Depression?

Shy
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Depression?

Beitrag von Shy »

Hallo zusammen,

ich hab mich heut hier angemeldet.
Vor ca. 5 Jahren hatte ich eine etwas längere heftige Depression. Damals hab ich mit Therapie und Medikamenten diese Episode überwinden können, - dachte ich.

Ein wenig irritiert hat mich heut mein Arzt (Hausarzt) der damals auch die Depression erkannte. Er meinte ich solle meine Therapie wieder aufnehmen.

Meine Grundstimmung ist ganz okay. Nur habe ich massive Antriebsstörungen. Der Doc fragte mich, ob ich einen strukturierten Alltag hätte. Die einzige Struktur in meinem Leben ist jedoch mein Job. Auch als es mir richtig bescheiden ging, funktionierte ich diesbezüglich immer.

Aber der Arzt hat mich darauf gebracht, dass ich mich immer mehr zurückgezogen habe von meinem "Leben". Alltägliche Entscheidungen - ausserhalb des Jobs - sind mir oft unmöglich. Das geht bei sowas simplen wie "Haushalt" los und hört auch bei z. B. Überweisungen er Onlinebanking nicht auf.
Es ist mehr so ein dahinvegetieren...


Aber ist das noch eine Depression?

Ich hoffe ich hab mich einigermassen klar verständlich machen können....
















Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben zu geben.

Alexis Carrel
flocke
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Re: Depression?

Beitrag von flocke »

ich denke schon dass das eine depression sein kann, aber eben noch nicht schwer, du "funktionierst" ja wenigstens noch im beruf. das sollte jetzt nicht abwertend klingen oder so.

nimmst du denn medikamente? bei antriebsschwäche können die gut helfen. ich versuche mich gerade zu erinnern was ich damals bekommen habe um morgens in die gänge zu kommen, es hat geholfen.

flocke
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Re: Depression?

Beitrag von Sonnensucherin »

Hallo und guten Morgen Shy,

willkommen. Hast Du ein Glück, solch einen Hausarzt zu haben, der die Anzeichen einer Depression erkennt. So wie Du das beschreibst ist es Sicherlich eine. Solange Du noch im Job funktionierst solltest Du aber schonmal wieder mit der Therapie beginnen. Und lass Dir rechtzeitig anstriebssteigernde Medis geben,
sodaß Du auch noch ein Leben ausserhalb des Jobs hast.
Diese Entscheidungsschwäche hatte und habe ich auch heute noch. Sitze morgens hier, zieh mir nach langen Überlegungen die Sportklamotten an und beginne wieder mit Überlegungen, geh ich jetzt oder später.
Am Ende saß ich Stunden auf dem Bett und bin nicht sporteln gegangen.

tu was.......

Liebe Grüße
Sonnensucherin
Shy
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Re: Depression?

Beitrag von Shy »

hui - das finde ich beängstigend. Die ganze Zeit habe ich ja gedacht, ich hätte das überwunden.

Danke für eure Antworten!

aber jetzt versteh ich auch, wieso der Therapeut seinerzeit meinte, wenn was ist solle ich anrufen.

Arbeit hat ja immer funktioniert, und erst als das anfing zu wackeln, habe ich Medis bekommen.

Zu meinem besseren Verständnis:

Es gibt also noch andere Menschen (auser mir) die nach der Arbeit auf der Couch regelrecht zusammenbrechen und vor dem Fernseher versumpfen? Die sich dann schlecht fühlen, weils ja eigentlich noch was zu tun gäbe, aber irgendwie nicht loslegen können?
Das geht bei mir so seit ca. 2 Jahren ( und ja, es war auch vor und während meiner schlimmen Episode nicht anders).


Das ist eine Erkenntnis, die mich jetzt dermaßen schockiert.....

Das würde doch auch bedeuten, dass ich in einem wackeligen Kartenhaus sitz und das kann doch dann schnell kippen....
Shy schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> ich hab mich heut hier angemeldet.
> Vor ca. 5 Jahren hatte ich eine etwas längere heftige Depression. Damals hab ich mit Therapie und Medikamenten diese Episode überwinden können, - dachte ich.
>
> Ein wenig irritiert hat mich heut mein Arzt (Hausarzt) der damals auch die Depression erkannte. Er meinte ich solle meine Therapie wieder aufnehmen.
>
> Meine Grundstimmung ist ganz okay. Nur habe ich massive Antriebsstörungen. Der Doc fragte mich, ob ich einen strukturierten Alltag hätte. Die einzige Struktur in meinem Leben ist jedoch mein Job. Auch als es mir richtig bescheiden ging, funktionierte ich diesbezüglich immer.
>
> Aber der Arzt hat mich darauf gebracht, dass ich mich immer mehr zurückgezogen habe von meinem "Leben". Alltägliche Entscheidungen - ausserhalb des Jobs - sind mir oft unmöglich. Das geht bei sowas simplen wie "Haushalt" los und hört auch bei z. B. Überweisungen er Onlinebanking nicht auf.
> Es ist mehr so ein dahinvegetieren...
>
>
> Aber ist das noch eine Depression?
>
> Ich hoffe ich hab mich einigermassen klar verständlich machen können....
















Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben zu geben.

Alexis Carrel
flocke
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Re: Depression?

Beitrag von flocke »

ja das mit dem kartenhaus ist gut, so in etwa ist es... im grunde muss man immer auf sich achten, ausbalancieren wenn es anfängt zu kippen durch struktur, medis oder so.

es gitb hier serh viele (ich gehöre dazu) bei denen es so ist dass sie eben auf der arbeit funktionieren und kum zuhaus angekommen vor sich hin dümpeln und nichts geregelt bekommen, da bist du nicht alleine.
was da hilft ist struktur, vielleicht ein hobby oder sowas, etwas dass dir spass macht und dich zu aktivität antreibt, eine gewisse verpflichtung darstellt aber nicht all zu stressig ist, dich also nicht noch mehr runterzeiht oder überanstrengt...


flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Shy
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Re: Depression?

Beitrag von Shy »

wieso zitier ich mich da oben eigentlich selbst ??

hey, danke für die Antwort.

Gerade ist mir, als sei mir ein Riesenfels vom Herzen gefallen. Ich habe diesen Dahindümpel-Zustand niemals mit Depression in Verbindung gebracht und da schon oft an mir gezweifelt.

Ändert ja nun wenig bis nichts an dem Zustand (erstmal), aber ich finde wenn man weiss womit man es zu tun hat ist schon viel gewonnen.

Shy
















Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben zu geben.

Alexis Carrel
Bellasus
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Re: Depression?

