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Sunshine77
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Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von Sunshine77 »

Hallo Sandra,

Du scheinst an einem ziemlichen Tiefpunkt angekommen zu sein. Wenn dann noch Kinder da sind die versorgt werden wollen und ständig nach Aufmerksamkeit schreien bleibt wenig Platz für einen selbst. Aber ich denke den brauchst du. Hast du jemand der dich bei den tgl. Dingen entlaßten könnte? Was ist mit deinem MAnn? Vielleicht wäre eine Mutter/Kind Kur eine Option?

Ich kann was das berufliche betrifft dich sehr gut verstehen. Ich habe oft die selbigen Gedanken wie du, aber du bist "erst" 29 - und ich denke da wäre eine berufliche Veränderung durchaus noch möglich. Es gibt Weiterbildungs/Ausbildungsmöglichkeiten übers Arbeitsamt oder auch an privatschulen. Vielleicht nicht das was du ursprünglich machen wolltest aber vielleicht doch was anderes als Verkäuferin wenn du dort unglücklich bist. Mit Kind/ern ist der Weg sicherlich viel steiniger als ohne eigene Familie die funktionieren muss, aber es kann gehen. Es ist nie zu spät für einen Neuanfang Vielleicht wird er anders verlaufen als du ursprünglich gedacht hast, aber es kann trotzdem schön werden
Bleib dir selbst stets treu

Ilka
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Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von Ilka »

Hallo Sandra,

laß Dich erst mal drücken - wenn Du magst...

Kann Dich total gut verstehen.

Du schreibst mir total aus der Seele.

Leider weiß ich auch nicht wie man sich durch den steinigen, steilen Weg kämpft.....

Vielleicht erhalte ich in der Reha ab Okt. eine Anregung, kann auftanken.....

so wie jetzt, ist mein Leben auch nicht lebenswert....
Deine Gedankengänge..... hab ich auch.

Habe mich jetzt schweren Herzens durchgerungen auf der Arbeit eine längere Auszeit zu nehmen. Es scheint, daß mein Chef auch das mit macht.....
Muß auch heute mittag arbeiten - gott sei Dank nur 3 Stunden....

Ich denk an Dich!!!
Halte durch, es soll sich lohnen...., auch wenn ich es nicht so richtig glauben kann, doch die Hoffnung stirbt zuletzt.

Lieben Gruß Ilka
Chiron
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Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von Chiron »

Liebe Sandra,

zuerst einmal:"Du bist eine tolle junge Frau und Mutter."

Momentan ist es die Depri, die Dich an Deinem Leben zweifeln lässt.

Dein Wunsch war es mal Kunstschreinerin zu werden.
Ein früherer Klassenkamerad von mir wollte auch Schreiner werden. Das 1. Lehrjahr ging er nur zur Schule, im 2. durfte er Bretter sägen.
Nach der Lehre keine schönen Möbel bauen, so wie er es sich vorstellte.
In unserem Bekanntenkreis gab es ein Ehepaar, die eine eigene Schreinerei hatten. Er arbeitete unter anderem auch für Museen in ganz Deutschland um überleben zu können.
In einem langen Gespräch nahm er mir die schöne Vorstellung was ein Schreiner an wertvollen künstlerischen Arbeiten vollbringen darf.
Das kam ganz selten vor. Meistens ging es um praktischere Holzbauten.
Du hast also nichts verpasst, nur das Gefühl, das wäre schön gewesen hängt Dir nach.

Als junges Mädchen wollte ich Altenpflegerin werden. Meine Mutter riet davon ab.
Deshalb ging ins Büro. Mit 30 besuchte ich einen Kurs zur Häuslichen Krankenpflege und konnte so in die Materie reinschnuppern.
Es wäre nichts für mich gewesen.

Vielleicht gibt es bei Euch eine Schreinerei, die Du Dir mal anschauen kannst, wie es dort heutzutage zugeht. Dann siehst Du klarer als in Deinen Träumen.

Was in der Vergangenheit war, können wir nicht mehr rückgängig machen, nur noch nach vorne schauen.
Du hast die Kraft Dein Leben im gewissen Rahmen zu ändern.

Und bevor Du zusammenbrichst und dann sowieso Deine Arbeit verlierst, gehe lieber ins Krankenhaus und lass Dir helfen.
Frisch gestärkt bekommst Du dann eher wieder eine neue Arbeit.

Zwar weiß ich wie schwierig es ist in der Depri klar zu denken, doch hoffe ich trotzdem,dass ich Dich etwas aufmuntern konnte.

Alles Liebe und Gute,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Antje
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Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von Antje »

Liebe Sandra,

ja, immer diese blöden Zweifel, die falsche Rücksichtnahme auf die Familie, der Zwang, für andere da sein und funktionieren zu müssen. Jeder zieht nur noch an Dir und will etwas von Dir. Nur für Dich selbst bleibt nichts.
Am liebsten würden wir doch nur noch abhauen, ganz alleine sein, sich nur noch um uns selbst kümmern müssen, das wünsche ich mir auch sehr oft.

Jahrelang wollte ich eigentlich nur noch weg, raus aus dem Familienleben mit Kindern, Ehemann, Eltern, Schwiegereltern usw. Und auch heute gehts mir noch öfters so.

Ich denke auch oft, mein Leben, so wie es ist, ist für mich nicht lebenswert. Doch wenn es mir dann wieder besser geht, sehe ich wieder kleine Dinge, die es mir wieder lebenswerter erscheinen lassen.

Unsere Treffen in Schöntal gehören dazu. Auch wenn meine Familie davon nicht gerade begeistert ist. Oder mal ein oder zwei Stunden alleine irgendwo in der Sonne sitzen (wenn sie denn mal scheint). Diese kleinen Dinge helfen mir.

Wenn es mir total schlecht geht, ich eigentlich nichts mehr um mich herum ertragen kann, meine Kinder, mein Mann mich nur noch annerven, dann versuche ich mich an meine kleinen "Oasen" zu erinnern und versuche sie möglichst schnell in den Tag einzubauen.

