Lebensfalle Kindheit???

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AK
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Lebensfalle Kindheit???

Beitrag von AK »

Ja nun sitz ich hier und heule...
Habe gedacht ich tue mir etwas Gutes und lese mal wieder etwas "Anspruchsvolles", die neue Psychologie Heute.
Thema: Lebensfallen; Wie sie aus dem Schatten der Kindheit treten!
Nachdem ich es nun gelesen habe, muss ich leider feststellen dass ich noch nicht sehr weit fortgeschritten bin beim Heraustreten aus dem Schatten!
Die Konfrontation mit meinem/n Schema/ta hat mich teilweise schockiert, teilweise traurig gemacht und auch ein Stück weit wütend!
Ich hatte gedacht ich wäre schon weiter; ich habe schon soviel und so hart an mir gearbeitet und jetzt macht sich das Gefühl von "Das schaff ich niemals" und "Wieso kämpfen, wenn ich eh verliere?" breit und breiter!
Immer wieder diese Traurigkeit über das was ich nie bekommen habe und dann der Gedanke: Aber jetzt bin ich doch erwachsen, warum also noch diese Gefühle? Ich weiss doch wer ich bin, was ich bin, was ich kann und wie sehr man mich mag und liebt und schätzt, und trotzdem kommt es nur im Kopf und nicht im Herzen an! Sitze ich denn für immer und ewig in dieser Falle?
Und das allerschlimmste ist, dass ich mich noch nicht mal an meine Kindheit erinnere, nur die Gefühle überrennen mich immer wieder...
Es tut einfach nur weh!!!
Schlusssatz des Artikels: Um zu dem Erwachsenen zu werden, der Sie sein wollen, müssen Sie zuweilen die Sicherheitsmuster liebgewonnener Kindheitsmuster aufgeben!
Hat das schon jemand von Euch erfolgreich geschafft?
Wie geht das?
Musste ich loswerden, danke fürs Zuhören!
Liebe Grüße und eine gute Nacht!
Sternchen*A
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"Geh Du vor" sagte die Seele zum Körper, "auf mich hört sie nicht, vielleicht hört sie auf Dich!"

"Ich werde krank werden, dann wird sie Zeit für Dich haben!" sagte der Körper zur Seele
melocotón
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Re: Lebensfalle Kindheit???

Beitrag von melocotón »

nein nicht geschafft.
und es ärgert mich auch!

im kopf ist es mir auch alles klar.
es ist ja klar dass man da nichts mehr ändern kann.
ich habe in der "zeit" einen atikel zum thema selbstbestimmung gelesen. da geht es darum das eigene selbst u erkennen um dann auch zu bestimmen. also erkentniss ist schon mal der erste schritt. gesagt wird aber auch dass das selbst eben nicht vom nullpunkt sondern immer aus der summe der erfahrungen bestimmt wird. damit müssen wir uns anfreunden.

ich habe da auch noch einen langen weg....
__________________________________

ich bin das nur gewesen, um das zu werden was ich sein kann

*****************

„Le je n’est pas le moi.“
BeAk

Re: Lebensfalle Kindheit???

Beitrag von BeAk »

Hallo ihr Lieben,

naja für tieferliegende Neurosen setzen Therapeuten schon mal 5 Jahre Therapiezeit an. Hab ja mal gerade 1 1/2 Jahre hintermir. Da kann ich noch nicht so viel erwarten.

Habe mir aber vorgenommen, es in weniger als 5 Jahren zu schaffen, denn soviel Geduld habe ich warscheinlich dann doch nicht.
Weltenwandlerin
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Re: Lebensfalle Kindheit???

Beitrag von Weltenwandlerin »

Liebes Sternchen,

ich werde mir die Zeitschrift auch kaufen, ist MEIN Thema!

