Verletzte Gefühle überwinden II

Liber
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Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von Liber »

Hallo Sieglinde, Andreas und Thomas und alle anderen,

auch ich befasse mich schon lange mit dem Glauben, mit Religion, habe immer wieder gesucht, aber nicht gefunden. Ich ahnte manchmal, dass in der Bibel viel Wahres steht, bin aber an den Auslegungen der Kirchen stets gescheitert. An diesen "Gott" außerhalb von mir konnte ich einfach - trotz krampfhafter Versuche, die mich mit Schuldgefühlen zurückließen - nie wirklich glauben.

Nun ist für mich die Erkenntnis, nicht an einen außerhalb von mir existierenden Gott glauben zu "müssen", um irgendwann "erlöst" werden zu können, reine pure Erleichterung. Die Erkenntnis, dass es in allen Religionen immer um das Selbst geht, fühlt sich für mich - im Gegensatz zu den vorherigen krampfhaften Glaubensversuchen an den Gott der Kirchen - weit und wahr an.



Off topic: Thomas, gibt es über dies Thema irgendwo noch weitergehende Infos (Buchtitel u.ä.)? Die würden mich sehr interessieren!


Lieben Gruß

Brittka
Sieglinde1964
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Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von Sieglinde1964 »

"Religiöser Mainstream", das finde ich eine echt tolle Definition, werde ich mir merken.

Für mich ist Religion, im klassisch verstandenen Sinn, der Selbstversuch irgendetwas, was ich Gott nenne, befriedigen zu müssen, dass dieser mit mir zufrieden ist. Ich sage es mal so: Das ist, als wenn man eine Strickleiter in die Luft wirft und hofft sie bleibt irgendwo hängen und man kann da hoch klettern.

Ich habe in deinen Ausführungen auch etwas für mich finden können. Ich habe mich damit auseinandergesetzt und tue es noch, um des Selbsts bewusst zu werden - danke, dass du mir da ein Stück zum Nachdenken auf den Weg gegeben hast.
Clown
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Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von Clown »

«...der Selbstversuch irgendetwas, was ich Gott nenne, befriedigen zu müssen, dass dieser mit mir zufrieden ist.»

Das ist jetzt off-topic, aber die Frage will ich mir nicht verkneifen: Ist das eine katholische Erziehung, die dir das vermittelt hat?

Grüße,
Clown
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Eckhart Tolle
rm
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Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von rm »

Hallo Thomas.....

...ich will jetzt nicht ein Neues Fass aufmachen... sagtest Du und das meine ich ja eigentlich direkt und indirekt auch....

...ich weiß nicht, ob es für Dich trotzdem 'rübergekommen' ist... deshalb sag mir bitte wie ich Dich 'ERREICHE'... ..

...soll ich Dir meine Texte hier kopieren incl. den mails an die Administratoren ?....

... soll ich für DICH/ UNS einen NEUEN Beitrag aufmachen???....

...wie wäre es am günstigsten für Dich, da Du ja bestimmt nicht so viel Zeit hast... ???

.... wie soll die Form eines Meinungsaustauschs aussehen ?.... :

... soll sie uns ALLE (hier im Forum z.B.) in die Lage versetzen.. (Illusion ? ), trotz vielleicht unterschiedlicher Meinungen... sorgsam miteinander umzugehen??? und trotz oder gerade wegen diesem Umgang aneinander zu lernen... oder sollen nur Einige wenige davon profitieren ? ....

...wie soll die Form der Beiträge aussehen bei Fragen/Anregungen z.B. zum Thema

... URHEBERRECHT *vorsichtig anfrag* und den vielleicht daraus resultierenden ERTRÄGEN und deren Verwendung ...???

....wie soll die Form aussehen, wenn es geht um:

... allgemeine Verständlichkeit (meiner eingeschlossen) Ellen langer Beiträge...?

... ich sage Dir hiermit offen und ehrlich:... ich kann als manchmal in tiefer Depression hängender Mitmensch...
sich manchmal lang hinziehende Beiträge nicht mehr nachverfolgen...,

... will es aber gern und es knabbert an meinem SELBSTWERTGEFÜHL, wenn ich es nicht auf die Reihe bekomme...

... und ich bin langsam etwas verletzt, daß Du persönlich in keiner Form (oder habe ich da wieder was überlesen) ... auf meine direkten oder indirekten Fragen eingegangen bist....

... was soll ich davon halten ?...

