Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

rm
Beiträge: 2209
Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von rm »

Hallo ihr,

weiß eigentlich garnicht so recht, was ich im Moment sagen kann/ darf, aber ganz still zu werden tut mir auch nicht gut...

Nach einer scheinbar stabilen Zeit mit Zukunftsperspektiven - resultierend aus dem Motto: das hier und jetzt ist wichtig, genieß die Zeit - schleicht sich wieder so langsam die (scheinbare?) Resignation ein.

Immer dann, wenn ich das Gefühl vermittelt bekomme, eigentlich nicht mehr willkommen zu sein, sondern nur noch GEDULDET, fühle ich mich überflüssig und im Weg.

Ich weiß... eine/r hier im Forum schrieb einmal vor längerer Zeit: '...das ist die keiner liebt mich mehr Platte..', aber wie kann ich mich lieben, wenn ich oft gesagt bekomme, direkt oder indirekt: "...Du mit deinem 'ich kann das nicht', kein Wunder, daß unsere Tochter schon genauso denkt..."

Auslöser u.a. dieser in vielfältigen Facetten auftretenden 'Schuldzuweisungen, immer negativ zu denken' meiner Ex war der Wunsch meiner Tochter, das Abi nachzumachen, was ich gern unterstützen würde...,

habe nur mal gewagt zu fragen, WARUM sie dies möchte und und den Hinweis aus meiner Erfahrung einfließen lassen, das MIR das Lernen nicht leicht fiel, weil ich mich selbst blockierte, mich zusehr unter Zwang stellte, unbedingt Leistung bringen zu müssen ...

Alles, was ICH etwas kritisch sehe, wird auf meine negative Denkweise geschoben (eben depressionsbedingt). Ist ja auch bequem.. nur keine Diskussionen mehr.. Papa ist ja krank.

Ok? Nicht wirklich! Immer wieder mache ich mich von Menschen abhängig, von deren Reaktionen auf mich, fühle mich deplaziert, möchte fliehen und kann doch nicht. Habe mir eine 'Heimat' aufgebaut, die doch nicht meine ist.

Alle Theorie verblasst. Und was bleibt? Manchmal weiß ich es nicht mehr. Aber was hat mir meine Exfrau mal ganz, ganz früher gesagt? : Und glaubst Du auch es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.

Danke Euch für's Zuhören und seid nicht böse, wenn ich im Moment evtl. nicht antworte, finde manchmal keine Worte mehr.

Liebe Grüße,
Reinhart
imagine
Beiträge: 1068
Registriert: 18. Jun 2006, 20:46

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von imagine »

Lieber Reinhart,
uns scheint es beiden im Moment ziemlich schlecht zu gehen, auch wenn bei mir manchmal Lichtblicke zu beobachten sind, aber sie halten der Wirklichkeit oft nicht stand.
Gestern war ich bei einer neuen Neurologin (nun schon zum 3. Mal)
Irgendwie haben wir keinen Draht zueinander, können uns nicht verständigen.
Sie ist bestimmt ausgezeichnet in ihrem Fach und auch menschlich, mag ich sie eigentlich, aber ich scheine chinesisch zu reden.
Dieses chinesisch reden kenne ich aber, es passiert mir in letzter Zeit oft..

Und diesen Spruch deiner Ex mit dem Lichtlein, der stimmt einfach nicht!!!

Wenn wir Licht haben wollen, müssen wir selbst eine Kerze anzünden, manchmal sogar ohne Streichhölzer und diesen Spruch, der /die ist ja krank (also nicht so ernst zu nehmen)
den kenne ich auch.
Ich bin dann immer "überempfindlich"
Damit sind die anderen fein raus, denn sie haben ja dann nichts mehr falsch gemacht.

Dies Ärztin sagt mir gestern, dass ich wohl an Schwnkungen leide, also nicht manisch bin, eher depressiv, aber auch das nicht konstant, sondern schwankend, warum das noch nicht behandelt worden sei??
Nun, sagte ich, keiner ihrer Kollegen hat bisher diese Diagnose gestellt.
Wenn ich depressiv war, wurde mir ein AD verordnet, wenn nicht, dann war ja alles in Ordnung.
Sie hat mir nun ein neues Medikament verordet, aber ich lebe schon so lange mit diesen Schwankungen, dass ich ehrlich nicht weiß, ob ich das nehmen soll, oder will.

Vielleicht ist mein Anspruch falsch(du scheinst ihn ja auch zu haben) es irgendwie selber zu schaffen, aber wissen tue ich es nicht...
Sei aber lieb gegrüßt nd pass auch auf dich auf.

deine imagine
Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung (Chesterton)
rm
Beiträge: 2209
Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von rm »

Liebe Imagine,

>Vielleicht ist mein Anspruch falsch(du scheinst ihn ja auch zu haben) es irgendwie selber zu schaffen, aber wissen tue ich es nicht...<

Ja, genau das ist es, es selber schaffen wollen, andererseits die Frage des WIE, wenn ich immer noch nicht genau die Ursache der wiederkehrenden Depression kenne. Einfach annehmen? Wenn ich das nur könnte!

Und da ist mir noch ein Satz meines Therapeuten im Ohr (jetzt leider im Urlaub), der mir sinngemäß einmal sagte: " Wenn einer so vehement die Medikation hinterfragt, dann hat das seine Berechtigung".
Genauso ist dies bei Diagnosen... Ich weiß, ich bin kein einfacher Mensch, aber es hat auch seinen Hintergrund, mein Mißtrauen, bin oft genug auf die Nase gefallen...

