Therapie notwendig?

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Tina29
Beiträge: 4
Registriert: 19. Okt 2007, 14:41

Therapie notwendig?

Beitrag von Tina29 »

Hallo,

ich bin durch Zufall auf dieses Forum gestoßen und fand die Beiträge recht interessant und mich auch irgendwie angesprochen. Ich habe folgendes Problem.

Zur Zeit hadere ich mit mir einen Psychologen aufzusuchen. Ich leide seit einiger Zeit (wieder) an Angststörungen, die sich immer mehr auf alle Bereiche des Lebens auswirken. Ich hatte immer mal damit zu tun, dann war wieder alles gut, aber nun ist es irgendwie anders. Ich dachte anfangs dass es damit zu tun hat dass mich 2 Personen in meinem Leben voll belasten, mich in gewissem Maße diese Beziehungen krank machen! Also habe ich das endgültig beendet und dachte jetzt wird alles gut. Aber es wurde immer schlimmer.

Ich habe das Gefühl die Zeit zwischen aufstehen und zu Bett gehen ist eine einzige Panikattacke, ich befinde mich eigentlich den ganzen Tag in einem permanenten Angstzustand, in dem ich ständig Angst habe dass ich eine Panikattacke in der Öffentlichkeit bekommen könnte (und das passiert auch), oder dass ich gewisse Sachen (Sport im Verein etc.) nicht mehr ausführen kann oder abbrechen muss. Zur Zeit igele ich mich immer mehr ein, weil ich mich unwohl fühle, ich fühle mich dann wackelig und schwach und schwindelig, mein Blutdruck steigt an und ich weiß nicht, ob das eine Angstattacke ist, oder ob ich wirklich was physisches habe. Ich nehme zur Zeit Beta-Blocker weil mein Blutdruck horrend hoch ist. Mein Hausarzt will mich zu allen möglichen Untersuchungen schicken, aber ich halte das für sinnlos, weil ich glaube dass das alles durch meine Gewichtszunahme von über 20 Kilo kommt. Dass ich nun solche Angst habe, weil mich auch jeder jeden Tag auf mein Aussehen anspricht, und dadurch auch der hohe Blutdruck kommt. Ich bin eigentlich ständig am Essen, teilweise horrende Mengen, ohne mich jedoch zu erbrechen, o.Ä., ich esse einfach nur weil ich traurig bin dass ich so viel zugenommen habe, und dann bin ich wieder traurig weil ich es einfach nicht schaffe mein Essverhalten unter Kontrolle zu bekommen.

Jetzt hatte ich schon mal bei einer Ärztin angerufen, und auch einen Fragebogen ausgefüllt, aber die Wartezeit ist sehr lange. Ich habe aber das Gefühl dass ich nicht mehr länger warten sollte. Aber ich habe jetzt wirklich Angst einen weiteren Arzt anzurufen, weil ich mir erstens einrede es sollte kein Mann sein (warum auch immer) und weil ich Angst habe, dass ich während der Sprechstunde riesige Panik bekomme. Weil ich immer bei Ärzten Panik bekomme, und mein Blutdruck dann exorbitant ansteigt. So schiebe ich es immer weiter vor mir her.

Jetzt habe ich vor ein paar Tagen erfahren, dass meine kleine Schwester (19J.) seit über 6 Jahren an schwersten Depressionen mit Suizidgedanken leidet und auch stationär behandelt werden muss. Jetzt sollte sie bald eine Therapie beginnen, jetzt hat sie versucht sich umzubringen und ist nun endgültig eingeliefert worden. Außerdem scheint sie am Borderline-Syndrom zu leiden was aber noch nicht bestätigt ist. Das habe ich nun heute erfahren. Meine Familie ist fix und fertig, und ich natürlich auch. Ich habe das Gefühl das ich meiner Mutter nicht im Geringsten eine Hilfe sein kann weil ich in den wichtigen Momenten selbst durch Panikattacken an allem gehindert werde. Natürlich habe ich meinen Plan, meiner Mutter von meinen Problemen zu erzählen jetzt verworfen, da ich meine Mutter damit nicht auch noch belasten will, und sie und meine Schwester wirklich dringender Hilfe benötigen.

