Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

sabiosa

Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von sabiosa »

Hallo, ich bin unsicher, hin- und her gerissen zwischen Ehrlichkeit, Scham und der Angst, dass meine Schwächen ausgenutzt werden..

Ich habe schon bitter bereut, auf der Arbeit so viel von meinen Krankheiten erzählt zu haben. "Damals" habe ich aber auch noch geglaubt, wenn die Kollegen wissen, was bei mir los ist, haben sie mehr Verständis.. Ha ha, einmal herzhaft gelacht....


Arbeiten muss ich nun nicht mehr. Aber ich habe seit 5 Monaten einen neuen Freund. Nun stehen also neue Bekanntschaften an. Und da ich nicht mehr arbeiten gehe, und das lässt sich ja nun mal schwer verheimlichen, werden natürlich über kurz oder lang bestimmt auch mal Fragen dazu kommen.. Seine Eltern, seine Schwester und ihr Freund wissen bisher auch nur diese Tatsache. Letztens hatte mein Freund Geburtstag und eine Nachbarin fragte auch schon, ob ich am nächsten Tag denn arbeiten müsse. Wenn es weiterhin gut läuft mit meinem Freund und mir, ist geplant, dass ich zu ihm ziehe. Neue Kontakte lassen sich also nicht vermeiden...


Ich wurde wegen der Depressionen in den vorzeitigen Ruhestand geschickt, aber auch wegen eines Bandscheibenvorfalls und "diverser gesundheitlicher Probleme".


Und nü? Was erzähle ich denen? Was antworte ich überhaupt? Ich möchte nicht unhöflich sein. Ich hab so Formulierungen im Kopf wie "Das ist nicht in 2 Sätzen erklärt und auch etwas sehr Persönliches", aber macht das nicht nur noch mehr neugierig...?

Was erzählt ihr???

Ich habe unheimlich Schiss davor, gehe in Gedanken Diskussionen durch... Man kennt ja auch inzwischen typische Antworten wie "Ja ja, das habe ich auch/das haben viele/alle", "Das ist aber auch das Wetter/der Mond". Auf diese Sätze reagiere ich schon aggresiv, nicht sehr sinnvoll in so einer Situation..


LG,

Steffi
sabiosa

Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von sabiosa »

Ach menno..... Da gibt es ja schon einen ähnlichen Thread... Aber einen kleinen Unterschied gibt es doch; ich lass' das hier erst mal stehen, ok....? *hmpf*.... ;-s

Steffi
danideng
Beiträge: 1538
Registriert: 26. Feb 2006, 12:49

Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von danideng »

Hallo Steffi,

ich erzähl die Wahrheit, also, denen, die es wissen wollen und sollen. In der Arbeit hab ich mich "geoutet", ich hatte auch keine Lust, nach meinem Klinikaufenthalt 1000 Ausreden von wegen Kur blablabla erfinden zu müssen und die Resonanz war durchweg positiv.

Auch im Freundeskreis wissen sie Bescheid. Ich erkläre ihnen sachlich, was eine Depression ist, und wie ich reagieren könnte und freue mich, dann das entsprechende Verständnis zu erhalten. Allen Bekannten würde ich es sicher nicht erzählen. Auch bei den Freunden ist die Reaktion erst mal, ach ne Depression (und stellen sich jemand vor, der den ganzen Tag in der Ecke hockt und flennt), ich erkläre dann, was es bedeutet und wie sich die Krankheit auswirkt. Eine Freundin z.B. hab ich mal tierisch genervt, weil ich nur im Kreis gedacht hab, ja aber wenn, ja aber wenn, ja aber wenn. Ich war ihr dann dankbar für ihre Offenheit und bat sie, mich künftig gleich drauf aufmerksam zu machen, denn das hilft mir ja auch weiter, wenn mir jemand sagt, hey du bist mal wieder in deinem Gedankenkreisel drin.

Wenn deinFreund auch dazu steht, kann ich eigentlich nur zu Offenheit raten. Aber dann auch gleich erklären - sachlich - worum es sich handelt. Ist meine Erfahrung. Das Verständnis der Umwelt dankt es einem, und die Resonanz ist durchweg positiv.

Neuen Bekannten gegenüber bin ich natürlich auch misstrauisch, es ist ja auch immer die Frage, wen geht es überhaupt etwas an? Ich möchte es eigentlich nur denjenigen erzählen, die es betrifft, die eben durch meine enge Gesellschaft davon betroffen sein könnten.

