"Psychotherapie hat mir geholfen!". Wer hier kann das wirklich behaupten?

hellblau
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Registriert: 3. Jul 2007, 18:27

Re: "Psychotherapie hat mir geholfen!". Wer hier kann das wirklich behaupten?

Beitrag von hellblau »

darf ich das so verstehen, das du dir aus den therapien nichts mitnehmen konntest ??

ich meine, es ist klar, das es schwer ist DIE richtige Therapie zu "erwischen", es ist auch eher ein finden, weil (das ist meine meinung) nicht jede therapieform für "jeden" die richtige ist, das Arzt-Patienten-Verhältnis muss stimmen UND man selbst sollte als patient mitarbeiten und nicht alles über sich ergehen lassen. schliesslich gibt es auch die probatorischen sitzungen nicht ohne grund.

wenn man wie du trotzdem "pech" hat, ist das sicherlich mehr als zermürbend..
912318798
Beiträge: 1590
Registriert: 28. Jul 2007, 13:39

Re: "Psychotherapie hat mir geholfen!". Wer hier kann das wirklich behaupten?

Beitrag von 912318798 »

Grüß Euch alle hier!
Tja, wo soll ich anfangen, um hier keinen Krieg auszulösen?
Erstmal war ich überrascht, in welcher Vehemenz die Beiträge auf mein Thema verfasst worden waren, sodaß ich ein wenig erschrocken bin und nicht genau wußte, was ich überhaupt antworten sollte. Im Verlauf erkannte ich, daß es über das Thema viele Erlebnisse zu berichten gab und wartete eigentlich schon auf mehr Therapie-kritische Beiträge, einfach weil ich meine Eindrücke vom Thema bestätigt sehen wollte - falsch von mir? Tut mir leid.
Viele von Euren Beiträgen verstehe ich einfach nicht, weil ich nicht weiß, was eine "VT" oder "tiefenpsychologisch" und "TPT" (hatte immer an eine Lungenkrankheit gedacht) bedeutet, andere machen mich traurig, wie die von Mattblue (Ich teile Deine Fragestellung!). Solche Lebensläufe kenne ich schon aus anderen Erfahrungsaustauschen, und glaubt mir, die sind nicht gut ausgegangen.
Meine Themenstellung hat deshalb schon - für mich - einen Sinn. Weil ich mich außerdem auch in einem schrecklichen Zustand befinde und einfach alles rund um mich entsetzlich darunter leidet.
Ich finde es gut, sich zurückzulehnen und die einlangenden Rückmeldungen wirken zu lassen und daraus zu lernen, vor allem, solange das Thema nicht Gefahr läuft, nach hinten zu rutschen.
Ich danke besonders Anita, Mika, Alex und v. a. Dilbertina für Eure konstruktiven Berichte/Eindrücke. Über Euer Intellekt und das vieler Autoren (muckelmaus) hier wäre ich wirklich glücklich, leider muß ich mich mit meinem profanen Halbwissen abplagen und bin deshalb sehr auf Erfahrungswerte anderer angewiesen. Es ist schon schwer genug für mich, daraus - pardon: Nutzen zu ziehen und Entscheidungen herzuleiten.
(Bei der Gelegenheit: Ist das nicht der Zweck solcher Foren?)
@Sadness: Ich wußte nicht, daß es sich hier um DEIN Forum handelt, und Du deshalb weitere Antworten zu unterbinden gedenkst.
Dennoch erlaube ich mir, Euch allen für Eure Berichte zu danken, - auch eventuell noch folgenden - und Euch, den Erfolgreichen einen weiteren guten Weg zu wünschen und den noch Suchenden stark zu bleiben.
In jedem Fall bin ich Euch allen dankbar für Eure Beiträge! Ich werde bald eine Lösung brauchen, denn es geht mir wirklich ganz schlecht.

Alles Liebe und bleibt stark

Jojo 1
Valenciano
Beiträge: 3
Registriert: 11. Aug 2007, 15:22

Re: "Psychotherapie hat mir geholfen!". Wer hier kann das wirklich behaupten?

