Alle Menschen sind falsch!

qq777
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Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von qq777 »

Alle!!!

Jeder ist auf seinen Vorteil bedacht und wir Depris bleiben auf der Strecke.

Egal ob in der Arbeitswelt oder wo auch immer.
Auch in der eigenen Familie.

Traurige beschi..... Welt in der wir leben!
Chiron
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Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von Chiron »

Guten Morgen Adonis,

was ist Dir denn passiert, damit Du zu so einem Pauschalurteil kommst?
Magst Du ein wenig darüber erzählen?

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
otterchen
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Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von otterchen »

Guten Morgen,

ups, mein erster Gedanke beim Lesen:
alle denken an sich, sollten aber mal an mich denken...

???

Darum geht es ja gerade: das Anspruchsdenken abzulegen, das was Gutes von den Mitmenschen kommen *muss*. Sondern lernen, sich selbst etwas Gutes zu tun, und zwar genau das, was man braucht.

Ok, und nun gebe ich mich zum Zerreißen frei
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Caren
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Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von Caren »

Wenn alle Menschen "falsch" sind, sind auch alle Depressiven "falsch".

Ist es nicht manchmal auch Ziel einer Therapie bei Depressionen, zu lernen, daß ein gesundes Maß an Egoismus völlig in Ordnung ist?
ausdemEis
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Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von ausdemEis »

Ja, das ist es, das müssen wohl viele hier erst mal wieder lernen, ich auch.

Auch dass wir nicht davon ausgehen können, dass uns von anderen Menschen Gutes widerfährt. Aber das finde ich ehrlich gesagt schei....

Eine gewisse Erwartungshaltung anderen gegenüber ist doch wohl berechtigt, oder? Zumindest wäre das meine Art, meinen Egoismus auszudrücken. "ICH will, dass es sich auch mal um MICH dreht."
otterchen
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Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von otterchen »

Hallo Urmel,

das ist gerade das, woran ich heftig herumnage:
muss ich selbst für ALLES sorgen? Oder kann ich andere Menschen "anzapfen"?
Wie soll ich mir selbst denn ALLES geben? Damit bin ich überfordert!
Aber wenn ich andere Menschen "anzapfe", rührt sich direkt wieder das schlechte Gewissen: ist das "gut"? Ist das noch im Rahmen? Inwieweit "benutze" ich dadurch die anderen Menschen? DARF ich sie benutzen? In welchem Ausmaß?

*seufz*
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Caren
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Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von Caren »

Für mich bedeutet gesunder Egoismus, es eben nicht immer um absolut jeden Preis es den anderen recht zu machen, sondern auch mal darauf zu pochen, daß es in manchen Fällen nach dem eigenen Willen geht. Also nicht immer nur zurückstecken und Ja und Amen sagen, sondern auf Ausgewogenheit achten und nicht um des lieben Friedens willen oder um den anderen zu schonen nachzugeben.

Es ist nicht in Ordnung, immer selber alles zu geben und sich selbst dann dadurch unter Umständen zu schädigen. Selbstlosigkeit ist ohne Zweifel eine Tugend, aber manchmal artet das eher in Selbstbestrafung aus.
smeagollives2
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Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von smeagollives2 »

Nein, die Menschen sind nicht schlecht. Die meisten Menschen sind gut, nur: sie kommen so selten dazu.

Wie bei mir: eigentlich bin ich ganz anders, nur ich komme so selten dazu.


Viele Leute haben so viele Probleme, sie können sich nicht mehr um anderen kümmern, weil sie aufpassen müssen, nicht selbst unter ihren Problemen unterzugehen.

Ich finde es vollkommen okay von anderen Menschen Gutes zu erwarten.

Ich finde aber auch man muss das Gute auch sehen. Oft verliert man den Blick dafür. Ich jedenfalls.
dore
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Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von dore »

Was willst du mit dieser Aussage hier im Forum eigentlich erreichen? Provokation? Bestätigung?!



Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.

