Andere Menschen

AvantGarden
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Re: Andere Menschen

Beitrag von AvantGarden »

Hallo Undercover,

das Paradoxe bei mir ist, dass ich erst durch die Krankheit wieder Kontakt zu so vielen Leuten gefunden habe. Ich bin eigentlich eher eine Einzelgängerin, schon immer gewesen. Ich konnte immer ganz gut auch mal mit mir alleine sein.
Ich sehe daher meine Erkrankung auch ein bisschen positiv, so komisch das auch klingen mag....

Lieben Gruss
** Jeder Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag (Charlie Chaplin) ""
otterchen
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Re: Andere Menschen

Beitrag von otterchen »

Liebe undercover,

Jedenfalls hab ich früher viel zu viel versucht zu verstehen, statt mich zu fragen, kann ich diese Aussage oder dieses Verhalten eines anderen akzeptieren? Vor lauter Verstehen wollen, hab ich mich selbst und meine Interessen und Wünsche und Bedürfnisse kräftig überrannt.

Bingo, da hast Du den Nagel auf den Kopf getroffen. Danke, dass Du mir diesen Punkt bewusst gemacht hast. Ich werde dies noch mit auf meine Liste setzen, um dieses Thema für mich näher zu betrachten.
Immer bei anderen, kaum bei mir selbst... *tztztz*

das Otterchen
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
rm
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Re: Andere Menschen

Beitrag von rm »

Ja genau, liebe Undercover..

...das ist bei mir anscheinend DAS große Problem: alles verstehen, alles erklären wollen... da ist es kein Wunder, ständig sich selbst unter Strom zu setzen, und irgendwann ist es dem armen Verstand einfach zu viel des 'Ver-stehen-wollens' und er schaltet ab....,

...die Seele sagt STOPP, ob wir wollen oder nicht, der Körper ebenfalls.. die Ampel springt auf ROT und ich hänge in der schwersten Depression, die dann wohl die einzige Chance für mich ist, zu über-leben?!..

.. das sagt mir heute mein Gefühl..

Liebe Grüße und evtl. bis bald hier, Reinhart
horse4me
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Re: Andere Menschen

Beitrag von horse4me »

Hallo alle miteinander,
es ist ganz gut, wenn man freundschaftliche Kontakte auslaufen oder abbrechen kann, weil sie einem nicht gut tun. Bloß was macht man mit Leuten im direkten (Verwandtschafts-)Umfeld...da muss man sich auf- und abkämpfen solange man selbst oder der/die andere lebt....ist ausgeliefert. Ich hasse mittlerweile Feiertage wo Familie zusammenkommt - entweder ich bin Außenseiter und nicht dabei oder ich bin dabei und Außenseiter. Meinen Geburtstag feiere ich nur noch mit meinem Mann/Kindern und meinen Eltern. Mein 40. nächstes Jahr ist ein echtes Problem: mache ich es wie mit freundschaftlichen Kontakten die mir nicht guttun, müßte ich die halbe Verwandtschaft nicht einladen, die dann beleidigt sind/lästern oder was weiß ich. Das kommt soweit, dass ich mich an dem Tag sonstwohin "vergrabe" - ich will meinen Geburtstag feiern weil ich mir wichtig bin, aber nicht mit Schwiegereltern, die im Haus wohnen und mir mehr als genug Ärger eingebracht haben, nicht mit meinen Schwägerinnen etc.).Was mach ich bloß...
Alles was du bist, alles was du willst, alles was du sollst, geht von dir selber aus. (J.H.Pestalozzi)
danideng
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Re: Andere Menschen

Beitrag von danideng »

Liebe Catty,

meine ehrliche Meinung? Es ist DEIN Geburtstag Du feierst mit den Menschen, mit denen du feiern WILLST. Sag den anderen, dir ist nach einer kleinen Feier.

Meine Mutter z.B., wohnt ca. 150 km von mir entfernt, weiß auch, dass ich ein Problem mit ihr hab, was jetzt durch die Depri raus kam. Und sie lebt - wenn auch nicht gerne - damit, dass ich sie im Moment wenig bis gar nicht besuche. MIR tut es gut, und um MICH gehts jetzt nun mal.

Vielleicht kannst du das für deinen Geburtstag umsetzen, statt dir jetzt schon Gedanken machen zu müssen?

