nochmal von vorn...

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CI
Beiträge: 7
Registriert: 22. Okt 2007, 19:24

nochmal von vorn...

Beitrag von CI »

Also mal vorweg: Bei mir wurde noch nichts vom Hausarzt diagnositiziert, ich war zwar da, weil ich mich wegen meiner andauernden Müdigkeit, Verfrorenheit und meiner Durckkopfschmerzen untersuchen lassen wollte, aber natürlich ist da nichts bei rumgekommen. Also Schilddrüse nicht, kein Eisenmangel oder was.. nichts. Auf die ''Idee'' Depressionen kam ich erst durch eine mir bekannte Medizinstudentin, die fast das gleiche erlebt hat, wie ich.

Wenn ich versuchen soll, es zu beschreiben, dann scheitere ich grundsätzlich. Ich kann kaum einen Gedankengang über das Folgende offenbaren ohne das sich euch tausende von Fragen stellen werden, aber ich kann nicht alles beantworten, das Paradoxon, dass sich mein Leben nennt, kann man nich eben so auseinanderpflücken, da spielt zu viel rein. Ich schildere euch also erstmal, wie es mir zur Zeit geht, was ich erlebe und durchlebe und würde dann ganz einfach und gerne wissen: muss ich behandelt werden?

Natürlich möchte ich eine Behandlung umgehen, wer möchte nicht einfach so gesund durchs Leben laufen und sich sagen: das is ne Phase, das ist in ein paar Tagen vorbei.
Also, wie ich oben schrieb, war ich beim Arzt wegen Müdigkeit und Verfrorenheit. Wäre Punkt eins. Des Weiteren bin ich oft sowas von antriebslos, eine Kaffeetasse abzuwaschen kann sich als unüberwindbare Hürde herausstellen, obwohl sie keine ist. Ich kann manchmal stundenlang nur sitzen und in die Leere starren, verfalle in Grübeleien, fange manchmal, wirklich ziemlich selten, an zu weinen, aber wenn dann richtig. Auch andere Symptome wie vermehrte Selbstkritik macht sich breit, ich führe alles und jeden auf mein Verhalten zurück und bewerte es im gleichen Atemzug als negativ, glaube, ich gehe alle möglichen Leuten auf die Nerven.
Außerdem erscheint mir meistens dann alles gleichgültig, man kann mir keine Gefühlsregung mehr entlocken...
Dann aber, und so ist es auch im Moment, gibt es auch Momente, in denen ich wirklich sagen kann: es geht mir ganz gut. Vorher geht es mir nicht schlecht, aber jetzt eben ganz gut. Ich sitze nicht vor mich hinstarrend sondern unterhalte mich weitestgehend normal mit Freunden übers Internet, höre Musik, was auch immer. Sogar ein kleines Lächeln kann man mir dann mal entlocken. Sicherlich geht es mir nicht opitmal und meine familiäre Situation ist für mich immernoch nicht einfach, aber es ist, als ob ich in diesen Momenten einfach mein Kopf abschalte und dann noch nicht mal mehr fähig bin ins Grübeln zu kommen.
Das Schlimme ist: So geht es bei mir den ganzen Tag auf und ab. Erst bin ich normal und relativ fröhlich, man sieht mir nicht an, dass mich irgendwas belastet, im nächsten Moment werde ich blaß, komme ins Grübeln, usw... Das ich in Heulkrämpfen ausarte passiert Schlag auf Schlag, da brauch ich nur nen kleinen Anstoß wie z.B. heute am frühen Abend als ich ein Milka-Herz für meinen Freund kaufen wollte und dann bemerkt hab, dass ich kein Geld dabei hatte.
Eine weitere Sache die mich stört: Albträume, ich schlafe auch z.T. sehr unruhig, fühle mich morgens wie gerädert. In den Albträumen geht es vordergründig um meine Familie, ich habe einmal mit Ansehen müssen wie meine Mutter nach einem epileptischen Anfall wie von Sinnen war, nichts und niemanden erkannt hat und wie eine Wahnsinnige umhergeirrt ist, mit Schaum vor dem Mund. Ich träume nu also immer wieder diese oder ähnliche Szenen, lange Zeit wurde es besser, jetzt fange ich an, eben dies nur mit meinem Vater zu träumen, der mir einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben ist.