Geh ein bisschen nach dem Bauch. Wenn jemand dich fragt, von dem du noch nicht weißt, ob du es erzählen möchtest, bleib allgemein. Du bist auf der Suche, du machst grad ne Schaffenspause und und und, entscheid wirklich aus dem Bauch heraus, liebe Steffi!

Liebe Grüße
Dani1112
Ichbinich
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Registriert: 30. Jan 2007, 09:19

Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von Ichbinich »

Liebe Steffi, Ihr Lieben!
Mal ehrlich, ist es nicht super, super schlimm, daß man so ne Krankheit, in der es einen echt total Sch....geht auch noch verheimlichen muß? Und vor wem verheimlichen? Vor den Dummen, die dafür kein Verständnis haben könnten! Schlimm!!!!
Einer, der ein Bein gebrochen hat und es in Gips ist und humpelt, der kann ja auch kaum sagen, daß er nichts am Bein hat, oder? Ja, ist ja am Bein, und nicht am Kopf!
Armutszeugnis für unsere Gesellschaft, die sooo wissend sein will, die über alles aufgeklärt ist und nicht mal das primitivste weiß!! Jedenfalls wissen es immer nur die Menschen, ´die an so einer Krankheit erkrankt sind! Über Krebs weiß doch auch jeder Bescheid, wie schlimm das ist, warum nicht über Depressionen? Ja, klar, man könnte ja denken, man hats mit Dummen zu tun, die was am Kopf haben....
Meine Meinung zu deiner Frage: Sage klipp und klar was du hast und wenn du blöde Antworten oder Fragen bekommst, dann sage einfach:2 Das möchte ich dir jetzt nicht beantworten, wenn wir uns besser kennen, dann vielleicht später einmal..."
Habe bitte keine Angst, du hast eine Depression und nicht die Pest!!!!
LG Littlekat
Ichbinich
Beiträge: 106
Registriert: 30. Jan 2007, 09:19

Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von Ichbinich »

Übrigens: ich glaube, eine Depression kann man nicht erklären! Also, warum Kraft verschwenden? Ich würd sagen: "Es ist eine Krankheit wie jede andere"! Stell dir einfach vor du hast eine schwere Grippe, die Beine sind schwer, dein ganzer Körper ist schwer und antriebslos..und dich nervt einfach alles."! Bloß das Schlimme ist eben, daß die Grippe nicht vorbeigeht, sondern anhält, manchmal sogar Monate, Jahre...Und dann frag ich meistens: Kannst du dir nun vorstellen, wie kraftlos und geschlaucht man sich da fühlt?
Das sage ich wenn mich jemand fragt, denn unter solchen Dingen kann sich einer, der keine Depri hat was vorstellen.
Nur ein kleiner Tip von mir....LG Littlekat
Lisa23

Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von Lisa23 »

Guten Morgen Steffi,

@Littlecat, eine super Erklärung, wie sich die Depri anfühlt, zumindest bei mir.

Diese Schwere, kein Antrieb, Schmerzen und dass einfach alles nervt, wie bei einer schweren Erkältung, nur dass diese fast zum Dauerzustand wird. Danke für diese Erklärung.

Es ist wirklich schwer, eine Depression mit Worten zu erklären, aber Littlecat hat das so schön erklären können.

@ Steffi

ich bin seit einem Jahr auch berentet, vorher war ich arbeitslos und lange au. Genau in diese Zeit fiel auch die neue Verbindung mit meinem Lebensgefährten, der in einem beamteten Beruf arbeitet und natürlich ein neuer Bekanntenkreis, Familie, Kinder.

Auf meine frühere Tätigkeit, auf die ich immer noch sehr stolz bin,und aus der ich letztendlich herausgemobbt wurde, konnte ich nicht mehr zurückgreifen. Was danach kam, war nicht sehr besonders, vergebliche Arbeitsversuche, alles ohne Erfolg. Ich fühlte mich schrecklich, entwürdigt und erniedrigt. Um überhaupt Arbeit zu haben, nahm ich sogar Hilfsjobs in Gasthäusern, Pensionen, Schuhgeschäften, Pflegediensten (als Putzfrau) an. Eine Frau, die über 30 Jahre im Büro eine zuverlässige Kraft war. Ich glaube, das gab mir seelisch den letzten Rest. Wer war ich noch? Wo bin ich gelandet?