Liebe Grüße
Dani1112
horse4me
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Re: Andere Menschen

Beitrag von horse4me »

Ich schaue zur Zeit nach unten statt nach oben. Mir sind die Feiertage nicht gut bekommen. Habe mich u.a. der hausfräulichen Norm untergeordnet und war auch nicht viel draußen bei dem tollen Wetter. Und mein Balkon - Bewunderung an Dani, die es noch geschafft hat - ist noch nicht tauglich für die noch auf dem Dachboden schlummernden Gartenmöbel....-außerdem gabs diese Woche vor den Feiertagen wieder häuslichen Zoff mit den Schwiegereltern...ich glaub, ich hätte meinen nächsten Therapietermin nicht verlegen sollen...
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undercover
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Re: Andere Menschen

Beitrag von undercover »

Liebe Catty,

ganz ehrlich, ich würde an Deiner Stelle mal eine Aufstellung machen, was verlierst Du, wenn Du den Kontakt zum Großteil der Familie abbrichst und was gewinnst Du.

Warum der Familie besondere Schonung angedeihen lassen? Weil es die Familie ist? Es gab schon manche, die zu ihrem Wohl den Kontakt mit Famlie oder Teilen der Familie beenden mussten. Dass denen dies nicht gefiele, ist klar, nur steht doch da die Frage im Raum, was Du gewinnst, wenn sie nicht lästern usw.

Liebe Grüße
undercover
undercover
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Re: Andere Menschen

Beitrag von undercover »

Liebe Catty,

müsst Ihr denn mit den Schwiegereltern unter einem Dach wohnen? Wie willst Du mit dieser schon räumlich erzwungenen Gemeinschaft, Ruhe und Erholung für Dich finden. Wie steht Dein Mann dazu? Kannst Du mit ihm abwägen, eine andere Wohnung zu suchen?

Liebe Grüße
undercover
horse4me
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Re: Andere Menschen

Beitrag von horse4me »

Liebe undercover,
(hier sind viele Frühaufsteher, wie ich sehe. Ich sollte mich in "Nachteule" umbenennen...)

Theoretisch gesehen könnten wir ausziehen, aber in der Praxis siehts dann doch wieder anders aus.
Wenn es darauf ankäme, müßte ich wahrscheinlich eher mit einer Trennung von meinem Mann rechnen bzw. ich habe mit ihm nicht ernsthaft darüber gesprochen. Aber ich denke schon, dass es eher zu einer Trennung käme. Er sieht die Probleme mit seinen Eltern nicht so schlimm an wie ich und ich muss zugeben, dass ich mittlerweile sensibel reagiere...es hat einfach schon zuviel Streit gegeben, wo ich immer als Verlierer
dastand und es nur Schuldzuweisungen und Kritik für mich hagelte (ich bin diejenige, die dies und das falsch macht, Schwiegereltern geben nie zu, mal was falsch gemacht zu haben etc.)-ich bin halt immer die Schuldige oder der Auslöser, wenn Schwiegermutter was nicht passt.
Ich bin mittlerweile nicht mehr fähig, bei Problemen das persönlich mit "denen" zu besprechen. Ich rege mich dabei inzwischen zu sehr innerlich auf (Herzrasen, Schwächegefühl und das Gefühl, mich hauts gleich um). Mein Therapeut meinte, wenn ich nicht mehr mit denen reden kann, wäre es in Ordnung, wenn mein Mann das übernimmt (ich komme mir natürlich wieder blöde vor, bin nicht konfliktfähig, kann mich nicht selbst behaupten und stecke nur ein). . . .
Meine zwei Kids (12 und 9) müssten bei einer Trennung aus ihrem gewohnten Umfeld raus (das allerdings für meine Kids auch schon nicht immer nur angenehm ist....). Außerdem bin ich immer noch arbeitssuchend (arbeitslos) und kann nicht allein für mich und die Kids sorgen....
Ruhe und Erholung finden: das ist ja das Hauptproblem. Solange "die" leben, wirds immer wieder Probleme geben....
ich habe kein Selbstvertrauen mehr, anfangs stellte ich mich noch Problemen und versuchte, mit ihnen zu reden, aber mittlerweile ziehe ich mich nur noch zurück.

