Bin ich Depressv ?

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Segal
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Bin ich Depressv ?

Beitrag von Segal »

Hallo, bin neu hier und weiß nicht, ob ich nur gestreßt bin oder in der Depression ?

Ich bin in meiner Firma als Buchhalter beschäftigt. Mein Verantwortungsbereich ist relativ hoch, da ich für die gesamte Liquidität eines mittelständischen Unternehmens verantwortlich bin. Dorthinein wurde ich 2002 aus der Not ( Firma stand kurz vor der Insolvenz und der Kaufmännische Leiter verließ das Uternehmen von einem Tag auf den Anderen ) heraus gedrängt. Nicht nur das ich meine normale Arbeit mache, nein, das Geld beschäftigt meine Arbeitskraft bis zu 80 % am Tag. Unsere Finanzielle Situation ist seit 2002 nicht rosig, jeden Monat klappt es immer irgendwie. Dieser Druck, der einerseits von den Lieferanten kommt und andererseits von
der Geschäftsleitung und den Kollegen, ist immens groß.

Seit Monaten ist es nun so, das ich schon nur beim Klingeln des Telefons erschrecke, anfange zu zittern und kaum ans Telefon gehen kann. Zu Spitzenzeiten kommt es vor, das in einer Stunde bis 40 Telefongespräche eingehen und meine Geduld dann am Ende ist und ich einfach nicht mehr dran gehe. Alle meine Versuche es ruhiger angehen zu lassen scheitern täglich. Mein Problem ist, das ich das alles Abends mit nach Hause nehme und den ganzen Abend dann grübel, wie ichs hinbekomme am nächsten Tag. Aber jeder Tag läuft gleich ab, ich befinde mich seit 2002 in dem Film: Täglich grüßt das Murmeltier !

Alle Versprechungen, das es besser wird sind nur Rauch und Schall. Abschalten, ja das Versuche ich schon, aber dann werde ich Nachts wach, weil ich das Telefon habe klingeln hören und die Stimme eines ganz penetranten Lieferanten höre. Und dann ist es mit schlafen vorbei. Diese Verantwortung, das die Gehälter für die Arbeitskollegen pünktlich bezahlt werden habe ich dann auch noch immer zum Ende des Monats.

Morgens im Bad, wenn ich mir die Zähne putze muß ich mich regeläßig übergeben und ich habe Angst, mich ins Auto zu setzen und zur Arbeit zu fahren. Meistens dauert es keine fünf Minuten und schon habe ich den ersten Streß in Form eines Anrufes.

Es ist ja schon soweit, das ich mein Telefon zu Hause abstelle weil ich nicht mehr kann und vor Wochen habe ich es an die Wand geworfen.

Zur Zeit nervt mich alles:

Wenn ich zu meinen Eltern Mittags zum Essen fahre, könnte ich ausrasten, wenn die Frage kommt was ich am nächsten Tag gerne Essen möchte. Nur diese einfache, gut gemeinte Frage ist schon zu viel, ich will nicht dauernd gefragt werden und Entscheidungen treffen müssen, das muß ich doch die ganze Zeit auf der Arbeit.

Habe ich mal Urlaub, dann wird meistens schon am ersten Tag bei mir von der Arbeit angerufen und gefragt was gemacht werden muß. Fehlt nur noch das mich einer Fragt wie er seine Hose anziehen soll !!! Ach so, mehr als eine Woche Urlaub an einem Stück kann ich garnicht machen, weil es mich dann erschlägt vor lauter liegen gebliebener Arbeit und Problemen.

Im November 2006 habe ich dann von einer Minute auf die Andere private Aktivitäten radikal geändert. Bis dahin konnte ich wenigstens bei Musik abschalten, aber da ging es nicht mehr. Ich habe immer gerne Heavy Metal gehört, aber seit dieser Zeit kein einziges Lied mehr. Alle CD´s und DVD´s habe ich entsorgt und mein Radio im Auto seit der Zeit auch nicht mehr eingeschaltet. Meinen Freundeskreis habe ich aufgegeben, die einzige Person mit der ich noch gerne zusammen bin ist meine Freundin. Die meiste Zeit sitze ich zu Hause und starre an die Wand.