Was sollte ich nun diesen neuen Leuten sagen, ihre Fragen nervten. Meine Zukunft in der finaziellen Ungewissheit und dazu diese Krankheit, die mir jegliche Kraft raubt.

Es war eine schlimme Zeit für mich.

Jetzt als Rentnerin bin ich wieder selbstbewußter. Wenn mich einer fragt, habe ich Rente, Punkt. Wofür, weshalb, danach wurde ich noch nie gefragt. Wenn es einer doch näher wissen wollte, dann sage ich einfach, es ist psychisch bedingt. Dann habe ich in aller Regel Ruhe vor weiteren Fragen. Genaueres wissen wirklich nur die, die mich besser kennen. Die kennen mich ja auch von früher und sehen die Veränderung.

Liebe Grüße, Lisa
Dendrit
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Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von Dendrit »

... siehe unten ...
sabiosa

Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von sabiosa »

Hi, danke schon mal für eure Antworten!


Mir ist noch so ein "Lieblingssatz" eingefallen, den ich schon öfters zu hören bekam: "Das ist aber auch normal"... Bei mir kommen diese Sätze immer an, wie "Andere haben das auch, die schaffen es trotzdem, also stieger dich nicht so rein und stell dich nicht so an"...


Heute waren wir bei den Eltern meines Freundes. Sie sind mir noch nicht so richtig symphatisch. Für meine Begriffe zu "togh" und ein bisschen "klugscheißerisch". Die Mutter will mich die Tage evt. mal anrufen und ich habe ihr gleich gesagt, dass ich selten ran gehe. Hab ne "Telefon-Phobie" ;-s Das habe ich nicht gesagt, als Grund habe ich z.B. nervige Versicherungs- und Katalogvertreter genannt. Das wurde groß und breit ausdiskutiert und als falscher Weg bezeichnet, vielmehr müsse man denen frech kommen, bla bla.. Ich merke, die sind einfach nicht meine Wellenlänge. Und denen soll ich dann meine Krankheiten erklären...?

So Formulierungen wie mit der Grippe, so was suche ich. Schon mal eine Erklärung. Das Beispiel mit dem Krebs nehme ich auch gerne. Das verstehen die Leute, da muss man nicht viel erklären, die Mitmenschen haben Mitleid und keiner käme auf die Idee zu sagen "Das ist aber auch das Wetter" oder "Ja, ich muss mich auch mal übergeben, ist doch nicht so schlimm".... Is schon seltsam...

Aber ich habe ja auch nicht "nur" Depressionen, auch "diverse" Ängste, z.B. Emetophobie (die Angst vor'm Übergeben), was ein für andere manchmal "seltsames" Verhalten bei mir nach sich zieht (ich gehe nicht gerne Essen, fahre lieber selbst mit dem Auto, übernachte ungern woanders, bin oft mal nicht dabei, bzw. sage kurzfristig ab, weil's mir nicht gut geht usw.). Ich hätte ganz gerne, dass sie das verstehen, aber wie gesagt, meine Erfahrungen sind nicht die besten. Im Gegenteil, je mehr man von sich preis gibt, umso mehr haben die Leute Ansatzpunkte zum weiteren kritisieren. Hat aber auch mit meiner Kindheit zu tun; meine Mutter hat mich im ganzen Dorf schlecht gemacht, wie schwierig ich wäre, wie lange ich in die Hose gemacht habe usw. Mir ist also aus irgendeinem Grunde wichtig, was andere über mich denken.. Und leider kann ich sehr schlecht "abwürgen", ablenken oder kurz antworten; habe immer Angst, das könnte als abweisend ankommen.


Lisa, ich weiß ja nicht, wie alt du bist, ich bin jetzt 38, und wenn ich sage, ich bin in Rente, kommen auf jeden Fall Nachfragen.. Und dann sind die Leute auch noch neidisch..! Eine Nachbarin meinte letztens "Da hat sie die Rente durch..." Ich sagte "Das klingt ja fast neidisch.." und sie "Ja wenn ich dran denke, dass ich Montag nach 2 Wochen Urlaub wieder arbeiten gehen muss..." Habe ihr dann gesagt, dass wir gerne tauschen könnten, ich lieber gesund wäre und auch arbeiten gehen würde. Gibt's nicht, echt....

