Angst und Medikamente

Kirsten
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Angst und Medikamente

Beitrag von Kirsten »

Hallo Euch allen! Meinen folgenden Beitrag sollte ich vielleicht besser unter "Wut und Aggression" ablegen, aber vielleicht möchtet Ihr ja wissen, wie der Termin augegangen ist, der mich fast eine Woche Schlaf gekostet hat: Liebe Demeter! 20 Minuten Gesprächszeit bei einem Arzt kann man durchaus noch um 13 Minuten unterbieten!!! Nachdem der Arzt ca. 5 Informationen von mir hatte, stand sein Behandlungsplan fest: Ein Benzodiazepin! ADs könnte man ja mal zu einem späteren Zeitpunkt ins Auge fassen... Ich habe ihm mehrfach und überdeutlich gesagt, daß ich nichts dämpfendes nehmen kann, da ich auf der Arbeit voll da sein muß, die Information fand er offenbar nicht so wichtig! Meine Besorgnis in Bezug auf meine Novalgin-Erfahrung, fand er mit den Worten "Das ist etwas ganz anderes" ausreichend beantwortet. Jede Nachfrage von mir hat er abgeblockt. Ich soll etwas nehmen, was mich dämpft und die Depression im Zweifel eher verstärkt. Ich hab echt versucht, für mich einzustehen, aber gegen diese Ignoranz bin ich nicht angekommen! Ich hab mich immer gewundert, daß hier im Forum so viele Fragen zu bestimmten Medikamenten auftauchen, dachte, das kann man den Arzt doch fragen, aber jetzt verstehe ich das umso mehr. Für mich war es heute ein ziemlicher Tiefschlag. Viele Grüße, Kirsten
sara
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Beitrag von sara »

Arme Kirsten, such Dir sofort einen anderen Arzt. Toll ,daß du von Dir überzeugt bist, und weißt,was Du willst. Ich bekam auch am Anfang Neuroleptika. Jetzt hab ich Probleme die abzusetzen. Das einzige was mir wirklich hilft, ist AD (Fluktin) . Man merkt einfach nur daß man nach 2 Wochen besser drauf ist,etwas aufgedreht. Gib nicht auf! Es gibt solche und solche Ärtzte.Geh zu einem ,dem Du vertraust. Tschüß an alle! Es hilft mir ungemein eure Berichte zu lesen, mit euch in Kontakt zu treten.
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Liebe Kirsten, du hast recht,stinkwütend zu sein. Das ist qbsolut verantwortungslos! Ich hoffe,daß du genu Wut in dir ist,daß das Adrenalin dir die Kraft gibt,die mühevolle Suche nach einem -richtigen - Arzt wieder auf dich zu nehmen! Ich würde auch mal bei der Krankenkasse nachfragen und mein Erlebnis schildern. Ich war lange Zeit bei einem Arzt,der mir alles mögliche aufgeschrieben hat,immer ohne richtiges Aus- und Einschleichen und als er nicht mehr weiter wußte,kriegte ich auch Diazepam. Die Folge war,daß sie mir dann in der Klinik sagten,ich wäre unmittelbar davor gewesen,süchtig zu werden. Er hat mich auch mit meinen Fragen immer nur beschwichtigt. Von solchen Ärzten muß man sofort davonlaufen. Es gibt andere!!! Wünsch dir mehr Glück! Bleib dran! Waltraut
Heinz - Leo Laturell
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Beitrag von Heinz - Leo Laturell »

