Unter der Oberfläche

undercover
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Unter der Oberfläche

Beitrag von undercover »

Hallo,

mein Befund lautet "rezidivierende Depression". Am 30.3. hab ich mit der Einnahme von Fluoxetin begonnen, merke aber noch nichts davon.

Unter der Oberfläche? Ich versuche, mir nicht anmerken zu lassen, wie ich mich fühle, weder im Beruf noch meinem Sohn gegenüber oder sonstigen Leuten gegenüber.

Innen drin fühle ich mich mutlos, müde, gleichgültig. Jeder neue Tag ist einer, den ich wie auf einem Abreißkalender betrachte: froh, wenn ich einen geschafften Tag abreißen kann. Ich funktioniere, das ist alles.

Meine Frage an Euch. Können schon allein Antidepressiva wirken? Es ist ja im Grunde lächerlich. Ich öffne noch nicht mal Post, könnte ja schon wieder jemand, was von mir wollen. Wenn ich dann irgendwelche Dinge in Angriff nehme und die nicht in einem Rutsch vom Tisch kriege, genügt das schon, die Flügel wieder hängen zu lassen. Wenn ich alleine bin, mein Sohn bei Freunden, lasse ich alles liegen und stehen und schlage Zeit tot. Ich bin angewidert. Ich möchte sagen "Der Preis den Leben kostet, ist zu hoch."

Gibt es Aussichten da raus zu kommen?

Grüße
undercover
ausdemEis
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von ausdemEis »

Hallo undercover,

ich kenne mich noch nicht so sehr aus, daher kann ich Dir nicht so viel sagen. Aber immerhin eins: Ich habe einen Tag nach Dir angefangen, Fluoxetin zu nehmen. Und es geht mir schon besser. Der Arzt sagt, es ist ungewöhnlich, dass es so schnell wirkt, aber dass er damit bei den meisten Patienten gute Erfahrungen gemacht hat. Gib Dir noch ein kleines bißchen Zeit, die Wirkung wird sicherlich einsetzen.

Bis dahin wünsche ich Dir alles Gute und vielleicht den ein oder anderen Anlass zu einem kleinen Lächeln

Viele Grüße
Urmel
undercover
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von undercover »

Liebe Urmel (aus dem Eis),

gerade hab ich Deinen Thread gelesen ... Ich wühle schon seit etwa fünf Jahren herum, wobei ich vor lauter Angst vor Depression, so etwas wie Hyperaktivität an den Tag legte, was dann schließlich in heftiger körperlicher Symptomatik in 2004 gipfelte. Von einem Tag auf den anderen hab ich alles, was nicht unbedingt nötig war fallen lassen: eine aufreibende Beziehung, eine Weiterbildung, Saxophon-Unterricht, Wohnungsrenovierung.

Damit legte sich zwar die körperliche Symptomatik (zerhackter Schlaf, Erschöpfung mit innerer Getriebenheit, Kopfschmerzen, Engegefühle im Brustbereich), aber richtig komme ich seitdem nicht mehr hoch. Es hat lange gedauert, bis ich mir eingestehen mochte, depressiv zu sein, einfach eine Heidenangst davor.

Es gibt Phasen, da fasse ich wieder Mut und bislang meinte ich jedesmal "nun bin ich durch", aber dafür wiederholen sich die Depri-Phasen zu oft. Es ist als sei ich nicht richtig belastbar. Es können Kleinigkeiten sein, die mich wieder in Lustlosigkeit fallen lassen.

Ich muss in drei Wochen wieder zum Psychiater und hoffe halt, dass das AD noch Wirkung entfaltet.

Wie lange wühlst Du denn schon herum? Ich meine, mehrere Selbsttests macht frau doch nicht zufällig.

Alles Gute auch Dir

undercover
ausdemEis
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von ausdemEis »

Hallo undercover,

nein, zufällig habe ich das nicht gemacht. Ich weiß nicht genau, wann es bei mir angefangen hat. "Nicht so gut" geht es mir vielleicht so seit 6 / 7 Monaten. Aber in den letzten 2 / 3 Monaten ist es dann immer schlimmer geworden. Auf die Selbsttests bin ich allerdings nur gestossen, weil ich so Begriffe wie Schlafprobleme, Herzrasen, Nervosität und so weiter gegooglet habe. Ich habe mehr damit gerechnet, Hinweise für körperliche Probleme zu finden. Weit gefehlt.