Manuela, 'tschuldige, ich habe nicht so ganz verstanden, was du mit deinem Nachtrag sagen wolltest..


LG,

Steffi
Nameless
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Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von Nameless »

Ich bin seit 6 Monaten krankgeschrieben und ich habe es bereits mehrfach bereut, ehrlich gewesen zu sein. Das Wort "Depressionen" kapiert keiner, ständig wird einem gesagt "...du siehst doch aus wie das blühende Leben..." oder "...jeder hat mal einen schlechten Tag..." ! Ich kriege einen halben Anfall, wenn mit dem Wort "deprimiert" wahllos herumgeworfen wird und das Wort "Depressionen" für jeden Kleinkram missbraucht wird.
Da ich gleichzeitig am Burnout-Syndrom erkrankt bin, ist DAS eher eine Diagnose, die für die Anderen interessant ist.

Sollte ein Vorruhestand bei mir durchgezogen werden, habe ich mir überlegt, dass ich den Anderen sagen werde, dass ich mir aus gesundheitlichen Gründen eine berufliche Auszeit nehme. DAS muss reichen - mehr hat Fremde mein Leben nicht zu interessieren. Und verstehen oder nachvollziehen kann das sowieso niemand, der mir nicht nahesteht.

Gruß
Lisa23

Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von Lisa23 »

Hallo Steffi, wenn es so ist, dass die Eltern Deines Freundes besserwisserische Dummefragensteller sind, dann antworte ihnen einfach nicht.

Ich weiß, das ist nicht so einfach. Aber lass sie einfach auflaufen. Vielleicht wollen sie Dich nur ausfragen um dann ihren Sohn vor Dir zu warnen. Eltern sind zu allem fähig, selten zu was Gutem.

Ich kenne viele Leute, die mit 38 berentet sind. Auch hier im Forum. Sieh Dich doch bitte um. Willst Du Dich denn immer für Deine "Jugend" entschuldigen. Sei froh, dass Du noch so jung bist. Ich bin wirklich schon etwas älteren Datums mit 53, werde aber auch noch schief angesehen.

Die Meinung der anderen ist nicht so wichtig. Menschen, die in ihrer kleinen begrenzten Welt leben, sind sowieso total unwichtig. Erzähl denen doch die Story vom Pferd. Du bist Künstlerin, Sportlerin, Ernährungsberaterin (freiberuflich) oder sonst was. Schreibst Deine Doktorarbeit, machst ein weiteres Studium, weil Du gerade geerbt hast. Bist Aktivistin bei Greenpeace, Schock. Manche Menschen wollen belogen werden.

Ist die Mutter Deines Freundes berufstätig?

Oft fragen nämlich gerade die, die noch nie oder nur selten gearbeitet haben. Du weißt ja, jede Mutter will nur das Beste für Ihren Sohnemann.

Und das Telefon lass bitte bimmeln. Bestimmt ruft sie morgens gegen 10.00 Uhr an um herauszufinden, dass Du noch zu Hause bist, am hellichten Tag, wo andere zur Arbeit sind.

Liebe Grüße, Lisa
Dendrit
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Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von Dendrit »

Hallo Steffi,

ich weiß nicht, was Du als Nachtrag verstanden hast, weil ich hatte ja nur dieses Posting und kein PS. Aber wenn ich eh schon wieder so unverständlich schreibe, habe ich es "sicherheitshalber" gleich ganz gelöscht. So entstehen auch für andere keine Fragezeichen. Und genug haben Dir eh geantwortet, da kommt es auf die eine Antwort von mir auch nicht drauf an.

Alles Gute!

Manuela
sabiosa

Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von sabiosa »

Hallo Lisa,

"Du bist Künstlerin, Sportlerin, Ernährungsberaterin (freiberuflich) oder sonst was. Schreibst Deine Doktorarbeit, machst ein weiteres Studium, weil Du gerade geerbt hast. Bist Aktivistin bei Greenpeace, Schock. Manche Menschen wollen belogen werden."

... ??? Dann müsste ich ja weiter lügen und "Geschichten erzählen"... Soll jetzt nicht nach "Eigenlob" klingen, aber das kann ich sehr schlecht... Mir fällt spontan meist nichts ein. Und dann stell dir mal vor, dann sagt jemand "Ach ja, wo studierst du denn Blumatik ( ), meine Schwester studiert das auch" und schon steh ich da...