Mein Hobby, das Sportschießen habe ich auch aufgegeben, ging nicht mehr weil ich mich nicht mehr Konzentrieren kann. Vor drei Wochen habe ich dann von einem Tag auf den anderen mein Traumauto verkauft, hatte keinen Bock mehr drauf und das Alles kommt mir im Moment wie ein Traum vor und ich warte darauf das ich wach werde. Auch das Motorradfahren interssiert mich nicht mehr, keine Lust zu fahren. Alles was mir immer Spaß gemacht hat, ist mir zuviel, fällt mir zur Last und es kommt schon mal vor, das ich fahren will und wenn ich dann vor dem Motorrad stehe, dann drehe ich mich um und gehe wieder in die Wohnung.

Jetzt ist mir natürlich ein Fehler auf der Arbeit unterlaufen und letzte Woche hat der Geschäftsführer mir angdroht das dieses Konsequenzen haben wird. Morgen ist der Tag und ich rechne mit der Kündigung.

Diese Existenzangst, die ich nicht nur schon seit letzter Woche habe wird so starkt, das ich mich schon aufgegeben habe und nicht mehr in der Lage bin zu kämpfen, nein, ich habe resigniert und riesen große Angst vor der Zukunft. Da ich 45 Jare alt bin, gehöre ich bereits in meinem Beruf zum alten Eisen und die Aussicht auf eine andere Arbeit ist zur Zeit gleich null.

Mit meiner Freundin kann ich nicht über meine
Ängste reden, weil sie der Meinung ist, das ich das Alles überbewerte und es ja nicht so schlimm sein kann. Ich weiß nicht mehr weiter und bin total verzweifelt...habe Angst vor einer Kurzschlußreaktion.

Sorry das ich so viel geschrieben habe, aber mein Hausarzt meinte noch kürzlich zu mir, ich solle Abends mal spazieren gehen und dann
könne ich auch wieder schlafen und der Streß auf der Arbeit wäre dann auch nicht mehr so wild.

Nun suche ich eine Lösung und bin jetzt soweit, das ich mir geschulte Hilfe holen muß, hoffe das ein Facharzt ( Psychiater ) mir helfen kann.

Was ist Eure Meinung, ist das nur Streß oder bin ich doch Depressiv ?
undercover
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Re: Bin ich Depressv ?

Beitrag von undercover »

Beides Matthias,

sage ich spontan aus dem Bauch heraus. Du bist überfordert und darauf zieht Deine Depri zur Not die Bremse.

Ich krieg jedenfalls die Wut, wenn ich lese, wie selbstverständlich davon ausgegangen wird, dass Mensch die eierlegende Wollmilchsau sei. Geh zum Arzt und lass Dich krank schreiben. Du musst da raus.

Mein ich ernst.

Liebe Grüße
undercover
BeAk

Re: Bin ich Depressv ?

Beitrag von BeAk »

Lieber Matthias,

das liest sich wie einen Angststörung möglicherweise mit Depression.
Bei einem Psychiater bist Du an der richtigen Stelle, er kann Dich auch krank schreiben.
Aber eine Psychotherapie wird auch nötig sein, vermute ich. Sprich mal mit Deinem Psychiater darüber.
rm
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Re: Bin ich Depressv ?

Beitrag von rm »

Gesunden, guten Morgen, Matthias ,

..möchte mich obigen Meinungen anschließen und Dir dringend raten, auf Deine Körpersignale zu hören!.. Eine Auszeit wird Deinem Körper/ Deiner Seele gut tun..

.. ich spüre, beide Teile in Dir schreien förmlich nach Hilfe!..

Alles Gute für Dich und den Mut, die richtige Entscheidung zu treffen! Reinhart
Segal
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Registriert: 11. Apr 2007, 15:31

Re: Bin ich Depressv ?

Beitrag von Segal »

Danke für die schnellen Antworten.

Habe heute Nacht wieder nicht schlafen können. Als ich heute morgen in die Firma kam, wurde ich schon an der Eingangstür überfallen und gleich auf mich los geredet, obwohl ich die Jacke noch an hatte und noch nicht mal im Büro war.

Ich kann das nicht mehr, merkt das denn keiner, das man erst mal richtig da sein muß und nicht sofort alles auf mich einreden und einstürzen kann ?