Gruß von einem langsam etwas ungeduldigem Reinhart
Sieglinde1964
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Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von Sieglinde1964 »

Liebe Clown,
nicht nur die katholische Erziehung vermittelt dieses. Ich habe mich und ich setzte mich immer noch gerne mit dem Thema Weltreligionen auseinander.

Aber auch mit dem, womit dieser Thread einst eröffnet wurde, mit den verletzten Gefühlen, meiner und der anderer, die nicht auch zuletzt mit religiöser (gleich welcher couleur) Erziehung zu tun haben.

Ach, Thomas, ich denke mal, bei der Selbst-Findung ist es einfach irrelevant ob katholisch oder evangelisch oder sonst was.
imagine
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Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von imagine »

Hallo,
ich habe im Moment andere Probleme und lese daher nur ab und an mit, aber einiges möchte ich doch noch schreiben
Ich hatte am WE, nennen wir es einen Rückfall, einen Megastreit mit meinem Mann und da ich in solchen Momenten an ihn nicht rankomme, beame ich mich weg.
Ich WEISS ganz genau, wie falsch das ist, aber ich kann dann nicht anders...

Nun denn, ich erzähle es hier, weil ich mir inzwischen verzeihen kann, ich muss mich weder schämen, noch mich verteufeln, ich versuche zwar das nächste Mal etwas für mich Hilfreicheres zu tun, aber wenn es mir wieder nicht gelingt, dann eben das übernächste Mal.
Wichtig ist die Vergebung, die ich mir zukommen lasse, ich schäme mich nicht, sondern ich nehme mir lediglich vor, das nächste Mal etwas anderes zu machen!!

Und noch etwas, speziell für Brittka, es gibt ihn, Gott, oder welchen Namen wir ihm geben wollen, ich habe ihn schon erlebt, ich war nicht allein, in diesem Moment, es gab da eine höhere Macht, die meine Schritte gelenkt hat.
Es beschreiben zu wollen ist müssig, aber die, die es schon erlebt haben, wissen wovon ich spreche...
Es ist verbunden mit einem ungeheuren Glücksgefühl, wieder anders, als das Gefühl bei sich angekommen zu sein.
Ich habe noch nicht herausfinden können, ob dies Dinge zusammenhängen, vielleicht, ich weiß es nicht, ich weiß nicht einmal ob es wichtig ist es zu wissen...
Was es vielleicht grundsätzlich unterscheidet, meiner Meinung nach, ist dass man, wenn man sein Selbst gefunden hat, immer wieder dahin zurückfindet, während der andere Zustand, zumindest von mir, nicht beeinflussbar ist

Eure imagine
Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung (Chesterton)
rm
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Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von rm »

hallo und Imagine....

...danke auch für DEIN liebes Posting (oder wie heißt das noch mal )...

...kann ich wiederum nur voll und ganz unterschreiben.....

Liebe Grüße, Reinhart, der wieder hoffnungsvoller in die Runde guckt !vorher oft: ( ) ... meint übrigens auch die im Moment etwas übermüdet ist (wahrscheinlich wiederum durch MICH Esel (sind übrigens auch kluge Tiere... ).....haaalloo Emma, aufwachen, Sträschen gehen....




...nun denn: evtl. bis heute Abend ? lb. Thomas...
Guitaranderl

Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von Guitaranderl »

Hallo Imagine,

es tut mir leid, dass es da solchen Zoff gab. Tja, so können wir eben alle manchmal nicht aus unserer Haut heraus. Du nicht, und er eben vielleicht auch nicht... oder doch !?

Mir fiel im Zusammenhang Dein fast anklagender Nachsatz auf:
>Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung
Gilt diese Anklage Deinem Mann?

Ich weiß, das gehört hier gerade nicht zum Kernthema, aber ich wollte mich gern ein bißchen für Deine freundliche Ansage revanchieren, als ich eher schüchtern vor dem Thread stand... zum anderen weiß der Fred m.E. ohnehin gerade nicht so genau, wo er hinsoll. Vielleicht ist auch das Wesentliche schlicht gesagt...

Dir ein kluges Herz!
Herzlich aus HH
Andreas
tomroerich
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Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von tomroerich »

Lieber Reinhart,

ich stehe auf dem Schlauch irgendwie, weiß nicht genau, was du meinst. Bestimmt beziehst du dich auf einen thread, den ich nicht lese oder so? Bin jetzt gerade völlig auf diesen hier konzentriert und lese gerade nichts anderes. Ich würde mich schon gerne mit dir austauschen, sehe aber, dein Profil ist geschlossen, meines ist offen, kontaktier mich doch einfach. Ich will dich keinesfalls missachten oder so - ich weiß gerade nur nicht recht, um was es geht.

