Leistung & Anerkennung

Antworten
undercover
Beiträge: 40
Registriert: 5. Apr 2007, 18:35

Leistung & Anerkennung

Beitrag von undercover »

Ich bitte um Eure Eindrücke zu folgendem Thema, das mir durch den Kopf geht.

Als Kind und Jugendliche habe ich viel und gern gemalt. Irgendwann hieß es dann, dass ich Talent habe und doch schauen könne in dieser Hinsicht beruflich etwas zu machen.

Und da war's mit dem Malen aus. Ich male seitdem nur äußerst selten, der Bezug ist weg, es gibt mir nicht mehr das, was es mir als Kind oder Jugendliche gegeben hatte.

Was damals geschah? Ich bekam Angst. Angst, dass ich um einen Beruf daraus zu machen, dann so malen muss, wie es anderen gefällt, weil ich sonst nicht davon leben kann. Kennt das jemand, was fällt Euch so spontan dazu ein?

Liebe Grüße
undercover
seemannsfrau_13
Beiträge: 11
Registriert: 16. Mär 2006, 14:03

Re: Leistung & Anerkennung

Beitrag von seemannsfrau_13 »

Hallo Undercover,

ich habe vor 20 Jahren aus meinem Hobby meinen Traumberuf gemacht und bin Grafikerin geworden.

Allerdings war es kein einfacher Weg dahin. Meine Eltern haben meinen Wunsch, Kunst zu studieren mit dem Kommentar: “Brotlose Kunst finanzieren wir nicht, wer seine Füße unter meinen Tisch stellt,…“. Während meiner Ausbildung als Schaufenstergestalterin hat mich mein Berufsschullehrer auf die Idee mit der Grafik gebracht. Das konnten meine Eltern damals akzeptieren.

Mich hat es im Beruf erst auch geschreckt für andere Menschen meine Ideen hintenan stellen zu müssen. Bis ich gemerkt habe, dass in jedem Auftrag, den ich bekomme, ein ganz großes Stück von mir steckt.

Und um meine eigene Kreativität auszuleben, male ich für mich und für niemenden sonst. Damit habe ich mir auch die Depressionen aus dem Leib gemalt. Dabei male ich das ganze Gegenteil: schöne Landschaften und Impressionen aus Kenia, wo ich 1990 den schönsten Urlaub meines Lebens verbracht habe.

Bei mir hat es geklappt. Aber es ist schade, dass Du Deine Lust auf Kreativität verloren hast – zumindestens beruflich gesehen. Machst Du denn privat für Dich noch irgendetwas? Vielleicht hilft Dir ja etwas anderes außer malen!

Ein schönes Osterfest an Dich und alle anderen Forianer

seemannsfrau_13
ausgewandert
Beiträge: 48
Registriert: 22. Mär 2007, 15:33

Re: Leistung & Anerkennung

Beitrag von ausgewandert »

hallo
ich gehe grad den umgekehrten weg nach 28 jahren im technischen beruf versuche ich mich jetzt unter anderem mit kunst selbst ueber wasser zu halten
natuerlich muss das auch anderen gefallen sonst kauft es ja keiner aber im endeffekt sind es doch trotzdem meine bilder und ideen die ich umsetze
wobei ich persoenlich wenn ich grad in einer depriepisode bin einfach nicht malen kann
ich kann mich oft zwingen koerperliche arbeiten zu tun in solch einer zeit aber beim malen ist das fuer mich nicht moeglich
gruss birgit
Dendrit
Beiträge: 4976
Registriert: 23. Mai 2003, 11:14
Wohnort: Oberbayern
Kontaktdaten:

Re: Leistung & Anerkennung

Beitrag von Dendrit »

Hallo undercover,

oh ja, kenn ich auch sehr gut: Blumen/Garten herrichten -> Gärtnerin/Floristin; etc. Gut, Berufsentscheidung wurde mir umständehalber "Bürokauffrau" vordiktiert, aber wenn ich überlege, was ich evtl. nachholen könnte, ist es genau das, wie Du schreibst: in diesem Bereich so gut zu sein müssen, wie andere es erwarten. Und verliere die Lust oder/und das Gefühl dazu. Vorübergehend oder manches auch auf Dauer.

Und dann in einer Depri gar nichts mehr können, dann geht "die Welt unter", weil man das doch so aus dem Arm schütteln könne.

LG, Manuela
undercover
Beiträge: 40
Registriert: 5. Apr 2007, 18:35

Re: Leistung & Anerkennung

Beitrag von undercover »

Danke für Eure Antworten.

Irgendwie ist dieses Thema noch offen für mich, muss ich vielleicht noch offen lassen.

Liebe Grüße
undercover
Sunshine77
Beiträge: 261
Registriert: 11. Okt 2006, 20:55

Re: Leistung & Anerkennung

Beitrag von Sunshine77 »

Hallo,

Als ich deine Zeilen laß fiel mir spontan der Gedanke auch ein, daß es vielleicht auch sowas wie Rebellion bei dir war/sein kann? Es gibt tatsächlich Menschen die (unbewußt?) keine Freude daran empfinden sachen zu machen die Andere von einem erwarten oder gar befürworten! So nach dem Motto: nur das wofür ich kämpfen muß ist auch erstrebenswert! Mag bei dir evtl. nicht zutreffen,war aber spontan ein Gedanke den ich dir mit auf den Weg geben wollte...

