Behandlungswege und Alltagsbewältigung

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Eline
Beiträge: 30
Registriert: 30. Mai 2007, 10:03

Behandlungswege und Alltagsbewältigung

Beitrag von Eline »

Hallo Ihr Lieben,

es geht bei mir gerade um neue Behandlungswege und die Bewältigung des Alltags, wobei für mich viele Fragen offen sind. Betroffen bin ich von situationsbedingten sozialen Ängsten und depressiven Episoden. Meine Lebensumstände könnten mich gerade glücklicher stimmen.

Stabilisierung / Antidepressiva:
Seit gestern versuche ich es wieder mit 15 mg Mirtazapin aber bin bezüglich der längeren Einnahme aus meinen Erfahrungen heraus skeptisch. Die Tabletten beruhigen und stabilisieren mich. Müdigkeit und gesteigerter Appetit sind meine wesentlichen Nebenwirkungen. Gern wäre ich in meinem Alltag jedoch wach und aufmerksam. Alternativen hat mir mein Psychiater nicht angeboten, denn bisher hatte ich bei mehreren ADs unterschiedliche NWs und habe die Einnahme nie so lange durchgehalten.

Neue Therapiemöglichkeiten:
Seit meiner Verhaltenstherapie ist einige Zeit vergangen. Ich bin gerade unter anderem auf der Suche nach einem stationären Therapieplatz in einer Klinik. Dabei bin ich etwas mutlos, unentschlossen und stehe unter Druck. Kann so eine Therapie (ohne Medikament) ausreichen?

Alltagsbewältigung / Arbeitsfähigkeit:
Noch bin ich krank geschrieben und dabei, mich zu stabilisieren und nach einer neuen Behandlung umzuschauen. Fraglich ist für mich, ob ich in Zukunft an einem Arbeitsplatz ohne Medikament stabil genug wäre oder mir ein passendes AD mehr Ruhe und Leistungsfähigkeit ermöglichen würde. Wie sind denn eure Erfahrungen bezüglich der Leistungsfähigkeit?

Aktivitäten:
Angenehme Aktivitäten, positives Denken, Sport und Entspannungstechniken sind mir im Alltag nur ein Stück weit möglich, sofern ich mir die Zeit und Ruhe dafür nehmen kann. Manchmal bin ich auch einfach zu abgeschlagen.

Sozialkontakte:
Soziale Kontakte im Freundeskreis kann und mag ich so gut wie gar nicht mehr wahrnehmen - mag ich auch unter Einfluss dieses Medikaments nicht so gerne, da ich etwas neben mir stehe und mich müde fühle. Ich wünschte mir manches Mal ein ruhigeres und verständnisvolleres Umfeld.

Das sind jetzt viele Fragen. Ich bin gerade einfach unentschlossen und ein wenig enttäuscht. Falls jemand antworten mag, würde ich mich freuen.

Viele Grüße
Eline
Dara1974
Beiträge: 90
Registriert: 8. Jul 2007, 20:36

Re: Behandlungswege und Alltagsbewältigung

Beitrag von Dara1974 »

Hallo Eline,

ich weiß nicht, ob Dir meine Antworten sehr helfen werden, aber ich schreibe einfach mal, vielleicht ist ja etwas dabei.

Ich habe mal eine Zeit lang Mirtazapin genommen. Es hat mich so entsetzlich müde gemacht, daß ich eigentlich nur noch hätte schlafen mögen. Diese MÜdigkeit hat auch lange, lange angehalten, deshalb habe ich es wieder abgesetzt. Wenn Du Autofahren mußt, ist das natürlich nicht so gut. Gäbe es kein anderes AD, daß weniger Müdigkeit auslöst?

Bzgl. der Unruhe, ich lese in Beipackzetteln oft, daß die Mittel gerade am Anfang auch mal den Zustand erst mal verschlimmern. Ich habe es an mir noch nicht erlebt, aber das ist wohl "einfach" eine Nebenwirkung, die nach einer Weile nachläßt, so weit ich weiß.

Du schriebst, Du hast die Medikamente bisher nie lange genommen. Die nebenwirkungen brauchen eine Weile, um nachzulassen. Das Seroxat, was ich nehme, hat mir so zehn Tage lang leichte Muskelkrämpfe und weiche Knie verursacht. Das ist aber besser geworden. Da muß man manchmal eine Weile warten, auch wenn es schwer fällt.

Geht es ohne ADs? Gute Frage, die wird wohl auch jeder anders beantworten. Bei mir geht es nicht. Und ich würde als Laie mal sagen, daß sie auch gut sind, um Symptome erst mal in Schach zu halten, bis eine Therapie anschlägt. Aber, wie gesagt, daß ist meine Meinung als Laie.

Spannungskopfschmerzen - die habe ich manchmal fast täglich (können aber auch Nebenwirkungen sein). Gerade, wenn es im Büro stressig oder unangenehm wird, kommen bei mir gleich die Kopfschmerzen. Oft auch durch verspannte Schultern.

Darf ich fragen, warum Du angenehme Tätigkeiten nur ein Stück weit in den Alltag integrieren kannst? Bist Du zu müde? Oder hast Du ein schlechtes GEwissen, wenn Du nichts "Produktives" tust? (Das kenne ich nämlich von mir).

Soziale Kontakte - wenn es mir so richtig schlecht geht, kann ich niemanden um mich herum ertragen. DAnn gehe ich auch nicht ans Telefon, sage Verabredungen ab und leider unter jedem Menschen. Ich glaube (hier auch wieder als Laie), das ist typisch für eine Depression. Momentan geht es mir etwas besser, aber da kann ich auch nicht jeden ertragen. Ich habe eine Bekannte, die kann einem ein Ohr abreden und ist sehr anstrengend. Da merke ich förmlich, wie die Energie aus meinem Körper fließt.