-Immanuel Kant-
smeagollives2
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Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von smeagollives2 »

Wen meinst du?
imagine
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Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von imagine »

Liebes Otterchen,
ja, ich denke, das ist es wohl, was wir lernen müssen,
für uns selbst zu sorgen!
Oft erlebt man dabei dann überraschenderweise,
dass die anderen einem Gutes tun.
Ganz freiwillig und ohne, dass man darum bitten mus.
Diest Tatsache überrascht mich immer wieder...
Es ist wie mit der Ehrlichkeit, wenn du rückhaltslos ehrlich bist, erfährst du manchmal Dinge über deine Mitmenschen, die dich staunen lassen.
Das ist ein Aspekt der Ehrlichkeit, ich bin mittlerweile allerdings eher der Ansicht, dass Schweigen mitunter Gold ist.

Ich glaube nicht, dass die Menschen böse sind, manche vielleicht, aber zu viele sind gleichgültig (geworden??)

Liebe Grüße auch an die anderen hier

imagine
Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung (Chesterton)
Yogi66
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Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von Yogi66 »

Wenn man diese Zeilen so liest, könnte man denken, alle Menschen sind schlecht, der einzige welcher gut ist bin ich (der Schreiber).
Aber damit macht Ihr es Euch zu leicht.
Was schlecht ist, ist nur der Blickwinkel aus welchem Ihr es seht.
Man muß auch versuchen, sich in die Lage des anderen hinein versetzen zu können.
Und die Anforderungen an den anderen Menschen nicht so hoch zu schrauben.

Yogi.
qq777
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Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von qq777 »

@Yogi
Genau das Gegenteil ist der Fall.

Scheinbar liegt es an mir, denn ich bin es ja der nicht mit Menschen klar kommt.

Aber das ist auch sch...egal, bringt ja doch nichts. (Selbstmitleid)

Außerdem besteht zwischen falsch und schlecht ein gewaltiger Unterschied.
Yogi66
Beiträge: 1287
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Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von Yogi66 »

Hallo Adonis,
lasse Dich Bitte nicht so gehen. Gebe Dich nicht auf.
Was Dir fehlt, ist eine tüchtige Portion Selbstvertrauen.
Dies Kann man lernen.
Dafür gibt es viele Möglichkeiten. Auch Bücher gibt es darüber. Wo Du vielleicht einmal nachlesen solltest. Um für Dich einen geeigneten Weg zu finden.
Auch eine Therapie diesbezüglich wäre bestimmt sehr hilfreich.
Das Wort mußt Du mal zerlegen, damit Du erst einmal weißt, was es so richtig bedeutet.

Seiner- SELBST -VERTRAUEN.

Mir hilft dies jedenfalls meistens.

Mit freundlichen Gruß, Jörg.
183699
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Registriert: 16. Aug 2007, 21:47

Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von 183699 »

@ adonis,
...
würdest du das mit dem pessimistischen
und daher unrealistischen alle weglassen
und durch ein viele
(die meisten gewöhnlichen Menschen) ersetzen,
würde ich sagen,
du sprichst mir aus der Seele, mensch,
...
als 'Depri-mensch' wird mensch auf Partys oft
nur noch als runterziehender Faktor gesehen,
wobei gar nicht gesehen wird,
dass eine Einladung einem vielleicht gut tut,
auch wenn sich das vielleicht nur sehr wenig oder kaum gleich nach außen hin zeigt.

Aber,
ich weiß, dass es auch andere Menschen gibt,
die einen auch wenn mensch nicht
der laute, happy Partylöwe ist,
als interessante Erweiterung schätzen.

Gruß
MathoL
Der Mensch braucht den Menschen.
912318798
Beiträge: 1590
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Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von 912318798 »

Grüß Euch zusammen!
Das Thema finde ich wirklich gut, denn die Aussage selbst ist eigentlich der Kern unserer - oder zumindest der meisten Betroffenen - Probleme und Zustände.
Da sind so viele gute Antworten und ich sehe - unter anderem - Toleranz den Gesunden und Kritik manchen Kranken gegenüber.
Alle Eure Beiträge haben etwas wahres für mich, dennoch müssen wir alle nach MathoL zugeben: Als wir noch unseren Beitrag zur Heiterkeit leisten konnten, waren wir gern gesehen. Jetzt verzichtet man gerne auf unsere Gesellschaft.
Wer "schlecht" oder "falsch" ist, merkt man erst, wenn man ganz unten ist, unverschuldet, einfach krank.
Ich verstehe adonis gut, wenngleich ich weiß, daß uns diese Sicht der Dinge nicht hilft.
Ich wünschte mir eine Psyche wie Yogi.

