Depression und Job

R.W.
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Depression und Job

Beitrag von R.W. »

Hallo Ihr alle, ich denke erstens, dass das Unverständnis anderer durch eine Art Schutzmechanismus zu erklären ist, da Depris "ansteckend" sind. Ich denke, wohlgemerkt meine Meinung, es ist instinktiv, dass sie sich nicht mit runterziehen lassen, das ist ähnlich, dass der Depressive sich nicht mit anderen mitfreuen kann und ich meide auch Partys usw. Dann gibt es auch Menschen, die von Psycho-Menschen nix wissen wollen, weil sie denken, die sind nicht richtig und ihnen kann so etwas nie passieren, die lieben Vorurteile. Zweitens sehe ich bei meinem Mann, dass er inzwischen auch schon jegliche Lust verliert und oft deprimiert ist. Am Anfang hat er mit dem Wort Therapie auch nix anfangen können, Kewi, aber dann ist er schon einige Male mitgegangen, um einfach gemeinsame Probleme zu besprechen und die gibt es genügend. Damit ging mir es dann auch besser. Und jetzt muss ich mal unter die Skeptiker: mir geht es so wie Thomas, dem Traurigen, ich denke, dass ich nie wieder so werde, arbeiten, lachen kann, wie früher. Ich war so ein lustiger Mensch, ich gehe nun in die Klinik, wie Ihr ja wisst, dazu schreibe ich unter Wut und Aggr. noch etwas, aber ich denke, ich kann die "Verantwortung" nicht an der Kliniktüre abgeben, das ist mir noch nie gelungen. Ich konnte mich nie fallen lassen und stellte mich nur ständig unter Druck es schnell schaffen zu müssen. Tja, was eigentlich? Die Depri überwinden? Wie macht man das? Ich habe einfach die Übersicht verloren, was mein Charakter (s.o. im Gespräch) ist und was die Krankheit ist, ob ich schon verrückt bin, ob ich jemals noch was anderes sehe, als das Dunkel um mich herum. Ich muss heute einmal raus und das ist schon der Horror für mich. Die meisten Tage gehe ich nicht bis zum Briefkasten, warum? Ich bin blockiert, das wäre für Calimero eine 1-Mann-Randgruppe. Ich schotte mich ab, schalte nicht mal den Compi an, obwohl Ihr auch tagsüber ab und zu hier seid?! Vielleicht tue ich es heute. Ich habe Sch..angst vor morgen, Klinik ..., obwohl ich schon so oft in einer war. Jeder erwartet, ich komme dort anders und gesund wieder raus, was ich stark bezweifle und mich wieder nur unter Druck setzt. Aber was soll ich tun? Eine verzweifelte Rudi grüsst Euch
Thomas Roland

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Beitrag von Thomas Roland »

Liebe Rudi, ich muß Dir wohl nicht sagen, wie sehr ich Deine Verzweiflung nachvollziehen kann. Aber glaub mir: Du bist nicht verrückt. Du leidest sehr, ich weiß, wie das ist. Ich denke an Dich und werde heute auch tagsüber häufiger mal schauen, ob ich hier was von Dir höre/lese. Würde mich freuen. Liebe Grüße Thomas
christabelle
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Beitrag von christabelle »

Hallo, Rudi! Ich bin grad' kurz hier und wollte nur sagen: auch ich fühle mit Dir, kenne dieses Dunkel, von dem man sich nicht vorstellen kann, daß es sich je wieder hebt - und trotzdem: mein "Therapeut" sagt ganz am Anfang zu mir: "Die Depression ist nur eine Phase, die werden Sie überwinden, davon müssen Sie ausgehen" - und er hat recht, das ist so ein "muß", an dem ich mich festhalte, sonst hat ja eh' alles keinen Sinn - und da ich aber doch weitermache, "muß" ich halst glauben, daß es - irgendwann - besser wird.da Ist das einigermaßen verständlich? Ich hoffe. Ich denke an Dich und shcick' Dir etwas Kraft und Sonne aus L.E.! Gruß Christabelle (die Tippfehler sind von Lena, 1 ,5 Jahre alt und STÖREND!)
Bettina Siebert
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Beitrag von Bettina Siebert »