Beitrag von Valenciano »

Es waren jeweils Gruppenpsychotherapien. So, dass ich nun nichts mitgenommen hätte aus diesen Therapien ist es nicht. Aber für meine bipolar Macke hat es mir nichts gegeben, denn jetzt lese ich immer wieder, dass bei dieser Erkrankung erst einmal die Medikamente wichtig sind, denn nach heutigem Erkenntnisstand, ob der nun richtig ist oder nicht, handelt es sich bei der depressiven Phase dieser Krankheit eben nicht in erster Linie um eine durch falsche Erlebnisverarbeitung entstandene Depression. Wohl sind ergänzende Psychotherapien angezeigt. Aber als ich noch in Deutschland lebte und auch noch krankenversichert war, bekam ich die Rezepte immer in Verbindung mit einem Gespräch und nicht an der Rezeption meines Arztes der auch Facharzt für Psychotherapie war. Nun muss ich mir die Medikamente hier in Spanien in der Apotheke kaufen. Ja, ja. Hier bekommt man auch rezeptpflichtige Medikamente ohne Rezept. Für mich ist die Situation sehr bescheuert.


Ralf

Gewalt ist die letzte Zuflucht des Unfähigen.
(Isaac Asimov, am. Wissenschaftsautor)
Ralf
thea
Beiträge: 59
Registriert: 30. Nov 2004, 07:52

Re: "Psychotherapie hat mir geholfen!". Wer hier kann das wirklich behaupten?

Beitrag von thea »

Hallo,

Mir hat die Psychotherapie definitiv geholfen.
Ich habe zwar mehrere Anläufe gebraucht bis ich den "richtigen" Therapeuten gefunden hatte, aber dafür stimmte beim letzten Therapeuten alles. Er fühlt sich in mich ein, er nimmt sich Zeit, und er setzt sich für mich ein.

Jetzt kann ich mir gar nicht mehr vorstellen wo ich ohne die Therapie wäre...

LG

Thea
BeAk

Re: "Psychotherapie hat mir geholfen!". Wer hier kann das wirklich behaupten?

Beitrag von BeAk »

Liebe Jojo,

wenn Du wirklich in Zukunft an eine Hilfe durch Psychotherapie interssiert bist, solltest Du Dich gründlich mit dem Thema Psychotherapie auseinander setzen und Dich schlau machen und nicht einfach ihrgendetwas, was sich Psychotherapie nett, beginnen ohne zu wissen um welche Therapieart es sich handelt und WAS in dieser Therapie WIE erreicht werden soll.

Dann kannst Du auch Deine bisheringen Therapien beurteilen und feststellen was eventuell schiefgelaufen ist oder vielleicht garnicht auf Dich und Deine Probleme passt.

Für den Anfang:
VT ist die Verhaltenstherapie,
TPT oder TFP ist eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, sie beruht auf den gleichen Grundlagen wie die Analyse, findet aber im Sitzen statt.
dolly22
Beiträge: 1
Registriert: 5. Sep 2007, 23:16

Re: "Psychotherapie hat mir geholfen!". Wer hier kann das wirklich behaupten?

Beitrag von dolly22 »

hallo jojo,
alles hilft, was dir gut tut. unbelastet anzufangen ist sicherlich von vorteil, abbrechen kann man notfalls immer noch, wenn es nichts bewirkt. aber aus meiner erfahrung kann ich sagen: anzufangen ist wichtiger als aufzuhören.
Hete
Beiträge: 241
Registriert: 1. Mär 2007, 20:06

Re: "Psychotherapie hat mir geholfen!". Wer hier kann das wirklich behaupten?

Beitrag von Hete »

Ich glaub ich muß auch nochmal was dazu sagen. Psychotherapie ist kein Spaziergang im Sonnenschein. Es ist harte Arbeit, die manchmal über die eigenen Grenzen hinausgeht. Ist ist Schwerstarbeit!!! Ich hatte gestern eine Stunde in der ich am Ende dachte, naja, war ja nicht so ergiebig...doch da hatte ich mich geirrt, die Arbeit und die Anstrengungen zum Thema hatten mich völlig erschöpft- seelisch und körperlich.
Natürlich kann man eine Therapie immer abbrechen, doch ich hätte dann ein schlechtes Gefühl. Wenn ich zu einem Therapeuten nach 5 Probestunden JA sagen kann und dann gehe, weil er nicht der angenehme Gesprächspartner ist den ich gerne hätte, sondern weil es weh tut was er sagt, weil es unsicher macht, weil er die alten eigenen Werte in Frage stellt, weil er meine Unsicherheit und meine Unfähigkeit und Angst die ich habe nicht gebürend würdigt, weil er Dinge sagt, die uns als unmöglich erscheinen,weil er (wie bei mir)-,fordert und immerwieder fordert, auch mal laut wird- weil ICH nicht begreifen will oder kann- dann stellt sich mir die Frage: will derjenige den Weg überhaupt gehen?????

