Depression belastet die ganze Familie

xayide
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Depression belastet die ganze Familie

Beitrag von xayide »

Liebe Waltraut, Lara und Demeter, endlich meld ich mich mal wieder. Die beiden letzten Wochen waren sehr anstrengend. Nächste Woche habe ich zwei Klausuren, auf die ich mich vorbereiten muss, aber ich kriege den Kopf einfach nicht frei. Am Mittwoch ist unser Hund gestorben, und so etwas nimmt mehr mit als man sich eingestehen will. Ist halt wie ein Familienmitglied. Mein Vater wurde wieder anhänglicher, aber ich habe zum Glück abgeblockt. Das fällt mir momentan recht leicht. Wie geht es Euch anderen? Liebe Grüße, Katrin
titanic
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Depression belastet die ganze Familie

Beitrag von titanic »

Hallo Ihr Lieben, geht's euch in euren "Phasen" auch so, dass ihr euch ab und zu mit der ganzen Familie verwerft? Ich habe das Gefühl, mit keinem aus unserem Haus mehr klarzukommen (Mann und Schwiegereltern), heute hat's so massiv gekracht, dass jetzt totale Funkstille herrscht. Das ganze Team (Mann und Schwiegereltern) gegen mich. Mein ohnehin schon sehr leises Empfinden, in der Sache im Recht zu sein, hat sich ganz verdünnisiert und statt dessen überlege ich mir, ob ich nicht doch meine Depressionen und meine daraus entstehenden Fehleinschätzungen an dem ganzen Dilemma schuld sind. So langsam komme ich immer mehr auf die Schiene, mich auch demnächst mit diesen Pillen ruhigstellen zu lassen, von denen viele von euch so schwärmen....Vielleicht macht das mich für die Umwelt und die Umwelt für mich erträglicher. Viele einsame Grüße Titanic
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Nein,Titanic, deine Depressionen sind bestimmt nicht schuld! Du hast bloß vielleicht endlich mal Klartext geredet und das hat alle geschockt!Ja,wir sind immer schnell dabei,uns im Unrecht zu glauben. Überlegs dir in aller Ruhe und dann steh dazu. Schon das Unverständnis wegen deinem zu Hause bleiben beim Fasching zeigt doch,daß du einen verd. schweren Stand hast! Laß dich nicht unterkriegen. Vielleicht hat ja dein Mann mal eine klare Minute,wo du mit ihm reden kannst - über die Schwiegereltern mach dir in dem Zusammenhang keine Gedanken. Und ich glaub nicht,daß irgendeiner von uns von den Wunderpillen schwärmt. Ich halte sie auch nicht für Wunderpillen. Sie helfen mir,ein bißchen mehr Gleichgewicht zu haben und wenigstens so weit klar denken zu können,daß ich meine Therapie durchstehe. Wenn du sie aus keinem andern Grund nehmen willst oder brauchst,ein familienkrach ist kein Grund! Ganz lieben aufmunternden Gruß eine zornige Waltraut
titanic
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Beitrag von titanic »