Da wir nicht mehr selbst in uns ruhen, stürzen wir immer wieder in die Krankheit und Unzufriedenheit ab. Ich versuche gerade mehr innerer Ruhe und Gelassenheit zu bekommen. Es ist schwierig, aber dank der Gespräche mit Thomas sehe ich jetzt endlich wieder einen Weg. Und ich habe auch das Gefühl, daß ich auf dem richtigen Weg bin.

Die Familie wird sich nicht ändern, nur wir selbst können versuchen zu lernen, mehr in uns selbst zu ruhen und gelassener zu werden.

Ich bin noch keine 2 Tage aus dem Urlaub zurück und es kommt mir schon wieder so vor als ob ich nie weg war. Denn die Familie nimmt keine Rücksicht.

Liebe Sandra, halte durch. Du bist so ein liebenswerter Mensch, ich freue mich immer so sehr auf Dich.

Ich drücke Dich ganz fest.

Lieber Gruß

Antje
Emely
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Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von Emely »

Liebe Sandra,

was Du schreibst, berührt mich sehr.

Wir können nicht wissen, wie unser Leben verlaufen wäre, hätten wir zu einem bestimmten Zeitpunkt eine andere Entscheidung gefällt.
Wir stellen uns aber gerne vor, dass sich mit dieser einen richtigen Entscheidung ganz gewiss alles viel positiver entwickelt hätte. Ich kenne solche Gedanken, ein solches Hadern von mir selbst. - Aber ich glaube heute nicht mehr an die eine richtige Entscheidung, mit der alles viel besser gewesen wäre.

Ich frage mich, wie konnte Dein Vater Dir den Wunsch, Kunstschreinerin zu werden, verbieten? Warst Du nicht schon volljährig damals? Hast Du wirklich gebrannt für diesen Berufsweg? Oder hattest Du vielleicht Gründe, Ängste zum Beispiel, Dich bei Deinem Berufswunsch nicht durchzusetzen?

Du schreibst, Du habest nie für Deine Träume gekämpft, Dein Leben sei vorbei. - Du bist gerade mal 29 - da is nix vorbei, auch mit 39 noch nicht - nicht mal mit 49.

Fang an, für Dein Leben zu kämpfen, für Deine Wünsche! Schritt für Schritt!
Die Depression fordert uns zumeist viel Zähigkeit und Geduld ab. Und wenn man mitten im Depressionssumpf steckt, scheint kein Weg herauszuführen. Dem ist aber nicht so.

Hab Geduld mit Dir!! Fang an, Dich selbst und Deine Wünsche zu entdecken. Es ist immer Zeit für Veränderungen.

Liebe Grüße

Emely
rm
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Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von rm »

Hi Sandra, da kommt ein lieber, Hoffnung sendender Gruß von . *knuddeldrück*
kormoran
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Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von kormoran »

Liebe Sandra!
Ich möchte Dir auch ein wenig Mut schicken. Ich bin ca 6 Jahre älter als Du. Wie ich es vor einiger Zeit noch ausgedrückt hätte, stand ich vor den Trümmern meines Lebens - Eltern und Lehrer waren gleichgültig gewesen und ich selbst habe lang nicht einschätzen können was ich wirklich kann, was zu einem wenig zielgerichteten Bildungsweg führte; Lebens Beziehung ging zu Ende, ich werde also keine Familie haben. Mobbing, Depression, aus dem Job raus und viele Perspektiven zerstört. Muss jetzt langsam neu anfangen. Ich kann total gut Deine Verzweiflung nachfühlen und möchte Dir gerne mein Mitgefühl vermitteln.

MUT und ZUVERSICHT sind jetzt vielleicht leere oder provokante Worte. Trotzdem: nimm es in die Hand und setze Schritte für Dich! Eine Bekannte von mir hat mit ca 35 von einer akademischen Laufbahn auf Schreinerin umgesattelt! Allerdings ohne Kinder und in einer finanziell nicht prekären Situation.

Du bist mit Deinen Kindern allein(gelassen) und unter Druck, Geld zu verdienen. Trotzdem möchte ich Dich ermutigen, WEge zu suchen. Es gibt bestimmt welche. Du hast ein Recht auf Unterstützung in der Betreuung der Kinder, und das Recht, diese auch einzufordern. Du hast die MÖglichkeit eine berufliche Neuorientierung mit staatlicher Unterstützung zumindest zu versuchen! Und sei es nur, damit Du nicht in einigen Jahren denkst, ich hab es nicht einmal versucht. Zu spät ist es mit 29 ganz bestimmt nicht - und als "frühe" Mutter stehen Dir dann ja viele Jahre bevor, wo die Kids schon selbständiger sind!

Es fällt mir auch sehr schwer, aber jetzt wo es nun einmal so ist, sollten wir unsere Kräfte auf die Möglichkeiten für unsere Zukunft bündeln, statt sie mit der Trauer über die Erkenntnis, was bisher alles falsch gelaufen ist, zu binden (nur so viel wie nötig, um Fehler künftig zu vermeiden).
Alles Liebe!
k.
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
Antje
Beiträge: 445
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Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von Antje »

Liebe Sandra,

ich hoffe, den riesen Berg, den Du vor Augen hattest, ist nun etwas kleiner geworden.

Und es stimmt schon, es wird wieder besser, anders und auch possitiver, sobald es Dir wieder besser geht. Nur sehen wir das nicht, wenn wir so weit unten sind, nicht mehr weiter wollen, weiter können.

Auch ich bin froh, wenn bei uns nächste Woche wieder die Schule los geht. 6 Wochen Sommerferien sind für uns Mütter mit Kindern und Beruf einfach zu viel!!

Ich drück' Dich ganz, ganz fest.