Hallo Kirsten, wir haben noch nicht miteinander geschrieben(gesprochen). Ich bi ja relativ im Team sozusagen. Ja, das mit der medikamentösen Versorgung ist ein echtes Problem. Ich habe auch sehr lange gebraucht, bis ich einen Arzt fand, der auf mich, meine Ängste auch im Umgang mit Medikamenten umgehen kann. Grundsätzlich bin ich ein Medikamentenablehner ( Schöner Begriff, was?). D.h. ich habe Angst vor Medikamenten, schlucke , wenn überhaupt dieses Zeug nur mit Widerwillen und mußte mir jetzt im Rahmen der medikamentösen Therapie einer langjährigen Depression das Durchlesen des Beipackzettels abgewöhnen, damit ich wirklich unterscheiden kann, was ich mir an Nebenwirkungen einrede und was tatsächliche Nebenwirkung ist. Was mir immer wieder auffälltist, das weder Apotheker noch die meisten von mir befragten Ärzte auch nur annähernd über die Nebenwirkungen informiert sind. Anworten wie, das bilden sie sich ein, oder das kann nicht sein, oder sie wehren sich damit gegen die Einnahme sind keine Seltenheit. Nun zum Valium. Persönlich halze ich Diazepan für das ungeeigneste Mittel bei Depressionen. Es kann in akuten Situationen angebracht sein, um Angstspitzen und die damit verbundenen körperlichen Probleme wie plötzlicher Bluthochdruck, Kopfschmerzen etc. zu mildern, aber meines erachtens niemals zur Dauerbehandlung. Manche Neurologen und Psychiater betrachten depression und Panik - oder Angststörungen getrennt, sehen nicht, oder wollen ihn nicht sehen, zumal die wenigsten eigene und somit wirklich nachvollziehbare Erfahrungen mit diesen Erkrankungen haben. Damit Du mich nich falsch verstehst. Ich breche hier nicht den Stab über den Medizinmann, aber es sind eben auch nur Menschen. Im Falle, dass Du mit diesem Arzt keine gute Zusammenarbeit hinkriegst, heißt das vielleicht für Dich, wechseln. Es könnte aber auch heißen, ergreif die Gelegenheit beim Schopf und lass Deinen Ärger bei ihm ab. Ist er ein erfahrener Neurologe, geschult, dann wird er Deine Wut aufnehmen undmit Dir darüber sprechen. Das gehört zur Therapie. Wird er sich Dir nicht stellen, Dich abwehren oder Auflassen, denke ich, das ihm das fehlt, was er gerade als Neurologe braucht. Dies soll kein Ratschlag sein, es ist sozusagen eigene Erfahrung. Ich probiere seit Monaten verschiedene Medikamente aus udn scheitere immer wieder an den für mich nicht akzeptablen Nebenwirkungen. Aber wie hießt es da schön: Es gibt noch viel zu probieren, schlucken wir es runter! Was der Eine verträgt, haut den Anderen um. Mich wundert es immer wieder, dass wir mit Medikamenten versorgt werden, die die Teilnahm,e am Straßenverkehr eigentlich verbieten, die jede Tätigkeit, die Aufmerksamkeit und Konzentration erfordern verbieten und wir dennoch unter diesem " Gift" täglich verantwortungsbewußt unserer Arbeit nachgehen sollen und nicht selten einige hundert Kilometer mit dem Auto zur Arbeit fahren müssen, oder am Operationtisch stehen und Patienten in der Narkose überwachen sollen, wie es mein Job war. Da wird so viel über Drogen und Alkohol im Straßenverkehr und am Arbeitsplatz geredet und stärker Kontrollen verlangt. Was für ein unsinniger Widerspruch. Wenn wir alle Menschen in dieser Republik, die unter solchen ;Medikamenten stehen heute aus dem Arbeitsprozeß herausnehmen würden und von den Straßen entfernen, würde wahrscheinlich unser System zusammenbrechen. Nun gut, das hilft Dir nicht weiter, aber es ist auf jeden Fall einmal bedenkenswert. Ich nehme z.Z. bei Bedarf einen Tranquilizer, also Beruhigungmittel, wenn die Angst mir den Boden unter den Füssen wegzureißen droht, aber eben nur bei Bedarf in geringen Dosen. Ansonsten versuch ich´s mit Antidepressiva. Andere Möglichkeiten wie autigenes Training, Atemübungen, etwas Bewegung schaff ich nur, wenn ´s mir entsprechend gut geht, sonst ist tote Hose. Da ich z. Z. im Krankenstand bin halt ich´s so aus. Wenn´s irgendwann wieder heißen sollte, jetzt geht´s wieder an die Arbeit, knall ich durch. Aber nicht immer, denn es gibt auch Augenblicke, wo ich so gut drauf bin, dass ich sofort jeden Job der Welt machen könnte. Aber es sind eben nur Augenblicke und wo fdinde ich einen Augenblicksjob? Vielleicht wird´s langsam Zeit, dass wir Betroffene lernen für uns selbst zu reden und es nicht den sogenannten Fachleuten überlassen, festzulegen was für uns gut ist und was es bedeutet depressiv zu sein. Ich empfehle an dieser Stelle zwei Bücher. "Meine ruhelose Seele", ist Selbsterfahrung einer Psychiaterin die an einer manisch depressiven Erkrankung leidet undgeradezu dafür geeignet Menschen mit dieser Erkrankung zu behandelnund "Seelenfinsternis", hier beschreibt ein Psychiater seine eigene Depression. Das letztere ist im S.FischerVerlag erschienen, das erster hab ich nicht zur Hand und weiß auch nicht wo´s erschienen ist, das dürfte aber kein Problem sein es herauszufinden. Liebe Kirstin, setz Dich durch, lass Dir nicht´s auf´s Auge drücken, das ist bereits der erste Schritt aus der Depression! Liebe Grüße Heinz - Leo
nicole
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Beitrag von nicole »

