Mitte 2007 arbeitslos; besuche seit zwei Monaten mit großem Interesse einen Vorbereitungskurs zur Erstellung einer Kunstmappe; diese Mappe mit verschiedenen künstlerischen Arbeiten ist Grundlage für die Aufnahmeprüfung an einer Kunsthochschule, Akadmie bzw. Fachhochschule mit Studienbereich Design. Stecke derzeit viel bzw. meine ganze Energie in die Erstellung einer Mappe bzw. das Malen/Zeichnen von Bildern.>

Ist doch toll! Da hast du ja scheinbar etwas gefunden, dass dir grosse Freude bereitet und du hast ja auch schon einen Ausweichplan...

> Sollte ich nicht an einer Kunsthochschule aufgenommen werden, habe ich als Alternative auch schon mit dem Gedanken gespielt evtl. Sozialpädagogik zu studieren. Aufforderung bekommen, bis Ende dieses Jahres 15 Bewerbungen zu schreiben, da ansonsten eine Sperrzeit beim ALG eintritt. >

Mh, da kenne ich mich nicht aus, komme nicht aus Deutschland, aber wird schon funktionieren, oder?

> Vom AA bzw. einer dafür beauftragten Ärztin wurde ich als voll arbeitsfähig in meinem vorher ausgeübten Tätigkeitsfeld eingestuft. Im Gutachten stand, dass ich zum psychischen Ausgleich ja in meiner Freizeit künstlerisch tätig werden könne und solle.>

Gegen das Gutachten kannst du nicht vorgehen?

> - Wenn man neun Jahre - zuerst sehr motiviert, dann mangels Erfolg immer mehr demotiviert - in einem Bereich gearbeitet hat und eben wie gesagt nie richtige Erfolgserlebnisse hatte, sollte man es noch einmal probieren oder sich irgendetwas anderes suchen?>

Doch! Wenns ja nicht klappen sollte, dann kannst du immer noch zurück auf deinen angestammten Beruf.

> - Ich habe das Gefühl, dass ich mir mit meinem BWL-Studium etwas vorgemacht habe, was mich im Grunde meines Herzens eigentlich nullkommanull interessiert hat. Aber ich dachte mir: Da hast Du Sicherheit, bekommst sicher einen (gutbezahlten) Job; kannst im warmen Büro sitzen etc.>

Na ja, kann schon sein. Hast du das auch mal in der Therapie beleuchtet? Ich denke, das sind ja wichtige Fragen, Ansätze, Hinterfragungen, die du mit dem Therapeuten besprechen könntest.

> - Ich habe jedoch auch das Gefühl, dass ich mit meinem derzeitigen Verhalten den Karren endgültig an die Wand fahre, dass das BWL-Studium dann völlig für die Katz war, dass ich nach einem Kunststudium vor dem Nichts stehen werde (wenn ich überhaupt an einer Kunsthochschule aufgenommen werden sollte); dass ich dem Kunststudium fast Mitte vierzig sein werde.>

Das kann dir natürlich niemand garantieren, dass du mit einem Kunsthochschulabschluss deinen Lebensunterhalt finanzieren kannst. Aber ein Versuch ists doch wert. Du hast ja scheinbar keine Familie zu ernähren.

> - Ich fühle, wie ich mich von der Gesellschaft und Ihren Normen am liebsten verabschieden würde, >

Ich weiss nicht, ob man sich dem voll u. ganz entziehen kann. Jedoch mit dem erfüllen deines Herzenswunsch kannst du dem doch sicherlich ein Schnippchen schlagen, oder?

> Ich bin enttäuscht - von mir, weil ich nichts zu Stande bringe: habe weder Erfolg im Beruf noch im Privatleben (keine Familie, längeren Beziehungen). >

Also so ganz stimmt das ja nicht! Im Beruf - obwohl er dir ja nicht gefallen hat - hattest du doch sehr Erfolg.

>Ich habe das Gefühl 20 Jahre zu spät dran zu sein. >

Besser spät, als nie! Ich hab ca. in deinem Alter auch noch versucht die Matura nach zu holen. Leider hab ichs nicht geschafft, weil ich nicht die guten Voraussetzungen wie du hatte; ich hatte zu dieser Zeit noch zwei kleine Kinder, Mann, Tiere, Haus, Garten u. wollte Matura berufsbegleitend machen. Na ja, war heillos überfordert. Ich musste mich von meinen Studienplänen (Kunstgeschichte mit Pflichtfach Latein) verabschieden. Stürzte in ein tiefes, unendliches Loch, hab dann nach einigen Jahren Kunst- u. Maltherapeutinnen-Ausbildung gemacht.