Nun... wenn ich in einer Situation, wie jetzt gerade bin, d.h. >>es geht mir ganz gut<<, dann bin ich natürlich der Meinung, dass ich ohne Hilfe auskommen könnte, wenn ich es denn nur wollte.
Wenn ich aber wieder verstummt auf nem Stuhl sitze, ins Grübeln komme, antriebslos werde, etc. dann habe ich das Gefühl, dass es gar nicht ohne Hilfe geht.

Sicherlich hört es sich jetzt so an wie ein normales pubertäres Verhalten, jedes Mädchen zwischen 12 und... 21? Jahren macht solche traurigen Phasen mal durch, aber ich würde ja nicht fragen, wenn es mich nich doch belasten würde, wenn es nicht eben doch schon seit etwas mehr als 2 Monaten so gehen würde, wenn ich nicht merken würde, wie verzweifelt ich bin, wenn ich wieder in diese ''Anfälle'' abrutsche...

Was meint ihr? Brauch ich ärztliche Unterstützung? Laut Selbstest auf der Seite vom Kompetenznetz ja. Aber wie gesagt im Momenten wie diesen denke ich eher 'nein'...
Ich weiß, dass es mir in einem guten halben Jahr besser gehen wird, weil ich dann von zu Hause raus kann, in mein eigenes Leben (das ist jetzt aus unterschiedlichen Gründen eben gar nicht möglich), aber irgendwie muss ich die Zeit bis dahin ja auch überstehen...
How blind can you be, don't you see, that the gambler lost, what he does not have?
CI
Beiträge: 7
Registriert: 22. Okt 2007, 19:24

Re: Es ist alles so nüchtern...

Beitrag von CI »

Ich wäre euch im Übrigen dankbar, wenn ihr mich ernst nehmt und dies nicht als Lappalie abtut...
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Denker
Beiträge: 645
Registriert: 11. Apr 2005, 13:55

Re: nochmal von vorn...

Beitrag von Denker »

Hallo Caitrionagh,
erst einmal willkommen im Forum. Hier bist du schon ganz richtig. Woher kommt nur diese Angst, dass wir dich nicht ernst nehmen könnten? Ist es vielleicht die typische depressive Denkweise, dass alle anderen viel schlimmere Probleme haben?

Es ist gut, dass dein Hausarzt zunächst einmal alle organischen Ursachen für deine Probleme ausgeschlossen hat. Nur damit solltest du dich nicht zufrieden geben. In deinem Post gibt es eine Menge Dinge, die ziemlich klar für eine Depression sprechen. Du solltest das ernst nehmen und nicht als eine pubertäre Phase abtun. Es ist dein Leben, deine Lebensqualität. Depressionen klingen zwar irgendwann auch wieder ab, aber wenn man sie nicht behandelt, kommen sie immer wieder, werden chronisch und können dir dein Leben ganz schön versauen! Also lass dir vom Hausarzt eine Überweisung für einen Facharzt (Psychiater oder Neurologe) geben.

Es ist auch überhaupt nicht ungewöhnlich, dass du dich nicht 24 Stunden am Tag depressiv fühlst, sondern dazwischen relativ normale Phasen hast. Depressionen können ohnehin tausende von Gesichtern haben.

Alles Gute
Denker
Simca
Beiträge: 18
Registriert: 22. Okt 2007, 15:06

Re: nochmal von vorn...

Beitrag von Simca »

Hallo,

also erstmal hoffe und denke ich, dass in diesem Forum jeder ernst genommen wird, diese Angst solltest Du also ablegen.