Grüße von

Thomas
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Clown
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Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von Clown »

«...zum anderen weiß der Thread m.E. ohnehin gerade nicht so genau, wo er hinsoll.»

Tja, so ist das beim Suchen, lieber Andreas!

Lieben Gruß,
Clown
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Eckhart Tolle
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Re: Verletzte Gefühle überwinden II :-)

Beitrag von rm »

Hi Thomas... ... ....

... hatte ich nicht irgendwo auch mal gelesen, Du gäbest manchmal RÄTSEL auf... kann mich aber auch irren in meinem Deprikopf, der im Moment allerdings dank Clown z.B., dank Tini z.B. dank Imagine z.B.... ääh, die Vergesslichkeit ist bei mir auch nicht gerade zum Besten, natürlich auch dank Sieglinde....

... habe ich etwas/ jemanden vergessen....

.. das wollte ich nicht...deshalb vor-aus-schauend... ihr Lieben...

...wahrscheinlich:....MEA CULPA .........( ich glaub, das kommt aus dem Lateinischen und ist etwas (?) kirchlich, religiös angehaucht.....????

...muß jetzt aber wieder was einkaufen... bin ich vielleicht manisch???? Würde mir in diesem Fall Nichts ausmachen, denn ich nehme im Moment alles so wie es kommt! :Clown: ... und liebe Grüße @ all, die mich verstehen und NICHT vergessen haben....!!!
imagine
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Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von imagine »

Lieber Andreas,
ja so ist es, genau darauf bezieht sich mein Nachsatz, lieb von dir, dass du nachfragst.
Manchmal, wenn ich mit mir im Reinen bin, kann ich das so akzeptieren, weil wir alle eben sind, was und wie wir sind und manchmal eben auch nicht, dann bringt mich sein Schweigen auf die Palme und inzwischen ins Bett...
Ist nicht gut, ich weiß das, aber ich weiß auch, dass ich irgendwann etwas Sinnvolleres machen werde.
Vielleicht dauert es noch eine Weile, aber auch da bin ich auf dem Weg.
Es ist schön und es tut gut, wenn jemand nachfragt, ich bin auch ein wenig gerührt...
Liebe Grüße an dich, von Imagine, die auch vieles, was du schreibst nachvollziehen kann.
Thomas schreibt mir manchmal ein wenig zu philosophisch, ich habe mehr über die praktischen realen Seiten des Lebens gelernt, aber da muss und darf jeder seinen eigenen Weg gehen und das ist sehr gut so..
Reinhart
Liebe Grüße nach HH aus der Pfalz

imagine
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Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von tomroerich »

Ein Beispiel aus dem Alltag......

Heute hier in meiner kleinen Drei-Mann-Firma. B. kriegts heute wirklich schlecht auf die Reihe. Steckt sämtliche Stecker verkehrt herum in die Geräte - kein Wunder, nichts tut. Er aber bekommt das gar nicht so richtig mit, ist irgendwo anders. Schließlich erzählt er, er würde sich innerlich gerade furchtbar aufregen, weil ihm sein Dorfpolizist ständig Strafzettel ans Auto hängt, wenn er nur 10 cm über der Linie parke. Der Hintergrund sei ein großkotziger Bauunternehmer, der die Straße für seine privaten Zwecke freihalten will und daher ständig den Dorfpolizisten anruft. Beweisen kann er das natürlich nicht, aber wissen tut er es doch. Also ärgert er sich grün und blau mit der Folge, dass er innerlich völlig auf seinen Ärger fixiert ist und seine Gedanken für nichts frei hat. Eine typische Eigenschaft neg. Gefühle.

Nun redeten wir ein paar Minuten darüber, und dann ging es ihm einfach besser und er konnte die Sache vergessen. Auch das ist eine Form der Selbsterinnerung. Man schaut die eigenen Gefühle an, vielleicht redet man mit jemanden darüber und dabei kommt man wieder in Kontakt zu sich selbst, weil man sich dabei selbst anschauen muss. Meine Erfahrung ist, dass ich nicht über meine Gefühle reden muss, weil es mir reicht, sie anzuschauen. Andere können es aber hilfreich finden, über den anderen zu sich selbst in Kontakt zu kommen.

Ich glaube, die Wirksamkeit von Therapien beruht hauptsächlich einfach darauf, dass man dabei nach innen schaut. Sei es VT oder PA - Selbstbeoabchtung ist immer ein Teil einer Therapie.