Ich kann dich sehr gut verstehen und seit einigen Tagen beschäftigt mich dieses Thema sehr. Ich weiß nicht, WAS genau dich aus deiner Kindheit wieder einholt und gefangen hält...Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der jeder (!) psychisch krank war (Psychosen, Sucht, Neurosen-alles dabei). Erst jetzt, 28 Jahre später, nach zwei Therapien, erkenne ich, dass es damals so war. Ich finde Worte für die Angst in mir, die ihre skurilen und unvorhersehbaren Verhaltensweisen in mir auslösten und immer noch auslösen. Und warum ich bin, wie ich bin. Die Traumata schleichen sich an, die Depression ist "nur" eine Tarnung, so wie es aussieht. Ich fühle mich noch heute in meiner Familie gefangen, wie eingesponnen und versuche mich zu befreien.

Ausgelöst wurde die Erkenntnis von meiner Thera, als sie mich fragte: "Dürfen Sie eigentlich glücklich sein?"

Damit ist vieeeel Angst verbunden. Ich weiß nicht, ob ich erwachsen bin. Dazu scheint soetwas wie Individuation verbunden zu sein, die mir noch fehlt. Ich arbeite dran, es ist hart. Schließlich fühle ich mich absurderweise schuldig und verantwortlich für meine Familie. So ein Quatsch.- Und doch ganz real. Als wenn ich nur dazu geboren wurde, um zu "retten". PUUUUUH. Es ist nicht einfach, aber möglich. Habe ich beschlossen.

Was genau macht dich traurig, Sternchen? Magst du erzählen?

Liebe Grüße,
Mika
Werden kennt kein Ende. Der Strom fließt weiter. Jeder Augenblick ist neu. Der Schmerz des Wachsens: der Mühen wert! (Bruno-Paul de Roeck)
Ele
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Re: Lebensfalle Kindheit???

Beitrag von Ele »

Hallo Sternchen,

das Thema ist auch meins. Leider kann ich mir auch nicht vorstellen, wie man sich von den Kindheitsmustern lösen kann.

Vielleicht antwortet hier ja auch jemand, der es geschafft hat, auch ohne Liebe und Halt seiner Eltern ein "normales" Leben zu leben. Mich frisst dieses nie geliebt und gewollt zu sein zur Zeit auf.

Trotzdem ein gutes Gefühl, dass es ganz vielen genau so geht.

Viel Kraft auf dem Weg nach vorn.

Ele
>> Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären...>>

Friedrich Nietzsche

AK
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Re: Lebensfalle Kindheit???

Beitrag von AK »

