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chris37
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Beitrag von chris37 »

liebe susan, danke dir sehr für deine antwort. ja, therapie (plus AD´S) mache ich schon, wenn auch nur in geringem masse. bis vor kurzem dachte ich auch noch, ich müsste nicht mehr so viel tun. habe alles reduziert, was eigene hilfe betrifft. das war sicher ein fehler. ich kann nicht mal sagen, was mich so umhaut und schwach macht, es ist ein einziges durcheinander. ich werde mal versuchen, eine linie zu finden, deine idee ist da wirklich gut. und diese riesenwut...ja, raus muss sie schon, ich ersticke allmählich daran. doch wehtun will ich keinem, das macht es so schwierig. ich könnte stetig alle und alles zusammenbrüllen, ich bin derart dünnhäutig, doch in wahrheit verkrieche ich mich feige. brüllen ist nämlich nicht meine art, ich mag das nicht. doch mein inneres brüllt schon lange. dank dir nochmal, es tat so gut. lieben gruss chris37
heike56
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Beitrag von heike56 »

Liebe Chris, ich weiß, wie übel Du dich zur Zeit fühlst. Diese Dünnnhäutigkeit, für mich fühlt sie sich an, als ob alle belastenden Reize um ein vielfaches verstärkt werden. Auf Unverständnis treffen in einer Situation, wo man Verständnis am meisten braucht, tut weh und macht wütend. Chris, Du hattest meine Ausstrahlung auf dem Bild so lieb und treffend beschrieben. Nur, es ist mir gerade jetzt am Wochenende aufgefallen, ich muss gerade bei meinen Eltern immer die heitere, unbelastete sein. Von daher wünschte ich mir etwas von deiner Wut. Eine Freundin von mir sagte mal zu mir, ich wäre ein Schäfchen. Anders sein macht mir noch große Angst. Chris ich wünsche dir sehr, dass Du bald aus dem Loch rauskommst. Und... Du bist mit deinen Erfahrungen bestimmt nicht allein. Liebe Grüsse Heike56
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Liebe Heike,liebe Chris, ihr könnt beide die Wut nicht rauslassen,ich lass sie immer an der falschen Stelle raus - das Problem ist wohl das Gleiche. Wir können uns nicht abgrenzen,nicht sagen,bis hierher und nicht weiter. Hier beginne ich! Ich hab mal einen Selbstverteidigungskurs gemacht.Eine der ersten Übungen war es,aufeinander zuzugehen und in dem Moment,wo man den andern als zu nah empfindet,laut stopp zu schreien. Das war irre,vor allem weil der andere wirklich sofort stehen blieb. Heike,wenn du bei deinen Eltern immer die Heitere spielst,kostet dich das sehr viel Kraft.Und es macht es möglicherweise auch deinen Eltern schwer,ihre wahren Gefühle zu äußern. Mein Mann war mir gegenüber immer sehr ruhig und zuversichtlich,auch als ich ein paar Mal lebensgefährliche Operationen hatte. Ich hab mich dann manchmal alleingelassen gefühlt,ich dachte,er spürt meine Angst nicht. Viel später haben wir mal davon gesprochen,und es tat mir gut zu wissen,daß er in großer Sorge war und es lenkte mich sogar von mir weg zu ihm hin. Du hast kürzlich erzählt,daß du eine neue Nähe zu deiner Mutter gewonnen hast. Vielleicht hält diese Nähe eine größere Ehrlichkeit aus?? Und Chris,wenn du innerlich schon so laut schreist,schau doch mal,was dich eigentlich so wütend macht.Ist es deine eigene Not oder sind es andere Menschen,die Gefühllosigkeit? Da du nicht deine Natur einfach ändern kannst und beschließen,heute brüll ich jemand an,mußt du einen anderen Weg suchen. Ich denke,es wäre schon ein Riesenschritt,irgendjemand,egal ob wichtig oder unwichtig,zu sagen,womit er dir zu nahe tritt oder dich verletzt. Ich denke an so kleine Sachen wie z.B. jemand drängelt im Geschäft hinter dir,du drehst dich um und sagst kurz was Deutliches,kann höflich sein oder auch ein bißchen frech,egal. Oder du übst in der Arbeit,an relativ unwichtiger Stelle mal ein nein auszuprobieren,und zwar einfach nein,ohne große Entschuldigung. Wir hatten in der Klinik so einen Selbstbehauptungskurs. Die Übungen kamen uns künstlich und lächerlich vor. Trotzdem hab ich dabei gelernt,daß sich das gut anfühlen kann und da? andere es ohne weiteres akzeptieren. Ich versuch es manchmal,es gelingt immer und trotzdem ist es noch eine Riesenmutfrage. Laßt es euch nicht gefallen,wenn euch irgendwer als Schafe betitelt,obwohl das durchaus liebenswerte Tiere sind. Aber sie kommen nur in Herden vor,mit einem Leithammel. Ihr seid mehr!!! Alles Liebe Waltraut
christabelle
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Beitrag von christabelle »