Liebe Waltraut, Danke für deine aufmunternden Worte. Mein Problem ist zur Zeit, dass ich das Gefühl habe, nirgends einen Platz zu haben, wo ich mich angenommen fühle, wo ich zu Hause bin und ICH sein darf. Meine Familie ist in zwei Parteien gespalten. Eine Partei (da, wo ich wohne) hat gar kein Verständnis für diese Krankheit und bombardiert mich teilweise mit Vorwürfen und Verbesserungstipps - die andere Partei (meine Eltern/ Geschwister) erdrückt mich förmlich mit ihrem liebgemeinten Sorgen-machen, was wieder Schuldgefühle in mir auslöst. Das ängstliche Nachfragen: "Ist denn wirklich alles in Ordnung bei dir?" nach dem Motto "Jetzt sag' bloß nichts Negatives...". Beides ist gleichermaßen schwer zu ertragen. Ich komme generell nicht klar - der Familienkrach ist nur mal wieder ein sichtbar gewordenes Zeichen davon. In dieser Woche ist noch der gemeinsame Termin mit meinem Mann beim Arzt. So, wie ich diesen herbeisehne, genauso fürchte ich ihn auch... Ich bin so froh, dass ich hier all das sagen kann, denn in meiner Familie bin ich ziemlich verstummt - alles, was ich sage, löst ja doch nur einen Flächenbrand aus. Und ich resigniere auch angesichts der Übermacht. Mit den Kindern habe ich noch Kontakt. Meine Tochter schafft es oft, mich in eine andere Gefühlsebene zu versetzen. Was das Autofahren betrifft: Setz dich nicht selbst unter Druck. Was du an einem Tag geschafft hast, muss nicht zwangsläufig alle Tage klappen. Dein Fortschritt als solches war großartig und das solltest du sehen! Danke, dass ich mich wieder mal ausweinen durfte und ich wünsche dir und allen hier einen schönen Tag! Viele Grüße Titanic
inka
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Beitrag von inka »

hi titanic, mir gehts ebenso. du sprichst von parteien-die andere partei und du-ich empfinde es ebenso: 3 gegen 1. meine eltern und adoptivschwester gegen mich. (hab ja schon im thread "angst, familie zu belasten" drüber geschrieben.) ich denke mittlerweile, dass es teils auf meiner krankheit beruht, dass ich dieses 3 GEGEN eins so empfinde. wenn ich ehrlich bin empfinde ich ja, dass ALLE (außer den forumsteilnehmern) gegen mich sind und ich muß ständig realitätsüberprüfung anwenden um zu erkennen, dass NICHT ALLE gegen mich sind. zum anderen denke ich, dass tatschlich gerade in der familie zwei parteien da sind. denn wir "kranken" sind es ja, bei denen etwas geschieht, die sich verändern, die etwas ändern wollen (zumindst geht es mir so). mir ist es heute wie schuppen von den augen gefallen. die anderen drei sind zufrieden mit dem wie es ist und war. ICH aber nicht. ich hab zwar nie was gesagt, aber ich war NIE zufrieden mit dem wie es war. und jetzt kommt alles raus. ich lasse sozusagen ständig eine bombe platzen. und klar, die anderen drei sind schockiert und verbünden sich dann erstmal vielleicht auch um sich zu schützen. denn durch meine veränderung gerät ja das gesamte familiensystem in gefahr. ... und dieses gefühl, im recht zu sein und dann doch wieder umzukippen (oder umgekippt zu werden) das habe ich auch oft. schätze ich ALLES schief ein oder habe ich recht? vielleicht gibt es auch hier wieder einen mittelweg? vielleicht gibt es auch einfach zwei verschiedene sichtweisen und kein richtig oder falsch? deine sichtweise ist für dich ebenso wahr die die sichtweise der anderen für sich. es ist ziemlich schwer, sich gegen die gesamte familien zu behaupten wenn man eh schon geschwächt ist. ich hab manchmal das gefühl, ich müßte erstmal meine gesamte familie "therapieren" bevor ich meine erkenntnisse in die tat umsetzen kann....vielleicht auch ein bißchen überheblich. es ist auf jeden fall ein einsamer weg den wir gehen, wenn das verständnis der außenwelt fehlt. übrigens, durch die pillen wede ich nicht ruhiggestellt. im gegenteil. ich bin endlich wieder fähig, klar strukturiert zu denken und zu handeln ohne in affektive zusammenbrüche zu stürzen. inka
titanic
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Depression belastet die ganze Familie

Beitrag von titanic »