Familienfeiern sind halt ein echtes Problem für mich. Meine Depri brach letztes Jahr nach der goldenen Hochzeitsfeier meiner Schwiegereltern aus. Ich komme mir immer vor wie das schwarze Schaf. Und bade in meinen schlechten Gefühlen, was alles nur schlimmer macht. Mittlerweile hatte ich auch gute Phasen, da denke ich immer, ich bin stärker und stehe über diesen Dingen. Kann ich aber nicht. Ist ein endloses Thema für mich.
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horse4me
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Re: Andere Menschen

Beitrag von horse4me »

Liebe Dani1112,
wenn die Schwiegereltern im Haus ihren Geburtstag feiern und ich nicht hingehe, weil ich sie auch nicht einlade, das schaffe ich irgendwie nicht. Ich sitze in meiner Wohnung oben und darunter feiern sie. Da komme ich mir noch mehr wie ein Außenseiter vor...ich hatte mir schon vorgenommen, an diesen zwei Tagen mit meinen Kids einen schönen Ausflug zu unternehmen und einfach nicht da zu sein. Habe ich auch noch nicht geschafft. Wenn ich nur noch mit Kind und Kegel feiere denke ich, sollte ich auch einen klaren Strich ziehen und auf Verwandtschafts-Geburtstage nicht mehr hingehen....weiß nicht, ob ich dazu den Mut habe. Ich mache mich dann noch mehr zum Außenseiter, aber bei diesen Feiern fühle ich mich auch nicht wohl....
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danideng
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Re: Andere Menschen

Beitrag von danideng »

Liebe Catty,

es ist fast unmöglich, dir da einen Rat zu geben, weil es hauptsächlich von Bedeutung ist, wie du dich in dir fühlst bei dem Gedanken, jemanden einzuladen oder nicht einzuladen.

Ich kenne deine Situation. Ich wohnte mit meinem ersten Mann auch bei den Schwiegereltern und das Verhältnis war alles andere als einfach. Bei uns lag es daran, dass mein Mann nicht wusste, zu wem er halten soll und meine Schwiegermutter ständig mit mir um meinen Sohn kämpfte. Das war für mich unglaublich zermürbend und führte letztendlich auch zu unserer Scheidung.

Bis es aber soweit war, musste ich diese Situation ertragen. Also kam der Tag, an dem ich sagte, mir ist alles egal, ich zieh aus. Entweder du kommst mit oder du lässt es bleiben. Er entschied sich fürs Mitkommen und ich suchte uns eine Wohnung. Gott sei Dank kann ich nur sagen, denn kurz danach erfuhr ich, dass ich wieder schwanger bin.

Das soll nicht heißen, dass du jetzt den gleichen Weg suchen solltest. Es soll dich im Grunde nur zum Nachdenken bringen, was ist für dich noch erträglich und was nicht. Was kannst du hinnehmen, was nicht? Nächste Frage: Bringt ein Gespräch mit deinen Schwiegereltern was? Bringt ein Gespräch mit deinem Mann was? Welche anderen Möglichkeiten hast du? Was wäre für DICH eine Alternative?

Ich kenn deine genaue Situation nicht, daher kann ich dir nur vage antworten.

Doch ich weiß, wie zermürbend diese Situation sein kann. Und letztlich ist der Familienfriede nicht unser Seelenheil wert, nicht wahr?

Inzwischen hab ich übrigens zu den Ex-Schwiegereltern ein ausgezeichnetes Verhältnis

Liebe Grüße
Dani, die du auch ohne 1112 ansprechen kannst...
Dani1112
Sieglinde1964
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Re: Andere Menschen

Beitrag von Sieglinde1964 »

Es haut einem total von den Socken, wenn man auf einmal von jemanden, mit dem man Jahre lang gut auskam, Vorwürfe gemacht bekommt, mit den man nur indirekt zu tun hat. Ich weiß zwar, dass die Vorwürfe nicht mir direkt zu tun haben, ich aber durch die Dummheit dieser Person mit hinein gezogen wurde und diese uns die Freundschaft aufkündigte. Das lässt mich an gegenüber Menschen vorsichtiger werden. Trau schau wem. Ohne Depressionen hätte mich das gestrige Erlebnis wirklich kalt gelassen, aber mit kann ich es nur schwer tragen.
Ich muss aufpassen, dass ich mich nicht dadurch in eine Isolation treiben lasse.
horse4me
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Re: Andere Menschen

Beitrag von horse4me »