Thomas
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Guitaranderl

Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von Guitaranderl »

>Ich glaube, die Wirksamkeit von Therapien beruht hauptsächlich einfach darauf, dass man dabei nach innen schaut.

So weit würde ich gar nicht gehen, mein Vielgefragter,
zunächst geht es ja mal darum, überhaupt HINzuSEHEN. Das ist schon einmal ein wichtiger Schritt.
Weißt Du, dieser Fred hat mich wirklich inspiriert, und ich denke in diesen Tagen über einige Dinge nach: Fernsehen; Sex; Alkohol; Essen; Geld; Partner und so einiges mehr... und eine seltsame Ruhe macht sich in mir breit.
Ist doch ne interessante Entwicklung, oder!? Ich sehe mal wieder genauer hin.

Mir fällt just noch ein wichtiger Gedanke ein: Oftmals wissen wir um unsere "geheimen" Lügen, aber wir tun alles, um sie zu kaschieren. Die Näherung an unser "Selbst" ist nach meiner Meinung auch oft mit der großen Gefahr verbunden, dass Ersatzkonstruktionen auseinanderbrechen. Wie sollte es sonst geschehen, dass Menschen nach einer erfolgreichen Therapie auf einmal ihren Freundes- und Beziehungskreis ganz neu "sortieren" müssen/wollen.
Allerdings nur, sofern Sie es sich erlauben. Manchmal ist der Weg in die Depression - so betrachtet- schon gewissermaßen freiwillig...

Andererseits, liebe Imagine, ist Schweigen manchmal Gold, oder!? Ich verstehe aber sehr gut, was Du meinst. Viele von uns ziehen sich nunmal für eine Zeit in die Höhle zurück. Manchmal im übrigen auch, um die Andere, oder den Anderen, zu schützen...

Herzlich
Andreas
tomroerich
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Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von tomroerich »

Hi Anderl,

Mir fällt just noch ein wichtiger Gedanke ein: Oftmals wissen wir um unsere "geheimen" Lügen, aber wir tun alles, um sie zu kaschieren. Die Näherung an unser "Selbst" ist nach meiner Meinung auch oft mit der großen Gefahr verbunden, dass Ersatzkonstruktionen auseinanderbrechen.

Das sehe ich auch so. In gewisser Weise ist das Wachsen ins Selbst mit einer Loslösung vom Ego untrennbar verbunden. Das Ego als Konstruktion der Umwelt wird festhalten wollen. Das wird Veränderungen und Schmerzen geben. Wenn nicht das Selbst eine neue Form der Stabilität und einen Mittelpunkt geben würde, wäre es unmöglich. Die große Gefahr, von du sprichst, ist von einem anderen Standpuntk als das größte Glück auffassen.

Jesus lässt sich sehr gut als Stellvertreter-Figur für das Selbst verstehen und er stellt verschiedene Male ganz unzweideutig klar, dass es ums Ganze geht. Nicht nur das "Folgt mir nach ohne Wenn und Aber", auch harte Worte wie "Wer nicht Mutter und Vater verlässt um meinetwegen, ist meiner nicht wert" (man beachte, dass er als Stellvertreter des Selbst damit sagt, dass das Selbst nicht kommen kann, wenn man festhält) machen ziemlich unverblümt klar, wie radikal der Wandel ist, der sich durch das Kommen des Selbst vollzieht. Dass dies immer als innere Trennung zu verstehen ist und als Aufforderung, das Mütterliche und Väterliche in sich zu überwinden, sollte klar sein. Sorry, wenn ich immer wieder davon anfange, aber es gibt nichts Genialeres als diese Geschichte in diesem Zusammenhang. Versucht es einmal, das Jesus-Leben als Analogie für das Werden des Selbst zu verstehen (ich bin die Wahrheit und das Leben etc.) - euch werden vielleicht Kronleuchter aufgehen.

Der Thomas
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Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von Clown »

Hallo Thomas und alle,

ich möchte nochmal nachhaken, hat jemand von euch einen Gedanken zu meiner Frage (siehe mein Posting vom 20.3.- 20.19 ) oder habe ich mir die Antwort tatsächlich schon selbst gegeben?

Darum ging es mir:

«Warum sollte ich mein Selbst finden? Einfach deswegen, weil es mir dann besser geht? Nee, oder? Gibt es noch einen 'höheren' Grund?»