..andererseits: WISSEN, was mit mir los ist, kann ich auch nicht, nur spüren kann ich, daß es auf Dauer so nicht weitergeht..

>(...)der /die ist ja krank (also nicht so ernst zu nehmen)den kenne ich auch.Ich bin dann immer "überempfindlich"Damit sind die anderen fein raus, denn sie haben ja dann nichts mehr falsch gemacht.<

Ja, Du sprichst mir aus der Seele! Schublade auf, Schublade zu!

Ich bin mir darüber im Klaren, daß es nicht einfach ist, mit mir zu leben, der so viel und so oft hinterfragt, mittlerweile sehr sensibel auf alles Negative reagiert, vieles auf sich bezieht.
Im Endeffekt aber nur eines will: ernst-genommen und angenommen sein. Aber das ist wohl schwierig und vielleicht aussichtslos in unserer 'Familie'.

Und jetzt? Weiß im Moment auch nicht weiter.

Liebe Grüße, Dein Reinhart

P.S.: Wünsche Dir das richtige 'Näschen' bei DEINER Entscheidung mit den neuen Tabletten.
Sunshine77
Beiträge: 261
Registriert: 11. Okt 2006, 20:55

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von Sunshine77 »

Hallo Reinhart,

Ich mag falsch liegen denn ich kenne deine ganzen Verhältnisse nicht, aber eine Frage die mir spontan beim lesen einfiel:
Hast du dich mal gefragt warum dir das Urteil deiner Ex-Frau noch so wichtig für dich ist? Ihr seid nunmal für immer über die Tochter verbunden aber als deine Ex-Frau hat sie kein Recht mehr Einfluss auf dein Leben zu nehmen. Mit Aussagen die deine Tochter betreffen trifft sie dich mitten ins Herz, denn sie weiß doch sicherlich wie sehr du mit dir selber kämpfst und dass Eure Tochter dein wunder Punkt ist? Ich denke alleine durch die Tatsache daß sie deine Ex-Frau ist, sieht sie all dein Handeln automatisch negativ gefärbt denn schließlich gabs ja Gründen für die Trennung, deshalb auch gleich ihre Vorwürfe als du nach dem Warum fragtest. Kann es sein, daß gerade deine Ex Frau dich immer wieder runterzieht? Meinst du nicht Distanz zu ihr wäre in dem Fall besser, schließlich ist deine Tochter nun alt genug so dass dieser Kontakt nicht sein müßte.

Warum nur immer diese Selbstzweifel? Wir kennen uns ja nun nicht persönlich, aber ich habe schon den Eindruck daß du bei vielen Menschen mit deiner Art gut ankommst. Distanzier dich von den Menschen die dich immer und immer wieder runterziehen und konzentrier dich auf die die dir guttun Ich weiß, ist leichter geschrieben als getan aber manchmal hilft wirklich nur Abstand von gewissen Leuten die einen immer wieder verletzen.

Freu mich übrigends für deine Tochter, daß sie diesen Entschluss gefaßt hat das Abi nachholen zu wollen. Wünschte ich hätte mich früher auch dazu entschieden...

LG,
Tini
Bleib dir selbst stets treu

rm
Beiträge: 2209
Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von rm »

Hallo Tini,

>Ihr seid nunmal für immer über die Tochter verbunden aber als deine Ex-Frau hat sie kein Recht mehr Einfluss auf dein Leben zu nehmen.<

Das schlimme an der Sache ist, daß auch ICH es bin, der Einfluß auf IHR Leben nimmt, indem ich in einem Haus 'hocke', das mir nicht wirklich gehört sondern ihr, das aber über lange Jahre 'mein' Zuhause geworden ist, in welches ich viele Gefühle und Zeit investiert habe. Habe auch meine Bekannten hier (soweit sie es noch sein wollen).

Meine Tochter wohnt bei mir, meine Exfrau kocht und sorgt für sie - eigentlich umsorgen wir sie beide - nur bin ich mir in solchen Momenten wie in den letzten Tagen nicht mehr so sicher, was im Interesse von uns ALLEN (incl. Emma) gut für jeden einzelnen wäre.

Räumliche Trennung wäre wahrscheinlich eine Lösung, jedenfalls für die beiden... Wohin geht's mit mir (oder aktiv gefragt: was mache ich?).. Frühverrentet.. eigentlich nicht vorgesorgt für ein anderes Zuhause.. Wo ist meine Aufbruchstimmung geblieben?
Die Antwort muß ich selbst finden, ich weiß..
Ich weiß nur noch nicht, wie sie aussehen könnte, Vogelstraußpolitik wird nicht mehr helfen....

Lieben Gruß, auch an Deinen Sonnenschein.
Reinhart
Nyx
Beiträge: 397
Registriert: 31. Jan 2007, 14:42

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von Nyx »

Hallo Reinhart,

also, ehrlich gesagt kann ich die Reaktion Deiner Tochter auf das Abi-Thema gut verstehen. Wenn man schon so einen Schritt wagen möchte, dann braucht man 100% Unterstützung, Zweifel an sich selbst gibts immer en masse, zumindest reagiert man allergisch, wenn einem jemand als erstes erzählt, er selber hätte sich mit dem Lernen ja immer schwer getan....

Viele Grüße
Nyx
rm
Beiträge: 2209
Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von rm »

Hallo Nyx,

>Zweifel an sich selbst gibts immer en masse, zumindest reagiert man allergisch, wenn einem jemand als erstes erzählt, er selber hätte sich mit dem Lernen ja immer schwer getan....<

Danke für Deine ehrliche Meinung. Ja, genau das meine ich mit Ruf des Negativdenkenden.. genau SO reagiert meine Ex (nicht meine Tochter), nämlich allergisch auf alles, was nur im Entferntesten mit MEINER Erfahrung zu tun hat, dabei weiß sie ganz genau, wie schwer auch SIE sich mit dem Lernen getan hat und hat auch bestimmt noch die Zeit in Erinnerung, in der sie mit unserer Tochter stunden-tage-wochenlang auswendig gelernt hatte.


