Hat jemand gute Erfahrungen mit tiefenpsych. fundierter Gruppentherapie / Klinik?

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Eline
Beiträge: 30
Registriert: 30. Mai 2007, 10:03

Hat jemand gute Erfahrungen mit tiefenpsych. fundierter Gruppentherapie / Klinik?

Beitrag von Eline »

Hallo Ihr alle,

nun schreibe ich an diesem Samstag Abend auch gleich nochmal einen weiteren Beitrag, der mir auf der Seele liegt.

Es geht darum, dass ich die Möglichkeit eines stationären Klinikaufenthalts hätte, in dem es unter anderem um tiefenpsychologisch fundierte Gruppengespräche geht. Dies setzt wohl auch voraus, dass ich bereit sein müsste, mich vor anderen mit persönlichen Dingen aus meiner Vergangenheit zu öffnen. Möglicherweise könnte dies auch entlastend und hilfreich sein.

Das Problem ist nun folgendes:
Ich habe dort Vorgespräche mit einer Psychologin geführt, die ich mir von ihrer Art her mitfühlender gewünscht hätte und die ein bisschen kalt auf mich wirkte. Das Unangenehme war, dass ich in den Gesprächen gleich Dinge zur Sprache gebracht habe, die ich normalerweise gar nicht sofort erzählen würde. Zudem wurden mir unangenehme und persönliche Fragen gestellt und alles war etwas aus dem Zusammenhang gerissen. Letztendlich hat die Therapeutin es auf Ihre Weise gedeutet, so dass es auch einen etwas anderen Sinn bekam, als ich es für mich selbst empfinde. Es ging dabei u. a. um Ängste und Angstgedanken und mögliche Ursachen.

Dass ich zu dem Zeitpunkt durch aktuelle Auslöser schon depressiv war, hat die Therapeutin irgendwie außer Acht gelassen und zu Antidepressiva hatte sie auch keine so gute Meinung. Am Ende der Sitzungen habe ich mich jedenfalls nicht gerade ermutigt gefühlt, sondern eher noch beschämt / schuldig und ziemlich schlecht (sogar ein bisschen abgewertet). Ich denke nun, vielleicht ist das bei tiefenpsycholisch fundierten Gesprächen ja auch ein Stück weit normal und die Psychologin ist bestimmt eine kompetente Dame. Allerdings unterschieden sich diese Gespräche deutlich von meiner aufbauenden Verhaltenstherapie und einigen Erkenntnissen meiner damaligen Therapeutin.

Nun steht in Frage, in dieser Klinik, nach diesen Gesprächen und mit dieser Therapeutin als Ansprechpartnerin, eine Gruppentherapie zu machen. Schön ist schonmal, dass man mir dort einen Platz angeboten hat. Die Kraft dafür aufzubringen und mich dann, nach diesen Deutungen, in der Gruppe zu öffnen, wäre allerdings wirklich nicht so einfach für mich.

Was die Depression oder soziale Ängste betrifft, so denke ich, dass Aktivitäten und Konfrontation hilfreich ist (z. B. im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie, wie ich sie schon gemacht habe). Bei so persönlichen und belastenden (traumatischen) Hintergründen wäre mir dann aber doch Vertrauen und Verständnis in ausführlicheren Gesprächen mit einem Therapeuten (unter 4 Augen) wichtig.

Kann sich jemand in meine Lage versetzen? Hat jemand von euch gute Erfahrungen mit tiefenpsycholoisch fundierten Gruppengesprächen / Kliniken bzw. hat sich auch schonmal jemand von euch durch Gespräche mit einem Therapeuten / einer Therapeutin missverstanden oder unwohl gefühlt? Haltet ihr es für besser, sich nach einem anderen Therapieplatz umzuschauen oder würdet ihr in diese Klinik gehen?

Liebe Grüße
Eline
Anita2
Beiträge: 408
Registriert: 4. Nov 2006, 19:39

Re: Hat jemand gute Erfahrungen mit tiefenpsych. fundierter Gruppentherapie / Klinik?