Liebe Dani,

Deine Worte tun mir gut, vor allem auch weil Du das mit nachvollziehen kannst wie das ist oder sein kann.
Ich sollte mir gründlich Gedanken über das Ganze machen, bis jetzt ließ ich alles laufen und dachte mir, wenns zu dick kommt, kannste ja immer noch gehen... (es kam immer dicker, aber ich bin immer noch da...)
Vielleicht kommt irgendwann noch der Punkt = Crash, der mich dann die Koffer packen lässt....vielleicht ist es irgendwann soweit, vielleicht auch nicht...
Ich werde Deinen Ratschlag jedenfalls annehmen und mich mit dem Ganzen genau auseinandersetzen (alles vor sich hinlaufen lassen ist zwar bequemer, aber damit ist nichts behoben, ich muss mir wohl endlich mal die Mühe machen sonst ist das wirklich ein Endlosthema für mich....)
Alles was du bist, alles was du willst, alles was du sollst, geht von dir selber aus. (J.H.Pestalozzi)
Sieglinde1964
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Re: Andere Menschen

Beitrag von Sieglinde1964 »

Liebe CATTY, ich lebte auch lange mit den Schwiegereltern unter einem Dach. Eine bessere Schwiegermutter, wie die, die ich hatte, konnte ich mir nicht vorstellen. Dagegen war mein Schwiegervater ein dermaßen egoistischer und herrschsüchtiger Mensch, der am liebsten hatte, dass jeder im Haus nur nach seiner Pfeife tanzt. Der einzigste, der sich traute zu widersetzen war ich. Mein Mann hatte es vorgezogen jedem Konflikt aus dem Weg zu gehen. Das war nicht immer gut. Stand ich immer alleine da.

Nun lebt noch der Bruder meines Mannes im Haus. Dieser hat noch nie etwas vom Arbeiten gehalten und auch das ist eine konfliktgeladene Situation. Das Verhältnis ist auch nicht das Beste und so ist es besser, dass wir uns nicht sehen. Müssen wir aufpassen, dass er seine Pflichtkosten auch ja immer pünktlich und alles bezahlt. Ich mache die Abrechnungen per Computer. Mein Mann kann mit dem PC nicht umgehen, hat es nie gelernt und gebraucht.

"Du musst unter die Leute." bekommt man häufig als Ratschlag von außen.

Mich hat der Vorfall mit dem Patenonkel meiner Tochter von vorgestern so getriggert, dass ich mich wieder fast den ganzen Tag ins Bett verkrochen habe, mir die ISS (die Internationale Raumstation auf einem einlaminierten Foto, welches ich mir dann ansehe um nicht zu grübeln - bemannte Raumfahrt ist eines meiner Interessen) geschnappt habe und sie fast in meinen Tränen ersäuft habe. Ich habe mir nichts sehnlichster gewünscht, als dass ich endlich die Nachricht von der von mir aufgesuchten psychiatrischen Klinik bekomme, dass ich kommen kann.

Ich bin Menschen gegenüber so misstrauisch geworden, dass ich am liebsten nicht mehr unter sie gehen möchte. Doch wird einem als Depressiven von außen immer wieder geraten unter die Menschen zu gehen. Wenn ich das jetzt tue, dann erst mit einer vorsichtigen Distanz und ich achte peinlichst darauf, was ich sage in einem Gespräch.

Ein Tipp noch von mir: Wenn wieder mal "unter dir" eine Feier im Gange ist, geh doch woanders hin , eine Freundin besuchen, oder ähnliches.
horse4me
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Re: Andere Menschen

Beitrag von horse4me »

Hallo Siglinde,

Du schreibst

"Ich bin Menschen gegenüber so misstrauisch geworden, dass ich am liebsten nicht mehr unter sie gehen möchte. Doch wird einem als Depressiven von außen immer wieder geraten unter die Menschen zu gehen. Wenn ich das jetzt tue, dann erst mit einer vorsichtigen Distanz und ich achte peinlichst darauf, was ich sage in einem Gespräch."

Ich gehe ebenfalls nicht mehr gern unter die Leute, aber ich habe gemerkt, dass das nicht richtig ist. Man braucht Kontakt mit anderen Leuten und das Feedback, das man von anderen Leuten zurückbekommt, und wenn es nur ein Gruß zurück ist. Irgendwie eine Bestätigung anderer an die eigene, berechtigte Existenz...