Freundeskreis, Menschen überhaupt, kannst du nicht ändern u. mit Enttäuschungen müssen wir lernen umzugehen. Du wirst neue Menschen kennen lernen, neue Freundschaften schliessen u. auch genauer auswählen, denn mit zunehmenden Alter sollte man sich nicht mehr mit "falschen" Freunden umgeben. Die Zeit ist zu kurz. Lieber wenige Freunde, dafür wirkliche!

Und wenn du deinen Weg gehst, wirst du auch wieder mehr Lebensmut fassen, dann werden "Verabschiedungs-Phantasien" in den Hintergrund treten. Geh deinen Weg, freue dich an deiner Kunst, horche in dich hinein u. male, was du da hörst! Dann entstehen ganz tolle Bilder.
Herzliche Grüsse

Cieloazul



“Malen ist eine Sprache der Empfindung, die da anhebt, wo der Ausdruck mit Worten aufhört.” Asmus Jakob Carstens (1754-1798, Maler)

Liber
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Re: Fahre ich den Karren endgültig an die Wand?

Beitrag von Liber »

Hallo Patrick,

habe gerade deine Frage gelesen. Kann im Moment noch nicht ausführlich dazu antworten.

Nur schon mal soviel: "zu spät" ist es meiner Meinung nach nie! Warum in einer falschen Richtung weitergehen, nachdem du doch klar erkannt hast, dass sie für dich falsch ist? Es zeigen sich dir außerdem Alternativen, und ich habe den Eindruck, dass du sie mit Engagement verfolgst (Kunstmappe).

Natürlich kann es passieren, dass du nach dem Studium ohne Anstellung sein wirst. Das Risiko ist dabei.

Ich habe den Eindruck, du stehst jetzt an einer Weggabelung. Spüre mal in dich, in welche Richtung es dich wirklich zieht.



Gruß derweil!
Brittka
rajo1
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Re: Fahre ich den Karren endgültig an die Wand?

Beitrag von rajo1 »

Hallo Patrick,

ich kann dich auch nur bestärken.
Du hast das , die Kunst, gefunden, was dich erfüllt, was dir liegt.
Gehe weiter deinen Weg.
Finde ich toll.
Wenn es mit der Kunsthochschule nicht klappt, kannst du dich trotzdem weiter künstlerisch fortbilden.
Da gibt es viele Möglichkeiten. Lerning by Doing.
Es gibt Künstler oder auch Lebenskünstler( Politiker oder Handwerker), die haben sich auch ohne abgeschlossenes Studium hochgearbeitet.

Und ich war noch viel älter als du, als ich nochmals ein Studium aufgenommen habe. Ich wollte und habe durch das Studium keine Anstellung gefunden. Das war auch nicht die Absicht.
Das Studium selbst, die Zeit an der Uni und alles, was damit zusammenhing, hat mir sehr viel gegeben. Ich bin "gewachsen".

Und was ich dabei an Wissen aufgenommen habe, hat mir nochmals meinen Horizont in eine ganz andere Richtung eröffnet.
Allerdings hatte ich auch in der Jugend das richtige Studium. Das wollte ich damals. Mit der Zeit , mit dem Alter ändert sich der Geschmack.

Also, nur Mut.

Schreibst du nicht auch?
Das könntest du doch gut verbinden.
Wenn es so ist, wie du schreibst, bist du mehr kreativ veranlagt als dich mit Wirtschaft und Büroarbeiten rumzuschlagen.


Ich wünsche dir Mut und Erfolg.

rajo1
Sonnensucherin
Beiträge: 312
Registriert: 11. Apr 2006, 13:28

Re: Fahre ich den Karren endgültig an die Wand?

Beitrag von Sonnensucherin »

Hallo Patrick, und alle anderen,

Du hast etwas studiert, was Dir eine finanzielle Garantie und Unabhängigkeit bietet.
Mitunter machen diese Berufe nicht wirklich Spaß, und ab einem bestimmten Alter stellen wir das in Frage. Soll das jetzt so weitergehen?
Als ich noch verheiratet war, habe ich mit meinem Ex-Mann gekämpft. Schließlich hat er einen anderen Job getätigt als er erlernt hat.
Sicher habe ich viel Geld verdient, doch wollte ich mit und für Kunst arbeiten.
Ich habe gemalt, ich habe verkauft, in Galerien gearbeitet und richtige Glücksgefühle erleben dürfen.
Wenn ich zurückschaue, war das wirklich der Job, den ich machen wollte und mit dem ich ohne viel Geld glücklich war.