Hallo zusammen! Ich habe irgendwie das Gefühl, dass hier fast jeder die Medis richtiggehend anpreist. Das schockiert mich ein bißchen, verwirrt mich aber auch. Ich leide seit 8 Monaten unter Angstzuständen und Panikattacken. Nach ca. drei Monaten hat mir ein Neurologe das Ad Anafranil verschrieben. Dadurch war mir speiübel, bin Karussell gefahren und konnte 4 Nächte am Stück überhaupt nicht schlafen. Also habe ich dann was anderes, was beruhigendes, bekommen - Insidon. Diese Nacht nach der ersten (und letzten) Einnahme werde ich nie vergessen! Es war ein Horrortrip, ich dachte, ich muss sterben. Seitdem habe ich einen dermaßen Horror vor dem Zeug! Seit ein paar Wochen nehme ich Johanniskraut, was zwar die psychosomatischen Beschwerden nimmt, aber die Angst bleibt. Sicher habe ich nochmals mit meiner Therapeutin über ein AD gesprochen, aber sie meint, dass wir das Übel an der Wurzel angehen müssen. Wenn ich ein Ad nehme, geht es mir vielleicht irgendwann besser, ich setze es wieder ab. Die Ursache ist damit aber nicht genommen und es kann sein, dass deshalb diese Krankheit wieder kommt. Stimmt das so? Wie gerne würde ich einfach was schlucken und dann ist diese Angst für immer verschwunden! Aber lt. meiner Therapeutin geht das nicht (oder will sie einfach nur in vielen Sitzungen viel Geld an mir verdienen?). Ach so, ich habe gehört, dass Seroxat das beste Mittel bei Angst- und Panikattacken sein soll. Hat damit jemand Erfahrung? Gruß, Nicole
demeter
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Beitrag von demeter »

Liebe Nicole, ich sehe es so, dass ad´s kein Heilmittel sind, sonder mehr wie Krücken wirken. Sie unterstützen uns in der Zeit, die wir brauchen, um gesund zu werden. Deshalb sind sie in meinen Augen auch nur dann sinnvoll, wenn wir selbst auch aktiv sind bzw vom Therapeuten in die Warteschleife geschickt werden. Deine Ärztin hat recht: die Gefahr besteht durchaus, dass man sich durch die Medis geheilt fühlt und sie absetzt, obwohl man das Grundübel noch nicht gefunden, geschweige denn verarbeitet hat. Weißt Du, ich sehe mein AD(Fluoxetin) schon als"Wohlfühlpillchen" an: ich fühle mich durch das Medikament so wohl, dass ich an meinen Problemen arbeiten kann. Und dafür schlucke ich sie: um den Kopf frei zu haben, damit ich aktiv zu meiner Heilung beitragen kann. Das Medikament kann Dir helfen, zu erkennen, woher Deine Ängste kommen, nehmen kannst Du sie Dir nur selbst! Und das am besten mit Unterstützung der Therapeutin! Liebe Grüße Demeter
Lebe Dein Leben, bevor es Dich lebt
inka
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Beitrag von inka »

