drei Jahre Psychoanalyse

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malona
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drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von malona »

Hallo,

ich bin neu in diesem Forum.

Ich habe gelesen, daß einige von euch Psychoanalyse machen bzw damit anfangen. Ich selbst mache seit drei Jahren Analyse, die Depressionen sind aber eher stärker geworden,haben sich auch verändert.

Vor drei Jahren war ich unmittelbar nach einer Trennung und noch sehr wütend, danach gab es noch einen schwereren Verlust, die Wut ist weg, in der Depression erstickt.

Ich habe trotzdem das Gefühl, daß die Analyse gut ist, vertraue meinem Analytiker, gleichzeitig wächst die Angst, weil sich meine Symptome eher verschlimmert haben, ich inzwischen arbeitslos bin und sozial wesentlich stärker isoliert als zu Beginn der Therapie.

Gibt es hier noch Leute mit ähnlich widersprüchlichen Erfahrungen bei langen Therapien? vielleicht kann man sich ein bißchen Mut zufächeln.

Gruß,
Malona
cool
Beiträge: 2797
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von cool »

Hallo Malona

und herzlich willkommen hier im Forum

Ich schubse den thread hiermit wieder hoch.
Und schaue die nächsten Tage wieder hier bei dir vorbei !

Alles liebe..........Cool
Leeloo
Beiträge: 33
Registriert: 13. Nov 2003, 15:41

Re: drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von Leeloo »

malona schrieb:
>
>
> Gibt es hier noch Leute mit ähnlich widersprüchlichen Erfahrungen bei langen Therapien? vielleicht kann man sich ein bißchen Mut zufächeln.
>
> Gruß,
> Malona
Hi Malon,
dass Du Deinen Therapeuten vertraust, ist ja gut und möglicherweise ausreichend Grund, die Therapie fortzuführend.
Allerdings finde ich auch lange Therapie für fragwürdig,
Es gibt etliche Untersuchungen darüber, dass im Grund die ersten acht bis zehn Termine (!) mit die größte Veränderung bringen; zudem ist Psychoanalyse oft für 'ne Depression nicht besonders nützlich da viel zu introspektive und zu wenig zielorientiert.
Lange Therapie haben mituntere den Effekt, dass ich hier einen verläßlichen Sozialkontakt habe (zudem einen angstfreien); hätte ich den woanders, würd eich vielleicht die Gespräche beenden !?.

Gruß
Leeloo
Leeloo
Beiträge: 33
Registriert: 13. Nov 2003, 15:41

Re: drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von Leeloo »

sorry, war doppelt.
Ronja_R
Beiträge: 55
Registriert: 28. Mär 2006, 17:45

Re: drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von Ronja_R »

Hallo Malona,

zum Mut zufächeln bin ich definitiv ungeeignet. Und einen Ratschlag will ich Dir eigentlich auch nicht geben. Aber wenn Deine Symptome schlechter statt besser werden, finde ich das schon ein wenig bedenklich. Klar, äußere Umstände tragen auch zur inneren Befindlichkeit bei. Und was da Ursache und Wirkung ist, kannst vermutlich Du selbst nicht ganz genau sagen.