LG,
Tini
Bleib dir selbst stets treu

horse4me
Beiträge: 124
Registriert: 16. Feb 2007, 15:55

Re: Leistung & Anerkennung

Beitrag von horse4me »

Liebe undercover,

vielleicht hast du durch die Aussicht, deine Lieblingsbeschäftigung als Beruf zu entwickeln, unbewusst als "mit Pflichten verbunden" gesehen. Und Pflichten - das ist glaube ich uns allen angelernt - machen keinen Spaß und fallen einem schwer bzw. zum Pflichten erfüllen muss man sich ja aufraffen...

Ich hab gestern eine Newsletter-Mail bekommen, da schrieb jemand u.a.:
------------------------------------------
Wenn wir von Zielen reden, halte ich noch eine Sache für sehr wichtig: Wenn wir uns Ziele setzen und verfolgen, dann darf der Weg
zu den Zielen auch ruhig Spaß machen Ein Ziel ist für mich richtig gut ausgewählt, wenn ich auch den Weg dorthin zu 80% der Zeit genießen kann.
D.h. Ziele der Art "Wenn ich erst, dies und jenes erreicht habe, bin ich endlich glücklich" halte ich eher für schlecht, weil wir so am Leben vorbeileben.
---------------------------------------------

Dass der Weg zum Ziel Spaß machen sollte oder gar kann, hab ich ehrlich gesagt auch noch nie wahrgenommen....

Ich weiß auch nicht, warum man manchmal das, was man am liebsten mag oder wo man denkt, das tut einem am besten gut, sein lässt.
Ich habe z. B. vor eineinhalb Jahren das Reiten aufgehört obwohl mir reiten und Pferde eigentlich das Liebste waren, das es für mich zum Abschalten, Abreagieren, Selbstwertgefühl aufbauen etc. gab. Vielleicht stellen wir dabei an uns selbst zu hohe Anforderungen, ein gewisser Hang zum Perfektionismus, den wir nicht erfüllen können, der uns entmutigt, einfach weiterzumachen. Ich z.B. will alles genau und richtig machen und fange in meinem Hang zum Perfektionismus bestimmte Sachen gar nicht an (weil ichs eh nicht so perfekt machen kann).Dabei kommts auf diesen blöden Perfektionismus doch gar nicht an, Hauptsache wäre, man macht einfach.

Wenn Du so gern gemalt hast, kannst Du es doch jederzeit wieder anfangen und wenn es Dir Spaß macht, ist es bestimmt nicht zu spät, daraus ein tolles Hobby aufzubauen (evtl. mal bei einer Ausstellung einige Deiner Werke ausstellen, dann siehst du gleich, welches Echo Deine Bilder hervorrufen). Vielleicht entwickelst Du dann ganz locker den Elan, mehr aus diesem Hobby zu machen. Ich hoffe, du schaffst es!!!!
Alles was du bist, alles was du willst, alles was du sollst, geht von dir selber aus. (J.H.Pestalozzi)
undercover
Beiträge: 40
Registriert: 5. Apr 2007, 18:35

Re: Leistung & Anerkennung

Beitrag von undercover »

Liebe Tini,
liebe Catty,

ich glaub, ich hab's. Es hat mit Wertung zu tun. Es war irgendwie etwas, das mir allein "gehörte". Okay, ich hab auch manchmal was verschenkt, aber da musste ich auch nicht darüber nachdenken, wieviel DM ich verschenke.

Momentan fällt mir nicht mehr dazu ein, kommt sicher noch.

Liebe Grüße
undercover
horse4me
Beiträge: 124
Registriert: 16. Feb 2007, 15:55

Re: Leistung & Anerkennung

Beitrag von horse4me »

Hallo undercover,

"Wertvolles" will man für sich allein behalten. Wenn man es mit jemandem teilen muss, gefällt es einem nicht mehr so wie vorher. Wenn ich überlege, ging es mir früher mit meinem Lieblingssport genauso. Anfangs sollten nicht alle, die ich kannte, wissen, dass ich reite, damit nicht auch noch viele andere auf diesen schönen Sport kommen und in dem Verein anfangen, wo ich bin.....nicht dass ich dann weniger interessant sein könnte????? Vielleicht ist aber auch die Angst dabei, dass man die Lust daran verlieren könnte weil Andere es vielleicht besser machen als ich selbst, weil andere mich kritisieren könnten, ich dann die Lust verliere und das was mir viel bedeutet hat, nicht mehr mache (= dann weggenommen)...
Ich glaube, ich drücke mich verworren aus, aber ich denke, du verstehst was ich meine.
Alles was du bist, alles was du willst, alles was du sollst, geht von dir selber aus. (J.H.Pestalozzi)
Antworten