Beitrag von Bellasus »

Hallo Shy,

auch von mir herzlich willkommen im Forum. Ich bin z.Zt. wenig hier, aber heute auch gerade in Dümpel-Stimmung, und dein Posting spricht mich ziemlich an. Erstmal verstehe ich es leider viel zu gut. Außerdem möchte ich dir sagen, dass mein Gefühl ist, es kommt nicht alleine auf Aktivität an, sondern darauf, die Art und Menge an Aktivität zu finden, die dir entspricht, die wirklich deinen Bedürfnissen entgegenkommt.

Mit dieser Suche bin ich auch schon lange beschäftigt. Ich mache eine berufl. Reha mit z.Zt. 5,5 Std tägl. Arbeitszeit und habe ein zeitintensives Hobby (Pferd). Ohne dieses würde ich wohl jeden Nachmittag am Sofa festwachsen, auch wenn es mir zu viel ist, jeden Tag hinzufahren (muß ich langfristig, Tier ist krank).
Aber mein Garten z.B. lockt mich überhaupt nicht mehr, und das war jahrelang auch eine Hauptbeschäftigung von mir. Es wechselt immer zwischen schlechtem Gewissen, das zu vernachlässigen, und der Erkenntnis, das es eben zumindest dieses Jahr nicht so wichtig für mich ist. Die Kraft reicht auch einfach nicht, wichtiger ist es mir dann zumindest alle 1-2 Wochen mal eine Freundin zu treffen.

In meiner Reha geht es auch um das Gleichgewicht Arbeit - Freizeit. (Vollzeit) arbeitsfähig sein um den Preis, das ansonsten kein Leben mehr stattfindet, ist nicht das Ziel.

Hast du denn eine Ahnung, was dir helfen könnte, jenseits der Arbeit mehr am Leben teilzunehmen? Weniger Arbeit? eine andere Arbeit? Etwas, das dich vom Sofa lockt, irgendetwas, was du insgeheim schon immer mal machen wolltest (Musik, malen, Sport, was auch immer)?

Diese Frage empfinde ich immer hilfreich, wenn ich feststecke: Was könnte nach meinem Gefühl helfen, was brauche ich, um "da" rauszukommen?

Momentan ist es tageweise früher vom Büro (Praktikum) nach Hause gehen, bin gerade beim Stundenzahl erhöhen und das schlaucht ziemlich. Also halte ich heute nicht tapfer bis 15.00 durch, sondern gehe spät. um 14.00, zumal heute wenig zu tun ist. Damit erlaube ich mir, zu schwächeln, ohne gleich alles in Frage zu stellen. Schöne Theorie... Das Gefühl hinkt noch ein wenig hinterher.

Liebe Shy, sorry wenn ich so viel von mir schreibe, ich kann aber immer besser am Beispiel darstellen, was ich meine, vielleicht kannst du ja ein bißchen was mit anfangen.

Viele Grüße
Annette




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Shy
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Re: Depression?

Beitrag von Shy »

Hallo Annette,

ich finds gut, wenn ich von Menschen lesen kann, denen es ähnlich geht wie mir. Also schreib bitte soviel Du magst

Wenn ich auch nur die geringste Ahnung hätte, was mich von meiner Couch runterholen könnte, dann hätte ich das längst gemacht.

Ich bin ja vollzeit beschäftigt, arbeite oft über die normale Arbeitszeit hinaus. Und möchte an Job und Stundenzahl auch nichts ändern. Es ist das Gefühl, dass ich eigentlich nur noch dort richtig lebe. In meinem privatem Leben ist die Lebensqualität ja auf ein Minimum geschrumpft.

Versucht habe ich schon vieles, aber richtig geholfen hat mir bisher wenig. Neben dem Job habe ich immer viel Fortbildung gemacht. Was ja noch zusätzlicher Stress ist und mich teilweise dann total blockierte.

Mir geht es vordergründig erstmal darum, auch in meiner Freizeit zu funktionieren. Fiseur und kIno zum beispiel nicht mehr als kraftakt zu empfinden und mehrer Anläufe zu brauchen, bis ich das tatsächlich mal schaffe.

Derzeit bin ich medikamentenfrei. Und möchte es eigentlich auch bleiben, da es mir ja nicht nur schlecht geht. Was ich überlege ist, ob ich wieder in die Therapie gehen soll. Oder ob ich es mal mit einer Selbsthilfegruppe versuche - hat da jmd. Erfahrung?

Lieben Gruß

Shy
















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Alexis Carrel
moonlight
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Re: Depression?

Beitrag von moonlight »

Hallo Shy,

bin mir sicher, dass es vielen so geht wie dir. Ich gehöre auch dazu. Ab und an gibt es Momente, in denen ich richtig Schwung habe, aber diese Antriebslosigkeit holt mich immer wieder ein. Dann fühle ich mich miserabel und möchte mich am liebsten verstecken.

Was spricht für dich gegen eine Therapie?
Macht dir das Angst? Wehrst du dich vielleicht auch gegen die Diagnose "Depression"?
Es muss nicht bedeuten, dass du jetzt für den Rest deines Lebens immer wieder hineinfallen wirst.

Du schreibst, dass dein Leben sozusagen am Arbeitsplatz statt findet.

Magst du von dir ein wenig mehr erzählen?
Wie alt bist du? Gibt es Menschen, mit denen du zusammenlebst, für die du da bist, die für dich da sind?

Was magst du gern? Gibt es Dinge, die du eigentlich gern tust? Kannst du in ihnen einen Sinn erkennen? Oder kommt dir alles sinnlos und wertlos vor und ohne Zukunft?

Ich hoffe, ich frage nicht zu viel. Möchte dir nur helfen, etwas zu finden, was dir gut tut. Das kann ein (kreativer) Kurs sein, in dem du dann obendrein vielleicht auch Kontakt findest zu Gleichgesinnten. Ein Haustier, wenn du Tiere magst, ist auch etwas sehr schönes - auch wenn du in Vollzeit arbeitest, gibt es Möglichkeiten.
Sport tut auch sehr gut. Du musst keine Höchstleistungen vollbringen.

Mir tut es übrigens sehr gut, wenn ich in Bezug auf die Depris aktiv werde.
Es war für mich ein guter, wertvoller Schritt, nochmals zu meiner Hausärztin zu gehen und dann zum Psychiater.
Abgesehen von der Hilfe, die ich dort erfahre, gibt es mir das Gefühl aktiv zu sein, etwas für mich zu tun und mein Schicksal nicht teilnahmslos anzunehmen.
Übrigens hat mir auch die Hausärztin gesagt, ich solle so oft zu ihr kommen wie ich mag, Hauptsache ich tu mir damit etwas Gutes und bin aktiv.

