Nicht abschließen können...

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Surfer
Beiträge: 42
Registriert: 29. Dez 2003, 20:32

Nicht abschließen können...

Beitrag von Surfer »

Hallo,
ich wurde vor über einem Jahr von Mitmenschen, die ich schon lange kannte, sehr enttäuscht. Seit diesem Tag versuche ich das Thema für mich "abzuschließen", schaffe dies aber in keinster Weise. Im Gegenteil: Es frisst mich von innen regelrecht auf. Auch gute Ratschläge von anderen wie z.B. "Warum kümmerst Du Dich um die faulen Äpfel, um die guten musst Du Dich kümmern" haben leider nicht den erwünschten Erfolg.
Hat irgendjemand Tipps für mich, wie ich den Abschluss des Themas schaffen kann?
Danke Surfer
Kaliope
Beiträge: 17
Registriert: 15. Okt 2007, 11:23

Re: Nicht abschließen können...

Beitrag von Kaliope »

Guten Morgen Surfer,

kann Deine Gefühle sehr nachempfinden. Leider habe ich auch kein Patentrezept um abzuschließen. Wenn ja, dann ging es mir sicher um einiges besser

Als ich vor 7 Jahren von meinem Ex betrogen wurde, ich war knapp 3 Jahre mit ihm zusammen, habe ich fast 4 Jahre gebraucht um damit einigermaßen umzugehen. Aber richtig abgeschlossen habe ich mit der Sache glaube ich immer noch nicht. Die Entäuschung ist so schmerzlich gewesen, das ich es wirklich in meinem Herzen körperlich spüren konnte. Meine ich zumindest. Die Erfahrung hat mir auch vieles genommen. Obwohl ich glücklich verheiratet bin, kann ich mich dennoch nicht so fallen lassen wie ich es damals tat. Dazu kommt, das das ja nicht die einzige negativ Erfahrung bleibt, mit Menschen die man mag oder liebt. Das ist auch der Grund, warum ich mich zurück gezogen habe, und kaum noch Freunde. Ist sicherlich nicht der richtige Weg aber der schmerzfreieste.

Jetzt hab ich viel gelabert, ohne Dir wirklich ne Hilfe zu sein.

Das hört sich vielleicht komisch an, aber als damals die Trennung war und ich in dem Verarbeitungsprozeß war, gab es irgendwann den Punkt, da merkte ich wie mich der Haß aufgefressen hat. Ich war nur noch "böse" und alles war schlecht. Zu dem Zeitpunkt entschied ich mich mich nicht auffressen zu lassen und versuchte zu verzeihen und mich auch an die schönen Dinge zu erinnern die wir erlebt hatten. Das hat mir ein kleines bischen geholfen.

LG
Kaliope
sonnenwurm
Beiträge: 275
Registriert: 26. Jul 2006, 16:14

Re: Nicht abschließen können...

Beitrag von sonnenwurm »

Guten Morgen Surfer!

Ich denke, um die faulen Äpfel muss man sich auch kümmern, denn wenn sie liegen bleiben "vergiften" sie die gesunden.

Hm, ob man mit einer tiefen Verletzung/Enttäuschung wirklich abschliessen kann, weiß ich nicht.

Ich selber habe da auch so ein Thema, das seit Jahren schmerzt (Familie) und ich habe in der Therapie nun endlich gelernt, dass es mich nicht ständig belastet und eben auffrisst.
Der erste Schritt dazu war, dass ich die Trauer über den Zustand zulasse. Ich sollte genau formulieren, warum mich das so enttäuscht/verletzt und die einfache Antwort war: weil ich es mir anders wünsche, weil ich andere Erwartungen habe. Tatsache ist jedoch, dass es nicht so ist, wie ich es mir wünsche.

Heute kann ich sagen: ich bin traurig darüber, weil ich mir meine Familie anders wünsche. Doch es ist nicht so, das akzeptiere ich und kann meine enttäuschte Erwartung loslassen.

Was ich damit sagen will: abschließen kann ich nicht endgültig, denn meine Sehnsüchte sind ja da. Aber ich habe gelernt, mit ihnen umzugehen und mich nicht davon fertig machen zu lassen.

Kannst du irgendwas damit anfangen?

Liebe Grüsse, Sonnenwurm
arielle
Beiträge: 13
Registriert: 18. Sep 2007, 13:12

Re: Nicht abschließen können...

Beitrag von arielle »

Guten Morgen@all...


