Ist Therapie wirklich der einzige (richtige) Weg?

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JeanneDArc
Beiträge: 2
Registriert: 29. Jun 2007, 11:24

Ist Therapie wirklich der einzige (richtige) Weg?

Beitrag von JeanneDArc »

Hi an Alle,
ich bin hier neu und nach dem ich mir ein paar Beiträge durchgelesen habe, wollte ich auch mal ein paar Fragen los werden und hoffe auf viele Antworten.
Vergangenen Samstag hat mein Mann mich in die Uni-Klinik gefahren, weil es mir wirklich schlecht ging und ich hatte ein Gespräch mit einem wirklich netten Arzt. Er hat bei mir eine depressive Episode diagnostiziert und mir Tavor, als "Notfall-Tropfen" mitgeben (nicht genommen)und mich gebeten, mich am Montag nochmal zu melden, um mich in die stationäre kognitive Verhaltenstherapie+Medis aufnehemen zu können.
Ich habe mich nicht gemeldet und jetzt kommen wir zu meiner eigentlichen Frage:
Ab wann ist man depressiv und wann reagiert man nur angemessen auf sehr belastende und schlimme Umstände?
Meine Symptome sind eindeutig:
Angstzustände, Schlaflosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Weinkrämpfe, Hoffnungslosigkeit/ Zukunftsängste und generell fühle ich mich komplett ausgepowert!
Aber, ich habe auch 6 Monate Hölle hinter mir, nur ein kleiner Abriss: seid letztem Jahr bin ich im Examen Sek II, was schon generell und für alle belastend ist. Im Dezember 06 ist dann meine Oma gestorben, habe ich erfahren dass ich schwanger bin, hatte meine beste Freundin einen schlimmen Autounfall, wobei es 4 Tage nicht klar war ob sie durchkommt und ich eine Fehlgeburt, das alles in 3!!! Wochen, der Autounfall und die Fehlgeburt sogar an Weihnachten.
Im Januar gingen dann die Klausuren los und die ersten beiden, waren auch ganz gut. Im März hat mein Vater mir eröffnet, dass er pleite ist und keinen anderen Ausweg sieht, als Auszuwandern, dafür bräuchte er Geld und ob ich eine Firma mit ihm aufmache. Dann ging die Hölle wirklich los. Er war total panisch und ist durchgedreht. Hat sich nicht an Absprachen gehalten, das Konto leergeräumt und hat mir und meinen Mann, das Leben wirklich zur Hölle gemacht. Ich habe mich dann an den Rest der Familie gewandt, mir einen Rechtsanwalt und Steuerberater gesucht und mit unglaublich viel Kraftaufwand, das Ganze noch so gedreht, dass alles gut ausgegangen ist!
Nebenbei habe ich noch 2 Klausuren geschrieben (beide natürlich 5). Ich war in dieser Zeit einfach nur noch fertig, hatte das Gefühl neben mir zu stehen einen Blutdruch von 170/107 und konnte nur noch mit Schlafmitteln schlafen. Dann die erste mündlich Prüfung, gerade so geschafft. Dann habe ich mich erstaml krank schreiben lassen und habe die letzten beiden mündlichen Prüfungen, letzte Woche nachgeholt, 1,7 und 5 und bin damit durch einen Teil des Examens geflogen und muss es nochmal wiederholen.
Und jetzt sitze ich zu Hause und meine Stimmungen wechseln sich ab, zwischen Wut, Verzweiflung, totaler Panik und Hoffnungslosigkeit. Manchmal tut sich ein riesen Loch auf und ich denke, wenn das das Leben ist, dann ohne mich. Immer nur schufften, immer nur diszipliniert sein, immer nur den Anforderungen gerecht werden müssen und so wenig Zeit und Geld für schönes. Ich habe Angst, dass mein mann und ich es nie schaffen werden (er ist auch noch nicht mit dem Studium fertig und geht im Moment arbeiten, weil wir sonst gar nicht mehr über die runden kommen.) Ich habe große Existenzängste. Und bin manchmal so neidisch auf andere, die die einen festen Job haben, die die Geld haben und Sicherheit, die die alles haben können, was mir verwehrt ist: den Rahmen eine Familie zu gründen, einen netten Job zu haben und einfach ein Leben zuführen! Das ist der Kreis in den ich will und ich finde, dass das nicht zu viel verlangt ist und sollte doch jedem Menschen möglich sein,und ich habe das gefühl, als würde es sich wie ein roter faden durch mein Leben spannen, dass ich immer wieder mit voller Wucht gezeigt bekomme: Du gehörst nicht dazu!
Und jetzt bin ich diejenige, die krank ist?
Die ins Krankenhaus und Medis schlucken soll? damit sie fit genug ist, die nächsten Monate durchzustehen, um für 7,50 die stunde arbeiten gehen zu können, damit die Rechnungen bezahlt werden und damit sie sich im Feb. wieder alten, elitären Säcken stellen kann, für die die welt untergeht, wenn ein Vogel auf ihren Benz kackt und die meinen, Menschen beurteilen und selektieren zu können, wenn sie 10 Seiten gelesen haben?
Wenn ich wirklich krank bin und das Leben tatsächlich schön sein kann und ich es einfach nur nicht sehen kann, weil meine Rezeptoren lahm sind oder ich zu wenig "was auch immer produziere", dann gehe ich gerne in ein Krankenhaus und schlucke alles, was sie mir geben.
Aber kann es nicht auch so sein, dass das was im allgemeinen Depression genannt wird, nur eine ganz normale Reaktion ist auf einfach miese Umstände? Auf unfähige Chefs, mobbende Kollegen, auf zu viel Druck und zu wenig Anerkennung? Warum ist denn Depression eine der meißt verbreitesten Krankheit in den Industriestaaten? Und warum wird darüber so wenig (öffentlich) gesprochen? Und warum habe ich das Gefühl, zu schwach oder ein Versager zu sein, wenn ich zugebe, dass ich nicht mehr kann, wenn es doch noch so vielen Anderen ähnlich geht, und noch mehr, wenn man mal, die ganzen Nichtdiagnostizierten und Alkohl- /Drogenabhängigen miteinrechnet?
Mein Dilemma ist einfach, ich frage mich, ob ich nicht etwas sehr wichtiges aufgebe, wenn ich einer Therapie zustimme, wenn ich dem damit auch zustimme, dass ICH krank bin und nicht in einer Umwelt lebe, die krank macht?
Habt Ihr ähnlich Gedanken und Bedenken gehabt? Was für Strategien und Lösungswege habt ihr, neben Therapie und Medis gefunden?
Ward Ihr auch mal an so einem ähnlich Punkt und mußtet einsehen, dass man die "Wahrheit" einfach nicht erkennen wollte und wirklich solche Hilfe brauchte und diesen Weg gehen mußte?
Ich freue mich auf eure Antworten und auf einen Austausch.
jeanne
feuerfisch
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Re: Ist Therapie wirklich der einzige (richtige) Weg?