Liebe Grüße
Moonlight
.

Es sind nicht die großen Feuden, die am meisten zählen. Es kommt darauf an, aus den kleinen viel zu machen. (J. Webster)
Shy
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Re: Depression?

Beitrag von Shy »

Hallo Moonlight, Liebe alle,

eigentlich spricht nichts gegen eine Therapie. Und nein, ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich gegen die Diagnose "Depression" wehren. Als das vor etlichen Jahren diagnostiziert wurde war ich froh, dass ich endlich einen Namen hatte für das, was mich so unleidlich und unerträglich machte.

Der Punkt ist der, dass ich meine "Antriebslosigkeit" nie mit der Depression in Zusammenhang brachte. Zwar habe ich seinerzeit auch desöfteren mit dem Therapeuten darüber gesprochen aber irgendwie sind wir da nicht weitergekommen. Er versuchte immer wieder mich auf den richtigen Weg zu schubsen aber das hat nie funktioniert.

Zu mir:

Ich bin 36 Jahre alt und lebe seit zwei jahren mit meinem Freund zusammen. Ich denke schon, dass er für mich da ist. Zumindest unterstützt er mich, wenn ich mit ihm spreche. Ausserdem gibt es hier noch ein bezauberndes Katzentier und zwei freche und neugierige Kaninchen

Ja - mein Leben spielt sich grösstenteils im Büro ab. Da bin ich aktiv, da bin ich auch fröhlich und unterhaltsam. Ausserhalb des Jobs habe ich fast sämtliche Kontakte mittlerweile abgebrochen. Das habe ich so nie gewollt, aber irgendwie war es mir oftmals nicht möglich eine Mail oder ein Telefonat mal zu beantworten. Verabredungen habe ich immer öfters vermieden. Ist eine schleichende Entwicklung, die mir wirklich "SO" nie bewusst war.

Der Kraftakt, nach dem Job oder auch am WE mal was zu tun, sei es spazieren zu gehen, oder auch (sinnvollerweise) mal im haushalt - den habe ich schlicht und ergreifend für Faulheit gehalten. Zwar war mir nie wirklich klar, wieso ich gegen diese Faulheit nicht ankam, aber ich bin halt regelmässig nach dem Job auf der Couch zusammengebrochen und lass mich hier vom Fernsehen beriesel. Und das wird schlimmer!
In letzter Zeit fällt es mir schwer, mit meinem Freund ein richtiges Gespräch (zu haus) zu führen. Das mach ich jetzt meist vom Büro aus - per Telefon!

Ich lese gern, aber das scheint mir - so wie auch das Fernsehen - nur eine Flucht aus der Realität zu sein. Im Fitnessstudio bin ich seit zwei Jahren angemeldet - und zahl auch fleissig dafür - war aber erst einmal dort. Ich meld mich nicht ab, da ich eigentlich hingehen will - es aber nie schaffe den A... hochzukriegen.

Sinnlosigkeit - klar, meine ganze Freizeit ist per se sinnlos! Weil nicht angemessen gefüllt von mir.

So, ich hoffe, ich konnte einige Fragen beantworten

Lieben Gruß

Shy
















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Alexis Carrel
moonlight
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Re: Depression?

Beitrag von moonlight »

Liebe Shy,

„eigentlich spricht nichts gegen eine Therapie...“ schreibst du, und dein Hausarzt rät dir dazu. Wage es. Ich kann mir vorstellen, dass dir allein schon dieser Schritt helfen wird.
Wenn du mit dem Therapeuten zufrieden warst, suche ihn wieder auf. Wenn dich irgendetwas abhält, dann suche dir – ggflls. mit Hilfe deines Hausarztes – einen anderen Therapeuten.

Kennst du die Ursache der damaligen Depression? Konnte diese Ursache aufgearbeitet werden?

Auch ich habe meine Antriebslosigkeit nie mit der Depression in Verbindung gebracht. Mit jedem Tag, den ich – meiner Meinung nach – nicht gut genug genutzt habe, fühlte ich mich miserabler. Konnte mich selbst nicht mehr leiden. Hab mich für meine „Trägheit“ verachtet. Ganz bin ich davon immer noch nicht weg.
Schon allein von Antriebslosigkeit zu sprechen, fällt mir schwer und versucht ein total unangenehmes Bauchgefühl.

Ich spreche jetzt von mir, kann ja nur mich betrachten, aber vielleicht hilft es dir, dich mal ebenso zu betrachten.
Ich sage, ich bin antriebslos. Wenn ich näher hinschaue, dann habe ich HEUTE einen ziemlichen Durchhänger. Hätte (und wollte auch) heute so manches machen können – ein bisschen arbeiten, im Garten sitzen, lesen, mit dem Hund lange und ausgiebig laufen.
Ganz genau so wie ich mir das vorgestellt habe, hab ich’s nicht gemacht. Und jetzt ist es schon wieder recht spät. Kämpfe also grad mal wieder gegen mich selbst und gegen das Bild, das ich von mir selbst hab.
Wenn ich genauer hinschaue, dann habe ich gestern im Garten gearbeitet. Hat sehr viel Spaß gemacht. Bin ich also doch nicht immer träge.
Mann und Kind sind heute mit einigen Bekannten unterwegs. Ich habe mich bewusst entschieden nicht mitzugehen, weil ich im Moment so viele (und nicht so vertraute) Menschen um mich herum nicht aushalte. Fühle mich dann beobachtet und in der Pflicht zu lachen, zu reden, in Bewegung zu sein usw. Das kann ich zur Zeit nur bei Menschen, bei denen ich mich sicher fühle.
Eigentlich eine Entscheidung, die völlig okay ist, dennoch fühle ich mich mies, träge und schuldig.
Man hätte mich gern dabei gehabt – ich hab abgelehnt und folglich trübe ich die Stimmung. Bin verantwortlich.....
Ich bin nicht immer so, aber ich bin nicht in der Lage, die guten Momente zu sehen und festzuhalten.
Sehe nur das, was ich heute nicht bringen (leisten) kann.

Du bist auch nicht immer antriebslos. Du hast einen Job, den du sicher gut erledigst, den du behalten und auch nicht kürzen willst.
Dort bist du aktiv, gut gelaunt, lachst.
Was denkst du – warum bist du dort so? Liegt es daran, dass es eine Aufgabe ist, die ein Ziel hat, die dich ausfüllt? Findest du dort Anerkennung? Spürst du, dass die Menschen dort dich mögen?