Nachtrag: Wie ich schon mehrfach erwähnte, ist meine Mutter vor 1,5 Jahren an Speiseröhrenkrebs gestorben; es fing vor 2 Jahren an mit wochenlangen Schluckbeschwerden unklarer Ursache - und 1/2 Jahr später war sie tot. Heute hat mein Vater einen Termin beim Radiologen - wg. Schluckbeschwerden unklarer Ursache (er raucht seit 45 Jahren, hat mit 14 angefangen)... An meinem Vater hänge ich sehr... und ich habe ANGST!!! Das wollte ich bloß sagen, Ihr braucht nicht zu antworten, danke fürs Lesen. Zitternden Gruß Christabelle
heike56
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Beitrag von heike56 »

Hallo Christabelle, ich weiß, wie dir zu Mute ist. Ich wünsche euch sehr, dass der Befund gut für euch ist. Lieben Gruß Heike56
chris37
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Beitrag von chris37 »

liebe heike, liebe waltraut, erstmal, ich danke euch. es ist tatsächlich so, dass ich mich so krank fühle u.a., weil ich meine dünne haut sehr stark verteidigen muss gegen noch mehr kratzer und verletzungen. ich bin völlig erschöpft davon. drehe mich im kreis und möchte davonlaufen. ich muss mich wirklich ständig daran erinnern, dass ich damit nicht allein bin. nur hier, in meinem umfeld, bin ich es schon gewissermassen. dies hier so deutlich aufzuschreiben,bewirkt aber etwas, ich verliere ein wenig die angst davor.die grösste gefahr für mich besteht immer darin, das war schon als kind so, mich derart zu verleugnen, bis ich mich verliere und innerlich davonrenne. ich bin mir absolut im klaren über die zusammenhänge mit meiner kindheit. das fehlende urvertrauen (heimkind), die massiven ängste, das ewige davonlaufen, auch real.ich denke, mich packt nun wieder die urangst, ganz allein und ungeliebt meinen weg gehen zu müssen, ohne sinn und freude. diese mechanismen funktionieren bis heute glänzend. trotz wissen um die zusammenhänge. in miesen zeiten wie jetzt hadere ich und hadere. dann lebe ich nicht. ich fühle mich als mensch wie ein wandelndes defizit. heike, ich hätte zum beispiel mit deinem bild niemals ein schäfchen assoziiert.das, was mir auffiel, war eher eine grosse weisheit und lebenserfahrung, welche dein gesicht nicht bitter verstellt haben, sondern trotz allem humor und herz zeigen. man sieht es einfach. dass es dir damit manchmal nicht sehr gutgeht, kann ich mir vorstellen. es ist ein kraftakt, nicht zu verbittern. waltraut, ich habe über deine worte nachgedacht und mich erscrocken, weil du das ansprichst, was ich gern verdränge. die eigene not oder die gefühllosigkeit der anderen. es ist die eigene not, die mich wieder mal fertigmacht. die wut- und frustgefühle spüre ich sehr stark und grob, sie richten sich nicht so sehr gegen bestimmte menschen, eher gegen umstände. wieso bin ich allein ? wieso ist niemand in der vergangenheit bei mir geblieben, wieso bin ich schon wieder allein in meinem kellerloch. wer sind diese leute, die das ständig mit mir machen. und dann die frage, wieso passiert es mir, lasse ich es etwa mit mir machen? so in der art drehe ich mich um mich selbst. der schmerz ist riesig, mit vernunft komme ich momentan nicht weiter. schon ein scheeler blick von kollegen zum beispiel erlebe ich als brutal, ich bin immer in der defensive und auf der hut, nicht irgendwie verletzt zu werden. es gibt auch sehr gute zeiten, wo ich in mir ruhe und völlige einheit spüre. daran muss ich mich auch immer wieder erinnern, dass das auch gehen kann. vielleicht bin ich nur kampfesmüde und schlicht gesagt enttäuscht. als ich 30 war, ging ich in meiner not zum allerersten mal zu einem arzt, der mir nach vielen gesprächen eine schwere wahrnehmungsstörung diagnostizierte. zu dieser zeit, als ich ihn aufsuchte, begann sich der nebel ganz langsam und schmerzhaft zu lichten.als der vorhang gänzlich fiel nach wenigen jahren danach, war das eine grosse erleichterung , ich sah plötzlich und verstand, aber die wucht der negativen gefühle, die plötzlich auftauchten, hält mich heute noch in atem. wenn es mir nun so schlechtgeht wie jetzt, kommt der nebel wieder zum vorschein, ich bin ver-rückt innerlich, spüre fast körperlich, wie körper, geist und seele sich voneinander weit entfernen. ich renne dann immer hinter mir selber her. tagelang.wie eine blöde suche ich mich, könnte man sagen. das kostet kraft, ich weiss es auch. nun habe ich mich ein wenig gesammelt wieder, welch glück, dass ich es sagen durfte und formulieren. hier zuhause geht es nicht. das unverständnis der anderen verschafft mir mehr das gefühl, ein "alien" zu sein. dadurch entferne ich mich immer mehr. im wissen, dass ich nicht allein bin damit, einen lieben gruss von chris37
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Liebe Chris, nein du bist nicht allein! Und auch ich,die doch oft so "vernünftig" wirkt,kenne nur zu gut diese Zeiten,wo ich einfach alles auf mich beziehe und mich ständig verletzt fühle durch Nichtigkeiten,wo ich völlig verstört bin und überzeugt,daß niemand mich liebt. Hast du hier schon mal etwas erzählt über dich und deine Familie? Ich würde gern mehr hören,wenn du magst. Alles Liebe Waltraut
chris37
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Beitrag von chris37 »