Beitrag von feuerfisch »

Hai Jeanne

leider hab ich gerade nicht viel Zeit, aber kurz möchte ich dir doch antworten:

weißt du, du führst viele Gründe auf, so als wolltest du die Krankheit erklären. Klar ist es verständlich wenn du bei dieser Belastung depressiv geworden bist.
Aber mal allen Ernstes: Gründe für ein Depri gibt es viele - aber nicht jeder bekommt sie. Vergiß auch all den unsinnigen Krempel, von wegen man sei verrückt. Depressionen treffen ganz normale Menschen.

Sicher ist es übel wie dir da mitgespielt wurde, doch es wird dir nix nützen darüber zu klagen - unternehmen mußt du etwas! Und je früher du damit beginnst, umso besser kannst du dich behandeln lassen! Depressionen soll man /darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen, sie sind eine ernsthafte Erkrankung! Übrigens werden Depris nur zum Teil Medikamentös behandelt.

Nu muss ich aber weg!

*wink*

feuerfisch

.
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
Denker
Beiträge: 645
Registriert: 11. Apr 2005, 13:55

Re: Ist Therapie wirklich der einzige (richtige) Weg?

Beitrag von Denker »

Hallo jeanne,
das ist schon ziemlich heftig, was da alles passiert ist. Das hätte noch manch anderen aus der Bahn geworfen. Aber wenn ich mir deinen Nick anschaue, dann bist du wohl eine Kämpfernatur.

Die Symptome die du beschreibst, sind ziemlich eindeutig. Früher nannte man so etwas eine reaktive Depression. Ich reagiere auch sehr stark auf äußere Ereignisse und ich kriege immer dann Depris, wenn es sowohl beruflich als auch privat knirscht.

Irgendwann ist es einfach zu viel. Klar wird es wieder besser, wenn der Stress weg ist, aber eine gewisse Anfälligkeit bleibt bestehen. Für mich sind Dinge Stress, die andere Leute locker wegstecken. Und das ist ein Punkt, wo eine Therapie einhaken kann. Denn es sind nicht die Ereignisse, die uns Stress machen, sondern das, was wir über die Ereignisse denken!

Möglicherweise gibt es da irgend etwas in deiner Persönlichkeitsstruktur, was dafür sorgt, dass du dir ständig zu viel aufhalsen lässt, nicht nein sagen kannst, alles perfekt machen willst und denkst, du wirst nur geliebt, wenn du das alles leistest (Das war jetzt wilde Spekulation!). Und da könnte eine Therapie ansetzen. Wäre eine gute Vorbeugung!