Kann es sein, dass du dich dort, am Arbeitsplatz, völlig verausgabst? Oder findest du vielleicht im „Privaten“ nicht die Aufmerksamkeit, Anerkennung und Liebe, die für dich wichtig wären?
Hast du noch nicht das Ziel, die Aufgabe für deine Freizeit gefunden, die dir gut tut, für dich lohnenswert scheint?
Entspricht das, was du jetzt in der Freizeit tun könntest, nicht so deiner Persönlichkeit, deinen Neigungen?

Von mir weiß ich, dass ich einen Sinn, ein Ziel in dem sehen muss, was ich tu.
Ich gebe auch gern. Interessiere mich eigentlich auch für vieles. Aber wenn ich gebe und es wird nicht angenommen, oder es wird immer mehr gefordert, rücksichtslos, dann werde ich irgendwann kraftlos, müde.
Außerdem habe ich einen Hang zum Perfektionismus. Entweder mache ich etwas richtig, oder ich lass es.
Und wenn ich etwas nicht fertig bekomme, muss nicht mal an mir liegen, dann fühle ich mich schlecht, kann mich so nicht leiden, verachte mich regelrecht selbst.

Ich weiß heute, warum es so ist, dass ich so bin und dass ich mich über viele Jahre in solch einen Kreislauf begeben hab bzw. hab hinein schieben lassen.
Allerdings ist’s schwer, mich da wieder rauszubekommen.

Noch ein Beispiel (fällt mir mächtig schwer, das zu erzählen, zuzugeben)
Mann und Kind zu Liebe bin ich mit ins Schwimmbad gegangen. Eigentlich war mir zu dem Zeitpunkt nicht danach.
Ich war nicht in der Lage mit ihnen durchs Wasser zu toben, zu schwimmen. Hab am Rand gesessen und mit mir gekämpft. Ich hab’s nicht geschafft ins Wasser zu springen.
Dabei schwimme ich gern. Bin auch so gern mit meinem Kind zusammen.
In meinem Kopf hämmern nun die Gedanken auf mich ein, dass ich eine total miserable Mutter bin, Kind und Mann vollkommen enttäuscht hab, die beiden bestimmt die Nase von mir voll haben, es besser für sie wäre, wenn ich nicht mehr in ihrem Leben wäre usw. „Siehst du, es stimmt – du bist nichts wert, kannst nichts, bist eine Belastung, trübst die Stimmung der dich umgebenen Menschen.“
Und anstatt mir einen Tritt zu geben und einfach wieder loszulegen, brauche ich erst wieder eine Weile bis ich wieder auf die Beine komme.

Da wiederholt sich etwas in mir, was mir als Kind und auch noch einige Jahre danach immer und immer wieder klar gemacht wurde. Ich hab’s verinnerlicht.

Vielleicht kommt dir manches bekannt vor....

Ach ja, was Freizeitgestaltung angeht – ich liebe und brauche die Natur, mag Gartenarbeit, bin eine Tiernärrin, lese gern, gehe gern ins Kino. Ich bin gern mit Menschen zusammen, aber sie müssen mir vertraut sein.
Oberflächliche Gespräche liegen mir nicht, ich gehe gern in die Tiefe.
Und ich brauche immer wieder mal meinen Rückzug, um für mich allein zu sein.
Ich bewege mich gern, bin aber nicht für Leistungssport und Fitnessstudios geeignet.
Heute weiß ich das und akzeptiere es. Bin aber von vielen Menschen umgeben (bzw. war umgeben) die gänzlich anders sind als ich, mich auch nicht immer so verstanden, sogar den Kopf über mich geschüttelt haben.
Zusammen mit dem, was ich verinnerlicht habe, eine gefährliche Mischung.
Irgendwann war ich nicht mehr ich selbst, weil ich versucht habe so zu sein, wie andere mich haben wollten und weil ich versucht habe, für niemanden eine Last zu sein.

All das hat mich vor Jahren mal in einen Kreislauf hineingezogen, in dem ich nur noch irgendwelche Leistungen gebracht, kaum noch geschlafen habe.
Geht auf die Dauer nicht gut.
Und dann war da die Zeit, in der ich absolut nichts auf die Reihe bekommen habe. Zu dem Zeitpunkt hätte ich nicht gut Besuch empfangen können.

Mir fehlten Aufmerksamkeit, Anerkennung und Zuneigung. Es wurde immer nur gefordert, nicht nur von anderen, auch von mir an mich selbst.
Und mit jedem weitern Tag, der nicht gut gelaufen ist, sang auch meine Achtung vor mir selbst. Und ich bin immer tiefer gerutscht. Hab meine schlechte Meinung über mich sozusagen bestätigt.

Es ist so, alles verläuft sehr schleichend. Mir ist heute vieles bewusst, aber was sich über Jahre angesammelt hat bzw. verinnerlicht ist, lässt sich nicht so leicht „aufräumen“, und so kämpfe ich ziemlich.

Find ich total schön, dass du Kaninchen und eine Katze hast.
Wie lange hast du sie schon? Wie sehen sie aus, und wie heißen sie?

Wir haben auch verschiedene Fellknäuel, allerdings keine Hasen und anstelle der Katze haben wir einen Hund.
Der Hund ist übrigens für mich ein echter Antriebsmotor raus zu gehen.

Was meinst du – warum telefonierst du immer häufiger vom Büro aus mit deinem Freund anstatt mit ihm zu Hause und Aug in Aug mit ihm zu reden?

Wie müsste eine „sinnvolle“ Freizeit deiner Meinung nach aussehen?
Ist es auch okay, mal einfach nichtstuend auf der Couch zu liegen und irgendetwas zu träumen? Oder vielleicht mal am Wochenende einen ganzen Tag im Bett liegen zu bleiben?

Warum meinst du eigentlich, dass das Lesen auch eine Art Flucht ist?
Okay, muss dir gewissermaßen schon recht geben. Kommt natürlich immer auf das Buch an.
Letztens hab ich ganz bewusst ein Buch gelesen, das leicht zu lesen ist, mich ablenkt, mitreißt, zum Lachen bringt. Und es war richtig gut. Hat mir total gut getan.
Gezielte Ablenkung in gesunden Mengen ist nämlich vollkommen in Ordnung.
War ein Buch von Ildikó von Kürthy.
Die Phantasie mal spielen zu lassen, zu träumen, tut gut und ist total okay.

Hab jetzt auch viel von mir geschrieben.
Mir geht es da nicht anders als Annette (Bellasus). Es fällt mir leichter in Beispielen, also auch von mir zu erzählen, um das auszudrücken, was ich sagen will.
Ich selbst verstehe so auch alles immer am besten.