Liebe Grüße an alle

Jojo
Revan
Beiträge: 13
Registriert: 23. Aug 2007, 19:10

Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von Revan »

Hallo zusammen !
Ich denke mir mal wirklich, daß
es immer auf die Umstände ankommt.
Meistens ist es doch gerade so,wenn man es
zum Beispiel beim Autofahren eilig hat, so stehen dann die Ampeln immer auf rot,und man kommt zu spät.Und so denke ich mir,daß wenn es einem wirklich schlecht geht,daß dann meistens so eine Person auf den Plan kommt, mit der man überhaupt nichts anfängt,statt das jetzt jemand nützliches da wäre, der einem eben hilft.Gut ich sage mal Abweichungen möglich, aber doch eher trifft ersteres gerade in der Situation zu.
Zu sagen, daß dann alles und
jeder schlecht wäre, ist übertrieben finde ich, gerade da es eher auf die Situation, oder nennen wir es mal das Schicksal ankommt.
Was doch eigentlich die Sache antreibt, oder eben auch nicht.
Dennoch kann ich sagen, beides schon erlebt zu haben.Und wie geht der Spruch:
Nach dem Regen kommt der Sonnenschein.
Daran glaube ich.
ausdemEis
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Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von ausdemEis »

Ja... Murphy's Gesetze... Oder der Text von Ironic, von Alanis Morissette. There are ten thousand spoons when all you need is a knife...

Wäre schön, wenn es tatsächlich "nur" ein blöder Wink des Schicksals ist, wenn einem so etwas widerfährt, wo man ohnehin ganz unten ist.
Revan
Beiträge: 13
Registriert: 23. Aug 2007, 19:10

Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von Revan »

Woher willst du denn wissen,daß du ganz unten bist ? Gibts da sowas wie ne Skala ?
Ich denke mal die Hoffnung stirbt zuletzt,und
gerade deswegen nimmt man ja auch die Hochs und Tiefs entgegen.Um dennoch einfach weiter am Ball zu bleiben, in dem man sich sagt, dem Leben zeige ichs.Wenn du jetzt im Lotto gewonnen hättest würdest du dich ja auch freuen.Leider aber wärst du entäuscht wenn du das Geld wieder verloren hättest.Spielst du dann weiter oder hörst du auf ?Ich denke mir mal du machst weiter,da dir ja gefallen hatte
was du hattest,oder zumindest eine Vorstellung davon hast, was du noch hättest damit machen können.So denke ich ist man in der Lage Verluste hinzunehmen, da man ja nicht weiß, was der Morgen so bringt.Ich sage Schicksal.
smeagollives2
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Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von smeagollives2 »

Vielleicht können viele Leute das auch nicht verstehen, wenn man krank ist, weil sie es selbst noch nicht erlebt haben.

Vielleicht merken sie oft auch nicht, wie schlecht es einem geht.

Ich habe heute beim Psychiater im Wartezimmer eine Geschichte gelesen. Ich glaube die war im Stern.
Von einem Typen, der einen Unfall hatte und im Koma lag. Die Ärzte hatten ihn schon aufgegeben, aber die Eltern glaubten weiter an ihn und er wachte wieder auf. Seine eltern und seine freunde kümmern sich um ihn. Seine Freunde besuchen ihn regelmässid obwohl er geistig behindert ist und vielleicht nie mehr der gleiche sein wird.

Das war sehr rührend.
moonlight
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Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von moonlight »

Alle Menschen sind falsch... - Das klingt sehr negativ.
Vielleicht haben einfach die meisten Menschen auch Angst offen zu sein, sich zu zeigen wie sie sind.

In der heutigen Zeit, auch dank unserer Medien, ist es einfach nicht angesagt, so zu sein, wie man ist - also auch mal schlecht drauf und nicht immer himmelhochjauchzend. Es ist auch nicht unbedingt angesagt, Fehler zu machen, Schwächen zu haben und dann sogar noch einzugestehen. Anderen zu helfen, für sie da zu sein - viele haben Sorge dabei selbst auf der Strecke zu bleiben.
So schaukeln wir uns gegenseitig hoch.