hi demi, sag mal kennst du dich mit therapeutenwechsel aus? ich hab bei meinem alten therapeuten noch 40 stunden ... jetzt will ich mir aber einen anderen suchen udn weiß nicht wie... inka
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Liebe Inka, am besten sprichst du direkt mit deiner Krankenkasse über den Therapeutenwechsel. Die müssen das genehmigen. Erzähl ihnen,warum du da wegmußt!!!Viel Glück! Waltraut Liebe Kirsten,liebe Nicole, nein,wir machen hier nicht Reklame für ADs. Aber es gibt so viel diffuse Ängste auf der einen Seite und die ADs können andrerseits so viel Leidensdruck nehmen,daß man es wirklich immer wieder sagen muß! Deine Ärztin hat recht,Nicole,ein Heilmittel sind sie nicht. Es ist so,wie Demeter es beschrieben hat. Sie helfen,vereinfacht gesagt,den Hirnstoffwechsel so lang in Gang zu halten,bis der Körper es wieder selbst schafft,weil er sich entweder wieder erholt hat oder weil dank der Therapie das seelische Befinden sich zum Positiven verändert hat. Und die Nebenwirkungen sind von Mensch zu Mensch und von Mittel zu Mittel verschieden,sogar von Mal zu Mal. Zugegeben,manchmal sind sie spektakulär,aber was sind zwei,drei Tage Nebenwirkungen gegen wochen- und monatelanges Leiden! Ich habe beim Suchen nach dem richtigen Medikament auch teilweise heftige Nebenwirkungen gehabt,aber jetzt schon lange außer Mundtrockenheit nichts! Und auch die eventuelle Verkehrsuntüchtigkeit kann man vermeiden,wenn man die Hauptdosis abends nimmt. Die Angst vor dem AD kommt mir manchmal vor wie die Angst vor Cortison. Das wird auch so verteufelt und hat doch schon so viele Menschen vor schlimmem Schicksal bewahrt (mich auch!). Alles Liebe Waltraut
demeter
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Beitrag von demeter »

Liebe Inka, ich hatte das Glück, dass ich noch in der "Probezeit" von der Unfähigkeit meines Therapeuten überzeugt wurde und hierdurch kein offizieller Wechsel stattfinden musste. Aber ich denke wie Waltraut: Sprich mit Deiner Kasse, begründe, warum Du wechseln musst! Ich drück die Daumen! Demi
Lebe Dein Leben, bevor es Dich lebt
nicole
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Beitrag von nicole »

Hallo Waltraud! Du schreibst, dass die ADs nur so eine Art Übergangslösung sind bis der Körper wieder von alleine funktioniert. Aber was ist, wenn er das nicht tut? So viele hier im Forum berichten von einer jahrelangen Einnahme von Medis, leiden aber trotzdem noch an ihrer Depression. Würdest du mir raten es nochmal mit einem AD zu probieren? Ich habe im Sommer Diplomprüfungen und nächstes Jahr im Februar soll ich ins Referendariat. Aber so wie es mir momentan geht, schaffe ich das alles bestimmt nicht! Das Johanniskraut nimmt wie gesagt die Angst nicht. Meine Therapeutin tut immer so als wäre es nicht so schlimm, wenn ich die Prüfungen oder das Ref nicht schaffe, ich kann ja was anderes machen. Das will ich aber nicht! Gruß, Nicole
Hete Langela

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Beitrag von Hete Langela »