liebe waltraut, ich bin irgendwie so erstaunt und berührt, dass du das so natürlich schreibst "du bist nicht allein". ich lese und beteilige mich ja nun bereits seit monaten hier im forum, hätte es also schon viel früher wissen müssen. vielleicht benötige ich diese extrem lange aufwärmphase, um es auch zu verinnerlichen und das zutrauen zu haben, es anzunehmen und zu glauben. meine persönliche entwicklung der letzten monate wurde begleitet durch dieses forum, durch dich und die anderen menschen. erstaunlich, wie das so funktioniert. ich habe beinahe alle vorsicht oder scheu fallengelassen, und ich vermute, viele von uns erleben das ebenso. ich möchte dir gern ein wenig erzählen von meiner familie. dieses aufschreiben hat unglaubliche, therapeutische wirkung auf mich jetzt und heute. danke, dass du mich dazu aufgefordert hast, liebe waltraut. und nun wieder meine angst, bitte nicht belasten damit, ich finde es immer schlimm, wenn ich mit meinem "müll" ankomme.es erscheint mir so aufdringlich und so dumm. geboren wurde ich unehelich (1964), meine mutter hatte zu der zeit selber ganz bestimmt depressionen und ängste. sie und ihre grossfamilie sind geflohen vor der drohenden und bald tatsächlichen trennung zwischen ost- und westdeutschland. sie landeten in lübeck. sie war naiv und ängstlich, hatte bald ein verhältnis zu einem verheirateten mann mit kind; bei ihrer schwangerschaft dann mit mir liess er sie fallen und bedrohte sie mit "umbringen" und so weiter, mich eingeschlossen. ich war ein bastard für ihre (meine) familie, sie unternahm einen selbstmordversuch, während sie mit mir schwanger war. ich kam zur welt, sie musste mich abgeben, da null unterstützung seitens ihrer familie vorhanden war. ich war 2 jahre in einem heim und den rest in drei verschiedenen sogenannten pflegefamilien. die stories, die meine mutter mir viele jahre später erzählte unter weinen, sind haarsträubend. unter anderem hatte man mich als baby mit bändern ans gitterbett gebunden. sie kam mal unangemeldet zu besuch, und ich sass nackig im dunklen flur auf einem töpfchen, während im vorraum gefeiert wurde. naja, daher sicher meine sämtlichen "fluchtversuche", und bitte keine fesseln. ich habe immer gekämpft um "freiheit", immer eine prise wilder romantik in mir gehabt, immer auf fahnenflucht und suche nach geborgenheit und vor allem beständigkeit. ich nannte es früher abenteuerlust, doch das war immer die verzweifelte suche nach "irgendwas". der nebel später bewahrte mich vor schlimmeren dingen, glaube ich. er hat mich auch gerettet. ich war knapp vier jahre alt, als sie heiratete und ich zum erstenmal in eine richtige familie eingegliedert wurde. ich hatte sogleich zwei sehr viel ältere stiefschwester mitbekommen. die beiden ohne mutter, mit einem cholerischen und, das fällt mir sehr schwer, sehr dummen vater - mein stiefvater. 6 jahre später noch ein brüderchen. alles sah gut aus äusserlich. von diesen vier kindern war ich die beste in der schule, "das kind wird mal was". Ha!! und die anderen ? ich wurde was, ja, mein vater steckte mich in eine lehre, wo er damit angeben konnte (plötzlich war ich seine tochter), der dumme mensch. ich schmiss die lehre nach 1,5 jahren, war wieder abgerutscht ins nichts damit. schande. beherrscht ist meine kindheit durch lautstärke und dominanz und beschneidung vieler kreativen versuche. wahnsinnsängste begleiteten mich ständig. mein stiefvater hielt meine mutter auch körperlich gewaltvoll in schach mit worten wie "wenn du nicht spurst, kannst du mit deinem gör wieder abhauen", wohlwissend, dass sie es nie gemacht hätte. das habe ich selber gehört als kind, es wurde mir nie erzählt. ich lauschte oft und stahl, was das zeug hält. später, mit knapp 18, haute ich ab von zuhause, ich hatte und habe aus dieser zeit tagebücher, die alle unterm strich aussagen, wie quallvoll es war. ich zog also aus. ich springe nochmal zurück in die familie. also, ein stiefvater und ein "echter" vater, der luftlinie 2 km von uns entfernt wohnte und alimente zahlte (erfuhr ich alles mit knapp 30 jahren), zwei stiefschwestern, völlig traumatisiert vom frühen tode ihrer mama, und dann noch der kleine halbbruder, der stammhalter. ähnlich gestört wie ich heute. ich hatte drei familien. die meiner mutter natürlich. als sie in "geordnete" verhältnisse kam durch ihre ehe, war es für mich zu spät. ich nahm innerlich keinen kontakt auf zur oma, opa, den vielen tanten und onkels. immer fremd, immer allein, das war so mein grundgefühl. die andere seite, von meinen stiefvater, alles laute, ungehobelte menschen, sexuelle belästigung war an der tagesordnung. ich ekele mich noch heute vor ihnen und verweigere alle kontakte. die dritte familie waren nachbarn, heute noch nenne ich die beiden jungs meine cousins. sie stehen mir viel näher als die "echten" verwandten. vor 8 jahren ging ich auf spurensuche. meinen richtigen vater, meine halbschwester. das ergebnis war ablehnung an allen fronten bis hin zur drohung. dabei wollte ich sie bloss alle mal sehen. ok, das habe ich abgehakt. er ist nun tot, der erzeuger. leider habe ich nicht mal ein bild von ihm. ich kann nur ahnen, wie er aussah, auch durch berichte einer meiner stiefschwestern, die ihn bei gericht sah, wo es um den vaterschaftsbeweis ging.mittlerweile habe ich die unterlagen zuhause. so lebte und lebe ich bis heute, alle beziehungsversuche gingen zu bruch. es ist ein sich wiederholendes muster, das sehe ich schon. dieses grosse loch in der seele rührt aus dieser zeit, das ist mir schon klar.ich will es oft nicht wahrhaben. das eigenartige ist, ich bin persönlich niemandem böse. ich bin ja nun mittlerweile auch schon etwas reifer und sehe, dass sie auch nicht anders konnten mit ihren mitteln. das versöhnte mich ein wenig im laufe der jahre. nach wie vor versuche ich beide seiten zu sehen. der schmerz wird nicht kleiner dadurch, doch verhinderten meine erkenntnisse den totalen bruch mit der familie. ich brauche sie ja auch irgendwie. doch immer, wenn katastrophenalarm angesagt ist, d.h. eine beziehung kaputtging oder eine anders geartete bedrohung auftaucht, tauchen blitzartig alle urängste wieder auf. mein stiefvater hatte mit seiner dummheit so viel übles angerichtet, und meine mutter mit ihrer tatenlosigkeit. weisst du waltraut, ich bin vom typus ein versöhnlicher und toleranter mensch. das ist es wohl hin und wieder, was mich ausbremst. ich kann meinen heute 73-jährigen vater nicht mehr anbrüllen. es geht nicht. ich suche die guten seiten und sauge das auf. innerlich, in miesen zeiten, kommt es natürlich hoch, gewaltig und mich umhauend. das macht so einsam. wohl denken alle, auch die "lieben" tanten und onkels, es ginge mir blendend. sie hat doch alles! unterschwellig bis heute verspüre ich ablehnung und widerwillen. ich bin eben "anders". puhhh....das war schwer, aber auch gut. eigentlich mag ich das gar nicht mehr erzählen. es ist ja so lange her. heute frage ich mich, wie kann ich glücklich werden. wie bloss. wo früher die suche nach freiheit im vordergrund stand und mir unendliche kräfte verlieh, ist es heute, wo ich ausgebrannt bin, die frage, was soll das noch alles. ich kann mich schlecht selbst beschützen. ich sehe keinen sinn mehr, ich habe keine freude am dasein. auch in guten zeiten nicht. die bedeuten mehr, das ich etwas fühle und spüre. jetzt aber, naja, sinnentleert. es würde mich sehr interessieren, wie du es erlebst. sicher nicht die gleiche geschichte, aber im erleben vielleicht ähnlich. danke
fürs lesen und zuhören. ein ganz lieber gruss chris37
heike56
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Beitrag von heike56 »