"Bestimmt ruft sie morgens gegen 10.00 Uhr an um herauszufinden, dass Du noch zu Hause bist, am hellichten Tag, wo andere zur Arbeit sind."

Naja, so schlimm scheint sie dann doch nicht zu sein ;-s Glaube ich jedenfalls.. Hat sich aber auch erledigt; sie hat das noch gestern mit ihrem Sohnemann selbst geklärt

Sie war übrigens berufstätig, ihr Mann war selbständig und sie bei ihm tätig. Deshalb ist das auch für mich ein ganz anderer Menschenschlag (die haben mehrere Immobilien, neben dem eigenen Haus auch zur Vermietung); mein Vater war ein einfacher Arbeiter; meine Eltern buckeln vor den meisten Leuten, die halbwegs "was darstellen".. (was sie nicht daran hindert, hinten rum zu kritisieren..)


Nur eben "einfach nicht antworten", das kann ich nicht... Deshalb frage ich ja, ich suche nach guten Formulierungen, aber ich denke wirklich, auch nach meiner Erfahrung gestern (und morgen sehe ich sie schon wieder...), ich werde nicht viel erklären. Wollte ja eigentlich vielleicht mal "reinen Tisch" machen, aber das lass ich wohl lieber erst mal...


Manuela, "Sie haben Post"


Dank euch!

LG,

Steffi
Jigsaw
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Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von Jigsaw »

Meine Eltern und gute Freunde wissen die Wahrheit. Komilitonen habe ich was von MS erzählt. Meine Mutter hat MS und daher kenne ich das Krankheitsbild ganz gut und weiß das es so und so sein kann. Der eine sitzt im Rollstuhl, der andere fährt noch Fahrrad.
Hab auch einfach keine Lust auf doofe Fragen, wenn ich mal ein paar Tage fehle ect und so engen Kontakt habe ich mit denen nicht. Dann gibts ne Antwort und gut ist.
Ist doch eh dasselbe wenn man sagt, man sei depressiv:
"Na und ? Bin ich auch manchmal, da muß man eben durch."
"Raff dich doch einfach mal auf, du willst doch erst rein ins Leben."
"Jeder hat mal schlechte Laune, da muß man dann kein Theater draus machen."
I want to play a game....
sabiosa

Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von sabiosa »

Stimmt, Winterglitzern, diese Sprüche gibt es auch noch...


Mir fiel eben noch ein Beispiel ein, was man sagen könnte: Viele sagen dann ja auch "Guck mal, der-und-der, der hat das-und-das, denk mal daran, dem geht es viel schlechter als dir". Davon ab, dass das wohl kein Außenstehender beurteilen kann, wollte ich dann mal sagen "Wenn du Hunger hast, und ich sage dir, die in Afrika haben auch ständig Hunger, bist du dann satt...?"

Gut?


Steffi
ricky
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Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von ricky »

Hey Steffi,

ich werde demnächst 34 Jahre und bekomme seit fast 3 Jahren Rente.

Wenn ich gefragt werde, was ich arbeite oder ob ich grade Urlaub habe oder sowas, sage ich mittelwerweile einfach, dass ich mir eine Auszeit genommen habe und zur Zeit nicht arbeiten gehe. Punkt!

Hat eigentlich bisher jeder so hingenommen ohne irgendwelche (doofen) Bemerkungen...

LG Uta
*Zahme Vögel haben Sehnsucht. Wilde fliegen.*
Jigsaw
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Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von Jigsaw »

Naja, wenn man mit jemandem zusammenlebt, hat man es ja auch noch einfacher. Dann ist man eben Hausfrau, aus basta!

Hehe, mein Mann sagt dann manchmal gerne, wenn doofe Sprüche kommen. "Ihr seid ja nur neidisch, das ihr euch keine Hausfrau leisten könnt."
I want to play a game....
ricky
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Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von ricky »

Ja Winterglitzern,

du hast recht, das kommt natürlich nur gut, wenn du `nen Mann hast.
Hab ich grade gar nicht drüber nachgedacht. Wahrscheinlich weil ich`s von mir gar nicht mehr anderes kenne. Wir sind seit 14 Jahren zusammen...

Der Spruch von deinem Mann ist echt gut. Werd ihn mal weitergeben...

