Einsam...

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Nell
Beiträge: 4
Registriert: 5. Aug 2007, 23:29

Einsam...

Beitrag von Nell »

Hallo Ihrs,

gestern hab ich die Site entdeckt und habe nach dem Lesen vor allem von all den verständnisvollen Reaktionen auf die Beiträge hier Mut gefunden, selbst zu posten. Vielleicht gibts ja jemanden in einer ähnlichen Situation...?

Ich bin "Wiederholerin", war bis Februar zwei Jahre in Gesprächstherapie wegen Depressionen und Essstörungen. Am Ende ging es mir so gut, ich hätte Bäume ausreißen können. Und das Positive hat sich alles gespiegelt im Leben...

Nun bin ich vor wenigen Monaten in eine andere Stadt gezogen, in der ich nach meinem Studium promovieren kann und auch einen tollen Job bekommen hab. Und trotzdem geht es seit ein paar Wochen rapide bergab -aber im Eiltempo, ich kann gar nicht so schnell schauen. Und wieder spiegelt sich das alles - diesmal das Negative - in meinem Leben.

Mein Partner und ich haben uns getrennt, von meinen Freunden bin ich schon so lang entfremdet (vielleicht wegen der vielen Arbeit?) und hier in der neuen Stadt konnte ich bisher keine Kontakte knüpfen (vielleicht auch wegen der vielen Arbeit?), inzwischen bin ich gesundheitlich am Boden, ich werde einfach eine Sommergrippe seit mehr als drei Wochen nicht mehr los. Ich fühle mich dauernd schlapp, bin unkonzentriert, kann nicht wirklich arbeiten (vor allem: ich habe keinen Spaß mehr daran!), komme kaum aus dem Bett. Ich fühl mich noch nicht mal in der Lage, meinen Hausarzt über meinen Zustand zu informieren (ich kenn ihn ja kaum, den Arzt). Und wieviel und was ich esse, will ich gar nicht beschreiben - jedenfalls steigt das gewicht unaufhaltsam, was wiederum alles andere gut fürs Selbstbewusstsein ist.

Herrje.
Jetzt ist alles raus...und ich fühl mich trotzdem hilf- und ratlos.
Vielleicht kann mir ein anderer "Wiederholer" einen Tipp geben...?
imagine
Beiträge: 1068
Registriert: 18. Jun 2006, 20:46

Re: Einsam...

Beitrag von imagine »

Hallo,
einen Umzug in eine andere Stadt und eine Trennung zu verkraften, fällt auch Menschen schwer, die noch nie eine Depression hatten, aber das weißt du ja selbst.
Freunde zu verlieren passiert manchmal, wenn man sich ändert, oder sich (wie in meinem Fall) outet.
Es ist nicht einfach neue Menschen kennenzulernen, aber es gibt da eine Organisation, die nennt sich "new in Town", die organisieren schon so manches.
Ich vermute mal, du wohnst in einer größeren Stadt?

Und last, but not least könntest du eine neue Therapie machen??
Oder in eine Klinik gehen?
Mit dem Frustessen ist das so eine Sache...
Fühl dich auf alle Fälle verstanden, ein Tief nach einem Hoch ist schwer zu verkraften

Alles Liebe
imagine

Was ich noch schreiben wollte, ich hänge auch in einem Loch, nach einer Sommergrippe und meines Wissens gehört dazu auch eine gedrückte Stimmung, das ist also völlig normal

imagine
Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung (Chesterton)
Amarook
Beiträge: 2
Registriert: 7. Aug 2007, 11:41

Re: Einsam...

Beitrag von Amarook »

Hallo Nell,

ich bin selber neu hier angemeldet. War bisher immer nur stummer Leser. Bin selber betroffen, möchte das jetzt aber nicht erörtern, wär auch viel zu viel.

Ich arbeit in einem Uni Institut, kann mir daher gut vorstellen in welcher Situation du dich befindest. Wie ist das an deiner Uni ? Hier an der Uni Münster gibt es spezielle Angebote an Studenten in Lebenskriesen, die dir geziehlt weiter helfen könnten. Hast du so etwas schon mal an deiner Uni in betracht gezogen ? Es gibt erstaunlich viele Studenten die irgendwann mal am Ende sind, daß ist nicht ungewöhnlich. Und oft aus genau den Gründen die du angibst. Schau dich doch in deiner neuen Stadt mal um was es da gibt.

Liebe Grüße, Amarook
Nell
Beiträge: 4
Registriert: 5. Aug 2007, 23:29

Re: Einsam...

Beitrag von Nell »

Hallo imagine,

danke fürs verstanden sein...
Vielleicht sind es ja dann eher die Umstände - und weniger ein wirklicher Schub?! Wie auch immer man da differenzieren kann...

Hast Du denn Erfahrung mit new in town? Ich war schon dort, zwar wollen alle immer ganz eifrig Telefonnummern austauschen - aber dann stagnierts. Vielleicht wohn ich in ner falschen Ecke oder ich muss ein bissl hartnäckiger werden...

Ich hoffe jedenfalls, dass Du Dein Sommergrippen-Loch bald durch hast...kann ja nur besser werden, oder?

Vielen Dank und viele Grüße,
Nell.
Nell
Beiträge: 4
Registriert: 5. Aug 2007, 23:29

Re: Einsam...