Schlechte Erfahrungen haben mich ebenfalls misstrauisch werden lassen. Die Gefahr ist, dass man, je öfter man mit den gleichen Leuten zusammen ist, auch mal Persönliches erzählt. Wenn das dann an Leute herangetragen wird, die das nichts angehen sollte, wirds unangenehm... so eine Erfahrung hat mich jedenfalls soweit gebracht, eine Zeitlang keinen Kontakt zu anderen mehr haben zu wollen (in diesem Fall war ich nicht die Weitererzählende sondern das "Opfer"). Aber Einsamkeit tut nicht gut und der Mensch ist halt leider nicht verschwiegen sonder sensationslüstern und kann "geheimes" nicht für sich behalten....(zumindest der Großteil der Menschheit). Ich kanns, das hab ich daraus gelernt. Wenn man die Anfangsphase des Weitererzählenwollens überstanden hat, ist es kein Problem mehr, was für sich zu behalten (es brennt nur eine Zeitlang unter den Nägeln, dann lässt es nach ). Mein Therapeut meinte, ich selbst entscheide, was ich jemandem sage und was nicht. Doch ich denke, je öfter ein Kontakt zu ein und derselben Person, desto eher ist die Gefahr, dass die Gespräche persönlicher werden... oder was meint Ihr dazu? Mittlerweile habe ich wieder Kontakt zu zwei "Freundinnen", es wurde auch persönlicher, aber ich wäge dabei ab, wieviel Persönlichkeit "alle wissen dürfen".
Alles was du bist, alles was du willst, alles was du sollst, geht von dir selber aus. (J.H.Pestalozzi)
Sieglinde1964
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Re: Andere Menschen

Beitrag von Sieglinde1964 »

Ich habe mich mehr zurückgezogen. Bin lieber da, wo mich keiner kennt. Bin lieber für mich. Ich weiß nicht, ob das wieder "normal" wird, wenn ich wieder "normal" bin?

So gerne ich hier und da mal hingehe. Ich halte mich mehr im Hintergrund auf und beobachte erst lieber aus der Ferne. Das habe ich vorher nie gemacht. Ich war vor der Depression eher spontan.
landei
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Re: Andere Menschen

Beitrag von landei »

Hi!

Ich bin noch neu hier und lese mich gerade so durchs Forum und das Thema hier spricht mir aus der Seele!

Andere Menschen!

Ich igel mich zu hause ein, habe eine Überdosis Menschen hinter mir ( ich arbeite mit Publikumsverkehr in einem sozialen Beruf ) und ich habe in den letzten Jahren gemerkt, wie ich mich immer mehr zurückgezogen habe.
Erklären konnte ich es nicht, ich wollte einfach nach Feierabend niemanden mehr sehen, habe das Telefon ausgestöpselt und so brach nach und nach mein Freundes- und Bekanntenkreis zusammen. Persönliche Enttäuschungen kamen dazu und ich verlor das Vertrauen in die Menschen. Klar fühle ich mich einsam und alleine aber ich habe das Gefühl, so ist es immer noch besser als andere Menschen ertragen zu müssen. In einer stationären Behandlung habe ich wieder gemerkt, wie sehr ich unter Menschen leide, sie erdrücken mich, sie fordern und schieben mich in eine Art Zwang zu kommunizieren und ich kann mit Zwängen nichts anderes machen als sie zu boykotieren. Ja, man sagt mir immer, das ich unter Menschen gehen muß aber Vereine oder Kurse, das sind wieder Zwänge und davor graust es mir schon, ohne das ich es überhaupt versucht habe. Derzeit genieße ich die Einsamkeit, bin arbeitslos, muß mir aber wieder einen Job suchen, weil ich sonst noch Existenzangst dazu bekomme, die beginnt jetzt schon, nach gerade mal etwas mehr als einem Monat arbeitslosendasein. Ich kann es nicht richtig genießen. Einerseits tut es gut keinen Stress mehr zu haben aber ich komme auch nicht zur Ruhe, weil sich Schuldgefühle breitmachen und meine Umwelt, sprich meine Eltern, machen mir noch zusätzlich Druck, sie verstehen nicht, das ich krank bin, wollen es nicht verstehen. Ich hätte gerne wieder eine beste Freundin oder einen besten Freund zum Reden, der mich versteht und mir mein "komisches" Verhalten nicht übel nimmt aber wer will schon was mit einem depressiven Menschen zu tun haben? Ich glaube keiner! Ich habe Angst vor anderen Menschen, Angst, das sie mich verletzten können, Angst wieder enttäuscht zu werden und trotzdem habe ich mir jetzt eine Art ehrenamtliche Tätigkeit gesucht, wo ich unter Menschen komme, aber wohl dosiert und ich habe mehr mit Tieren als mit den Menschen Kontakt, die Menschen sind eine Begleiterscheinung, eigentlich ging es mir um die Tiere. Vielleicht kann ich mich so selber überlisten!