Aber: es ist eine harte Branche, ungerecht, und Du rennst Deinem Geld hinterher.

Was willst Du nach dem Studium machen?
Hast Du schon genaueres vor? Eventuell in einer Galerie arbeiten? Oder ganz und gar Geld verdienen mit Deiner Kunst?

Du bist dann selbständig, stell Dir vor, Du hast dann einen Rückschlag. Wie willst Du die Krankheitszeit finanziell überbrücken?

Glaube mir, ich kenne mich da sehr gut aus.
Natürlich möchte ich Dir Deine Pläne nicht ausreden. Doch sind all die Faktoren zu wichtig, als sie außer Acht zu lassen.

Viel Glück Dir,
Sonnensucherin
CJ43
Beiträge: 466
Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Fahre ich den Karren endgültig an die Wand?

Beitrag von CJ43 »

Hallo Patrick!
Ich finde, du bist dir sehr im Klaren darüber, welche Risiken und welche Chancen in der Hinwendung zur Kunst für dich liegen. Broterwerb contra Lebenstraum. Schwierige Frage!
Ein Beruf, der einen ernährt, aber nicht glücklich macht - ich halte es für sehr gesund und vernünftig über Alternativen nachzudenken! Am besten macht man das, was man gerne tut.
Ich selbst komme aus einem Ingenieurberuf und habe später Sozialpädagogik studiert. In dem Beruf bin ich seit einigen Jahren. Es war eine gute Entscheidung zu wechseln. Nie bereut!
Kunst ist da schon etwas unsicherer. Andererseits: du musst keine Familie ernähren, bist für dich alleine verantwortlich. Hast du Pläne, wie du das Studium finanzierst?
Kreativ sein ist das Beste, was man tun kann. Ich finde es bewundernswert, dass du an deiner Mappe arbeitest! Bei mir reicht zu Zeit der Antrieb nicht aus, mich kreativ zu betätigen, leider. Etwas Künstlerisches zu schaffen ist der Schlüssel zum Glück. (Ein Schlüssel auf jeden Fall).
Auf die Nase fallen kann man in jedem Beruf, aber ich finde, wenn schon auf die Nase fallen, dann aus eigener Kraft und mit vollem Anlauf, und nicht, weil einen das Arbeitsamt in einen öden Job gedrückt hat.

Ich drücke dir sehr die Daumen und finde es toll, dass du das Wagnis Kunststudium ins Auge fasst! Hut ab!
Viele Grüße,
Constanze
Sonnensucherin
Beiträge: 312
Registriert: 11. Apr 2006, 13:28

Re: Fahre ich den Karren endgültig an die Wand?

Beitrag von Sonnensucherin »

Oh ja...der Schlüssel zum Glück kann Kunst sein.

Ich habe seinerzeit in Frankfurt sehr viele Künstler kennengelernt, die nichts zu essen und zu trinken hatten. Von der Miete ihrer
Butze ganz zu schweigen. Kein Geld mehr für Material. Oft genug habe ich die Leute unterstützt.
Händler, welche Jahrelang davon gelebt haben und auf einmal mußten diese noch einen Nebenjob annehmen, damit sie die Ladenmiete zahlen konnten.
Was nützt eine Einladung zur Kunstmesse nach Frankreich und eine Teilnahme, doch wird nichts verkauft.

Kunst ist auch der Schlüssel, seine eigenen Gefühle auszudrücken. Nur: das will niemand sehen und kaufen.

Sorry, ich bin gerade ziemlich erbost
die Sonnensucherin
CJ43
Beiträge: 466
Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Fahre ich den Karren endgültig an die Wand?

Beitrag von CJ43 »

Hallo Sonnensucherin!
Kann es sein, dass du meine Antwort falsch verstanden hast?
Kreativ sein (wenn man es kann) ist ein Schlüssel zum Glück, ja. Das ist zumindest meine Erfahrung. Man muss es nicht hauptberuflich machen.
Ob man davon leben kann, ist eine ganz andere Frage. Das es schwer ist, liegt doch wohl auf der Hand. Und wenig bis gar kein Geld zu verdienen ist nicht lustig.
Tut mir leid, wenn du darüber erbost bist, ich halte es aber für ein Missverständnis.

Ich selbst habe kein Bafög bekommen, als ich zum 2. Mal studiert habe. Mein Partner hat uns und unsere zwei Kinder mit relativ kleinem Gehalt über Wasser gehalten, das war keine einfache Zeit.
Trotzdem,wenn man in seinem Beruf so unglücklich ist, sollte man einen Wechsel in Betracht ziehen. Für sich selbst abzuwägen, wieviel Unsicherheit man aushalten kann, dass ist doch immer die Frage. Die nimmt einem sowieso keiner ab.
Viele Grüße,
Constanze
r.p.mcmurphy
Beiträge: 170
Registriert: 6. Mär 2006, 04:11

Re: Fahre ich den Karren endgültig an die Wand?

