Heute ist wieder einer dieser Tage...

[Shantja1970]

die ich kaum ertrage...

Eigentlich habe ich heute frei und wollte sooo viel machen, besonders aufräumen, auch meinen Balkon, der richtig eklig und voll Taubensch...ist, Tauben brüten dort auch. Aber, ich kriege es mal wieder nicht auf die Reihe. Fühle mich elend, lustlos, müde, frustriert. Eben habe ich ein großes Glas Bayleys getrunken und bin schlafen gegangen, hatte dann Alpträume. Mann, wann wird das böoß mal besser?? Jetzt hab ich den halben Tag mit nichts verbracht, um 18.00 Uhr hab ich Körpertherapie und das WE auch, also keine Zeit. Wie schafft man sich zu motivieren, Sachen zu machen, die notwendig sind? Ich habe so ein absolutes "ich will nicht, ich kann nicht" in mir. Ich habe ein schlechtes Gewissen und kann mich trotzdem nicht aufraffen. Tage, an denen ich frei hab sind meist doofer, als Tage an denen ich arbeiten muss.
Ich freue mich immer, wenn ich frei hab und anfangen kann ich dann nix mit mir, checke 1000 Mal meine mails, etc.

Habt ihr Tipps? Eine unzufriedene Shantja

[Ele]

Hallo Shantia,

ich habe mich auch immer unter Druck gesetzt: Ist das erledigt, das muss ich noch, etc. etc.
Und jetzt will ich nicht mehr. Die Bügelwäsche von gestern steht noch im Wohnzimmer. Die Spülmaschine habe ich nicht eingeräumt, die Bäder gehören geputzt, von den Fenstern will ich gar nicht reden.
Ich habe mir heute Zeit für mich genommen, mich mit einem Buch auf die Terasse in die Sonne gesetzt, das war mir wichtiger.

Ich weiß, dass auch wieder andere Zeiten kommen, wo ich meine Wohnung einigermaßen im Griff habe, aber im Moment ist es mir wichtiger, die Zeit für mich zu nutzen und wenn ich nur da sitze und über Gott und die Welt nachdenke oder Emails abrufe, schreibe.

Setzt Dich doch nicht so unter Druck, wenn es in der Arbeit klappt und Du das, was wichtig ist, geregelt kriegst, ist es doch egal, ob der Balkon geputzt ist.

Liebe Grüße
Ele

[qq777]

Wenn Du Spaß verstehst, dann hätte ich einen Vorschlag.
Eröffne doch einen neuen Thread mit dem Thema; drei schlechte Dinge des Tages! In Deinem anderen Thread; drei gute Dinge kannste heute ja nicht viel schreiben!
Ich bitte Dich mein Geschriebenes nicht falsch zu verstehen, ich möchte Dich nur ein wenig aufmuntern, denn wenn wir nicht über uns selber lachen tun's die anderen.
Kleiner Trost: Ich habe auch einen schlechten Tag erwischt. Bin im Garten auf einem gepflasterten Weg so unglücklich gefallen, dass ich mir dass Knie und dass Kinn aufgeschlagen habe. Noch schlimmer: Ich habe versucht mich mit den Händen abzustüzen und beide Hände verstaucht und zerkratzt. Die linke Hand ist total geschwollen. Zum Arzt gehe ich nicht, kann im Moment keinen sehen. Werde mal dass Wochenende abwarten.
Aber ich verstehe nicht, dass es Dir schlechter geht wenn Du frei hast, das kann nur daran liegen dass Du durch die Arbeit abgelenkt bist.
Bei mir ist es genau umgekehrt, wenn es mir besonders schlecht geht denke ich: besser grübbeln als arbeiten und voll im Stress stehen. Versuch doch mal so herum zu denken.
Oder hast Du keinen stressigen Job?

Morgen ist ein neuer Tag, da gehts schon wieder etwas besser!

Liebe Grüsse, Adonis

[otterchen]

Liebe Shantja,
dräng Dich bitte nicht, was zu tun - das führt nur zu Selbstvorwürfen.
Auch ich konnte mich zu nichts aufraffen.
Den Haushalt habe ich total vernachlässigt, nur das Nötigste wurde getan.
Es ist nämlich "normal", dass wir uns zu nichts aufraffen können. Die Depression sorgt dafür, dass wir uns mal nicht mit Haushalt & Co. beschäftigen sondern mit uns selbst.
Ich habe, wie gesagt, seit Wochen hier nichts mehr getan. Jetzt steht der Umzug an. Und siehe da: ich kann Kräfte mobilisieren. Es gibt sich von selbst.
Ich hoffe, Du kannst die ganzen Selbstvorwürfe beiseite lassen und Dich ganz DIR widmen. Kannst Du Deinen "inneren Kritiker" mal fragen, warum Du all das tun sollst, was er von Dir verlangt? Weil alle es machen? Weil andere das doch auch hinbekommen? Weil Du ein schlechter Mensch bist, wenn Du das nicht hinbekommst? Hm?