Lieber Gruß

Antje
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2846
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von Nico Niedermeier »

Liebe Sun,
wir kennen uns noch auch schon viele Jahre, deshalb vertraue ich auf Sie und lasse diese grenzwertigen Beiträge im Forum stehen.....
Das wichtigste an Krisen(und das ist das einzig wichtige an Krisen) ist das man sie überlebt!!
Alles, wirklich alles Gute
Dr. Niedermeier
Cookie
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Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von Cookie »

Hallo Sun,
ich hab jetzt nicht alles gelesen, deswegen könnte es sein, dass ich was schreibe, was schon jemand anders geschrieben hat.
Erstmal: Ich kann dich auch sehr gut verstehen. Ich hab zwar keine Kinder, kenne aber auch zu gut das Gefühl, alles im Leben falsch gemacht zu haben und jetzt die Rechnung zu kriegen und nicht zurück zu können. Bei mir ist es nur umgekehrt: Ich WAR eine aufmüpfige Jugendliche und hab gemacht, was ich "wollte" und heute denke ich manchmal, hätte ich bloß gemacht, was meine Eltern von mir wollten, Abi und studieren und so, dass hätte ich heute ´n besseren Job und müsste nicht mit schwerer körperlicher Arbeit meinen bescheidenen Lebensunterhalt verdienen.

Ich habe mit 33(!!) mein Leben nochmal total umgestellt, hab ´ne Umschulung gemacht, bin 500 km weit weggezogen mit einem neuen Mann und hab ein ganz neues Leben angefangen.
Und es hat geklappt, es geht mir gut. Seit über einem Jahr hab ich sogar keine Depressionen mehr. Hab ´n tollen Thera und mich endlich dazu durchgerungen, Medis zu nehmen. Trinke und rauche nicht mehr. Gebe Freunde, die mir nicht guttun, konsequent auf.
Hab viel gelernt in meiner Therapie, z. B., dass ich nicht "selber schuld" bin an meinem Leben, sondern dass ich einfach nicht anders konnte als so zu reagieren als Jugendliche, ganz einfach um am Leben zu bleiben. Du hast damals den umgekehrten Weg eingeschlagen, aber für dich gab es auch keine andere Möglichkeit, verstehst du? Wir hatten nicht wirklich die Wahl, das scheint nur so. Wenn man so jung ist und so ´ne Scheißkindheit in den Knochen hat, dann hat man keine Wahl, dann kann man nur überleben und wir können stolz darauf sein, dass wir das geschafft haben. Jetzt sind wir erwachsen und können (müssen) uns Hilfe suchen, um in jahrelanger Arbeit unsre Seelen zu heilen, um dann irgendwann eine Wahl zu haben. Bleib dran, liebe Sun, irgendwann wirst du wissen, wie du dein Leben so verändern kannst, dass es dir gefällt. Der Schmerz, durch den du jetzt gehst ist der Weg.

Und nochwas: Man kann immer und zu jeder Zeit in seinem Leben etwas ändern, man kann es auch total umkrempeln, immer. Mann braucht Mut dafür, das stimmt. Aber manchmal ist es der Mut der Verzweiflung, du willst nicht sterben und du willst SO nicht mehr leben... Oder es ändert sich was in dir drin, deine Einstellung zum Leben, so dass eine Veränderung als selbstverständliche Konsequenz folgt und gar nicht mehr so viel Mut erfordert.

Ich hab eine Karte am Bett hängen, da steht drauf: JEDER AUGENBLICK IST EINE NEUE CHANCE

Gruß
cookie
cool
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Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von cool »

Liebe Sun,

ich erinnere mich gerade an das letzte BajuwaHren-Treffen.
Wir haben uns kurz über unsere Erkrankungen unterhalten.
Wir sind sehr leistungsfähig, brauchen aber auch unsere Ruhe- und Erholungspausen und einen Ausgleich zum Alltag.

Die Umwelt begreift das nicht unbedingt. Wir sollen immer alles können und zwar perfekt und schnell..... und dabei auch noch lächeln !

Ich habe meine Diagnose schon länger und es ist nicht leicht sie selbst zu akzeptieren, zu verstehen und mir ihr umzugehen.
Ganz wichtig ist, dass auch die Angehörigen lernen müssen. Schicke deinen Ehemann an die UNI München in eine Psychoedukationsgruppe für Angehörige, auch wenn sein Urlaub dafür drauf geht.
Vielleicht lernt er dann, dass er seinen Geburtstag auch mal selber organisieren kann.

Deine Trauer um verlorene Lebensjahre und Möglichkeiten kann ich sehr gut nachvollziehen. Und diese Trauer ist auch wichtig und braucht seinen Platz und seine Zeit.

Die Gefahr ist, dass du in eine Depression abrutschst. Ich weiss nicht, ob deine Medikamente nun schon umgestellt wurden.

Fange jetzt an mit dem, was du schon so lange vernachlässigst hast. DENKE AN DICH !

Du brauchst Entlastung !
Die Idee eines Klinikaufenthaltes oder einer Kur finde ich sehr gut.

*bussi* Cool
cool
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Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von cool »

Liebe Sun,

das du bei den Behandlern jetzt mal die Bremse reinhaust finde ich klasse.
Die sollen wirklich mal miteinander reden, WAS sie mit dir gleichzeitig anstellen.

Mit den Medikamenten würde ich nochmal mit dem Arzt sprechen und da nachhaken.
Das du immer widerkehrende schwere Depressionen hattest ist glaube ich eindeutig. Da MUSS eine Phasenphrophylaxe her.
Und nach 2 hypomanischen oder manischen Phasen erstmal die dritte abzuwarten, finde ich seltsam.
WEIL (!) die gängigen Phasenprophylaxen eben sowohl bei rein depressiven als auch bei bipolaren gegeben werden und wirken.

Vielleicht nimmst du dir doch bald ein Herz und die notwendige Zeit und gehst zu einem Spezialisten. (Uni München, Spezialambulanz für bipolare !!!!!!!!!!)
Ausgerüstet mit den Berichten deiner Behandler reicht da vielleicht sogar ein Termin und die weitere Behandlung vor Ort läuft in die richtige Richtung.

Ich mag dich sehr Sun, deshalb sollst du die bestmögliche Hilfe bekommen. (auch wenn ich dich persönlich dorthin schleifen muss !