Beitrag von Anita2 »

Hi Eline,
ich kann Dir eine positive Rückmeldung zu meinen Erfahrungen mit tiefenpsych. fundierter Gruppentherapie geben. Ich war 16 Wochen in einer Tagesklinik und wir hatten 2X die Woche 1 1/2 Stunden Gruppensitzung.
Am Anfang war es schwierig sich auf die Themen einzulassen, hat dann aber nachgelassen, sitzen ja alle in einem Boot.
Nun wir hatten auch eine Therapeutin die sehr fordernd sein konnte, ich denke dass sie es sehr bewusst eingesetzt hat.
Ich war allerdings bei meinem Erstgespräch und in den Einzelgesprächen bei unserem Therapeuten und der war sehr ruhig und einfühlsam und hat es mir somit sehr leicht gemacht.
Ich habe heute Gestalttherapie und dass ist auch ganz anders. Ich denke es hängt im Wesentlichen von den Therapeuten ab, ich habe eine Gruppentherapie ambulant abgebrochen, weil ich dort mit dem Therapeuten, wie er die Gruppe leitete, überhaupt nicht klar kam.
Ich sehe es auch wie Du, dass Einzelgespräche mit dem zuständigen Therapeuten dabei sein sollten. Nicht in allen Gruppentherapien ist dies der Fall und ich würde mich danach erkundigen, wenn diese Einzelgespräche nicht dabei wären, würde ich es wahrscheinlich nicht machen.
Ich denke Missverständnisse wird es immer mal geben, wichtig ist, dass man sie aufklären kann.
Ob es für Dich der richtige Therapieplatz ist, nun dass kannst nur Du für Dich herausfinden. Ich würde es ausprobieren. Besteht für Dich die Möglichkeit vorher nochmal mit der Therapeutin zu sprechen, vielleicht kannst Du durch ein weiteres Gespräch mehr Sicherheit für Dich bekommen.
Soweit mein Feedback, wenn Du noch Fragen an mich hast, so schreibe einfach nochmal.

Liebe Grüße
Anita
Regenwolke
Beiträge: 2214
Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Hat jemand gute Erfahrungen mit tiefenpsych. fundierter Gruppentherapie / Klinik?

Beitrag von Regenwolke »

Liebe Eline,


ich hatte Dir - glaub ich - schon in einem anderen Thread geschrieben, daß mein letzter Klinikaufenthalt nicht besonders gut gelaufen ist. Es war eine tiefenpsychologisch/psychoanalytisch orientierte Klinik, in der ich viele Jahre zuvor eine sehr gute Erfahrung gemacht hatte.

Ähnlich wie bei Dir jetzt war das Vorgespräch schwierig. Eine Frage jagte die andere, ständig wurde ich durch neue Fragen unterbrochen, konnte nicht zu Ende reden, spürte, wie dadurch ein immer schieferes Bild von mir entstand, das ich nicht mehr gerade rücken konnte. Am Ende fühlte ich mich gründlich mißverstanden. Dieses Gefühl, daß irgendwas völlig "schief" läuft, ist bei mir während des gesamten Klinikaufenthalts bestehen geblieben. In dem Bild, das mir von mir gespiegelt wurde, hab ich mich einfach nicht wiedergefunden, und alle Versuche, das zu klären, gingen nach hinten los.

Schwerpunkt der Behandlung war analytische Gruppentherapie, es ging dort um Aufarbeitung persönlicher Konflikte. Gebracht hat es nicht viel, die "typischen" Gruppenthemen waren von meinen Problemen zum Teil ziemlich weit weg. Oft war es mir auch einfach zuviel, mir die ganzen Geschichten anhören zu müssen, ich hab manchmal große Teile der Gespräche gar nicht mitbekommen, weil ich mich innerlich ausgeklinkt hab. Habs irgendwie "abgesessen". Zum Glück gabs aber auch Einzeltherapie, die hilfreicher war, das hat einen gewissen Ausgleich geschaffen. Die Therapeuten in der Klinik waren kompetent und der Ansatz dort hat auch vielen geholfen. Für mich war es der trotzdem der falsche Ort zur falschen Zeit.