Das Thema hier finde ich wirklich gut und ich freu mich, das es anderen auch so geht wie mir und ich nicht mehr alleine auf der Welt bin und mich fragen muß, ob das alles so sein muß!

LG Schattenspiel
Dass mir der Hund das Liebste sei, o Mensch, sagst Du sei Sünde. Ein Hund bleibt Dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde!

( Franz v. Assisi )
horse4me
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Re: Andere Menschen

Beitrag von horse4me »

Hallo Schattenspiel,
du schreibst, du hast eine ehrenamtliche Tätigkeit angenommen, welche mit Tieren zu tun hat. Möchtest du mehr darüber erzählen? würde mich interessieren. Immerhin ist das doch ein Anfang, wenn du dadurch mit anderen Leuten Kontakt hast, vor allem wenn es "nur" erstmal das gemeinsame Interesse, das Tier, betrifft. Du selbst kannst zulassen, ob die Kontakte umfassender werden oder nicht.
Alles was du bist, alles was du willst, alles was du sollst, geht von dir selber aus. (J.H.Pestalozzi)
landei
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Re: Andere Menschen

Beitrag von landei »

Hallo Catty!

In erster Linie habe ich einen privaten Tierschutzverein aufgetan und kümmere ich da um die Tiere, Katzen und Hunde. Streicheln, bürsten, schmusen, spazierengehen... alles recht unverbindlich, wenn ich Zeit und Lust habe. Tiere sind für mich zur Zeit die besseren Menschen, sie enttäuschen einen nicht und wenn man ehrlich mit ihnen ist vertrauen sie einem. Ich habe keinen guten Draht zu Menschen aber zu Tieren.
Dass mir der Hund das Liebste sei, o Mensch, sagst Du sei Sünde. Ein Hund bleibt Dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde!

( Franz v. Assisi )
horse4me
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Re: Andere Menschen

Beitrag von horse4me »

Hallo Schattenspiel,
wenn man die gleichen Interessen mit anderen Menschen gemeinsam hat, ist das doch schon ein Draht, den man weiterspannen kann. Ich glaube, bei dem Kontakt mit anderen Menschen kann man auch sein Bauchgefühl sprechen lassen - meist weiß man doch schon auf dem ersten Blick, ob einem jemand sympathisch ist oder nicht. Es liegt in unserer Hand, ob wir Kontakte aufleben lassen / vertiefen oder nicht. Ich habe heute eine Bekannte getroffen, die ich über ein Jahr nicht mehr gesehen habe. Ich musste mich überwinden, zu ihr zu gehen, sie zu begrüßen und etwas zu sagen (obwohl mir meine ehemalige Reitlehrerin sympathisch ist und ich mich mit ihr sehr gut verstanden habe, nur bin ich halt auf einmal nicht mehr reiten gegangen, habe abrupt abgebrochen und irgendwie ein blödes schlechtes Gewissen ihr gegenüber...). Letztendlich haben wir uns angenehm unterhalten. Ich wollte schon lange mal im Reitstall vorbeischauen, habe es immer hinausgezögert. Das heutige unverbindliche Gespräch hat mir einen kleinen Ruck gegeben, wirklich demnächst dort vorbeizuschauen, sie wird mir nicht den Kopf abreißen...(ich habe mich in dem Gespräch aber nicht darauf festgelegt, dass ich vorbeikomme). Ich habe Kontakt aufleben lassen (eigentlich nur aufflackern), ob ich das weiterführe, liegt an mir. Vielleicht sollten wir uns nicht soviel Gedanken darüber machen, was andere von uns denken und uns schlechtes Gewissen einreden, welches auch noch hemmt, Kontakte weiterleben zu lassen. Da hab ich einen eigenen Knackpunkt gefunden... (schreiben ist leichter als vorleben. Mein neues Motto).
Alles was du bist, alles was du willst, alles was du sollst, geht von dir selber aus. (J.H.Pestalozzi)
jes
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Re: Andere Menschen

Beitrag von jes »

Hallo ihr Lieben,
ich möchte hier noch mal Sieglinde ansprechen, der es anscheinend sehr schlecht geht.