Ganz liebe Grüsse Cool
Emely
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Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von Emely »

Liebe Sandra,
Du sollst ja gar nicht allen antworten, sondern nur wissen, und am besten fühlen , dass wir an Dich denken.
Für mich klingt das gerade so, als sei das alles wirklich ein bisschen viel. Besprich Dich da tatsächlich mal mit Psychiater und Psychologe, so dass Dich die Therapie wohl fordert, aber nicht permanent überfordert. Denn Letzteres kann ja nicht Sinn der Sache sein.
Ich würde zunächst gar nicht das Hauptaugenmerk auf Veränderungen legen, - ich denke, die machen einem in einer Phase, in der Du Dich gerade befindest, ohnehin nur Angst - sondern für mich zu klären versuchen, was ich möchte.
Und wenn sich daraus echte Herzenswünsche ergeben, dann kommt die Kraft für Veränderungen schon mit der Zeit.
Alles Gute für Dich!!
Emely
urs.hardtfeld
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Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von urs.hardtfeld »

> Ich fühle mich so schlecht. Ich bin ein Versager. Mein Leben lang hab ich es allen Recht gemacht. War immer die brave Tochter, hab mich um meine Familie gekümmert und mich immer vergessen. Alles was man mir gesagt hat hab ich schön brav gemacht (sonst könnte sich ja jemand verletzt fühlen von mir..so doof bin ich…).

Das kommt mir ziemlich bekannt vor.

Wobei ich oft nur versucht habe, den Schein zu erwecken, ich tue das was von mir verlangt wird. Und dabei oft mehr Energie "verbraten" als wenn ich wirklich an der jeweiligen Sache drangeblieben wäre.

Aber nachher hätte manN es halt immer besser gewußt.

> Mein Traum war Kunstschreinerin zu werden,

Wenn ich nur jemals eine realistische Zukunftsvorstellung gehabt hätte.
Bin da immer nur zwischen oft einfach nur utopischen Wunschvorstellungen ´rumgeeiert, irgendwann zu Anfang meiner Gymnasialzeit (also für heutige Verhältnisse ziemlich spät) bin ich dann mal "auf den Computer gekommen", und habe irgendwann "das Hobby zum Beruf gemacht".

> und was bin ich jetzt: So ne blöde Verkäuferin die Klamotten verkauft.

Ja, und?
Über diverse Zwischenstationen ("Wohnzimmerhändler", Telefonanlagenschrauber, PC-Service etc.) wurde ich jetzt Radioverkäufer, "Chefsekretär" (sprich: Fußabtreter des Chefs, aber das sind in dem Laden eigentlich alle) und Bei-Bedarf-Admin in einem verpilzten Gemischtwarenladen im hintersten Winkel eines Provinzkaffs.

Naja, wenigstens die Kohle stimmt so halbwegs. Warum halbwegs? Absolut gesehen schon, für fulltime über die kompletten Ladenöffnungszeiten von MO-SA und ohne die Spur von Urlaub ist´s dann schon eher grenzwertig.


> Und warum bin ich im Einzelhandel: Weil mir mein Vater verboten hat Schreiner zu werden..Gott bin ich bescheuert.

Was soll ich da erst sagen?
Mir haben sie alle geraten, das Studium fertigzumachen.
Nur welches? Habe ("dank" Hotel Mama und einem nicht ganz unbedeutenden Erbanteil im Hintergrund ohne mir unmittelbar Gedanken über meine wirtschaftliche Existenz machen zu müssen) Informatik, BWL und Elektrotechnik angefangen, aber nur bei ersterem überhaupt ein paar Semester "aktiv" durchgehalten, bei den anderen war ich "nur" passiv-Leser der Skripte...

> Ich sitz nun mit 29 da und mein Leben ist vorbei. Meine Kinder werden groß, ich passe irgendwann auf meine Enkel auf

DU hast immerhin welche.
Bei mir scheiterte es schon im Vorfeld regelmäßig, denn welche Frau möchte schon so einen Vollchaoten wie mich zum Partner haben?

Die, die mich dann schließlich in ihr Herz schloß (und umgekehrt, claro), hat selbst schon mehrere Kinder (alle bereits aus dem Haus) und möchte kein weiteres.

> Warum war ich nicht ein aufmüpfiger Teenager und hab meinen Kopf durchgesetzt.

Warum war ich nicht angepaßter (und das nicht nur vordergründig, s.o.)?


> Heute muß ich arbeiten, und ich will nicht, aber ich muß.
Was meinst Du, wie ich mich morgens dazu überwinden muß, die 2km von zuhause bis zu dieser Siffbude zurückzulegen...

> Ich weiß nicht was ich mir erhoffe wenn ich das schreibe, eigentlich nichts, ausser vielleicht das mich hier jemand hört, ich nicht alleine mit meinen Gedanken bin

Ich verstehe Dich gut. Und ich fühle mich ähnlich. Glaube ich zumindest.

> Und nun kommt mir der Gedanke das ich selbst Schuld bin. Mich zu wenig ernst genommen habe und mich um alles gekümmert habe nur nicht um mich.

Wenn ich mich wenigstens um **irgendwas** gekümmert hätte, statt mehr oder weniger nur in den Tag hineinzuleben... bzw. hineinzuexistieren, denn "Leben" konnte man mein x Jahre währendes Stubenhockerdasein auch nicht unbedingt nennen.

>. Jetzt kann ich nichts mehr ändern, oder auch nur sehr wenig…mein Leben ist beschlossene Sache, ich kann nicht ausbrechen..

Auch wenn es noch so abgedroschen klingt: Es ist nie zu spät!
Auch ich mit inzwischen 40 kam mir vor wie am Ende eines Weges oder zumindest in einer Sackgasse angelangt. Und das geht mir zwischendurch immer wieder mal so, doch ich versuche inzwischen, nach jahrelangem "Treibenlassen", daran was zu ändern.

