Verletzte Gefühle überwinden

Majuha10
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Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von Majuha10 »

Hi @ all,

danke für diesen Thread,
hat mich wieder sensibilisiert zwischen Gefühlen und Empfindungen zu unterscheiden.

Ich für mich glaube, ich übertrage die verletzenden negativen Gefühle dann auf andere, wenn ich mir selbst nicht traue. Das verunsichert mich und ich kann die Gefühle sowie meine dazugehörigen Empfindungen nicht einordnen.

Ergo in dem Zustand bin ich nicht in der Lage die Verantwortung zu übernehmen. Erst wenn ich die Perspektive ändere, also mich beobachte und das - so wohl als auch - zulassen kann, dann kann ich sehen, dass die Gefühle überflüssig sind und lasse sie vorüber ziehen.

Das erfordert jedes Mal aufs Neue, dass ich mich der Herausforderung die Gefühle zu zulassen zu spüren und sie dann zu überwinden stellen muss. Das ist in der Regel sehr anstrengend nicht sehr häufig von Erfolg gekrönt, aber wenn es mir gelingt ungemein befreiend und Energie gebend.

Ich arbeite daran !


LG Maruschka
imagine
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Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von imagine »

Liebe Maruschka, lieber Petzi und alle anderen,
ich kann sehr gut nachempfinden, wie du das beschreibst, denn genauso ist es auch bei mir.
Wenn ich erkenne, dass mein Ärger auf jemand in erster Linie mit mir zu tun hat, mit meinen Erlebnissen irgendwann einmal, dann nehme ich den Ärger nicht an, sondern weise ihn ab

Es gibt da ein sehr schönes Wort, ich weiß leider nicht mehr wer es geschrieben hat, aber ich hoffe ich darf es dennoch hier zitieren
"Es ist unmöglich jemandem ein Ärgernis zu geben, wenn er es nicht nehmen will"

Wie wahr und wie unendlich schwierig...

Natürlich und das bedeutet ja das Leid, müssen wir alle Gefühle erst zulassen, bevor wir adieu sagen können und auch ich frage mich, ob dazu ein Menschenleben reicht

Liebe Grüße
imagine
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tomroerich
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Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von tomroerich »

Liebe Alle,

ich versuche, weiter Licht ins Gefühlsdunkel zu bringen

Da wurde gefragt, was Gefühle überhaupt sind, ob sie wie Wolken am Himmel vorbeiziehen und was wohl wäre, wenn sie nicht mehr da wären? Was sind Gefühle überhaupt?

Letztere Frage lässt sich nicht von außen beantworten, es lässt sich nur in einem selbst entdecken, was Gefühle sind. Die Menschen, die es wissen, können es nicht sagen. Warum ist das so? Es gibt ein Ende aller Beantwortbarkeit, je näher man den Wurzeln des Daseins kommt. Es lässt sich auch nicht sagen, was Bewusstsein ist. Es lässt sich nur sagen, dass jeder Mensch einen verborgenen Schatz in sich hat und dass er ihn suchen soll. Das ist einfach er selbst - aber das Selbst ist verschleiert durch Gefühle und Gedanken, die eigenständig und unkontrolliert im Bewusstsein erscheinen, das Handeln bestimmen und wieder verschwinden. Und bei jedem dieser Gefühle und Gedanken ist man mit ihnen identifiziert. Und das soll wörtlich genommen werden in dem Sinne, dass Gefühle und Gedanken ständig an die Stelle des Selbst treten. Sie tun einfach so, als hätten sie das Sagen. Aber das Sagen haben sie nur dehalb, weil wir nicht in unserem Selbst sind - wir sind heimatlose Schiffbrüchige.

Und je nachdem wie weit ein Mensch von seinem Selbst entfernt ist, kann er völlig zum Spielball seiner Emotionen und Gedanken werden - er hat keinen Mittelpunkt. Dieser Gedanke ist sehr wichtig, er ist die Basis für alles andere: Ein Mensch ist für gewöhnlich ohne Mittelpunkt. Er ist heute so und morgen so und je nachdem, was ihm passiert oder was man zu ihm sagt, fühlt er dies oder das. Unter diesen Umständen kann überhaupt nicht von Identität gesprochen werden - die meisten Menschen wissen nicht, wer sie sind. Sie glauben es manchmal zu wissen, weil sie sagen können, sie würden gerne Schweinebraten essen und am liebsten Madonna hören, aber das ist überhaupt nicht gemeint. Denn morgen lieben sie vielleicht Kalbsbraten und hören Eros Ramazotti und vergessen völlig, dass sie sich mal über Madonna definiert haben.