Das ist sicherlich ein weitaus kürzerer Zeitraum als bei Dir, aber auch das war schlimm und ich hoffe, dass es Dir bald besser geht. Du schreibst, Du musst "wieder" zum Psychater. Bist Du also schon in Behandlung? Ist es trotzdem Dein erstes Medikament?

Urmel
undercover
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von undercover »

Hallo Urmel,

ja, es ist das erste Mal, dass ich ADs nehme, hab aber vorher viel darüber gelesen, weil ich dort Bedenken hatte. Inzwischen schließe ich aber nicht mehr aus, dass es auch körperliche Ursachen hat, denn ich such mir das ja nicht aus, in diese Löcher zu fallen und für mitunter simpelste Dinge keinen Antrieb zu finden.

Okay, ich bin ja nicht untätig, gehe arbeiten und kümmere mich um meinen Sohn und um den üblichen Haushalt, aber es ist alles mehr ein Muss als ein Wollen und ich möchte das Wollen wieder haben. Es klingt wahnwitzig: am liebsten bin ich allein, um dann nichts von dem durchzuführen, was ich mir vorgenommen habe.

Es ist, als fehlte die Antwort auf "Wofür?". Die Antwort "Für mich." stellt keinen Reiz dar, bin mir irgendwie selbst egal. Ich seh keinen Sinn in meiner Existenz, überflüssig wie Straßenstaub ... so mein Gefühl, wenn ich ganz down bin. Mir fällt selbst auch noch dieser Widerspruch auf. Kann ich mir selbst egal sein, wenn ich zum Psychiater trabe und ADs nehme? Und trotzdem ist dann so, wenn ich mich morgens aus dem Bett quäle.

Es ist nicht am Stück so und dadurch ist das trügerisch. Sobald ich mich etwas motivierter fühle, meine ich auch schon, das es nun vorbei ist. Ist es nicht.

...

Wie gut, dass es die körperlichen Symptome gibt, vermutlich ackerten wir sonst bis zum Kollaps weiter. Ich versuch auch einen Sinn in der Depri zu sehen, nur erschließt sich mir noch nicht.

Liebe Grüße
undercover
ausdemEis
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von ausdemEis »

Hey undercover,

ich hoffe, dass es Dir mit den Medikamenten bald besser geht. Aber das wird es ganz bestimmt. Und wenn Du Dich fragst "Wofür?" - dann versuche es doch mal mit dieser Antwort: "Für meinen Sohn!" Er braucht Dich. Und er wird es Dir danken. Aber alleine schaffen wir das wohl alle nicht. Du bist sicher auf dem richtigen Weg.

Lieben Gruß
das Urmel
undercover
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von undercover »

Guten Morgen Urmel,

es wird gestern etwas komisch rüber gekommen sein, aber "für meinen Sohn" steht ganz oben. Ohne ihn hätte ich vor drei Jahren sowie zwischendurch alles hingeschmissen. Ich lasse vor ihm auch nicht die Depri raushängen. Es ist ja auch nicht ständig, wie oben beschrieben.

Liebe Grüße
undercover
undercover
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von undercover »

Ich hoffe, es ist okay, wenn ich hier weiter schreibe, was mir in den Sinn kommt, ansonsten gebt mir bitte einen Hinweis. Danke.

An Katys Beitrag ist mir aufgefallen, wie ich selbst bin, mir gegenüber ein strengerer Richter als ich bei anderen auch nur einen Grund sähe zu richten oder zu verurteilen, je nach Phase bis zum Selbsthass. Irgendwie ist Depression wie unter sich selbst leiden und keinen Weg sehen.
ausdemEis
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von ausdemEis »

Hallo Undercover,

warst Du schon Ostereier suchen mit Deinem Sohn? Wie alt ist er denn überhaupt?

Grüße
Urmel
AvantGarden
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von AvantGarden »

Hallo Undercover,

ich kenne jetzt "Fluoxetin" nicht, aber AD's wirken in der Regel erst 3-4 Wochen nach der ersten Einnahme. Manche Ärzte sprechen sogar von bis zu 6 Wochen, bis eine spürbare Wirkung einsetzt. Wenn Du also am 30.03. mit der Einnahme begonnen hast, kannst Du auch noch gar nichts merken. Ich nehme seit Mitte März mein AD "Trevilor" und spüre auch noch keine wesentliche Besserung. Meine Therapeutin meinte, dass die wahrscheinlich auch erst Ende April einsetzen wird.