Bei mir war es jedenfalls so, dass ich nach 2,5 Jahren Analyse sehr überzeugt davon war, und sehr viel investiert habe, um die Analyse weitermachen zu können. Kurz drauf forderte er noch mehr von mir (eigene Finanzierung über die Schmerzgrenze hinaus). An dem Punkt habe ich (viel zu spät - aber früher hätte ich es vermutlich nicht geschafft) angefangen, kritische Fragen zu stellen. Ich habe Mißverständnisse aufgedeckt und bin an Grenzen gestoßen, die ich vorher bewusst übersehen hatte (z. B. hat mein Analytiker mit meinem zentralen Lebensproblem nichts anfangen können, weil er versucht hat, alles auf die Übertragungsebene zu ziehen. Da dieses zentrale Lebensproblem eine krankhafte Beziehung zu einer ebenfalls psychisch kranken Person war, hat die Übertragung für mich einfach nicht gepasst). Ich habe von Anfang an Vertrauen gehabt, dass sich irgendwann was bewegen wird (was sehr langsam auch passiert ist). Erst als ich wirklich kritische Fragen stellen konnte, feststellen musste, dass die Antworten darauf mich wirklich nicht zufrieden stellen, erst dann konnte ich sehen, was alles in der therapeutischen Beziehung gefehlt hat. Ich hatte dann (sicher auch ein Erfolg der Analyse) die innere Stärke, loszulassen. Ich hatte unheimlich Glück und eine neue Therapeutin gefunden. Dort habe ich das Wunderbare erlebt, dass ich schon in der zweiten Stunden das Gefühl hatte, dass sich in meinem Inneren etwas bewegt. Ich habe Schmerzen _empfunden_, statt sie einfach nur zu konstatieren. Statt nur darauf zu warten, ist es einfach passiert. Uff. Das war jetzt ein langer Text. Wie gesagt, das ist meine Erfahrung. Für Dich kann sich das natürlich anders darstellen.

Viele Grüße
Räubertochter
malona
Beiträge: 9
Registriert: 9. Apr 2007, 07:55

Re: drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von malona »

Hallo Leeloo, hallo Räubertochter,

danke für eure Antworten, aber ihr macht mir ja nicht gerade Mut. Was ihr ansprecht, ist auch Teil meiner eigenen Zweifel.

Leeloo: ich habe schon mehrere Therapien gemacht, auch eine stationäre Therapie vor fünfzehne Jahren, drei Jahre hab ich es dann mit Psychopharmaka probiert. Ich wollte keine PA machen, wollte etwas, was schneller wirkt, aber am Ende war ich so verzweifelt, daß ich zugestimmt habe. Von den drei Jahren, die ich die Analyse mache, habe ich zweieinhalb mit Mißtrauens- und Haßattacken auf den Analytiker zugebracht (ghöre auch eher zu den Borderlinern unter den Depressiven), deshalb ist dieser Zustand, zu vertrauen und durchzuhalten neu. Ob er auch gut und hilfreich ist, weiß ich aber nicht.

Räubertocher: deine Erfahrung ist ja wirklich angetan, die Finger von der PA zu lassen. Ich sehe auch gerade in diesem Verfahren ein hohes Mißbrauchspotential, weil man ja sehr abhängig wird vom Analytiker (was ich aber schon therapeutisch okay finde). Ich finde diese Forcierung der Übertragungsbeziehung auch manchmal anstrengend, aber immer noch habe ich zumindest theoretisch das Vertrauen, daß das der richtige Weg ist. Und wie gesagt, haben andere Therapien mit positiveren Startbedingungen und schnelleren Erfolgen keine langfristige Wirkung bei mir gehabt.

Ich will eure Einwände aber nicht abbügeln, denn eure Kritik ist ja berechtigt und ich teile sie auch zu großen Teilen...

Gruß,
Malona.
Ronja_R
Beiträge: 55
Registriert: 28. Mär 2006, 17:45

Re: drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von Ronja_R »

Hallo Malona,

mich würde jetzt mal die andere Seite interessieren: Was empfindest Du an der Analyse als positiv? Was ist hilfreich? Kannst Du Punkte benennen, in denen Du in Deiner persönlichen Entwicklung weiter gekommen bist?

Musst nur antworten, wenn Du magst

Viele Grüße
Räubertochter
malona
Beiträge: 9
Registriert: 9. Apr 2007, 07:55

Re: drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von malona »

Hallo Räubertóchter,

positiv finde ich, daß ich mich endlich mal mit jemandem durch diese Phase von Misstrauen, Haß, Wut, verachtung durcharbeite! Ich habe meinem Analytiker von der ersten, bessser gesagt zweiten Stunde an den Vorwurf gemacht, mir nicht zu helfen, es nicht gut mit mir zu meinen, mich nur abzuzocken... Und ich bin ihm heute dankbar, daß er mit mir durchhält, nicht destruktiv gegen-agiert: daß mich jemand aushält!