Liebe Grüße
Moonlight

Oh, oh, ist ein seeehr langer Beitrag. Hoffe, dass ich damit niemanden ärgere oder langweile.
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Es sind nicht die großen Feuden, die am meisten zählen. Es kommt darauf an, aus den kleinen viel zu machen. (J. Webster)
Shy
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Re: Depression?

Beitrag von Shy »

Liebe Moonlight,

wow was für eine Antwort Da muss ich erst mal sortieren, damit ich sinnvolles beitrage

Mein Hausarzt hatte mir damals zu meinem Therapeuten geraten. Ich war ungefähr 3 Jahre in Therapie. Ehrlich gesagt, ich war nicht wirklich überzeugt. Bin noch heut der Meinung, dass mir die ADs damals weitaus mehr geholfen haben. Momentan bin ich noch nicht so entscheidungsfreudig was eine neue Therapie angeht. Ich denk aber schon die ganze zeit darüber nach.

Die Ursache meines letzten Tiefs kenne ich nicht - wohl aber den Auslöser für das ultimative Tief, das mich damals voll erwischte. Ich habe oft davon gelesen, dass Depression erblich ist. Das würde dann bei mir total zutreffen. Mein Dad hatte auch oft heftige Tiefs und auch meine Schwester ist davon nicht verschont geblieben.

Ich hatte ein relativ aktives WE. Bin auch ganz froh darüber und denke (wie so oft) geht doch, wieso nicht immer? Ich war tatsächlich draussen - am Samstag und heut auch. Und am Freitag hab ich den Gang zum Friseur geschafft. Das grenzt - für mich - ziemlich an eine Meisterleistung.

Mein Job ist eine zwiespältige Sache. Einerseits ist der so stressig, dass ich mich dort wirklich verausgabe. Andererseits arbeitet eine meiner engsten Vertrauten dort mit mir zusammen. Wenn ich da so reinhaue, dann habe ich oft gar nicht die Zeit über irgendwas nachzudenken. Ist der Stress aber zuviel, dann fangen natürlich die Konzentrationschwierigkeiten usw an. Die gleich ich dann mit nochmehr reinhauen aus - ein Teufelskreis... Zudem bin ich ein guter Blender. Auch wenn es mir mal nicht gutgeht, dann merkt das erstmal niemand. (das war leider auch mit meinem Therapeuten nicht anders ). Ich MUSS mich dort also zusammenreissen! Und es funktioniert.

Und ja, ich fühle mich immer extrem ausgepowert - nach Feierabend.

Das einzige, was mich freizeittechnisch gereizt hat waren bisher Fortbildungen. Das möcht ich mir aber nicht mehr antun, das kostet mich dann zusätzlich zuviel Kraft.

Vor gut zwei Jahren bin ich hierher gezogen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass mir hier auch die Freizeitgestaltung und die Freunde abhanden gekommen sind. Wobei ich zuvor in Dssd. gelebt habe, dort noch heute arbeite und das also eigentlich kein Problem sein dürfte. Bisher nannte ich das immer "Bequemlichkeit".

Seit meiner Therapie tu ich eigentlich nur noch das, von dem ich überzeugt bin , es tut mir gut. Ich lass mich nicht mehr in Verhalten pressen, die von mir erwartet werden - hinter denen ich aber nicht stehen kann. Auch mein couchen gönn ich mir und find das in Ordnung - wenn es nicht immer der Fall ist, so das alles andere darunter leidet.

Lesen ist für mich eine Flucht wie auch das Dauer-Berieseln-lassen durchs TV. Allerdings bin ich beim Lesen gar nicht mehr ansprechbar. Und das ist meiner Beziehung wirklich nicht zuträglich. Daher habe ich das Lesen auch ein wenig reduziert. Allerdings les ich jeden Tag vor dem Schlafengehen. Dann beginne ich abends nicht mehr zu grübeln (meistens). Das habe ich mir in einer Phase der Schlaflosigkeit so angewöhnt. Allerdings werden auch Fernsehen und Internet immer mehr so eine Realitätsflucht. Wie gesagt, ich bin dann gar nicht sonderlich ansprechbar, reagiere äusserst unwirsch auf Störungen ( was in diesem Fall auch meinen Freund betrifft.) Im Büro nehme ich mir aber Zeit wenn ich meinen Freund anrufe. Und vieles was zu Hause ungesagt bleibt findet dann seinen Weg. ( Dies gilt allerdings nur für mich - mein Freund mag sowas im Job eigentlich nicht)

So - gefühlsmässig ist das jetzt auch ziemlich lang geworden.

Schönen Restabend noch

Shy
















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Alexis Carrel
Shy
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Re: Depression?

Beitrag von Shy »

Hallo alle,

ich hab jetzt mal ein paar Tage hier quer gelesen und bin ein wenig in mich gegangen.

Sollte es hier noch andere geben wie mich, an die folgende Frage:

Wie kriege ich Struktur in meinen Alltag - wobei Alltag hier meine Freizeit meint?

Wie habt ihr das hinbekommen ohne euch direkt zu überfordern?

Macht ihr euch Pläne?

Liebe Grüsse
Shy
















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Alexis Carrel
urs.hardtfeld
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Re: Depression?

Beitrag von urs.hardtfeld »

Hallo Shy,

was Du da beschreibst, kommt mir fast alles unwahrscheinlich bekannt vor.

Gerade was das "Vorsichherschieben" vieler kleiner Dinge angeht.

Und sonst? Bei mir war´s sogar so, daß ich im "Job" (bin zwar auf selbständiger Basis tätig, das aber seit Jahren jeweils schwerpunktmäßig für einen Kunden) gerade dann eigentlich relativ gut "funktionierte", wenn ich ansonsten besonders mies drauf war.
Vielleicht auch eine Art der Verdrängung.

In meiner derzeitigen Phase ist es allerdings anders, da schleppe ich derzeit in der Tasche etlice Sachen herum, die eigentlich längst erledigt gehört hätten, und auf der Arbeit hänge ich mehr oder weniger "gut getarnt" nur rum.
Aber habe mir gerade eben vorgenommen, das jetzt anzupacken. Schau´n wir mal...
Bellasus
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Re: Depression?