Liebe Rudi, auch ich bin im Moment vor die Entscheidung gestellt, mal wieder Klinik oder noch ein "bisschen" mehr Medikament und damit auch mehr Nebenwirkungen... Aber wie Thomas sagt, die Verantwortung an der Tür abgeben, ist schwer ich konnte es nie und kann Dich deshalb gut verstehn. Rudi, setz dich nicht unter Druck, ich weiss, das ist einfach geschrieben, aber schwer zu erreichen, aber ist es denn wirklich so, das "Jeder" erwartet, das Du ´gesund und glücklich die Klinik verlässt oder bist das nicht DU, die das von dir erwartet??? Ich kann Dir leider keine Tipps geben, wie Du den eigenen Druck wieder "normal" zu werden überlisten kannst, denn ich habe Ihn auch, aber ich weiss, das es das Schlimmst ist, sich selbst unter Druck zu setzen, da die Krankheit sich ihren eigenen Weg und auch Zeit sucht. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft, halte durch... Alles liebe Bettina
kewi
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Beitrag von kewi »

Hallo Rudi! Ich kenne das Gefühl auch sehr gut, sich nicht mehr fallen lassen zu können. Das ist etwas, was ich so gern wieder mal erleben möchte. Ich kann nur zu gut nachvollziehen, wie es ist, sich selbst unter Druck zu setzen. Die Verantwortung an der Kliniktür abgeben, das könnte ich, denk ich, auch nicht. Aber vielleicht kannst Du Dich ein wenig an die Hand nehmen lassen, Dich führen lassen, um wieder in die richtige Richtung zu kommen. Du bist es wert, es für DICH zu schaffen, nicht für die anderen! Ich wünsche Dir für Deinen Klinikaufenthalt alles Gute. Liebe Grüße und Sonne für Dein Herz sendet Dir Kewi.
R.W.
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Beitrag von R.W. »

Hallo Thomas, Christabelle, Bettina, Kewi und die anderen alle, ich danke Euch für die mutmachenden Worte sehr. Ich habe, wie gesagt, in dem anderen thread (Therapieresistenz-Depressive unterversorgt) noch einmal etwas zu meiner entstandenen Missstimmung geschrieben, einfach Verzweiflung, Resignation. Es tröstet mich, dass es Euch mit Klinik ... auch so geht. Eigentlich müsste ich ja hoffnungsvoll sein, war ich vor einer Klinik sonst etwas, aber diesmal bin ich nur resigniert und denke: das war's nun für immer. Klinik-Endstation. Ich hinterfrage den Sinn des Lebens, wie schon so oft in letzter Zeit, bekomme die Gedanken nicht aus meinem Kopf, habe Angst die Nerven, wie schon einmal, zu verlieren. Ich habe einfach keine Kraft mehr. Nicht einmal "das hier von der Seele schreiben" hilft mir heute. Und zum Thema Zwang: Meine Familie erwartet es, ich gehe in die Klinik und bleibe so lange bis ich dort fit für's Leben wieder rauskomme. Auch mein Mann denkt so und auch ich selbst stellte mich unter diesen Druck, dem ich jetzt nachgegeben habe und mich resigniert hängen lasse. Ich weiss nicht mehr, wie ich leben soll, wozu auch, für was, für wen? Für meinen Mann, dem es wegen mir nur schlecht geht? Für meine Familie, die sich nur Sorgen macht? Für mich, wo ich zu nix mehr Lust habe, geschweige denn an etwas noch Freude? Nur der Wunsch jede Minute, die mir wie Stunden vorkommt, möge endlich vergehen? Wie viele Menschen würden sich meine Zeit wünschen, die ich nur sinnlos wegwerfe? Ich merke schon, das ist nicht mein Tag heute, der destruktivste seit langem und der hoffnungsloseste. So ist das mit dem wollen, bei uns scheint die Sonne und ich will sie nicht, weil ich sie nicht spüren kann. Im Dunkeln geht es mir besser. Schlafen und nix mehr merken. Sorry für dieses Sch*** destruktive Posting. Liebe Grüsse an Euch alle, Rudi
R.W.
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Beitrag von R.W. »

...irgendwie wird's immer schlimmer... Rudi
Bettina Siebert
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Beitrag von Bettina Siebert »