Was man verstehen muss ist, dass alle Dinge ganz anders sind, wenn man in seinem Selbst ist. Das Selbst ist der Bezugsrahmen für alles andere und aus diesem Bezugsrahmen heraus ordnen sich die Dinge von selber. Man kommt einfach nicht auf die Idee, negative Gefühle haben zu wollen, weil das so ist, als würde man sich die Pest an den Hals wünschen. Wenn man diesen Mittelpunkt hat, ist man selbst die Ursache für alles und nicht mehr die Wirkung. Das Selbst enthält absolut alles und jede Antwort, die man benötigt, weil eine Frage nichts anders ist, als nicht im Selbst zu sein. Man denkt nicht dauernd darüber nach, welche Gefühle gut und welche schlecht sind, man weiß es einfach und gut ist. Der Verstand denkt sich die abenteuerlichsten Konsequenzen darüber aus wenn er so etwas hört. Keine Fragen mehr? Alles regelt sich von selbst? Ist das Allwissenheit oder Zauberei? Unmöglich! Kann nicht sein, ist unlogisch. Man kann Jahre darüber debattieren, ohne das Problem zu lösen, aber wenn man in seinem Selbst ist, dann weiß man es einfach.

Also die Lösung ist nicht, Ordnung in seine Gefühle zu bringen. Wie soll das gehen? Der Weg, zu seinem Selbst zu finden, löst alle Probleme auf einmal. Ganz natürlich, ohne Tricks.

Maruschka sagt ganz genau, um was es geht:

Ich für mich glaube, ich übertrage die verletzenden negativen Gefühle dann auf andere, wenn ich mir selbst nicht traue. Das verunsichert mich und ich kann die Gefühle sowie meine dazugehörigen Empfindungen nicht einordnen.

Ergo in dem Zustand bin ich nicht in der Lage die Verantwortung zu übernehmen. Erst wenn ich die Perspektive ändere, also mich beobachte und das - so wohl als auch - zulassen kann, dann kann ich sehen, dass die Gefühle überflüssig sind und lasse sie vorüber ziehen.

Das erfordert jedes Mal aufs Neue, dass ich mich der Herausforderung die Gefühle zu zulassen zu spüren und sie dann zu überwinden stellen muss. Das ist in der Regel sehr anstrengend nicht sehr häufig von Erfolg gekrönt, aber wenn es mir gelingt ungemein befreiend und Energie gebend.

Der entscheidende Satz ist: Erst wenn ich die Perspektive ändere, also mich beobachte und das - so wohl als auch - zulassen kann, dann kann ich sehen, dass die Gefühle überflüssig sind und lasse sie vorüber ziehen.

Das ist genau das, was ich mit "Identifizierung" meinte. Solange man mit einem Gefühl identifiziert ist, IST man das Gefühl. Man handelt wie das Gefühl, denkt wie das Gefühl und redet wie das Gefühl. Jetzt sagt Maruschka: Wenn ich mich beobachte, kann ich sehen, dass die Gefühle überflüssig sind. Was tut sie da? Sie wird sich ihrer selbst bewusst! Sie sieht sich selbst, wie sie fühlt!


In diesem Moment, da man sich selbst beobachtet, ist man in seinem Selbst. Man wird zum Zeugen seiner eigenen Welt und dadurch bekommt diese Welt einen Mittelpunkt. Das, was Maruschka sagt, ist genau das, was ich selbst erlebe und praktiziere. Es geht darum, aufzuwachen und sich nicht von Gefühlen und Gedanken aufsaugen zu lassen. Dann werden sie vollkommen von selbst zu etwas Anderem und negative Gefühle haben keine Grundlage mehr - sie verschwinden einfach. Es ist absolut unmöglich, sich seiner selbst bewusst zu sein und sich dabei zu ärgern. Es geht nicht. Alle negativen Gefühle funktionieren nur in der Identifikation mit etwas. Wenn ich erlerne, meine Aufmerksamkeit nicht nur auf das außen zu richten, sondern sie gleichzeitig auch nach innen wende um zu sehen, was in mir passiert, werde ich zum Zeugen meiner selbst und das ändert alles.