Wie ist es mit uns Depris - sind wir nicht auch oft genug "falsch", weil wir das, worunter wir leiden nicht eingestehen?
Ja, ich weiß, "falsch" klingt in diesem Zusammenhang richtig schlimm. Besser wäre zu sagen, wir sind nicht offen.
Wie oft lächel ich, damit manch einer meine Traurigkeit nicht sieht oder um anderen die Stimmung nicht zu verderben.

Ich hab in der letzten Zeit gute Erfahrungen damit gemacht offen zu sein. Hab mir einen Ruck gegeben und bin diesen Schritt der Offenheit nach vorn gegangen. Oft macht es dann den anderen Mut ebenfalls offen zu sein.
Es tut ihnen gut und dann auch mir, wenn sie von sich erzählen.

Allerdings bin ich auch schon auf die Nase gefallen.

Trotzdem - wir sind "richtig", wir sind nur anders und leiden unter den verschiedensten Situationen und Lebensumständen.

Hmm, ich merke, ich rede mal wieder wirr. Also höre ich besser auf.

Eine Geschichte, die ich mal gelesen und auch an anderer Stelle hier im Forum mal aufgeschrieben habe, ist mir mal wieder eingefallen:

Bitte höre, was ich nicht sage!
"Bitte höre, was ich nicht sage! Lass Dich nicht von mir narren. Lass Dich nicht durch mein Gesicht täuschen, denn ich trage tausend Masken. Masken, die ich fürchte abzulegen. Und keine davon bin ich. So zu tun als ob ist eine Kunst, die mir zur zweiten Natur wurde. Aber lass Dich um Gottes Willen dadurch nicht täuschen.

Ich mache den Eindruck, als sei ich umgänglich, als sei alles sonnig und heiter in mir, innen wie außen. Als sei mein Wesen Vertrauen und Kühle, so als könnte ich über alles bestimmen und bräuchte niemanden.
Aber glaub mir nicht. Mein Äußeres mag sicher erscheinen, aber es ist meine Maske. Darunter ist nichts Entsprechendes. Darunter bin ich wie ich wirklich bin: verwirrt, in Angst und alleine.
Aber ich verberge das, weil ich nicht möchte, dass es irgendjemand merkt. Beim bloßen Gedanken an meine Schwäche bekomme ich Panik und fürchte mich davor, mich anderen überhaupt auszusetzen. Gerade deshalb erfinde ich verzweifelte Masken, hinter denen ich mich verbergen kann: eine lässige, kluge Fassade, die mir hilft, etwas vorzutäuschen, die mich vor dem wissenden Blick sichert, der mich erkennen würde.
Dabei wäre gerade dieser Blick meine Rettung. Und ich weiß es. Wenn er doch verbunden wäre mit Angenommenwerden, mit Liebe. Das würde mir die Sicherheit geben, die ich mir selbst nicht geben kann, die Sicherheit, dass ich etwas wert bin.

Aber das sage ich Dir nicht. Ich wage es nicht. Ich habe Angst davor. Ich habe Angst, dass Dein Blick nicht von Annahme und Liebe begleitet wird. Dein Lachen würde mich umbringen. Ich habe Angst, dass ich tief drin in mir selbst nichts bin und dass Du das siehst und mich abweisen wirst.
So spiele ich mein verzweifeltes Spiel: eine sichere Fassade außen und ein unsicheres Kind innen.

Ich rede daher im gängigen Ton oberflächlichen Geschwätzes.
Ich erzähle Dir alles, das in Wirklichkeit nichtssagend ist und nichts von alledem, was wirklich ist, was in mir schreit. Deshalb lass Dich nicht täuschen von dem, was ich aus Gewohnheit daherrede!
Höre sorgfältig hin und versuche zu hören, was ich um des Überlebens willen rede und was ich nicht sagen kann.

Ich hasse Versteckenspielen. Ehrlich! Ich verabscheue dieses oberflächliche Spiel, das ich da aufführe. Ein unechtes Spiel. Ich möchte wirklich echt und spontan sein können. Einfach ich selbst, aber Du musst mir helfen. Du musst Deine Hand ausstrecken, selbst wenn es gerade das Letzte zu sein scheint, das ich mir wünsche.