Was war bei deiner PA positiv, und was ist es bei deiner Therapie jetzt?

Gruß,
Malona
Ronja_R
Beiträge: 55
Registriert: 28. Mär 2006, 17:45

Re: drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von Ronja_R »

Hallo Malona,

das klingt in der Tat nach einer wichtigen Erfahrung. Mir ging es so, dass ich auch froh war, eine feste Anlaufstelle zu haben, wo ich über alles reden konnte. Ich war manchmal auch sehr gehässig und hatte Angst, die Beziehung dadurch zu beschädigen. Es war eine sehr positive Erfahrung, dass ich negative Gefühle und Gedanken äußern konnte, und mein Gegenüber (oder vielmehr: mein Hintermir) nicht verletzt reagiert. Insbesondere in der folgenden Stunde war von den Kränkungen nichts mehr zu spüren. Das war eine wirklich positive Erfahrung.

Andererseits merkte ich, dass es oft nicht viel weiter ging, als dass ich über alles reden konnte. Das Reden blieb oft unfruchtbar: Ich hatte nicht das Gefühl, damit weiterzukommen. Diese Gefühle anzusprechen war oft auch sehr hilfreich und fruchtbar. Aber kurz später ging es dann wieder nicht weiter. Und das war der Punkt, an dem ich dann meistens resignierte und nicht den Mut hatte, noch mehr zu hinterfragen.

Es ist eben nicht die einzige Aufgabe des Analytikers, zuzuhören und den Patient auszuhalten. Er _muss_ auch Deutungen und Hinweise geben, die den Patient innerlich weiterbringen. Und das hat bei meinem gefehlt. Es kamen einige Deutungen, aber damit konnte ich oft nichts anfangen. Ich fühlte mich damit nicht "erkannt", sondern irgendein Deutungsmuster darübergestülpt, das nicht gepasst hat. Ob die Deutung richtig war oder nicht ist gleichgültig. Wichtig ist, ob Du Dich erkannt fühlst, und das war oft nicht der Fall. Und an dem Punkt habe ich gewartet auf die große Heilung, die nicht kam.

Bei meiner jetzigen Therapeutin ist es so, dass sie mich spiegelt, d. h. sie sagt mir, wie sich mich erlebt, was sie an mir beobachtet, was wichtig für mich zu sein scheint. Dabei habe ich das Gefühl, dass irgendetwas in mir zu schwingen anfängt. Ich fühle mich erkannt und habe das Gefühl, dass ich daran wachsen kann. Das, und nur das ist m. E. die Hauptaufgabe einer Therapie! Alles andere ist nur notwendige Voraussetzung


Viele Grüße
Räubertochter
Iraida
Beiträge: 22
Registriert: 12. Jul 2006, 19:31

Re: drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von Iraida »

Hallo,

@Malouna - Hast Du mal überlegt, ob Deine Zweifel und Dein Misstrauen ab der zweiten Stunde ganz einfach berechtigt waren? Es gibt Kritiker der Psychoanalyse, die die Methode an sich dafür verantwortlich machen, dass derartige Zweifel wie Du sie beschreibst,aufkommen.( müssen ) Du erwartest Hilfe und bekommst keine ( Antworten..) Zweifel wiederum können immer wieder als Dein Widerstand oder Dein Problem gedeutet werden- auch wenn sie berechtigt wären...
Deine äußeren Bedingungen haben sich tatsächlich nicht unbedingt verbessert - wie Du schreibst.

Du musst nicht antworten, aber das sind Fragen,die mich derzeit auch beschäftigen.