Ich hoffe, ich bestärke meine Tochter in ihrem Selbstbewußtsein, indem ich frage, ob ihr dies und jenes liegt und warum SIE es tun will oder sein läßt, weil ICH die Erfahrung gemacht habe, daß man eigentlich nur zufrieden etwas leistet, wenn man es gern macht und sich nicht durch irgendwelche gesellschaftlichen Zwänge dazu veranlaßt fühlt...

Vielleicht sind meine Gedanken auch Traumtänzerei, gerade in der heutigen Zeit..alles Schönreden also? Mund halten, schweigen?

Vielleicht sollte ich mich mit meinen Erfahrungen besser zurückhalten, eigentlich haben die beiden es ja gut gemacht.

Viele Grüße auch Dir,
Reinhart
Kroki
Beiträge: 814
Registriert: 15. Mär 2004, 17:50

.

Beitrag von Kroki »

Sunshine77
Beiträge: 261
Registriert: 11. Okt 2006, 20:55

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von Sunshine77 »

Morgen Reinhart,

Ich kann nicht beurteilen ob du tatsächlich negativ denkend bist oder aus Sorge nachfragst. Fragen und auch kritische Einwände sind als Eltern sicherlich erlaubt und können auch gut sein! Nun wo sie aber eine Entscheidung getroffen hat, solltest du sie soweit dir möglich auch unterstützen in ihrem Vorhaben. Und ich bin mir sicher, dass du das tun wirst

Was du aber nun zu der häuslichen Situation geschrieben hast ist erschreckend und ich denke du weißt genau, dass das so nicht funktionieren kann auf dauer - weder für dich noch für deine Angehörigen. Ich kann deinen Wunsch sehr gut verstehen dort wohnen zu bleiben, denn es ist inzwischen auch dein Zuhause. Aber ein Zuhause ist ein Zufluchtsort, ein Ort wo man so sein darf wie man selber möchte. Du arbeitest an einer Zukunft für dich - vielleicht möchtest du langfristig ja auch wieder eine neue Beziehung haben, aber das wird unter diesen Umständen vermutlich niemals funktionieren können. Du mußt dich von deiner Ex lösen um ein neues Leben zu beginnen, aber das kannst du nicht wenn man das Haus teilt. Wenn du selber schreibst es ist ihr haus, ist ihre negativ gefärbte reaktion auf dich verständlich. Möchte sie denn dass du ausziehst? Du weißt dass dein Sonnenschein mittendrin sitzt und in diesem Umfeld sicherlich öfter in einen loyalitätskonflikt kommt.

Sicherlich ist ein Umzug nicht einfach wenn die finanziellen Einnahmen begrenzt sind. Aber wenn du nur aus finanzieller Sicht in dem Haus bleibst so verkaufst du gerade buchstäblich deine Zukunft.

Was würde passieren wenn du ausziehen würdest - wie könnte sich dein Leben zum positiven verändern? Ich denke in erster Linie würde es eine Entspannung zwischen dir und deiner Ex geben und somit zwangsläufig auch deiner Tochter besser gehen. Es wäre ein Neuanfang für dich - du könntest dich frei bewegen ohne Rechenschaft und auch die Tage wo es dir nicht gut geht einfach so ausleben wie du es möchtest. Es entstände aber auch Platz - Platz für neues - vielleicht auch langfristig eine neue Beziehung. Und ich denke du würdest wieder mehr Kraft finden, denn ich denke diese ungünstigen Wohnverhältnisse rauben dir derzeit Kraft die du dringend für dich benötigen würdest.

Ich weiß, es ist immer alles leichter geschrieben als umgesetzt, aber manche Dinge sind einfach zu wichtig und müssen in Angriff genommen werden wenn man wieder stabiler werden will. Denke das hier ist eines dieser Dinge!

Lg,
Tini
Bleib dir selbst stets treu

rm
Beiträge: 2209
Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von rm »

Hallo und guten Morgen Kroki,

>erinnert mich an ein ähnliches Verhaltensmuster in unserer Familie.Mein Vater reagiert auf Pläne grundsätzlich pessimistisch: "Das wird doch nichts!"Mir, seiner jüngeren Tochter, traut er ebenso grundsätzlich überhaupt nichts zu: "Du kannst das nicht!" bzw. "Du lernst das nie!"<>Das Negativdenken meines Vaters basiert nach meinem Empfinden weniger auf Erfahrung, sondern überwiegend auf einem schwarz gefärbten Weltbild.<

Das finde ich ziemlich heftig, wenn ein Vater seiner Tochter nichts zutraut und ich habe am eigenen Leib erfahren, was dies für Auswirkungen haben kann (hier war es meine Mutter, die mir alles und jedes
vorgeschrieben hat).
Aus diesem Grund habe ich es versucht, ANDERS zu machen, mit meiner Tochter zu reden, wenn ich merkte, daß sie Schwierigkeiten hat. Ich habe IHR NIE gesagt: Das schaffst Du nicht, das kannst Du nicht, weil ich auch felsenfest der Überzeugung bin, daß sie intelligent genug ist und das Zeug dazu mitbringt, ihren Weg zu gehen, aber ich weiß auch, daß sie ein sehr sensibler und verletzlicher Mensch ist und die RICHTIGE Motivation braucht, oft auch Bestätigung. Trotzdem möchte ich ihr doch auch MEINE Erfahrung mitgeben, was es heißt, quasi zum Abi gedrängt worden zu sein, ohne eigentlich genau zu wissen, WARUM.