Bin doch kein Computer der alles gespeichert hat und sofort abrufen kann. Ich kann nicht mehr, mich macht das alles so fertig. Fing gleich an zu zittern, wie ein Alkoholiker der seinen Stoff braucht.

Gruß
Matthias
Denker
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Registriert: 11. Apr 2005, 13:55

Re: Bin ich Depressv ?

Beitrag von Denker »

Hallo Matthias,
schau dir mal meine Buchtipps hier an:
http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1174315349
Für dich wäre vermutlich Nr. 3 sehr interessant!
Gruß
Denker
ANOVA
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Re: Bin ich Depressv ?

Beitrag von ANOVA »

Hallo Matthias,

wenn man liest, wie ein ganz stinknormaler Arbeitstag bei Dir aussieht, springt dem Leser Dein brutaler Stress geradezu aus dem Bildschirm mitten ins Gesicht...

Sofern Du nicht sowieso schon depressiv bist (das kann nur ein Fachmensch beurteilen), könnte ich mir vorstellen, dass Du es demnächst wirst, wenn Du nicht schleunigst versuchst, bei der Arbeit den Stress zu reduzieren. Vielleicht würde es ja schon einmal kurzfristig helfen, wenn Du den Mitarbeitern sagst, sie möchten Dich bitte morgens erstmal ankommen lassen. Oder dass Du vor Deinem Urlaub so etwas wie ein Teammeeting machst, in dem genau besprochen wird, was ansteht und was in Deiner Abwesenheit von den anderen erledigt werden muss und auf welche Seite.

Du kannst Deine Mitarbeiter ruhig ein wenig zum Selbstdenken erziehen, dann hast Du mehr Ruhe und die anderen haben es nicht mehr so einfach, Verantwortung auf Dich abzuwälzen.

Ich glaube, Du musst ganz dringend an Deinem Arbeitsplatz einiges ändern, wenn Du nicht irgendwann physisch und/oder psychisch zusammenbrechen willst.

Ein Besuch beim Psychiater kann sicher nicht schaden, um abzuklären, ob Du eine Depression hast und wie Du mit dem Stress umgehen oder ihn wenigstens auf ein erträgliches Maß reduzieren kannst.

Gruß

Xenia
Surfer
Beiträge: 42
Registriert: 29. Dez 2003, 20:32

Re: Bin ich Depressv ?

Beitrag von Surfer »

Lieber Matthias,
das was Du in Deinem Beitrag beschreibst, kenne ich aus eigener Erfahrung nur zu gut. Du befindest Dich in einem "Teufelskreis". Auf der einen Seite die Kollegen, die Geschäftsleitung, die Lieferanten - auf der anderen Seite bist Du, der einfach nur in Ruhe gelassen werden möchte. Eine ähnliche Phase habe ich vor ein paar Jahren durchgemacht. Allerdings habe ich die "Reissleine" zu spät gezogen. Das hat dann mein Körper für mich gemacht und mir mit Angst- und Panikattacken unmissverständlich zu verstehen gegeben "Kamerad, bis hierher und nicht weiter". Dein "übergeben" deutet für mich darauf hin, dass auch Dein Körper beginnt sich zu wehren. Die ärztliche Diagnose bei mir lautete "Burn-Out-Syndrom". Ich kann mich den anderen nur anschließen. Lass Dich krank schreiben oder nimm' Urlaub, schalt' Dein Telefon und Dein Handy aus und fahr' weg. Ohne schlechtes Gewissen und ohne Schuldgefühle. Wenn Du heute die Firma verlassen würdest, würde diese auch ohne Dich weiter existieren. Nach einer Woche würde niemand mehr an Dich denken (Habe ich selbst erlebt). Ich habe zwei Verhaltenstherapien gemacht und habe dadurch gelernt die Dinge auch aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Es nützt niemand, auch nicht Deinem Chef, wenn Du zusammenbrichst und für lange Zeit ausfällst.
Damit Du wieder Schlaf findest, würde ich mir, mit ärztlicher Unterstützung, über eine medikamentöse Unterstützung Gedanken machen.
Ich wünsche Dir alles Gute.
Surfer
Weltenwandlerin
Beiträge: 677
Registriert: 9. Mai 2006, 13:19

Re: Bin ich Depressv ?

Beitrag von Weltenwandlerin »

Hallo!