Beitrag von Nell »

Hallo Amarook,

vielen Dank für den Hinweis. Ich habs tatsächlich schon mal in betracht gezogen, denn hier gibt es schon entsprechende Angebote. Weils aber ingesamt ne eher kleine Stadt und Uni ist, bin ich davon wieder abgekommen - die Gefahr eines ungewollten Outings ist mir einfach zu groß.
Zumal ich mich ja auch nicht mehr in der klassischen Studi-Position befinde...

Hast Du denn schon Erfahrungen damit gemacht?

Viele Grüße,
Nell.
ElfeBS
Beiträge: 128
Registriert: 2. Dez 2006, 10:32

Re: Einsam...

Beitrag von ElfeBS »

Hallo Nell,

ich dachte eine ganze Zeit, dass mein studierender Freund (nun leider Ex) an Depressionen leidet .. neue Stadt, Druck vom Studium her, Geldsorgen etc. Ich wollte gern Hilfe für ihn - für uns.

Ich habe mich dann vor kurzem erst an die psychologische Beratungsstelle des Studentenwerks gewendet. Erst per E-Mail und dann telefonisch. Ich muss sagen, dass sie mich sehr ernst genommen haben und sich auch Zeit genommen haben.

Mir als Angehörige konnten sie nicht helfen - ist ja klar. Aber ich denke, dass das für dich wirklich eine gute Sache wäre!

Kurz zu mir: Ich bin vor 6 Wochen 400 km umgezogen, da mein Vater plötzlich gestorben ist. Zur selben Zeit hat sich mein Freund von mir zurückgezogen.Ich dachte er hat Depressionen (anscheinend hat er aber nun eine andere Freundin). Ich habe eine neue Arbeit, die nicht besonders toll ist, etc. Mir geht es auch nicht gut. Ich könnte ständig heulen.
Ich kann dir das alles, auch als nicht depressive, gut nachempfinden.

LG Elfchen
mistatee5
Beiträge: 7
Registriert: 21. Jul 2007, 19:08

Re: Einsam...

Beitrag von mistatee5 »

Hallo ihr Lieben,

habe gerade dieses Forum für mich entdeckt und freue mich irgendwie sehr, hier einen Austausch unter "Gleichgesinnten" zu finden.

Bin jetzt ein Jahr hier in einer größeren Stadt und habe noch nicht so richtig Anschluss gefunden. Am Anfang des Jahres Trennung von meiner Ex auch wegen der vielen Arbeit (Volontär beim Fernsehen)und meine EX Ex möchte mich wieder zurück. Nur weiß ich überhaupt nicht wie ich damit umgehen soll, da ich selbst irgendwo am Straßenrand stehe und meine Hülle sich hier in HH durch den Alltag quält.

Selbstvorwürfe, Ohnmacht und völlige Antriebslosigkeit rauben mir den letzten Nerv. TRaue mich kaum noch Freunde und Bekannte anzurufen und weiß nicht mehr was ich überhaupt will, geschweige denn wo ich hingehöre.

Musik wie alter Soul aus den Sechzigern muntert mich auf und Sport bringt mit irgendwie Erleichterung. Glaube wir müssen einfach mit der Krankheit leben anstatt gegen sie anzukämpfen. Bestimmt hat sie auch etwas Gutes- wir lernen uns selbst besser kennen. Und ein neuer Anfang ist viel wert, weil man allein entscheiden kann wie, wo und mit wem.

Fühlt euch gedrückt
Amarook
Beiträge: 2
Registriert: 7. Aug 2007, 11:41

Re: Einsam...

Beitrag von Amarook »

Hallo Nell,

nein als Betroffener habe ich die angebotenen Hilfen nicht kennengelernt. Bin auch wirklich kein Student mehr. Ich habe mal einer Freundin geholfen die Hilfen für psychotische Studenten mit einer Begleitstudie angeboten hat. Ich habe damals Doktoranden aus unserem Institut als begeleitende Hilfe für die Reha überreden können wenn unsere Fachrichtung benötigt wurde. Diese Studie war sehr erfolgreich, weil bis dahin angenommen wurde, daß ein Student mit einer Psychose mit der dazugehörigen Negativ- bzw. Positivsymtomatik nicht rehabilitierbar sei ?

Wir haben in unserm Institut mehrfach Diplomanden und Doktoranden mit argen Problemen gehabt. Es hat ihnen nie zum Nachteil gereicht wenn sie sich geoutet haben. Einer der Kollegen ist wieder bei uns und mittlerweile habilitiert und hofft nun auf eine Professur.

Hast du wirklich was zu befürchten wenn du geoutest würdest ?

Wir haben zur Zeit einen Praktikanten von der FH bei uns, von dem ich nur weiß, daß er wohl auch von Panik und Depression betroffen ist. Er feiert zur Zeit krank. Ich finde es eher schade, daß er kein Vertrauen zu uns hat, aber das ist seine Entscheidung.

Wenn du merkst, daß du allein nicht weiter kommst, mach was ! Als erstes kannst du ja zum Arzt gehen und dich mal erkundigen welche Angebote die Uni hat.

Hast du keine Kontakte über dein Institut ? Bei uns sind die Diplomanden und auch Doktoranden wie Pech und Schwefel. Viele kommen ja von weit her und stehen vor dem selben Problem wie du.

Was ist mit Hochschulsport ? Da könntest du doch zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen, Leute kenenlernen und deine überschüssigen Pfunde zum schmelzen bringen ?

Liebe Grüße, Amarook
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