Beitrag von Bellasus »

Hallo Shy,

mein Gefühl ist, dass du mit einer Art Bedienungsanleitung zur Gestaltung deiner Freizeit nicht so weit kommst. Wenn du wirklich abends ausgepowert bist, kann das doch gar nicht funktionieren, oder?

ich frage mich, warum du dich so auspowerst. Wäre es denn möglich, einen bis mehrere Gänge langsamer zu arbeiten und die Arbeit trotzdem zu schaffen? Kleine Ruhepausen einzubauen? Oder mußt du unter Strom stehen, um die Arbeit zu schaffen? Ich bin auch manchmal am produktivsten, wenn es eng wird, mancher Zeitdruck war hausgemacht, und plötzlich kamen die Ideen. Trotzdem hat mich diese Arbeitsweise auf die Dauer fertiggemacht. Und ich lerne gerade ein kräfteschonenderes Arbeiten, um außerhalb der Arbeit auch noch ein Leben führen zu können. Und das funktioniert! Na ja, mal mehr mal weniger, ich lerne ja noch

Also in einer Therapie (viellicht reichen ja ein paar Stunden) mal aufzudröseln, was dich bei der Arbeit so lebendig und zu Hause so matt sein läßt wäre doch schon interessant, oder?

@Moonlight: Danke für die Schilderung meiner Gefühle und Erfahrungen Woher kennst du die denn so gut Du scheinst auf einem guten Weg zu sein, mach weiter so!

Viele Grüße
Annette




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moonlight
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Re: Depression?

Beitrag von moonlight »

Liebe Shy,
heute will ich mal nicht so viel auf dich einreden.

Da war übrigens wieder das Wort "sinnvoll".
Warum denkst du, du musst immer etwas "sinnvolles" tun und sagen?
Und vielleicht ist grad das, was du als "sinnlos" bezeichnest besonders "sinnvoll" und das, was du hier schreibst auch für andere besonders "sinnvoll".

Vielleicht wäre ein Schritt der, dass du versuchst dich etwas weniger zu kontrollieren.

Ich habe damals so extrem viel gearbeitet, war völlig ausgepowert, weil ich mir meine "Lebensberechtigung" sozusagen "erarbeiten" wollte, wohl in mir auch der Gedanke steckte, dass ich dann vielleicht doch akzeptiert und geliebt werde.
Für anderes - sprich für Freizeit - war ich viel zu müde. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass ich nicht die "Berechtigung" habe mich zu freuen, zu genießen, mal etwas zu tun, was mir Freude macht.

Mir haben meine Therapeutin und auch Freunde geholfen. Haben mich einfach auch immer wieder gefordert in Dingen, von denen sie genau wussten, dass ich sie mag, es nur unterdrücke. Gelobt haben sie mich übrigens auch.
Ist, als ob man wie ein Kind manches ganz neu lernen muss.

Du kannst deinen Freund um Hilfe bitten.

Oder du hängst dir an wesentlichen Stellen einen Notizzettel auf, was es Schönes für dich gibt.
Nur verlang nicht sofort zu viel von dir.
Fang klein an - z. B. nimm ein ausgiebiges Bad. Stell dir Kerzen auf.
Das ist etwas - wie ich finde - sehr sinnvolles, da sehr entspannend.
Und grad, wenn du nicht aus dem Haus magst, eine Möglichkeit.
Außerdem schläfst du anschließend besser.


@ Annette
Vielen Dank für deine Nachricht.
Sie motiviert mich, tut mir gut.
Und zeigt mir auch, dass ich dann wohl doch nicht so viel Quatsch und wirres Zeugs von mir gegeben habe.

Ja, ich will weiter machen, weiter kämpfen.
Allerdings möchte ich manchmal gern die Flügel strecken und bin dem Heulen näher als dem Lachen.

Liebe Grüße
Moonlight
.

Es sind nicht die großen Feuden, die am meisten zählen. Es kommt darauf an, aus den kleinen viel zu machen. (J. Webster)
moonlight
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Re: Depression?

Beitrag von moonlight »

Liebe Shy,
da hab ich doch glatt noch etwas vergessen.

Bist du schon einen Schritt weiter bzgl. Therapie?

Du schreibst, du bist eine gute "Blenderin". Oh, da kenne ich noch so eine - sie schreibt dir grad.
Bloß nichts anmerken lassen, nur nicht verletzbar machen.
In gewissen Situationen, bei gewissen Menschen werde ich bestimmt immer so sein.
Abgelegt habe ich es aber in der Therapie. Da bin ich schonungslos offen und arbeite auch ganz anders mit als früher. Ich muss überzeugt sein von dem, was man sagt. Nur so habe ich die Chance irgendwann mal wieder mit meinem Leben klar zu kommen.

Auch ein Therapeut ist nur ein Mensch. Er kann keine Gedanken lesen. Und kann nur mit dem arbeiten, was ihm gezeigt und gesagt wird.

Nochmals liebe Grüße
Moonlight
.

Es sind nicht die großen Feuden, die am meisten zählen. Es kommt darauf an, aus den kleinen viel zu machen. (J. Webster)
otterchen
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Re: Depression?

Beitrag von otterchen »

Moonlight,


Abgelegt habe ich es aber in der Therapie. Da bin ich schonungslos offen und arbeite auch ganz anders mit als früher. Ich muss überzeugt sein von dem, was man sagt. Nur so habe ich die Chance irgendwann mal wieder mit meinem Leben klar zu kommen.

Auch ein Therapeut ist nur ein Mensch. Er kann keine Gedanken lesen. Und kann nur mit dem arbeiten, was ihm gezeigt und gesagt wird.


Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen!!

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Shy
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Re: Depression?

Beitrag von Shy »

wow - viele Antworten

Hallo Urs,

nun kleine Dinge schiebe ich nicht, ich schieb eigentlich alles, was mich nicht in meinem Arbeitsleben behindert. Aber Du hast recht, unter Stress und Druck arbeite ich einfach viel besser und effektiver. Habe ich ein wenig mehr Ruhe, dann trödel ich die Zeit so rum, bis es dann - aufgrund von Terminen u.ä. - dann doch wieder hektisch wird. Ich brauch das irgendwie, sonst funktionier ich scheinbar nicht richtig.

Hallo Bellasus,

Bedienungsanleitung trifft es nicht ganz. Ich hatte ja mal eine schöne an- und ausgefüllte Freizeit. Ich möchte da wieder hinkommen, Lebensqualität aufbauen. Und wie ich schon oben schrieb, ich brauch dieses unter STrom stehen im Job. Und ich habe hart und viel dafür geschuftet, um dahin zu kommen wo ich jetz bin. Für andere vielleicht nicht unbedingt erstrebenswert, aber für mich wichtig um mich gut zu fühlen. Aber stimmt schon, kräfteschonender wäre dann für die restliche Zeit sinnvoller. Aber das krieg ich eben nicht so hin - dieses ausbalacieren. Wie und wo lernst Du ds denn? In einer Therapie? Ich hab da ein Vertrauensproblem, nach einigen Stunden würd ich vielleicht gerade mal auftauen.