Liebe Kirsten, liebe Nicole und alle die es interessiert! Ich habe bisher nur im gerade neuentdeckten Forum gelesen. Aber Kirstens Geschichte und Nicoles Ängste vor ADs animieren mich jetzt,einen Erfahrungsbeitrag zu leisten.Versuche es irgendwie kurz zu fassen: Ich habe (was ich rückblickend klar sehe) beginnend mit ca 12Jahren eine lange Leidensgeschichte von Depressionen und Angstzuständen hinter mir (heute 53J). Daß meine psychischen Reaktionen sich von denen anderer Menschen unterscheiden ,habe ich recht früh erkannt. Meine größte geheime Angst war es, mich als "psychisch krank" ansehen zu müssen. Sobald es mir möglich war, habe ich mit Psychotherapie begonnen und Erfahrungen mit verschiedenen Methoden und Therapeuten gemacht - insgesamt mehr als 15 Jahre. Diese Therapieerfahrungen haben mir mit Sicherheit geholfen, mein Leben trotz meiner Stimmungsschwankungen ,Extremgefühle ,suizidalen Absichten und auch einiger körperlichen Beschwerden irgendwie so auf die Reihe zu bekommen, daß ich mich weder umgebracht habe noch Dauerpatientin in der Psychiatrie geworden bin.Ich habe sogar ein Studium abgschlossen und bis vor kurzem in einem ziemlich anstrengenden pädagogischen Beruf gearbeitet. Phasenweise ging es mir auch "richtig gut" und immer dann meinte ich, nun sei endlich der erwünschte Therapieerfolg eingetreten, nämlich dauerhafte Heilung. Psychopharmaka waren für mich gleichbedeutend mit "chemischer Zwangsjacke" und völlig inakzeptabel. Das einzige was ich mir zugestanden habe, waren Baldriantropfen - wenn auch in großen Mengen. Ich habe viel Mühe darauf verwandt, nach außen hin zu funktionieren und möglichst niemanden mit meinen inneren Qualen zu belasten. Irgendwann mußte ich mir eingestehen, keine Kraft mehr für ein solch mühsames Leben zu haben. Ich sah mich vor der Alternative, es zuzulassen, daß ich mir das Leben nehme oder mir als letzten Versuch den Gang zum Psychiater zu verordnen.(Glücklicherweise hatte ich von Fluctin gehört, und jemanden kennengelernt, der es einnahm.)Ich las das Buch "Befreite Gefühle" von Colette Dowling und setzte mich mit meinen Ängsten vor einem Antidepressivum auseinander (vor allem Angst, dann nicht mehr ich selbst zu sein)-und mit dem Schritt, mein Leiden als Krankheit zu betrachten. Der Psychiater verschrieb mir Seroxat.Die ersten 8 bis 10 Tage ging es mit mir drunter und drüber und ohne gute Unterstützung hätte ich sicher sofort abgebrochen. Doch dann begann ein Wunder. Langsam setzten ganz subtile Veränderungen ein die immer mehr dazu führten, daß all das was ich Jahrelang über Psychotherapie und Selbsterfahrung hatte lernen wollen, mir plötzlich wie selbstverständlich von der Hand ging. Erst da wurde mir bewußt, wie sich ein gesunder Mensch fühlen muß und weshalb die anderen vieles so ohne Mühe konnten, was mir nur mit allergrößter Anstrengung -vielleicht - gelang. Aus meiner Angst durch das AD nicht mehr ich selbst zu sein wurde die Erkenntnis, daß ich jetzt erst die Basis dafür bekam, wirklich ich selbst zu sein. Ich nehme Seroxat jetzt im 6. Jahr. Ohne geht es bisher nicht, dann geht es mir wieder so wie vorher. Ich fühle mich deshalb nicht abhängig vom Medikament, aber abhängig von meiner Krankheit. Geheilt bin ich nicht, aber wenn Heilung möglich ist, dann habe ich jetzt sicher eine bessere Ausgangsbasis. Mein Leben vor Seroxat war ein solch endloses Mühen und Plagen mit einigen Lichtblicken dazwischen. Jetzt lebe ich gerne und genieße es sehr, von den vielen (mir ja selbst unangemessen erscheinenden) Ängsten, Hemmungen und der tiefen Verzweiflung befreit zu sein. ZU ganz "normalen" Ängsten und Leiden am Leid, das in der Welt ist, bin ich auch weiterhin fähig. Ein Handycap habe ich noch. Ich brauche viel mehr Schlaf als andere, bin eher nachtaktiv und komme morgens nur mühsam aus dem Bett (es sei denn es ist mittag und ich bin ausgeschlafen).Aber es ist kein bleierner Schlaf, sondern erholsamer Tiefschlaf. Damit hadre ich noch etwas, aber gemessen an dem, was ich gelitten habe ist es eigentlich gar nicht erwähnenswert. So ist es mir ergangen und genauso wird es keinem anderen ergehen. Ich möchte aber Mut machen, außer Psychotherapie auch die Möglichkeit zu nutzen, sich von einem guten Facharzt (den man vielleicht nicht sofort findet)beraten zu lassen und nach dem richtigen Medikament zu suchen (das man u.U. auch nicht gleich beim ersten Versuch hat). Und -ganz ganz wichtig - sich Unterstützung zu holen in diesem Prozeß von lieben Menschen und solchen, die selbst betroffen sind. Es ist sehr hilfreich, daß es dieses Forum gibt. Grüße von Libelle
Pedda
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Beitrag von Pedda »