Klar, daß ich es toll findet, wenn sie ihr Abi nachmachen WILL, da wird ihr so manche Tür offen stehen, die ICH trotz Abi NICHT genutzt habe, aber sie soll auch verinnerlichen, daß sie um KEINEN Deut schlechter ist, wenn sie einen anderen beruflichen Weg geht.. das ist das Einzige, was ich ihr damit sagen will.

Habe immer noch den Spruch MEINER Mutter in Erinnerung, der sinngemäß lautete: 'Du willst doch nicht dümmer sein, als die anderen' und: guck Dir doch Deinen Cousin an, der packt's auch.'


>>Du mit deinem 'ich kann das nicht', kein Wunder, daß unsere Tochter schon genauso denkt..."<<

Dieses 'Ich kann das nicht' habe ich (was MICH betrifft) früher ab und zu meiner Exfrau gegenüber geäußert und ich bedaure mittlerweile, daß so ein Pauschalurteil mir gegenüber daraus geworden ist...ich würde alles Schwarzsehen.etc... ich werde es vielleicht nicht mehr ändern können, und das tut weh und verletzt..

Zum Schluß möchte ich noch einmal Imagine zitieren, die weiter oben in ihrem Posting betr. ihrer Neurologin schrieb:

>(...)menschlich, mag ich sie eigentlich, aber ich scheine chinesisch zu reden.Dieses chinesisch reden kenne ich aber, es passiert mir in letzter Zeit oft..<

Ja, auch mir geht es so, diesmal und schon wieder bei meiner Exfrau, aber nicht nur bei ihr..

Viele Grüße,
Reinhart

P.S.: Tini, habe eben gerade Dein Posting überflogen. Danke dafür. Ich weiß noch nicht, in welcher Form ich antworten möchte, wahrscheinlich nicht hier im Forum. Überlege mir noch wie. Antworten möchte ich Dir aber auf jeden Fall! Lieben Gruß, auch von Emma , mit der ich jetzt erst mal Sträßchen gehe.
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von flora80 »

Lieber Reinhard!

Deine Zeilen haben mich beschäftigt und auch ich möchte dazu etwas schreiben.

Ganz ehrlich? Ich hätte wahrscheinlich ähnlich reagiert, wie deine Tocher und ich möchte erklären, weshalb. Dazu muss ich ein bisschen ausholen, es ist schwierig, diesen komplexen Zusammenhang in Worte zu fassen.

Menschen, die zu Depressionen und psychischer Instabilität neigen, haben oft gelernt, dass die Welt erst einmal grundsätzlich böse und feindlich ist und dass man sich Erfolg und Anerkennung hart erarbeiten muss, indem man sich nach den Wünschen und Bedürfnissen seines Umfelds richtet. Und dann merkt man irgendwann, dass man sich dadurch kein Glück "erkaufen" kann, dass man dennoch unglücklich und unzufrieden mit sich selbst ist. Die Strategie ist offensichtlich falsch, aber weil man es nicht anders kennt, glaubt man, sein "Heil" darin zu finden, eben noch mehr auf die Bedürfnisse des anderen zu achten und die eigenen zu missachten. So ist es aber sehr unwahrscheinlich, dass man selbst zu einem sicheren und selbstbewussten Menschen wird, der Risiken realistisch einschätzt und nicht ständig darüber nachdenkt, was schief gehen könnte. Denn dieses "Schiefgehen" ist ja direkt eine Katastrophe, weil man dadurch die Grundlage des vermeintlichen Lebensglücks zerstören würde. Oft ist dieses Denken so eingefahren, dass man selbst kaum noch merkt, wenn man dauernd den Teufel an die Wand malt. Manchmal weiß man auch, dass man selbst ängstlich, unsicher und pessimistisch ist und weil man solch ein Elternteil evtl selbst hatte, will man natürlich verhindern, dass das eigene Kind auch mit dieser Selbstunsicherheit und pessimistischen Lebenseinstellung aufwächst. Das ist ein nobler Gedanke, der aber leider in den meisten Fällen das Problem nicht löst. Warum?

Kinder lernen meistens nicht aus Worten, sondern aus Taten. Das ist eine ganz, ganz einfache pädagogische Regel, die sicher die meisten nachvollziehen können. Selbstunsichere, pessimistische Eltern (Zitat: "Ich kann das nicht!"), setzen ihre Kinder oft Doppelbotschaften aus: Sie SAGEN ihnen, dass sie an sie glauben, dass sie sie unterstützen, dass sie das schaffen, etc. Aber das eigene Verhalten vermittelt den Kindern genau das Gegenteil. Sie bekommen (unbewusst) Unsicherheit und Angst vorgelebt. Wenn dann ein Satz fällt, der eine Warnung ausspricht, so wird das natürlich erst einmal als realistische Gefahr gedeutet, denn als Kind kann man nicht selbst entscheiden, was eine realistische und was eine unrealistische Gefahr ist. Und die allgemeine Unsicherheit des Erwachsenen bestätigt das Empfinden, dass die Welt gefährlich ist. Das Kind lernt, genau wie es der Erwachsene einmal gelernt hat, dass man ständig auf der Hut vor Gefahren sein muss, dass man sich selbst am besten nicht viel zutraut, damit man nicht von sich selbst enttäuscht wird und, noch wichtiger, andere nicht enttäuscht. Und auch wenn es gesagt bekommt, dass es alles tun kann, was es sich wünscht und dass die Eltern an das Kind glauben, so wird jeder negative Satz doppelt bewertet. Die negativen Sätze bleiben "kleben", die positiven sind bedeutungslos. Und letztendlich entspringt das Negativdenken dem gut gemeinten Versuch, das Kind zu schützen, ihm schlechte Erfahrungen zu ersparen. Nur, so wird jegliche Art von Erfahrung verhindert, auch die positiven... Selbstsicherheit ist auf dem Wege nur schwer zu erlangen. Und ohne Selbstsicherheit, kein Vertrauen zu den eigenen Fähigkeiten und der ganze Rattenschwanz, der dir wohlbekannt sein dürfte. Aber man bekam ja schließlich GESAGT, man sei wertvoll, begabt, es stünden alle Türen im Leben offen... Es klingt grausam, aber einer der Sätze, die sich in meinem Leben mehr und mehr bestätigen ist: "Gut gemeint ist das Gegenteil von gut!".