LG Iraida
malona
Beiträge: 9
Registriert: 9. Apr 2007, 07:55

Re: drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von malona »

@Räubertochter:

am Anfang war es extrem, da konnte ich kaum Deutungen akzeptieren, war stundenlang gekränkt, da hat sich dann auch mein Analytiker zurückgehalten -dadurch bekam ich aber auch weniger Stoff und habe mehr im eigenen Saft geschmort...
jetzt ist es schon ein bissl anders: ich schlucke immer noch nicht alle Deutungen, aber ich setze mich mehr mit ihnen auseinander, antworte darauf und schlage nicht gleich zurück - dadurch kommt mehr Gespräch in Gang, mehr Kontakt.

Mein Analytiker redet sehr viel, da gibt es ja große Unterschiede, aber er will auch, daß ich antworte, ihn korrigiere. Ich habe schon das Gefühl, daß sich etwas löst und bewegt, aber viel zu langsam, während der Außendruck immer mehr zunimmt.

Wie arbeitet denn deine Therapeutin?


@Iraida:

auch ich halte viele Probleme in der Analyse für system-immanent, genau dieses Phänomen mit dem Widerstand, das ist ein hermeneutischer Zirkel, da kommt man nicht raus.

Ich finde deshalb auch, daß die PA ein viel höheres Mißbrauchspotential hat als zum Beispiel die Verhaltenstherapie, die mit viel transparenteren Methoden arbeitet. Eine gute VT bekommt man auch mit einem leidlich guten Therapeuten hin, eine wirksame PA braucht wirklich schon richtig gute Leute.

Ich glaube aber, daß ich das Glück habe, einen richtig guten Analytiker erwischt zu haben. Aber wie du siehst - die Zweifel bleiben. Warum beschäftigst du dich mit dieser Frage?

Gruß,
Ruth
Ronja_R
Beiträge: 55
Registriert: 28. Mär 2006, 17:45

Re: drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von Ronja_R »

Hallo Malona,

wie meine Therapeutin arbeitet? Hm. Sie spricht mit mir (ungewöhnlich, was ). Am ehesten wäre das eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie, meinte sie. Ich erzähle also meine Probleme, und sie hakt nach.
Heute hatte ich wieder eine Stunde (nach zweiwöchiger Unterbrechung). Ich hatte heute nicht das Gefühl, weiterzukommen. Aber ich habe ihr mein Elend geklagt, und sie sagt sehr oft "das verstehe ich" oder "das verstehe ich nicht, können Sie das näher erklären". So finde ich einen Wege in meinem Psychodschungel, bis ich vor meinen Problemen und nicht irgendwelchen Randerscheinungen stehe. Ob ich die auch werde lösen können? Wir werden sehen.

Aber bei meinem Analytiker war es so, dass er nicht mit allen Themen viel anfangen konnte. Insbesondere mit meinem "Lieblingsthema" nicht.

Überprüfe mal für Dich selbst, ob sich die Deutungen, die Du bekommst, auf die für Dich zentralen Themen, oder eher auf Randbereiche konzentrieren. Und auf welche Bereiche sich die Deutungen beziehen, mit denen Du was anfangen kannst.

Übrigens lese ich gerade ein Buch von Tilmann Moser: Kompass für die Seele. Ein Leitfaden für Psychotherapie-Patienten.

Es geht dort darum, ob man eine Therapie, insbesondere eine Analyse, weiterdurchstehen sollte, ob sie "bekömmlich" ist, oder nicht.
Es ist eher in Prosa geschrieben, kein handfester Ratgeber. Aber vielleicht kann Dir das auch den einen oder anderen Hinweis geben.