Liebe Inka, ich kann mir vorstellen, wie unerträglich es gerade zurzeit für dich zu Hause ist. Ich habe mitgelesen, was du in Bezug auf den geplanten Umzug geschrieben hast. Ist denn deinen Mitmenschen wirklich nicht näher zu bringen, was eine Depression bedeutet? Vielleicht solltest du mal (zufällig und doch für alle ersichtlich) eine einschlägige Broschüre hinlegen... Aber es ist wahr - oft weiß man nicht, wer eigentlich die verschobene Sichtweise von Dingen hat, wir, die Depressiven oder die anderen, die sogenannten "gesunden" Angehörigen. Ich ertappe mich oft dabei, meine Angehörigen ebenfalls zu "diagnostizieren", dass der eine oder andere von ihnen evtl. einen seelischen Knacks hat und sehe sogar ab und zu die Sache so, dass ich die einzig "Gesunde" bin!!! In einem kranken System eben. Hoffte sogar insgeheim, dass beim gemeinsamen Arztbesuch seelische Macken meines Mannes "auffliegen" und ich nur insofern krank sei, als dass ich GESUNDE Reaktionen darauf habe. Pech- war nicht so - Medikamente und Klinikaufenthalt wurden MIR angeboten. Mir fehlt aber immer noch der Plan, etwas zu unternehmen und eine Entscheidung hinsichtlich Medis etc. zu treffen. Ich habe doch auch richtig gute Zeiten zwischendurch, in denen ich ungeahnte Energien entwickele und nicht glauben kann, dass es mir jemals wieder schlechter gehen sollte. Auf den Boden der Tatsachen holen mich dann leider immer wieder meine monatlichen Abstürze zurück, bei denen ich das ganze Ausmaß meiner "Erkrankung" spüre. Liebe Inka, ich wünsche dir von Herzen, dass irgendwann einmal deine Angehörigen mehr Verständnis für dich entwickeln, dass du wenigstens diesen Kampf weniger hast. Viele liebe Grüße Titanic
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Liebe Titanic, zu deiner Erfahrung,daß du oft bei anderen mehr Macken feststellst als bei dir,ein Gedanke: die Krankheit besteht nicht daraus,wie viele Macken einer hat,sondern ob und wie er unter seinen Macken leidet. Mein Mann ist z.B. mindestens genauso antriebsarm wie ich,aber er leidet kein bißchen darunter,sondern hockt einfach in seinem bequemen Sessel und schaut fern! Und da sind wir halt Meister... Lieben Gruß Waltraut
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Liebe Titanic, "Ich ertappe mich oft dabei, meine Angehörigen ebenfalls zu "diagnostizieren", dass der eine oder andere von ihnen evtl. einen seelischen Knacks hat und sehe sogar ab und zu die Sache so, dass ich die einzig "Gesunde" bin!!! In einem kranken System eben. Hoffte sogar insgeheim, dass beim gemeinsamen Arztbesuch seelische Macken meines Mannes "auffliegen" und ich nur insofern krank sei, als dass ich GESUNDE Reaktionen darauf habe. Pech- war nicht so - Medikamente und Klinikaufenthalt wurden MIR angeboten." Der Unterschied zwischen uns und einem "Gesunden" ist,daß wir unter unseren Macken leiden und uns selbst dafür verurteilen.Deshalb sind wir diejenigen,die Hilfe brauchen und denen Hilfe angeboten wird. Mein Mann ist mindestens genauso antriebsarm wie ich (in Zeiten der Depression),aber er leidet kein bißchen darunter. Er hockt sich halt gemütlich in seinen Sessel und schaut fern,während ich mir die Haare raufe und mich beschimpfe! Lieben Gruß Waltraut
titanic
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Beitrag von titanic »

Liebe Waltraut, nun - dann fügen wir uns wohl in unser Schicksal... Ich hab's ja schon immer gewußt: WIR sind die einzig NORMALEN, gell? :-)))) Die ANDEREN sehen das nur falsch. Liebe Grüße Titanic
Thomas

Depression belastet die ganze Familie

Beitrag von Thomas »

