panikattacken -strafe des unterbewußtseins?

Antworten
Cecil
Beiträge: 187
Registriert: 22. Mai 2006, 12:55

panikattacken -strafe des unterbewußtseins?

Beitrag von Cecil »

Hallo liebe Leute,

ich möchte heute gerne wieder einmal von Eurer Kompetenz Gebrauch machen

Es geht um das Thema Panikattacken, unter denen ich leide. Mein Therapeut sagt, ich leide nicht darunter sondern ich führe sie selbst herbei. ..Ja, stimmt wohl, aber ich weiß nicht wie und deswegen weiß ich auch nicht, wie ich damit aufhören kann.

Ich habe manchmal das Gefühl, mein Unterbewußtsein macht das, weil ich gegen mich oder meine Interessen entscheide und es mich so aufrütteln, bzw. stoppen will.

Aktuelles Beispiel: Eine Kollegin, zu der ich bemerken möchte, dass es zwischen ihr und mir Spannungen gibt, trotzdem gehen wir professionell miteinander um. Aber ich mag sie nicht, weil sie mich an jemanden erinnert der mir großen Schaden zugefügt hat und ich oft projeziere und ähnliche VErhaltensweisen zwischen ihnen feststelle. Es kostet mich immer viel Kraft, mir zu sagen dass es zwei VERSCHIEDENE personen sind und mir mit dieser kollegin nicht unbedingt das gleiche passieren muß wie mit der anderen ... Auf der anderen Seite mag mich diese Kollegin auch nicht, weil ich in ihren Augen ihr ihren arbeitsplatz streitig mache, was nicht so ist.

Kurzum, sie hatte heute geburtstag und hat alle eingeladen zum frühstück. ich wollte nicht hingehen. mein gefühl sagte nein, es schrie mich sogar an und sagte, nein geh nicht hin du kannst sie nicht leiden. mein verstand sagte, doch geh hin sonst ist es unhöflich und du schürst die spannungen und außerdem hat sie dir nichts getan, du bildest dir alles nur ein, also geh hin. geh hin, sonst ist es wieder mal dieses krankhafte vermeidungsverhalten das du doch ablegen sollst. also ging ich hin.... mein gefühl schlug ich einen knüppel über den kopf, so dass es endlig ruhig war.

es war nett. die kollegin war nett. ich blieb kurz und ging dann. zwei stunden später hatte ich dann eine panikattacke vom feinsten ... und ich frage mich seitdem, ob ich nicht doch lieber meinem gefühl hätte vertrauen sollen. diese sch*** verstandesentscheidungen und dieses therapeutisch eingetrichterte, du mußt dich den situationen stellen ... ich wollte nicht und ich ging trotzdem. ich habe mich also "wieder mal" überhört und k.o. geschlagen und mein Unterbewußtes wehrt sich in der form einer panikattacke ... ? könnt ihr mir folgen?

was meint ihr dazu?

best wishes
cecil
Guitaranderl

Re: panikattacken -strafe des unterbewußtseins?

Beitrag von Guitaranderl »

Hi Cecil,

sehr interessant, was Du schreibst. Es gibt unterschiedliche Sichtweisen, was Panikattacken auslösen kann. Die von Dir geschilderten Zusammenhänge geben sicher einen auslösenden Faktor, denn durch das Igrnorieren Deiner eigentlichen Gefühle baust Du einen innerspychischen Konflikt auf, der sich -z.B. - auf dem Weg einer Panikattacke entlädt.

Ich würde aber in keinem Fall von "Strafe" sprechen, sondern eher von Schutz oder Hinweisen, die Du da bekommst. Das, was Du da geschildert hast, ist vor allem eines: Eine sehr lehrreiche Erfahrung, die Dich zwingt, Dich intensiver mit den Dingen auseinanderzusetzen.

Hier ein Web-Link als Tipp in Sachen Panik und deren Hintergründe:
www.panikattacken.at

Panikattacken sind häufig auch Ausdruck einer tieferen Beziehungsproblematik und des unbewussten Wunsches, am Status Quo etwas zu verändern. Die Angst verhindert es, dass wir quasi den Hintern hochbekommen und unser Leben in andere Bahnen lenken. Die meisten von uns mögen nunmal überhaupt keine Veränderungen. Veränderungen sind anstregend und oft risikoreich.

Von meinem Gefühl her ist es nicht nur negativ, was Du für Deine Kollegin empfindest. Ist da was dran oder spinne ich?

Beste Grüße aus Hamburg
Andreas
conni66
Beiträge: 13
Registriert: 28. Mai 2007, 17:41
Kontaktdaten:

Re: panikattacken -strafe des unterbewußtseins?

