Fasziniert von Trevilor

Antworten
Denker
Beiträge: 645
Registriert: 11. Apr 2005, 13:55

Fasziniert von Trevilor

Beitrag von Denker »

Ich fürchte, ich muss ein bisschen weiter ausholen, also:

Im Herbst 2004 habe ich mit Fluoxetin begonnen und es hat mir sehr geholfen. Habe 2 mal versucht, das Medi abzusetzen, weil es mir gut ging und ich mich auch stabil fühlte. Dann kam aber jedesmal wieder eine Krise und irgendwann ging es dann nicht mehr ohne Medi. Das letzte Mal habe ich im Januar wieder mit Fluoxetin angefangen, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es nicht mehr so richtig wirkte. Habe die Dosis dann von 40 auf 50 und schließlich auf 60 mg gesteigert, aber ich hatte einfach das Gefühl, dass es sich nicht so anfühlte, wie früher unter Fluoxetin. Ich fühlte mich dünnhäutiger, Stress kam viel leichter an mich ran, das Lebensgefühl war eher pessimistisch.

Meine Frau und mein Neurologe wollten mir den Mediwechsel eigentlich ausreden, sagten, es wäre normal, mit zunehmendem Alter dünnhäutiger und Stressanfälliger zu werden. Schließlich konnte ich den Neurologen zu einem Versuch überreden. Ich bekam Trevilor.

Der Übergang von Fluoxetin zu Trevilor gestaltete sich erstaunlich unproblematisch. Während ich Fluoxetin reduzierte, habe ich gleichzeitig mit einer kleinen Dosis Trevilor angefangen. Gut 2 Wochen später habe ich die ersten kleinen Veränderungen gemerkt. Ich habe beim Autofahren ein Schild übersehen und bin dadurch in eine sehr gefährliche Situation gekommen. Was mir aufgefallen ist: Nachdem die akute Gefahr vorbei war, habe ich mich sehr sehr schnell wieder beruhigt. Eine ähnliche Situation gab es auch mal unter Fluoxetin, als das noch gut wirkte.

In den nächsten Tagen wurden dann Stimmung und auch Antrieb immer besser. Und jetzt kommt der Punkt, der mich zu dem etwas ausgefallenen Titel für diesen Thread gebracht hat: Unter Trevilor konnte ich plötzlich wieder Dinge und Denkweisen aktivieren, die ich in der Therapie gelernt habe. Ich konnte wieder für meine Bedürfnisse einstehen und ich konnte mich auf einmal wieder gegen die Forderungen aus meinem Umfeld wehren. Und das, obwohl meine Therapie im Prinzip seit einem halben Jahr pausiert und ich dachte, das vieles, was ich dort gelernt habe, irgendwie wieder eingeschlafen ist. Davon war ich doch sehr sehr positiv überrascht!

Damit keine Missverständisse aufkommen: Ich will damit nicht sagen, dass die Pillen eine Therapie ersetzen können! Ich denke, wenn ich das nicht vorher in der Therapie gelernt hätte, hätte ich es auch nicht unter irgendeinem noch so tollen Medi gekonnt.

Noch etwas finde ich recht erstaunlich: Die Nebenwirkungen von Trevilor sind bei mir praktisch identisch mit den Nebenwirkungen von Fluoxetin. Bei mir ist das extremes Schwitzen, gelegentliche Übelkeit und nachlassende Libido. Wahrscheinlich hängen alle diese Nebenwirkungen direkt mit dem Serotoninspiegel zusammen.

Ich nehme jetzt 150 mg täglich. Überlege noch, ob ich mal auf 225 mg steigern soll, weil ich gelesen habe, dass die Wirkung auf das Noradrenalin erst bei dieser Dosierung einsetzt. Auf der anderen Seite wäre es natürlich auch schön, wenn ich noch etwas Reserve für eine Dosiserhöhung habe, falls die Wirkung von Trevilor auch irgendwann nachlässt. Hat jemand damit Erfahrungen?

Gruß
Denker
Caroline1
Beiträge: 831
Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Fasziniert von Trevilor

Beitrag von Caroline1 »

Hallo Denker

Auch ich gehöre zu den Fans von Trevilor, ist es doch das AD, das mir defintiv die wirkliche Erleichterung meiner Depressionsqualen verschaffte. Und dies nachdem ich Versuche mit nicht übertrieben mindestens einem Dutzend anderer ADs (einzeln oder als Kombination) auf meinem Leidensweg hinter mir hatte.

Doch das ist nicht das, was ich dir sagen möchte, da muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen. Deine Faszination kann ich aber durchaus nachvollziehen, und mir scheint dieses Wort auch nicht übertrieben, habe ich es doch selbst ähnlich erlebt.