Es tut mir schon gut zu wissen dass man mit so einem Dilemma nicht alleine auf der Welt ist und andere ähnliche Empfindungen haben! So schlimm es auch ist, besser wärs wenn niemand aus Erfahrung sprechen könnte!
@ a new name:
Ja, ja Erkenntnis… Ich habe mich 6 Monate lang, täglich mit mir und meinen Gefühlen und Erlebnissen auseinandergesetzt, Erkenntnisse konnte ich da einige gewinnen aber es hat nicht gereicht um völlig losgelöst zu werden von der Gefühlsebene in die Kopfebene! Ich war eigentlich überzeugt ich hätte es geschafft all den „Müll“ los zu sein; Pustekuchen!!!
Das ist ein guter Hinweis, dass unser Selbst von der Summe unserer Erfahrungen bestimmt wird. Und daran zu drehen ist schwer! Was genau bedeutet es denn mein Selbst zu erkennen, ist es noch MEIN Selbst wenn es doch aus der Summe meiner Erfahrungen besteht und ich in diesen gefangen bin??
Und nicht ärgern… das macht Falten!
@ Beatrix
Das macht mir Angst… wie kommst Du auf Neurose, ich war bisher der Überzeugung, (die Ärzte auch) ich habe Depressionen? Kannst Du mir das näher erklären? Oder bezeichnet man das allgemein so? Bitte hilf ‚ner Dummen auf die Sprünge…
@ Mika
Ach Mika…
Wenn ich lese was Du so erlebt hast mit deiner Familie… dann ist es bei mir nur der ganz normale Wahnsinn!
Ich habe erst eine Therapie gemacht, sie hat 6 Monate gedauert und wie oben bereits erwähnt dachte ich „Alles ist gut“! Erst im Laufe der Zeit wurde es wieder ungemütlich und fast nicht aushaltbar; ich schalte dann immer den Kopf ein und meistens lässt es sich handeln…
Was mich traurig und wütend macht? Das mir ab und zu klar wird, dass mir was gefehlt hat, dass ich ein Riesendefizit habe, ein tiefes schwarzes Loch sozusagen! Das mein GANZES Leben davon heute noch betroffen ist! Und das es mich manchmal rüttelt und schüttelt! Dass ich Entscheidungen treffe von denen ich ahne/weiß dass sie falsch sind und es trotzdem mache, nur aus Angst nicht mehr geliebt zu werden! Dass ich mir selbst gegenüber ein tiefes Misstrauen habe! Dass meine Weichen völlig falsch gestellt wurden, keiner hat mich beschützt, keiner hat auf mich aufgepasst, keiner hat mich getröstet…
Und keiner hat Schuld… Verantwortung ja, die haben meine Eltern natürlich, aber nicht Schuld! Das weiß mein Kopf, ich kann es verstehen und erklären; meine Eltern haben auch diese „schweren“ Zeiten erlebt und überlebt, aber wie?? Was hat es mit ihnen gemacht?? Ich weiß, dass meine Eltern nichts mit dem Gedanken getan oder nicht getan haben uns einen Schaden zu zufügen! Und trotzdem ist er da, der Schaden! Mein Vater: ein total fleißiger, lieber, sorgender und völlig konfliktunfähiger Mann, der im Zweifel lieber alles mit Liebe zudeckt, der sich sogar nach dem „Hinternvoll“ (kam selten vor) weinend entschuldigt hat, der aber ansonsten eigentlich schwach war und nicht das Gefühl vermittelte er steht hinter mir und stärkt mich…
Meine Mutter: eine nach außen harte (gegen sich selbst und gegen andere)und unglaublich fleißige Frau: Wir waren 6 Kinder, einmal Zwillinge, eine Waschmaschine gabs erst als das 6te Kind kam, bei der Geburt der Zwillinge wäre sie fast gestorben und lag 9! Monate im Krankenhaus, (ich war da 7, und habe mich soo allein und verlassen gefühlt) wir hatten einen riesigen Garten in dem alles was ging angebaut wurde, damit wir genug zu essen hatten! Bei dem Pensum war keine Zeit für „Gefühlsduselei“ Natürlich wurden wir gut versorgt, aber ich wollte eine Mutter, meine Mutter und mal in den Arm genommen werden, und mal getröstet werden, mal Kind sein dürfen, und und und!
Und so bin ich heute misstrauisch, fühle mich allein, fühle mich minderwertig, habe immer Angst zu versagen, denke ich bin unerwünscht! Egal was andere sagen, ich glaubs nicht und es ist auch nie genug um dieses Loch zu stopfen…
In der Therapie hatte ich „eigentlich“ gelernt damit umzugehen, zu verzeihen, und ich will nicht dass das alles mich und mein Leben dominiert… Und es ist so wie bei dir; die Traumata schleichen sich an und verlangen bearbeitet zu werden…
Dann muss ich wohl doch noch mal ran! Ich will nicht wieder in eine schwere Depression fallen, NEIN das will ich nicht!
Ich liebe meine Eltern sehr… aber manchmal bin ich so wütend auf sie, (habe ich das jetzt wirklich geschrieben?)dass ich schreien möchte!!!
Jetzt bin ich total leer und kann nicht mehr; trotzdem hats gut getan das mal zu formulieren!
Ich weiss… viiiel zu lang und bestimmt wirres Zeug!
@ Ele
Liebe Ele, lass dich nicht auffressen… irgendwann schaffen wir es so in uns zu ruhen, dass wir den Halt in uns finden, und dann ist auch der Weg frei für andere uns das zu geben was wir alle so gebraucht hätten und immer noch brauchen!! In dem eingangs erwähnten Artikel sind ein paar gute Hinweise wie es gelingen könnte sich davon zu lösen, aber auch der Hinweis,dass es Hindernisse geben wird und es oftmals nur mit therapeutischer Begleitung durchzustehen ist!
Dir auch weiterhin viel Kraft!
Bin erschöpft aber klar!
Sternchen*A
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BeAk

Re: Lebensfalle Kindheit???

