Umgang mit Gefühlen - Hass....

[landei]

Hallo!

Tut mir leid, das ich hier noch einen Threat eröffne aber ich habe im Archiv nichts passendes gefunden, was mir weiterhelfen könnte.

Bin etwas unsicher, hat Hass etwas mit Depressionen zu tun? Normalerweise bin ich völlig unfähig zu reagieren und kann nur heulen oder schlafen aber ich bin im Moment auch nicht ich selbst und kann es schwer einordnen.

Diese Woche habe ich eine Fortbildungsveranstaltung wo ich mit meinem neune Chef und den neuen Kollegen hingehen werde und die Wahrscheinlichkeit ist enorm groß, das ich dort meinen Ex-Chef treffen könnte, der mich durch jahrelanges Mobbing zum völligen Zusammenbruch getrieben hat und der entscheidene Auslöser für meine Depression war.

Eigentlich spräche es jetzt für mein depressives Verhalten, das ich nicht zu dem Seminar gehe und Angst habe.

Angst habe ich auch aber vor mir selber! Ich habe Angst, das ich etwas tun könnte, das ich bereuen könnte. Ich habe so eine übersteigerte Wut auf diesen Kerl, das ich Panik habe, ich könnte ihn angreifen! Meinen neuen Job damit riskieren und mich zum Affen machen.
Ich hatte noch nie in meinem Leben so einen Hass und ich schäme mich dafür und habe wirklich Angst vor mir selbst.

Was ist das nur? Was kann ich dagegen tun?

Ach hätte ich doch nur schon einen Therapeuten gefunden, der mir helfen kann, jeden Tag kommen so viele kleine und große Probleme auf mich zu und ich bin abends so müde von der ganzen Bewältigungsarbeit.
Meine Gefühle springen durcheinander: morgens wache ich auf und heule, weil ich an irgendwas denken mußte (heute meinen verstorbenen Kater; ist vor 2 Jahren verstorben; trotzdem ), dann bin ich wieder völlig überdreht und lustig, dann ärgert mich was und auf dem Heimweg heule ich wieder, weil ein totes Tier am Straßenrand liegt...... ich habe manchmal das Gefühl, das ich meine Gefühle nicht im Griff habe und nun noch dieser Hass.....

Was ist nur los?

[kormoran]

hallo schattenspiel,

magst du mir deinen hass für während der fortbildung überlassen - ich richte hier mit ihm eine virtuelle schlägerei mit meinen exarbeitskollegen an und wenn du ihn zurückkriegst ist er ein wenig ausgelaugt und fügsamer...

spass beiseite: ich beneide dich ein wenig um dieses starke gefühl. ich kenne fast nur resignation, kopf einziehen, totstellen, flüchten, schuldgefühl, versagen, angst.

aber wenn es so stark ist wäre unterstützung wirklich hilfreich - kannst du dir vorstellen, das ganze für dich zB auf einem blatt papier darzustellen, die personen, deine gefühle, die einwirkungen vom exchef auf dich, das vertrauen vom neuen chef in dich, und was passieren kann: du willst gut aussteigen aus der situation! was kannst du machen - was willst du meiden. ich hab keine ahnung ob ignorieren oder einfach höflich und unverbindlich sein für dich geht und richtig ist. vielleicht hilft so ein bild, um dich zu wappnen, das praktisch auszuhalten?

[melocotón]

ich kenne das! ich kann sehr aggresiv werden und wenn es mich unvorbereitet trifft habe ich auch schon sachen gesagt die ich hinterher gerne "cooler" rübergebracht hätte.

du hast den vorteil dass du dir vorher deine wut vorstellen kannst. ja, du wirst wütend sein, er war gemain zu dir und er hätte einen fetten a*** tritt verdient!

aber was hilft es dir? du sollst gut bei der sache raus kommen. bestimmt hat der kerl ein paar ganz bemitleidenswerte dinge an sich? eine fürchterliche frau? wiederliche kinder? einen furchtbaren geschmack? irgendwas peinliches hat der gewiss an sich! lass dass doch die bestrafung sein, die bestrafung ist, dass er ein ganz armes würmchen ist.

da kannst du doch nur lachen..... der kann dir gar nichts mehr,

[ausgewandert]

der hass ist gefährlich weil er dich zerfrisst innerlich
das einziege was wirklich hilft ist das du ihm verzeihst
es hoert sich komisch an ist aber wirklich meine meinung
gruss birgit

[Dreamteam]

Hallo,
ich kenne das Chaos sehr gut welches du beschreibst aus früheren Zeiten von mir ! Leider ist es derzeit so das ich überhaupt keinen Zugang zu meiner Gefühlswelt habe und mich dafür auch wiederrum Hasse!!!! Glaub mir es geht vorüber , wir müssen alle lernen diese Seiten an uns anzunehmen und mit ihnen zu leben sonst machen sie uns kaputt!
Kopf hoch es wird besser werden, du bist nicht alleine!