Grüße,
Clown
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Eckhart Tolle
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Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von tomroerich »

Liebe Brittka,

hmmmm, es gibt so viel Literatur, was sage ich denn da? Es ist sehr eine Typfrage, was man zündender findet. Ich bin z.B. ein eher nüchterner und kopflastiger Mensch, begeistert von Wissenschaft und Logik und ich bervorzuge Literatur, die sich an den denkenden Menschen wendet. Anderes ist wieder gefühlsbetont, schwärmerisch, verehrend, malerisch und poetisch. Gefällt mir auch, aber meine wichtigsten Bücher sind von Typ 1

P.D. Ouspensky : Auf der Suche nach dem Wunderbaren ist meine persönliche Bibel. Der Autor beschreibt seine Arbeit mit dem Russen Gurdjieff, der um die Jahrhundertwende in Moskau und später in Paris lehrte. Vieles erinnert an den Sufismus aber G. selbst bezeichnete seine Lehre immer als esoterisches Christentum.

P.D. Ouspensky : Die Psychologie der möglichen Evolution des Menschen ist ein kurzer Abriss der Lehre G.'s. Bekommt man nur noch im Antiquariat oder gebraucht.

Die "Bhagavadgita" (Gita) ist als Essenz der vedantischen Lehre ein ganz wunderbares Epos, allerdings auch in ihrer Kürze von ca. 100 Seiten recht anspruchsvoll. Ich würde sie nur mit einer Kommentierung lesen. Sehr gut finde ich die "Essays über die Gita" von Sri Aurobindo, von dem es auch eine Übersetzung der Gita gibt.

Faszinierend sind die Schriften von Jakob Böhme (1575-1624), der als Schuster eines Tages Erleuchtung erfuhr und ein sehr umfangreiches Werk hinterlassen hat. Sie gehören zum Typ II . Er geriet in Konflikt mit der Kirche und wurde zeitlebens verfolgt. Er ist ein typischer Vertreter christlichen Mystizismus mit einer Sprache, die ihresgleichen sucht. Wenn man mit dem kleinen Buch "Vom übersinnlichen Leben" beginnt, macht man keinen Fehler.

Ebenfalls von Typ II ist das "Buch vom lebendigen Gott" von Bo Yin Ra.

Viel Gutes findet sich auch bei Karl Weinfurter, z.B. "Der Königsweg"

Die Schriften von Rudolf Steiner geben ebenfalls viel her, sind aber für mich ziemlich ätzend zu lesen. Das muss man ausprobieren. Es lohnt sich immer, sich da durchzukämpfen, aber es strengt an. "Theosophie" würde ich empfehlen.

Das "Thomasevangelium" kommt der seit langem gesuchten Quelle der Sprüche im Neuen Testament sehr nahe. Es wurde in Naq Hamadi gefunden und fand keinen Zugang zur Bibel, weil es eindeutig viel zu revolutionäre Gedanken enthält.
Es enthält Sätze wie "Wenn ihr fastet, werdet ihr eine Sünde für euch hervorrufen und wenn ihr betet, werdet ihr verdammt werden und wenn ihr Almosen gebt, werdet ihr eurem Geistwesen schaden" und ist damit für die Zwecke der weltlichen Kirche unbrauchbar. Das ist die inspirierendste Entdeckung für mich seit vielen Jahren. Man bekommt es mittlerweile in vielen Übersetzungen. Ich muss aber warnen: Diese Schrift stellt sehr viel in Frage, was man über das Neue Testament zu wissen glaubt. Wenn man darin einen Halt hat, würde ich davon abraten. Für den Selbstsucher ist es das ehrlichste christliche Dokument, das ich kenne und es entwirft ein ganz anderes Bild von der Jesus-Figur.

Tja, mehr fällt mir gerade nicht.

Gute Nacht wünscht

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Majuha10
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Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von Majuha10 »

Lieber Thomas,

nun wird es aber Zeit, dass ich dich persönlich anspreche in diesem Thread. Ich bin wie du sicher weißt tief beeindruckt von deinen Ausführungen und nehme deine Sprache gewordenen Gedanken und Erklärungen wie ein Schwamm in mir auf. (Sauerstoffflasche immer griffbereit ). Im Verlauf des Threads haben sich daraus für mich viele Fragen ergeben. Ich beginne einfach mal

Hat er aber sein Selbst gefunden, will er ganz gewiss niemals mehr ein neg. Gefühl haben weil er dann weiß, dass ihn das aus seinem Selbst herausnehmen würde. Das ist echt nichts anderes als Selbstverletzung oder Selbstaufgabe.


Hier stellt sich mir die Frage, in welcher Situation resigniert er?


