Medikament wechseln

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xxs
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Registriert: 12. Mai 2006, 22:09

Medikament wechseln

Beitrag von xxs »

Guten Tag zusammen,

Ich leide seit Jahren schon unter Panikattacken und Depressionen und habe über Jahren Citalopram eingenommen und auch sehr gut vertragen.
Seit ca. ein Monat habe ich das Medikament abgesetzt wegen einer Hautallergie und die ersten drei Wochen habe ich wöchentlich eine IMAP Spritze bekommen. Es ist mir so gut gegangen, dass ich beschlossen habe, es mal ohne Medikamente zu versuchen. Hat ca. drei Wochen auch ganz gut geklappt, aber danach sind die Symptome wieder aufgetretten und ich habe beschlossen am Samstag das neue Medikament Setralin einzunehmen. Ich musste mich danach erbrechen und das drei Tage lang. Mir war so schlecht, ich habe gedacht das wars jetzt. Heute war ich bei meinem Arzt und habe Cipramil beschrieben bekommen und eine IMAP spritze bekommen. Es geht mir jetzt schon besser und hoffe ich erhole mich bald wieder.
Wollte euch fragen ob Ihr schon mal solche Erfahrungen beim Medikamente wechseln gemacht hat?
Danke.
artemis
Beiträge: 912
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Medikament wechseln

Beitrag von artemis »

Hallo Bernhard,

von IMAP würde ich, wenn irgend möglich Abstand nehmen, da es Spätfolgen haben kann.

Zum Sertralin kann ich dir nur sagen, dass mir davon zu Beginn auch sehr übel (bis zum Kotzen) war. Habe dann weniger genommen (25mg täglich). Damit war mir nur etwas übel, mußte aber nicht kotzen. Nach ca. 2 Woche ließ die Übelkeit nach und es zeigte sich sogar schon etwas positive Wirkung. Dann habe ich auf 50 mg erhöht, eine ganz leicht Übelkeit blieb zwar, aber die Wirkung war genial.

Egal welches AD du nimmst, du solltest es einschleichen. Dh. mit höchstens der Hälfte der niedriegst wirksamen Dosis anfangen (beim Sertralin sind das 25 mg). Dann ein paar Tage abwarten, wie es dir damit geht. Je nach Verträglichkeit die Dosis langsam oder schneller bis zur Wirksamkeit (bei Sertralin üblicherweise 50 - 100 mg) steigern. Bei sehr heftigen NWs mit noch weniger anfangen. Bei absolut unerträglichen NWs auch bei sehr geringer Dosierung Medi wechseln.

Meine Erfahrung ist aber auch, das ein AD, das mir letztlich hilft zu Beginn etwas NWs macht. Typisch für ADs ist auch, dass man NWs meistens fast sofort und auch bei niedriger Dosierung hat. Sie mit der Zeit aber geringer werden und langsam Wirkung einsetzt, wenn man die Dosierung in den wirksamen Bereich steigern kann. Geduld ist ganz wichtig und oft muss man auch erstaml durch eine Phase mit etwas NWs durch, aber Unerträgliches muss man sich natürlich auch nicht antun.

Liebe Grüße von
Arte
xxs
Beiträge: 4
Registriert: 12. Mai 2006, 22:09

Re: Medikament wechseln

Beitrag von xxs »

Hallo Artemis,

danke erstemal für deine Antwort.
Ja du hast vollkommen recht mit dieser IMAP Spritzen. Ich nehme Sie ja nur in Notfällen weil die wirklich gleich super wirken.
Ich habe heute 10mg Cipramil eingenommen und es geht mir gut. Zwar ein bissen Nebenwirkungen noch, aber alles in grünen Bereich.
Wie gesagt die eine Tablette Setralin (50mg) hat mich drei Tage an Bett gefesselt. War echt übel. Ich war wegen meiner Probleme seit 5 Jahren noch nie Krankgeschrieben, diese Woche aber schon.