Beitrag von BeAk »

Liebes Sternchen,

ein gründlich verkorkste Kinheit mit Gewalt, Mißachtung der Bedürfnisse des Kindes oder/langen Krankenhausaufendhalten mit Isolation von der Mutter und/oder Mißbrauchserlebnissen usw, führt oft, aber nicht immer neben der Depression, zu Persönlichkeitsstörungen.

Persönlichkeitsstörungen wurden früher auch als Charakterneurosen bezeichnet, also unter den Neurosen eingeordnet.

Und die Therapie z.B. der narzisstischen Persönlichkeitsstörung wird so mit 5 Jahren angesetzt.

Wenn Du Dich mal im Neurosenfeld umsehn willst, hier ein guter Link.

http://www.psychosoziale-gesundheit.net ... rosen.html
AK
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Re: Lebensfalle Kindheit???

Beitrag von AK »

Hi Bea,
vielen Dank für die Info! Habs mir runtergeladen... Ich glaub ich les es erst morgen... Habe ein bischen Angst... Ist ein "fieses" Wort-> Neurose
Gute Nacht und lieben Gruß
Sternchen*A
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Calzino
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Re: Lebensfalle Kindheit???

Beitrag von Calzino »

hallo ihr,

ich glaube eine gute möglichkeit an das thema ranzukommen ist die arbeit mit dem "inneren kind". das innere kind ermöglicht die aussöhnung der immer noch unerfüllten bedürfnissen aus der kindheit mit den heutigen bedürfnissen des erwachsenen.
guck ihr hier für eine kurzdefinition:

http://de.wikipedia.org/wiki/Inneres_Kind

beim googlen findet man natürlich noch einiges mehr.
ich habe das buch "Erika J. Chopich und Margaret Paul, Aussöhnung mit dem inneren Kind" gelesen und fand es recht gut, vielleicht etwas amerikanisch, aber umfangreich und verständlich.

sternchen und die anderen, das ist genau euer thema. vielleicht redet ihr mal mit euren therapeuten darüber ob sie das mit euch machen können.

ich stecke gerade so in den anfängen mit dem inneren kind. ich muß aber sagen, dass ist echt der hammer, was da so zum vorschein kommt, insbesondere verdammt viel auf einmal.

liebe grüße

jens
BeAk

Re: Lebensfalle Kindheit???

Beitrag von BeAk »

Liebes Sternchen,

das Wort Neurosen braucht Dich nicht zu ängstigen. Steckt nicht viel schlimmes dahinter.
Weltenwandlerin
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Registriert: 9. Mai 2006, 13:19

Re: Lebensfalle Kindheit???

Beitrag von Weltenwandlerin »

Hallo Sternchen,

gar kein wirres Zeug, Quatsch!

Meine Familie wirkt auf den ersten Blick, bis auf meinen Bruder, recht "normal". Als Kind habe ich das alles auch nicht gerafft. Wie gesagt, das kommt jetzt alles hoch. Ich fühle mich um meine Kindheit betrogen. Das tolle ist aber, dass es vorbei ist. Jetzt ist Jetzt und nun bin ich mehr oder weniger "groß" und versuche, für mich selbst zu sorgen. Wut, Vorwürfe, Hass- habe ich alles gegen meine Eltern erlebt. Ich weiß inzwischen, dass sie ihr bestes gegeben haben, so wie wir alle es immer tun. Sie hatten auch keine rosige Kindheit: Krieg, Verluste, Krankheit...So pflanzen sich die Traumata von Generation zu Genration beinahe unmerklich fort.

Ich versuche, STOPP zu sagen. Ich bin die Erste, die Therapie macht. Die sich mit ihrer Seele auseinandersetzt.

Dieses schwarze Loch was du beschreibst, kenne ich nur zu Gut. Ich denke, niemand kann es stopfen, außer du selbst. Das ist jetzt deine Verantwortung und auch Chance, selber aktiv zu werden. Meine Thera sagt dazu: und wenn Sie sich noch so anstrengen, sie werden ihre Familie nicht ändern können. Werden Sie erwachsen! Jawoll, zu Befehl.