Bei AD's heisst es nunmal: Geduld, Geduld, Geduld.

Wünsch Dir viel Kraft!
** Jeder Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag (Charlie Chaplin) ""
danideng
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von danideng »

Hi Undercover,

ich hab auch eine rezidivierende Depression und nehme auch ADs, wenn auch andere als du. In der Regel sind 2 - insgesamt 6 Wochen normal, bis das Medikament wirkt.

Ja, manchmal reicht es auch nur ein Antidepressivum zu nehmen. Oftmals aber wird es in Kombination mit einer Therapie verschrieben.

Ich hab übrigens tiefenpsychologisch fundierte Therapie, also die Kombination zwischen AD und Therapie und fahre gut damit.

Aber gut Ding will Weile haben. Ich denk mir immer, es wird genauso lang dauern, bis die Depression geht, wie sie auch gekommen ist, und das hat ja auch ne Weile gedauert, nicht wahr?

Also Geduld

LG
Dani
Dani1112
undercover
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von undercover »

Guten Abend Urmel,
guten Abend Dani & Dani,

danke für Eure Antworten. Dann werde ich mich noch in Geduld üben, hab's jetzt schon so lange ohne ausgehalten ... wäre halt nur schön.

Ich werde in drei Wochen sehen, ob auch eine Therapie ratsam wäre. Ja, ich schätze auch, dass sich Depression nicht einfach ausknippsen läßt, diesem Schein bin ich lang genug aufgesessen, wenn es mir besser ging.

Seit wann lebt Ihr, beide Danis, mit der Bewußtheit depressiv zu sein? Oder ist es eher selten, dass man sich selbst nicht eingestehen wollte, depressiv zu sein?

Mein Sohn ist 11 Jahre alt, er glaubt nicht mehr an den Osterhasen, freut sich aber dennoch auf die Ostereier-Suche am Sonntag.

Falls ich Euch nicht mehr lese, ich wünsch Euch schöne Ostern.

Liebe Grüße
undercover
danideng
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von danideng »

Hallo Undercover,

ich hab meine Depression seit über 6 Jahren - damals starb mein Mann an Krebs. Damals aber nicht erkannt und weitergewurschtelt. Erst im letzten Jahr - bei einem anderen Tief - erkannte ich die Krankheit und lebe seitdem in dem Bewusstsein, sie zu haben. Es war nach dem ersten Schock eine Erleichterung, weil ich viele Verhaltensweisen, über die ich mich vorher nur gewundert hatte, nun verstehen konnte.

Ja, Geduld, Untercover, die ADs brauchen ihre Zeit. Eine Therapie ist eigentlich immer eine gute Kombination, weil man damit viel erkennen und analysieren kann bzw. krankmachende Verhaltensmuster ändern.

Ich mach beides, denn mein Ziel ist es nach wie vor, gesund zu werden.

Dir auch schöne Ostern, falls wir uns vorher nicht mehr lesen

LG
Dani

P.S. Wieso wirst du in genau 3 Wochen stehen, ob eine Therapie ratsam wäre?
Dani1112
undercover
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von undercover »

Guten Morgen Dani ,

jaaaa, gesund möchte ich auch werden.

Der Mann meiner besten Freundin kämpft auch mit Krebs, innerhalb von zwei Jahren hatte er die dritte Chemo, der Krebs lebt immer wieder auf. Es zehrt, das merke ich auch an meiner Freundin.

Dann hast Du vermutlich ähnlich weitergewurschtelt wie ich? Ich glaube, es klingt jetzt komisch, dass es besser wird, wenn man die Depression akzeptiert, mit dagegen ankämpfen komme ich jedenfalls nicht weiter, und glaube, dass ich es damit erst noch verschlimmert habe.

Ich sitze eher da und frage mich, was mir die Depri sagen will. Mir schwant da so einiges, wie angeschlagenes Selbstvertrauen, aber auch Werteverschiebung, damit meine ich, dass mir manche Dinge wirklich nicht mehr wichtig sind und nicht nur depressionsbedingt.