Gruß
Bernard
artemis
Beiträge: 912
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Medikament wechseln

Beitrag von artemis »

Hallo Bernard,

50 mg Sertralin sind für den Anfang vielleicht wirklich etwas viel gewesen. Wie schon geschrieben, ist das die niedrigste Dosierung die auch schon wirklich antidepressiv wirken kann. Ich habe damals dummerweise auch damit angefangen und habe ca. 30 min bis eine Stunde nach der ersten Einnahmen Kotzen müssen. Die Tage drauf habe ich tafer weiter 50 mg genommen. Mir war ziemlich übel, aber ich mußte nicht mehr Kotzen. Nach ca. 1 Woche hatte ich Kontrolltermin bei meinem Doc. Der meinete dann, ich solle erstmal nur 25 mg nehmen. Damit war die Übelkeit minimal und es zeigte sich langsam auch ein ganz klein bißchen Wirkung. Nach einiger Zeit bin ich dann auf 50 mg rauf und siehe da, Übelkeit blieb sehr gering und Wirkung wurde deutlich besser. Einschleichen ist daher meine (und sicher nicht nur meine) Devise.

Inzwischen bin ich bei der 4.(?) Depri-Episode. Bin eine von denen, die es immer mal wieder erwischt. Muss bei dir aber nicht so sein und wenn, dann kann man lernen recht gut damit zu leben. Nach langer Pause nehme ich seit Ende letzten Jahers mal wieder Sertralin. Gute Wirkung, diese mal allerdings mit 100 mg, dafür aber fast ohne NWs - nach Einschleichen natürlich.

Du bist jetzt bei Cipramil. Es enthält den Wirkstoff Citalopram, wenn ich richtig informiert bin. Citalopram habe ich in meiner 3. Episode genommen. Damals wollte ich kein Sertralin. Da es mich langfristig hat sehr Schwitzen und schlecht schlafen lassen. Citalopram half mir schon, aber irgendwie etwas weniger als Sertralin und langfristig stellten sich bei mir die gleichen NWs ein. Deshalb versuche ich es jetzt wieder mit Sertralin und seit ich meine Dosierung auf morgens und abends, halb und halb verteile geht es mir sehr gut damit. Wobei diese Verteilung schon sehr speziell ist. Wer sehr unruhig von Sertralin wird, sollte es besser nicht abends nehmen. Bei mir ist das nicht der Fall, fast im Gegenteil, seit ich meine Dosierung verteile, schlafe ich durch und habe nicht ausgerechnet in den frühen Morgenstunden diese total nervigen Schweißausbrüche.

Bei dir kann es sehr gut mit Citalopram ganz anders laufen. Antidepressiv wirksame Dosierung liegt bei dem Medi meist bei 20 bis 40 mg (täglich). Du bist mit 10 mg zur Zeit also gerade bei einer ülichen Einschleich-Dosierung und das ist gut so. Bleib ein paar Tage dabei und schaue, wie es dir damit geht. Und, wie ich schon schrieb, ggf. mit weniger anfangen oder bei geringen NWs auch relaiv schnell rauf auf 20 bis 40 mg und dann abwarten, was dir das bringt.

Was ich dir hier schreiben kann, ist natürlich nur die grobe oder übliche Strategie, gefärbt durch meine ganz persönliche Erfahrung, Details mußt du mit deinem Doc absprechen. Auch ist meist eine Kombination von Medikamenten mit einer Psychotherapie (Verhaltenstherapie) angezeigt und sehr hilfreich bei Depressionen.

Baldige Besserung wünscht dir
Arte
xxs
Beiträge: 4
Registriert: 12. Mai 2006, 22:09

Re: Medikament wechseln

Beitrag von xxs »

Hallo Artemis,

so ungefähr wie du das mit Setralin machst, mache ich es seit vier Jahren mit Citalopram. Mir hat das Medikament immer gut geholfen und ich könnte immer mein Alltag ohne große Mühe bewältigen.
Mein Arzt hat mir gesagt, dass er sowas (Citalopram kein Problem – Setralin eine Katastophe) schon beim andre Patienten erlebt hat. Komisch, weil beide Medikamente zu der SSRI Gruppe gehören.
Wie gesagt die Nebenwirkungen haben sich über drei Tage gezogen und das war mir einfach zu viel. Ich habe drei Tage nichts gegessen nur gekotzt. Ich habe mich nicht mehr getraut es weiter zu versuchen. Erst die IMAP spritze hat mir geholfen und jetzt geht es wieder.

Wünsche dir alles Gute

Gruß
Bernard
artemis
Beiträge: 912
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Medikament wechseln

Beitrag von artemis »

Hallo Bernard,

sorry, ich habe nicht genau genug gelesen und dadurch ist mir entgangen, dass du mit Citalopram viel Erfahrung hast. Vieles was ich dir schrieb war dir deshalb wahrscheinlich schon bekannt.