Ich hab diese Pflichten total hinten angestellt und mich ganz MIR gewidmet. Und es geht mir prima!!! Solange ich noch ein paar Grundfunktionen hinbekomme (essen, duschen, schlafen, arbeiten gehen, einkaufen), kriegt meine Umwelt nichts davon mit - und ich blende es einfach aus. Ich erlaube es mir selbst, antriebslos zu sein. Ich habe mich wochenlang täglich nur mit mir, mit meinem Innenleben, meinen Gedanken, meinen Gefühlen, meinem inneren Kind beschäftigt - und bin dadurch viele Schritte weitergekommen.

Ich hoffe, dass auch Du bald eine Besserung spürst - sei lieb zu Dir.

[otterchen]

Ach, und noch was dazu:

Mir hilft das Aufschreiben meiner Gedanken. Was dabei auffiel: ich habe sehr oft geschrieben "ich müsste", "ich sollte", "ich muss"....
ALLES MÖGLICHE habe ich als Pflicht angesehen!!
Mittlerweile entdecke ich das "muss" und "soll" in vielen meiner Gedanken und hake direkt ein: will ich auch? möchte ich das?
Und direkt wird mir bewusst (wie herrlich!!!) was ich will oder nicht will.
Irgendwas in Dir will also nicht aufräumen oder "was Nützliches" tun... weil da eine Kraft in Dir ist, die jetzt was anderes tun möchte... die endlich gehört werden will.

Lass Dich lieb umarmen

[powersofti2]

Um sich viel für einen freien Tag vorzunehmen und dann nichts davon hinbekommen muß man nicht unbedingt depresseiv sein, das schafft auch ein "Gesunder" ohne Probleme.

Ich sag mir immer: Das wäre mal nötig, da sollte was gemacht werden und wenn ich dann mal meinen Anfall bekomme fange ich einfach an, allerdings stelle ich mir nicht den Anspruch dann alles zu machen. Ich freue mich wenn ich 2 Fenster im Wohnzimmer geputzt habe und ärgere mich nicht das ich die anderen zwei nicht auch noch geschafft habe. Irgendwann werden die auch geputzt, warscheinlich dann wenn die geputzen es auch wieder nötig hätten.

[aufeinwort]

Hallo Shantja,
bin noch nicht lange im Forum.
Habe seit vielen Jahren depressive Episoden,
seit mehreren Jahren diagnostiziert und behandelt.Letzte schwere Episode vor 3 Jahren.
Hab mich inden letzten Monaten übernommen , hinzu kam ein heftiger Streit mit meiner Tochter im Januar mit schwer zu ertragenden Folgen.
Mir geht es zur Zeit ebenso wie dir.
Muß jetzt tief in meine Trickkiste greifen .
Mir hat immer wieder geholfen:

Ich gehe durch ein Antiebstal.
Das Tal hat ein Ende.
Wenn ich dort ankommen möchte, muß ich weitergehen d. h. eins nach dem anderen machen, auch wenn ich müde bin.
Antrieb kommt mit tun und geht mit ruhen.
Tun ,achtsam ,langsam ,ohne Gewalt ,Atemzug für Atemzug.Jeder Atemzug ein Schritt durchs Tal.Mehr nicht!
Für jeden Schritt loben:
Immerhin ,Ich gehe!!!
Ich weiß , wie schwer das ist.
Die Leistung erkenne ich an.Ich nehme mich in den Arm.
"Das machst du gut Junge.!!!Mach wieter so.Irgendwann wird es leichter."
Hinlegen ist keine Alternative.Es wird nur schwerer, so wie früher,als ich nicht mal mehr essen konnte.
Ich werde es wieder schaffen, wieder Licht sehen, auch wenn ich es mir jetzt nicht vorstellen kann.
Jeder Schritt ein Sieg,auf den ich stolz sein kann.Ich weiß es ,aber ich kann es zur Zeit nicht wirklich spüren.
Trotzdem :weitergehen,Schritt für Schritt.


Viele Grüsse

Luc

[Joy]

Hallo Shantja,

erstmal, das grosse Glas Baileys war wohl nicht so passend. Danach bekommt man gar nichts mehr auf die Reihe.

Wenn du nächstes mal frei hast, dann versuche dir nichts vorzunehmen. Stehe morgens ausgeschlafen auf, mache dir ein leckeres Frühstück und entscheide dann, ob und was du erledigen möchtest.
Wenn du nichts schaffst ist es ok.

Dann hast du halt deinen freien Tag für dich genossen.