Beitrag von conni66 »

Hallo Cecil,
ich finde es toll, dass du dich überwunden hast und zum Frühstück deiner Kollegin gegangen bist!
Du hast die Panikattacke 2Std später bekommen, war es wirklich, weil du hingegangen bist ?
Hast du gezweifelt an dir, ob deine Entscheidung richtig war?
Oder war etwas anderes der Auslöser?
Mit Panikattacken kenne ich mich nicht aus, ich habe Angstzustände.
Liebe Grüße und have anice day
Corinna
Ronja_R
Beiträge: 55
Registriert: 28. Mär 2006, 17:45

Re: panikattacken -strafe des unterbewußtseins?

Beitrag von Ronja_R »

Hallo Cecil,

mir fällt es schwer, einen Zusammenhang zwischen Deinem "Hingehen" und Deiner Panikattacke herzustellen. Die Attacke kam erst, nachdem es vorbei war - und Du schreibst nichts Negatives über das Frühstück. In Deiner Beschreibung klingt es sogar eher, als wäre es überraschenderweise harmonisch abgelaufen. In dieser Sitation hätte ich eher ein Gefühl der Erleichterung erwartet, das aber offenbar nicht auftrat. Diesen Widerspruch finde ich irritierend. Du siehst das Problem darin, dass Du nicht auf Dein Gefühl gehört hast. Bist du sicher, dass es nur daran liegt?

Gruß
Räubertochter
Feelalone
Beiträge: 47
Registriert: 31. Mai 2007, 19:36

Re: panikattacken -strafe des unterbewußtseins?

Beitrag von Feelalone »

Liebe Cecil!

Panikattacken gehören leider auch zu meinem Alltag. Früher glaubte ich, man könne sich an solche Zustände bis zu einem gewissen Maß gewöhnen; aber es ist jedesmal wieder schrecklich...

Die Aussage Deines Therapeuten bringt mich zum Grübeln.
Ich habe immer das Gefühl, ein Lawine würde über mich rollen und in den Abgrund reissen -aber selbst "herbeiführen"??

Ich bekomme diese Panikattacken dann, wenn ich mich von einer Situation völlig überfordert fühle - was meist im Unterbewusstsein geschieht.
Es passiert auch aus heiterem Himmel, und auch - ähnlich wie Du es beschreibst - wenn mich ein Mensch in seinem Aussehen oder Verhalten an einen Menschen "von früher" erinnert.
Bin leider schon so weit, dass ich alles zu analysieren versuche - mehr, als es mir gut tut...
Ich versuche immer wieder, so weit es geht, ruhig zu werden - ist verdammt schwer und manchmal nur ein "Vorsatz".
Denn schon allein das Wort PANIKATTACKE löst in mir Angst aus. Sozusagen ANGST vor der ANGST!

Flamingo
"...der Horizont ist weit...

schenke mir die Flügel des Adlers...."
Liber
Beiträge: 1491
Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: panikattacken -strafe des unterbewußtseins?

Beitrag von Liber »

Hallo Cecil,

solche Situationen wie die von dir geschilderte, kenne ich selbst sehr gut! Besonders gut kenne ich den inneren Zwiespalt, wie nun das eigene Gefühl einzuschätzen ist, ob es berechtigt ist oder ob es Vermeidungsverhalten ist, dem ich nicht nachgeben sollte.


Da sind also Spannungen und Konflikte zwischen dir und deiner Kollegin - und wie du sagst, von beiden Seiten aus. Du befürchtest, von ihr verletzt zu werden, sie hat Angst, du machst ihr ihren Arbeitsplatz streitig. Hinter der jeweiligen Angst verbirgt sich mit Sicherheit eine genauso große Wut. Da sind also hochexplosive Gefühle.

Nun lädt sie also zum Frühstück ein, das ist eine Situation, die über die sonstige rein professionelle Ebene hinausgeht.

Bei einer solchen Gelegenheit ist gefragt, "nett" zu sein, sich zu bedanken für die Einladung, Smalltalken ....eben all diese gesellschaftlichen Normen zu erfüllen.

Die Diskrepanz zwischen dem, was du eigentlich fühlst und dem, wie du dich nach außen gibst, ist enorm groß.

Die Angst und die Wut, deine eigentlichen Gefühle, haben da keinen Platz, sie werden weit weg verdrängt. Und du verstehst dich selbst nicht mehr, denn die Kollegin ist doch so "nett"!

Etwas später machen sich diese Gefühle aber in Form der Panikattacke Luft.

Es hat lange gedauert, bis mir ein solcher Zusammenhang klar geworden ist: Je mehr ich in einer Situation meine wirklichen Gefühle verdränge, desto stärker äußern sie sich später in Form von Angst.

Ich habe oft "nette" Besuche bei meinen Eltern hinter mich gebracht, passte mich dort an, verdrängte alles, was nicht dazu passte, ich fühlte mich dort sogar auch noch ganz gut - und auf der Heimfahrt im Auto brach die Angstattacke aus. Und ich konnte es gar nicht verstehen, denn es war doch so "nett" gewesen! - Dass ich die Spannungen und Konflikte und ganz besonders meine damit zusammenhängenden Gefühle verdrängt hatte, hatte ich selbst gar nicht mehr gemerkt.

