Ich habe völlig das Vertrauen verloren!

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ROM0303
Beiträge: 30
Registriert: 14. Apr 2004, 20:11

Ich habe völlig das Vertrauen verloren!

Beitrag von ROM0303 »

Hallo,

ich kämpfe seit Jahren mit depressiven Neurosen, Angst- und Panikattacken. Seit einigen Wochen ist es nun wieder unerträglich akut.

Ich befinde mich gegenwärtig in einem Höllenkreislauf von Unruhe, Hypochondrie, Erschöpfung und Verzweiflung. Die Angst ist weißgleißend.

Für mich ist das, wie gesagt, nichts Neues. Dieser Zustand ist seit meinem 13. Lebensjahr immer wieder aufgetreten. Bisher hat mir Psychotherapie am meisten geholfen und mir zeitweise eine enorme Erleichterung dieses Leidenszustandes verschafft. Experimente mit Medikamenten waren bisher weitgehend erfolglos bzw. mit einigermaßen erschreckenden Nebenwirkungen verbunden.

Mein Problem ist nun, dass ich vor zwei Jahren sehr verletzt aus einer Therapie gegangen und bis heute nicht darüber hinweg bin. Ich bin zwar, so gut das noch ging, aufgefangen worden, aber es blieb eine Mischung aus Schamgefühl, Hoffnungs- und Sinnlosigkeit zurück.

Ich bin nicht wirklich sicher, ob es mein neurotisches Verhalten oder tatsächlich ein Fehler des Therapeuten war, dass diese Therapie so leidvoll für mich verlaufen ist. Was mit Sicherheit passiert ist, ich habe völlig das Vertrauen verloren.

Ich schäme mich heute und bin sicher, dass ich ein für eine Therapie erforderliches vertrauensvolles Verhältnis nicht mehr aufbauen kann bzw. ein so hoffnungsloser und auch für Therapeuten quälender Fall bin, dass mir niemand mehr helfen kann bzw. will.

Ich bin verzweifelt und ich habe große Angst.

Liebe Grüße

Sina-Maria
Regenbogen16

Re: Ich habe völlig das Vertrauen verloren!

Beitrag von Regenbogen16 »

Liebe Maria!
Schade, dass Du Dich mit Deinem Eintrag nicht in Yogi´s Thread eingeklinkt hast.
So ist die Sache ein bisschen "zerrissen" - v.a. deshalb, weil es einige gibt, die mit ähnlicher Problematik Erfahrung gemacht haben.
Ich wünsche Dir, dass Du hier im Forum Trost findest und manche Gedanken anderer für Dich annehmen kannst.
Mitfühlende Grüsse;
Fridolina
ROM0303
Beiträge: 30
Registriert: 14. Apr 2004, 20:11

Re: Ich habe völlig das Vertrauen verloren!

Beitrag von ROM0303 »

Hallo Fridolina,

Du hast recht. Ich habe mir auch überlegt, mich bei Yogi einzuklinken. Da es aber bei Yogi um einen Therapie-Abbruch geht, habe ich ein neues Thema angefangen.

Ich habe die Therapie - und auch dafür schäme ich mich heute, weil ich nicht einmal dafür genügend Rückgrat hatte - nicht abgebrochen, sondern bis zum bitteren Ende durchgehalten. Ich habe im wahrsten Sinne des Wortes bis zur allerletzten Sekunde gehofft, dass sich das Verhältnis zu einem Menschen, über dessen Anwesenheit in meinem Leben ich mich einmal so sehr gefreut hatte, wieder bessern würde.

Wenn die von der Krankenkasse vorgesehene Zeit nicht abgelaufen wäre, hätte ich nicht die Kraft gehabt, die Therapie zu beenden.

Liebe Grüße

Sina-Maria
Regenwolke
Beiträge: 2214
Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Ich habe völlig das Vertrauen verloren!

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Maria,

mir geht es ganz änlich, wie Dir. Dein Satz:
>Ich befinde mich gegenwärtig in einem Höllenkreislauf von Unruhe, Hypochondrie, Erschöpfung und Verzweiflung. Die Angst ist weißgleißend.
spricht mir aus der Seele. Es gibt zwar einen Auslöser für diesen Zustand, aber das hilft nicht viel, weil der sich nicht einfach ausschalten läßt.