LG Uta
*Zahme Vögel haben Sehnsucht. Wilde fliegen.*
Ichbinich
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Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von Ichbinich »

@ Lisa und alle Andren
Du schreibst: "Oft fragen nämlich gerade die, die noch nie oder nur selten gearbeitet haben. Du weißt ja, jede Mutter will nur das Beste für Ihren Sohnemann.....
Wie recht du hast...hier ein Beispiel von mir:

Ich bin auch Mitte 30 und habe bereits über 10 Jahre meines Lebens gearbeitet, ehe ich meine Tochter bekommen habe. Mit ca. 28 Jahren begann meine Depression, habe aber noch weitergearbeitet, hatte manchmal sogar ne 60-Std.Woche und mehr....Mit 30 Jahren bekam ich meine Tochter...danach Trennung vom Vater der Kindes (der mich eiskalt wegen meiner Depression verlassen hat). Von der Mutter des Sohnemannes kamen Briefe, daß ich mit Arbeit usw. nichts am Hut hätte und ich mir ein Beispiel an der neuen Frau meines so "tollen" Ex nehmen soll.....!!! Diese "gute" Exschwiegermutter (ein Drachen) hat durch diverse wirklich eingebildete Krankheiten übrigens nie!!!!! gearbeitet bzw. ist mit 20 aus dem Arbeitsleben ausgestiegen, nachdem Sohnemann (mein EX) kam!!! Stimmt, es sagen immer die, die total dumm sind!
Das Schärfste ist, daß ich den Brief 4 Jahre nach der Trennung bekam vom der "Netten" Schwiegermutter ,die NICHTS von meinen Lebensumständen weiß, da ich den Kontakt zu ihr schon vor 4 Jahren abgebrochen habe! Sie weiß nicht, daß ich viel um die Ohren habe, daß ich trotzdem arbeiten gehe, obwohl ich eine kranke Mutter habe um die ich mich gern kümmere und alleinerziehend bin!
Das Schärfste ist auch noch, daß ich keinerlei Ansprüche gegen ihren Sohn (mein Ex) habe, da wir nicht mal verheiratet waren und er mir NICHTS an UNterhalt zahlen muß....! Was geht diese Frau das an???Was geht es überhaupt jemanden an, wenn man zu Hause ist und in Vorrente oder krank ist? Geben die Leute, die blöd rummeckern und einen schief ansehen die Kohle (Geld) zum Leben dazu???? Wissen die nicht, das das Geld da auch mal knapp sein kann? Ich bin gewiß nicht bösartig, aber ich sag immer, daß ich den Leuten die Krankheit Depression mal wünsche, zumindest 2-3 Wochen, die so blöd reden, so blöde diskutieren und wegen den dummen Menschen wir Depressiven uns auch noch verstecken müssen oder "Ausreden"einfallen lassen müssen!!
Meine Meinung: Nein-nichts verstecken und verbergen!!!!!
LG Littlekat
feuerfisch
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Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von feuerfisch »

gut gebrüllt, Kätzchen

.
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
vega76
Beiträge: 1
Registriert: 14. Mai 2007, 20:34

Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von vega76 »

Hallo,
ich gehe eigentlich auch offen mit meiner Depression um, aber leider ist es doch so, dass gesellschaftlich dies noch nicht akzeptiert ist. Aufgrund meiner Krankheit habe ich 10 Jahre studiert und musste nun feststellen, dass die Wahrheit bei Bewerbungsgesprächen nicht gerade förderlich ist...
alles toll mit der Theorie immer ehrlich zu sein und die Wahrheit zu sagen... wünschte mir dann auch manchmal das gleiche wie littlecat, dass die Leute mal in meiner damaligen Haut stecken, damit sie verstehen
Tine
Beiträge: 214
Registriert: 11. Okt 2004, 19:57

Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von Tine »

Hallo ihr,

ein echtes Problem, wie viel Offenheit und bei wem?
Ich habe das Problem so gelöst, dass ich den nahestehendsten Menschen davon erzählt habe und ein, zwei Kollegen.
Allen anderen, auch Arbeitgeber, habe ich erzählt, dass ich eine Stoffwechselstörung habe, was ja auch irgendwie stimmt. Und da unverkennbar war, wie schlecht es mir in der schlimmsten Phase ging, waren alle sehr verständnisvoll.
Das große Problem ist, dass wohl jeder Mensch einmal depressive STimmungen erlebt hat, aus denen man nach Tagen oder Stunden einfach so wieder rauskommt. Das Verständnis für eine 'wirkliche' Depression fehlt dann, doofe Sprüche folgen. Und die braucht man in der Situation schon mal gar nicht.