Liebes Sternchen, freut mich, dass dir das Schreiben etwas gut getan hat. So soll es sein!

Ganz liebe Grüße,
Mika
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tiger811
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Re: Lebensfalle Kindheit???

Beitrag von tiger811 »

Als Lebensfalle sehe ich die Kindheit nicht (kenne den Artikel). Sehe die Kindheit als Konstante, die können wir nicht rückgängig. Das ist so wie ein Geburtsfehler, man kann nur lernen damit umzugehen. Mit Therapie wird das besser. Aber auch durch Austausch mit anderen. Davon wird nicht anders, aber man sieht, dass man nicht alleine ist.
otterchen
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Re: Lebensfalle Kindheit???

Beitrag von otterchen »

Hallo zusammen,

ja, das hier ist auch mein Thema!

Ein wenig komme ich der Sache aber schon näher.

Zum einen habe ich mir alles mal herunter geschrieben, es wurde ellenlang, und ich habe mir (das hat mehrere Tage gedauert) auch erlaubt, darüber zu weinen und innerlich zu schreien.

Aber dadurch wurde es besser!!!

Der nächste Schritt, den ich mit meiner Therapeutin gerade mache, ist das Kennenlernen des inneren Kindes (bei mir heißt sie "die Kleine").
Gerade letzten Dienstag hat meine Therapeutin mich in einer Imagination wieder an die Kleine herangeführt, aber sie ist noch sehr misstrauisch und macht sich bei meiner imaginären Umarmung steif. Das braucht also noch viel Zeit und Geduld.

Aber ich höre jetzt immer mehr auf das, was ich wirklich will, ich horche in mich hinein. Ich nehme bewusster wahr, welchen Anteil die Kleine hat (z.B. das Aussuchen von "putzigen" Namen in Internet-Foren oder Eis-Essen oder Smileys sammeln), ich lerne gerade, mich selbstbewusst abzugrenzen... und ich erfahre so ganz langsam, wie ich mir das geben kann, was mir als Kind so sehr gefehlt hat.

Das ist schwierig!!! Aber nicht unmöglich...

Meine Therapeutin hat mal zitiert "es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben" und ja, es ist wahr, ich hole das jetzt ganz langsam nach. Imaginationen sind für mich wichtig dabei... mir Zeit mit mir selbst zu nehmen, schreiben und in mich gehen, meine Gedanken, Zweifel, Unsicherheiten zu Papier zu bringen. Aber in ganz kleinen Häppchen geht es. Und ich merke: ich kann mir meine Welt, mein Leben so gestalten, wie es mir gefällt. Klar klappt das nicht in allen Bereichen - aber es liegt auch an mir, wie ich damit umgehe. Was würde ich gerne tun/bekommen? Und was tue ich, damit das so wird? Also nicht nur re-agieren, sondern agieren.

Es ist alles bei mir noch in den Anfängen, aber ich komme mir irgendwie näher... ich stopfe dieses große Loch, was ich in mir empfinde... Trost, Verständnis, Willkommen-Sein von den Eltern? Wie so vieles: Fehlanzeige. Also gebe ich es mir jetzt selber - oder zapfe hier und da mein Umfeld an, damit ich dies bekomme. Ich nehme meine Bedürfnisse wahr und versuche, sie zu befriedigen. Oft aus mir selbst heraus, manchmal auch mit Hilfe anderer Menschen. Aber ich bürde diese Bedürfnisbefriedigung keinem auf, sondern ich kümmere mich selbst darum.

Puh, ein langer Text am frühen Morgen... ich hoffe, ich habe keinen damit überfordert.

Ein lieber Gruß und ein schönes Wochenende!
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
AK
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Re: Lebensfalle Kindheit???