Als ich im letzten Herbst mal wieder mit Sertralin begonnen habe, außerte sich meine Ärztin sinngemäß dahingehend, das Sertralin stärker als Citalopram wirkt. Das war auch der Grund es wieder zu nehmen. Es war bei mir halt inzwischen bekannt, dass es mir mehr hilft als Citalopram und dass ich mit den NWs klar komme, bzw. bei Citalopram bei mir langfristig die gleichen NWs, ähnlich stark auftreten. Deshalb die Entscheidung für Sertralin.

Dass die Teilung der Dosis gut für mich ist, war fast ein Zufalls Ergebnis. Es hat sich am ersten Tag der Dosiserhöhung ergeben, dass ich morgens schon 50 mg genommen hatte. Da ich von einer Freundin wußte, dass sie ihr Sertralin auch auf 2 mal täglich verteilt hat und damit gut gefahren ist, habe ich mich getraut an dem Tag am frühen abend noch mal 50 mg zu nehmen. Ich hatte keine Probleme beim Schlafen und die Schwitzerei gegen 5 Uhr morgens blieb aus. Bin dann dabei geblieben und der Erfolg bstätigte sich - bessere Stimmung bei weniger MWs. Den Gegenversuch habe ich auch gemacht: Einige Tage lang habe ich die die komplette Dosis morgens genommen. Stimmung war gut, aber schlechtes Durchschlafen und wieder in den frühen Morgenstunden total schweißgebadet. Meine Psychiaterin war etwas erstaunt über diese etwas abnormen Erscheinungen bei mir, ist aber völlig damit einverstanden, dass ich es so mache, wenn es mir damit gut geht. Inzwischen sind wir ein gutes Team geworden, denke ich. Ich vertraue ihr und sie vertraut mir. Soll heißen, wir reden über vieles und im Zweifelsfall folge ich erstmal ihrem Rat. Aber nach Jahren von Erfahrung mit Medikamenten, traue ich mich auch mal auf ungewöhnliche Wege und sie nimmt meine Erfahrungen damit an.

Nun aber zu dir. Wenn Citalopram dir gut hilft, dann bleibe dabei. Die Erfahrung deines Docs - Citalopram gut, Sertralin eine Katastrophe, leuchtet mir ein. Es gäbe wohl nicht so viele SSRIs auf dem Markt, wenn sie alle gleich wirken würden. Und auch bei mir waren die anfänglichen NWs vom Sertralin heftiger als die vom Citalopram, nur langfristig ging es letztlich anders aus. NWs die mir blieben waren die gleichen, aber die gewünscht Wirkung war bei mir beim Sertralin besser.

An deiner Stelle würde ich halt darauf abzielen möglichst kein IMAP zu brauchen. Lieber langfristig (dauerhaft) und gut begleitet Citalopram als IMAP.

Deine Erfahrung: Citalopram langfristig prima, Sertralin geht gar nicht, ist jedenfalls gut möglich.

LG Arte
xxs
Beiträge: 4
Registriert: 12. Mai 2006, 22:09

Re: Medikament wechseln

Beitrag von xxs »

Hallo Artemis,

ich habe auch gute Erfahrungen gemacht, die Dosis verteilt durch den Tag zu nehmen. Mein Arzt meinte auch dies währe eine komische Methode, aber wenn’s mir so besser geht warum nicht.
Und genau so wie du, kann ich auch mittlerweile selber einschätzen was und wie viel AD‘s mein Körper gerade braucht (ich denke mal ich kann’s).
Ich sehe wir haben viel gemeinsam. Ich denke aber dass die meisten von uns, nach langjähriger Einnahme von AD’s eine gewisse Erfahrung damit haben und leider wie bei mir auch ein gewisses Leichtsinn in Umgang damit entwickeln. Ich habe schon zweimal die Medis abgesetzt ohne mit meinem Arzt vorher zu sprechen und das Ende von Lied kannst du dir selber vorstellen.
Dieses mal war auch so, dass ich das Citalopram wegen meine Hautallergie absetzen müsste (wollte) und nach zwei Wochen mit Setralin anfangen sollte. Aber nein, obwohl mein Arzt mir empfohlen hat das Setralin nach zwei Wochen einzunehmen, ich habe gesagt ich versuch es mal ohne. Leider war das die Falsche Entscheidung.

Gruß
Bernard
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