Das klingt jetzt alles vielleicht sehr vorwurfsvoll, aber so ist das nicht gemeint. Ich habe natürlich auch keine Ahnung, ob davon irgendetwas auf das Verhältnis zwischen deiner Tochter und dir zutrifft. Aber wenn das so ist, dann kann ich die Reaktion deiner Tocher nur zu gut nachfühlen, denn ein einziger kritischer Gedanke würde dann die komplette Negativschleife aktivieren, die man als Kind unbewusst verinnerlicht hat. Um sich dagegen zu wehren und sich selbst davor zu schützen, den Mut zu verlieren, kann man quasi nur vorwurfsvoll reagieren und den anderen auf das (wahrscheinlich nicht ganz unbegründete) Klischee reduzieren. Ich glaube, dass das ganz unbewusste Abläufe sind, die nicht der Absicht unterliegen, dir weh zu tun, sondern dem Selbstschutz dienen.

Wie gesagt, ich kenne dich und dein Tochter nicht wirklich und kann NATÜRLICH nicht beurteilen, wie es wirklich ist. Nur gab es in deinen Beschreibungen einige "Anklänge", die mich dazu gebracht haben, in diese Richtung zu denken. Vielleicht stimmt davon nichts, vielleicht kleinere Teile, vielleicht größere Teile. Das kann ich nicht wissen. Aber vielleicht hilft es dir, für dich selbst darüber nachzudenken und zwar nicht aus der Perspektive heraus, was du "falsch gemacht" haben könntest, sondern aus der Idee heraus, die Situation gewinnbringend zu analysieren und ein tieferes Verständnis dessen zu erlangen, was dich so sehr quält.

Vielleicht habe ich auch zu viel von meiner eigenen Geschichte in deine gemischt, das kann ich nicht objektiv beurteilen. Aber vielleicht können dir meine Gedanken Anregungen für deine Gedanken geben.

Liebe Grüße von Flora, die selbst Kind einer psychisch instabilen Mutter ist...
rm
Beiträge: 2209
Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von rm »

Liebe Flora,

>Selbstunsichere, pessimistische Eltern (Zitat: "Ich kann das nicht!"), setzen ihre Kinder oft Doppelbotschaften aus: Sie SAGEN ihnen, dass sie an sie glauben, dass sie sie unterstützen, dass sie das schaffen, etc. Aber das eigene Verhalten vermittelt den Kindern genau das Gegenteil.<

Auch Dir Dank für Deine ehrliche Meinung, wobei ich davon ausgehe, daß hier jeder -so gut er es versteht- ehrlich mir gegenüber ist, ich muß und will das ertragen.

Dein obiger Satz u.a. hat es in sich und ich frage mich, was hier auf mich/uns zutreffen könnte. Es ist komplex das Thema und ich will hier keine vorschnelle Antwort geben, sondern auch Dein Posting wirken lassen.

Danke dafür und viele Grüße,
Reinhart
Clown
Beiträge: 4337
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von Clown »

Moin Reinhart

bin immer noch nicht online, aber meine Schule und so möchte ich auch meinen 'Senf' zu deinem Thema dazugeben.

Was du schilderst, finde ich einen wichtigen Moment zwischen Tochter und Vater, und dass du uns davon berichtest, zeigt mir, dass du ein Gespür für deine Wichtigkeit hast.

Wenn ich recht verstanden habe, hast du das Gefühl, du hättest in dem Moment etwas falsch gemacht.
Floras Hinweis finde ich spannend, ich wünsch dir, dass du dir auf die Schliche kommen kannst, mit welchem Ergebnis auch immer.

Die Sorge, man könne seinen Kindern Doppelbotschaften senden, ist sicher quälend. Meines Erachtens gibt es einen guten Schutz: Sich und dem Kind deutlich machen, dass jeder ein anderer Mensch ist. Also abgrenzen! 'Ich bin ich und du bist du. Beim Thema Abi geht es jetzt nur um dich - was ich kann oder nicht kann, hat keine Bedeutung für dich...'

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
rm
Beiträge: 2209
Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von rm »

Willkommen Clown,

freut mich, wieder etwas von Dir zu hören! Schule hat da oben also anscheinend wieder begonnen. Guten Start Dir und Deinen Kindern.

Alles ein wenig viel für mich im Moment, aber wichtig für die Beurteilung meiner/ unserer Situation, ganz bestimmt.