Ich dachte spontan an Burnout...

Letztendlich ist die Diagnose wohl erstmal gar nicht sooo wichtig, wir können sie eh nicht stellen, da muss der Fachmann ran. Wichtig ist, dass du am Ende bist und JETZT die Notbremse ziehen solltest. Warte nicht, bis deine Kollegen etc.deine Verzweiflung sehen und und dich nach Hause schicken, sondern sorge für dich und leite alles ein: krank melden, sofort zum Arzt (Hausarzt, Überweisung für Psychiater oder gleich in die Klinik?). Offenbar kannst du auch jetzt noch gut das Bild des funktionierens zeigen, so dass nicht mal deine Freundin wahrhaben kann/will (?), wie es wirklich um dich steht.

Ich hoffe, dass du die Kraft aufbringen kannst, dich krankzumelden etc., gut für dich sorgst und dass Du langfristig wieder auf die Beine kommst. Gib dir bitte vor allem Zeit.

Alles Liebe,
Mika
Werden kennt kein Ende. Der Strom fließt weiter. Jeder Augenblick ist neu. Der Schmerz des Wachsens: der Mühen wert! (Bruno-Paul de Roeck)
Segal
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Registriert: 11. Apr 2007, 15:31

Re: Bin ich Depressv ?

Beitrag von Segal »

Danke für die echt guten Antworten.

War heute bei meinem Hausarzt, hat mich für 14 Tage krank geschrieben und ne Überweisung zum Facharzt. Auf der Krankscreibung stand: F 32. 9

Als ich meine Sachen beim Hausarzt holte, kam zwischenzeitlich meine Freundin dazu und meinte lapidar " Gehst du jetzt in die Klappse "?

Die hat nichts verstanden und meint ich würde simulieren, um von dem Job weg zu kommen. Jetzt kommt das nächste Problem auf mich zu, wie soll und kann ich Ihr nur Erklären das ich echt fertig bin und Hilfe brauche ?

Vielleicht hab ich in den lezten Wochen sehr gut geschauspielert, in ihrer Gegenwart habe ich immer gute Laune und total gut drauf gespielt und mich zusammen gerissen uns so getan als ob alles I.O. ist. Jetzt dreht die am Rad und ist außer sich, ich würde sie täuschen und einen Alleingang machen, den Job aufs Spiel setzen und sie übergehen.

Nicht zu fassen, von einem Problem ins nächste, habe im Moment das Gefühl, das alle
Fässer mit der Sch..... drin mir gehören und ich keines auslasse.

Morgen mache ich mir nen Termin beim Facharzt und dann sehen wir mal weiter. Auf jeden Fall fühle ich mich seit heute befreit und fasse Hoffnung das mir endlich geholfen wird.

Auf jedenfall hat mein Hausarzt gesagt: Da gehen sie vorläufig nicht mehr hin, bevor alles geklärt ist, was mit ihnen ist !

Gruß
Matthias

Und danke für alle, die hier geschrieben haben und mir den richtigen Anstoß gegeben haben, glaube ich hätte das nie so machen können, wenn ich nicht Eure Beiträge und Antworten gelesen hätte.
BeAk

Re: Bin ich Depressv ?

Beitrag von BeAk »

Lieber Matthias,

google selbst f32.9 ist eine depressive Episode nicht näher bezeichnet.
Aber so wie sich Dein Hausarzt ausdrückt, ist es eine vorläufige Diagnose.

Ducke mal aus dem www gute Infos über die Depression aus und lege Sie Deiner Freundin zum lesen hin. Vielleicht auch noch eine Kopie Deiner Krankschreibung mit dem Schüssel/Code.

Wenn sie es dann immer noch nicht kapiert das du kank bist, ist sie entweder geistig nicht auf der Höhe oder völlig unreif.
Dann laß Sie ziehn.
feuerfisch
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Re: Bin ich Depressv ?

Beitrag von feuerfisch »

Hai Matthias

ich hab nen ähnlich stressigen Job

Ein wenig helfen tuts wenn man den Leuten klarmacht dass sie ein `wenig wenig´ rücksichtslos sind:
dein Beispiel mit dem frühen Morgen ist recht gut, denn da ist der erste Ansatzpunkt.

