burn out

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samoa112
Beiträge: 19
Registriert: 27. Jun 2007, 07:43

burn out

Beitrag von samoa112 »

Ich möchte mal gerne was loswerden.
Ich habe im vergangenen Jahr (vor allem durch meine Arbeit)ein burn out diagnostiziert bekommen.

Ich hatte lange keine Ahnung, dass ich krank bin, ich bin immer fleißig in die Arbeit gegangen und hab getan, was man von mir verlangt!

Bis ich irgendwann nicht mehr schlafen konnte, vor Überlastung und der irren Verantwortung in der Arbeit, vor lauter Überstunden, vor dem ständigen Wechsel zwischen Früh,Spät und Nachtdienst.

Ich wußte, dass einfach zu wenig Leute für die viele Arbeit da war aber ich wollte nicht aufgeben, ich bin ja ein "starker Mensch, aber aufgeben?, ...jedenfalls nicht ohne Grund.

Ein Grund aufzugeben war auch nicht die Schlaflosigkeit, denn die konnten die Anderen ja nicht nachvollziehen.

Also spielte sich in meinem Kopf etwas ab, wie ich auf dramatische Weise in der Arbeit demonstrieren kann, dass ich nicht mehr kann.

Als ich meinem Mann in meiner Verzweiflung diese Gedanken erzählte, wurde er so böse darüber und verlangte von mir, auf der Stelle zum Arzt zu gehen und mich krank schreiben zu lassen.

Aber ich rief den Arzt nur an und sagte zu ihm, er mög mir doch bitte ein Attest ausstellen, dass ich die Verantwortung im Moment nicht mehr tragen kann in der Arbeit, ich aber an sonsten alle Arbeiten machen würde.
Er bestellte mich in die Sprechstunde und ... er schrieb mich krank und schickte mich zu einem Neurologen/Psychiater.

So begann meine Krankheit.

Ich war über ein Jahr zu Hause, ging in Reha, und am Ende kündigte ich meine Arbeit aus Krankheitsgründen, zumal mir eine Rückkehr aus Mobbinggründen nicht mehr möglich erschien.

Ich wurde arbeitslos, brach mir 11 Tage danach den Fuß,der bis heute noch nicht zusammengewachsen ist, und .... bekam nach 1 1/4 Jahr eine neue Arbeit.
Ich war so glücklich.

Ich arbeitete von zu Hause aus als Bürokraft und sollte in "Notfällen" Außendienst in meinem alten Beruf machen.

Und der Tag des "Notfalls" kam schneller als ich denken konnte, nämlich genau einen Monat nach Arbeitsantritt.

Ich habe meine Arbeit trotz "großer Brocken" mit Bravur gelöst, ich bin wirklich ein Profi, aber ich spürte in mir, dass ich den Beruf nicht mehr machen kann.

Und mir wurde bewusst, zu ersten Mal im Leben, dass ich dazu stehen kann und muß, wenn ich nicht wieder ins "Funktionieren" zurückfallen wollte. Ich habe keine Lust mehr, Psychopharmaka einzunehmen, um zu funktioniern.

Ich rief in der Zentrale am Samstag an um einen Ersatz für mich 3, bzw. vier Tage später zu finden.

!!! Drei Tage später hatte ich eine Kündigung !!! i. A. der Chefin, die im Urlaub war. Aber, ....diese Frau wußte von allen Krankheiten und hat mich trotzdem eingestellt!

Und das traurigste für mich ist, dass diese Frau ein "entschiedener Christ" ist, die bei der Einstellung zu mir sagte: "der Herrgott hat dich genau an die richtige Stelle gestellt, ich hab so viel Arbeit und bin froh, dass du für mich arbeiten kannst.

Nun habe ich natürlich auch wieder meine Beklemmungsgefühle, Herzrasen, und ein Teil der Burn out syndrome, wenn auch nicht so schlimm wie früher.

Meinen erlernten Beruf kann ich nicht mehr ausüben, und das Arbeitsamt hat schon mal anklingen lassen, dass für mich evtl. schon Rentenanspruch bestehen könnte.

Meine Sorge...komme ich mit dem Geld, der Rente, dann überhaupt über die Runden?
Ich habe Angst, "versagt" zu haben, wenn ich mit 50 in Rente gehe...

Das tat gut, mal all das los zu werden.
Vielleicht hat der ein oder Andere einen Rat für mich.
ausdemEis
Beiträge: 320
Registriert: 18. Mär 2007, 22:11

Re: burn out

Beitrag von ausdemEis »

Hallo Samoa,

ich bin mal wieder nicht aufnahmefähig und Dein langer Text macht mir Schwierigkeiten.

Aber ich wollte trotzdem "Hallo und Willkommen" sagen: Hallo und Willkommen!

Zur Überbrückung, bis jemand anderes mit einem intelligenten Rat um die Ecke kommt...

Grüße
Urmel
cooki3
Beiträge: 494
Registriert: 27. Jul 2006, 12:42

..

Beitrag von cooki3 »

UK
Beiträge: 33
Registriert: 5. Aug 2007, 09:23

Re: burn out

Beitrag von UK »

Ja, von mir auch ein Herzliches Willkommen .

Mir geht es wie Urmel, kann mich auch nicht auf so lange Texte konzentrieren.