Viele Grüße
Räubertochter
Ronja_R
Beiträge: 55
Registriert: 28. Mär 2006, 17:45

Re: drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von Ronja_R »

Noch ein Nachtrag:

Gibt es Themen, die Du nicht mehr so gerne ansprichst, z. B. um die Diskussionen über die Deutungen zu vermeiden?
malona
Beiträge: 9
Registriert: 9. Apr 2007, 07:55

Re: drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von malona »

hallo Räubertochter,

ich habe auch das Gefühl, daß mein Analytiker mit einigen Themen weniger anfangen kann als mit anderen -das sind dann besonders schambesetzte Themen zum Beispiel, und ich denke, er verachtet mich dafür. Oft kommt dann heraus, daß ich mich selbst so verachte dafür, daß ich nicht für diese Themen einstehe. Wenn ich sie dann doch einfordere, ist das sehr heilsam.

Ich habe nicht das Gefühl, daß mein Analytiker sich mehr auf nebensächliche Themen stürzt, aber manchmal finde ich, es gibt zu viele zentrale Themen, und er sollte sie mal ein bissl besser aufräumen für mich!

Wenn ich von deiner neuen Therapeutin und dem Analytiker lese, habe ich das Gefühl, daß ihr vielleicht wirklich nicht so gut zusammen gepaßt habt, denn die Tiefenpsýchologie arbeitet ja mit ähnlichen Annahmen wie die Analyse, aber offensichtlih kommt ihr euch irgendwie näher bei dieser Art zu arbeiten.

Wahrscheinlich bist du auch einfach schon an einem anderen Punkt und kannst Sachen schneller umsetzen?

Gruß,
Malona.
Ronja_R
Beiträge: 55
Registriert: 28. Mär 2006, 17:45

Re: drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von Ronja_R »

Hallo Malona,

kann gut sein, dass die Kluft zwischen meinem Therapeut und mir deutlich größer war, als zwischen Deinem Therapeut und Dir.

Interessant finde ich Deinen letzten Satz:
"Wahrscheinlich bist du auch einfach schon an einem anderen Punkt und kannst Sachen schneller umsetzen?" Ich bin irgendwie darüber gestolpert. Kann gar nicht genau sagen, warum. Ich habe mir oft gewünscht, ich hätte etwas, was ich umsetzen kann. Aber da gab es nichts, woran ich hätte arbeiten könnten. Ich habe mich immer bemüht, die Analyse irgendwie nutzbringend für mich zu gestalten, aber da halfen alle Mühen und aller gute Wille nichts. Auch jetzt frage ich mich, wie ich zu dem Prozess, dass sich wirklich etwas ändert, beitragen kann. Klar, ich kann alles erzählen, was mir einfällt. Und ich kann mich ernsthaft mit den Anmerkungen meines Gegenüber auseinandersetzen. Aber wenn mir diese Anmerkungen keine Nahrung bieten, dann trete ich trotz größter Bemühungen auf der Stelle. So war das zuletzt in meiner Analyse. Ich finde es ziemlich schlimm, so abhängig zu sein. Das hat mir mein Analytiker auch immer gesagt. Er hat damit aber nicht den Nagel auf den Kopf getroffen, finde ich. Für mich liegt das Problem nicht darin, _dass_ eine Abhängigkeit bestehen kann, sondern darin, _dass_ man wirklich hilflos ist, wenn man auf Hilfe angewiesen ist, und diese nicht bekommt. Diese Erfahrung war ziemlich bitter für mich.

Naja, ich bin vom Thema abgekommen... Aber das war gerade wichtig für mich.