Aber ich kann hier viel erzählen, es muss erfahren werden. Wer die Erfahrung gemacht hat, ist initiiert und auf dem Weg. Dann heißt es, die Anstrengungen auf sich zu nehmen, sich nicht ständig nach außen reißen zu lassen sondern immer im Kontakt mit dem Zeugen zu bleiben. Man nennt das "Selbsterinnerung". Je schwerer man identifiziert ist, mit Verletzungen, Erinnerungen etc., um so größer muss die Anstrengung sein. Aber wenn man den Segen dieses Weges einmal erkannt hat, wird man sie auf sich nehmen und am Ende wird einen das befreien.

Thomas
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tomroerich
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Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von tomroerich »

Hallo Dorle,

Das wird schwierig… bedeutet es doch, alle Gefühle sind wie Wolken, die am Himmel vorüberziehen, ebenso wenig beeinflussbar – und letztlich ebenso unbedeutend, wenn sie vorübergezogen sind.

Ja, das sagst wirklich ganz genau auf den Punkt gebracht - genau so ist es. Welche Bedeutung sollten Gefühle auch über ihr momentanes Bestehen hinaus haben? Sie sind Gebilde des Augenblicks und sie füllen das Bewusstsein mit Inhalten - ohne sie und ohne Gedanken wäre es sonst leer. Nur der Augenblick hat eine Bedeutung - man wandert von einem zum anderen und sollte in jedem Augenblick wieder ganz neu sein und der Vergangenheit nicht nachhängen und der Zukunft nicht vorgreifen. Es ist unsere Neigung, alles festhalten zu wollen und doch zerrinnt uns dadurch alles zwischen den Fingern, weil wir nur Gespenster festhalten, die kein Leben in sich haben.


Und doch ist es nicht so, dass unsere Gefühle wie Wolken sind, die nichts mit uns zu tun hat. Sie sind keine Figuren auf einer Leinwand, die ein Projektor wirft und wir sind die Zuschauer. Sie kommen aus uns selbst und sie sind die Äußerungen unseres Selbst. Wenn man sich vorstellen wollte, dass es einen Gefühlsgenerator in uns gibt, der ununterbrochen und durch vielfältige Reize Gefühle produziert, dann könnte man sagen, er arbeitet falsch, weil wir nicht zu Hause sind - der Maschinist ist nicht da. Er ist damit beschäftigt, diesen Gefühlen hinterherzujagen und sich in den Illusionen zu verlieren, die die Gefühle erzeugen und so ist der Generator der bestimmende Faktor und nicht der Maschinist.

Es ist nicht genau so wie in diesem Beispiel, denn man kann den Generator nicht nach Belieben bedienen, um sich dies oder das Gefühl herauszulassen. Auf eine geheimnisvolle Weise produziert er stets das Gefühl, das den Augenblick genau so erlebbar macht, wie der Augenblick ist - wenn er richtig arbeitet. Und dadurch wird er zu einem unbestechlichen Instrument.

Aber leider tut er das nicht Er wird ständig gefüttert mit alten Daten und produziert nun ständig alte Gefühle, die gar nicht zum Augenblick passen wollen und dadurch wird einfach alles ein Chaos. Und der Maschinist rennt verzweifelt umher und versucht, die Gefühle einzusammeln und zu sortieren und vergisst dabei völlig, dass nur er selbst dem Generator zu seiner richtigen Funktion verhelfen kann.

Thomas
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DYS-
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Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von DYS- »

Ich bin dafür, Gefühle generell abzuschaffen. Sie stören doch nur.
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
imagine
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Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von imagine »

Liebe Dys,
das Schild könnte auch ein Wegweiser sein, oder?


imagine
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DYS-
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Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von DYS- »

Lächel....stümt
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
DorleB
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Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von DorleB »

Guten Morgen allerseits

@Imagine: Diese Gabe, das zu sehen, ist umwerfend! Respekt. Das könnte ich auch gerne…

@Thomas: Vielen Dank für dieses einleuchtende Bild.
Du hast Recht, auch mein „Gefühlsgenerator“ produziert getreulich zeitgleich die Gefühle, die der „Maschinist“ mit seiner Dateneingabe vorgibt.

Leider saust mein Maschinist während seiner nie endenden Arbeitszeit dauernd herum, lange Listen in der Hand, die voll sind mit „Dinge die ich unbedingt noch tun muss“,genau wie das große weiße Kaninchen in „Alice im Wunderland“, das in Gedanken immer schon zwei Schritte weiter ist.
In den Zeiten, in denen weniger „zu tun“ ist, kramt mein Maschinist in staubigen Regalen herum und versucht Ordnung in Stapel vergilbten Papiers zu bringen.