So,wie du Deine Situatuion schilderst, glaube ich, dass du Dir schnell professionelle Hilfe holen solltest. Ich weiss, das will man selbst einfach nicht wahrhaben, weil Depressioneen zwar ein Haufen Leute haben, aber die Akzeptanz im Umfeld sehr wenig vorhanden ist. Wer gibt schon gern zu, dass er krank ist, obwohl nichts zu sehen ist...
Mir ging es ähnlich: schon lange habe ich mich ständig schlapp und lustlos gefühlt, fing schnell an zu weinen, schaffte die sonst leicht von der Hand gehenden Tätigkeiten nicht mehr, konnte nicht schlafen. Dazu kamen körperliche Beschwerden, wie ständige Abgeschlagenheit, Rückenschmerzen, Hautprobleme, häufige Kopfschmerzen.... Zunächst dachte ich noch, das liegt am Stress im Job und sah die einzige Lösung darin, den Job zu wechseln.
Nach 5 Wochen im neuen Job kam dann der endgültige Zusammenbruch.
Diagnose des Hausarztes: vorübergehende Erschöpfung= paar Tage Krankschreibung und dann gehts wieder. Wollte der mich doch nach eineinhalb Wochen wieder zur Arbeit schicken und ich konnte wirklich nicht. Da hat er mich gleich stationär in die Psychatrie eingewiesen. Für mich brach die Welt scheinbar vollends zusammen und ich war nur wütend auf meinen Arzt. Im Nachhinein muss ich sagen der Aufenthalt in der Klinik war gut und richtig und hat mir schon ein Stück weiter geholfen. Aber ich bin jetzt schon 4 Monate krankgeschrieben (mittlerweile auch gekündigt), warte auf ne Reha und will bald meine Depression in den Griff bekommen.
Will also sagen, hab keine Scheu davor, Dich fachärztlich behandeln zu lassen. Erstmal bekommst Du Gewissheit, ob bei Dir tatsächlich eine Depression vorliegt( was aber nach Deiner Beschreibung offenbar zutrifft) und Du erhältst schnell Hilfe, wie Du damit umgehst, um gesund zu werden.
Ich wünsche Dir Kraft und gute Ärzte und Therapeuten. Viel Glück.
Gruß Pepapesi(Simca)
CI
Beiträge: 7
Registriert: 22. Okt 2007, 19:24

Re: nochmal von vorn...

Beitrag von CI »

... jetzt habe ich den ersten Schritt getan und die Urlaubsvertretung meines Arztes angerufen.

Ich war heute morgen auf der Arbeit und es ging gar nichts... ich bin Call Center Agent und vertreibe Zeitungen übers Telefon, bei diesem Job MUSS ich offen und fröhlich wirken. Eigentlich müsste ich heute Nachmittag auch noch arbeiten, aber da hab ich mich aus dem Plan streichen lassen.
Ich fühle so eine riesengroße, hoffnungslose Leere in mir, ich weiß nicht wo vorne und hinten ist...

Naja wie gesagt, ich habe da grade angerufen und als die mich gefragt hat, was es denn wäre, da hab ich eben gesagt, das würde ich nur ungern erzählen, habs dann auch nicht erzählt. die arzthelferin fragte dann eben auch ob ich nich wann anders die Woche vorbei kommen könne, es sei sehr viel los. Da sagte ich, dass ich nicht weiß, wann ich wieder Zeit hätte, und dass es für mich schon sehr dringend ist. Da kam nur patzig zurück, dass es ja wohl nicht darum ginge, wann ich Zeit habe, sondern wann die Zeit für mich hätten. Hat mir natürlich sofort wieder das Gefühl vermittelt unerwünscht zu sein, nicht ernst genommen zu werden, dass es ja doch nur eine Lappalie ist... ich bin mal gespannt wie die Doktorin so ist, ich hoffe freundlicher und verständnisvoller als ihre Arzthelferin...
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Simca
Beiträge: 18
Registriert: 22. Okt 2007, 15:06

Re: nochmal von vorn...

Beitrag von Simca »

Hallo CI,

das ist ja richtig blöd gelaufen mit Deinem Anruf beim Doktor. Geh doch einfach hin und lass Dich von der unfreundlichen Arzthelferin nicht entmutigen. Dir gehts doch wirklich schlecht und du brauchst Hilfe. Sonst schau doch, ob Du auch zu einer anderen Vertretung gehen kannst. Auf keinen Fall jetzt abwimmeln lassen !!!

Du schreibst, dass Du Call Center Agent bist. Oh je, da kannst Du in Deinem Zustand wirklich nicht besonders gut telefonieren. Ich weiss, wovon ich rede. Ich war selbst mal Agent und dann über ein Jahr Teamleiter,bis mich die Krankheit von den Beinen geholt hat. Und ich bin mir sicher, dass es auch neben vielen anderen Faktoren dieser Job war und ist, der Auslöser für die Erkrankung war. Vielleicht können wir uns da nochmal ausführlicher drüber austauschen. Vieleicht gibt es im Forum noch mehr Betroffene aus der Call Center Branche???

Also kurz und gut: bleib dran und lass Dir ärztlicherseits erstmal helfen.