Beitrag von AK »

Hallo Otterchen,
wie kann man am frühen Morgen schon so fit und fähig sein so zu formulieren???
Sehr interessant was hier für Aspekte sichtbar werden…
Ich bin in meiner Therapie an diese Dinge noch nicht herangekommen, habe die „Reaktion“ bearbeitet die eine Depression ausgelöst hat und das war zu der Zeit auch ausreichend! Habe ich jedenfalls gemeint…
Erst nach und nach, durch Beschäftigung mit dem Thema Depressionen und ihren Auslösern kam mir die Erleuchtung, dass wohl doch noch mehr dahinter steckt bei mir und in den letzten Monaten manifestierte sich das zur Gewissheit! In den Jahren nach der Therapie hatte ich immer mal wieder Episoden, schlimme oder nicht so schlimme, hab mich immer durchgekämpft und mit der Zeit wurde es zur „Gewohnheit“! Nachdem die Episode aber seit Jahresanfang nicht mehr so richtig wegging, ging ich wieder auf die Suche…
Ich gehe mit Dir einig, Sprachtiger, als Falle im Sinne von Hinfallen, drin stecken bleiben und nicht mehr aufstehen, sehe ich meine Kindheit auch nicht, aber schon als Falle im Sinne von Fallen und wieder aufstehen, und wieder hinfallen und natürlich auch wieder aufstehen usw,usw! Und der Austausch mit anderen wird auch für mich immer wichtiger, auch das ist ein Lernprozess für mich! Obwohl ich eigentlich ein sehr kommunikativer Mensch bin!
(Ist auch so ein Kindheitsmuster: Zitat meines Vaters-> Man kann auch was zerreden! Lass es uns mit Liebe zudecken. (sprich verdrängen!))
Das Buch Aussöhnung mit dem inneren Kind habe ich auch schon gelesen, aber zu der Zeit konnte ich damit nicht richtig etwas anfangen, offensichtlich war die Zeit noch nicht reif!
Calzino, ich werde mal googlen, mein Anschluss ist nur sooo langsam, dass es nicht so recht Freude macht.
Wie kommst Du damit klar dass soviel auf einmal zum Vorschein kommt? Hast Du einen sicheren Ort wo Du aufgefangen wirst? Auf jeden Fall klingst Du zuversichtlich!
Ist interessant dass einige von Euch schon mit dieser Metapher arbeiten und auch gute Ergebnisse erzielen… muss sagen dass mich dieses Möglichkeit sehr anspricht, sehe aber ein Riesenproblem auf mich zukommen falls ich damit arbeiten würde, ich habe eigentlich eine Kindheitsamnesie, ich erinnere mich an sehr wenig und das an was ich mich erinnere, ist sehr schmerzbesetzt…
Da wir auch erst seit einem halben Jahr wieder in Deutschland sind und ich nach der stationären Behandlung vor 6 Jahren keine weitere therapeutische Begleitung hatte, muss ich wohl mit der Suche nach einer/m guten Therapeutin/en neu beginnen!
Mika wie arbeitest Du denn mit Deiner Therapeutin, es gibt ja sehr verschiedene Ansätze?
Magst Du sagen wie alt Du bist? Auch Du klingst total positiv!
Otterchen, Du hast ja schon ganz konkrete Schritte vollzogen! Was Du so beschreibst über Deine „kindlichen“ Aktivitäten, löst bei mir ein Gefühl von Wärme (?) aus, weiß nicht so recht ob es das richtige Wort dafür ist, aber in meinem Bauch kommt was an! Ich will mein Kind auch kennen lernen… Vielleicht kann ich ihm was Gutes tun… (Meine Mutter hat mir vor ein paar Monaten mal erzählt, dass ich eigentlich ein unerwünschtes Kind war, fühlte mich als hätte sie mich erschlagen, habe aber nicht reagiert! Natürlich meinte sie es anders, aber sie hat genau diese Worte verwendet!)
Aber die Verantwortung für sich und seine Bedürfnisse zu übernehmen ist wohl der Schlüssel zum Ganzen…
Und Otterchen, Du machst mir ja Mut dass dieses Riesenloch doch noch zu Füllen ist!
Danke dass Du es so gut beschrieben hast!
Ich habe fertig! Für heute!
Euch allen meinen Dank für Eure Offenheit! Schlaft gut und friedlich!
Sternchen*A
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otterchen
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Re: Lebensfalle Kindheit???