Du überlegst, ob du eventuell die Dosierung nochmals steigern sollst. Das macht nur Sinn bei Patienten, die wirklich unter extremer Antriebslosigkeit leiden, die können von einem zusätzlichen "Noradrenalinkick" profitieren. Da du ja aber schreibst, dass sich dein Antrieb bereits sehr gebessert hat, und es dir auch ansonsten recht gut zu gehen scheint, würde ich nicht unnötigerweise weiter hochfahren, denn es ist ja trotz allem böse Chemie, die wir uns da zu Gemüte führen (im wahrsten Sinne des Wortes ). Und der Gedanke, dass du in gewisser Weise noch eine Reserve in petto hast, kann dir indeed eine gewisse psychologische Hilfestellung bieten.

Ich wünsch dir viel Glück und vor allem eine dauerhafte Besserung, mit Trevi und irgendwann auch einmal ohne.

Grüße von

Caroline
Denker
Beiträge: 645
Registriert: 11. Apr 2005, 13:55

Re: Fasziniert von Trevilor

Beitrag von Denker »

Hallo Caroline,
danke für deine Antwort! Am Freitag habe ich meinen nächsten Arzttermin, da werde ich den Doc mal nach seiner Meinung fragen. Aber ich denke, er wird das gleiche sagen, wie du.

Eine Nebenwirkung habe ich noch vergessen zu erwähnen: Sehr skurrile, manchmal sehr intensive und realistisch wirkende Träume. Keine Alpträume! Auch dies war unter Fluoxetin genauso.

Gruß
Denker
Floaty
Beiträge: 23
Registriert: 18. Mär 2007, 13:20

Re: Fasziniert von Trevilor

Beitrag von Floaty »

das trevilor scheint einfach das "richtige" medikament für dich zu sein -

so wirkt das auf mich, wenn ich die positiven dinge lese die du beschreibst seit der einnahme.

dadurch dass es dir generell wieder besser geht, kannst du auch die in der therapie gelernten dinge wieder aktivieren und anwenden.

das ist das, was ich mir von einem ad verspreche und was ich hoffe auch bald zu finden....


nicht die lösung der probleme, aber den boden auf dem man wieder zu entscheidungen und zu wachstum fähig ist.


ciao -


floaty
Denker
Beiträge: 645
Registriert: 11. Apr 2005, 13:55

Re: Fasziniert von Trevilor

Beitrag von Denker »

Hallo floaty,
finde es sehr realistisch, was du da schreibst. Drück dir die Daumen, dass du auch bald das passende für dich findest!
Gruß
Denker
Glühwürmchen
Beiträge: 213
Registriert: 21. Feb 2005, 17:16

Re: Fasziniert von Trevilor

Beitrag von Glühwürmchen »

Hallo Denker,

ich war / bin auch begeistert von Trevilor ... wenn nicht diese Nebenwirkungen gewesen wären.

Ich hatte mehr Elan, ich kam morgens gut aus dem Bett und war vor allem ausgeschlafen, meine "Stimmung" war besser usw.

Leider verschwanden die Nebenwirkungen *), die ich teilweise sehr belastend fand, auch nach 6 - 8 Wochen nicht, so dass ich dieses AD wieder absetzen musste.

*)
- Tinnitus, rechts schlimmer als links
- Harnverhalt (war sehr unangenehm und ist ja letztendlich auch gefährlich)
- Bluthochdruck
- starke Übelkeit
- Mundtrockenheit
...

Intensive lebhafte Träume bzw. Alpträume kenne ich im Grunde von allen Antidepressiva, die ich bisher genommen habe. Unter Trevilor und Remergil war es jedoch am schlimmsten und mit ständigem Nachtschweiß verbunden, so dass ich mich nachts oft umziehen musste. Das hätte mich jedoch auf Dauer nicht so belastet.

Auch heute bin ich oftmals noch am überlegen, ob ich einen erneuten "Versuch" mit Trevilor starten soll.


Liebe Grüße
Glühwürmchen
Orakelchen
Beiträge: 43
Registriert: 16. Mär 2005, 11:10

Re: Fasziniert von Trevilor

Beitrag von Orakelchen »

hi denker

ich habe 1,5 jahre trevilor genommen und bin aus dem schwitzen, den alpträumen und der gewichtszunahme garnicht mehr rausgekommen.
das konnte so nicht weiter gehen!
darum bin ich auf fluoxetin umgestiegen und habe keine unangenehmen nebenwirkungen mehr.
so unterschiedlich kann es sein, es wirkt bei jedem anders.

grüßle Orakelchen
Denker
Beiträge: 645
Registriert: 11. Apr 2005, 13:55

Re: Fasziniert von Trevilor

Beitrag von Denker »

Hallo Glühwürmchen,
das ist ja dumm wenn du so ein Medi, was dir so gut hilft, wegen der Nebenwirkungen absetzen musst.