Liebe Waltraut und Titanic, da muss ich mich zu Wort melden! Die Frage, wann jemand seelisch krank ist und wann nicht, wird zunehmend dadurch entschieden, ob Verhalten und Empfindungen von Medikamenten beeinflusst werden können. Während früher z.B. Zwangsverhalten wie Waschzwang o.ä als Macke galt und (kopfschüttelnd) akzeptiert wurde, ist es heute eine Krankheit, weil man Substanzen kennt, die das "beheben" können. Bei Depr. ist es der Serotoninspiegel, bei triebgestörten Menschen sind es die Hormone. Und je feiner die Methoden werden umso eher werden wir auch dahin kommen, z.B. den Drang, immer mehr Geld vedienen zu müssen, mit Botenstoffen im Gehirn in Verbindung zu bringen. Mit der Folge, dass es auch dagegen ein Medikament geben könnte. Normalität kann "machbar" werden, aber an dieser Stelle gruselt es mich. Uns fehlen ja schlicht die Maßstäbe. Ich grüße euch und alle Thomas
maggy
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Depression belastet die ganze Familie

Beitrag von maggy »

Lieber Thomas, ich freue mich, dass Du Dich zu Wort melden "mußt", sonst hören wir ja momentan nicht so viel von Dir und wie es Dir geht (reine Feststellung). Mir läuft ein Schauer über den Rücken, wenn ich Deine Ausführungen lese und genau so empfinde ich das auch. Alles Liebe von Maggy
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Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
maggy
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Depression belastet die ganze Familie

Beitrag von maggy »

Lieber Thomas, ich freue mich, dass Du Dich zu Wort melden "mußt", sonst hören wir ja momentan nicht so viel von Dir und wie es Dir geht (reine Feststellung). Mir läuft ein Schauer über den Rücken, wenn ich Deine Ausführungen lese und genau so empfinde ich das auch. Alles Liebe von Maggy
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christabelle
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Beitrag von christabelle »

Hallo, Thomas! Schön, mal wieder von Dir zu hören - aber nichts so schön, was Du schreibst... Und was ist mit allen, denen die Medikamente nicht helfen (mich eingeschlossen)? Sind da nur die Pillen noch nicht ausgereift genug - oder bin ich dann doch "normal" nach der o.g. Definition ;-) ? Gruß Christabelle
heike56
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Beitrag von heike56 »

Lieber Thomas, ich habe meine Antwort nicht durchdacht. Spontan fällt mir ein, durch die Medikamente habe ich die Kraft mich zu entscheiden, was ich mitmachen will und wo ich nein sage. Natürlich die Gefahr durch Medi´s manipulierbar zu werden ist gegeben. Aber ich verzichte auch nicht auf ein Antibiotikum bei einer schweren Infektion, nur weil ich glaube, der Selektionsdruck der Natur würde damit untergraben. Mir graut auch vor Substanzen (Medi´s?) die uns alle zu unechten Menschen machen würden. Und leider gibt es auch immer wieder die Menschen, denen durch Antidepressiva nicht ausreichend geholfen werden kann. Wie eben auch bei den Antibiotika. Lieben Gruß Heike56
titanic
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Depression belastet die ganze Familie

Beitrag von titanic »