Sag "Guten Mooorgen", das vergessen die meisten, oder sagen es nur nebenbei. Damit `erinnerst´ du sie das du ja noch die Jacke anhast. Meist kommt ein "Entschuldigung, aber es ist wichtig". Nimm das hin, aber derjenige wird das nächstemal wenn er/sie morgens zu deiner Tür reinkommt erst einmal schauen wie `dein Stand´ gerade ist und evt. sagen das er gleich wieder kommt. Das entspannt das Verhältnis auf freundliche Art und du spürst das die Leute auch Rücksicht nehmen können (klappt übrigens selbst manchen Chefs gegenüber).

Genauso am Telefon: ich melde mich dann immer korrekt, bitte dann aber denjenigen an der anderen Seite der Leitung kurz zu warten, damit ich Stift und Zettel nehmen kann "denn ich bin noch nicht einmal dazu gekommen die Jacke aus zu ziehen". Kein Einziger hat mich nochmal so früh angerufen, es sei denn es war ein Notfall.

Und im Übrigen: Schrei so laut du kannst nach einer Auszeit! (lol - ich hab noch Urlaub vom letzten Jahr )
Du bist wichtig! Und wenn du dem Unternehmen nicht wichtig genug bist - trotz deiner verantwortungsvollen Aufgabe - so solltest du dir selbst wichtig genug sein!

Ich habe das Glück einen lieben Partner zu haben, der mich unterstützt. Aber auch ich kenne das schlechte Gewissen das einen überfällt wenn man Urlaub hat oder gar krank ist.
Nimm dich selber ernst!
Du bekommst gerade von deinem Körper das Zeichen "End of Route! Danger!"
Beherzige es! Es wird nicht besser werden wenn du es nicht schaffst die Bremse zu ziehen.
Du hast die Wahl: Nimm dich jetzt ernst und gönne dir einen Wechsel in deinem Lebensablauf - oder ignoriere es noch ein paar Tage, Wochen, oder vielleicht sogar Jahre und es geht nichts mehr ÜBERHAUPT NICHTS.

Depressionen sind, so schlimm sie auch sein mögen, doch nichts anderes als ein Notsignal.

Ignoriere es nicht!


feuerfisch
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
Weltenwandlerin
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Re: Bin ich Depressv ?

Beitrag von Weltenwandlerin »

Hallo Matthias!

Super, es freut mich, dass du beim Arzt warst!!!! Und das du dich erleichtert fühlst, spricht Bände.

Deine Freundin...Vielleicht fühlt sie sich "ent-täuscht" und reagiert deswegen so bockig? Immerhin hast du dich ihr lange anders dargestellt, ihr nicht dein wahres Innenleben gezeigt und nun kommt dieser krasse Schnitt...Kann das sein? Vielleicht hat sie Schuldgefühle, weil sie es nicht erkannt hat? Vielleicht hat sie Angst, vor dem, was noch kommt? Vielleicht hat sie selber ein Problem mit sich und ihrem Job...Alles ist möglich. Wenn du die Kraft hast, rede mit ihr. Ganz offen. Erklär ihr, warum du dich so lange verstellt hast. Gib ihr Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Vielleicht ist sie einfach nur verwirrt und kann es nicht anders zeigen.

Ich drücke weiterhin die Daumen, insbesondere auch für den nächsten Termin beim Facharzt.

Mika
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Surfer
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Re: Bin ich Depressv ?

Beitrag von Surfer »

Hallo Matthias,
Spitze - mit Deinem Gang zum Hausarzt hast Du den 1. ganz wichtigen Schritt getan. Du hast Dir eingestanden, dass es so nicht weitergehen kann. Die Aussage Deiner Freundin "Gehst Du jetzt in die Klapse" würde ich zunächst einmal im Raum stehen lassen. Wenn sich Deine Freundin beruhigt hat, solltest Du in aller Ruhe mit ihr reden und ihr klar machen, dass man mit einem "Burn-Out-Syndrom" nicht zwangsläufig "in die Klapse" muss, trotzdem aber nicht mehr in der Lage ist seinen Job vernünftig auszuführen. Begehe auf keinen Fall den Fehler und geh' nach den 14 Tagen zum Arbeiten. Lass' Dich weiterhin krankschreiben und tu' einfach mal wieder Dinge, die zu kurz gekommen sind. Ich weiß das es nicht einfach ist von 180 auf 0 zu gehen, aber Dein Körper will jetzt vor allem eins - Kraft tanken und das geht am besten mit Ruhe und ohne Stress.
Lass' Dir von niemanden ein schlechtes Gewissen machen, Fakt ist, Du bist krank und wenn man krank ist kann man nicht arbeiten. Ich war sechs Wochen am Stück krankgeschrieben und wenn sich wieder einmal das schlechte Gewissen gemeldet hat, meinte meine Therapeutin nur "wenn Sie jetzt verletzt im Krankenhaus liegen würden, hätten Sie dann auch ein schlechtes Gewissen?" Da war schon was dran.
Dir alles Gute und vor allem viel Ruhe
Surfer
Leopard
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Re: Bin ich Depressv ?