Mein größtes "Defizit" (jedenfalls sehe ich das so), nämlich "null komma garnix an formaler Ausbildung nach dem Abi", gehe ich gerade über einen Fernkurs an. OK, ich kann´s mir leisten (hoffentlich auch weiterhin), monatlich die Kursgebühren abzudrücken; weiß ja nicht wie´s bei Dir da aussieht. Aber auch für Dich gibt´s da sicher Möglichkeiten.

An meinem alles andere als Lebensfreude vermittelnden "Hauptjob" wird sich dadurch SO schnell nichts ändern, wäre auch schön blöd, das jetzt hinzuschmeißen, wo nach x Jahren "Löcher aufreißen um andere zu stopfen" endlich mal unterm Strich was hängenbleibt.

Aber es ist nicht mein Lebensziel, dort bis zum Rentenalter (welche Rente überhaupt... auch so eine "Baustelle", die ich mal angehen sollte) vor mich hin zu wursteln.
Inzwischen sehe ich´s (abgesehen von den wenigstens halbwegs zufriedenstellenden Einkünfen daraus) halt als eine Art "Lehrzeit" für den Umgang mit Kunden. Denn wer DAS "schlimme Volk", das hier tagtäglich den Laden heimsucht, halbwegs übersteht, den schreckt in der Hinsicht nicht mehr viel.

Es geht DOCH weiter, und es ist nie zu spät, den Kurs zu ändern.
Von heute auf morgen geht da nichts, jedenfalls nicht ohne daß daraus andere Probleme entstehen. Und ein richtiges "neues" Ziel (habe ja noch nicht mal ein "altes" gehabt bisher) habe ich auch noch nicht, aber aus dem "ich will weg hier und kann nicht, wohin überhaupt" wurde immerhin ein "mal schauen was es noch so gibt".
Quentin
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Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von Quentin »

Hallo Sun,

normalerweise lese ich hier nur ab und zu, schreibe aber nie.

Heute habe ich aber das Gefühl, etwas schreiben zu müssen. Ich will Dir nur eins sagen, mit 29 muß das Leben noch nicht zu Ende sein. Ich bin jetzt 41 und habe über 20 Jahre mit mir und meinem Leben Probleme gehabt. Nichts hat so funktioniert, wie ich es mir vorgestellt oder gewünscht habe. Ausbildung mit Mühe und Not bestanden, Studium nicht geschafft. Kaum noch Freunde, Beziehungen immer Chaos. Trotz allem habe ich es (teilweise schon mit drastischen Mitteln)geschafft mich rauszukämpfen.

Auch ich habe heute noch meine Durchhänger, weiß aber das es auch wieder vorbeigeht. Ich habe 40 Jahre gebraucht um eins zu lernen: Man muß nach vorne schauen und nicht zurück. Selbstvorwürfe hindern einen nur daran, weiterzuleben. Du mußt Dir immer eins denken, irgendwie hat jeder seine Leiche im Keller. Bloß die Anderen kümmert es halt nicht. Also, mach Dir nicht allzuviele Selbstvorwürfe und versuche einfach für die Zukunft daraus zu lernen.

Bis auf die Tatsache, daß ich momentan Liebeskummer habe , geht es mir eigentlich nicht schlecht.

Vielleicht konnte ich Dir ein bißchen helfen

Quentin
moonlight
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Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von moonlight »

Liebe Sandra,

wie geht es dir inzwischen?

Du hast jetzt eine ganze Menge, was du betrachtest. Ist viel zu viel auf einmal - Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft.

Die Vergangenheit kannst du nicht mehr ändern. Aber zu spät ist für dich alles noch lange nicht.

Bitte, versuche alles einzeln anzugehen.

Meine Eltern haben mich auch nicht den Beruf lernen lassen, den ich gern wollte.
Ich war zu schwach, um mich zu wehren.
Meine Eltern hätten mir auch keine Chance gelassen.

Ich war immer still. Gut ging es mir nicht damit.
Eingebracht hat mir das nichts. Meine Eltern sind nach wie vor nicht für mich da, akzeptieren mich auch heute noch nicht so wie ich bin.
Daran werde ich nichts ändern können. Aber ich bin erwachsen und will es auch nicht mehr.

Manches in meinem Leben müsste ich ändern. Mir fehlt der Mut, die Kraft. "Noch" habe ich sie nicht.

Mein Kind liebe ich sehr, dennoch wünsche ich mir manchmal einfach Ruhe.
Deshalb habe ich immer wieder Schuldgefühle.
Ich weiß ja, wie weh es tut, wenn ein Kind die Mutter braucht und sie nicht da ist.
Allerdings gibt es da einen Unterschied - mein Kind weiß, dass es geliebt ist.
Und es weiß auch, dass jeder Mensch einmal Zeit für sich braucht, mal mehr, mal weniger.
Ich denke, dass auch deine Kinder diese Basis haben - dass sie geliebt sind.
Und das Ruhebedürfnis der Eltern verstehen sie besser, als du meinst.

Kann ich gut verstehen, dass du deine Kämpfe hast, Therapie und Kids zu vereinbaren.
Mir ging es nicht anders.
Deshalb habe ich schon einen Therapie-Termin absagen müssen.
Dennoch - fordere Freunde, Nachbarn, Bekannte.
Oft ist es so, dass du diesen Menschen sogar damit gut tust, wenn du ihnen für ein paar Stunden deine Kinder anvertraust.
Mein Kind ist sogar freiwillig zur Nachbarin gegangen. Es bedeutete auch für mich Glück die beiden zu beobachten.
Das war Gewinn für alle Beteiligten.