Ich finde du solltest dir nicht sagen das du nicht normal bist, oder der Zustand nicht normal ist.
Auch depressiv erkrankte Menschen können durchaus normal sein. Mach dich nicht klein Sieglinde. Das sollte keiner. Wir können doch nichts dafür das wir den Mist an den Hacken haben.

Übrigens habe ich ne menge Menschen gerade durch die Krankheit kennen gelernt, die auch krank sind. Gerade die verstehen uns/mich noch besser als nicht depressive. So jedenfalls meine Erfahrung.

Vielleicht und auch hoffentlich hast du bald genug Kraft um ein wenig aus deinen eigenen Korsett raus zu kommen.

Ich wünsch dir alles Gute, allen anderen natürlich auch.

Jessica
Sich selbst zu lieben ist der Anfang einer lebenslangen Romanze.

(Oscar Wilde)
Sieglinde1964
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Re: Andere Menschen

Beitrag von Sieglinde1964 »

Danke, Jessica, für die aufmunterten Worte. Im Moment geht es mir echt besch... Muss aber sehen, dass ich noch irgendwie fit bleibe, morgen hat meine Tochter Geburtstag, den will ich ihr nicht auch noch versauen. Am liebsten würde ich auch heute wieder nur im Bett liegen mit der ISS (das klingt zwar albern, tut mir aber unendlich gut), und keinen sehen wollen. Es geht leider nicht.
landei
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Re: Andere Menschen

Beitrag von landei »

Hallo Catty!

Ja, es ist einfach gesagt. Ich habe aber zum Beispiel das Problem, das ich von vorneherein alles negativ sehe und bewerte; schon eine Art von "dem anderen gar keine Chance geben".

Verstehst du was ich sagen will?

Ich denke mir immer sofort, ach das hat doch keinen Sinn, der/die will gar nicht mit mir reden, ich falle ihr/ihm nur zur Last, er/sie versteht mich nicht und überhaupt ist er/sie blöd.... und so weiter. Wenn es dann, aus welchen Gründen auch immer zu einem Gespräch kam, merke ich, das ich wieder negativ gedacht habe und mein Gegenüber gar nicht so ein Arsch ist, wie ich mir eingeredet habe.

Muß gerade an eine Geschichte denken, eine, die genau zu mir paßt. Da möchte sich jemand bei seinem Nachbarn einen Hammer ausleihen und überlegt, wie er reagieren könnte. Er denkt, der Nachbar hat mich die letzten Tage schon so blöd angeguckt und er hat einmal nicht gegrüßt und er hat bestimmt..... das geht ne ganze Zeit so weiter und nachher geht der Mensch zum Nachbarn, klingelt und brüllt den Mann an, was er für ein Arsch sei und seinen blöden Hammer könnte er auch behalten!

So bin ich! Und der Nachbar wußte nicht, worum es geht, denn das hat sich dieser Mensch ja alles nur in Gedanken ausgemalt.

Kam mir so in den Sinn bei dem Gedanken! Das man doch gerade, wenn es einem schlecht geht, viel hereininterpretiert in Aussagen und Verhalten anderer Menschen einem selbst gegenüber obwohl es gar nicht stimmt und mir geht es so, das ich so schnell verletzt und beleidigt bin und mich sofort zurückziehe und einigel.

Jetzt würde mein Therapeut sich wieder freuen, weil ich ein Fehlverhalten von mir erkannt habe aber der soll mal lieber Tips geben, was man dagegen machen kann.

Aber ich hatte heute einen schönen Tag auch wenn das zeitige Aufstehen heute morgen grausig war, es hat sich gelohnt.

LG Schattenspiel
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( Franz v. Assisi )
landei
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Re: Andere Menschen

Beitrag von landei »

Hallo Catty!

Noch ein Nachtrag von mir. Habe es endlich mal geschafft in Ruhe rückwärts hier die Beiträge zu lesen... sorry, ist halt alles im Moment recht viel, was so auf mich hereinprallt, das ich das Stück für Stück mache.

Du hast Deine Schwiegerelten im Haus wohnen, das kann ich leider nicht nachvollziehen, wie man sich da fühlt, wenn man immer der Buhmann und Außenseiter ist aber ich leben im Haus meiner Eltern und bin das Aschenbrödel der Familie!