Lieber Thomas, ich habe mich öfter gefragt, wie es dir wohl geht und habe mich echt gefreut, wieder von dir zu hören. Dein Text gibt in etwa meine schon länger gehegte,diffuse Befürchtung wieder, dass es inoffiziell in irgendeiner Form eine "Messlatte" gibt, an der wir alle angelegt werden. Z.B. eine Angst vor diesem und jenen ist "normal", jedoch eine andere Angst, die nur wenige Menschen haben, ist "krankhaft". Ist es wirklich so ? Oder ist das subjektive Empfinden entscheidend, wie sich jemand mit dieser Angst fühlt? Ich weiß es nicht... Viele liebe Grüße an alle Titanic
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Liebe Titanic, Heike, Christabelle und Maggy, was die Frage nach meinem Wohlergehen betrifft: Da sieht es nicht gut aus. Seit Anfang dieser Woche schaffe ich keinen vollen Arbeitstag mehr und bin auch momentan nicht bei Arbeit. Und sofort fangen die familiären Probleme wieder an. Meine Frau kam soeben aus der Schule und begrüßte mich grinsend mit "Na, machst du dir ein schlaues Leben?". Herzlichen Dank, dafür! Ist ja nicht so, dass ich nicht mit ihr darüber spreche, wie es mir geht. Manche kapieren es eben nie. Das mit den Medis müsst ihr als einen kleinen philosophischen Excurs sehen, der mir eben so einfiel. Ich dachte dabei vor allem an ein Buch von einem gewissen Peter Kramer "Glück auf Rezept". Er ist ein Experte für Fluoxetin und beschreibt seine Erfahrungen mit dem Stoff. AD machen keine anderen Menschen, das ist klar. Aber sie können uns dazu verleiten, das Negative aus unserem Leben zu verbannen. In den USA wird Fluoxetin (Prozac) sozusagen schon gegen Liebeskummer verschrieben. Leidvolle Erfahrungen dieser Art auszumerzen, beraubt Menschen ihrer Reifungsmöglichkeiten. Ich sehe diese Entwicklung sehr kritisch, nicht nur in Bezug auf Medis. Die Leute wollen ihren Spaß und nur noch ihren Spaß, jede Art von Krankheit und Konflikt wird als Feind angesehen, den es zu besiegen gilt. Das heißt aber nicht im Umkehrschluss, dass man nichts gegen Krankheit tun soll oder keine AD nehmen, weil Kranksein ja so förderlich für die Entwicklung ist. Wenn einen die Depression am Leben hindert, wenn nichts mehr geht, ist fast jedes Mittel recht- entscheiden kann man das nur individuell. Wie schwierig diese Entscheidung ist, zeigt sich schon daran, wie schwer zu definieren ist, was Depr. eigentlich ist und wann es sich um eine Krankheit handelt und wann nicht. Besagter Peter Kramer sagt in seinem Buch, er habe etliche Patienten mit Fluoxetin behandelt die irgendwann sagten, sie hätten jetzt das erste Mal in ihrem Leben das Gefühl, sie selbst zu sein. Was bedeutet das für unser Verständnis von Individualität, vom Selbst, vom Ich? Suchen wir das vielleicht an der falschen Stelle und genügt eine Substanz, um alle unsere Probleme zu lösen? Offensichtlich beeinflussen diese Mittel nicht unsere Eigenschaften sondern unsere Einstellung zu uns selber, wenn sie so wirken. Unsere Sichtweise, was ein Problem ist und was nicht, wird dadurch verändert und somit auch, was normal ist und was nicht. Das tut auch Kaffee in gewisser Weise, wenn er energiebefreiend wirkt. Was uns in der Müdigkeit wie ein Berg vorkommt, wird nach ein wenig Koffein vielleicht weniger schwer. Die geheime Messlatte, von der Titanic spricht, ist ständigem Wandel unterworfen, sie kann nicht dazu dienen, uns selbst zu messen. Gerade das tun aber sehr viele Menschen und werden gerade deshalb krank, weil sie der Messlatte genügen wollen. Einen guten Tag euch allen! Thomas
maggy
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Beitrag von maggy »

Lieber Thomas, ich habe so oft aus Deinen Postings Mut, Kraft und Zuversicht geschöpft und würde Dir gerne was davon zurückgeben, weil ich gerade so viel davon habe, aber ich weiß nicht, wie ich das anstellen soll. Was brauchst Du denn? Ich umarm Dich und schick Dir alles Liebe Maggy
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Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
christabelle
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Beitrag von christabelle »