So interpretiere ich für mich Deinen Satz folgendermaßen:

>dass du ein Gespür für deine Wichtigkeit hast.<

Ich bin wichtig, indem ich MEINE Vergangenheit und MEINE Erfahrungen nicht an meine Tochter heranlasse, sondern sie ihr eigenes Leben entwickeln lasse (was ich versuche). Oder kann ich auch sagen: ich bin noch wichtig, wenn ich mich eben nicht so wichtig nehme? Wenn ich mich zurückziehe?

Ich geh jetzt erst einmal in's Konzentrationstraining, bevor ich wieder in's Routieren komme.

Hab manchmal das Gefühl, als hätte ich nichts dazugelernt.

Viele Grüße, Reinhart
ils_pixent9
Beiträge: 1149
Registriert: 6. Jul 2006, 21:37
Kontaktdaten:

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von ils_pixent9 »

Hallo Reinhart,
deine Tochter will also das Abitur nachmachen,was hat sie denn bis jetzt gemacht?

Ich habe nicht alle posts von dir verfolgt und ich finde die Frage eigentlich wichtig.

Angenommen, sie hat eine Lehre gemacht und ist jetzt berufstätig, finde ich deine Frage durchaus berechtigt. Du hast ihr ja nicht gesagt, dass sie es nicht schaffen würde,das Abitur nachzumachen du hast nur gefragt, warum sie es machen möchte.
Ich persönlich fände es unehrlich, Unterstützung zu geben wenn man nicht wirklich davon überzeugt ist, dass der Betreffende es schafft.

Den Satz:- Du schaffst das schon, mag ich nicht wenn er grundsätzlich geäußert wird.

Ich habe meine Kinder nur gelobt und ermutigt wenn ich wirklich davon überzeugt, ich war ihnen gegenüber ehrlich, ich habe nicht nur gelobt sondern auch kritisiert.

Ich finde eine ehrliche Meinungsäußerung ist bei Kindern das A und O, sie haben nichts davon, wenn man sie immer mit Puderzucker einstäubt.
Lieben Gruß Gret
rm
Beiträge: 2209
Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von rm »

Tini schrieb:

>Ich kann nicht beurteilen ob du tatsächlich negativ denkend bist oder aus Sorge nachfragst.Fragen und auch kritische Einwände sind als Eltern sicherlich erlaubt und können auch gut sein! Nun wo sie aber eine Entscheidung getroffen hat, solltest du sie soweit dir möglich auch unterstützen in ihrem Vorhaben. Und ich bin mir sicher, dass du das tun wirst<

Ich schaffe es im Moment nicht, auf jedes Eurer lieb gemeinten Postings einzugehen und möchte trotzdem erstmals eins loswerden:

Danke für die gedanklichen Anregungen. Tini sagt es so, wie ich es fühle: ich WERDE sie unterstützen (was ich auch immer wollte) - nach meinen Möglichkeiten! Und DIE gilt es nun für mich herauszufinden und da helfen mir Eure Beiträge hier seeehr weiter.

>Sicherlich ist ein Umzug nicht einfach wenn die finanziellen Einnahmen begrenzt sind. Aber wenn du nur aus finanzieller Sicht in dem Haus bleibst so verkaufst du gerade buchstäblich deine Zukunft.<

Auch ein ganz wichtiger Satz, liebe Tini und ich muß dazu sagen: es sind nicht nur finanzielle Aspekte (DIE natürlich auch incl. der Zukunftsangst), sondern in diesem Haus stecke auch ICH selbst persönlich mit Ideen, Hoffnungen, Erinnerungen, da begegne ich mir immer wieder, aber wahrscheinlich ist genau das der Punkt, warum ich Abschied nehmen sollte. Aber das möchte ich hier öffentlich - wie erwähnt - nicht weiter, sondern eher in einem geschützten Rahmen besprechen.

Nochmal neu anfangen? Zuviel auf einmal!

Gute Nacht Euch allen hier,
Reinhart

und Imagine, 'kleine' Leidensgenossin, hab auch Du eine gute Nacht!
rm
Beiträge: 2209
Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von rm »

Flora schrieb:

>(...)Aber das eigene Verhalten vermittelt den Kindern genau das Gegenteil. Sie bekommen (unbewusst) Unsicherheit und Angst vorgelebt.<(...).

>(....)Das Kind lernt, genau wie es der Erwachsene einmal gelernt hat, dass man ständig auf der Hut vor Gefahren sein muss,(....)<

Mich bewegt dieses Thema sehr und ich zweifele wieder einmal sehr stark an mir, traue mir selbst nicht zu, beurteilen zu können, was nun realistisch ist, was übertrieben übervorsichtig und ängstlich bezgl. meiner Fragen und vor allem: WAS ich ihr VORGELEBT habe und sie davon unbewußt
schon übernommen hat.

Eigentlich wollte ich nur immer ehrlich zu ihr sein, so sein dürfen wie ich bin, auch mit all meinen Macken.

Ja, ich bin ein selbstunsicherer Mensch und durch solche Bemerkungen wie: das war schon immer so, du siehst alles negativ , du wirst wie deine Mutter etc.... wird's nicht besser. Aber wenn das alles Tatsachen wären..

Mist... solche Gedanken schwirren mir im Moment durch den Kopf...
Ich muß wieder die Kurve kriegen und ich werde sie kriegen. Muß mir Zeit lassen. Raus aus der Bude, an die frische Luft.

LG Reinhart
Liber
Beiträge: 1491
Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von Liber »

Lieber Reinhart,

nun auch noch von mir eine Rückmeldung

Die Problematik kenne ich nämlich selbst auch in meinen Rollen als Tochter und Mutter.