[Surfer]

Hallo Schattenspiel,
nicht zu der Fortbildung gehen, wäre eine "Niederlage" gegenüber Deinem Ex-Chef. Hingehen dagegen heisst "Stärke" zeigen, zeig ihm, dass er Dich nicht untergekriegt hat. Nehmen wir mal an, er ist gar nicht da, Du auch nicht. Dann machst Du Dir hinterher Vorwürfe. Nehmen wir an, er ist da. Dann begegne ihm so, als ob er ein x-beliebiger Teilnehmer der Fortbildung ist. Halte Deinen Hass zurück, auch wenn es schwerfällt. Ich weiss von was ich rede. Ich habe erst neulich eine ähnliche Situation durchgemacht. Ich hätte meinem Gegenüber am Liebsten gesagt, dass er für mich der größte Ar*** dieser Welt ist und hätte ihm am Liebsten eine oder zwei reingehauen. Aber ich habe es nicht getan, ich habe ihn gegrüßt und ansonsten ignoriert.
Dir alles Gute
Surfer

[Cecil]

Ich stelle mir und Euch gerade die Frage, ob es nicht klüger wäre NICHT hinzugehen. Aus mehreren Gründen: wenn das Hassgefühl so stark ist, dass es noch nicht kontrolliert werden kann, kann dies zu einer unkontrollierbaren Reaktion führen. Das könnte Menschen schädigen und Dich selber auch.
Außerdem brauchst Du Deinem Ex garnichts zu beweisen, aber auch rein garnichts. Du brauchst ihm nicht zu beweisen, dass Du stark genug bist trotz seiner Anwesenheit zu der Fortbildung zu gehen und Du bruachst es auch niemand anderem beweisen. Es zählt jetzt hauptsächlich Dein Wohl. Und wenn Dir Abstand von diesem Menschen besser tut, dann halte Abstand. Das ist auch stark, dies für sich zu entscheiden und so zu handeln. Irgendwann wirst Du wieder Herr über DEine Emotionen sein und dann kannst Du ihm begegnen und er wird Dir egal sein und Du wirst Dich besser fühlen. Das dauert. Aber ich würde Dir den Rat geben, nimm Dir die Zeit. Für Dich.


best wishes
Cecil

[landei]

Heute ist der Tag X, nachher ist die Fortbildung.
Habe letzt Nacht nicht geschlafen, bin entsprechend neben der Spur und würde sogar behaupten, das ich heute zu keinen großen Gefühlen fähig sein werde.

Eure Sicht hat mir sehr geholfen und mich einen Schritt weitergebracht.
Ich bin zu dem Entschluß gekommen: Kneifen gilt nicht und ich werde mich da heute hinschleppen und wenn der Ex-Chef da ist, werde ich ihn einfach ignorieren und mich nicht provozieren lassen. Er hat keine Macht über mich und ich werde bestimmen, wie ich reagiere und niemand sonst.
Er hat mein Leben lange genug kaputt gemacht, jetzt ist Schluß damit!

Eine Kollegin habe ich eingeweiht in die Hintergründe des Mobbings dort und sie will mir heute zur Seite stehen. Das beruhigt mich!

Lieben Dank nochmal an Alle!

[Ronja_R]

Hallo Schattenspiel,

ich denke auch, dass Du Dir keinen Gefallen tust, wenn Du der Situation ausweichst. Letztlich musst Du mit diesem Gefühl in Dir klarkommen, unabhängig, ob Du den Kerl siehst oder nicht.... Ich bin in einer ähnlichen Situation aber auch nicht weiter, und froh, dass ich den Kerl zur Zeit nicht sehe.