Jedes mal wenn Du freundlich bist und mir Mut machst, wenn Du mich zu verstehen suchst, weil Du Dich wirklich um mich sorgst, bekommt mein Herz Flügel, sehr kleine, brüchige Schwingen - aber Flügel.
Dein Mitgefühl und die Kraft Deines Verstehens machen mich lebendig. Ich möchte, dass Du das weißt, wie wichtig Du für mich bist, wie sehr Du aus mir den Menschen machen kannst, der ich wirklich bin... wenn Du willst... ich wünsche, Du wolltest es.
Du allein kannst die Wand niederreißen, hinter der ich mich ängstige. Du allein kannst mir die Maske abnehmen und mich aus meiner Schattenwelt befreien, aus Angst und Unsicherheit; aus meiner Einsamkeit.
Übersieh mich nicht. Bitte, übergeh mich nicht.
Es wird nicht leicht für Dich sein. Die lang andauernde Überzeugung, wertlos zu sein, schafft dicke Schutzmauern. Je näher Du mir kommst, desto blinder schlage ich zurück. Ich wehre mich gegen das, wonach ich schreie. Meine Hoffnung liegt darin, dass Liebe stärker ist als jeder Schutzwall. Versuche diese Mauern einzureißen, mit sicheren, behutsamen Händen. das Kind in mir ist verletzlich.
Wer bin ich, fragst Du? Ich bin jemand, denn Du sehr gut kennst. Ich bin jedermann, den du triffst. jeder Mann und jede Frau, die Dir begegnen.

Tobias Brocher

*****

Heute bin ich auch ziemlich nieder, weil ich das Gefühl hab, das so manch einer denkt, ich sei nicht richtig und das, obwohl er von meiner Depris weiß. Falsch, weil ich mich grad zurückgezogen habe, Angst habe vor dem Zusammentreffen zu vieler Menschen, in deren Gegenwart ich nicht nicht selbst sein kann, lächeln muss, obwohl mir zum heulen ist.
Teilweise sprechen sie aus, dass ich mir doch nur einen Ruck geben muss. Teilweise spüre und sehe ich ihr Unverständnis.

Liebe Grüße
Moonlight
.

Es sind nicht die großen Feuden, die am meisten zählen. Es kommt darauf an, aus den kleinen viel zu machen. (J. Webster)
moonlight
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Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von moonlight »

@ Otterchen

"Darum geht es ja gerade: das Anspruchsdenken abzulegen, das was Gutes von den Mitmenschen kommen *muss*. Sondern lernen, sich selbst etwas Gutes zu tun, und zwar genau das, was man braucht."

Nein, zerreißen möcht ich dich nicht.

Wie macht man das?
Wie lernt man es, sich selbst etwas Gutes zu tun?

Mir tut es zum Beispiel gut, wenn ich in der Natur unterwegs bin, mal im Garten sitze oder ein Buch lese.
Aber wenn ich das tu, dann fühle ich mich schlagartig schuldig, weil in mir verwurzelt ist, dass ich kein Recht habe mich zu entspannen, sozusagen "faul" zu sein auf dem Rücken anderer, also während mein Mann arbeitet oder so.

Wenn ich etwas Schönes erlebe, habe ich das Bedürfnis davon zu erzählen. Sonst ist mir, als würde es so in der Luft verpuffen.

Ich mag es spazieren zu gehen, aber wenn ich allein geh, dann fühle ich mich so schwach.

Und obendrein begleitet mich bei überhaupt allem das Gefühl, ich bin zu nichts nutze, träge und faul, wenn ich mal etwas genieße, was nicht grad Arbeit ist.

Ich wünschte, ich wüsste, wie ich es lernen kann mir etwas gutes zu tun.

Liebe Grüße
eine grad heute müde und traurige Moonlight
.

Es sind nicht die großen Feuden, die am meisten zählen. Es kommt darauf an, aus den kleinen viel zu machen. (J. Webster)
otterchen
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Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von otterchen »

Hallo liebe Moonlight,

Wie macht man das?
Wie lernt man es, sich selbst etwas Gutes zu tun?
Hmm... ich versuche, meine Bedürfnisse zu erkennen. Brauche ich Aufmerksamkeit und Bestätigung? Das gebe ich mir derzeit selbst, indem ich jeden Morgen schreibe... was mich beschäftigt, was mich bewegt, was ich denke, was ich fühle...
Ich komme dadurch enorm weiter, weil es mir hilft, das, was in mir drin ist, zu bündeln und klar zu sehen. Ohne das Schreiben wäre mir vieles nicht so klar geworden.