Die Leute in meinem Verein sind immer für mich da und helfen mir sehr, sind besorgt und wollen mich nicht alleine lassen. Aber sie wissen nur um meinen hohen Blutdruck, aber nicht die anderen Sachen, die ich mit mir herumschleppe.

Ich weiß nicht was ich tun soll. Ich nehme mir ständig vor einen Termin bei einem Psychologen zu vereinbaren, aber ich traue mich nicht. Und ich denke immer, dass doch alle meine Probleme nur von meinem Gewicht kommen, und wenn ich doch nur abnehmen würde, dann würden bestimmt auch alle meine Angstattacken verschwinden.
flocke
Beiträge: 3603
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Therapie notwendig?

Beitrag von flocke »

meine persönliche theorie zu dem thema ist, dass wenn es "schlimm genug" ist, es einen also massiv einschränkt, man sich eingeschränkt genug fühlt wird man sich hilfe holen. es gibt ausnahmen, da ikst das dann leider "zu spät" und man kann es nicht mehr allein, aber allgemein denke ich dass die meisten noch irgendwie in der lage sind sich hilfe zu holen.


also, solange du noch mit dir haderst, scheint es dir noch "zu gut" zu gehen. diese aussage war nicht böse gemeint.


vielleicht fehtl dir noch etwas um diesen schritt zu gehen...(?)


wenn du schnell hilfe brauchst, dann kannst du jederzeit in eine klinik gehen, wenn der fall akut ist, ansonsten bleiben dir leider nur die wartelisten der psychologen, die vollen terminpläne der psychiater (und glück durch zufall doch schnelle an einen therapieplatz zu kommen)


lg, flocke
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Tina29
Beiträge: 4
Registriert: 19. Okt 2007, 14:41

Re: Therapie notwendig?

Beitrag von Tina29 »

danke dir für deine Antwort..

ja so völlig am Ende bin ich wirklich noch nicht, aber es wird halt immer schlimmer. Dann denke ich wieder "was hab ich denn schon groß für Probleme, man kann sich auch in was reinsteigern, schau dir deine Schwester an, oder einige andere Leute hier im Forum, DIE haben wirkliche Probleme, also stell dich net so an".
flocke
Beiträge: 3603
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Therapie notwendig?

Beitrag von flocke »

nun so war es jetzt auch nicht hundertprozentig gemeint.

ich denke es ist schon wichtig eben nicht bis zu letzt zu warten, bis es zu spät ist.

mach doch nen termin beim psychiater, schaden wird es nicht, der hat ne objektivere haltung als du.

allerdings kann es halt ne wiele dauern bis man nen termin bekommt, ausser man ist privat versichert...

flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Tina29
Beiträge: 4
Registriert: 19. Okt 2007, 14:41

Re: Therapie notwendig?

Beitrag von Tina29 »

Kannst du mir noch sagen wie der Weg ausschaut!? Meine Freundin hat gesagt ich müsse zuerst zum Neurologen, der mich dann evtl. an einen Psychologen weiterverweist? Stimmt das!? Und zu allererst muss ich das ganze doch mit meinem Hausarzt besprechen oder nicht? Oder mir einfach nur eine Überweisung abholen!?

Und was ist denn der UNterschied zwischen einem Psychologischen Therapeuten und einem Psychiater?!?

Tut mir leid wenn ich so doofe Fragen stelle, aber diese ganze Materie ist einfach so neu und angsteinflößend für mich.
flocke
Beiträge: 3603
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Therapie notwendig?