Wir sind also von schlafenden Menschen umgeben und am tiefsten schlafen sie, wenn sie gerade negative Gefühle haben. Wenn man das versteht, kann man auch verstehen, warum die Welt so ist, wie sie ist. Und es bedeutet auch, dass man jemanden nicht wirklich dafür verantwortlich machen kann für das, was er schlafenderweise tut. Wäre er immer wach, würde er vieles einfach nicht tun. Mord, Hass, Raub, Krieg, Vergewaltigung sind nur möglich im Schlafzustand. Im Zustand der Selbsterinnerung sind das vollkommen sinnlose Handlungen. Und es bedeutet, dass Menschen nicht böse oder gut sind. Sie schlafen oder schlafen nicht. Ich weiß, das ist sehr sehr ungewöhnlich, aber ich wollte diesen Gedanken hier nur ganz kurz vorzustellen.


Thomas, verstehe ich es richtig , wenn ich daraus den Schluss ziehe, dass ich, wenn ich von negativen Gefühlen beherrscht bin, - die Welt in Flamme setze - NICHT verantwortlich bin?

Bitte, stell diesen Gedanken noch mal in Langfassung vor, damit ich es tatsächlich verstehe.


Dein Rückwärtserinnern ist, wie soll ich sagen, sehr typisch. In hektischen Augenblicken sind wir nicht da, da hat uns der Stress am Wickel. Wenn du dich mal an so etwas erinnern kannst, weil du es im wachen Zustand erlebt hast, wirst du entsetzt sein, was für Gefühle du da hattest. Das Selbst nimmt diese Dinge auf seine Weise wahr. Ihm sind Gefühle, Töne etc. wichtiger als Worte. Denn was es sehen will, sieht es in den Gefühlen veilleicht ehr als in den Worten, die fielen. Das ist die entscheidende Information für die Situation, in der du warst. Wenn du Gefühle erinnern kannst, warst du schon ziemlich wach. Allerdings heißt das nicht, dass nicht trotzdem in jeder Sitaution auch deine Gefühle gespeichert werden, auch wenn du dich nicht erinnerst. Nur werden sie dann zu einem Automatismus.

Wenn ich nun im Rückwärtserinnern Situationen/Bilder erinnere ohne die dazugehörigen Gefühle, wieso werden die dann zu einem Automatismus? Können sie aus dem Automatismus heraus gelöst und mit der Situation deckungsgleich werden?


Für heute soll es genug sein.

Liebe Grüße an alle fleißigen Schreiberlinge und

Gute Nacht
Maruschka
Emely
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Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von Emely »

Hallo Clown,

Dein Selbst, das bist doch DU, die EIGENTLICHE Clown.

Thomas hat (viel) weiter oben geschrieben, wie es ist, nicht im Selbst zu sein. Wenn wir nicht in ihm sind, dann reagieren wir neidisch, boshaft, gereizt. Wenn wir alle im Selbst wären, dann gäbe es keine kleinen und großen Kriege. Das Selbst lächelt über das Ego.

Als ich während einer ganz großen Lebenskrise meinem Selbst begegnet bin, war es das größte Glück überhaupt für mich. Eine größere Sicherheit kann man mitten im Zusammenbruch gar nicht haben.

Für mich schließt sich hier auch ein Kreis nach dem ebenfalls von Dir nachgefragten Zusammenhang von Liebe und Selbst. Für mich ist es erst heute so, dass ich bedingungslos lieben kann. Dadurch "brauche" ich den anderen nicht mehr, er muss mir keine fehlenden Anteile mehr ersetzen, mich durch seine Liebe bestätigen.

Das Selbst ist die QUELLE. Das Selbst ist Sicherheit. Nicht im Selbst zu sein oder zumindest danach zu streben, fühlt sich für mich nach falschem Leben an. Das Selbst ist das eigentliche Leben.
Mein Leben war vor der Begegnung mit dem Selbst auch spannend und schön, aber es hat sich FUNDAMENTAL vom heutigen unterschieden, weil die Basis eben eine andere geworden ist.
Insofern bin ich nicht der Meinung, dass es Dir einfach "nur" "besser geht" durch die Begegnung mit dem Selbst.

Ob es darüber hinaus "höhere" Gründe gibt, liegt meiner Meinung nach im Bereich des Glaubens des Einzelnen. Da wird jeder seine eigene Meinung haben.