Liebe Chris, ich habe eben deine Geschichte gelesen. Ich bin fassungslos, wie Menschen miteinander umgehen. Für den Moment möchte ich dir einen ganz lieben Gruss hier lassen. Du bist nicht alleine, wie Waltraut schon sagte. Heike 56
rachel
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Beitrag von rachel »

Hallo Chris! Auch ich habe Deine Geschichte gelesen, ich bin entsetzt. Ich war als kleines Kind (4 1/2 Jahre), oft für Monate im Kinderkrankenhaus,jetzt bin ich 39 J. Dort wurde man wenn man zu unruhig war, ans Bett gebunden mit Ledergurten. Oder man durfte im Flur bei grellem Licht die Nacht verbringen. Besuch von den Eltern, oder sonst wer nur einmal die Woche für eine Stunde.Man wurde bei Untersuchungen auch nicht sonderlich beruhigt, nein eher von Krankenschwestern festgehalten. Dieses ganze hab ich 9 Jahre mitgemacht. Solche Sachen kommen mir hoch, wenn ich sowas lese was Dir passiert ist. Ich umarme Dich in Gedanken. Sowas kann man nicht wieder gut machen, man kann nur hoffen, das heute nicht mehr so mit Kindern umgegangen wird. Liebe Grüsse Rachel
chris37
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Beitrag von chris37 »