Aber Dein Posting hat mich aus einem anderen Grund aufmerksam gemacht. Bei mir ist es eher das Thema "Wut" als das Thema "Hass", aber ich denke, die beiden hängen eng miteinander zusammen.
Ich bin eigentlich ein ziemlich beherrschter Mensch, und hatte vor ein paar Tagen ein bisschen Wut auf eine Freundin. Da habe ich plötzlich (wie in einem Blitz der Erkenntnis) gespürt, dass das nicht ein bisschen Wut ist, sondern eine riesengroße Wut. Ich hätte alles mögliche kaputt machen können - aber das ist nicht meine Art. Also schlucke ich die Wut bis ich sie über Jahre fast nicht mehr wahrgenommen habe - ich wusste gar nicht, dass ich so wütend sein kann (und oft bin). Das wird so weit weg geschoben, dass es fast weg ist. Vor vielen Jahren war ich einmal so wütend, dass ich meinen Vater geschlagen habe und für eine Woche von daheim weggelaufen bin. Da kam die Wut hoch, und wurde unkontrollierbar.

Wie kann man diese Wut stückweise zulassen, ohne dass sie unkontrollierbar wird?

fragt sich
Räubertochter

[conni66]

Hallo,
ich hoffe du hast den Tag gut überstanden!!!!

Zur Räubertochter,
schreib deine Wut auf,
rede mit jemanden darüber,
kauf dir einen Boxsack und hau drauf-ein Kissen tut es auch.
Liebe Grüße und einen schönen Abend
Conni

[Ronja_R]

Hallo Conni,

das mit dem Draufhauen ist mir zu einfach. Wenn ich bewusst versuche, meine Aggression an einem Gegenstand (oder einer Person) loszuwerden, auf den oder die sich die Wut gar nicht richtet, dann ist das nichts als ein (körperlicher)Abbau von Stresshormonen.

Schreiben und Reden ist vielleicht insofern hilfreich, als man sich der Ursache der Wut (und der Frage, warum bin ich so - übermäßig? - wütend) nähert. Wird aber nicht dadurch die Wut (als Emotion) wieder unterdrückt und auf eine sachliche Ebene gezogen?

Gruß
Räubertochter

[landei]

Nabend an dieser Stelle!


Also völlig um sonst die Panik geschoben.

@ Räubertochter:

was mir oft hilft ist es mir darüber klar zu werden, warum ich die Wut ( normalerweise ist es bei mir auch nur Wut und nicht dieser unkontrollierbare Haß ) habe. Das ist sehr schwer, weil sie sich auch bei mir lange anstaut und dann irgendwann herausbricht, ohne das die Situation der Reaktion meinerseits angemessen wäre.

Irgendwann viel mir auf, das etwas so nicht geht und ich habe mir die Zeit genommen und überlegt, warum ich jetzt so reagiert habe und die ganze Kette zurückverfolgt. Erst, wenn ich das habe, dann versuche ich zu reflektieren, was mir in einer despressiven Phase nicht immer gelingt, eigentlich kaum aber da habe ich auch kaum Wut oder Haß, da bin ich leer.

Mir hilft es dann auch mit jemandem darüber zu sprechen und mir zu überlegen, wie reagierst du demnächst anders, so daß sich die Gefühle nicht wieder so anstauen. Es ist dann wie eine Art Rollenspiel im Kopf. Ich spiele ein und dieselbe Situation durch mit unterschiedlichen Reaktionen und sehe vor meinem "geistigen Auge", wie sich eine Situation so entschärft.

Ein anderer Weg, der für mich nicht so gut funktioniert, den mir aber viele Menschen empfolen haben ist: zu überlegen, ob die Sache, die mich gerade so aufregt mich in einem halben Jahr noch aufregen würde, ob sie Auswirkung auf mein Leben haben würde...

Ich weiß, daß ich mich über Lächerlichkeiten aufregen kann und in meinem Kopf ein wahrer Krimi ablaufen kann... so wie jetzt mit der Fortbildung und nachher war es nicht so schlimm, wie ich es mir gedacht habe aber ich war quasi "gerüstet für den Ernstfall".

Mir hilft es auch nicht auf einen Sandsack oder sonst was zu schlagen um meine Wut rauszulassen, ich muß einfach begreifen, warum ich so empfinde und dann kann ich eine Strategie überlegen, wie ich handeln kann, oder wie ich es akzeptieren kann.

Wollte nur kurz berichtet haben, wie es gelaufen ist - ist doch länger geworden

Gute Nacht und nochmal Danke fürs Zuhören und Helfen!
Wenn ich mich revanchieren kann, laßt es mich wissen!

LG