*seufz*

Heute Morgen habe ich daher versucht, einfach im „Hier und Jetzt“ zu bleiben. Es war, als wollte ich einen Quecksilbertropfen auf einer Kugel zum Stillstehen bekommen. Sehr sehr schwierig, aber zumindest gar nicht so beängstigend, wie ich vorher befürchtet hatte.
Immerhin habe ich meist nach einer Weile gemerkt, dass meine Gedanken abgewandert sind, aber es ist wie einen Haufen Kindergartenkinder auf einem Abenteuer-Spielplatz zusammenzuhalten.

Als ersten Schritt auf dem Weg zurück werde ich also weiter beobachten. Denn ich finde, auch mein Maschinist hat mal einen Moment Pause verdient, um dann gestärkt seine eigentliche Arbeit zu tun – die Überwachung der zeitsynchron laufenden „Maschine“.

Liebe Grüße

Von Dorle ( dem Hütehund )




Wir alle suchen nach Etwas, das uns schon längst gefunden hat
imagine
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Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von imagine »

Liebe Dys

stürmt??
war das jetzt ein Freud`scher Versprecher?

Liebe Grüße imagine
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Guitaranderl

Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von Guitaranderl »

>Jetzt würde mich interessieren, wie es auf euch wirkt zu hören, dass negative Gefühle etwas Überflüssiges sind und dass man sie nicht benötigt.

Lieber Thomas,

ich glaube nicht so recht, dass negative Gefühle etwas Überflüssiges sind.
Ist es nicht das "schlechte Wetter", was uns den Sonnenschein erst so richtig schätzen lässt? Ist es nicht das eiskalte Wasser,was uns die Wonnen eines heißen Bades wahrnehmen lässt? Und sind es nicht gerade die schlechten Gefühle, die wir oft brauchen, um zu reifen!?

>Sie sind Gebilde des Augenblicks und sie füllen das Bewusstsein mit Inhalten - ohne sie und ohne Gedanken wäre es sonst leer.

Genau, welch grausige Vorstellung des "Horror Vacui"... Aber genau diese Funktion, die Du trefflich beschreibst, wird (auch, oder erst recht?) durch negative Gefühle erreicht. Es wirkt dann identitätsstiftend. Genau aus diesem Grund bleiben wir ja so oft am Negativen haften, WENN es uns aufgrund unserer Prägung VERTRAUT ist. Menschen mit diesem Strickmuster ertragen das Positive oft gar nicht oder nur ganz kurze Zeit. So gesehen, bilden negative Gefühle sogar eine Art inneren Stabilisator, ohne den unter Umständen ganz andere Formen des inneren Ausgleichs (Krankheiten, Unfälle, "Pech" durch entsprechende Inszenierungen etc.) erforderlich wären.

Also, ich meine, so betrachtet haben negative Gefühle ihren Sinn und ihre Daseinsberechtigung. Wie so oft im Leben erscheint mir die Ausgewogenheit zwischen den Polaritäten positiv und negativ erstrebenswert und auch erreichbar zu sein.

Es grüßt Dich und Euch herzlich
Andreas
imagine
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Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von imagine »


zusammen
Zuerst einmal möchte ich sagen, wie sehr ich mich darüber freue, wie dieser Thread bisher verläuft

Ich war gestern Abend in einem Kabarett mit dem Dr. von Hirschhausen, dass da hieß" Glücksbringer"
Ich weiß nicht, ob ihn jemand kennt, aber er beschäftigte sich auch eine Weile mit unserem Thema und da er ja Arzt ist, hatte er eine Menge kluger Sachen im Programm(was natürlich auch Menschen könnten, die kein Arzt sind)
Sagen will ich, dass er seine medizinischen Kenntnisse sehr eindringlich mit dem Glück verknüpft hat...
Wenn das mal im Fernsehen kommt, es lohnt sich...
Ich kann es leider nur sehr ungenügend wiedergeben, also lass ich es lieber ganz...

Liebe Grüße imagine

Hallo Andreas, schön, dass du doch hergefunden hast
imagine
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Liber
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Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von Liber »

Hallo,

noch immer hänge ich an der "Bewertung", die die Gefühle in negative und positive Gefühle aufteilt.

Nehmen wir einmal Trauer. Von meinem ersten Impuls her wäre das ein negatives Gefühl, denn wenn ich traurig bin, fühle ich mich nicht gut. Ich empfinde zum Beispiel einen Verlust, ich muss mich - gegen meinen Wunsch, mein Bedürfnis - von jemandem oder etwas trennen, ich bin verzweifelt, empfinde heftigen Schmerz.