Gruß
Räubertochter
Iraida
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Re: drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von Iraida »

" Auch jetzt frage ich mich, wie ich zu dem Prozess, dass sich wirklich etwas ändert, beitragen kann. Klar, ich kann alles erzählen, was mir einfällt. Und ich kann mich ernsthaft mit den Anmerkungen meines Gegenüber auseinandersetzen. Aber wenn mir diese Anmerkungen keine Nahrung bieten, dann trete ich trotz größter Bemühungen auf der Stelle....
Für mich liegt das Problem nicht darin, _dass_ eine Abhängigkeit bestehen kann, sondern darin, _dass_ man wirklich hilflos ist, wenn man auf Hilfe angewiesen ist, und diese nicht bekommt. Diese Erfahrung war ziemlich bitter für mich." ( Räubertochter )


@Räubertochter, ich wollte Dir schon vor einiger Zeit darauf antworten. So ähnlich geht es mir nach wie vor in meiner tiefenpsychologisch fundierten Therapie auch.
Ich gehe nicht,weil ich immer noch hoffe,dass die Therapie doch noch weiterhilft. Ich werde jetzt jedoch nochmals das Gespräch mit meiner Therapeutin zu diesem Thema ( ver -) suchen. Möglicherweise werde ich keinen Verlängerungsantrag mehr stellen ( nach noch 8 Stunden wäre der nach insgesamt 50 Stunden notwendig) und möglicherweise werde ich dann zur kognitiven Verhaltenstherapie wechseln.

@Räubertochter, wie geht es Dir inzwischen mit Deiner neuen Therapeutin?

Viele Grüße von Iraida
Ronja_R
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Re: drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von Ronja_R »

Hallo Iraida,

ich kann Dir nur raten, das Gespräch mit Deiner Therapeutin zu suchen. Manchmal kann das Probleme lösen. Bei mir war es so, dass ich die Probleme erst richtig erkannt habe, als ich darüber sprechen wollte. Mir hat das die Augen geöffnet und den Mut gemacht zu gehen. Und beide Ergebnisse eines solchen Gesprächs sind m. E. besser, als in einer Therapiebeziehung zu verharren, die nicht (ausreichend) weiterhilft.

Von meiner neuen Therapeutin bin ich nach wie vor sehr angetan. Wir kommen in fast jeder Stunde ein kleines Stück weiter, und verstehen ein bisschen mehr. Es fängt an, sehr anstrengend zu werden für mich - eben weil ich mich auch anstrenge, aber durch mein eigenen Nachdenken nicht so weit kommen kann, wie wenn sie mir hilft. Ich sehe plötzlich Zusammenhänge und erkenne, dass ich Vieles (was mir bisher selbverständlich war) eben nicht verstehe. Und beim Verstehen bin ich wirklich auf meine Therapeutin angewiesen - aber das ist OK, weil ich glaube, dass es mir dadurch langfristig besser gehen wird.

Berichte mal, was das Gespräch mit Deiner Therapeutin ergeben hat! Hast Du schon einen anderen Therapeut im Auge? Die Therapieform müsstest Du ja nicht unbedingt wechseln, wenn es an der Beziehung liegt...

Viele Grüße
Räubertochter
Iraida
Beiträge: 22
Registriert: 12. Jul 2006, 19:31

Re: drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von Iraida »

Danke für Deine wieder hilfreiche Antwort @ Räubertochter.

Ja, morgen werde ich das Gespräch erneut suchen.

Eine(n ) neuen ) TherapeutIn habe ich noch nicht im Auge, weil ich noch immer hoffe, dass sich die für mich unbefriedigende Situation auflösen lässt.

Das ist die Frage, die es aus meiner Sicht u. a. herauszufinden gilt: liegt es an der Methode, die nicht passt oder aber an der Beziehung?!

Im Moment empfinde ich die tiefenpsychologisch orientierte Therapie zu sehr an meinen Defiziten orientiert. Ich empfinde die wöchentlichen Sitzungen so, dass ich nicht okay bin - so wie ich eben nun mal bin. Und bestimmte Dinge erlebe ich so, dass diese in eine theoretische Schablone gepresst werden. ( sollen ) Damit geht es mir nicht unbedingt gut. Außerdem sehe ich nach fast 50 Stunden Therapie wenig positive Veränderungen in meinem Alltag. Dann stellt sich mir die Frage, was bringt die permanente Auseinandersetzung mit den so genannten Defiziten?