Hallo, Thomas! ...mir fehlst Du auch, das Forum ist nicht "ganz" ohne Dich! Falls ich was tun kann, sag' Bescheid - und das mit Deiner Frau würde ich nicht überbewerten (ich weiß, leicht gesagt); mir geht es ebenso; mein Mann muß jetzt jeden Tag früher von der Arbeit nach Hause kommen ("WAS, NOCH FRÜHER???"), weil ich es einfach nicht schaffe bis 18.00 alleine - also kommt er schon um 16.00 und weckt uns alle aus dem Mittagsschlaf - nicht ohne eine ähnliche Bemerkung wie Deine Frau zu machen, OBWOHL er weiß (naja, ungefähr) wie schlecht es mir geht und obwohl er ja selbst depressiv ist und weiß wie es ist... Ich bin sicher, er meint es nicht böse - und Deine Frau vielleicht auch nicht? Lieben Gruß Christabelle
chris37
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Beitrag von chris37 »

lieber thomas, manchmal hilft eine umarmung, ein liebes wort oder gar keins, ein verständnis eben. dieser pillenwahn im amiland hat ausmasse angenommen, die leider herüberschwappen. bevor ich mich mit fluoxetin zuschütten würde, müsste noch viel mehr geschehen. ich bin etwas unstrukturiert heute, eigentlich möchte ich dich gedanklich jetzt mal in den arm nehmen und dir einen guten tag wünschen. man kann nicht immer nur geben, darum nimm dir die auszeiten, solange es dir gutut. lieben gruss chris37
susan
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Beitrag von susan »

Lieber Thomas, ich wünsche dir alles Liebe, schicke dir etwas Kraft und hoffe, daß es dir bald besser geht... Lieber Gruß Susan


waltraut
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Beitrag von waltraut »

Lieber Thomas, was antwortest du eigentlich deiner Frau,wenn sie dich so lieblos anspricht? Ich kann es nicht glauben. Du bist ein so feiner,einfühlsamer,ehrlicher und herzlicher Mensch und schlägst dich so tapfer mit deiner Krankheit und den Schmerzen herum,arbeitest mehr als du kannst,um deine Firma zu retten,warum kann sie das nicht sehen??? Danke,daß du deinen Exkurs von gestern noch erklärt hast. Mir war erst nicht ganz klar,worauf du hinaus wolltest. Ich lese gerade zum zweiten Mal die Emotionale Intelligenz von Goleman. Es ist faszinierend zu sehen,wie genau die Wissenschaft den Sitz der Gefühle und die Hirnfunktionen untersucht hat und was da alles machbar ist,aber es ist auch irgendwie monströs. Wie die geklonten Kühe und Katzen. Ich denke aber,daß es doch einen großen Unterschied gibt zwischen denen,die Prozac als Wunderpille für alle empfehlen und denen,die einer schweren seelischen Beeinträchtigung,die sie lebensunfähig macht,auch durch biologisch-chemische Unterstützung beikommen wollen. Sorry,der Satz ist ein Bandwurm geworden... Ich hab übrigens mal gelesen,daß ein Antidepressivum nicht als Glückspille bezeichnet werden kann,weil es nur beim tatsächlich Depressiven wirkt. Ein Gesunder wird davon angeblich nicht beeinflußt? Aber grundsätzlich stimme ich dir zu,daß man nicht alles Leid "beseitigen" kann,daß das Leid ein wichtiger Wegweiser sein kann und daß es Probleme gibt,die keine Lösung haben. Ich hatte gestern ein sehr gutes Gespräch mit meinem Arzt. Da ich im Moment wieder unter Morgendepressionen und Antriebsschwäche leide,bei sonst ganz guter Stimmung,sprachen wir über Prophylaxe.Als ich erklärte,ich würde damit lieber noch warten,weil ich solange ich nur ADs nehme,immer noch die Kontrolle habe und auch mal absetzen kann,während ich mir mit Prophylaxe ein lebenslanges Medikament einhandle,von dem ich nicht weiß,ob ich es in einem Jahr überhaupt noch brauche. Er sagte einfach "Ich verstehe Sie ja,aber ich hielt es für richtig,es Ihnen noch einmal anzubieten." In dem Moment hab ich mich wirklich gut aufgehoben gefühlt. Du hast vor einiger Zeit deine Dosis erhöht. Hat das keine Besserung gebracht? Und wie geht es dir im Moment mit der Therapie? Thomas,weißt du eigentlich,wie schön das ist,dich wieder hier zu lesen???? Ich wünsch dir so sehr,daß es wieder aufwärts geht,mit dir und mit deiner Firma! Du hast mehrfach geschrieben,daß die Depression für dich wichtig ist und dich bereichert hat. Aber im Augenblick hab ich das Gefühl,daß sie dich zu sehr am Wickel hat und du arg strampeln mußt oder sogar dich drin "verwickelt" hast. Ich wollte,ich könnte etwas sagen,was dir hilft. So bleibt mir nur,dir ganz viel liebe Gedanken zu schicken! Paß auf dich auf! Waltraut
Monika 44