Über Antwort und weitere Inspiration freut sich

Emely
tomroerich
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Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von tomroerich »

Liebe Clown,

das Selbst zu finden ist nicht ein vordergründiges Entlastungsmittel - es kann nicht Mittel zum Zweck sein. Dann wird man nichts finden. Es muss eine ehrliche Suche sein - eine, die auch etwas aufzugeben bereit ist und nicht einfach nur will, dass man sich wohler fühlt. Wenn man nicht fühlt, dass man etwas Kleineres aufgibt, um es für etwas Größeres einzutauschen, sollte man es lassen. Wie groß das Größere ist, kann man nicht wissen. Man muss sich darauf einlassen und vertrauen können (Stichwort Glaube). Garantien gibt es keine, alles ist ein Geschenk.

Jetzt aber echt: Gute Nacht!

Thomas
Betroffene für Betroffene

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tomroerich
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Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von tomroerich »

Das Selbst ist die QUELLE. Das Selbst ist Sicherheit. Nicht im Selbst zu sein oder zumindest danach zu streben, fühlt sich für mich nach falschem Leben an. Das Selbst ist das eigentliche Leben.
Mein Leben war vor der Begegnung mit dem Selbst auch spannend und schön, aber es hat sich FUNDAMENTAL vom heutigen unterschieden, weil die Basis eben eine andere geworden ist.

WOW! WOW!
Betroffene für Betroffene

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Clown
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Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von Clown »

Danke Emely für deine sehr überzeugende, kraftvolle Antwort, sie freut mich!

Ich stimme dir voll zu - und habe trotzdem auch noch die Frage, ob es noch einen 'höheren' Grund, Sinn, Aufgabe ... gibt, dass ich mein Selbst finden soll (was ich ja auch will und tue).

Lieben Gruß,
Clown
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Majuha10
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Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von Majuha10 »

Liebe Clown,

die Frage nach dem Sinn, kann wohl tatsächlich nur jeder für sich ganz persönlich beantworten. Die Antwort wird in verschiedenen Lebensphasen unterschiedlich ausfallen.

Mit achtzehn träumte ich davon die ganze Welt aus den Angeln zu heben (Omnipotenz der Jugend). Da wäre meine Antwort wohl wie in der Werbung „meine Yacht……“ ausgefallen.

Meine heutige Antwort:

Der Sinn ist unser Dasein.
In Demut vor diesem Wunder der Natur (Menschen geworden);
unser Leben als Geschenk annehmen.

Dieses Leben als Aufgabe betrachten, sich täglich den kleinen und großen Herausforderungen zu stellen und nach unserem Selbst suchen.

Im Idealfall auch noch ständig im Hier & Jetzt sein.


??? Maruschka
Guitaranderl

Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von Guitaranderl »

>hmmmm, es gibt so viel Literatur

Nicht zu vergessen der wunderbare Eugen Drewermann. Wenn der nur annähernd so schreibt wie er spricht, muss es eine Wonne sein.

Sista Kroki, mit der mich eine leidenschfaftliche Mailfreundschaft verbindet, schickte mir ein Büchlein von Pierre Stutz, jenem ehemaligen Schweizer Priester, der nun fleißig schreibt. Ein Passus stach mir (piek) vorhin ins Auge und ich möchte ihn kurz zitieren, denn er beschreibt etwas sehr Elementares in Richutng des wunderbaren maria´schen "Gefühlbehandlungsmodells":

Stutz schreibt:

"Sich selbst einfach wahrnehmen,ohne sich zu beurteilen und zu bewerten, halte ich für eine der schwierigsten Aufgaben überhaupt. Meine Sozialisation holt mich sofort ein, geprägt vom Muster "falsch und richtig"; gut und schlecht; brauchbar und überflüssig"."

Ich persönlich bin wahrscheinlich -wie viele von Euch - meist weit davon entfernt, die genannten und weitere Muster "einfach sein zu lassen". Das genau meinte ich damit, als ich bezweifelte, ob es in diesem unseren Kulturkreis, innerhalb eines totalen Überflusses an Information überhaupt möglich ist, sich seinem Selbst so spürbar zu nähern, OHNE als Eremit o.ä. zu leben.

Was ich aber anhand dieses Threads wirklich tiefgreifender verstehe, und da hast insbesondere Du. Thomas, echt was bei mir gut, ist, warum Menschen beispielsweise ins Kloster gehen o.ä.. (Ich selbst habe - ohne jeden Scheiß - schon mal darüber nachgedacht, ob ich dort nicht besser aufgehoben wäre, weil ich oft den Eindruck habe, dass mir unsere Welt, wie Sie hier nunmal ist, schlicht "zuviel" ist.