Dir viele liebe Grüße

Dara
feuerfisch
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Re: Behandlungswege und Alltagsbewältigung

Beitrag von feuerfisch »

Hai Eline

Puh, du erinnerst mich an.....mich! An früher.

Du berichtest sehr nüchtern und sachlich - wo sind deine Emotionen dabei? Du bist doch betroffen!
Wie fühlst du dich?

Von wegen der Medis:
Ich habe sie auch sehr lange abgelehnt, bis ich mir gesagt hatte "Egal, vielleicht hilft es ja"
Die Medis haben mir auch geholfen - von einem kann ich einschlafen *herrlich*
Das andere macht mich ein wenig ruhiger, ich bin nicht mehr so `getrieben´.
Allerdings habe ich auch schon einige ausprobiert, von den meisten hatte ich nicht mehr als die NW.

Grundsätzlich denke ich aber das du den Medis gegenüber zumindest einigermassen aufgeschlossen sein solltest, gib ihnen `ne Chance. Und lass dir auch etwas Zeit damit, die Wirkung tritt erst nach einiger Zeit ein - und auch erst nach einigen Wochen lassen die NW nach.

>>>Soziale Kontakte im Freundeskreis kann ich so gut wie gar nicht mehr wahrnehmen - mag ich auch auch unter Einfluss des Medikaments nicht so gerne.<<<

Das wundert mich doch sehr, warum magst du keine Kontakte mehr? Doch nicht etwa wegen den Medis? Inwiefern sollten sie dich denn dahingehend verändern? ADs verändern nicht die Persönlichkeit - und es merkt auch kein Mensch.....

Ach, eine Frage fällt mir gerade noch ein: trennst du das körperliche vom Seelischen?

Liebe Grüße

feuerfisch

.
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
Greteline1
Beiträge: 156
Registriert: 25. Jun 2007, 20:21

Re: Behandlungswege und Alltagsbewältigung

Beitrag von Greteline1 »

Hallo Elline!Ich nehme seit 3 W das gleiche Medikament!
Ich selbst habe die Krankheit nie Ernst genommen.

In 2001 war ich einmal bei einem Neuro und arbeitete im Betreuten Wohnen für mein Anerkennungsjahr als Erzieherin.

Danach habe ich mir die Medis bei den Hausärzten abgeholt und selbst hochdosiert.

In den Jobs war es immer schwierig und ich habe es immer auf das Paroxetin (damals 30mg)AD geschoben das ich nicht so belastbar bin.

Manchmal hätte ich den ganzen Tag nur schlafen können.

Als ich den neuen Job wieder nicht geschafft hatte,wollte ich die Medis absetzen.
Am Anfang ging es mir gut aber irgendwann war der Spiegel der Medis völlig im Keller.

Klar hatten mein Freund und Ich Sorgen aber ich steigerte mich regelrecht hinein.

Dann war Sie da die Depri Phase und hatte mich Körperlich wie Psychisch im Griff.

Jetzt bin ich in Behandlung und alles hat sich mitlerweile Beruhigt.

Ich verstehe das Du nicht gerade erfreut bist Medis zu nehmen,aber für meinen Teil habe ich es akzeptiert.

Und schlage mich lieber mit Nebenwirkungen rum als das ich noch mal so rumkrebsen muß.

Allerdings kann die Depression aus verschiedenen Ursachen entstehen,Ereignisse die der Mensch nicht verarbeitet hat,Hormonelle Störung,Stoffwechsel im Gehirn funktioniert nicht.!

Jeder versucht einfach den besten weg zu gehen um die Krankheit zu unterdrücken.

Das Martazipin wirkt auf den Stoffwechsel!!!!!

Laß Dich erstmal auf die Medis ein Reduzieren kann Du immer noch und bleib im Kontakt zu Deinem Arzt.

Weil Du siehst das hätte ich mir alles ersparen können.

Alles Gute für Dich!Gruß Gretel PS:Das medikament braucht mindestens 4-5 Wochen also geduld haben!!!!!
Eline
Beiträge: 30
Registriert: 30. Mai 2007, 10:03

Re: Behandlungswege und Alltagsbewältigung

Beitrag von Eline »

Hallo Dara, Feuerfisch, Gretline und alle anderen,

danke für eure Antworten.

Dass die Medis einige Zeit brauchen um zu wirken, ist mir bewusst. Ich weiß auch, dass sie stabilisierend und stimmungsaufhellend sein können. Leider bin ich mit den Nebenwirkungen meiner ADs einfach nicht besonders gut zurechtgekommen und weiß nicht, was ich davon halten soll.

In meinem Alltag gibt es gerade Dinge, die mich sehr belasten. Meine sozialen Ängste, berufliche Rückschläge, Enttäuschungen etc. und meine nicht sonderlich unterstützenden und mitfühlenden Freunde. Warum verstehen einen andere Menschen bezüglich der Depression so selten? Darf oder muss ich sie mir selbst als Krankheit eingestehen?

Um es kurz zu machen, ich fühle mich ängstlich-depressiv mit einigen Emotionen, die dazu gehören, Feuerfisch. Du hattest ja noch gefragt, ob ich das seelische vom körperlichen trenne, was übrigens nicht der Fall ist.

Wollte diesen Text nocheinmal kürzen, da es mir im Moment nicht so leicht fällt, hier so viel persönliches zu schreiben. Werde ersteinmal schauen, dass es mir besser geht. Wünsche euch allen hier alles Gute!

Liebe Grüße
Eline
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