Depression belastet die ganze Familie

Beitrag von Monika 44 »

Lieber Thomas, fluwoxamin in meinem Fall hat mir wirklich geholfen über diesen ausweglosen Liebeskummer und die daraus folgende schwere Depression hinwegzuhelfen. Ich wünsche mir aber wieder ein medi-freies Leben und erhoffs mir durch die Therapie. Ich wünsche dir das es Dir bald wieder besser geht... Das Buch scheint mal wieder ein guter Tip zu sein. Aber ich glaub das in unserem Fall nichts davon da ist was Du da von amiland beschreibst. Es drückt Dich Momo
demeter
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Beitrag von demeter »

Thom, einfach ein ganz fester Drücker von mir für Dich! Ich denke ganz arg an Dich!!!! Demi
Lebe Dein Leben, bevor es Dich lebt
Jaisst
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Depression belastet die ganze Familie

Beitrag von Jaisst »

Lieber Thomas, ich wünsche Dir auch gute Besserung, helfen kann ich ja nicht. Die Reaktion deiner Frau kann ich (aus ihre Sicht) verstehen, da sie nicht wissen kann, wie es jemandem während Depressionen geht, wenn sie es nicht selbst erlebt hat, das kann man auch nicht verlangen, wir können ja auch nur Dinge/Zustände o. ä. nachvollziehen, die uns selbst widerfahren sind. Herzliche Grüße an dich von Jaisst
heike56
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Depression belastet die ganze Familie

Beitrag von heike56 »

Lieber Thomas, vielleicht hilft es dir etwas, wenn ich dir die Sonnenstrahlen schicke, die gerade auf meinen Schreibtisch fallen. Ich muss Waltraut zustimmen, wir machen es uns nicht zu leicht, wenn wir die AD´s nehmen. Sie sind überlebenswichtig bei diesen schweren Verlaufsformen. Und wie Waltraut richtig sagt, AD´s bewirken bei Gesunden nichts. Sie bekommen eher Probleme mit den Nebenwirkungen, habe ich mal gehört. Etwas provokativ gefragt, nennt man sie in den USA nur Glückspillen, weil dort evt. sehr viele Leute leichte Depri´s haben und sich dann mit Prozac einfach besser fühlen. Mit Medikamenten habe ich mich nie besser gefühlt, als zu Zeiten wo ich gar keine Depri´s hatte. Natürlich liegt in der Einnahme von Medi´s eine gewisse Gefahr Probleme nur zuzudecken und sie nicht zu bewältigen. Ich sehe sie aber mehr bei den Tranquilizern, die einfach beruhigen. Und da auch nur bei langfristiger Einnahme. Bei AD´s sehe ich das nicht so. Eine "Freundin" von mir hat Alkoholprobleme. Eine zeitlang trank sie sehr viel, und machte die Erfahrung, wenn sie abends noch einen Tranquilizer nahm, hatte sie am nächsten Morgen keinen Kater. Nahm also die Warnungen des Körpers nicht mehr wahr. Ein kleiner gedanklicher Ausflug. Dir einen ganz lieben Gruss Heike56
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