Ich habe da so meine Schwierigkeiten mit dem ganzne hin und her hier. Ich bin seit über vier Jahren in Therapie- und in den nächsten Wochen kommt eine Gruppentherapie dazu. Harte Arbeit- die sich bei mir gelohnt hat- wobei es mir schwer fällt meine Erfolge anzuerkennen, doch dabei wird vielleicht die Gruppentherapie helfen.

So, das wars dann erstmal
Liebe Grüße
Hete
ege0804
Beiträge: 436
Registriert: 13. Aug 2004, 17:31

Re: "Psychotherapie hat mir geholfen!". Wer hier kann das wirklich behaupten?

Beitrag von ege0804 »

hallo zusammen,

verhaltenstherapie hat mir ganz wesentlich geholfen. ebenso, bibliotherapie und auch unser forum hier.

habe hier länger nicht mehr geschrieben weil ich bewusst einen bogen um das kompetenznetzt gemacht habe.

zurück zur verhaltenstherapie: ganz, ganz entscheidend war, dass ich mit der wahl des therapeuten wirklich großes glück hatte. bin selber jahrgang 1957. habe bei einem therapeuten, männlich, jahrgang 1953, verhaltenstherapie gemacht.

wichtigste erkenntnis. ohne schonungslose offenheit und wahrheit geht garnichts.

ergebnisse:
(1)keine selbstjustiz sondern selbsthilfe
(2)ich muss nicht erst ein besserer mensch werden, um gesund zu werden.
(3)ich darf fehler machen, ohne mich gleich wieder dafür selbst zu bestrafen
(4)wenn ich das licht, die freude, das lachen suche, bleibt nur wenig zeit für depression.
(5) keine scham mehr, und weniger angst vor dem tod. seit dem habe ich weniger angst vor dem leben, weniger depression
(6) wenn ich für mich sorge, mir selber helfe, dann helfe ich auch meinem partner und meinen kindern, freunden
(7) die vergangenheit vergehen lassen. alte fehler eingestehen, keine angst vor alten schmerzen und wachstumsschmerzen mehr, aber einen klaren schlussstrich ziehen. und die dinge ändern. heilung bekomme ich nicht oder geht nicht ohne wehmut und schmerz.
(8) tanzen, lachen, hobbys pflegen

all das und noch viel mehr habe ich in der verhaltenstherapie gelernt.

und nicht zuletzt:
(9)ich bin berechtigt glücklich zu sein. ich bin berechtigt für mein glück zu sorgen, solange ich niemand anderem damit schade, oder andere verletze..
wir sind dazu geboren glücklich zu sein....

literaturtipp: anselm grün: 'das kleine buch der lebenslust'

viele grüße ernie
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: "Psychotherapie hat mir geholfen!". Wer hier kann das wirklich behaupten?

Beitrag von triste »

Hallo,

meine Therapie hat mir gezeigt, was ich zum Weiter-/Überleben gebraucht habe: Mich endlich selbst zu verstehen, mich selbst kennenzulernen, mich selbst zu spüren, meine Handlungen anzuschauen.

Ohne Therapie wäre ich vermutlich immer wieder in depressive Episoden zurückgefallen.

Voraussetzung für den Erfolg: die richtige Therapieform/der richtige Therapeut/Offenheit und der Wille, sich selbst anzuschauen und das auch auszuhalten/ gewisse intellektuelle Fähigkeiten, die Reflektion möglich machen.

Es ist meine absolute Überzeugung, dass eine Psychotherapie (unter o.g. Voraussetzungen) jedem die Chance bietet, sich besser kennenzulernen und an seiner Persönlichkeit zu arbeiten und sie zu verbessern sowie individuelle Probleme aufzudecken, die bis dahin womöglich gar nicht erkannt waren. Mit 'jedem' meine ich übrigens nicht nur psychisch Erkrankte, sondern auch durchaus vermeintlich 'Gesunde'. Von der Reflektion über das Ich, geleitet durch den kompetenten Therapeuten, kann jeder nur profitieren.