Und doch ist Trauer ja ein notwendiges, wichtiges Gefühl. Solange ich mir die Trauer nicht zugestehe und nicht erlaube, kann ich mich nicht wirklich "verabschieden".

Solange ich mir einrede "es ist ok so", aber das innerlich nicht empfinde, klebe ich nur ein Pflaster auf die Wunde, die darunter nicht heilen kann.

Wenn ich nun das Beispiel mit dem Maschinisten und dem Generator nehme. Wäre es so, dass der Maschinist, der da ist, wo er sein sollte, nämlich bei seiner Maschine, bei einem Verlust erkennt: jetzt ist Trauer angemessen und ok - und diese Gefühle dann auch zulässt? Weil es weiß, dass sie notwendig sind, damit die Wunde heilen kann?

Ein Maschinist, der dagegen überall herumrennt, nur nicht bei seine Maschine ist, würde dies dagegen entweder gar nicht merken oder er würde sich vielleicht vom Ich, das riesige Angst vor der Trauer hat, dazu bringen lassen, etwas anderes einzuspeisen ... sei es Aggression oder seien es rationale Betäubungsversuche ("ist doch nicht so schlimm")oder sei es Suchtverhalten, das ebenso zur Betäubung dient?

Ähnlich mag es auch mit Wut sein.

Sind sie nun positiv oder negativ? Ich denke, sie entziehen sich einer Bewertung.

Auch bei Verletzungen entstehen Trauer und Wut. Wenn ich sie zulasse! Und es ist ganz wichtig, dass ich sie zulasse, um nicht vor Nicht-Spüren depressiv zu werden.

Trauer über den Schmerz, der mir zugefügt worden ist. Wut auf den "Verursacher" (ein Mensch, ein Umstand, was auch immer).


Der Knackpunkt ist, sich mit diesen Gefühlen nicht zu identifzieren, nicht?

Sie wahrnehmen, ernstnehmen, aber sich nicht vollkommen von ihnen ausfüllen zu lassen.

Ja, wie geht das? Im Moment des Schmerzes, im Moment der Wut. Kann man Selbsterinnerung "lernen", üben?


Viele Grüße an alle hier in diesem Thread!

Brittka
sonneundregen

Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von sonneundregen »

hallo liebe imagine,

du bist spitze!
den weg hätte ich auch gesehen.
was nicht weg (verschwinden) soll ist ja da und nicht einfach weg.
man könnt sich das wünschen aber geben wird es das nicht in der realität.
also bleibt da gar nix anderes übrig als den weg zu sehen, wenn wir nicht weltfremd sein wollen.
im übrigen ist mir ein weg viel lieber als weg weg. dann wär ich ja gar nicht da und könnt dir nicht ab und zu schreiben. ich bin schon ganz oft über steine gestolpert und hab mir jämmerlich den kopf eingehaun aber wenn die beule weg war, wars auch wieder schön. und wer weiss, übermorgen bin ich vielleicht hans guck in die luft und falle wieder über einen stein. na und! das ist leben mit weg und für mich wird er immer interessanter. das alles habe ich nur erlebt, als ich lernen muste durch meine krankheit anders zu leben.(anders leben zu müssen) und manchmal kann das schön sein, vor allem möchte ich meine schönen gefühle nicht missen. aber auch die unguten sind mir wichtig, weil ich sie einfach brauche.

so imagine, dies sollte nur mal ein gedanke an dich sein.
ich will dich hiermit ganz lieb grüssen und hoffe es geht dir gut.
ich melde mich. versprochen.
sonneundregen
Emriye2
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Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von Emriye2 »

tomroerich
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Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von tomroerich »

Hallo Imagine,

Natürlich und das bedeutet ja das Leid, müssen wir alle Gefühle erst zulassen, bevor wir adieu sagen können und auch ich frage mich, ob dazu ein Menschenleben reicht