Stellst Du bereits Änderungen fest? Kannst Du sie beschreiben?

Liebe Grüße
undercover
undercover
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von undercover »

Liebe Dani,

da sieht man mal, wie ich zeitweise durch den Wind bin. Nicht in drei Wochen, sondern am 14.5. hab ich den nächsten Termin beim Psychiater (er hat dazwischen Urlaub). Ich sch#tze, dass wir dann besprechen, wie erstens das AD wirkt und zweitens, ob und welche Therapie in Frage käme.

Liebe Grüße
undercover
undercover
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von undercover »

Erste Nebenwirkungen: hab schlecht (unterbrochen) geschlafen, Hitzewallungen und heute morgen Durchfall. Ich will die Nebenwirkungen als Vorbote sehen, dass dann auch die positive Wirkung noch folgen wird.
danideng
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von danideng »

Hallo Undercover,

naja, du hast das schon gut erkannt, was die Depression einem sagen will: mangelndes Selbstvertrauen, Werteverschiebung. Von daher denke ich, wird dein Psychiater dir zu einer Thrapie raten. Denn mit dem Therapeuten zuammen kannst du das alles erarbeiten und rausfinden.

Ja, bei mir hat sich schon ne Menge getan. Zum Beispiel denke ich momentan nicht mehr dauernd im Kreis, wenn du verstehst, was ich meine. Ich "zer"denke nicht alles. Und das ist schon mal ein sehr wichtiger Schritt. Weitere werden folgen, und so mir noch was einfällt, schreibe ich es noch. Es ist halt alles ein sehr langandauernder Prozess.

Freunde von mir sagen mir aber dass ich fast wieder wie früher klingen würde, am Telefon z.B. (allerdings war ich ja jetzt auch 3 Wochen in einer psychosomatischen Klinik).

Aber du bist auf einem super Weg, wenn du sagst, es ist besser, die Depression zu akzeptieren. Schließlich will sie uns ja was sagen. - Und weil ich nicht wusste, dass ich ne Depri hab, wurschtelte ich halt 6 Jahre vor mich hin und hab mich immer mehr über mich gewundert.

Liebe Grüße
Dani1112
undercover
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von undercover »

Liebe Dani,

die Grübelei hab ich zum Glück dran gegeben, denn ich konnte mich regelrecht in Kopfschmerzen grübeln, dennoch ist meine Befindlichkeit "dumpfer", auch an "guten" Tagen. Und ich weiß nicht, inwiefern ich mir trauen kann.

Einerseits hab ich oft Gedanken wie, nochmal ganz neu und anders anfangen zu können. Andererseits glaube ich, dass ich durch einstige mitunter brachiale Änderungen schon früher depressive Anflüge weggedrängt habe. Die Herausforderungen haben mich dann mehr beansprucht, als dass ich darüber reflektieren konnte/wollte, wie ich mich fühle. Es kommt mir vor, als sei ich immer ein Flüchter gewesen. Und heute komme ich auch deshalb nicht klar, weil ich immer auch abwäge, dass ich ein Kind habe, für das ich verantwortlich bin.

Ohne meinen Sohn hätte ich schon längst meine Stelle geschmissen, ich finde das völlig überflüssig, was ich beruflich tue. Früher hab ich eine Tätigkeit immer dann dran gegeben, wenn ich mich nicht mehr wohl fühlte, hab aber nie gezweifelt, nicht wieder eine neue Stelle zu finden. Heute jedoch bin ich 49 und alleinerziehende Mutter, ein "besseres" Ausschusskriterium gibt es ja kaum auf dem ohnehin miesen Arbeitsmarkt. Alleine wäre ich nicht so schissig, ich kann mit Knäcke und wenig auskommen, aber ich will das nicht meinem Sohn zumuten. Ich glaube, dass mich dann finanzielle Engpässe eher belasten würden und ich so in der gleichen Falle säße, wie jetzt.

An mir nagt halt auch dieses ziel- und orientierungslos sein: was möchte ich und was ist noch realisierbar. Auch ein Gefühl bislang mehr fremdbestimmt gelebt zu haben. Werte anerkannt zu haben, mit denen ich mich heute nicht mehr identifizieren kann.