Beitrag von otterchen »

Hallo Sternchen
*schmunzel* das nennst Du früher Morgen??
Ich schlafe jetzt viel weniger als vorher. Schlaf war für mich immer auch ein Stück Realitätsflucht - ich brauchte mich der Welt da draußen nicht zu stellen. Mittlerweile stehe ich gerne früh auf.

Ich bin in meiner Therapie an diese Dinge noch nicht herangekommen, habe die „Reaktion“ bearbeitet die eine Depression ausgelöst hat und das war zu der Zeit auch ausreichend! Habe ich jedenfalls gemeint…

Jepp, so ging es mir auch... hab damals (1999/2000) gedacht, die Therapie hätte was bewirkt und ich würde das schon schaffen. Pustekuchen! Das war nur ein Sahnehäubchen. Erst die jetzige Therapie bringt mich ein großes Stück nach vorne.

Erst nach und nach, durch Beschäftigung mit dem Thema Depressionen und ihren Auslösern kam mir die Erleuchtung, dass wohl doch noch mehr dahinter steckt bei mir und in den letzten Monaten manifestierte sich das zur Gewissheit!

Bei mir ähnlich: Depression auch, klar, aber mehr noch tieferliegend eine posttraumatische Belastungsstörung, ausgelöst in der Kindheit. Zum Glück versteht sich meine Therapeutin darauf!

Das Buch Aussöhnung mit dem inneren Kind habe ich auch schon gelesen, aber zu der Zeit konnte ich damit nicht richtig etwas anfangen, offensichtlich war die Zeit noch nicht reif!

Ja, man muss innerlich dafür bereit sein.
Ist das von Luise Reddemann? Mit ihren Büchern und CDs komme ich ganz gut zurecht.

...ich habe eigentlich eine Kindheitsamnesie, ich erinnere mich an sehr wenig und das an was ich mich erinnere, ist sehr schmerzbesetzt…

bei mir waren beim letzten Mal folgende Fragen hilfreich:
was hat "die Kleine" (also mein inneres Kind) gerne gegessen? was war die Lieblingsfarbe? wen würde sie mögen? was hat sie am liebsten an? was hört sie gerne?
etc. etc.
So bekommt man ein besseres Gefühl für das innere Kind, auch wenn gewisse Erinnerungen fehlen.

Otterchen, Du hast ja schon ganz konkrete Schritte vollzogen! Was Du so beschreibst über Deine „kindlichen“ Aktivitäten, löst bei mir ein Gefühl von Wärme (?) aus, weiß nicht so recht ob es das richtige Wort dafür ist, aber in meinem Bauch kommt was an!

Wow, das hört sich schön an, danke dafür - und es freut mich für Dich!

Und Otterchen, Du machst mir ja Mut dass dieses Riesenloch doch noch zu Füllen ist!

ja, da bin ich mir sicher... für mich selbst... aber es ist noch ein weiter, lange dauernder Weg... wie gesagt: meine Kleine macht im Moment dicht, sie hat noch kein Vertrauen... aber ich schaff das schon.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
naxos1
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Registriert: 5. Mär 2007, 19:38

Re: Lebensfalle Kindheit???

Beitrag von naxos1 »

Hier noch ein Buchtipp zum Thema:

"Im Einklang mit dem inneren Kind" von Arthur Samuels und Elisabeth Lukan, Untertitel ist: Ein meditativer Weg zu sich selbst. Dieser lässt schon ahnen, dass Meditationen ein großer Teil des Buches ausmachen. Ich komme mit diesem Buch deutlich besser zurecht als mit der "Aussöhnung...", ist nicht so theoretisch.
Mir hat das Buch sehr geholfen, vielleicht geht es Euch ja auch so.
LG
Der Himmel hat den Menschen als Gegengewicht gegen die vielen Mühseligkeiten drei Dinge gegeben: Die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen. Immanuel Kant
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