Dann versuche ich, mir aktiv Liebe zu geben, so komisch das klingt. Was würde ich denn als Ausdruck von Liebe vertehen? Ein kleines Beispiel nur: viele Kosenamen. Sich selbst in Gedanken so nennen, auch wenn es sich zunächst seltsam anfühlt. Wie würdest Du denn gerne genannt werden? Was würde Dir schmeicheln, Dich zum Lächeln bringen?

Sich selbst etwas erlauben: ich darf faul sein, ich darf Angst haben, ich darf etwas nicht können, ich darf unsicher sein etc.
Ich habe die tief verwurzelten, eingegrabenen Gedanken entlarvt, die mich ständig kritisieren und schlecht bewerten, und dem steuere ich jetzt entgegen.

Aber wenn ich das tu, dann fühle ich mich schlagartig schuldig, weil in mir verwurzelt ist, dass ich kein Recht habe mich zu entspannen, sozusagen "faul" zu sein auf dem Rücken anderer, also während mein Mann arbeitet oder so.
Kommt mir bekannt vor... und genau dies habe ich mir bewusst gemacht und tu was dagegen. Du bist durch die Depression schwach geworden - würdest Du einen schwachen Menschen antreiben, ihm nichts Gutes gönnen, ihm nicht wünschen, wieder zu Kräften zu kommen?
Und doch tust Du anscheinend genau das mit Dir selbst.

Und obendrein begleitet mich bei überhaupt allem das Gefühl, ich bin zu nichts nutze, träge und faul, wenn ich mal etwas genieße, was nicht grad Arbeit ist.
Du musst was tun, um geliebt zu werden - ist es das? (woher mag das kommen?)
Nein, Du musst nichts tun. Nur Dich selbst erstmal so annehmen, wie Du bist.
Mir hat dabei das Wort "temporär" sehr geholfen. Ich bin mal faul. Ich bin derzeit unflexibel. Ich bin heute schlecht drauf. Ich kann das diesmal nicht.
Und das beruhigt mich ungemein. Es ist kein abfälliges Gesamturteil über mich, sondern nur eine vorübergehende Sache.

Moonlight, das wichtigste, was mir im Moment dazu einfällt (weil mein eigenes Thema ), ist Achtsamkeit. Wer in sich schaut und erkennt, was mit einem selbst los ist, wonach man sich sehnt, ist schon einen Schritt weiter. Klar, man hat dadurch nicht sofort ein Mittel, um diese Bedürfnisse zu befriedigen - aber man erkennt sie zumindest. Und dann kann man sich im nächsten Schritt Gedanken machen.

Wie wäre es, wenn Du z.B. den Spaziergang alleine mal etwas abwandeln würdest? Mach daraus eine Fotosafari oder sammle irgendwelche Dinge... man fühlt sich dabei nicht so blöde und alleine, hat eine Aufgabe und nimmt die Umwelt viel bewusster wahr. Oder mach eine Sinnenreise daraus: achte ständig auf das, was Du hörst, siehst, fühlst, riechst und schmeckst.

In der Theorie klingt es jetzt fast schon leicht... aber das ist es leider nicht. Ich musste z.B. in der letzten Therapiestunde weinen - und ich weiß bis heute nicht warum! Was hat mich da so berührt? War es aus Traurigkeit oder Verzweiflung - oder war es Erleichterung oder Dankbarkeit? Keine Ahnung!

Ich stecke also selber noch mittendrin, aber ich habe zumindest den Willen, mich selbst lieben zu lernen. Und ich möchte meine Umwelt so gestalten, dass sie mir das gibt, was ich brauche.

Klingt fast schon skrupellos... aber ich bringe ja Leute nicht unter Zwang dazu, etwas für mich zu tun.
Ich bin die Freundin, die ich sein will - und dies trifft auf fruchtbaren Boden.
Ich will eine Wohnung, in der ich Gäste empfangen kann - und ich habe es langsam in meinem Tempo hinbekommen, in ganz kleinen Schritten, fast unmerklich... bis ich gestern gedacht habe "hoppla - eigentlich kann doch jederzeit jemand hierher kommen - es ist fast komplett aufgeräumt" (und so war es früher NIE).
Ich trage Teamgeist in meine Abteilung und gute Laune, achte auf qualitativ hochwertige Arbeit und Kollegialität - das was MIR wichtig ist - und es wird gut aufgenommen! Wenn ich nicht da bin, fehle ich in der Abteilung! Das ist so schön zu hören!