Liebe Rudi bitte bitte verzweifele nicht wenn Du magst, können wir reden, bin online.. Bettina
chris37
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Beitrag von chris37 »

hallo christabelle, danke dir, doch mir geht es als single gut derzeit.ich hüte diesen zustand wie ein rohes ei. ich hatte ja vor über einem jahr diese schlimme trennung,nun, so gerade "überlebt". depris, panik, klinik, zusammenbruch etc. völlige überraschung für mich. naja, eigentlich war es der krönende abschluss einer fatalen entwicklung bei mir bezüglich nähe und distanz. ich überlege nun, wo es mir zwar besser geht, jedoch eine allgemeine verschlechterung (seelisch und körperlich) vorhanden ist, ob ich nun überhaupt für jemanden zumutbar wäre. nicht falsch verstehen, natürlich glaube ich verstandesmässig schon, dass ich es "verdient" habe, ich habe allerdings sehr, sehr krasse veränderungen bei mir durchgemnacht, somit bin ich schwächer und kleiner, nicht mehr ausgeglichenen und zuversichtlich wie "damals". so jemanden hätte ich natürlich gern an meiner seite, keine frage, schwierig bin ich schon selbst. doch habe ich immer dieses widerliche und dumpfe gefühl, ich hätte es doch nicht verdient, gar nichts. weisst du,wie ich es meine ? es ist ein urgefühl von "du kriegst das nicht, weil du es nicht wert bist".das hindert mich an allem. so, wie es jetzt ist, komme ich gut klar. versuche immer, "bei mir" zu bleiben. lieben gruss chris37
demeter
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Beitrag von demeter »

Hallo Ruthild, ich wollte Dir gerade eine mail schicken, geht aber nicht. He, Du, gib nicht auf. Es ist schlimm und nervtötend, wenn man so lange nach der passenden Therapie suchen muss, immer wieder neu erzählt, und doch das Gefühl hat, keiner versteht es wirklich... ich kann das gut verstehen! Aber bitte, Rudi, lass Dir von uns Mut machen. Aktiviere Deine Reseven, zapfe andere an, halt einfach durch! Fühl Dich in Arm genommen, wenn Du das magst, auf alle Fälle denken ganz viele an Dich!! Ganz liebe grüße Demeter
Lebe Dein Leben, bevor es Dich lebt
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Liebe Kewi, wenn du krankgeschrieben bist, bist du erst einmal unkündbar, solange die Lohnfortzahlung des Arbeitgebers läuft, das sind 42 Tage. Danach kann man dir aus betrieblichen Gründen kündigen, aber nur fristgerecht. Nach den 42 Tagen erhältst du Krankengeld, das entspricht etwa 70% deiner Bruttobezüge. Mit dem Tipp, wie man deinen Mann zur Therapie bewegen kann, tue ich mich schwer, weiß ja nicht, was ihn davon abhält und welche Vorstellungen er damit verbindet. Es gibt recht merkwürdige Vorstellungen darüber, was Therapie bedeutet, bis hin zu Gehirnwäsche. Wäre da vielleicht ein Ansatzpunk? Wäre vielleicht ein Argument eure Beziehung? Lieber Gruß von Thomas
Bettina Siebert
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Beitrag von Bettina Siebert »