Meine Therapeutin hat mir immer gesagt, dass es wichtig ist, mit mir liebevoll und auch geduldig umzugehen.
Das bedeutet sich die Zeit zu nehmen (auch für Entscheidungungen), die man braucht.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese Momente dann automatisch kommen und jeder Druck, den ich mir vorher gemacht hatte, vollkommen unnütz war.
Ich weiß auch, wenn ich alle Baustellen in meinem Leben betrachte, dass ich dann die Flügel strecke. Und das ist vollkommen normal. Wenn ich mal wieder alles gleichzeitig betrachte - so wie letztens auch mal wieder geschehen - dann fühle ich mich schrecklich allein, ungeliebt, ganz klein und winzig. Dann habe ich keine Lebensfreude mehr, denke, dass ich eine Looserin bin und die einzige auf der Welt, der es so geht, dass ich es nie ihm Leben schaffen werde und es auch wohl verdient hätte.
Wenn es mir dann gelingt, mal wieder aus dem Loch zu krabbeln und die Dinge in meinem Tempo und einzeln zu betrachten, sehe ich, dass alles gar nicht so hoffnungslos ist.

Es gibt niemanden, der mehrere Dinge vollkommen konzetriert, hundertprozentig gleichzeitig machen kann.
Mit dem Ändern der Lebensumstände ist es nicht anders.

Schau immer das Aktuelle oder den jeweiligen Tag an.

Und es geht nicht um Schuld - du bist nicht "schuld", dass dein Leben so gelaufen ist.

Liebe Grüße
Moonlight
.

Es sind nicht die großen Feuden, die am meisten zählen. Es kommt darauf an, aus den kleinen viel zu machen. (J. Webster)
moonlight
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Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von moonlight »

Liebe Sandra,
ich wünsche dir für morgen Mut und Kraft.
Wenn du merkst, dass es dir zu viel ist, dann ist es vollkommen okay, wenn du es sagst und so auch nicht weiter machst.

Bitte, mach dir auch nicht zu viele Gedanken deiner Kinder wegen.
Sei einfach wie du bist.
Versuche zu akzeptieren, dass du manchmal kaum oder gar nichts für sie fühlen kannst.
Die Liebe ist - das hast du ja auch wieder gemerkt - in dir. Es schieben sich nur manchmal Wolken davor.

Liebe Grüße
Moonlight
.

Es sind nicht die großen Feuden, die am meisten zählen. Es kommt darauf an, aus den kleinen viel zu machen. (J. Webster)
tomroerich
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Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von tomroerich »

Liebe Sandra,


Ich mach gerade eine neue Therapie. Seitdem grüble ich nur noch, und bin so unsicher was ich denken soll. Der Therapeut ist klasse, ich konnte auf Anhieb sehr gut mit ihm reden, sogar offener als mit meinen alten Thera, und er sagte mir schon, das es anfangs schlimmer werden könnte, da viel aus der Vergangenheit hoch kommen wird.
Nun ist einiges hoch gekommen, und ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll.
Ich fühle mich so schlecht. Ich bin ein Versager. Mein Leben lang hab ich es allen Recht gemacht. War immer die brave Tochter, hab mich um meine Familie gekümmert und mich immer vergessen. Alles was man mir gesagt hat hab ich schön brav gemacht (sonst könnte sich ja jemand verletzt fühlen von mir..so doof bin ich…).

All das, was du dir da ankreidest, hast du einmal gut gefunden. Hättest du es sonst getan? Nun findest du es nicht mehr gut und ich würds an deiner Stelle auch nicht gut finden. Du willst jetzt etwas anderes und so etwas nennt man Entwicklung. Freu dich darüber, dass du dich entwickelst - die meisten Menschen tun das nicht. Es ist nicht notwendig sich etwas anzukreiden, wenn man erkennt, dass man so nicht mehr sein möchte, wie man mal war oder noch ist. Es ist nicht nur unberechtigt, es wird dich darin hemmen, dich zu entwickeln. Es gibt nichts, was man im Leben einfach weglassen könnte, um sich zu entwickeln. Es läuft stets so ab, wie es ablaufen muss. Man kann nicht hinterher sagen "Ach wäre doch, ach hätt ich..." So ist dein Leben, so bist du. Bewerte es nicht, das darf man wirklich niemals tun.



Mein Traum war Kunstschreinerin zu werden, und was bin ich jetzt: So ne blöde Verkäuferin die Klamotten verkauft. Und warum bin ich im Einzelhandel: Weil mir mein Vater verboten hat Schreiner zu werden..Gott bin ich bescheuert.
Ich hab mein Leben aufs kleinste geplant. Heiraten-Kinder kriegen-einen auf Familie machen…und jetzt…
Ich sitz nun mit 29 da und mein Leben ist vorbei. Meine Kinder werden groß, ich passe irgendwann auf meine Enkel auf und sterbe vielleicht früh, vielleicht spät und muß vielleicht noch unendliche Qualen ausstehen…toll. Nichts lebenswertes auf dieser Welt. Was such ich hier?

Nun, das ist Unsinn, dass dein Leben vorbei ist. Du bist sogar früh dran mit deinen Erkenntnissen. Sehr viele fangen erst auf dem Sterbebett an, über ihr Leben nachzudenken. Du verdankst das dem Leiden, dass du durchmachen musst, dass du jetzt darüber nachdenkst.

Und ob du glücklich bist oder nicht, das wird nicht davon abhängen ob du Kunstschreinerin oder Verkäuferin bist. Von dieser Vorstellung muss man sich endgültig verabschieden. Wenn du jetzt deinen beruflichenTraum erfüllen würdest, würde dir das eine kleine Zeit die Möglichkeit geben, dich als etwas Besseres zu fühlen. Und dann wärst du wieder unglücklich. Dann muss vielleicht wieder was anderes her, das einem die illusion erlaubt, dann endlich könne man glücklich sein. Ist es nicht so mit den meisten Menschen. Sie verfehlen dabei genau das Allerwichtigste, sie verfehlen sich selbst. Sie ersetzen sich selbst ständig durch Träume. Du hast also nichts versäumt.