Was ich suche sind Anregungen, die mich einen kleinen Schritt gehen lassen. Ein Weg, wie man am Besten einen Einstieg findet...

Liebe Moonlight,

sinnvoll ist für mich alles, was mich von der Couch runter und weg vom Fernsehen holt. Das ist DIE Blockade in meinem Freizeitleben.
Ich hatte schon überlegt, den FErnsehen abzugeben - aber ob das dann tatsächlich helfen würde? Ich denk immer, der ist doch nicht die Ursache, sondern nur Mittel zum Zweck.
Baden wäre schon schön und sinnvoll - hab ich aber schon seit ewigen zeiten nicht mehr getan. Ich muss schon terminieren und mich aufraffen wenn es um so was banales wie das Haarewaschen geht. Gerade kontrollieren tu ich mich ja eigentlich auch nicht. Ich lass mich einfach hängen und gehen. kommt mir zumindest so vor.
Mein Therapeut und ich hatten das auch schon in der Therapie oft besprochen, aber er kam da irgendwie nicht an mich ran.

Mein Freund ist leider beruflich sehr stark eingespannt - ein richtiger workaholic, der bis spät in die Nacht arbeitet. Er ist zwar für mich da, hat aber nicht immer soviel Zeit und er sit so genervt durch die Dauerberieselung durch das Fernsehen, dass er die meiste Zeit das Wohnzimmer meidet. Zu Aktivitäten kann auch er mich selten bewegen.

Bezüglich der Therapie bin ich nicht wirklich weiter. Ich denk mir momentan geht es mir doch nicht schlecht. Ich funktionier nur nicht. Therapie hat für mich den Beigeschmack von "richtigem"Elend - eben so wie damals. Ich mochte den Therapeuten wirklich, aber ich mochte nicht wie es mir möglich war, die Stunde zu lenken - je nach meiner Stimmung.

Ist denn Therapie angesagt, wenn ich mich nicht so schlecht fühle?`Da bin ich mir noch nicht so sicher.

Lieben Gruß euch allen

Shy
















Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben zu geben.

Alexis Carrel
otterchen
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Re: Depression?

Beitrag von otterchen »

Hi Shy,

(das ist mein 300. Posting!)

das mit der Antriebslosigkeit daheim kenne ich nur allzu gut - und mit mir wohl jede Menge anderer Menschen hier im Forum.

Was bei mir irgendwie damit zu tun hat(te):
das hat irgendwas mit "Kompetenz" zu tun. Im Job KANN ich alles, habe Fachwissen, bin fleißig, ausdauernd, belastbar etc. - und es befriedigt mich.
Was zu Hause fehlt, ist zum einen Struktur, zum anderen aber auch das Gespür dafür, dass man sich MIT SICH beschäftigt, dass man quasi Kompetenz für sich selbst erlangt. Bewusst spürt: wenn ich dies-und-jenes tue, fühle ich förmlich, wie es mir dadurch bzw. danach besser geht - auch wenn ich ursprünglich nicht besonders viel Lust hatte, dies zu tun.

Ich bin gerade dabei, dies zu lernen und stecke damit quasi in den Kinderschuhen - aber (wie hieß das damals in der Werbung?) "ich glaube, es wirkt schon"


Bye Shy

(beim 300. Posting darf ich ruhig mal neckisch sein )
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Shy
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Re: Depression?

Beitrag von Shy »

Hallo Otterchen

sei bitte neckisch, nach so vielen Postings hast Du Dir das ja redlich verdient.

Und wie lernst Du das? Therapie-begleitet?

Es ist ja nicht so, dass ich es nicht versucht hätte was zu ändern. Über Pläne schreiben (die zum grössten Teil nicht eingehalten werden), selbstverschriebene Aktivitäten mit Freunden und und und....

Wie gehst Du das an? Wie lernt man Selbstkompetenz (das geh ich jetzt mal googlen)...

Fragen über Fragen

bye shy :P
















Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben zu geben.

Alexis Carrel
otterchen
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Re: Depression?

Beitrag von otterchen »

Hallo Shy,

das habe ich bei oder während der Therapie gelernt... bzw. bin dabei, es zu lernen... gestützt und geführt durch meine Therapeutin, aber viel findet auch zwischen den Therapiestunden statt.

Es setzt sich aus vielen kleinen Puzzleteilchen zusammen, und bis man die zusammengetragen hat, dauert es seine Zeit. Worum geht es beim Puzzle? Meist nicht in erster Linie um das fertige Bild (das könnte man sich ja sonst als Poster zulegen), sondern um die Tätigkeit als sich. Ich glaube, einige Depressive wollen oft unbedingt direkt das fertige Bild haben, statt auch mal das Puzzle als solches, als Tätigkeit, als Prozess zu betrachten. Wer verzweifelt, weil er das Bild noch nicht fertig hat, wird frustriert. Wer das Puzzle eher als Selbstzweck betrachtet, wird vielleicht - das ist mein Gedanke - eher voran kommen. Und ich freue mich momentan über jedes Puzzlestückchen, das ich hinzufügen kann.

Was ich mal wieder wortreich sagen will :
Es kommt alles mit der Zeit... Schritt für Schritt... jeder mit den Dingen, die für ihn wichtig sind: für mich ist es das Schreiben, für andere der Sport, die gute Freundin, die ehrenamtliche Tätigkeit... was auch immer.
Mir hilft die Achtsamkeit vor allem und das Streben, mich endlich lieben zu lernen. Und auf einmal wird dieses ganze Anspruchsdenken weniger ("ich sollte mehr im Haushalt machen", "bah, schon wieder vor der Glotze hängen") - nein, heute kam zum ersten Mal der Gedanke: "he - ich häng gerne hier herum!" - Ich mache mir endlich für meine Antriebslosigkeit weniger Vorwürfe - und kann komischerweise mehr erledigen. Klingt paradox, aber so ist es.
Und mein Haushalt wird langsam besser, ich kann Besuch empfangen - und ich tue das, was ich mache, mit Hingabe.
Darum geht es: sich selbst zu lieben, sich zu respektieren, sich zu verzeihen, sich nicht dauernd zu kritisieren, sich etwas erlauben, sich mit Hingabe seinem Leben widmen, sein Leben aktiv mitgestalten - so, wie man gerne leben möchte.


Aber Du hast mich auf eine Idee gebracht, und ich habe auch Google befragt: und siehe da, ich bin bei Wikipedia gelangt, beim Begriff Emotionale Intelligenz. Auch nicht schlecht!
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Bellasus
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Re: Depression?