Lieber Thomas, bist Du sicher, das eine Kündigung während der Krankheitszeit möglich ist???? Ich mache mir sehr grosse Sorgen über meinen Job, da ich schon seit Ende Oktober2001 krank bin und es im Moment auch nicht danach aussieht, das ich bald wieder arbeiten gehen kann. Ich bin total verzweifelt darüber und manchmal denke ich auch, ich will nur nicht. Bettina
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Liebe Bettina, leider muss ich dein Nachfragen mit ja beantworten. Ich bin selbst Arbeitgeber und habe, bevor ich Kewi geantwortet habe, bei der AOK angerufen, um mich zu vergewissern. Aber- und das ist die wichtige Einschränkung- dein Arbeitgeber darf dich nur aus betrieblichen Gründen entlassen. Er muss ggfs. nachweisen, dass deine Weiterbeschäftigung nicht zumutbar ist für den Betrieb, deine Krankheit selbst ist kein Kündigungsgrund. Nachdem er ja nach 6 Wochen keine Kosten mehr durch dich hat, kann er auch nicht mit dem Kostendruck argumentieren. Wenn dich das beunruhigt, sprich lieber mit deiner Krankenkasse, die sollten da auch gut informiert sein. Klar ist, dein Krankengeld wird auch dann weiterbezahlt, selbst wenn du gekündigt wirst. Mach dir nicht so viele Sorgen darüber, in der Depr. kommen ja immer gleich die schlimmsten Befürchtungen hoch, die dann so gar nicht eintreten! Ist es wirklich wahrscheinlich, dass du nur nicht willst? Ich glaube doch eher, du kannst nicht. Herzlicher Gruß von Thomas
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Liebe Ruthild, ich kenn dieses gefühl so verdammt gut,man möchte der Sonne verbieten zu scheinen,und auch die fragen,wofür das ganze und alle wären besser dran ohne mich und für mich lohnt sichs eh nicht. Aber es stimmt eben nicht!! Irgendwann kommt der Moment,wo du merken wirst,es hat sich gelohnt. Man kann es sich jetzt nicht vorstellen und es ist so viel Arbeit bis dahin und so viel Qual,aber es funktioniert!!! Wenn du dann irgendwann dich von herzen an der sonne freust,wirst du dir bei größtem Bemühen dieses todschwarze gefühl,was du heute hast,nicht zurückrufen können. Es fällt richtig ab von dir. Bitte gib nicht auf,es gibt Hilfe - es dauert nur manchmal länger als man meine ertragen zu können. Bleib dran! Ganz lieben Gruß Waltraut
R.W.
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Beitrag von R.W. »

Ihr lieben, einfach nur danke, ich kann nicht weiter... Liebe Grüsse von Rudi
R.W.
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Beitrag von R.W. »

...nochmals liebe Grüsse von der verbitterten, nach Tavor erwachten Rudi, bis bald, Rudi
christabelle
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Beitrag von christabelle »

Hallo, Chris! ...wenn ich so die Andeutungen lese, wie das mit Deiner letzten Beziehung war, bist Du in der Tat als Single besser dran! Freut mich, daß Du wohl meist schaffst "bei Dir" zu bleiben - dieses Gefühl, etwas "nicht verdient" zu haben, kann ich zwar nachvollziehen, es ist mir aber eigentlich fremd (Einzelkind!) - irgendwo in meinem Hinterkopf ist dieser "Deal" mit dem Leben, wenn ich mit ihm vorliebnehmen soll, ist es seine Pflicht und Schuldigkeit, es mir angenehm zu machen... (mein "Therapeut" nennt mich kindisch (und streitsüchtig!), dabei weiß er gar nichts von mir... Oh je, heute ist nicht mein Tag, glaube ich... Müden Gruß Christabelle
chris37
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Beitrag von chris37 »

hallo christabelle, dies ist nicht mein monat, befürchte ich :-) natürlich bin ich besser dran ohne diesen äusserst schwierigen mann. der letzte aber (er, der schwierige, war der vorletzte), war mein traum von einer beziehung. kaputt und weg. allmählich wird es unangenehm für mich (und das ist nüchtern gesagt, emotional eine katastrophe). daher mein recht gutes leben nun. ohne stress und angst zu verlieren. falls ich mal jemanden kennenlernen sollte, den ich mag, dann werde ich es hier sofort berichten und meine angst mitteilen. zunächst aber, ein solo. ich find´s ok. muss ja auch leben mal. gute nacht chris37
Bettina Siebert
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Beitrag von Bettina Siebert »

Lieber Thomas, vielen Dank für deine rasche Antwort...hmm, sicherlich zahlt die Krankenkasse weiter mein Krankengeld, aber wenn wie Du schreibst, aus betrieblichen Gründen eine Kündigung erfolgen kann, klingeln bei mir´die Alarmglocken. Naja, ich muss es halt auf mich zukommen lassen, kann im Moment eh nix daran ändern... Viele Grüsse Bettina
Bettina Siebert
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Beitrag von Bettina Siebert »

Hallo Ihr Lieben, muss mal eine Frage losswerden... Wissen Eure Arbeitgeber, das Ihr Depr. habt?!? Ich habe mich bis jetzt nicht getraut es zusagen und alle die ich frage, Arzt, Freunde usw. raten mir auch davon ab. Dadurch fühl ich mich noch schlechter, noch schuldiger. Wie geht Ihr damit um? Liebe Grüsse, Bettina
susan
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Beitrag von susan »