Beitrag von flocke »

also als erstes soltest du zum hausarzt und dir ne überweisung zum psychiater geben lassen, dann dort nen termin ausmachen (kann bis zu drei monate dauern!) ein psychiater ist ein mediziner der sich auf psychiatrie spezielaisiert hat, sich also unter anderem mit depression usw beschäftigt.

wenn festgestellt wird dass du ne therapie brauchst, ist der nächste weg zum psycchologen (psychologischen psychotherapeut) dieser hat psychologie studiert und ne zusatzausbildung gemaxcht, darf also therapieren. es gibt verschiedene richtungen, am besten das beim psychiater auch schon mal ansprechen, bzw dich über die verschiedenen therapieformen informieren, was dir zusagt. dann gehts zum psychologen, was wiederum laneg dauern kann, die meisten haben wartelisten.

wenn ihr miteinander gut aus kommt ihr die probatorischen sitzungen rum habt und sie reguläre ztermine freihat gehts los.

unterstützend kann es notwendig sein, dass der psychiater dir medikamente verschreibt.


das war jetzt mal so ganz grob ein überblick.


ach ja, neurologe ist nicht gleich psychiater, auch wenn neurologen oft auch psychiater sind. der psychiater ist in erster linie für die medikation zuständig, der therapeut für die therapie. ein psychologe darf dir keine medikamente verschreiben. es gibt aber auch ärzte, die diese psychotherapeutenausbildung gemacht haben, das sind dann "ärztliche psychotheraoeuten"





flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
BeAk

Re: Therapie notwendig?

Beitrag von BeAk »

Liebe Tina,

suche besser gleich einen Psychiater auf, das ist der Facharzt für seelische Leiden.

Der Neurologe ist für die Nevenbahnen zuständig, nicht so sehr für die Psyche.

Eine Überweisung brauchst Du nicht zwingend. Du kannst den Psychiater auch ohne aufsuchen, es sei denn, Du willst Dir die 10,-€ Praxisgebühr sparen, nur dann brauchst Du eine Überweisung.

Ein ärztlicher oder psychologischer Psychotherapeut führt die Psychotherapie durch. Diese wird Dir sicher helfen können, nur leider haben Psychotherapeuten sehr lange Wartelisten.

Deshalb ist es sinnvoll, wenn Du jetzt zuerst mal einen Psychiater aufsuchst, der Dich stabilisieren kann, damit Du überhaupt in der Lage bist, in einer Psychotherapie an Deinen Problemen zu arbeiten.
Tina29
Beiträge: 4
Registriert: 19. Okt 2007, 14:41

Re: Therapie notwendig?

Beitrag von Tina29 »

Hallo ihr beiden,

vielen Dank für eure Antworten. Das hilft mir schon. Ich hatte ja schon eine Überweisung zum (Psychotherapeuten?), aber der hatte min. 3 Monate Wartezeit. Andere habe ich jetzt noch nicht angerufen. Ich habe einfach Schiss. Vor allem mache ich mir so Vorwürfe weil ich hier so schwach herumeiere, wo meine Schwester und meine Mutter wahrlich die Hölle auf Erden haben mit der schweren Depression meiner Schwester. Aber ich hatte hier irgendwo gelesen dass die Uniklinik sehr gut sein soll, das gibt ja wenigstens einen Hauch Hoffnung.

Auf jeden Fall bin ich dankbar dieses Forum gefunden zuhaben, die Beiträge sind sehr hilfreich, auch wenn ich oftmals schockiert bin wieviele Leute doch einen riesigen Leidensweg hinter/vor sich haben.
hanusch
Beiträge: 30
Registriert: 22. Sep 2007, 23:41

Re: Therapie notwendig?

Beitrag von hanusch »

Liebe Tina,

ich denke auch, du solltest dir auf jeden Fall Hilfe holen - wahrscheinlich am Besten zuerst beim Psychiater und danach dann beim Therapeuten.

Was ich dir aber vor allem sagen wollte: Bitte vergleiche dich nicht mit deiner Schwester. Sie hat ihre Probleme und du hast deine - man kann, ja man darf da nicht vergleichen, Leiden ist subjektiv... Ich habe oft den Gedanken gehabt, stell dich nicht so an, anderen gehts noch viel schlechter als dir, aber darum geht es nicht. Es geht darum, daß es dir nicht gut geht, und daß du Hilfe brauchst. Deiner Schwester geht es ihrerseits nicht gut und sie braucht Hilfe. Das darf dich aber nicht daran hindern, etwas für dich zu tun, im Gegenteil...

Ich wünsche dir, daß du möglichst schnell die richtige Adresse findest...

Alles Liebe
hanusch
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