Ich selbst habe als Kind "gelernt", dass ich bei meinem Vater nur etwas wert bin, wenn ich gute Schulleistungen bringe. Das war über viele Jahre hinweg das einzige, was ihn interessierte: die Schulzeugnisse. Also habe ich viel darangesetzt, dies zu schaffen. Ich lernte aus purer Angst zu versagen, nicht aus eigenem Interesse. Was ich selbst wollte, was mich interessierte, wusste ich überhaupt nicht!

Mein Vater stellte sich als jemand dar, der immer "gut" war - als Schüler, Klassensprecher, später im Beruf - immer anerkannt, immer bei den "Ersten". Er war auf diese Weise völlig unerreichbar für mich. Auch seine Liebe und Anerkennung waren unerreichbar für mich, für mich mit meiner Schüchternheit und Versagensangst und Unsicherheit.

Meinen eigenen Kindern wollte ich dies unter allen Umständen ersparen. Nie sollten sie das Gefühl haben müssen, dass sie bei mir erst durch Leistungen etwas "wert" wären.

Dabei bewegte und bewege ich mich oft auf einer Gratwanderung. Denn andererseits sollen sie ja auch nicht die Motivation, voranzukommen, verlieren oder in Frage stellen.

Gerade mit meinem jüngeren Sohn ist das schwierig. Da er von seinem Typ her (aus meiner Sicht) nicht der Lerntyp ist, versuche ich, ihm begreiflich zu machen, dass er das Abitur nicht unbedingt machen muss, wenn ihm das nicht entspricht. Er soll sich nicht - wie ich damals - durch die Schule quälen, weil andere das von ihm erwarten oder weil er meint, nur mit Abitur sei er etwas "wert".

Nun sagte er neulich, er habe den Eindruck, dass ich es ihm offensichtlich nicht zutraue, das Abitur zu schaffen.

Daran erkannte ich, wie schmal dieser Grat ist. Natürlich wollte ich nicht, dass er meine Aussagen so auffasst und an meinem Vertrauen in ihn zweifelt! Es ist aber passiert.

Ich wollte ihm meine eigene Erfahrung ersparen - habe aber anscheinend den Bogen nach der anderen Seite überspannt. Ich habe übersehen, dass mein Sohn nicht ich ist, dass er ein anderer Mensch ist, dass er andere Erfahrungen gemacht hat und anders mit den Erfahrungen umgeht als ich es getan habe.


Es ist für mich, die ich viele Jahre lang keine Ahnung hatte, wer ich selbst eigentlich bin und was ich will, sehr schwierig, meinen Kindern vorzuleben, selbst-bewusst den eigenen Weg zu gehen.

Ich kann dich gut verstehen, Reinhart!

Was ich bei dir jedoch erkenne, das ist die Fähigkeit, dich selbst zu hinterfragen. Und das ist die Voraussetzung für Veränderung. Auch deine Tochter wird das erkennen. Mein Vater beispielsweise gab nie zu erkennen, dass er jemals an sich oder dem, was er tat, zweifelte, dass er es hinterfragte, oder mal einen Irrtum einräumte. Unter anderem deshalb hatte ich kein Vertrauen zu ihm aufbauen können. Er kennt bis heute nur meine "äußeren Daten", alles Wichtige aus meinem Leben kennt er nicht.

Ich bin sicher, deiner Tochter geht es da anders mit dir, ich glaube, sie spürt deine Anteilnahme und dein echtes Interesse an ihr.


Liebe Grüße

Brittka
Sunshine77
Beiträge: 261
Registriert: 11. Okt 2006, 20:55

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von Sunshine77 »

Hast du schonmal deine Tochter selber gefragt ob sie das Gefühl hat du unterstützt sie genug? Vielleicht wäre ein solches persönliches Gespräch ohne die Einwände deiner Ex gut für dich um Klarheit zu haben. Ich denke in dem Alter ist deine Tochter durchaus in der Lage dir vernünftig zu antworten und dein Grübeln ob du was falsch gemacht hast hätte ein Ende.

Reinhart, ich denke deine o.g. Problematik mit dem Haus und Co. ist mit einer der wichtigsten Schlüssel für deinen momentanen Zustand. Wenn du das Gefühl hast du möchtest darüber mit mir mal privat schreiben, dann sag bescheid und ich öffne mein Profil für kurze Zeit zwecks meiner Mail Adresse. Wenn nicht, auch kein Problem - nur ein Angebot.

So oder so hoffe ich dass du dieses Wohnungs- Thema für dich angehst

LG,
Tini
Bleib dir selbst stets treu

rm
Beiträge: 2209
Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von rm »

Liebe Brittka,

>Es ist für mich, die ich viele Jahre lang keine Ahnung hatte, wer ich selbst eigentlich bin und was ich will, sehr schwierig, meinen Kindern vorzuleben, selbst-bewusst den eigenen Weg zu gehen. Ich kann dich gut verstehen, Reinhart!<

Danke für Dein Verständnis und Deine Beispiele aus DEINEM Leben. Sie u.a. geben mir Anlaß, etwas hoffnungsvoller diesen Tag zu beschließen.

Ich denke, es ist auch bei mir ständig eine Gratwanderung auf schmalsten Kanten und da ist es dann nicht weit, schnell mal nach der ein oder anderen Seite abzurutschen...

..>Fähigkeit, sich selbst zu hinterfragen<...
Ja,Brittka, nur ist dies bei mir glaube ich oft sooo im Übermaß vorhanden, daß es schon fast an Kontrolle und Selbstzerfleischung grenzt, aber wenn ich diesen Satz hier schreibe, geht es mir insofern wieder besser, daß ich es mittlerweile wenigstens manchmal erkenne und auf Mittelmaß 'zurückstutzen' kann. .