Gruß Pepapesi
CI
Beiträge: 7
Registriert: 22. Okt 2007, 19:24

Re: nochmal von vorn...

Beitrag von CI »

Also bei mir isses eigentlich nicht die Arbeit die mich mit runtergerissen hat, eher mein familiäres Umfeld (meine Eltern haben sich getrennt, ich musste stark sein für meine Mutter, die Diabetis Typ 1 hat und durch den Stress momentan auch epileptische Anfälle bekommt, das Haus soll jetzt auch noch verkauft werden und meinem Vater ist es im Prinzip egal wie es seinen Kindern dabei geht (habe noch nen älteren Bruder, dem eh alles egal ist, steh also ohne ihn da), er zahlt für mich und gut ist, treffen uns nicht gerade regelmäßig, er glaubt mit meinen 19 Jahren bräuchte ich keinen Vater mehr, mein Freund ist unter der Woche nicht da, stehe also ziemlich einsam hier und komme mit der Art meiner Ma nicht mehr klar...). Die Depression hat sich irgendwie bei mir so eingeschlichen, ich kann nicht genau sagen, was der Auslöser war. Wahrscheinlich leide ich schon sehr viel länger dran, als mir bewusst ist... Aber der Job ist natürlich noch eine neuere Hürde für mich, weil der Druck eben da ist, Abo's schreiben zu müssen, wenn ich nicht genug Abo's mache, werde ich gekündigt oder was auch immer.
Eine Kollegin hat mich heute auch angesprochen, ob irgendwas mit mir nicht stimme und da hab ich halt nur erzählt, dass ich wohl Depressionen hab. Glücklicherweise war sie verständnisvoll, sie hat genau sowas durchgemacht, weil ihr ältester Sohn zu seinem Vater gezogen ist. Sie meinte eben auch, ich soll beim Arzt anrufen, von alleine schaff ich es nicht, das hat mir Mut gemacht, weil sie es ja auch geschafft hat...

naja so viel dazu. ...
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CI
Beiträge: 7
Registriert: 22. Okt 2007, 19:24

Re: nochmal von vorn...

Beitrag von CI »

So. Die Ärztin war schon nett, auch verständnisvoll und hat mir noch ma verstärkt ins Gewissen geredet, dass ich doch mal endlich mit meiner Mutter reden soll. Aber ich kann nicht! Ich krieg das einfach nicht hin! Ich kann nicht zu meiner Mutter gehen und sagen: Hallo Mama, falls du es nicht bemerkt hast, du benutzt mich wie einen Mülleimer, ich bin aber depressiv, das tut mir nicht gut. Guck mal Mama, ich muss schon Happy Pills nehmen..

Habe im Übrigen Doxepin 25 verschrieben bekommen, hat jemand damit schon Erfahrung gemacht? Habe nichts im Inet gefunden. Ich weiß bloß von ner Freundin, dass sie in relativ kurzer Zeit davon 6 Kg zugenommen hat...
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kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: nochmal von vorn...

Beitrag von kormoran »

hallo caitrionagh,

(ein gälischer name?)

gratuliere dass du den mut gefasst hast zur ärztin zu gehen. was das medikament betrifft, such einmal in dem anderen teil vom forum: "pharmakotherapie". da haben sicher schon viele auch über dieses medi erfahrungen ausgetauscht.

was ich dir gerne sagen möchte: von dem was du schreibst brauchst du bestimmt noch mehr unterstützung. 19 ist sehr jung und dafür bist du ja ohnehin sehr eigenständig, du siehst ziemlich klar was passiert und setzt schritte für dich zu sorgen. aber wie du ja selbst schreibst, ist das echt zu viel für dich allein. da ist eine menge passiert was auch ältere menschen ordentlich beuteln würde, und damit bist du auch noch allein.

falls dich nicht die ärztin darauf schon hingewiesen hat, frag doch nach einer psychotherapie. oder versuch es evtl einmal in einer jugendberatungsstelle. vielleicht helfen dir schon wenige gespräche weiter; vielleicht braucht es länger. aber jedenfalls musst du nicht allein damit zurecht kommen!! das ist auch kein zeichen von schwäche. und auch wenn es grade mal wieder besser geht, oder das medikament die stimmung hebt, lass dich trotzdem unterstützen. schlepp diese belastung nicht im untergrund mit.

alles gute für dich!
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
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