Und ich kann gut nachfühlen, was du erlebt hast, ich habe eine ähnliche Erfahrung in einer psychosomatischen Klinik gemacht, hätte dort auch eigentlich abbrechen müssen, hatte aber das Gefühl, dies sei so etwas wie "meine letzte Chance", die ich unmöglich ungenutzt lassen könnte. Ich hab jetzt noch eine wahnsinns Wut, wenn ich an den Aufenthalt denke, und hab mich bisher auch nicht wieder in eine Therapie getraut.
Ich hatte zwar einige Vorgespräche, konnte aber zu keiner der Therapeutinnen Vertrauen fassen, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das an mir liegt, oder einfach die Chemie nicht gestimmt hat. Bei einer Therapeutin ist mir auch passiert, daß sie mit meinem Mißtrauen nicht klar kam.

Ich bräuchte eigentlich dringend Therapie, wie Du wohl auch. Und ich habe keine wirkliche Idee, wie das gehen soll. Ich werde einfach weiter Vorgespräche machen, langsam in meinem Rhythmus, eins nach dem anderen, und hoffen, daß ich irgendwann mal das Gefühl habe, daß es "stimmt", daß ich vertrauen fassen kann. Es hat ja früher auch funktioniert, und es wird wieder funktionieren, nur brauche ich dafür wahrscheinlich mehr Zeit und muß mehr Therapeuten kennenlernen (hoffe die KK machts mit...)

Liebe Grüße,
Regenwolke
ROM0303
Beiträge: 30
Registriert: 14. Apr 2004, 20:11

Re: Ich habe völlig das Vertrauen verloren!

Beitrag von ROM0303 »

Hallo Regenwolke,

ich danke Dir für Deine Antwort. Vieles, was Du schreibst, kann ich gut nachvollziehen.

Mir ist bis heute nicht klar, warum dieser Therapeut durch seinen Zynismus und sein verletzendes Verhalten zwei Jahre seiner Arbeit zerstört hat. Warum er mich dadurch in eine nun schon 3 Jahre (!) dauernde schwere Krise gebracht hat, die an die Existenz geht. Warum er nicht einmal bemerkt zu haben scheint, welchen Konflikt es bei mir gab.

Natürlich kreide ich ihm nicht alles an, was in meinem Leben schief gelaufen ist. Ich hatte immer schon große Probleme. Das hat mich ja letztendlich in die Therapie gebracht. Ich möchte damit nur sagen, dass - nachdem es so viel Hoffnung gab - ein schweres Paket an Aussichtslosigkeit, Ängsten, Schuldgefühlen und Zweifeln dazu gekommen ist. Ich darf nicht darüber nachdenken, was mir erspart geblieben wäre, wenn diese Therapie weiter gut gelaufen wäre.

Du hast recht, auch ich weiß, dass ich dringend Therapie brauche, zumal es mir zunehmend schlechter geht. Etwas muss also geschehen. Ich bin dabei, mir einen Therapieplatz zu suchen, aber es ist unendlich schwer geworden, weil ich die Angst übertrage, peinlich und schwer erträglich zu sein, verletzt zu werden, mit zynischer Gleichgültigkeit alleine gelassen und weggeworfen zu werden, wenn ich Hilfe am dringendsten bräuchte.

Für einen neuen Therapeuten wird es ein steiniger Weg werden, mit mir zu arbeiten. Diese Nähe, die mir so sehr geholfen und die mich leider auch so verletzlich gemacht hat, wird es nicht mehr geben.

Liebe Grüße

Sina-Maria
Regenwolke
Beiträge: 2214
Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Ich habe völlig das Vertrauen verloren!

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Sina-Maria,

mir ist noch die Idee gekommen, daß Du Dich auch erstmal an eine Beratungsstelle wenden könntest, es gibt eigentlich in jeder größeren Stadt (meist kirchliche Familien-) Beratungsstellen, wo Du relativ unverbindlich, d.h. ohne Dich langfristig an einen Therapeuten binden zu müssen, ein paar therapeutische Gespräche machen kannst. Vielleicht einfach, um mal loszuwerden, was Dir aus Deiner letzten Therapie noch auf der Seele lastet. Vielleicht würde es Dir helfen, wenn jemand "Professionelles" dir bestätigt, daß Du durch Deine Therapie Schaden erlitten hast.

Es gibt auch besondere Beratungsstellen für "therapiegeschädigte", eine Liste hab ich hier gefunden:

http://www.psychotherapie-netzwerk.de/i ... tellen.htm

Das ist natürlich sehr speziell. Aber falls es in Deiner Nähe sowas gibt, wäre das vielleicht auch eine Anlaufstelle.

Lieben Gruß,
Regenwolke
barney

Re: Ich habe völlig das Vertrauen verloren!

Beitrag von barney »

Danke für den Link. Ich wußte gar nicht, daß es spezielle Beratungsstellen für Therapie-Geschädigte gibt. Offenbar gibt es dafür einen Bedarf.

Gruß
Bernd
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