Allerdings... ich wollte eigentlich mein Auto ausräumen und saugen... und wieder schiebe ich es vor mir her also adios schöne Theorie, willkommen harte Wirklichkeit.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
moonlight
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Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von moonlight »

@ Otterchen

Stelle immer wieder fest, wie klar und deutlich du dich ausdrücken kannst.
Es ist schön zu lesen was du schreibst.

Meine Bedürfnisse versuche ich auch zu erkennen. Oft sind sie mir sehr klar vor Augen. Bin mir nur sehr oft unsicher, ob ich sie haben bzw. erfüllen darf.

Finde ich gut, dass du jeden Morgen schreibst.
Ich merke, wie gut es auch mir tut, zu schreiben, meine Gedanken zu sortieren.
Ebenso gut tut es mir, hier, in diesem Forum zu lesen.

Und doch schleichen sich bei mir immer wieder Schuldgefühle ein. Es gibt so vieles zu tun, was dann, in diesen Momenten, liegen bleibt.
Ich spüre, wie sehr ich auf Leistung bedacht bin. Mich total schlecht fühle, wenn ich mal an mich denke bzw. gedacht habe.

Nein, ich würde keinen anderen schwachen Menschen antreiben, sondern ihm Ruhe gönnen oder versuchen ihn liebevoll zu unterstützen.
Stimmt, ich bin mir gegenüber ziemlich unbarmherzig. Und ich lass es zu, dass auch andere von mir fordern.
Da ist auch die Angst, dass ich meine Depri als Entschuldigung nehme.

Ja, ich muss Leistung bringen, um wahr genommen, akzeptiert, geliebt zu werden und um mich selbst nicht mies zu fühlen.
Das steckt offensichtlich ganz tief in mir drin.
Habe ich in der Kindheit gelernt. Ebenso habe ich dann später anderen Menschen diesen Raum gegeben - sie haben gefordert, ich habe gegeben, und es war ihnen nie das Richtige, nie genug.
Irgendwo, irgendwie hab ich mich dabei selbst verloren.

Es ist ein guter Rat, es temporär zu sehen. Hab ich gestern Abend sogar schon beherzigt, als ich auf dem Weg war ins tiefe Loch.

Du magst noch mittendrin stecken, aber du bist schon sehr weit.
Du wirst bestimmt auch noch herausfinden, warum du geweint hast.
Wichtig ist, dass du diese Tränen annimmst, dich nicht dafür schämst.

Danke für deine Antwort!

Liebe Grüße
Moonlight
.

Es sind nicht die großen Feuden, die am meisten zählen. Es kommt darauf an, aus den kleinen viel zu machen. (J. Webster)
Sunny7
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Re: Alle Menschen sind falsch!

Beitrag von Sunny7 »

Guten Morgen,

ich habe angefangen als "Angehörige" in diesem Forum zu schreiben, aber ich finde mich auch in den Beiträgen hier sehr oft wieder.

Zum Beispiel gerade in Deinem Beitrag, Moonlight.

Mir geht es ganz genau so, dass ich ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich mich hinsetze und ein Buch oder eine Zeitschrift lese und mein Mann arbeitet oder Hausarbeit macht.

Selbst wenn er sagt (und auch meint) dass er ganz gerne gerade Hausarbeit macht und ich kein schlechtes Gewissen zu haben bräuchte...

Deine Tipps, Otterchen, fand ich wirklich schön.

Um mein Dilemma zu überwinden, habe ich angefangen, Termine mit mir selbst zu machen.
Ich reserviere mir jetzt echt 30 Minuten zum Lesen oder für anderen Dinge, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme.

Ich versuche auch, mich auf den Moment zu konzentrieren und Gedankekarusselle dadurch abzustellen. Also etwas konkreter, ich konzentriere mich auf das Grün der Bäume und den Gesang der Vögel und versuche nur darauf zu focussieren, wenn ich spazieren gehe oder im Garten sitze.
Das ist ganz schön anstrengend, aber es hat schon mehrmals geklappt.


Take care
Jolie
Antworten