Neue Diagnose

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Kiesch
Beiträge: 154
Registriert: 16. Sep 2006, 19:13

Neue Diagnose

Beitrag von Kiesch »

Hallo zusammen,

auf Grund eines Gutachtens, was ich fürs Versorgungsamt machen muss, erhielt ich von meinem Psychater Auszüge aus meiner Krankenakte zur Vorlage beim Gutachter.

Irgendwie reisst es mich nun total runter, denn so habe ich mich eigentlich nie wirklich betrachtet:

Schwere depressive Episode
Rezidivirende depressive Störung
emotional instabile Persönlichkeitsstörung vom Borderlinertyp

Also Punkt 1 u. 2 sind gut nachvollziehbar.
Punkt 3 haut mich schon vom Sockel. Klar, habe ich eine Zeit lang SV gemacht, aber man hat mir immer gesagt, dass ich kein Borderliner bin (auch in der TK, woher der Bericht ist).
Und eine Persönlichkeitsstörung hatte bisher auch niemand erwähnt.

Und ich frage mich, wie man mit solch einer Diagnose umgeht, wenn man sie plötzlich vor Augen hat?????

Es ist irgendwie immer reiner Zufall, dass mir sowas zugespielt wird.
Bei meinen Unterlagen von der Hausärztin fürs VA, fand ich einen Bericht über einen fokalen Epeleptischen Anfall den ich hatte, obwohl der Neurologe mir gegenüber von einem Tremor sprach.

Sorry, aber wie oft wird man eigentlich im Arztgespräch verkackeiert?
Wie kann man es besser im Arztgespräch machen, besonders wenn man eh Probleme hat sich auszudrücken, bzw. auf den Punkt zu kommen?

Weis nu garnicht mehr welchem Arzt man trauen kann((((((

Verwirrte Grüsse
Skippie
Bienchen
Beiträge: 23
Registriert: 20. Aug 2006, 11:17

Re: Neue Diagnose

Beitrag von Bienchen »

Hallo DU

Ich kann Dich voll verstehen, dass dich die Diagnose vom Sockel gehauen hat. Bei mir wurde vor kurzem das selbe diagnostiziert. Es hieß "Kombinierte Persönlichkeitsstörung bedingt durch posttraumatische Reaktion mit emotional instabilen (=BL) und zwanghaften Anteilen". Klingt auch nicht schmeichelhaft und ich tu mir mit dem Wort Persönlichkeitsstörung auch sauschwer. Das hat irgendwie etwas abwertendens.

Was ich nicht fair finde ist, dass Dein Arzt nicht mit Dir über die Diagnosen gesprochen hat. Als Patient hast Du ein Anrecht darauf die Diagnose zu erfahren. Ich kann Dir nur raten, dass Du deinen Unmut den Ärzten gegenüber zum Ausdruck bringst und darum bittest in Zukunft nicht belogen zu werden oder mit billigen Ausreden abgefertigt zu werden.

Was ich als Trost mitgeben kann ist das, was meine Thera in der Klinik zu mir sagte als wir die Diagnosen besprochen haben. Sie meinte Persönlichkeitsstörungen haben die selbe Chance geheilt zu werden wie die Depression an sich auch. Das ist kein Stempel den man uns lebenslang aufdrückt.
Viele Persönlichkeitsstörungen haben ihren Ursprung in einer verkorksten Kindheit, und dafür können wir nicht. Wir sind nur Opfer und dafür müssen wir uns nicht schämen!!!

Kopf hoch! Du bist nicht allein!!!

Liebe Grüße
Bienchen
flocke
Beiträge: 3603
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Neue Diagnose

Beitrag von flocke »

leider bist du "vorbelastet" sonst, denke ich wäre es nicht so dramatisch, zumindest war es das bei mir so.

ich wusste garnichts von den vorurteilen, davon sich rechtfertigen zu müssen wo man denn nun bei doppeldiagnosen schreiben darf oder nicht, ob man als borderliner ein unsoziales ich selbstzerfetzendes monster ist oder nicht...


versuch dich also von diesen dingen zu lösen. ist schwer, aber wichtig finde ich.


vielleicht hilft es dir ja, dass du doch immernoch die jenige bist die warst bevor du das gelesen hast. es hat sich nichts verändert.


flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
imagine
Beiträge: 1068
Registriert: 18. Jun 2006, 20:46

Re: Neue Diagnose

Beitrag von imagine »

Liebe Skippy,
da kann ich Flocke nur recht geben...
Auch bei mir wurde diese B... Diagnose von einem Arzt unter vielen schon gestellt und ich bin auch sehr erschrocken..
Es hat mir keine Ruhe gelassen, obwohl alle Ärzte, die mich sehr viel besser kannten, das verneinten.
Was habe ich gemacht, ich wohne in der Nähe der Stadt, in der der B...Pabst praktiziert, hab mich testen lassen und dieser Test fiel negativ aus.
Und zu der instabilen Persönlichkeitssruktur, wer ist denn schon IMMER stabil??
Doch wirklich nur ganz wenig Menschen und die sind in der Regel nicht in Behandlung und wenn doch, ließe sich bestimmt was finden

Du bist immer noch du und die, die ich kenne ist ein ganz mutiger, wertvoller Mensch

Liebe Grüße imagine
Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung (Chesterton)
jolanda
Beiträge: 1147
Registriert: 16. Okt 2003, 10:29

Re: Neue Diagnose

Beitrag von jolanda »

hallo!

Als mir genau diese Diagnosen (alle drei!) gestellt wurden, meinte die Psychologin in der Klinik, sie fände den Begriff Persönlichkeitsstörung selber auch problematisch, heißt aber nunmal so. Sie meinte dann dass ich es so auffassen solle: Störung eben, weil ich mich gestört, d.h. beeinträchtigt fühle.
Viellicht hilft dir diese Einstellung weiter. nd ich habe dann gemerkt, dass die Diagnose Borderline nicht nur Stigma, sondern auch Chance ist. Die Chance nämlich sich gezielt damit auseinander zu setzen und eine entsprechende Therapie zu bekommen.

LG, jolanda


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Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
Kiesch
Beiträge: 154
Registriert: 16. Sep 2006, 19:13

Re: Neue Diagnose

Beitrag von Kiesch »

Hallo und danke für eure Antworten,

habe den ersten Schock nun überstanden und frage mich gerade, wie man eine PS Störung haben kann, wenn man doch eigentlich gar keine Persönlichkeit hat.
Denn wenn ich eine hätte, würde ich auch sicher kleinere Störungen mal in Kauf nehmen)))

Und dann dieses Schwanken zwischen mittelschwerer und schwerer Depri, sagt das vielleicht aus, dass ich niemals ohne war?

Bin nun jedenfalls froh gerade eine neue Thera anzufangen, in mich hinein zu Horchen und hoffen das sich das alles einmal gibt.

Zur Zeit fühle ich mich auch relativ stabil und das macht es leichter an die Knackpunkte ranzukommen)))))

Diese Gedanken habe ich heute dazu
skippie
flocke
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Neue Diagnose

Beitrag von flocke »

da wärst du aber die erste die ich kenne, die keine persönlichkeit hat....


freut mich, dass es dir nun besser geht.

flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
SchwarzeSchnecke

Re: Neue Diagnose

Beitrag von SchwarzeSchnecke »

Hallo,

Also das mit den Diagnosen ist so eine Sache...
Je genauer man etwas unter die Lupe nimmt, desto mehr Kratzer findet man.

Menschen, die sich in ständiger ärztlicher Behandlung befinden, erhalten meist eine ganze Menge Diagnosen. Fast jeder Arzt findet irgendwas anderes. Die früheren Diagnosen werden häufig nicht gestrichen oder abgeändert, während immer wieder neue hinzukommen.
Darüber würde ich mir nicht so sehr den Kopf zerbrechen.

Viel mehr Gedanken mache ich mir um diejenigen Personen, die nie oder selten zum Arzt gehen und deren Störungen daher nie diagnostiziert werden, obwohl sie u.U. schwerwiegend sind.
*****

Manche Ärzte übertreiben die Erkrankungen ihrer Patienten auch bewußt, um für die Patienten Vorteile herauszuschlagen (z.B. bei Schwerbehindertenausweis, REHA-Antrag).

LG, Anne
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