Hallo Libelle, Mein Name ist Pedda und ich habe mit großem Interesse deine Message gelesen.Ich bin immer sehr frof wenn ich lese das es anderen Menschen genauso geht wie mir.Es gibt in unserer Lebensgeschichte viele Paralelen.Ich leide auch seit langer Zeit unter Depris und habe wie Du immer strickt Medikamente abgelehnt.Auch ich habe gedacht:Ja wenn ich so weit bin dann bin ich wohl endgültig verückt!Habe über 7Jahre Pschoanalyse gemacht die mir auch geholfen hat mich kennen zu lernen, und selber zu verstehen. Es hat mir geholfen mit mir und meinen Problemen anders umzugehen.Trotz allem sind mir die Depris geblieben.Ich war furchtbar enttäuscht nach der jahrelangen Auseinandersetzung mit mir selbst das mir die Depressionen und Ängste geblieben sind.Auch ich habe die ganze Zeit über immer eine Fassade aufrecht erhalten hinter der mich niemand entdeckt.Ich habe funktioniert,aber nicht wirklich gelebt.Es kam natürlich immer wieder durch mit den Depris,man kann anderen wohl etwas vormachen aber sich selbst wird immer schwerer.Das alles war ein enormer Kraftaufwand für mich,der mich alles an Lebensernergie gekostet hat.Für mich zum Leben blieb nichts mehr,es reichte gerade zum überleben.Vor drei MOnaten konnte ich dann nicht mehr und wurde auch suizidal.Da hab ich den Entschluß gefaßt die Hilfe in Form von Medikamente in Anspruch zu nehmen(wurde mir schon öfter angeboten zuvor).Da ich noch aus früheren Zeiten eine Suchterfahrung gemacht hatte(seit 12 Jahren clean)fiel es mir doppelt schwer zu akzeptieren das ich wirklich Hilfe brauche in Form von Medis.Nun nehme ich seit fast 2 Monaten AD`s und es geht mir wieder wesentlich besser.Ich kann das was ich in der Psychoanalyse gelernt nun tatsächlich im Alltag anwenden(Hurra !!).Nein auch ich bin kein anderer Pedda geworden durch die AD`s sondern habe jetzt den Kopf und den Körper freier von den ständig so anstrengenden und niederschmetternden Grundgefühl der Depression.Denn dauernd in diesem Düsteren Gefilden rumzuhängen das kann auch nicht der wahre Pedda sein.Mit Leben hatte das auch nicht viel zu tun,mehr mit überleben.Ich hatte immer ein Bild von mir wie von einem Ertrinkenden der es so gerade schafft den Kopf über Wasser zu halten.So jetzt reichts erstmal!!!!! Also dann bis demnächst der gezolofte Pedda
Pedda
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Angst und Medikamente

Beitrag von Pedda »

Hallo Kirsten, Jetzt habe ich mich so auf das von Libelle geschriebene konzentriert das ich ganz vergessen habe Dir einen Gruß auszurichten!Vieleicht kannst Du ja was anfangen mit meinen Erfahrungen,vor allem mit denen der Selbstmedikation.Ich habe lange Zeit Drogen genommen und bin seit 12 Jahren clean(ein GLück).Das Problem (egal ob mit Alkohol oder Drogen)ist ganz einfach das Du Dir neben deinem Grundproblem noch ein Suchtproblem schaffst(so war`s bei mir auf jeden Fall)und dann wird es irgendwann echt heftig! wünsche Dir alles Gute Gruß Pedda
nicole
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Beitrag von nicole »

Hallo Libelle! Genau davor habe ich Angst, dass es mir mal so geht wie dir. Jahrelanges Kämpfen und Kraftaufwenden und dann erst viel später, wenn man vielleicht nicht mehr so viel Zeit richtig leben können. Aber ich stelle mich noch gegen die Medis, weil ich noch keinen so drigtigen Grund dafür sehe. Ich leide seit 8 Monaten unter Panikattacken und Angstzuständen. Eine Depression wurde bei mir nicht fetsgestellt. Bei mir äußert sich das alles außschließlich körperlich: stechende Kopfschmerzen, Herzschmerzen, Schwindel, Herzrasen, kribbelige Hände usw.. Deshalb weiß ich jetzt nicht genau was ich tun soll, zumal das mit den Panikattacken auch schon viel besser geworden ist. Gruß, Nicole
waltraut
Beiträge: 926
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Beitrag von waltraut »

Liebe Nicole, ob man die Depression ganz los wird und auf Medikamente verzichten kann,ist eben auch von Fall zu Fall verschieden. Normalerweise verringert man nach einer längeren guten Periode allmählich die Dosierung. Es kann dann zu einem Rückfall kommen,wenn man noch nicht weit genug ist,aber da ist nichts verloren,im Gegenteil,auch die Rückfälle werden kürzer und leichter. Deine Therapeutin versucht wahrscheinlich,den Prüfungsdruck von dir zu nehmen. Grundsätzlich hat sie sicher recht. Mit einer Depression muß man manchmal Abschied nehmen von Zielen,die mehr Einsatz fordern als man im Moment geben kann. Aber ich denke,du hast eine gute Chance,mit Hilfe von ADs es trotzdem zu schaffen. Die wirst du aber wohl brauchen. Lieben Gruß Waltraut
bettina
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Beitrag von bettina »