liebe heike und liebe rachel, ja, so ist das mit den mitmenschen. deine beschreibung mit dem krankenhaus, rachel, macht dies deutlich, es berührt mich sehr. bis heute habe ich ja selbst keine kinder (relativ bewusst nicht gewollt), doch alle geschichten über hilflose wesen regen mich auf und tun sehr weh. diese wärme, die einem fehlte, die fehlt ein leben lang. das macht schon sauer, also mich. gruss und eine liebe umarmung an euch chris37
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Liebe Chris, mir geht es wie Heike. Ich bin erschüttert über das,was du da mit dir herumgeschleppt hast. Du hast gefragt,warum man mit dir sowas gemacht hat,ob du es selbst zuläßt. Nein,das haben deine "Eltern" und die Familie zu verantworten. Sie haben es mit dir gemacht. Kein Wunder,daß du innerlich aufschreist. Ein Wunder ist es,daß du trotzdem,wie du sagst,ein "versöhnlicher" Mensch geworden bist und auch noch Verständnis für die unglaubliche Herzlosigkeit aufbringst! Natürlich kannst du nicht brüllen,weil du in einer Atmosphäre von Brüllerei aufgewachsen bist. Du mußt total verschreckt sein. Chris,ich weiß gar nichts zu sagen,was dir helfen könnte,außer daß du doch bitte so viel wie du willst hier erzählen sollst. Es ist alles andere als Müll!!! Du schreibst an Susan,daß du nur etwas Therapie machst. Ich denke,du solltest eine ganz intensive Gesprächstherapie machen. Erst wenn du diese traurige schreckliche Geschichte bearbeitet hast (verarbeiten kann man das wohl nie),kann deine Seele sich beruhigen und wieder Vertrauen fassen. Ich würde dir gern ein paar Fragen an die Hand geben,die nur für dich sind: gibt es in dieser Familie oder bei den Nachbarcousins einen einzigen Menschen,der dir etwas näher steht? Was bedeutet dir deine Mutter und deine Familie heute bzw.was gibt sie dir außer Schmerzen? Wie sind deine Beziehungen abgelaufen und woran sind sie gescheitert? Hast du eine zufriedenstellende Arbeit? Gibt es irgendwelche tröstliche oder schöne Erinnerungen an deine Kindheit? Du hast aufgehört zu fühlen,weil es zu weh getan hat. Aber du kannst wieder lernen zu fühlen,Vertrauen aufbauen und du wirst auch wieder Schönes erleben,ganz bestimmt. Alles Liebe, Waltraut
chris37
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Beitrag von chris37 »

liebe waltraut, meine versöhnlichkeit beruht ebenfalls aus der inneren not heraus. für mich galt immer, besser dies als gar nichts. in der not frisst der teufel fliegen. meine fliegen sind ja ziemlich gross. ich werde morgen wieder schreiben, bin momentan am grübeln und ziemlich unsicher. ich möchte es aber gern noch etwas weiterführen, es ist eine chance, das spüre ich. nochmal danke. ich weiss gar nicht, was ich sagen soll. herzlichen gruss von chris37
Kirsten
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Beitrag von Kirsten »

Hallo Chris! Ich habe eben Deine Geschichte gelesen und bin ganz betroffen. Das ist sicher kein Müll, den Du da erzählst! Es erscheint eher wie ein Wunder, daß Du trotz dieser furchtbaren Geschichte, die Du aushalten mußtest, so stark geworden bist! Ich habe großen Respekt vor Dir und Deinem Mut! Daß Du trotz allem zu so viel Mut , Einsicht und Wärme in der Lage bist, zeigt vor allem doch auch, daß Du irgendwo in Dir verborgen über eine reiche Quelle verfügst. Ich wünsche Dir sehr, daß Du sie finden kannst, so daß Du Dich bedienen kannst, wann immer Du es brauchst. Liebe Grüße, Kirsten
susan
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Beitrag von susan »

Liebe Chris37, ich bewundere dich ,daß du es geschafft hast, deine Geschichte hier aufzuschreiben, Es hat sich da eine Unmenge in dir angestaut, nur zu verständlich, daß das mal irgenwann "den Ausgang" sucht... Ich spüre, daß es da unzählige Wunden in dir gibt ..und es entsteht eine Wut in mir ,allen gegenüber, die dir diesen Schmerz zugefügt haben... Mir fehlen weitere Worte , ich möchte dich in den Arm nehmen, und dir sagen ,bleib im Forum, komm immer, wenn du willst, wenn du Hilfe brauchst... ganz lieber Gruß Susan


chris37
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Beitrag von chris37 »

lieb susan, liebe kirsten, ich nehme an, das alles kennt ihr auch irgendwie.danke für die so lieben worte. susan, ja, ich werde bestimmt offener sein nun, hier passiert mir ja nichts. carpi, meine quelle sprudelt jetzt... ich werde heute sicherlich gut schlafen, so viel anteilnahme in so kurzer zeit ist schon ein hammer, bin schon richtig müde und leer jetzt, im positiven sinne. danke, dass ihr da seid. schlaft auch gut, bis bald. chris37
demeter
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Beitrag von demeter »

Liebe, liebe chris, ich bin einfach sprachlos, weiß nicht, was ich sagen soll.... ich denk an Dich, mehr kann ich im moment nicht sagen.... demi
Lebe Dein Leben, bevor es Dich lebt
Jaisst
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Beitrag von Jaisst »