Liebe Grüße
undercover
danideng
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von danideng »

Liebe Undercover,

du klingst nach genereller midlife-crisis, Kann das sein? Damit will ich dir natürlich nicht die Depri absprechen, aber du bist grad an einem Punkt, wo du dein ganzes bisheriges und zukünftiges Leben in Frage stellst.

Zur Jobsache (was machst du eigentlich?), ich denke, mit 49 würde ich auch ohne Kind nicht einfach hinschmeißen. Aber ich würde neu überdenken. Mich informieren, z.B. beim Arbeitsamt, mir überlegen, was will ich denn eigentlich machen, warum kommt mir mein bisheriger Job überflüssig vor, welche Möglichkeiten habe ich? - Du hast ja immer - aus ungekündigter Stellung heraus - noch die besten Chancen, dich nach etwas anderem umzusehen. Bist du erst mal arbeitslos, wird das schwierig, gerade in deinem Alter. Vielleicht kannst du auch mit deinem jetzigen Arbeitgeber über einen neuen Aufgabenbereich sprechen?

Versuche aber, dich im Moment nicht verrückt zu machen, denk immer daran, es ist auch die Krankheit, die dich soviel grübeln lässt. Lass mal die ADs in Ruhe wirken, gib ihnen eine Chance und denk über eine Therapie nach. Vielleicht ist es dir mit Hilfe des Therapeuten dann möglich, wieder eine Struktur in dein Leben zu bringen, die dir gefällt. Was meinst du dazu?

Was ich damit sagen will: Gib dir Zeit!

Liebe Grüße
Dani1112
undercover
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von undercover »

Danke Dani,

die Zeit will ich mir auch geben. Ich möchte mit einer vorschnellen Entscheidung nicht vom Regen in die Traufe kommen. Damit käme ich vermutlich noch schlechter zurecht.

Kennst Du das, dass Du meinst, irgendwann muss doch aus mir heraus kommen, wohin ich will, dass mir dann auch wieder Motivation schenkt, Freude auf meinem Weg zu sein. Ich würde heute viel lieber ein Handwerk ausüben, etwas, wo ich mich körperlich verausgaben kann, was irgendwie "sinnlicher" und aus meiner Sicht sinnvoller ist.

Ich bin im Medienbereich, im Controlling tätig. Ja, da kann sicher auch Midlife-Crisis mitwirken. In einer Art Zwischenbilanz stehen und das Vergangene so nicht fortsetzen wollen.

Liebe Grüße
undercover
danideng
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von danideng »

Liebe Undercover,

ja ich kenne das. Man meint, irgendwas muss doch jetzt passieren - und weiß nicht was, und es passiert nix.

Vorschlag: Sprich doch mal mit der Berufsberatung vom Arbeitsamt, was die dazu meinen.

Welches Handwerk schwebt dir denn vor? Vielleicht gibts auch die Möglichkeit, erst mal per Volkshochschulkurs oder so da hineinzuschnuppern. Ich mein, vielleicht kannst du das auch als nebenberufliches Hobby integrieren.

Ansonsten hör dir beim Arbeitsamt mal an, wie die Chancen da stehen, welche Möglichkeiten du hast, wie aussichtsreich deine Vorstellung ist. Wie denn die Möglichkeit einer Umschulung ausstehen könnte.

Und wäge ab, wieso dir deine jetzige Tätigkeit sinnvoll ist. Analysiere, was dir an deinem jetzigen Job gefällt was nicht. Du sagst, du bist im Medienbereich tätig. Controlling ist auf jeden Fall keine "überflüssige", sinnvolle Tätigkeit. Aber vielleicht gibts auch dort andere Möglichkeiten für dich, die du jetzt gar nicht siehst und machst, wie schon erwähnt, hobbymäßig ein Handwerk.

Vielleicht hab ich dich auf ein paar Ideen gebracht?

Verstehen tu ich dich jedenfalls gut und ich finde es auch völlig richtig, sein Tun zu überdenken. Arbeitest du eigentlich ganztags?

Liebe Grüße
Dani1112
undercover
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von undercover »

Liebe Dani,

ich bin seit bald elf Jahren bei dem aktuellen Unternehmen. Das Schöne damals war, dass ich die Bedingungen festlegen konnte, weil die mich wollten. So kann ich einen Teil meiner Arbeitszeit zu Hause absolvieren, bin bereits um 15:30 Uhr zu hause, so dass mir nicht nur der Abend für meinen Sohn bleibt, mir ist eher, als befriedigte mich die Tätigkeit nicht. Die Bedingungen stimmen, würde sich manch einer auch die Finger nach lecken.