Ach wie gut ich das verstehen kann,was du schreibst@surfer und Wurm:-)

Es sind sooo viele Dinge in meinem Leben,wo ich meinte mit abgeschlossen zu haben und dann kommen wieder Momente,wo alles wieder hochkommt und entweder ist es dann mit Traurigkeit verbunden,oder mit Wut.Ich bin zwar selber verheiratet und habe 2.Kinder,aber trotzdem sehne ich mich auch nach meiner "Ursprungs" Familie....Vater,Mutter,Bruder,Schwester,etc...aber warum auch immer,sind alle zerstritten und meine Eltern sind schon lange geschieden.Keinen Kontakt zur Mutter seit 4.Jahren,nicht zum Bruder,zur Schwester,nur zu meinem Vater.Irgendwie ist da der Wurm drin und ich habe alles versucht,aber irgendwie wollen die alle nicht so...ich habe irgendwann aufgehört zu kämpfen gegen etwas,was nicht machbar ist.Es war ein langer Weg das einzusehen.Ich habe immer gedacht,das meine Familie auch so denken müsste wie ich und alles harmonisch haben möchten,aber es ist mit dieser Familie einfach nicht möglich und so habe ich mir einen Ersatz geschaffen.Meine Schwiegermutter ist für mich,wie meine Mutter..am schlimmsten ist es,wenn ich bei meiner Freundin bin und Geburtstage dort gefeiert werden.Dann kommt die ganze Familie und es ist einfach nur schön...meistens ist es so,das wenn der ganze Besuch weg ist,ich dann heftig weinen muss,weil ich so traurig darüber bin,das es bei mir leider nie so sein wird und so geniesse ich das "Familienleben" eben bei meiner Freundin,was ich selber so vermisse...es ist ein kleiner Trost und ich werde auch aufgenommen,als wenn ich mit zur Familie gehöre.....

Entschuldige bitte,das ich jetzt so viel von mir selber geschrieben habe,aber man kommt automatisch wieder dahin,selber aufzuführen,wie es bei einem selber ist.

Sonnenwurm hat da was ganz wichtiges gesagt,indem man sich ganz bewusst macht,das es Dinge im Leben gibt,die wir uns ganz anders wünschen,aber leider nicht machbar sind.Setze dich mal ganz in Ruhe hin,wo du wirklich Ruhe hast und dann lasse deine Traurigkeit mal richtig zu...heule dir alles von der Seele und dann sage dir..ok,es wird nie so sein,wie ich es mir gewünscht habe,aber ich muss es so akzeptieren,weil mir keine andere Möglichkeit bleibt und dann sage dir den Spruch"Akzeptiere das Unvermeidliche"..denn das ist der erste Schritt...nehme es für dich an...das klappt:-))Ich habe für mich akzeptiert,das es nunmal so ist,wie es ist und ich durch Traurigkeit und Wut nichts verändern konnte,aber meine eigene Einstellung dazu schon.Es wird mich mein Leben lang begleiten,das es nie so ein wird,wie ich es mir wünschen würde und ich kann mittlerweile damit umgehen,auch wenn zwischendurch immer wieder Momente kommen,die mich traurig machen deswegem,aber das ist das Leben und es gehört bei mir dazu und ich akzeptiere mich,auch wenn ich deswegen Wut und Traurigkeit empfinde...es ist wie ein eigenes Verzeihen an sich selbst...


Liebe Grüsse...
Ich lebe nicht...ich bin nur sichtbar...
moonlight
Beiträge: 127
Registriert: 11. Jan 2004, 10:13
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Re: Nicht abschließen können...

Beitrag von moonlight »

Auch gute Ratschläge von anderen wie z.B. "Warum kümmerst Du Dich um die faulen Äpfel, um die guten musst Du Dich kümmern" haben leider nicht den erwünschten Erfolg.

Diese Worte kenne ich auch gut. Und sie belasten mich sehr. Ich weiß nicht, wie es dir geht, wenn du sie hörst.

Bei mir gibt's auch noch so manches zu verarbeiten. Ich komme einfach nicht drüber hinweg.
Ich habe Freundinnen, denen die Situationen bekannt sind. Mir hilft es sehr mit ihnen darüber zu reden. Sie sind objektiv.
In manchen Momenten, wenn der Schmerz darüber mich wieder einholt, flüchte ich sozusagen zu ihnen.

Aber ausnutzen möchte ich sie natürlich auch nicht, will ihnen auch nicht auf die Nerven gehen.

Mir hilft es ebenfalls sehr darüber zu schreiben.
Vielleicht magst du ja erzählen, wer dich wie enttäuscht hat.

Reden ist wichtig. Schweigen und versuchen allein damit fertig zu werden, ist ganz bestimmt der falsche Weg, weil man nun mal alles sehr einseitig sieht.

Ablenken, wenn es zu heftig wird oder man grad überhaupt nicht weiter kommt, ist auch okay. Wenn es dann anschließend wieder ein ruhigerer Moment kommt, greife ich es wieder auf, um weiter zu verarbeiten.

Liebe Grüße
Moonlight
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Es sind nicht die großen Feuden, die am meisten zählen. Es kommt darauf an, aus den kleinen viel zu machen. (J. Webster)
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