Beitrag von Bellasus »

Wow, viele interessante Gedanken hier

>Ich denk mir momentan geht es mir doch nicht schlecht. Ich funktionier nur nicht.<
>Ist denn Therapie angesagt, wenn ich mich nicht so schlecht fühle?`Da bin ich mir noch nicht so sicher>

Darf ich mal ein bißchen lachen? Ist nicht böse gemeint, aber genau das habe ich mir auch jahrelang gesagt, und ich wünsche dir wahrlich nicht dasselbe Ergebnis, zu dem das bei mir geführt hat. Natürlich ist jede Geschichte individuell, aber mir scheint, dass es etwas in deinem Leben gibt, was dir nicht behagt und was du aus eigenem Antrieb nicht willentlich abstellen kannst. Du mußt nicht erst vollkommen am Boden sein, das wäre ja so ähnlich wie einen Zahn total von Karies zerfressen zu lassen, damit sich der Gang zum Zahnklempner auch wirklich lohnt Darin bin ich übrigens Spezi

Wo ich lerne, anders mit mir und meinen Kräften umzugehen? In einer medizinisch-beruflichen Reha. Die ersten Stunden zum auftauen waren kein Problem, denn die ganze Maßnahme dauert 2 Jahre! Aus dem Arbeitsleben bin ich jetzt über dreieinhalb Jahre, eben weil ich gerödelt hab bis wirklich GAR NICHTS mehr ging. Fast ein Jahr habe ich gebraucht, um wieder existieren zu wolen und können. Und in der Reha mache ich Praktika in "echten" Betrieben und habe wöchentlich begleitende Reflexionsgespräche in der Reha-Einrichtung. Da geht es dann um so "banale" Dinge wie, ob ich mir erlauben darf, um einen Tag Urlaub zu bitten, wenn ich gerade einen Arbeitsabschnitt gut bewältigt habe - ein Tag frei, obwohl viel Arbeit wartet, und ich darf das! Das bringt mir die Regeneration und mentale Entlastung, um dann wieder voll da zu sein (in Rahmen meiner momentanen Belatbarkeit von ca. 27 Wochenstunden bei geringem bis mittlerem Streßfaktor). Vor einem Jahr war ich bei 20 Stunden und benötigte totale Abschirmung von jedem Streß. Das ist das Tempo, in dem ich Fortschritte mache, und ich bin froh diese Gelegenheit zu haben.

Du stehst voll im Arbeitsleben, aber das ist ja kein Hinderungsgrund, mit Unterstützung nach Möglichkeiten zu suchen, anders mit deiner Energie umzugehen.

Superspannendes Thema, bin morgen nicht da, aber tausche mich danach sehr gerne weiter mit euch aus zum Thema Balance Arbeit-Freizeit.

Liebe Grüße

Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
Shy
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Re: Depression?

Beitrag von Shy »

Hallo Alle,

Hallo Otterchen,

so ca. das letzte Jahr meiner Therapie umfasste auch mein "Gammelproblem". Mein Thera hat mir nie gesagt, dass es Teil des Problems sein könnte. So habe ich das immer völlig losgelöst angesehen und mich nicht ernsthaft darum gekümmert. Wie gesagt, die ERleuchtung kam erst vor kurzem. Was mir fehlt ist der Anfang um was zu ändern. Mir ist klar, dass man das nicht sofort haben kann. Und ja, wenn ich tatsächlich mal was geschafft habe, dann fühle ich mich hinterher besser. Das motiviert mich aber augenscheinlich nicht dazu, das weiterhin so beizubehalten.

Vorwürfe mach ich mir eigentlich selten, aber da ich selten bis nie jmd. in die Wohnung lasse, tangiert es auch nur meinen Freund und mich. Und der hat wirklich eine Engelsgeduld - wenn mir das auch nicht so wirklich hilft.

Das "sich selbst lieben" gibt mir ein wenig zu denken. Mag ich mich überhaupt? Ich denke schon. Interessant und überlegenswert fand ich hier den Beitrag mit dem "sich-selbst-fühlen". Aber hängt das wirklich zusammen? Da muss ich wohl nochmal drüber nachdenken. Denn wenn ich auf meiner Couch bin dann fühl ich gar nichts - das ist es ja eben. Ich bin völlig leer und will das auch nicht anders haben. In meinen dunkelsten Zeiten habe ich in solchen Zeiten das Telefon rausgezogen und die Klingel abgestellt. Ich hatte nicht einmal Fern gesehen, sondern lag einfach nur rum und dachte und fühlte nichts. Das ist also schon besser jetzt. Jetzt ist hier mein Freund, und ich isoliere mich nicht mehr so doll. Aber ich schalte halt ab.

Hallo Annette,

lach ruhig - wobei mir ein fröhliches Lachen eigentlich lieber wär

Wie ich oben schon schrieb konnte mir mein damaliger Thera nicht weiterhelfen. Und eigentlich möchte ich ungern einen anderen - aber in diesem Thema ist er bei mir ja nicht durchgedrungen. Und es ist doch eigentlich so, ich muss das erst mal selbst zulasen wollen. Und das war damals eben nicht der Fall. Jetzt such ich für mich einen Weg - bin aber noch unentschlossen, wie der letztlich aussieht. Den Supergau im Job hatte ich schon, wahrscheinlich nicht so arg wie Du ihn hattest, aber ich erinnere mich an Monate in denen ich abends nur noch heulend auf dem Bett zusammengebrochen bin. Das ist jetzt nicht mehr so, wenn ich aus dem Büro komme gelingt es mir in der Regel auch nicht mehr daran zu denken. Arbeit nehm ich nicht mehr nach hause mit. Fühlt sich für mich so an, als habe ich das mit dem Job in den Griff bekommen (zu 95 % )

Es hilft mir ja schon enorm, auf einmal festgestellt zu haben, dass ich kein Messie bin. Es gibt andere wie mich und es gibt eine Ursache. Den momentanen Austausch finde ich wichtig und gut. Ich denke ganz anders also noch vor wenigen Tagen und das bringt mich doch schon weiter.

So - wünsch euch allen ein schönes Wochenende

Shy
















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Alexis Carrel
Shy
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Re: Depression?

Beitrag von Shy »

irgendwie scheint das Thema ja allg. uninteressant zu sein. Schade eigentlich - weil wenn es einem besser geht, dann sollte man doch auch den Rest irgendwie in den Griff bekommen. Schließlich trägt das nicht unwesentlich zum Befinden bei.

hätte gern einen Austausch darüber gehabt

geht denn hier nichts ohne Therapeuten?

Lieben Gruß

Shy
















Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben zu geben.

Alexis Carrel
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