Ich möchte dir einen sehr wichtigen Gedanken nahelegen. Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, ein glückliches Leben zu führen und die ist, es genau jetzt zu führen. Wie die allermeisten Menschen bist du voll von Gedanken über die Vergangenheit und voller Sorge über die Zukunft. Man muss begreifen, dass das volkommen sinnlos ist und dass es verhindert, zu leben. Die Vergangenheit ist eine restlos abgeschlossene Sache, egal wie sie auch war. Und die Zukunft wird sich niemals so entwickeln, wie du denkst. Alles was du hast, ist das Jetzt. Lass nicht zu, dass dir der Augenblick von Gedanken ans Gestern oder Morgen verloren geht - damit verdirbt man alles. Die Vergangenheit hat dich nicht wirklich verändert - man bleibt immer Sandra oder Thomas. Die einzige Macht, die sie hat ist, dass man ständig über sie nachdenkt. Und dann glaubt man, die Zukunft müsse auch so sein - das sagst du ja auch. Du glaubst, alles müsse morgen so sein, wie es früher war. Aber das liegt nur an deinen Gedanken.

Warum war ich nicht ein aufmüpfiger Teenager und hab meinen Kopf durchgesetzt. Warum wollte ich Kinder? Warum habe/hatte ich immer das verlangen meinen Eltern helfen zu müssen? Warum wahren sie für mich nicht da? Warum kann ich keine richtigen Freundschaften aufbauen, und stoße jeden von mir? Warum kann ich keine nähe ertragen?
Ich hasse dieses Leben, meine ewige Vernunft, mein ewiges brav sein da ich jemanden verletzten könnte. Warum bin ich so geworden?

Es ist vollkommen gleichgültig, warum du so geworden bist. Hör auf, darüber gram zu sein. Es ist nicht zu ändern. Es gibt nichts Negatives, nichts, was bedauert und bereut werden müsste. Das kommt dir nur so vor, weil du es so wertest. "Brav" sein ist für viele eine Tugend. Für dich ist sie das nicht mehr, weil du es nicht mehr willst. Gut, dann lass es hinter dir. Aber du musst dem alten Kram auch die Macht nehmen. Wenn du gram bist, gibst du ihm Macht. Lächle darüber. Der größe Fehler den man machen kann, wenn man Veränderungen sucht ist der, unglücklich darüber zu sein, wie man ist. Genau das versaut dir alles. Wenn du dich beobachtest, und das solltest du so oft wie möglich tun, und du stellst fest - ah, ich war mal wieder brav - dann sei nicht sauer oder enttäuscht. Stell es einfach nur fest. Sieh dich an, wie du bist und sei einfach interessiert an jeder Nuance, die du siehst - lehne nichts ab. Wenn du ablehnst, kannst du nichts sehen. Dann verdrängst du nur und machst dich klein. Werde dein eigener Beobachter und schau, was du alles siehst. Denk auch nicht dauernd über dich nach, denn deine Gedanken werden sich immer in den alten Bahnen bewegen. Präsenz dem gegenüber, was gerade ist - das wird dich zum Efolg führen.



Und nun kommt mir der Gedanke das ich selbst Schuld bin. Mich zu wenig ernst genommen habe und mich um alles gekümmert habe nur nicht um mich. Warum? Warum bin ich als Erwachsene nicht „meinen Weg“ gegangen, warum den Weg den ich dachte das die anderen für richtig finden würden. Ich komme mir vor wie ein Roboter der sein lebenlang nur befehle ausgeführt hat.

Natürlich, du bist verantwortlich und niemand sonst. Aber das ist keine Frage der Schuld. Du verkennst, in welcher Lage man als Mensch steckt. Man geht Stufe für Stufe und wenn man zurückschaut sieht man, was man überwunden hat. Hättest du Stufen auslassen können? Deine Pubertät auslassen? Deine Kindheit? Deine Fehler? Niemand kann das.

Jetzt kann ich nichts mehr ändern, oder auch nur sehr wenig…mein Leben ist beschlossene Sache, ich kann nicht ausbrechen..ich wollte es nicht anders…habs wohl verdient…Was ist da noch lebenswert ???
Wer von euch kennt das Gefühl, und wer konnte sein Leben lebenswerter machen?

Dein Leben ist in dem Moment beschlossene Sache, wenn du nicht aus dem Traum aufwachst, dass die Vergangenheit auch die Zukunft sei. Du hast etwas sehr Wichtiges völlig richtig erkannt: Du bist ein Roboter, der Befehle ausführt. Genau das sind wir alle. 99,9% aller Menschen sind Roboter, die Befehle ausführen. Befehle, die von innen kommen und die man nicht einmal als solche erkennt. Von diesen 99,9% werden wiederum 90% niemals erfahren, dass sie Roboter sind, weil es ihnen "gut" dabei geht. Der Rest aber leidet so sehr an sich, dass er anfängt, nach Auswegen zu suchen. Genau das tust du jetzt. Du siehst jetzt, dass du nicht du selbst warst all die Jahre, dass ein Programm in der ablief und dass es schwer ist, das Programm zu stoppen. Ich habe gelernt, wie man Programme stoppt und ich habs dir oben gesagt. Und ich kann dir versichern, dass dann dein Leben überhaupt erst anfängt.
Nochmals: Denk dich nicht einfach anders und sei dann verzweifelt, dass es nicht geht. Man kann sich nicht verändern, man kann Veränderung nur zulassen. Das muss zuallererst begriffen werden und es befreit dich von dem Zwang, anders sein zu müssen. Versuch nicht, anders zu sein sondern beobachte einfach nur, was du bist. Was du denkst, was du fühlst, wie du gehst, wie deine Stimme klingt.... Dieses Beobachten ist seiner Natur nach vollkommen neutral - es ist nur Präsenz sich selbst gegenüber. Wenn du über dich selbst ärgerlich wirst, dann hast du aufgehört, zu beobachten, dann wurdest du eingefangen. Aus diesem Beobachten, dieser Präsenz dir gegenüber wird im Laufe der Zeit etwas wachsen - du wirst nicht anders können, als dich zu mögen. Du wirst sehen, dass alles an dir gut ist und das wird dich frei machen. Du wirst es immer mehr lieben, dich so zu beobachten und das löst deinen Ärger und deinen Gram einfach auf. Man löst alte Muster einfach dadurch auf, dass man sie beobachtet. Sie verschwinden - glaubs oder lass es. Sie lösen sich nicht auf durchs Nachdenken über sie, nicht durch Wut und Verzweiflung. Das alles macht sie nur stärker. Denn diese Muster, die sind garnicht Sandra. Die da beobachtet, das ist Sandra. Und gegen Sandras Kraft kann kein Problem bestehen - wenn sie da ist und beobachtet.