Hallo Ihr alle, welche ADs helfen denn gut gegen Ängste? Ich bekomme Remergil gegen meine Depressionen, aber gegen die Ängste scheint es nicht recht zu wirken. Gruß Betty
maria

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Beitrag von maria »

Hallo Bettina, ich habe auch eine Depression, die von Angst geprägt ist. Seit einigen Jahren komme ich mit Stangyl ganz gut zurecht, zusätzlich nehme ich noch ab und zu (in schlechteren Zeiten) Somnosan (Wirkstoff Zopiclon). Lieber Gruß von Maria
Kirsten
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Beitrag von Kirsten »

Hallo Euch allen! Als ich das Forum entdeckt habe, und die ersten Beiträge gelesen habe, ging es mir genauso, wie Dir, Nicole. Ich hatte echt das Gefühl auf einer Werbeveranstaltung für Medikamente gelandet zu sein. Und dann haut mein Therapeut auch noch in die gleiche Kerbe....! Und das mir, die mit diesem Thema eh Probleme hat.. Es arbeitet in mir wie verrückt, ich glaube, ich setze mich zum ersten mal überhaupt ernsthaft mit dem Thema auseinander. Mit meinen Ängsten und Vorurteilen die ich in Bezug auf Pillen habe, und mit meinem aktuellen Umgang damit, wird mir gerade einiges klar. Ich denke auch nicht, daß Medikamente die Ursache von Depris und Ängsten beseitigen können, aber vielleicht ist es tatsächlich eine "gesündere" Form, die Symptome zu lindern. Ich selbst habe über viele Jahre ja auch immer wieder "Strategien" entwickelt, um meinen Zustand erträglicher zu machen. Darunter auch sehr ungesunde. Im Moment heißt mein "Medikament" Alkohol. Es ist sehr hilfreich, wie ein Rettungsanker. Ich weiß, ich muß nur irgendwie durch den Tag kommen, und am Abend, wenn niemand mehr etwas von mir fordert, kann ich mir Erleichterung verschaffen.... Aber die Nebenwirkungen und Nachwirkungen sind auch ganz schön heftig! Die von Medikamenten sind vermutlich auch nicht schlimmer. Und jetzt liegen seit drei Tagen die Benzos hier rum, und jeden Abend diskutiere ich mit mir das gleiche: Trinke ich heute Abend Tee, halte die Depris aus, riskiere Angstzustände für die ich ja zur Not ein Medikament habe, oder greife ich doch lieber wieder zu dem was ich kenne... bisher ist die Medi-Packung unangetastet. Anfang März habe ich einen Termin bei einem anderen Neurologen -von dem mir mein Therapeut schon abgeraten hat!- Ich habe große Sehnsucht danach, mich wieder so lebendig zu fühlen wie in meinem 'guten Jahr', das ich hatte. Im Moment übersteigt es noch meine Vorstellungskraft, daß es mit Hilfe von Medis möglicher werden kann, schaffe es auch noch nicht meine Strategie aufzugeben, was ja dann wohl notwendig wäre. Ich finde es verdammt schwer, etwas Vetrautes aufzugeben, mit dem Risiko, daß ein Medikament erstmal vielleicht gar nicht hilft, meinen Zustand evtl. erstmal noch verschlimmert. Aber so wie es jetzt ist, will ich nicht ewig weitermachen. Ich bin noch weit davon entfernt aufzugeben. Ich wünsche Euch einen schönen Tag! Kirsten
bettina
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Angst und Medikamente

Beitrag von bettina »