Über oben zitierten, ja recht bekannten Eugen Drewermann las ich vorgestern, dass er nach wie vor in einer kleinen Wohnung in Paderborn lebt; keinen Kühlschrank (??) und keinen Fernseher besitzt und seine Tantiemen und Vortragserlöse weitestgehend spendet. Wenn ich ihn dann mal im Fernsehen erlebe, mit welcher Seelenruhe er seine immer durckreife, sanfte Sprache zum Besten gibt, dann bekomme ich eine Ahnung, warum er auf manches verzichtet.

Nachdenklich und herzlich
Andreas

>Als ich während einer ganz großen Lebenskrise meinem Selbst begegnet bin,
Genau DAS meinte ich, Emely, als ich weiter zuvor den "negativen Gefühlen" eine wichtige Bedeutung beimaß. Es kommt nicht von ungefähr, dass sich Menschen in schweren Krisen auf sich selbst besinnen. Oft, weil sie gar keine andere Wahl mehr haben und vielleicht auch, weil dann wohl alle möglichen liebgewonnen Ablenkungen und Betäubungen ihre Bedeutung verlieren.
Was Du über Dein heutliges Lieben schreibst, macht mir eine Gänsehaut.
Liber
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Re: Verletzte Gefühle überwinden II

Beitrag von Liber »

Hallo, Ihr Lieben

für mich ist dieser Thread außerordentlich inspirierend, danke an alle!

Danke für die Bücherliste, Thomas! Ich werde sie mir näher anschauen. Vom Typ her neige ich vorrangig auch eher zu den den Verstand ansprechenden Büchern - noch läuft bei mir sehr viel über diesen "Filter" Verstand.

Ich möchte hier auch noch Erich Fromms "Authentisch Leben" anfügen, das ich zur Zeit lese und das ebenfalls augenöffnende Wirkung auf mich hat.

Es elektrisiert mich regelrecht, die Bibel (das Neue Testament) aus der neuen Sicht zu betrachten. Bei jedem Zitat eröffnen sich mir da neue Räume!



Die Ersatzkonstruktionen ... die kenne ich auch sehr gut, Andreas. Es gibt da Konstruktionen, die vor vielen Jahren entstanden sind - aus damaligen inneren Notwendigkeiten heraus (Notwendigkeiten meines hilflosen Ego, denen ich damals nichts entgegenzusetzen hatte), die ich dank meiner PA allmählich erkennen und anerkennen kann - die aber zu Teilen nicht mehr, oder nicht in der bestehenden Form, meinem Selbst entsprechen.

Da sind vor allem Beziehungen zu nennen. Aber auch im beruflichen und in anderen Bereichen sind da solche Ersatzkonstruktionen.

Wie nun damit umgehen.

Altes für Neues aufgeben. Es geht gar nicht anders! Und da meldet sich auch Angst, Angst vor Verlust, vor der Aufgabe von "Sicherheiten", die in Wahrheit ja gar keine sind, die aber sehr sehr lange als solche empfunden worden sind.

Und das Aufgeben dieses Alten geht nicht "von selbst" - mit einem Knall, mit einer Erleuchtung - ohne dass ich etwas dazu tun müsste. Ich glaube, es ist wichtig, auch das zu erkennen und anzuerkennen.



Erich Fromm schreibt über Mut und Glaube:

>"Die Bereitschaft geboren zu werden - und das bedeutet die Bereitschaft, alle "Sicherheiten" und Illusionen aufzugeben - erfordert Mut und Glauben: Mut, die Sicherheiten aufzugeben; Mut, sich von den anderen zu unterscheiden und die Isolierung zu ertragen; Mut, wie es in der Bibel in der Geschichte Abrahams heißt, sein Vaterland und seine Familie zu verlassen und in ein noch unbekanntes Land zu gehen; Mut, sich um nichts zu kümmern als um die Wahrheit, und zwar um die Wahrheit nicht nur in Bezug auf das eigene Denken, sondern auch in bezug auf das eigene Fühlen. Dieser Mut ist nur auf der Grundlage des Glaubens möglich, jedoch nicht eines Glaubens, wie man ihn heute gern versteht, als Glaube an eine Idee, die man wissenschaftlich oder verstandesmäßig nicht beweisen kann, sondern eines Glaubens wie im Alten Testament, wo das Wort für Glauben soviel wie Gewissheit bedeutet. Der Realität des eigenen Erlebens im Denken und Fühlen sicher sein, darauf vertrauen und sich darauf verlassen können, das ist Glaube"< (Erich Fromm, Authentisch Leben)


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Brittka
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