Hallo Bettina ich bin mit der Diagnose Depression sehr differenziert umgegangen. Mein Mann, meine Kinder, das ist klar, die sind ja "mit betroffen", meine Eltern, weil ich viele Fragen an sie habe, meine Kindheit betreffend, meine Geschwister wissen, daß es mir z. Zt. nicht gut geht, akzeptieren, daß ich in Ruhe gelassen werden möchte, ich werde irgendwann auch mit ihnen darüber sprechen können... Und jetzt zu Deiner eigentlichen Frage: mein Arbeitgeber....ich habe mich entschieden, mich dort sehr zurückzuhalten, für die Allgemeinheit habe ich eine Stoffwechselstörung, Dauerspannungskopfschmerz usw... Nun habe ich das Glück, ich nenne es hier einfach mal Glück, weil ich es als ein solches empfinde, daß mein jetziger Chef auch ein Freund für mich ist, jedenfalls arbeiten wir schon seit 20 Jahren zusammen und man kann mit ihm über ALLES reden. Das Wichtigste daran ist für mich aber, er hat eine private und eine dienstliche Schublade. So konnte ich ihm auch offen gegenübertreten, ohne das Gefühl zu haben, daß er das, was ich ihm mitteile gegen mich verwendet. Im allgemeinen denke ich schon, daß es ein sensibles Thema ist und man sich nicht jedem öffnen muß. Es wird oft sehr abwertend über Depressive geredet, und wie schnell wird man als schwach, nur nicht wollend, nie gut drauf, nicht belastbar....eingestuft. Da wird es dann nur wenige, wenn überhaupt jemand geben, der einen vor solchen Angriffen schützt. Wirst Du mit Fragen bedrängt, deine Krankschrift betreffend? Und wie hast Du dich bis jetzt verhalten? Liebe Grüße Susan


Tatjana
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Depression und Job

Beitrag von Tatjana »

Hallo Bettina, ich muss sagen, ich bin anfangs nicht so offen damit umgegangen. Doch irgendwann habe ich mich einer kollegin, mit der ich mich auch privat sehr gut verstehe erzählt. sie meinte, ich solle das ruhig unserem chef erzählen. nach ein paar wochen habe ich das dann auch gemacht. meinen kollegen und kolleginnen habe ich es erzählt, wenn sie mich darauf angesprochen haben. ich empfand es als sehr befreiend, denn seit dieser zeit habe ich keine angst mehr davor, wenn es mir mal schlecht geht und ich sage "hey, sorry, aber heute kann ich einfach nicht ins geschäft kommen". ich muss aber auch sagen, dass ich echt glück habe mit der firma. wir sind eine grosse industriefirma aber trotzdem wird mit solchen themen sehr offen damit umgegangen. ich denke, das muss jeder für sich entscheiden, wem man das sagen will und wem nicht. aber mit der offenheit bin ich bis jetzt sehr gut gefahren. bisher galt ich als "zicke". man wußte nie, wie ich auf gewisse dinge reagiere und meine umwelt konnte damit nicht umgehen. also mieden mich einige kollegen und kolleginnen. seit dem sie wissen, was ich habe, ist das alles anders. sie kommen auf mich zu und reden mit mir, was ich als sehr angenehm empfinde. ich hatte erst angst, denn ich wollte nicht, das jeder denkt, ich sei nicht belastbar. doch die angst erwies sich als unbegründet. mein chef weiß, was in mir steckt und fördert das auch. ich hoffe, das ich dir vielleicht hiermit zeigen kann, das auch offenheit helfen kann... liebe grüße, tatjana
chris37
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Depression und Job

Beitrag von chris37 »