Beitrag von r.p.mcmurphy »

Hallo zusammen,

vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, mir zu antworten!

Tja, wie geht's weiter? Einmal wird mir von Euch eher zugeraten, es zu probieren, das andere Mal überwiegt eher die Skepsis. Aber in allen Euren Antworten wird eines deutlich: nämlich, dass alles schlussendlich auf das liebe Geld hinausläuft. Wie würde ich mein Studium finanzieren? Wie gedenke ich meinen Lebensunterhalt nach einem Studium zu besttreiten? Klar, das sind genau die Fragen, die mich selbst die ganze Zeit beschäftigen.

@ Cieloazul
- Ich nehme das Gutachten so hin. Ich werde damit ja zu nichts gezwungen. Wie schon gesagt, ich schreibe meine (Schein-)Bewerbungen, damit das AA zufrieden ist und mir die Kohle weiterhin zahlt.
- Zurück in meinen angestammten Beruf: je länger ich draußen bin, desto schwieriger wird's, einen Wiedereinstieg zu finden. Ich denke, spätestens nach zwei, drei Jahren ist man endgültig raus.
- Dass ich weder Frau (ich meine eine feste Partnerin, keine kurzzeitigen Beziehungen bzw. Versuche) noch Kinder habe, betrachte ich in diesem Falle als Vorteil. Es macht unabhängiger. Ich denke, ich habe mit dem Thema abgeschlossen. Wenn's bis jetzt nichts geworden ist mit der eigenen Familie, wird's wohl auch in Zukunft nichts mehr werden. Leider?!
- Freunde: Da hab ich mich wohl nicht klar genug ausgedrückt. Ich habe einige Freunde bzw. ganz unterschiedliche Freundeskreise und pflege diese Freundschaften auch. Das ist im Grunde nicht das Problem. Meine Enttäuschungen beziehen sich mehr auf meine gescheiterten Beziehungsversuche (möchte jetzt nicht näher darauf eingehen, ist ein Thema für sich) sowie die Falschheit, Verlogenheit von Kolleginnen und Vorgesetzten.

@ Brittka
Wenn Du mir noch ausführlicher antworten möchtest: nur zu!

@ rajo1
- Klar, gibt es Leute, die ihren Weg auch ohne Ausbildung gemacht haben. Ein wesentlicher Faktor, um im Leben Erfolg zu haben, ist meiner Meinung nach, die Kunst des Selbstmarketings. Soziale Kompetenz. Etwas überspitzt ausgedrückt: Andere zu blenden, keine Skrupel zu besitzen, sich auch auf Kosten anderer zu profilieren, Ellenbogeneinsatz, Radfahrermentalität etc. Ich glaube, viele sind hier in diesem Forum auch und gerade deswegen, weil sie diese herausragenden "Softskills" einfach nicht besitzen. Traurig, aber wahr?!
Vielleicht gibt es da aber noch einen Faktor, um Erfolg zu haben: Nämlich, das zu tun, was einen tatsächlich interessiert, das zu tun, wozu man Talent hat. Dinge, die einem Spaß machen.Das wäre meine Hoffnung…

- Du fragst, ob ich schreibe. Ich habe letztes Jahr eine „Beziehungsgeschichte“ geschrieben. Es war eher ein Drama – eigene Erlebnisse, die ich wohl deswegen zu Papier bringen musste, um sie sozusagen virtuell noch einmal erleben und damit verarbeiten zu können. Wenn ich ehrlich vor mir selbst bin, habe ich herausgefunden, dass mir das Schreiben wohl doch nicht so liegt, weil seitdem nichts mehr gekommen ist. Es würde mich aber reizen, ohne Zweifel. Nur das Talent dazu ist, wie gesagt, wohl doch nicht ausgeprägt genug.

@ Sonnensucherin
Ich weiß nicht, was ich nach dem Studium machen möchte bzw. machen werde. Ich weiß aber, dass ich in dem Berufsfeld in dem ich bisher gearbeitet habe, wohl nie mehr glücklich werde.

@ Constanze 43
- Wie finanziere ich mein Studium? Ich denke, zu einem Teil mit 400-€-Jobs, zu einem Teil mit meinen Ersparnissen, zu einem Teil mit anderweitigen Einkünften.

Grüße an Euch alle
Patrick
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