Jeder, der Psychotherapie ablehnt, zeigt nach meiner Meinung damit eine Abwehr, die einen Grund hat.
Der eine oder andere kann mit unbearbeiteten Defiziten irgendwie so weiterleben...Depressionen dagegen sind ein so unerträgliches Symptom dafür, das etwas nicht stimmt, so dass jeder Depressive, der sich einer Therapie verweigert, in meinen Augen fahrlässig sich selbst gegenüber handelt.

Gruß,
Virginia
Bangalore
Beiträge: 33
Registriert: 13. Sep 2007, 19:08

Re: "Psychotherapie hat mir geholfen!". Wer hier kann das wirklich behaupten?

Beitrag von Bangalore »

Hallo Jojo 1,

mein Fred "Medikamente ja - Therapie nein" passt gewissermassen auch zu Deiner Frage.

Meine Antwort: Ganz klares Nein, Psychotherapie hat mir nicht geholfen. Meine Depression wurde über die Jahre immer schlimmer, unbeeinflusst von Psychotherapie.
(Dabei hatte ich mir wirklich Mühe gegeben und die Stunden nicht einfach nur abgesessen.)

Trotzdem möchte ich Dir zuraten. Wenn Du es noch nie versucht hast, wirst Du nie herausfinden, ob es Dir hilft. Einen Versuch ist es allemal wert. Ich würde an Deiner Stelle aber auf jeden Fall einen Therapeuten/tin auswählen, den/die die Kasse bezahlt.

Viel Glück
Bangalore
Silvia_45
Beiträge: 7
Registriert: 29. Sep 2007, 20:53

Re: "Psychotherapie hat mir geholfen!". Wer hier kann das wirklich behaupten?

Beitrag von Silvia_45 »

Hallo!

Wer wäre ich heute ohne Psychotherapie. Das möchte ich mir gar nicht vorstellen! Als ich anfing, war da nicht mal mehr ein kleiner Funken Licht.
Angefangen habe ich nur, weil ich die Grenze spürte, wo die Sehnsucht nach dem Tod stärker wurde, als das Verantwortungsgefühl, für die Kinder weiterzuleben.

Heute habe ich mein Leben komplett umgekrempelt. Spür Stärke und Lebensfreude und höre nicht auf mit der Therapie, bis ich relativ normal mit der Krankheit leben kann. Nach Jahren kann ich sehen, dass das tatsächlich passieren wird. Es hat sich gelohnt.

Vielleicht kann auch ich dir damit ein bisschen Mut machen.

Gruß, Silvia
912318798
Beiträge: 1590
Registriert: 28. Jul 2007, 13:39

Re: "Psychotherapie hat mir geholfen!". Wer hier kann das wirklich behaupten?

Beitrag von 912318798 »

Grüß Euch zusammen!
Vielen Dank für Eure zahlreichen Berichte!
Nachdem sich mein Zustand auf einer stetigen Talfahrt befindet und - wie es auch Silvia ergangen ist - mittlerweile die Todessehnsucht und die allgemeine Lähmung mein ganzes Leben hinunterdrücken, habe ich mich verg. Woche auf eine Warteliste für Therabeuten mit Kassenverträgen setzen lassen.
Wie in meinem Startbeitrag erwähnt, ist die Wartezeit von unbestimmter Dauer, die Auswahl der betreffenden Therabeuten ist beschränkt und man ist wegen der enormen Nachfrage beraten, jede sich auftuende Möglichkeit zu ergreifen.
Privat Bezahlte bewegen sich in Kursen, die ich mir in den kühnsten Träumen nicht leisten könnte.
Wie ich die Wartezeit überstehen werde, ist mir zurzeit noch ein Rätsel.
Ernie's Rezepte sind für mich ein Bahnhof. Meine kognitiven Eigenschaften sind für solche Reglemente schon viel zu sehr in Mitleidenschaft gezogen. Dank Dir trotzdem!!!
@Hete: Zu unterscheiden, was der zielführende Leidensweg oder Tantalos' Qualen sind, fühle ich mich nicht mehr in der Lage. Dies ist einer der Gründe meiner Vorbehalte gegen die PT.
Mit der Gewähr einer Besserung oder Heilung würde ich sonstwas machen.
Danke Bea und Werner und auch Euch anderen allen für Eure aufmunternden Worte;
Schritt eins ist ja nun getan.
Alles gute für Mattblue und Ralf!!!

Liebe Grüße und bleibt stark!

Jojo 1
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