Was ich damit sagen will: könnte es sein, dass die Angstattacke bei dir nicht nur daher kam, dass du gegen dein Gefühl gehandelt hast und zu dem Frühstück gegangen bist? Sondern auch daher, dass du dich während dieser "netten" Geburtstags-Situation zu sehr verbogen, dich den Erwartungen angepasst, zu weit von dir und deinen eigentlichen Gefühlen entfernt hattest?

Das heißt nun nicht, dass ich befürworte, z.B. bei einer solchen Gelegenheit einen Streit anzufangen. Eine Klärung zwischen dir und deiner Kollegin könnte in anderem professionellen Rahmen (evtl. Supervision?) erfolgen.

Ich glaube eher, dass es dabei um die innere Haltung geht, darum, sich selbst in solchen Situationen nicht zu "verlieren".


Liebe Grüße

Brittka
melocotón
Beiträge: 76
Registriert: 11. Mai 2007, 21:37

Re: panikattacken -strafe des unterbewußtseins?

Beitrag von melocotón »

finde ich sehr intressant, was du schreibst cecil.
ich hatte eine ähnliche situation letztes jahr.
ich bin nach einer situation die mich sehr beunruhigt hat eifach umgekippt. ich dachte genau wie du, ich muss da durch. vom verstand her bin ich auch immer noch der meinung. ich glaube es ist gut durch die ängste durchzugehen und sie nicht gewinnen zu lassen. aber es ist halt sehr anstrengend.

ich finde es trotzdem richtig. ich hoffe bei mir dass sich dadurch auf die dauer etwas ändert. es ist doch normal dass man nicht gleich locker durchläuft und dann ist alles gut. da hat sich deine sorge und deine angst durchgedrückt. ok, aber du hast sie nicht gewinnen lassen.
__________________________________

ich bin das nur gewesen, um das zu werden was ich sein kann

*****************

„Le je n’est pas le moi.“
Cecil
Beiträge: 187
Registriert: 22. Mai 2006, 12:55

Re: panikattacken -strafe des unterbewußtseins?

Beitrag von Cecil »

Vielen Dank für Eure Gedanken-

liebe Brittka, mit Deiner "Analyse" kann ich am meisten anfangen. Genauso fühle ich es. Konnte es aber nicht klar in Worte fassen. Vielen Dank dafür!


best wishes
Cecil
ausdemEis
Beiträge: 320
Registriert: 18. Mär 2007, 22:11

Re: panikattacken -strafe des unterbewußtseins?

Beitrag von ausdemEis »

Hallo Cecil,

auch wenn Du in der Zwischenzeit eine gute Erklärung für Dich gefunden hast, möchte ich Dir noch eine Alternative aufzeigen.

Ich leide zwar nicht explizit an Panikattacken, doch kommen sie bei mir auch ab und zu vor. Manchmal vor einem Ereignis, das mir Sorgen macht und manchmal hinterher. Und genau die Panikattacken hinterher erlebe ich meistens, wenn das Ereignis viel besser war als erwartet.

Ich glaube, bei mir hängt es ein bißchen damit zusammen, dass ich so eine Art "schlechtes Gewissen" kriege, wenn ich mich zu sehr gefreut habe oder einer Situation, vor der ich vorher Angst hatte, entspannt und gelassen entgegengetreten bin. Als Beispiel: Eine Verabredung mit mehreren Freunden macht mir Sorgen, weil ich mich da mit vielen Leuten unterhalten "muss", gesehen werde, und so weiter. Und dann ist es auf einmal richtig nett, ich amüsiere mich, bin mitten im Geschehen und fühle mich pudelwohl. Dann fahre ich nach Hause und es geht los. Beklemmungen, Herzrasen...

Es ist rein vom Verstand her nicht nachvollziehbar wie ich finde, aber ich habe manchmal den Gedanken "Du bist depressiv und von daher kannst Du Dich eigentlich gar nicht amüsieren!". Als ob ich gezwungen bin, immer niedergeschlagen zu sein. Das das Quatsch ist, weiß ich natürlich. Aber in einer solchen Situation ist dieses Wissen so unglaublich weit entfernt...

Viele Grüße
Urmel
GabyI
Beiträge: 4
Registriert: 4. Jun 2007, 08:28

Re: panikattacken -strafe des unterbewußtseins?

Beitrag von GabyI »

Hallo Cecil

kennst du die Gründe für deine Panikattacken bzw. weisst du noch wann sie das erste Mal aufgetreten sind ???

Wie lange hast du schon damit zu kämpfen ??? Ist dein Leben da durch eingeschränkt ??

Leider kommen die PA`s ja immer dann, wenn man sie nicht braucht.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass du vor dem Treffen so angespannt warst....und es später ..obwohl es super lief...alles raus kam. Es kommt oft vor, dass eine Sache weiter zurückliegt....und die PA dann viel später erst kommt...

LG GABY
Antworten