Beitrag von Leopard »

Dass du dich krankgeschrieben hast, hat mich total gefreut! Das einzig richtige in deiner situation.

Wenn du einfach so weiterarbeitest, brichst du früher oder später zusammen, denke ich.
Da sich die situation an deinem arbeitsplatz kaum ändern wird, kannst du dich nicht erholen.

Für mich (als nichtarzt logischerweise) klingt deine situation extrem nach einem burnout bzw. einer erschöpfungsdepression.
Leopard
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Re: Bin ich Depressv ?

Beitrag von Leopard »

Noch etwas: reaktionen, wie die deiner freundin, kennen wir depressiven zu genüge.


Oft sieht man die krankheit nicht an, und erst wenn der kranke selbstmordversuche macht oder zusammenbricht, gehen den mitmenschen die augen auf.
Segal
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Re: Bin ich Depressv ?

Beitrag von Segal »

Habe am Wochendende die Zeit genutzt und ein langes Gespräch mit meiner Freundin gehabt. Sie war einfach geschockt gewesen, das Sie es nicht gemerkt hat und ich scheinbar sehr gut in ihrer
Gegenwart geschauspielert habe.

Komisch, hatte in der letzen Zeit aber sehr viele Signale gesendet, die Sie leider total falsch verstanden hat.

Jetzt ist sie ja auch der Meinung das dies der richtige Weg für mich ist und mir durch porfessionelle Hilfe es hoffentlich besser geht. Im Gespräch kam raus, das ich mich in unserer Beziehung in den letzten Monaten ja auch verändert habe und sie mich schon sehr lange nicht mehr hat lachen sehen und hören.

Und da dachte sie schon, es läge an ihr und ich hätte keine Lust mehr auf die Beziehung.

Am Freitag war ich ja den ersten Tag nicht auf der Arbeit und mir gings ganz gut, bis dann ein Anruf von der Frima kam. Ich habe da gesagt das ich krank bin und mich um den Sch....ß jetzt nicht kümmern kann und man mich auch bitte nicht anruft bzw. ich ab jetzt das Telefon ausstellen werde. Da habe ich sehr großes Unverständnis geerntet und es
wurde so unterschwellig gesagt, ich wäre doch gestern noch gesund gewesen und was ich denn
in so kurzer Zeit habe? Darauf bin ich nicht eingegangen, brauche doch nicht jedem auf die
Nase zu binden warum ich krank bin?

Dann der Hammer gestern. Es klingelt und mein
Geschäftsführer steht vor der Tür und will wissen was los ist. Habe ihm erklärt das ich zur Zeit nicht arbeitsfähig und total ausgbrannt bin. Da sagt der doch, den Eindruck hätte er auch schon gehabt und wenn ich jetzt längere Zeit ausfallen sollte, müsse er sich doch überlegen ob wir uns nicht besser Trennen. Das will er sich bis Ende der Woche überlegen und dann würde er mir die Entscheidung mitteilen.

Wenn ich jetzt arbeitslos werden sollte, dann ist es mir auch egal, wenn kein Verständnis vorhanden ist und man so schnell ersetzt werden soll. Dann Prost Mahlzeit und die ganzen letzten Jahre waren so was für den @rsch......... Gesundheit im Eimer und arbeitslos.......

Gruß
Matthias
Surfer
Beiträge: 42
Registriert: 29. Dez 2003, 20:32

Re: Bin ich Depressv ?