Ein wenig Mundtrockenheit hatte ich allerdings auch und beim Blutdruck bin ich mir noch nicht so sicher, ob das so okay ist.

Hallo Orakelchen,
das finde ich ja total interessant! Bisher scheint sich Trevilor ebenso wie Fluoxetin nicht auf mein Gewicht auszuwirken.

Wünsche dir viel Erfolg mit Fluoxetin. Ist schon ein gutes Medi!

Gruß
Denker
U2
Beiträge: 28
Registriert: 28. Jun 2007, 01:13

Re: Fasziniert von Trevilor

Beitrag von U2 »

Hallo Leute,

habe nach längerer AD Pause nun mit trevilor angefangen. Hatte es vor 2 Jahren schon mal, habe aber verstärkte Symtome gehabt, da hat es mein Hausarzt wieder abgesetzt und an den Facharzt überwiesen.
Ich hatte die verschiedensten ADs(citalopram, mirtazapin, edronax,....) da hat sich einfach gar nix getan.
Nun ist mein Arzt der Meinung, der Hausarzt hätte damals zu hoch dosiert und will das Medi jetzt einschleichen mit 37,5 mg.
Vor 4 Tagen habe ich angefangen und es geht mir schlecht.
Übelkeit, Erbrechen, starke innere Unruhe (noch mehr als sonst!), Müde, zerschlagen, Wache schon um 5 auf und kann nicht mehr schlafen, Kopfschmerzen, (hab ich was vergessen????)
Mein Arzt ist im Urlaub-
Ich habe bzgl der Nebnwirkungen viel Negatives gehört, bzgl der Wirkung aber viel Gutes-
Gehen die Nebenwirkungen nach einer Zeit weg??? Ich weiß nicht ob ich durchhalten soll, oder die Medis absetzten soll.
Vielleicht wirkt es bei mir paradox.

Es ist mir irgendwie unheimlich, da ich bei keinem anderer AD irgenwelche Nebenwirkungen hatte und nun so heftig.
Allerdings habe die anderen ja auch nicht geholfen.

Wer kann dazu was sagen???

Danke, The Edge
Denker
Beiträge: 645
Registriert: 11. Apr 2005, 13:55

Re: Fasziniert von Trevilor

Beitrag von Denker »

Es gibt schon Nebenwirkungen, die bleiben und Nebenwirkungen die nach einer gewissen Zeit wieder verschwinden oder sich bessern.

Übelkeit und Schwindel zählten bei mir zu den vorübergehenden Problemen. Die Müdigkeit ist ein Stück weit geblieben, kann aber natürlich auch ein Symptom der Depression sein.

Grundsätzlich ist es sicher besser, das Medi einzuschleichen. Ich habe auch mit 75 mg angefangen und erst später auf 150 mg gesteigert.

Ich glaube es lohnt sich, die Flinte noch nicht gleich ins Korn zu werfen.

Gruß
Denker
Iknw
Beiträge: 5
Registriert: 18. Jul 2007, 12:45

Re: Fasziniert von Trevilor

Beitrag von Iknw »

Hallo,
mir hat Trevilor auch gut geholfen. Zum Einen sind die Ängste weniger, zum Anderen falle ich nicht mehr in so ein Tal, wo ich alles nur schwarz sehe. Weiß jemand wie es ist mit Trevilor und Schwangerschaft? ADs sollen ja nicht so schlimm sein. Die Psychotherapie hilft leider nicht so richtig. Ich hab immer das Gefühl ich bin festegefahren und kann mich nicht mehr ändern. Ich habe das AD hauptsächlich bekommen, weil meine Stimmen so negativ sind. Gott sei Dank ist das alles besser geworden.
Viele liebe Grüße an alle!
Iknw (Ich kann nicht wollen)
thom
Beiträge: 371
Registriert: 25. Mai 2007, 01:53

Re: Fasziniert von Trevilor

Beitrag von thom »

Ich nehme jetzt seit 6 Tagen 75 mg Trevilor retard.
Wegen EXTREMER Unruhe, nehme ich auch noch Atosil (Promethazin) 25 mg 1 mal tgl und Rivotril (Clonazepam) 0,5 mg 2 mal tgl.
Das finde ich jetzt schon zeimlich krass so viele Medikamente noch zusätzlich zu nehmen.
Antworten