Es ist ein Zweifamilienhaus und meine Eltern wohnen unten und ich in der Dachwohnung.

Um zu erfahren, das ich Probleme mit meinen Eltern haben, brauchte ich keinen Therapeuten, der hat mir nur vieles klarer gemacht und mir wird auch immer wieder geraten hier auszuziehen, mich abzunabeln und mein Leben zu leben. Tolle Sprüche kann ich da nur sagen, denn so schlecht es auch ist, es sind schließlich meine Eltern, oder?

Ich wollte immer schon wegziehen, raus hier, den Kontakt abbrechen, jedenfalls zumindest zu meiner Mutter und habe mir als Kind immer gewünscht, das sie sich scheiden lassen und ich zu meinem Vater ziehen kann aber... egal. Ich lebe immer noch hier, mit 32 Jahren und lasse mir tagtäglich ein schlechtes Gewissen machen, mir Vorschriften machen und laufe mit der Faust in der Tasche hier rum.

Ausziehen? Früher war es, wenn ich die Ausbildung fertig habe - dann, wenn mein Hund gestorben ist, weil der tagsüber bei meinen Eltern betreut wurde, jetzt sage ich mir, wenn meine Katzen nicht mehr sind ( die sind beide erst 3 Jahre )... ich suche immer einen Grund es nicht zu machen.

Jetzt bin ich arbeitslos und selbst mit Vollzeitjob verdiene ich in meinem Beruf nicht sonderlich gut und ich liebe das Leben hier auf dem Land, die Ruhe und die Abgeschiedenheit und ich schäme mich dafür aber ich denke oft:

"halte durch! Deine Mutter lebt nicht ewig und dann hast du hier ein schönes Wohnen und endlich die Ruhe die du brauchst!"

Sowas denkt man nicht, ich finde es schrecklich das es so weit gekommen ist und ich versuche jetzt an mir zu arbeiten, das ich meine Eltern nicht mehr an mich ran lasse, das sie mir egal werden, das ich mich nicht mehr gängeln lasse.... an manchen Tagen gelingt es mir an anderen leider nicht.

Anders finde ich es genau so schlimm, das sie mich als faul und arbeitsscheu bezeichnen. Sich weder informieren, wie es mir geht, noch sich Gedanken über meine Depression machen, noch fragen, wie sie mir helfen können, ob sie mir helfen können....

Für sie bin ich nicht krank: ich blute nirgends, habe noch alle Körperteile, sehe aus wie immer, habe schlechte Laune wie seit Jahren, liege viel ( faul!!! ) im Bett und komme nicht mehr klar im Leben - aber wenn stört es schon. Ich war immer der Looser der Familie, warum sollte es sich ändern. Mit meiner Schwester gab es nie Probleme, die ging zielstrebig ihren Weg, hat Mann, Beruf und Hobby... ich bin Single, habe den falschen Beruf, keine Hobbys, sitze immer nur alleine zu hause rum und werd immer dicker.

Genau: faul und verfressen, das sind so die gängigsten Adjektive!

als ich stationär in die Klinik kam, war es meiner Mutter auch nur wichtig, das ich da mal ans Schwitzen komme, weil "Sport" täglich auf dem Plan stand und das ich so mal abnehmen könnte... sie hat nicht einmal gefragt, wie es mir ging, ob es mir hilft... und als ich zurück kam und nicht abgenommen hatte sagte sie gar nichts.

Oh je, jetzt habe ich mich mit meinem eigenen Beitrag wieder mal ins Loch gezogen. Habe ich wieder toll hinbekommen, sitze hier und heule und dabei hatte einen so schönen Tag gehabt...

Gruß
Dass mir der Hund das Liebste sei, o Mensch, sagst Du sei Sünde. Ein Hund bleibt Dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde!

( Franz v. Assisi )
horse4me
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Re: Andere Menschen

Beitrag von horse4me »

Liebe Schattenspiel,
jetzt gings mir gerade wie Reinhart: der PC hat meinen Beitrag rausgeschmissen (ich habe meinen Beitrag per Vorschau angesehen und ging nochmal auf "Antwort hinzufügen" und erhielt ein weißes Blatt. Mein vorher erstellter Beitrag: futsch. Ich melde mich später nochmal wieder!!!!
Alles was du bist, alles was du willst, alles was du sollst, geht von dir selber aus. (J.H.Pestalozzi)
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