Mal zum Thema Tabletten: Antidepressiva machen nicht süchtig und sie verändern auch nicht die Persönlichkeit (na ja, manche machen aus einer Persönlichkeit eine gewichtige Persönlichkeit). Aus meiner ganz persönlichen Sicht sehe ich bei den Medis vor allem eine große Gefahr: Sie können helfen, wieder der/die Alte zu sein, so gut zu funktionieren, dass man denkt, man muss nichts an seinem Leben verändern. Aber dieses alte Leben vor der Depression, das ist das Leben, was uns krank gemacht hat! Die Depression betrachte ich als ein großes Stoppschild in meinem Leben, was mir sagt: Halt, so geht es nicht weiter, oder du fährst dein Leben gegen die Wand!

Trotzdem haben die Medis auf jeden Fall ihre Berechtigung. Sie können dir sehr schnell ein deutliches Plus an Lebensqualität bringen und manchmal wird man durch die Medis erst therapiefähig.

Alles Gute
Denker
maggy
Beiträge: 1150
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Ist Therapie wirklich der einzige (richtige) Weg?

Beitrag von maggy »

Hallo Jeanne,

willkommen im Forum.
Du schreibst:

>dass man die "Wahrheit" einfach nicht erkennen wollte<

Ich habe in meinem Leben die Erfahrung gemacht, dass es DIE Wahrheit nicht gibt, und das ich das, was ich irgendwann für Wahr gehalten habe, aus einer anderen Position, oder mit etwas Abstand ganz anders erlebt habe oder sehen konnte.

Dein Nickname hat ja schon was kämpferisches und ich kann verstehen, wenn Du das, was Dir momentan so widerfährt erstmal nicht haben und bekämpfen möchtest.

Vielleicht zeigt Dir das, was alles passiert ist: HALT!, bis hier hin und nicht weiter, lerne Deine Grenzen zu setzen.

Konnte ich lange nicht und unterschiedliche Therapien haben mich zu mir und zu dem in mir geführt, was mir wirklich helfen konnte; denn helfen können wir uns eigentlich nur selbst. Es gibt nur einfach ein paar Menschen, die über das nötige Werkzeug verfügen, dessen wir uns dann bedienen können. Und wenn wir wissen, dass es das Werkzeug gibt und es ist sinnvoll, dann können wir es uns ja selbst zulegen.

Liebe Grüße
und viel Kraft
schickt Dir

Maggy
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Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
Greteline1
Beiträge: 156
Registriert: 25. Jun 2007, 20:21

Re: Ist Therapie wirklich der einzige (richtige) Weg?

Beitrag von Greteline1 »

Liebe Jean De Arc!Es tut mir sehr leid das Du so viele schreckliche Dinge erleben mußtest manchmal ist das Leben nicht Fair.Auch ich habe am Montag Tavor bekommen 2,5 mg für eine Woche dazu Remergil 15 mg.Kannst Dir ja mal meinen Text lesen er heißt mein Leben.Es ging mir Hundeelend.Seit der Einnahme von den Medis gehtts mir wieder besser zum Glück.Klar ist der Rechner nicht in Ordnung aber tu Dir einen Gefallen und tu etwas.Ich kann verstehen wenn der Aufenthalt in einer Klinik dir unangenehm ist(möchte nichts sugerieren ging mir nur so).Du hast nichts zu verlieren!!!!!DU kannst nur Gewinnen,vertrau den Ärzten eine Depression ist behandelbar,schau mal am Sonntag der Höllentripp,Angstzustände und jetzt gehts mir nach den Medis etwas besser.Der Mensch ist keine Maschine aber in unserer Gesellschaft die Oberflächlich ist sind Krankheiten Behinderungen verpönnt.OK muß ich mit Leben oder die mit mir!Glaub mir kein Mensch ist perfekt.Ich wünsche Die viel Kraft und nehme bitte Kontakt mit dem Arzt auf.Glaub mir es wird Dir besser gehen.Erstmal zur Ruhe zu kommen.Egal ob Klinik oder Ambulant.Denk an Dich!Viele haben mir im Forum Mut gemacht dafür bin ich echt Dankbar.Die Hoffnung stirbt zuletzt.Und das Leben das bist DU!Alles Gute Greteline
Denker
Beiträge: 645
Registriert: 11. Apr 2005, 13:55

Re: Ist Therapie wirklich der einzige (richtige) Weg?

Beitrag von Denker »

Hallo Jeanne,
noch da?
Gruß
Denker
mohorizon
Beiträge: 9
Registriert: 2. Jul 2007, 13:21

Re: Ist Therapie wirklich der einzige (richtige) Weg?

Beitrag von mohorizon »

Ich glaube sie ist in die Klinik gagangen ???

Gruß, MohoRizon
~ Immer mit der Ruhe ~
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