Hallo Ihr alle, wie Ihr schon bemerkt habt, hadere ich noch mit meinen Medis (Zyprexa und Remergil). Gibt es als Nebenwirkungen auch Kribbeln in Armen und Beinen oder frühes Erwachen? Wie sind Eure Erfahrungen? Ich hadere auch mit meiner Therapeutin. Letztens hat sie mich unbeabsichtigt sehr hart ran genommen und im Prinzip bin ich nach 2 Wochen noch nicht darüber hinweg. Habt Ihr auch schon mal so Erfahrungen gemacht? Gruß Betty
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Hallo Betty, Kribbeln in Armen und Beinen war für mich die häufigste Nebenwirkung. Es fing meist 2 Stunden nach dem Einschlafen an und hielt mich stundenlang wach. Bei Remergil ging es mir auch so,ab einer bestimmten Dosis. Jetzt hab ich Doxepin,da war es zuerst auch so,hat aber nach ein paar Tagen aufgehört! Viele vertragen Remergil gut,vielleicht schaust du es dir noch ein paar Tage an? Das frühe Erwachen ist eher ein Depressionssymptom. Bei mir war monatelang die Nacht zwischen 2 und 4 Uhr zu Ende. Die Frage mit der Therapeutin ist schwieriger zu beantworten. Was heißt unbeabsichtigt? Hast du deine Reaktion mit ihr besprochen? Das gehört manchmal zum Lernprozeß. Wenn sie nicht darauf eingehen will,ist >Alarm angesagt. Lieben Gruß Waltraut Liebe Kirsten, ich meld mich heute noch bei dir!
marta motte
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von marta motte »

Hallo Libelle, Du hast mir mit Deinem Eintrag aus der Seele gesprochen. Ich nehme fast seit 2 Jahren nun Seroxat (Wirkstoff Paroxetin). Seit drei Tagen nehme ich jetzt den gleichen Wirkstoff, das Medikament heisst nun Paroxat und scheint billiger zu sein. Die Ärzte verschreiben nun ja gerne die billigeren Medikamente. Bin auch noch nebenbei in einer Verhaltenstherapie und stelle genauso fest wie Du, dass ich viel aufnahmefähiger unter dem Medikament bin. Am Anfang ohne Medikament war es kaum möglich. Wie hoch ist denn Deine Dosierung? Ich nehme inzwischen an einem Tag eine halbe Tablette, den nächsten Tag eine. Ich bin übrigens 48 Jahre. Würde mich freuen, wenn Du mir kurz antwortest. Gruß Bini
maja
Beiträge: 109
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von maja »

Hallo Betty! Ich hatte durch Remergil die ersten 2 Wochen so ein Zucken in den Beinen,lästigerweise wenn ich im Bett lag und schlafen wollte! Es ist dann aber wieder verschwunden,als ich die Tbl. länger nahm. Gruß Maja
inka
Beiträge: 285
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von inka »

ich nehme auch remergil und hatte auch dieses beinzucken. wieviel remergil nehmt ihr? und habt ihr das gefühl, dass es euch hilft? inka
Hete L.
Beiträge: 4
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Beitrag von Hete L. »

Hallo Bini! Meine tägliche Seroxatdosis ist eine ganze Tablette, also 20mg. Manchmal habe ich kurzzeitig auch 1 1/2genommen, wenn ich das Gefühl hatte, daß es nötig war. Es ist ja schön, wenn du mit der Dosierung klarkommst. Hast du eigentlich keine Probleme mit Müdigkeit oder verlängertem Schlafbedürfnis? Das ist das einzige, was mich stört. Ansonsten geht es mir wirklich so gut wie nie zuvor. Wegen der lästigen Müdigkeit werde ich morgen wieder einmal ein Experiment mit einem anderen Medikament starten. Ich habe schon mehrmals ein anderes versucht. Da mir keines so gut geholfen hat, bin ich immer wieder zu Seroxat zurückgekehrt.Ich fürchte mich auch ziemlich vor dem Versuch, weil es mir damit manchmal kurzfristig wieder recht schlecht ging. Aber ich will mich noch mal trauen, denn ich finde es schon schade, so viel Zeit zu verschlafen, in der ich so viel interessantes tun könnte. Es beruhigt mich etwas, daß ich hier auch mal nachfragen kann bei anderen, die Erfahrung mit Remergil haben. Es grüßt Euch alle Libelle
bettina
Beiträge: 14
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von bettina »

Hallo Inka, ich nehme 1 1/2 Tabletten Remergil zur Zeit. Die Dosis ist letztes Wochenende erhöht worden, weil es mir so schlecht ging. Traurig bin ich eigentlich nur noch selten, aber gegen die Ängste hilft es bei mir nicht so richtig, ich werde heute bei der Ärztin nach einem anderen Medikament fragen, obwohl ich wie Libelle nicht gerade scharf auf irgendwelche Experimente bin. Gruß Betty
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