Beitrag von Surfer »

Lieber Matthias,
schön, dass Du Dich mit Deiner Freundin ausgesprochen hast. Noch schöner, dass sie Verständnis für Deine Situation hat und Dich sicherlich auch unterstützen wird.
Geschockt war ich von der Sache mit Deinem Chef. Dennoch würde ich dies in aller Ruhe auf mich zukommen lassen. Wir leben schließlich nicht mehr im Mittelalter. Wenn Dein Arzt eine "Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung" ausstellt, dann heißt dies für Deinen Chef, dass Du aus gesundheitlichen Gründen "Arbeitsunfähig" bist. Deine Gedanken dazu kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich habe 15 Jahre in einem Betrieb gearbeitet. Habe dort eine Lehre gemacht und mir dann 13 Jahre den A.... aufgerissen. Für mich war die Firma meine Familie. Ich habe nur ungern Urlaub genommen. Als ich den Betrieb verlassen habe, hat es gerade mal für einen feuchten Händedruck meines Chefs gereicht. Dies konnte ich damals auch nicht verstehen. "Wie kann der mich einfach gehen lassen, ich bin doch sein bester Mann." Daraus habe ich gelernt. Ich arbeite gern, sehe die Sache aber als JOB für den ich Geld bekomme. Nicht mehr und nicht weniger.
Vielleicht solltest Du generell über einen Jobwechsel nachdenken. Denn so wie es aussieht macht Dich Dein jetziger Job krank.

Dir alles Gute
Surfer
Weltenwandlerin
Beiträge: 677
Registriert: 9. Mai 2006, 13:19

Re: Bin ich Depressv ?

Beitrag von Weltenwandlerin »

Hey!

Blöder Chef... Spinnt wohl! Da hat er ja einen tollen Stachel gesetzt mit seinem "Krankenbesuch".

Ich habe von Arbeitsrecht nicht sooo viel Ahnung, aber m.E kann er dich nicht einfach so rausschmeißen, schon gar nicht, wenn du krankgeschrieben bist! Ich weiß nicht, wieviel Kraft du im Moment hast und ob du überhaupt da noch arbeiten willst...Hast du dir schon Gedanken gemacht? WENN du arbeitslos werden solltest, wirst du es ja nicht, weil du faul etc.bist, sondern weil du krank bist. Arbeitsunfähig!

Und was macht deine Suche nach professioneller Hilfe???

Es freut mich jedenfalls, dass du den Konflikt mit deiner Freundin klären konntest.

Alles Liebe,
Mika
Werden kennt kein Ende. Der Strom fließt weiter. Jeder Augenblick ist neu. Der Schmerz des Wachsens: der Mühen wert! (Bruno-Paul de Roeck)
horse4me
Beiträge: 124
Registriert: 16. Feb 2007, 15:55

Re: Bin ich Depressv ?

Beitrag von horse4me »

Hallo Matthias,
super, dass Du ein klärendes Gespräch mit Deiner Freundin führen konntest!
Ich hoffe, Dein Chef kommt doch noch zur Einsicht, dass er Dich bei zwei Wochen Arbeitsunfähigkeit nicht schon rausschmeissen kann. Scheinbar ist er sich nicht im Klaren, was er an Dir hat. Leider ist die Menschlichkeit von den Chefs zu ihren Mitarbeitern ganz schön rar. Ich hoffe, dass Du im Laufe der Zeit vielleicht doch eine berufliche Änderung erreichen kannst (entweder in Deiner alten Firma oder durch einen Wechsel). Ich drücke Dir die Daumen, dass Dein Chef Dich erstmal nicht kündigt damit Du finanziell gesichert bleibst (wenns doch eintreten sollte, schlage Dir eine saftige Abfindung raus).Ich kenne mich rechtlich nicht aus, aber lasse Dich nicht veräppeln.....Alles Gute!
Alles was du bist, alles was du willst, alles was du sollst, geht von dir selber aus. (J.H.Pestalozzi)
danideng
Beiträge: 1538
Registriert: 26. Feb 2006, 12:49

Re: Bin ich Depressv ?

Beitrag von danideng »

Hallo Matthias,

also soooo gut kenn ich mich im Arbeitsrecht auch nicht aus. Meines Wissens darf er dich NICHT rauswerfen, solange du krank geschrieben bist. Also könnte dir im Grunde nix besseres passieren, denn DANN könntest du vors Arbeitsgericht.