An deiner Stelle, Steffi, würde ich meinem Freund die Wahrheit sagen, soll er sich doch mit seinen Eltern auseinandersetzen. Wenn er es ihnen sagen will, soll er es auch erklären. Ihr seid beide erwachsen, was gehen euch die Eltern an? Was geht die Eltern euer Leben und eure Beziehung an? Ist doch eine gute Bewährungsprobe für euch. Ihr könnt so gleich definieren, dass ihr es seid, um die es geht und nicht andere.

Liebe Grüße in die Runde.

Tine
sabiosa

Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von sabiosa »

Hallo ihr Lieben,

ich freue mich, dass ihr hier weiter schreibt!


Hatte heute wieder eine "Bewährungsprobe"; heute war wieder ein Geburtstag in der Familie meines Freundes angesagt. Mir geht es dann sowieso nicht gut, da gibt es was zu essen; und beim letzten Geburtstag gab es lauter scharfe Sachen, nichts für mich und meinen Magen. Mir war dann auch prompt schlecht. Aus Cola rühre ich mit einem Löffel oder Strohhalm die Kohlensäure raus, bekommt meinem Magen nämlich auch nicht, das fällt dann meistens auf und es kommen auch blöde Bemerkungen ("Iiiihhh, das schmeckt doch nicht...!"). Heute habe ich dann extra vorher was gegessen, habe dann aber Angst, dass ich dann da sitze und gar nichts mehr essen kann (hatte ich schon oft genug) und auch doofe Bemerkungen kommen.. Und ich habe vorher im Kopf zig Diskussionen gehabt, was wer sagen könnte und wie ich reagieren könnte.. Sogar beim Walken (oder gerade dann, da habe ich ja nichts, was mich sonst ablenken könnte). Die ganze Zeit lege ich mir Formulierungen zurecht, wie ich mich erklären könnte. Ohne unhöflich zu sein, ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen.


Beim Essen ging es dann auch mal um's morgendliche Aufstehen; eine Frau fragte dann auch direkt zwei Mal, wann ich denn morgen aufstehen müsse (weil mein Freund früh raus muss). Ich sagte dann "Ich geh im Moment gar nicht arbeiten, und das ist auch gut so" (das ist mir so rausgerutscht ). Daraufhin kam nichts mehr; vielleicht wurde sie ja auch "vorgewarnt" Oder sie hat gedacht, ich bin arbeitslos. Das war auch eher so eine "toughe", für die vieles kein Problem darstellt.. Ich habe auch schon genau wie du, Littlekat, öfters gedacht, alle denen, die sich so geringschätzig über anderer Leute Probleme äußern, sollten sie selbst erst mal haben!


An "SanneK": Ich sehe, das war dein erster Beitrag hier? Dann erst mal herzlich willkommen! Das ist ja eine doofe Situation bei dir; Lügen "darfst" du bestimmt nicht, aber die Wahrheit sagen...? Kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das für dich nicht gerade förderlich ist...


Ach ja, Uta: Stimmt, ich wohne alleine. Wenn ich also sage, ich nehme eine Auszeit, kommt wahrscheinlich die Frage, wie man das denn finanzieren kann. Ich bin ja Beamtin, dann kommt erst recht wieder der Neid durch..


Mein Freund hat sich auch schon angeboten, seinen Eltern mehr zu erklären. Ich weiß nur noch nicht inwieweit er das selbst denn schon verstanden hat.

Seine Schwester hat letztens auch so geringschätzig von einer Kollegin gesprochen, die Depressionen hatte und nach mehreren Jahren Krankheit wieder arbeiten kam.




Ach man, ich weiß, dass ich mir viel zu viele Gedanken mache, was andere sagen könnten. Aber ich komme mit so was eben nicht klar... Fazit bei mir ist, dass ich mich dann eben zurück ziehe, um solchen Situationen möglichst oft aus dem Wege zu gehen. So lange man alleine ist, geht das ja auch ganz gut. Obwohl ich dann auch das Bedürfnis nach Mitmenschen habe. Aber mit Freund geht das nicht mehr, er will ja auch mal unter Leute.



LG!