LG
Joy

[naxos1]

Hallo Shantja,
ich bin sehr froh über Deinen thread, weil es mir momentan an den meisten Tagen auch so geht und ich mich gut verstanden fühle. Inzwischen bin ich so weit im Tief, dass ich momentan krank geschrieben bin (aber erst ein paar Tage) und ich kenne es sehr gut, dass ich gerade an freien Tagen kaum etwas auf die Reihe bekomme.
Mir hilft es momentan, wenn ich ein einziges Teil im Haushalt am Tag schaffe, versuche ich schon stolz zu sein. Insgesamt ist der Haushalt absolut nicht toll, aber erfahrungsgemäß geht das irgendwann vorbei und ich schaffe die meisten Dinge ohne Probleme
LG Sally

[KeTi]

hallo luc,
ich habe grade deinen beitrag gelesen und ich finde sehr schön was du da geschrieben hast.macht mir wieder mut an bessere zeiten zu glauben,danke dir lg kerstin

[Shantja1970]

Hallo Ihr Lieben, danke für eure zahlreichen Antworten. Das freut mich, dass es in diesem Forum meist Reaktionen auf das Geschriebene gibt. Das kenne ich aus anderen Foren auch anders.
Nachdem ich gestern geschrieben habe, hab ich noch ein bischen die Küche aufgeräumt und die Körpertherapie hat mir sehr gut getan, ich konnte meine Selbstvorwürfe ein wenig dalassen.

Ele und Otterchen, wie habt ihr es denn geschafft, euch nicht mehr so unter Druck zu setzen? Ich möchte das gerne lernen, die Arbeit mit dem inneren Kritiker ist da bestimmt ne gute Hilfe. Der ist bei mir nämlich ganz oft ganz stark, ich strenge mich in vielenb Sachen viel zu sehr an. Ich werde auch mal versuchen zu schauen, bei einem "ich muss" mal nachzufragen, was ich denn "will".

Ausruhen auf einem "es wird schon besser" kann ich mich leider nicht, da ich schon seit 12 Jahren chronische Depressionen habe.

Adonis, einen Negativthread werde ich sicher nicht eröffnen, ich will schon versuchen die Akzente auf das Positive zu legen, aber wie du siehst, klappt es bei mir auch nicht immer. Ich hoffe deinen Händen geht es heute besser.

Luc, was du geschrieben hast, hat mir sehr gefallen. Ich werde versuchen, mich für kleinere Sachen zu loben. Den Satz "Antrieb kommt mit tun und geht mit ruhn" kann ich unterschreiben, aber wie gesagt: ohne Peitsche, aber das sagst du ja auch, dass man sich für die kleinen Sachen auch loben sollte.

So, gleich hab ich wieder Körperthera, heute werde ich mir zugestehn, nicht aufzuräumen . Ich wünsche euch einen schönen Tag. LG Annette

[otterchen]

Hallo liebe Annette,

das war schon etwas schwieriger, stimmt. Mein Vorteil in meiner aktuellen Situation ist, dass niemand herkommt und die chaotische Wohnung sieht. Insofern muss ich sie für niemanden aufräumen, ich kann das Thema Scham wunderbar umgehen.

Ich sage mir halt beim Anblick der ganzen "Baustellen" in der Wohnung, dass ich das jetzt darf, das ich das jetzt brauche, dass es etwas gibt, was wichtiger ist: ICH.

Ich kümmere mich dann allerdings auch wirklich um das Thema *ich*. Ich arbeite seit Wochen täglich daran, und ich komme weiter und fühle die Fortschritte. Ich ersetze also wirklich die eine Arbeit durch die andere, so dass ich mir keine Vorwürfe zu machen brauche. Selbst wenn ich die Arbeit an *mir* ruhen lasse und nur fernsehe, etwas lese, am PC spiele und dabei Musik höre, mache ich dies bewusst, ja ich genieße es phasenweise regelrecht, da es etwas Positives ist, was mir etwas Luft zum atmen lässt, was mir Entspannung gibt, was quasi eine Pause darstellt, die ich mir auch zugestehe. Ich brauche dies jetzt, ich habe das lange genug vernachlässigt oder nicht bewusst wahrgenommen.
Ich glaube, der Schlüssel dazu ist für mich das Bewusstmachen, die Achtsamkeit. Nicht nur einfach rumhängen und die Zeit totschlagen, sondern ständig in mich hineinhorchen.

Kannst Du damit was anfangen? Ich merke, wie schwierig ich es finde, sowas zu beschreiben.

[aufeinwort]

Hallo Kerstin,
deine Rückmeldung hat mir gut getan.Danke!

Hallo Annette,
für mich ist es eine absolute Riesenleistung ,in einer schweren depressiven Episode, z.B. die Unterwäsche zum Trocknen aufzuhängen.
Für mich ist das kein kleines Ding!
Da fällt mir Lob leicht.

Luc