Sinnvoll für das Unternehmen ist meine Tätigkeit sicherlich, aber sinnvoll für mich?

Unsere Beiträge haben sich überschnitten. Ich lasse die Idee, einen Kurs zu belegen wirken. Mal schauen, was ich überhaupt finde.

Ja, es könnte ein Schritt sein. Danke.

Liebe Grüße
undercover
AvantGarden
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von AvantGarden »

Hallo Undercover,

hier spricht die andere Dani *LOL*.
Ich leide seit Anfang des Jahres wieder an Depressionen. Vor ca. 3 Jahren hatte ich schon mal so eine Phase, die aber nicht so stark und auch nicht lange war. Mittlerweile habe ich aber erkannt, dass ich wohl die ganze Zeit über die Krankheit "in mir trug". Seit Anfang des Jahres ist es also wieder schlimmer und diesmal sind die Angstattacken besonders heftig. Bei mir liegt der Grund hauptsächlich in der Firma, in der ich arbeite. Ich bin dort seit 11 Jahren und der ganze Verein hat mich im wahrsten Sinne des Wortes krank gemacht. Schlechtes Betriebsklima, kein ruhiges Arbeiten möglich, der Chef verbreitet nur Unruhe usw. Ich hab mich lange nicht krankschreiben lassen, weil ich auch Angst hatte, allein zu Hause vor lauter Grübelei (auch ein grosses Problem bei mir) wahnsinnig zu werden. Aber Mitte März hab ich bei der Arbeit einen Nervenzusammenbruch bekommen und bin seitdem auch krankgeschrieben. Vorerst noch die ganze nächste Woche, aber ich will auf jeden Fall noch länger. Es bringt nichts, wenn ich mich halbwegs wieder auf dem Damm zur Arbeit schleppe. Ich nehme seit Mitte März AD's, die aber - wie gesagt - noch nicht so gut wirken. Ausserdem war ich vor zwei Wochen das erste Mal bei ner Therapeutin. Den nächsten Termin habe ich aufgrund der Osterferien erst übernächste Woche, leider.
Ich habe eine sehr verständnisvolle Hausärztin, die auch Erfahrung in einer psychiatrischen Klinik hat.

Also, das erst nochmal zu mir.
Ich wünsche uns allen echt mehr Stärke (die fehlt mir z.B. noch total), um den Anforderungen des Alltags wieder entgegentreten zu können. Und wir müssen alle Geduld haben - gerade bei den AD's. Es wäre schon, wenn alles mit einer Spritze zu beheben wäre, aber leider ist das nicht so.

Lieben Gruss
** Jeder Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag (Charlie Chaplin) ""
undercover
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von undercover »

Diese Nacht träume ich von Doppel-D

Liebe Dani,

der Auslöser und Hauptgrund Deiner Depri und Angstattacken scheint ja nun auch Deine Arbeit zu sein, daher ist das auch vernünftig und nachvollziehbar, dass Du diesem nicht zuträglichen Umfeld lieber aus dem Weg gehst.

Darf ich fragen, wie alt Du bist? Ich hätte etwas Sorge, dass Du wieder zusammenbrichst, wenn Du dieser Arbeitssituation wieder ausgesetzt bist. Es gibt keine Norm für das, was ein Mensch ertragen können sollte. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass Du Dich dieser Frage erst widmen magst, wenn Du Dich stabiler fühlst.

Pass weiter gut auf Dich auf.

Liebe Grüße
undercover
undercover
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Re: Unter der Oberfläche

Beitrag von undercover »

So, es gibt am Ort eine "Freie Kunstschule", die auch Kurse zur Stein- und Holzbildhauerei anbietet.

Und nun zucke ich zurück. Mir steckt noch meine Hyperaktivität von damals in den Knochen, mir selbst zu viel aufgeladen zu haben.

Die Kurse laufen nicht weg, vielleicht wirkt ja auch irgendwann das AD. Immerhin weiß ich nun, dass ich in dieser Richtung hier etwas finden kann.
Antworten