Vielleicht würde es meinem Selbstwertgefühl eher nützen, wenn ich kognitiv manche Dinge für mich positiv verändern könnte?

Gleichzeitig befürchte ich, dass * back to the roots" auch nötig ist. Leicht ist das alles wahrlich nicht.*seufz*

Ich werde über das Gespräch mit der Therapeutin schreiben.

Viele Grüße von Iraida
Iraida
Beiträge: 22
Registriert: 12. Jul 2006, 19:31

Re: drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von Iraida »

Liebe Alle, hallo Räubertochter,

ich wollte ja schreiben, wie es mit meiner Therapie ( - Verlängerung ) nun weitergeht.
Nun ist Therapiepause wegen Urlaub der Therapeutin und ich muss mir überlegen,ob ich eine weitere Verlängerung der Therapie möchte.

Letzlich wird sich so,wie ich meine Therapeutin verstanden habe, nichts am Vorgehen in der Therapie verändern. Mit dem Vorgehen und auch mit dem bisherigen Ergebnis der Psychotherapie bin ich nach fast 50 Stunden Psychotherapie nicht unbedingt zufrieden.
Meine Therapeutin sieht den Erfolg darin,dass ich die Therapie bisher nicht abgebrochen habe( ich persönlich denke,dass ich zu lange in Beziehungen ausharre,die mir nicht guttun ).Meine Therapeutin meint, dass die Ursache für das langsame Vorankommen in meinem mangelnden Vertrauen( Ursachen liegen selbstverständlich in der Kindheit ) ihr gegenüber zu suchen ist und dass genau das in einem längeren Prozess zu bearbeiten wäre.

Ich versuche darauf zu vertrauen,dass ich die für mich im Moment richtige Entscheidung für oder gegen eine Therapieverlängerung bei dieser Therapeutin treffen werde.
Über Eure Anregungen bin ich wie immer dankbar.

LG Iraida
Ronja_R
Beiträge: 55
Registriert: 28. Mär 2006, 17:45

Re: drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von Ronja_R »

Hallo Iraida,

schön dass Du wieder schreibst

> Meine Therapeutin sieht den Erfolg darin,dass ich die Therapie bisher nicht abgebrochen habe

Ist das Dein Erfolg oder Ihr Erfolg? Mir klingt das ziemlich nach einem Scheinargument. Ich höre fast die Stimme meines Ex-Analytikers. Ich hatte auch das Problem, dass ich eine mich schädigende Beziehung über Jahre nicht loslassen konnte (und immer noch nicht kann). Daher habe ich persönlich es als großen Erfolg empfunden, wenigstens meinen Analytiker loszulassen (was mir auch sehr schwer fiel). Er hatte immer Parallelen gesehen, zwischen unserer Beziehung und der Beziehung zu dieser anderen Person - was ich immer geradewegs abgelehnt habe. Witzig: Ich denke, er hatte in vielem Recht, aber ich denke auch, dass wir es absolut nicht bearbeiten konnten. Das heißt, diese Parallelen standen uns im Weg. Meine Neue ist total anders. Ich hatte nach der zweiten Stunden schon Vertrauen in sie gefasst. Wir kommen mit einer Stunde wöchentlich langsam voran, während mein Ex der Meinung war, wir müssten uns viermal wöchentlich sehen, damit sich überhaupt was tut. Ich glaube, dass ich im Laufe der Zeit auch immer weniger Vertrauen zu ihm hatte, und wir dadurch immer weniger erreichen konnten. Aber zumindest in meinem Fall sah und sehe ich da keinen Ausweg als zu gehen - und es mit einer anderen Persönlichkeit wieder zu versuchen. Die Therapeuten sind alle so verschieden. Ich habe bei insgesamt vieren schon mein Glück versucht. Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch jemanden finde, der so gut zu meinen Bedürfnissen passt. Bei allen anderen habe ich nie das Gefühl gehabt, dass da die Hilfe kommt, die ich brauche. Aus heutiger Sicht würde ich fast sagen: Vergiss die Methode und suche Dir einen Menschen, der Dir in den ersten drei Stunden das Gefühl gibt, Dir Hilfe zu bieten. Sonst kommt keine mehr. Ist ziemlich krass, diese Ansicht, und es gibt vielleicht auch Gegenbeispiele. Außerdem ist es wirklich nicht einfach, den Richtigen zu finden. Das sollte einen aber nicht an der Suche hindern. Es geht schließlich um das Wichtigste im Leben: Wie es einem geht.