Gedanken, Anregungen, andere Sichtweisen, von Töchtern, von Müttern... wertvoll für mich, was hier in 'meinem'/unserem Thema zusammenkommt! DANKE EUCH ALLEN DAFÜR!

Liebe Grüße,
Reinhart
rm
Beiträge: 2209
Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von rm »

Liebe Tini,

>Hast du schonmal deine Tochter selber gefragt ob sie das Gefühl hat du unterstützt sie genug?<

So direkt habe ich sie noch nicht gefragt und ich weiß nicht, ob das im Moment der richtige Zeitpunkt für uns beide ist, denn sie reagiert - alles, was nur nach Diskussionen mit mir 'riecht' - in diesen Tagen ziemlich zurückweisend.

Aber Du hast sicherlich recht und ich werde es auch tun, wenn ich wieder etwas gelassener mit mir selbst umgehen kann, nicht mehr ganz so verletzlich bin.

Das Angebot mit Deiner mail Adresse nehme ich gern an, möchte Dich aber andererseits nicht noch mehr belasten. Wann bist Du denn wieder im Netz?

Liebe Grüße,
Reinhart
imagine
Beiträge: 1068
Registriert: 18. Jun 2006, 20:46

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von imagine »

Lieber Reinhart,
letzlich haben wir doch nur 2 Möglichkeiten, wie auch Brittka schon schrieb
Wir machen es wie unsere Eltern, was wir ja in der Regel nicht wollen, oder wir schlagen genau die entgegengesetzte Richtung ein.
Ich sollte Abitur machen, hatte sicher auch die Intelligenz, aber null Ehrgeiz...
Ich wollte auch unbedingt, dass meine Tochter das Abitur macht, letzlich, wenn ich ganz ehrlich bin, auch um mir und meiner Umwelt was zu beweisen.
War auch für meine Tochter in Ordnung, sie ist wiederum sehr ehrgeizig, aber ich wäre schon sehr enttäuscht gewesen....
Ich hab ihr immer ein tolles Studentenleben gewünscht und verwöhne sie sicher zu sehr, aber irgendwie mache ich auch an mir damit was gut, denn ich habe früh schreckliche Sachen gesehen und von Unbeschwertheit war da nichts zu spüren.
Was wir auf der nicht rationalen Ebene weitergeben, das können wir leider nicht beeinflussen, dass müssen wir so akzeptieren, glaube ich...
Wie alt ist denn deine Tochter, hast du das schon mal geschrieben?
Wenn ja wiederhole es bitte noch mal für mich

deine imagine
Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung (Chesterton)
Liber
Beiträge: 1491
Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von Liber »

Liebe Imagine,

weißt Du, ich glaube nicht, dass es nur diese beiden Richtungen gibt: das Verhalten der Eltern wiederholen oder das Gegenteil tun. Beides sind ja Exteme.

Wir handeln oft so, das stimmt. Aber im Grunde geht es ja darum, den EIGENEN Weg zu finden und es unseren Kindern zu ermöglichen, dies auch zu tun.

Solange wir unseren eigenen Weg nicht mal ahnen, können wir es unseren Kindern auch nicht vorleben, wie man ihn findet und geht.
Und solange besteht die Gefahr, in eines der beiden Extreme zu geraten.

Ein ganz wichtiger Schritt wäre schon mal, unsere Kinder als eigenständige Menschen sehen zu können, die ihre ganz eigenen Erfahrungen machen. Sie sind keine Verlängerung von uns, die entweder dazu verdammt sind, genau das gleiche zu erleben/erleiden wie wir damals, oder die nun all das "nachholen" müssen, was uns damals nicht möglich war.

Sie müssen ihren EIGENEN Weg finden. Und dafür brauchen sie unsere Unterstützung, wie immer dieser Weg auch aussehen mag.

Und das empfinde ich im Moment als Gratwanderung - da ich selbst ja MEINEN Weg oft noch nicht mal kenne.


Liebe Grüße

Brittka
Sunshine77
Beiträge: 261
Registriert: 11. Okt 2006, 20:55

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von Sunshine77 »

Morgen Reinhart,

Du kannst mir gerne eine Mail schreiben. Hab mein Profil soeben dafür geöffnet,so dass du dir die Adresse notieren kannst. Werd das Profil aber nach ein paar Tagen wieder schließen.

Mach dir mal keinen Kopf ob mir das zuviel wird. Wenn, dann werde ich das auch sagen, ok?

LG,
Tini
Bleib dir selbst stets treu

imagine
Beiträge: 1068
Registriert: 18. Jun 2006, 20:46

Re: Depressiv... der Ruf des Negativdenkenden holt mich immer wieder ein

Beitrag von imagine »

Liebe Brittka,
das stimmt, das wäre der Idealzustand, ich wünschte auch, ich hätte meine Tochter erst bekommen, als ich schon viel mehr von mir wußte.
Ich kann vielleicht von Glück sagen, dass mir das bewusst war, dass ich NICHT meinen Weg gehen konnte und sie ihren gehen lassen muss.

Mein Fehler war, resultierend aus meinen eigenen Erfahrungen, dass ich ihr so gut wie alles erlaubt habe und sie heute mit ihrer Frusttoleranz zu kämpfen hat...

Aber, ja es wäre so wüschenswert, den eigenen Weg zu kennen und vor allem zu wissen, wer man eigentlich ist.
Dass ist zur Zeit mein Thema und auch ein bisschen das von Reinhart , bitte entschuldige, dass ich deinen Thread benutzt habe, aber ich weiß ja, du bist mir nicht böse

imagine
Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung (Chesterton)
Antworten