Lieben Gruß von

Thomas
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Clown
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Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von Clown »

Thomas!

Sandra,

Lieben Gruß (die Luft hier - traumhaft!!!)
Clown
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Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von Clown »

Lieber Thomas, liebe Sandra,

ich muss mich nochmal melden, weil ich einfach so klasse finde, was Thomas hier auf den Punkt gebracht hat.
Es gibt mir selber wieder Mut und Schwung für mein Entwickeln, und ab und zu lese ich wieder den einen oder anderen Satz, sozusagen um ihn mir auf der Zunge (eigentlich aber eher im Herzen) zergehen zu lassen.

So z. B. das hier:

«Es ist nicht notwendig sich etwas anzukreiden, wenn man erkennt, dass man so nicht mehr sein möchte, wie man mal war oder noch ist. Es ist nicht nur unberechtigt, es wird dich darin hemmen, dich zu entwickeln. Es gibt nichts, was man im Leben einfach weglassen könnte, um sich zu entwickeln. Es läuft stets so ab, wie es ablaufen muss.»

Grüße!
Clown
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Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von maggy »

Ihr Lieben,

ich hab jetzt nicht den ganzen Thread gelesen, aber ich habe in meinem Leben die Erfahrung gemacht:

Für mich war es sehr NOT-wendig mir erstmal etwas "anzukreiden"; denn sonst hätte ich gar nicht erkennen können wie die NOT sich wenden kann. Es reichte nicht, dass ich so nicht mehr sein wollte, wie ich war. Alles andere hätte mich daran gehindert mich zu ent-wickeln. Eben, es gibt nichts, was ich im Leben einfach hätte weglassen können, um mich zu ent-wickeln (so verwickelt wie ich war ): Es läuft stets so ab, wie es ablaufen muss, auch wenn ich mir zur Wendung der Not (bei mir bestand die Not in erster Linie aus Depressionen und Panikattacken) erstmal was ankreiden muß,um dann allmählich zu mir gemäßen Erkenntnissen zu kommen. Das bloße Erkennen alleine hätte da nicht gereicht.

Liebe Sandra, es ist lange her, dass wir uns mal gesehen haben, aber ich habe Dich als wunderbare junge Frau und stolze und liebevolle Mutter erlebt.

Du erlebst Dich manchmal anders und auch das ist in Ordnung.

Alles Liebe
von
Maggy
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Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von tomroerich »

Liebe Maggy,

das mit dem Ankreiden war genau so gemeint, wie es in deinem Spruch steht. Es bedeutet einfach nur, dass man keine negativen Gefühle gegenüber dem haben muss, was man meint, nicht mehr sein zu dürfen, denn so bekämpft man das Leben. Warum? Weil wir nicht unser Leben leben sondern sich das Leben durch uns offenbart. Das kann ales Mögliche sein, aber es ist niemals ein Fehler. Jeder tut in jedem Augenblick das, was ihm möglich und was er vom Leben zu offenbaren in der Lage ist.

Die Erkenntnis, dass man nun darüber hinauswachsen soll beinhaltet bereits das Wissen, wohin die Reise gehen will. Man ist bereit für neues und das Alte will und muss sterben. Es sind Wehen einer zukünftigen Existenz. Gramhafte Gefühle über die sog. "Fehler" der Vergangenheit halten dich in dieser fest. Nun ja, sich was ankreiden kann ja auch ein nüchterner Blick sein und der kann gut tun. Nur Sandra geißelt sich fast schon für ihre "Blödheit" und ich glaube, das ist umsonst und verbraucht ne Menge Kraft. Und es ist unberechtigt. Macht es etwa Sinn, mich heute dafür lächerlich zu finden, dass ich mal im Sandkasten gespielt habe?

Lieben Gruß

Thomas
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Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von tomroerich »

Hi liebe Clown,


ich hab dir zwar noch nicht verziehen, dass du einfach vom Schwabenländle abgedüst bist, aber ich bin kurz davor

Ich hoffe, man sieht sich....


Thomas
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Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von maggy »

Lieber Thomas,

heute kreide ich mir auch nix mehr an .

Ich war auch lange der Ansicht, dass es doch reicht, wenn ich das alles durchgemacht habe und dann anderen Menschen erzähle welche Erkenntnisse ich daraus gewonnen habe, und diese Erkenntnisse könnten sie dann brauchen um ihre eigene NOTzuWenden. Klappt nicht, es würde ihnen was fehlen zur eigenen MENSCHwerdung: Ihre eigenen Gefühle (von denen ich heute weiß, dass sie kommen und gehen und für mich als Beobachterin der Gefühle keinerlei Bedeutung haben) und somit ihre eigenen Erfahrung.

Schlaf schön
und alles Liebe
von
Maggy
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Re: auf der Suche nach einen lebenswerten Leben...

Beitrag von tomroerich »

Klappt nicht, es würde ihnen was fehlen zur eigenen MENSCHwerdung: Ihre eigenen Gefühle (von denen ich heute weiß, dass sie kommen und gehen und für mich als Beobachterin der Gefühle keinerlei Bedeutung haben) und somit ihre eigenen Erfahrung.

Ganz recht, das klappt nicht. Man kann anderen nichts ersparen. Man kann ihnen aber sagen "Hey du, versuch nicht die Dunkelheit beiseite zu schaffen, du kannst sie nicht in Säcke packen und aus deinem Leben fortbringen. Mach einfach Licht und sie wird nicht mehr da sein."

Gut, was du über die Gefühle herausgefunden hast. Es gilt auch für die Gedanken. Das ist der Schlüssel.
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