Hallo Chris 37, Schrecklich was du da erleben musstest, mehr kann ich jetzt auch nicht sagen, aber mir ging es wie dir mit dem Schreiben hier, als ich erst mal angefangen hatte zu schreiben, war ich erleichtert, hier kennt einen ja keiner und als Thomas(Thomas) mir geantwortet hatte konnte ich meinen Monitor kaum noch erkennen, so ge- und berührt hat mich das ich war, wie du auch von dir schreibst, durch die Anteilnahme völlig erschöpft und erschlagen (auch im positiven Sinne). Viele Grüße an dich von Jaisst
chris37
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Beitrag von chris37 »

ihr lieben, so viel betroffenheit macht mich betroffen, das hatte ich nicht beabsichtigt. schon deshalb, weil es weitaus schlimmeres gibt. also objektiv gesehen. für mich natürlich nicht mehr so viel mehr. danke euch sehr für dieses mitfühlen, wie jaisst schon beschrieb, es erschlägt einen völlig, im positiven sinne. ich halte mich an susans rat jetzt, und schreibe einfach weiter. liebe waltraut, deine fragen für mich möchte ich, um mir selbst ein klares bild zu machen, wieder schriftlich beantworten. heute morgen dachte ich, au weia, was erzählst du da alles, das war wieder so ein typischer rückzugsversuch bei mir, schnell verstecken. ich werde mir den ruck geben jetzt, und es weiterformulieren, obwohl mir die hände dabei zittern. die schmerzhafteste antwort muss ich mir geben auf die frage nach den beziehungen. ich weiss es einfach nicht genau. ich unterteile mein leben in zwei abschnitte bisher. den im nebel und den folgenden, als er verschwand. als ich noch nichts spürte an schmerz und allem, war ich ein eher gleichgültiger mensch, was männer betraf. ging eine beziehung sehr in die phase von nähe und tiefe, dann verschwand ich. immer, ohne ausnahme. ich war quasi unfähig dazu, eine innere bindung aufzunehmen. bis dahin konnte mich auch niemand verletzen, da ich ja rechtzeitig von selber ging. mit ende zwanzig, als mir bewusster und bewusster wurde, das etwas nicht stimmt mit mir, folgte die zeit der grossen traurigkeit. nun war ich es plötzlich, die nähe suchte,egal wo, ich hatte null ahnung von den "spielregeln" und gab mich total auf. enttäuschung vorprogrammiert. ich suchte mein wohl und heil bei einem mann, stellte ihn auf einen sockel und war verrückt von sehnsucht nach dem "immer". es muss schrecklich gewesen sein für den partner, heute seh ich das. was mir fehlt, ist eine ganz klare abgrenzung zwischen "ihm" und mir. das muss und will ich noch lernen. schon allein deshalb, weil ich diesen schmerz der letzten trennung als den bedrohlichsten und grössten überhaupt erlebt habe, dadurch letztlich sehr krank wurde. letzten sommer in der klinik war ich mir sicher, ich sterbe an dem kummer. es ging weit über das "normale" mass hinaus, ich denke, alle schmerzen der frühen kindheit brachen wieder durch. das allerwiderlichste gefühl war und ist der totale verlust des selbstwertgefühls. und das war mir urvertraut. ich muss sagen, ich habe gefährlich gelebt. aber was für eine wahl hatte ich denn, keine, nehme ich an. ständig schwanke ich zwischen ganz viel fühlen oder eben gar nichts. dadurch bin ich so anfällig für stimulationen geworden wie alkohol. im leben nicht möchte ich in das nichts zurück. es gibt sogar einige menschen, die mir sehr nahestehen. meine persönliche geschichte schliesst nicht die fähigkeit gänzlich aus, jemanden dauerhaft zu lieben und da zu sein. also meine schwester(eine von den zweien), mein bruder, 2-3 sehr gute freunde. das klappt alles. darüber bin ich froh. diese art von nähe macht mir auch nicht zu schaffen,weil eine natürliche grenze sowieso vorhanden ist. sie tun mir nicht weh, sie sind "für immer". das mus ich mir selbst auch ab und zu unter die nase reiben, dass ich das sehr wohl kann, wenn auch mühsam. doch noch näher würde wieder fatal sein.ich komme mit dieser liebe, der sogenannten, nicht zurecht. es birgt für mich allergrösste gefahren, da nur so ein mensch, der mir derart nahekommen kann, mich auch gleichermassen verletzen kann. das sind die sich wiederholenden muster, ich bin bis vor wenigen monaten (gesprächstherapie) nicht auf den gedanken gekommen, dass vielleicht auch mal jemand dableiben könnte. soll es ja geben. die grösste konstante in meinem leben ist mein job. auch das geht. mein sicherheitsbedürfnis ist gross, ich muss geld verdienen, um ein stück wenigstens hierbei unabhängig zu sein. das wackelt im moment auch ein wenig durch meine geringe belastbarkeit und den ausfällen teilweise. ich beachte das sehr, ich muss den job behalten. immer aber war ich getresst im sinne von unsicher, alles anstrengend, der ständige kampf um anerkennung und selbstbewusstsein,die vielen ängste. ich glaube nicht, dass ich bis zur rente arbeiten werde.das schaffe ich nie. sehe ich meine mutter an, sehe ich mich ein stückweit, und sie verursacht neben den guten gefühlen, die ich für sie übrig habe, auch ganz viel schmerz. wer wünscht sich nicht die grosse, starke mutter, die für dich da ist, dir wärme, geborgenheit, zutrauen vermittelt. ich weine schon recht viel, wenn ich zuviel über sie und mich nachdenke. ihr schlechtes gewissen mir gegenüber heute ist riesig, auch das meines (stief-) vaters. daher diese "versöhnlichkeitsgechichte". mein ureigenes bedürfnis eben. ich bin der ansicht, wenn es einem gelingt tatsächlich, irgendetwas zu vergeben, dann spricht nichts dagegen. sie sind nicht herzlos, sie waren damals grässlich gestresste, total genervte und unfähige eltern, was emotionen betrifft. das verhältnis zwischen meinem stiefvater und mir ist in den letzten 15 jahren etwa gewachsen, da er mittlerweile reflektiert und zuhören kann. ausserdem, das ist für mich das allerwichtigste, er war da und blieb da. er ist nie abgehauen, und als ich ausriss von zuhause (lebte 3 jahre in berlin), war er es, der mich suchte und panik bekam. wir hatten eine chance miteinander und nutzten sie recht gut. natürlich kann er kaputtes nicht kitten. mein dilemma liegt in der ambivalenz zwischen all meinen nöten und ängsten und dem starken wunsch, doch noch ein bisschen geborgenheit aufzuschnappen bei ihnen. wut und liebe, widerwillen und verständnis. in der klinik wurde mir auch des öfteren gesagt, ich solle abstand nehmen, für mich selbst etwas tun. ich habe laut gelacht, also ganz bitter, weil es eine unglaubliche frechheit war, mir das sagen zu müssen. die ganzen jahre über mache ich etwas für mich, soweit ich es kann! und dazu gehört, bestehende beziehungen pflegen, weggelaufen bin ich schliesslich reichlich. naja, ich merke , ich werde schon wieder wütend. anscheinend mache ich nie etwas richtig, für keinen. weisst du, welchen satz ich am meisten verabscheue ? ich hab es doch nur gutgemeint.... ich weiss auch nicht, wie ich darauf komme. ich merke, ich verzettel mich jetzt, muss wieder sortieren und mich beruhigen. nochmal ein dankeschön. ich hoffe, ich überfordere jetzt keinen, ich habe davor wirklich angst. lieben gruss von chris37
susan
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Beitrag von susan »