Blöder wärs, wenn er es hinterher aus fadenscheinigen Gründen, sprich betriebliche Gründe blabla, macht.

Also wäre ersterer Weg der sicherere. Denn abhalten wirst du ihn davon nicht können, wenn er die Absicht hat.

Und dann hättest du Zeit und Muße, dich in aller Ruhe nach einem Arbeitgeber umzuschauen, der deine Arbeit zu schätzen weiß und Verständnis für deine Krankheit hat. Solche gibts nämlich auch .

Viele Grüße
Dani1112
cooki3
Beiträge: 494
Registriert: 27. Jul 2006, 12:42

Re:

Beitrag von cooki3 »

pinky1954
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Registriert: 23. Feb 2007, 10:51
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Re: Bin ich Depressv ?

Beitrag von pinky1954 »

Hallo Matthias, und täglich grüßt das Murmeltier. Das ist wirklich treffend!

Nun, ich bin mir nicht wirklich sicher, ob das schon eine Depression ist. Was du da schilderst, ist ja Wahnsinn. Aber du bist auf dem besten Weg in eine solche rein zu geraten. Eine Lebenskrise hast du sicher zu bewältigen!

Es erinnert mich an meine Situation vor 2-3 Jahren.

Das mit dem morgendlichen Übergeben kenne ich seit mehreren Jahren. Bin Unternehmensberater in einer großen Firma und habe meine täglichen Ängste nicht wirklich im Griff. In Kombination mit einem immer unbefriedigender werdenden Privatleben, Ängsten der Existenz kamen dann auch ganz physische Krankheiten wie psychosomatische Bronchitis etc. hinzu.

Die tägliche, außergewöhnliche Last, die du zu tragen versuchst oder dir aufgetragen wird, ist nicht normal und kann kein Mensch auf Dauer aushalten. Wenn du nicht wirklich krank werden willst, dann musst du was ändern!

Es hört sich ja nicht so an, als wärst du nicht ausreichend qualifiziert oder leistungsunwillig! Also bist du doch sicher auf dem Arbeitsmarkt von einigem Wert!

Wart nicht ab, bis dich die Leute, die dich bisher benutzt haben auch noch raus treten. Versuch, aktiv was zu verändern. Im deinem jetzigen Job wirst du da wohl nichts ändern. Ich kenne die Geflechte in mittelständigen Unternehmen ganz gut.

Versuch, eine neue Chance zu bekommen. Versuch auf dem Markt festzustellen, wie deine Chancen und dein Marktwert noch sind. Versuch auch, mal dein Leben zu analysieren und prüfe, ob du richtig läufst. Was sind deine Ziele, was macht dich glücklich? Kannst du dich daran erinnern, wann du das letzte Mal ein Erfolgserlebnis hattest und wann du richtig glücklich warst? Wie oft kommt das wirklich vor? Versuch mal, eine Bilanz zu ziehen. Als Buchhalter kannst du soll und haben ja. Ordne deine Ziele und ziehe Bilanz. Schaffe dir eine Basis für einen neue oder überarbeitete Lebensplanung.

Ein Gespräch mit einen sensiblen Hausarzt oder auch einem Psychotherapeuten sind sicher hilfreich. Vielleicht hast du Freunde, die du für ein Coaching nutzen kannst? Ich weiß, dass der offene Umgang mit solchen Themen für jemanden in verantwortungsvoller Position sehr schwer ist. Hatte auch Angst vor den Konsequenzen, habe aber dann dem Leidensdruck der letzten Jahre nicht standhalten können.

Warte nicht ab, bis du wegkippst. Depressionen sind die eine Seite, die andere vielleicht Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Vielleicht findest du Gefallen hier an diesem Forum? Es ist anonym und du sprichst mit den unterschiedlichsten Menschen aber ähnlichen Problemen. Lass dich nicht täuschen. Die Last von Menschen, die an ganz banalen alltäglichen Dingen verzweifeln ist die gleiche, wie die deine.

Viele Grüße … Peer

P.S. Was wäre mit einer Auszeit. Kur funktioniert immer. Was ist mit Sport? Ich habe das Laufen angefangen und ziehe aus der körperlichen Anstrengung geistige Entspannung.
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