Liebe Iraida, ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass Du Deinen Weg, der Dir gut tut, findest.

Liebe Grüße
Räubertochter
minty
Beiträge: 31
Registriert: 24. Mai 2007, 22:28

Re: drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von minty »

Psychoanalyse ist schlicht die absolut falsche Behandlung.
Bei Depressionen sowieso und sonst auch.
Wir graben eh genug in uns selbst....

Such Dir mal einen Therapeuten, der eine Ahnung von Transaktionsanalyse hat.

Und , wenn Du wirklich depressiv bist, hilft Psychotherapie alleine nicht.
Dann brauchst Du Medizin.
Sowie jemand, der Diabetes hat auch Insulin braucht.
Iraida
Beiträge: 22
Registriert: 12. Jul 2006, 19:31

Re: drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von Iraida »

Hallo @ Räubertochter, liebe alle,

heute will ich wieder einmal schreiben.
@Räubertochter - wie geht es Dir? Geht es Dir noch immer gut mit Deiner neuen Therapeutin?

Meine Therapeutin war nun längere Zeit im Urlaub. Während dieser Zeit ging es mir recht gut. Nach Wiederaufnahme der Therapie geht es mir wieder schlechter. Ich finde die Methoden und Zuschreibungen der tiefenpsychologisch fundierten Therapie nach wie vor gewöhnungsbedürftig und frage mich, ob diese mitverantwortlich dafür sind, dass ich mich während der Therapie schlechter ( weil oft pathologisiert und unzulänglich ) fühle.

Und trotz aller Kritik und Zweifel habe ich immer noch die Hoffnung, dass mir die Therapie hilft..
Ich habe noch immer zu entscheiden, ob ich die tiefenpsychologisch fundierte Therapie bei der Therapeutin fortsetzen werde oder eben auch nicht. Meine Therapeutin meint, dass ich noch mindestens 50 Stunden(und eigentlich eine Psychoanalyse ) benötige. Die Frage, ob es mir weiterhin mit der Therapie schlechter geht, bejaht sie. Gewünschte Veränderungen könne sie mir nicht versprechen. Diese würden auch von meiner Mitarbeit abhängen.( was mir schon klar ist ) Nun habe ich für mich zu klären, ob ich mich unter diesen Umständen auf eine Fortsetzung der Therapie einlassen möchte oder eben nicht. Ich finde es nicht gerade aufbauend, dass ich mich zumindest das nächste Jahr ( = 50 Stunden) schlechter fühlen soll- und dabei sind positive Veränderungen offen....

Diese Entscheidung fällt mir sehr schwer und ich vertraue weiterhin darauf,das Richtige zu tun..

Gibt es auch Therapien, die guttun? Ist es zwangsläufig so, dass mensch sich während einer Therapie die meiste Zeit schlechter fühlt?

Über Meinungen bin ich dankbar.

Nachdenkliche Grüße, Iraida
BeAk

Re: drei Jahre Psychoanalyse

Beitrag von BeAk »

Liebe Iraida,

mach Dich mal über die Verhaltenstherapie schlau.
In dieser Therapieart wird vorwiegend an der Besserung Deiner aktuellen Situation gearbeitet.
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