Liebe Chris37, es ist großartig, daß du es geschafft hast, weiter von dir zu erzählen, mir fallen dazu einfach keine passenden Worte ein..es schwirrt mir durch den Kopf...Trost, Wärme, Geborgenheit... wie hast du gelitten!! Und ich finde es bemerkenswert, wie du trotz alledem soviel für dich getan hast. Du bist auf dem richtigen Weg und es wurde allerhöchste Zeit, daß du die Last, die du soviele Jahre getragen hast, abwirfst. Ich fühle mich auf keinen Fall überfordert, ich kann es spüren, wie es von dir "abfällt", du bist zwar wütend, unruhig, aber das ist nur zu verständlich.... Ich wünsche dir auf deinem weiteren Weg immer genug Kraft, schicke dir Trost und Wärme und ganz liebe Grüße Laß wieder von dir hören, wenn es dir gut tut Susan


zicke
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Beitrag von zicke »

Hallo ihr Lieben, Bei allem was ich heute hier gelesen habe, ist mir wieder etwas ganz bewußt geworden. Wenn einem als Kind gezeigt wird, du wirst nur geliebt, wenn du so bist, wie wir wollen und du das machst was wir sagen.Ich habe schnell gelernt in die Rolle braves kind zu schlüpfen, um nicht das gefühl von Liebe und Geborgenheit zu verlieren.Ich habe dabei leider sehr wenig Selbsbewußtsein entwickelt, und das was viele sehen ist Fassade. Meine Selbstbestätigung habe ich mir immer von denen geholt bei denen ich mich geliebt gefühlt habe.Und jetzt das fatale, wenn ich alles "richtig" mache und so bin wie ich für andere sein soll, warum erde ich dann fallengelassen, losgelassen? Das ist etwas womit ich so gar nicht zurechtkomme. Die Menschen die ich ins Herz geschlossen habe, sind da und bleiben da, sie müßten schon as ganz furtbares tun, damit sich das ändert. Aber warum gilt das nicht für mich ??????? eure zicke
chris37
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Beitrag von chris37 »