Einen Rat habe ich auch nicht parat.

Wenn du sagst das es diesmal nicht ganz so schlimm ist, währe da evtl. eine erneute Therapie denkbar? das heißt ja nicht das du gleichwieder AD´s nehmen musst.

VG Milka
Speranza
Beiträge: 385
Registriert: 9. Apr 2005, 13:58

Re: burn out

Beitrag von Speranza »

Hallo Samoa,
du hast dein Anliegen sehr lebendig und berührend geschrieben - ich finde zum Beispiel deine Einschätzung:

>>Und mir wurde bewusst, zu ersten Mal im Leben, dass ich dazu stehen kann und muß, wenn ich nicht wieder ins "Funktionieren" zurückfallen wollte. <<
sehr klug und vernünftig!
Wieweit dir unabhängig vom Zweck des Funktionieren-Müssens Psychopharmaka sinnvolle Hilfe seien sollten, kann ich nicht beurteilen.
Ich habe meinen Beruf und meine Berufstätigkeit aufgegeben und brauche trotzdem meine Medikamente und stehe dazu!

Die Einsicht nicht mehr funktionieren zu w o l l e n (weil ich krankheitsbedingt nicht mehr funktionieren k o n n t e) kam bei mir erst vor einigen Wochen.

>>Meine Sorge...komme ich mit dem Geld, der Rente, dann überhaupt über die Runden?
Ich habe Angst, "versagt" zu haben, wenn ich mit 50 in Rente gehe...<<<

Wegen der finanziellen Fragen würde ich mich an die deutsche Rentenversicherung wenden - die rechnen dir deine Ansprüche aus (die du bekommst, wenn der Antrag bewilligt wird).

Versagensangst (s.o.) hatte ich auch ganz, ganz lange - ein wichtiges Thema für die Therapie. Versagensangst und Bournout gehören ja auch irgendwie zusammen, nicht wahr?

Mir fiel noch auf, dass du dich unbedingt rechtlich beraten lassen solltest, was die Kündigung betrifft!! Hast du eine Anerkennung als Schwerbehinderte, bist du in der Gewerkschaft?

Ich glaube, es ist jetzt wichtig die emotionale Seite von der rechtlichen zu trennen - und dir für beide Aspekte Hilfe zu holen.
Ein guter Schritt ist hier zu schreiben!

Leider kann ich z.ZT nicht besser auf dich eingehen, fühle mich zu erschöpft im Moment.

LG
Ursula
samoa112
Beiträge: 19
Registriert: 27. Jun 2007, 07:43

Re: burn out

Beitrag von samoa112 »

Vielen Lieben Dank an Euch Alle! Es tut gut, einfach mal etwas abgeben zu können.
Ich weiß, dass ich richtig gehandelt habe, auch wenn ich jetzt ein paar Probleme mehr habe.
Aber auf der anderen Seite konnte ich auch feststellen, dass amtliche Stellen, mit dehnen ich mich nun auseinander setzen muß, sehr zuvorkommend und freundlich zu mir waren. Das in diesem Moment zu erfahren hat mir doch wieder Mut gemacht.
Das Arbeitsamt hat mich sofort zum Arbeitsgericht geschickt, dort wurde dann festgestellt, dass die Kündigung rechtsunwirksam ist, da nicht der AG gekündigt hat, sondern die Dame vom Büro!
Da ich keinen Lohn bekommen habe, tritt die KK für mich ein und holt sich das Geld vom AG zurück und beim Arbeitsamt war man unheimlich freundlich.
Trotzdem hänge ich ja jetzt in der Luft, denn bis heute habe ich immer noch keine rechtsgültige Kündigung, obwohl schon eine Klage läuft.

Danke für Euer Mitgefühl!
samoa112
Beiträge: 19
Registriert: 27. Jun 2007, 07:43

Re: burn out

Beitrag von samoa112 »

Hallo Königsurmel,

dir wünsche ich wieder Kraft. Danke für Deine nette Begrüßung.
samoa112
Beiträge: 19
Registriert: 27. Jun 2007, 07:43

Re: burn out

Beitrag von samoa112 »

Hi Milka
auch dir ein Dankeschön für die nette Begrüßung, ich wünsche auch Dir viel Kraft!
LG samoa112
samoa112
Beiträge: 19
Registriert: 27. Jun 2007, 07:43

Re: burn out

Beitrag von samoa112 »

Hallo Ursula,
danke für deine Worte. Ich bin dankbar, dass ich im Moment keine Medikamente brauche und mit meinen Übungen (Progressive Muskelentspannung) und mit meiner Musik (ich spiele Keybord) recht gut zurecht komme. Aber ich weiß, dass wenn es nicht mehr ohne geht, die Tabletten mir Hilfe sein können, die ich dann auch dankend annehmen werde. (ich hab mit den Tabletten nur 10! kg zugenommen) Naja, aber lieber etwas mollig und mir geht es besser, als die Hölle durch zu machen, die vor ein einhalb Jahren durchleben musste.
Ich habe gelernt, dass man durch Veränderung sich selber gut sein kann, sich etwas Gutes tut. Und ich kann Euch allen sagen, es lohnt sich, etwas zu verändern!

Allen, die die Beiträge lesen viel Mut und Kraft, wir schaffen es!
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