hallo bettina, weshalb fühlst du dich schuldig, es nicht erzählt zu haben ? hast du den eindruck, dein arbeitgeber erwartet von dir eine "erklärung"? meine ansicht ist, dass niemand, speziell ein arbeitgeber (bin selbst im fulltime-job und stelle mir ähnliche fragen) wissen muss, dass du krank bist. hier gilt wirklich der satz, dass es niemanden etwas angeht. weder musst du dich schlecht fühlen noch rechtfertigen und ähnliches. nur wenn du ganz persönlich den wunsch hast, einem menschen deines vertrauens etwas davon zu erzählen, dann geht das auch in ordnung. solche menschen können durchaus am arbeitsplatz zu finden sein. ich habe für mich geklärt - NEIN - denn es hätte ausser eventuellen nachteilen für mich im job noch die wirkung, dass ich mich "gebrandmarkt" fühle, ich bin sehr zurückhaltend im allgemeinen, was privatleben angeht, und sehr misstrauisch. dieses sehr sensible thema depression würde ich nur jemandem anvertrauen, von dem ich exakt weiss, dass es dort gut aufgehoben bin. meine kompromisslose einstellung beruht auf einem selbsterhaltungstrieb. die firma, in der ich beschäftigt bin, schmeisst jahr für jahr leute ´raus. und da ich mich seit jeher allein ernähre und für mich sorge, gebe ich keinen anlass zu glauben, ich sei nicht mehr belastbar. mein ausfall von über vier monaten im letzten jahr sorgte ohnehin für diskussionen, ich werde scharf beobachtet. hast du das gefühl, du könntest deinem arbeitgeber vertrauen ? fühle dich nicht schlecht, wenn du es niemandem dort sagst, es ist deine ganz persönliche entscheidung, dein recht darauf. liebe grüsse chris37
bettina
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Depression und Job

Beitrag von bettina »

Liebe Susan, liebe Tati, liebe Chris, ja, ich habe schon das Gefühl, das von mir eine Erklärung erwartet wird, nach 3 Monaten krank, auch nicht verwunderlich. Bislang habe ich(für mich) fadenscheinige Ausflüchte, wie Nervenentzündung und wie Du Susan, Stoffwechselstörung erwähnt. Die Tabletten müssen ersteinmal anschlagen, die Nebenwirkungen sind zu stark etc. Ich habe den Eindruck, meine Chefin ahnt den tatsächlichen Grund, da sie beim letzten Gespräch erwähnte, sie würde das kennen, immer auf 150% zu laufen und irgendwann geht nichts mehr und ich solle mir ruhig Zeit lassen und ob eine Kur nicht hilfreich wäre. Dazu habe ich weder ja noch nein gesagt. Da mein Doc mir beim letzten Besuch angekündigt hat, dass meine AD Medikamentation (150mg Trevilor morgens,150mg Amitriptylin abends)ambulant ausgereizt sei und ob ich denn nicht vielleicht doch in die Klinik gehen wolle, da dort auch die Nebenwirkungen, die ich immer noch sehr stark spüre besser überwacht werden könnten, habe ich diesen evt Klinikaufenthalt um mich auf die richtige Dosis der Tabletten einzustellen erwähnt und mir so noch ein "bisschen Luft" verschafft. Natürlich habe ich dabei unterschlagen, das die Tabletten ADs sind und die Klinik eine Psychatrie ist. Ob ich überhaupt dort hingehe, steht auf einem ganz anderen Blatt, aber so habe ich zumindest eine, wenn auch für mich nicht besonders gute,"Ausrede" dafür, dass ich auch in nächster Zeit immer noch nicht wieder arbeiten gehen kann. Im moment denke ich, ich werde niiiiiiiiiiiiiie wieder arbeiten gehn können. Es geht mir schlechter als je zuvor und alles ist nur meine Schuld, denn ich will ja garnicht wieder gesund werden. Viele liebe Grüsse, Bettina
chris37
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Depression und Job

Beitrag von chris37 »

liebe bettina, es ist nicht deine schuld. es ist die krankheit. sie lässt dich glauben, du könntest nie wieder lachen geschweige denn arbeiten gehen.mache dir bitte keine vorwürfe, ich weiss, leicht gesagt, ich schreibe dir aber als leidensgenossin, der es besser geht wieder. du tust dir gutes, wenn du dich eine weile "ausklinkst" und dir zeit nimmst. deine chefin signalisierte ja auch ihre bereitschaft, dir diese zeit zu geben. das klingt sehr gut, ich habe den eindruck, sie weiss schon ungefähr, wie es dir geht derzeit ohne zu sehr zu drängen. ich wurde häufig gefragt, was ich denn nun "gehabt hätte". dabei sah und spürte es jeder, nur kennen wenige in meinem umfeld den begriff depression als schwere krankheit an. somit beliess ich es bei "grosser erschöpfung", "schlafstörungen", "körperliche mattheit " etc.. alles symptome, die u.a. bei depressionen auftreten können. nur habe ich es umschrieben. und im grunde die wahrheit gesagt. vielleicht hilft es dir ein wenig. gruss chris37
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