liebe susan, einen warmen dank an dich. bin auch sprachlos jetzt, es war alles tausenmal durchlebt und durchdacht, daher wohl mein "redefluss" jetzt, ohne haken und stottern.danke, danke, danke !!! liebe zicke, wofür ich einen halben roman benötigte, bringst du es auf den punkt in wenigen sätzen. ich weiss genau, was du meinst. aber eine antwort habe ich auch nicht, höchstes schlaue sätze, die ich irgendwo gelesen habe. die erspare ich dir und mir aber. ich vermute einfach, dass wir (also bei mir sehe ich das so)auf "belohnung" reagieren und dieses verhalten und fühlen beibehalten haben. es kann nie genug sein. bleibt es aus, umso furchtbarer. ist das so in etwa? gruss chris37
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Liebe Chris, die Angst vor dem eigenen Mut kenne ich auch. Ich hab hier auch schon einiges losgelassen,wobei es mir schummerig wurde. Aber das ist ja das Gute hier. Keiner muß seine Anonymität verlassen. Die mangelnde Abgrenzung zum Partner und die Angst vor Nähe aus Angst vor Verlust,das habe ich auch erlebt. Nicht umsonst habe ich meinen Mann erst mit 39 kennengelernt. Ich hab es vorher immer geschafft,meine Beziehungen kaputtzumachen. Einmal war es wirklich schlimm,nicht wie bei dir,aber es hat mich auch in eine schwere Depression gestürzt.Ich hab damals auch geglaubt,daß ich ohne diesen Mann nichts bin. Ich hab dann einfach beschlossen,daß ich ja viel lieber allein leben möchte. Das tat nicht so weh wie bei dir,hat mich aber auch sehr hart und gefühllos gemacht. Ich war jahrelang eine Arbeitsmaschine,Gefühle hatte ich nur im Umgang mit Musik.Und ich habe jetzt erst erkannt,daß dieses Singledasein ein Schutzverhalten war. Das heißt also,daß dein Verhalten gar nicht so ungewöhnlich ist,schlimm war bestimmt,wie du vermutest,daß durch die Trennung die Vergangenheit aufgewühlt wurde,daß du in die entsetzliche Leere deiner Kindheit zurückgestoßen worden bist. Deine bisher mißglückten Beziehungen sagen gar nichts über zukünftige aus. Es gibt keinen Grund,daß nicht in Zukunft jemand bei dir bleiben sollte. Ein bißchen Polster hast du dir ja schon geschaffen mit den Freundschaften,mit der Entwicklung der Beziehung zu deinen Eltern. Ich finde es wunderbar und großartig,welch liebevoll versöhnliche Worte du für sie findest und ich bin sicher,daß das deiner Seele auch gut tut. Aber die Wut muß halt raus. Und es hat sich ungeheuer viel angesammelt.Ich glaube nicht daran,was dir in der Klinik gesagt wurde,daß du davongehen sollst. Dann nimmst du nur die Einsamkeit und die Wut mit dir. Wenn deine Eltern schon ein schlechtes Gewissen dir gegenüber haben,glaubst du nicht,ihr könntet versuchen,einiges gemeinsam aufzuarbeiten? Daß du deinen Eltern den ganzen Schmerz entgegenschreist? Natürlich wird es schmerzhaft auch für sie,aber das schulden sie dir. Den Satz "ich hab es doch nur gut gemeint" find ich auch so unerträglich. Er ist eine echte Bankrotterklärung. Du hast nichts falsch gemacht. Wie Susan finde ich es bewundernswert,wieviel du doch für dich erreicht hast und wie sehr du dich schon wie Münchhausen am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen hast! Bleib dran,Chris,wir stehen neben dir, lieben Gruß Waltraut
chris37
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Beitrag von chris37 »

liebe waltraut, du siehst, ich klebe hier förmlich auf dem sessel oder stuhl. ruckzuck, wieder eine antwort. es war bei dir nicht so schlimm wie bei mir.....liebe waltraut, das ist wohl relativ. mein empfinden, mein erleben diesbezüglich war und ist mit sicherheit genauso fies und schlimm wie dein erleben deiner geschichte. ich bin kein massstab, so etwas gibt es auch nicht,ich habe es selber so erlebt wie jede/r andere ihre oder seine geschichte. deinen mut zu haben, diese bindung später im leben einzugehen, wahrscheinlich mit viel angst und argwohn, das ist doch grossartig ! und mir macht es auch mut. die löwin hat das futter gerochen, darum konnte ich hier recht unverblümt und sehr offen darlegen, was mich quält und jahr für jahr hindert, ein gutes leben zu führen. es war oder ist, wie als kind damals, ein übergeben grosser geheimnisse. darf man nie weitersagen. ganz, ganz geheim....es passiert sonst was schreckliches, wenn man es verrät..... ich war wie im rausch ein wenig, bin erschrocken und gleichzeitig froh nun. vorhin habe ich mich ertappt, wie ich lachte, über mich, und mir die x-te zigarrette anzündete und dachte, sowas kann ja wohl nicht sein. danke für diese geborgenheit hier, das ist mehr, als ich je erwartete. deine und eure chris37
zicke
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Beitrag von zicke »

hallo Chris, du hast mir mit dem was du über Bezihung geschrieben hast, aus dem Herzen und der Seele gesprochen. Das ist mir so vertrtaut. Auch ich bin durch das Ende meiner letzten Beziehung krank geworden.....er war nicht schuld, aber wohl der Tropfen der das Fass zum überlaufen brachte. Wie gut kann ich es dir nachempfinden, wenn du schreibst, du glasubtest vor Kummer zu sterben. Ja ich denke man kann an zerbrochenen Gefühlen sterben. Innerlich, und das ist schlimmer als der körperliche Tod. Ich habe Angst davor jemals wieder zu fühlen und gleichzeitig Angst nie wieder zu fühlen. Ich wünsche dir von Herzen alles gute zicke
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