Steffi
JM26
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Registriert: 16. Mai 2007, 10:42
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Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von JM26 »

ich habe bisher eigentlich gute erfahrungen gemacht ehrlich zu sein..
bisher haben mich alle verstanden und gemeiint dass es auf jeden fall schonmal gut ist dass ich mein problem selbst erkannt hab und ich mich zum kampf entschieden hab..

so aber die person die mir am meisten bedeutet weiß nichts davon.
ist ne längere geschichte,die auch der tropfen war der das faß zum überlaufen gebracht hat..

ich bin mit meiner freundin zusammen gekommen die 2 wochen danach in eine klinik ging die auch leute behandeln die psychisch angeknackst sind...schussentalklinik falls das jemand ein begriff ist....

und als sie weg war viel ich in ein loch..konnte nichtmehr arbeiten nichtmehr essen..diagnose depression....so ich kann ihr aber nichts erzählen weil sie im mom selber mit sich beschäftigt sein muß und nicht auch noch meine probleme mitbekommen braucht...

es tut so verdammt weh sie anzulügen dass alles in ordnung ist...auch weil sie mich im mom nicht sehen will.ich denke wenn ich ihr alles erzählen würde,würd sie mich auch verstehen..ich kann diese "maske" nichtmehr lange aufbehalten aber sagen darf ich ihr einfach nichts.

ist ne verdammt be....ne situation...ich hab angst,angst dadurch und die anderen sachen zu grunde zu gehen...
Frauschlotterbeck
Beiträge: 267
Registriert: 17. Dez 2004, 19:29

Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von Frauschlotterbeck »

Hallo Steffi, ich lebe in einer kleinen Stadt,wo jeder Jeden kennt und arbeite auch noch in einer öffentlichen Einrichtung.
Meine Chefin und meine Kolleginnen wissen leider bescheid warum es mir so besch......
geht.

Aber statt verständnis, werde ich gemoppt und sehr abwertend behandelt.

Mir wäre es lieber ich würde ganz anonym irgenwo arbeiten und Niemand wüsste etwas von meinem Privatleben.


Gruss Juliane
Es geht aufwärts hat die Maus gesagt.............



als sie von der Katze die Treppe raufgetragen wurde
AvantGarden
Beiträge: 182
Registriert: 11. Nov 2005, 17:11

Re: Was erzählt ihr eurer Umgebung, was ihr habt?

Beitrag von AvantGarden »

Hallo,

hole diesen etwas älteren Thread mal wieder hoch, weil ich grad ein Erlebnis hatte, was mich wieder völlig ausgelaugt hat:

War bei meinen Eltern und meine Oma väterlicherseits wohnt bei denen mit im Haus. Ich also auch nochmal kurz zu meiner Oma und sie fragte dann auch sofort, wie es mir geht und was ich die letzten Tage so gemacht habe. Und wie immer, wenn ich ihr was von meiner Krankheit erzähle, dreht sie einem das Wort im Munde um, vergleicht mich mit meinen schizophrenen Cousin (seine Schizophrenie hat er durch jahrelangen exzessiven Drogenkonsum bekommen), was mich immer total aufregt und versteht einfach nicht, was ich ihr sagen will. Und trotzdem erzähle ich ihr immer wieder von meiner Krankheit. Wenn ich ihr dann z.B. sage, dass die Situation in der Firma einen nicht ganz unerheblichen Anteil an meiner Depri hat, sagt sie immer: "Dann muss Du Dir was anderes suchen." Als ob ich das in den letzten Jahren nicht schon versucht hätte und ausserdem bringt es zur Zeit sowieso nichts. Das hab ich ihr heute zum 100. Mal gesagt.
Mich macht das so fertig, dass sie mich nie versteht. Ich mein, ich weiss, dass das viele Menschen nicht nachvollziehen können, aber bei ihr hab ich immer das Gefühl, dass sie denkt, dass ich doch gar nichts habe und warum ich mich denn so anstelle. Versteht Ihr was ich meine?
Ich muss einfach lernen, beim nächsten Mal einfach nicht drüber zu sprechen, aber sie ist doch meine Oma und meint es nur gut.
Trotzdem ist so ein Verhalten sehr anstrengend und zermürbend. Ich war nur eine halbe Stunde bei ihr, die sich wie 8 Stunden angefühlt haben.

Puh, das musste ich jetzt mal loswerden.
Danke fürs Zu"hören".

LG
** Jeder Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag (Charlie Chaplin) ""
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