Was gibts denn in deiner Klinik noch, außer tiefenpsychologisch fundierter Gruppentherapie? Gibts Einzelgespräche? Kreativ- oder körpertherapeutische Angebote? Besondere Angebote für Traumapatienten? - Aus meiner Sicht ist es nicht sehr hilfreich, über traumatische Erlebnisse detailliert in der Gruppe zu sprechen, das gehört m. E. in den geschützten Raum einer Einzeltherapie - gibt aber unterschiedliche fachliche Ansichten dazu.

Wirklich raten kann ich Dir nicht. Aufgrund meiner eigenen Erfahrung würde ich in einer Situation, wo traumabedingte Probleme im Vordergrund stehen und man psychisch sehr labil ist, eher in eine Klinik gehen, wo stabilisierend gearbeitet wird (auch manche tiefenpsychologisch orientierten Kliniken machen solche Behandlungsangebote). Ich bin nach dem Klinikaufenthalt außerdem wählerischer geworden und würde mich nicht mehr einer Therapeutin anvertrauen wollen, in deren Gegenwart ich mich schlecht, klein und beschämt fühle. Man kann das sicherlich tiefenpsychologisch betrachten und bearbeiten und dann daraus Nutzen ziehen, aber wenn man akut sehr wackelig ist, steht m. E. anderes im Vordergrund.

Das sind meine persönlichen Erfahrungen - möglicherweise würden Deine ganz anders sein. Ich will Dich nicht noch mehr verunsichern, wollte Dir aber auch meine Erfahrung nicht vorenthalten. Ich hoffe Du findest eine gute Entscheidung für Dich.

Lieben Gruß,
Regenwolke
Eline
Beiträge: 30
Registriert: 30. Mai 2007, 10:03

Re: Hat jemand gute Erfahrungen mit tiefenpsych. fundierter Gruppentherapie / Klinik?

Beitrag von Eline »

Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank nochmal für eure Rückmeldungen, Anita und Regenwolke.

Ich stecke immer noch in meiner depressiv-ängstlichen Krise und habe mich bisher nicht zu einem Klinikaufenthalt überwinden können. Der Druck, diese Behandlung endlich anzugehen wird für mich immer größer.

Die Vorgespräche in der angedachten Klinik haben mich tatsächlich ziemlich verunsichert und grundsätzlich bleibt für mich die Angst vor einer Gruppe und einem fordernden Tagesablauf. Bezüglich eines oder mehrerer möglicher Traumata fühle ich mich dort wie gesagt etwas unverstanden. Eine richtige Traumatherapie wird wohl nicht angeboten aber verschiedene körper- und gestalttherapeutische Elemente sowie tiefenpsych. fundierte Gespräche. Dafür wünschte ich mir auf jeden Fall auch Vertrauen und Einfühlungsvermögen in Einzelsitzungen.

Wenn ich die Wahl hätte, würde ich mir wohl auch eine Klinik wünschen, die möglichst schön gelegen ist und ich mich in den Räumlichkeiten einigermaßen wohlfühlen könnte aber das kann man sich natürlich nicht immer aussuchen. Nach meinen bisherigen Therapien hatte ich immer gehofft, dass eine weitere ambulante Behandlung vielleicht ausreichend sein könnte, was wohl nicht der Fall ist. Wie dem auch sei, es gibt auf jeden Fall Möglichkeiten der Besserung, die man nutzen sollte.

Meint Ihr, es ist jetzt für mich angebracht, so schnell wie möglich in diese Klinik zu gehen? Würde die Krankenkasse überhaupt eine längere Krankschreibung oder Wartezeit genehmigen, so dass ich noch eine alternative Klinik suchen könnte? Vielleicht hat jemand von euch Erfahrungen mit so etwas. Das Ganze zieht sich ja nun schon eine Weile hin.

Wünsche euch allen hier alles Gute!

Liebe Grüße
Eline
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