Es reicht! Lass dich nicht ins Bockshorn jagen. Die Macht negativer Gefühle ist längst nicht so groß, wie man glauben mag. Sie kommt einfach daher, dass wir diese Gefühle so sehr akzeptieren, dass wir an sie glauben. Tun wir das nicht, ist das meiste bereits erledigt. Wenn man sie rechtfertigt, wird man sie niemals los. Wenn man glaubt, man habe ein Recht, sich über einen blöden Autofahrer zu ärgern, wird man es immer wieder tun. Nimmt man sich aber vor, es nicht mehr zu tun, entwickelt man beim Autofahren eine innere Aufmerksamkeit auf diese Situationen, in denen man sich normalerweise ärgern würde. Und diese Aufmerksamkeit ist nichts anderes als eine Form von "bei sich sein". Mit ein wenig Anstrengung wird es bald geschafft sein, sich nicht mehr beim Autofahren zu ärgern. Es ist gut, mit so einer einfachen Aufgabe anzufangen, denn das wird dir einfach zeigen, wie es geht. Dein Verstand kann dir nicht zeigen, wie es geht, du musst es einfach tun. Nimm es dir einfach vor und mach dir klar, dass dieser Ärger nutzlos ist und vielleicht noch Stunden später dein Wohlbefinden beeinträchtigen kann. Ich verspreche dir, du wirst nichts vermissen

Es ist wirklich nicht soo schwer. Natürlich gibt es härtere Nüsse - Verletzheiten z.B., Gekränktsein. Da wird es etwas schwieriger. Rechtfertige sie einfach nicht, denke nicht "Ich muss ja verletzt sein, weil der/die hat mich wirklich gekränkt/war unverschämt/lieblos etc." Diese Gedanken sind die Folge des Gefühls, nicht ihre Ursache! Negative Gefühle haben die Eigenschaft, rechtfertigende Gedanken nach sich zu ziehen - das Ganze ist ein Kurzschluss, wo das eine das andere bgründet. Beobachte es! Warum denke ich "So ein Depp, muss mir der die Vorfarht nehmen!!" ? Weil ich mich ärgere. Der Ärger bestimmt meine Gedanken und mein Handeln, ich bin in der Hand des Ärgers. Gib ihm keinen Raum und du wirst anders denken! Und du wirst es sehen und bald darüber lachen, wie nutzlos und absolut sinnlos Ärger ist. Und das gilt für alle negativen Gefühle.

Und ganz wichtig: Es wird Tage geben, da geht das prima und es gibt Tage, da will das nicht gelingen, sich nicht zu ärgern. Ärgere dich bloß nicht über dich selbst Mach dir keine Schuldgefühle, dass du es nicht schaffst. Das erzeugt neue, negative Gefühle. Schau auf deine Erfolge und lass die schlechten Tage einfach schlechte Tage sein. Morgen ist ein besserer Tag! So zu denken und sich so zu verhalten ist Stärke gegenüber den Plagegeistern und das halten die nicht sehr lange durch. Sie sind absolut auf deine Mithilfe und auf deine Rechtfertigung angewiesen. Entzieh sie, und sie gehen ein wie Primeln ohne Wasser. Aber Geduld braucht es.

Beobachte auch hier im Forum, was negative Gefühle tun. Wie sie sich fortpflanzen und wie sie überspringen auf andere. Aber ohne Rechtfertigung könnten sie das nicht. Der Spruch mit dem Ärgerniss ist gut, sehr gut

Thomas
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Maria
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Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von Maria »

Also meine "Zauberformel" für Gefühle ist:

wahrnehmen -> zulassen -> annehmen -> loslassen.

Klappt leider nicht immer - aber dann gilt: nicht ärgern, sondern obige Formel in Kraft treten lassen
Wobei "wahrnehmen" meiner Meinung nach der schwierigste Schritt ist - ohne den geht nix.

Viele Grüße von Maria
Caroline1
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Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von Caroline1 »

So ist es natürlich mega auf den Punkt gebracht, liebe Maria. Was der schwierigste Schritt ist, hängt von Fall zu Fall (und von Gefühl zu Gefühl) ab, aber man sollte vor allem nie vergessen, dass das Ziel das Loslassen sein sollte. Also zumindest sehe ich das auch so. Und klar ist das Umsetzen von Theorie in Praxis meist nicht ohne Anstrengung zu erreichen. Auch darüber versuche ich mir, immer klar zu sein, bzw. muss mich eben manchmal anstrengen, mir das mal wieder klarzumachen .

Einen lieben Gruß an dich und auch an alle andern Poster in diesem Thread

Caroline
tomroerich
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Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von tomroerich »

Liebe Emriye,

du kannst dich ebenso gut ausdrücken wie die allermeisten hier. Ich persönlich habe es halt mit dem Schreiben und es tut mir immer wieder Leid, dass ich damit manchmal Maßstäbe zu setzen scheine von denen andere glauben, sie müssten denen nun genügen. Ich kann es nur so, wie ich es mache und alle anderen sollten es auch so machen, wie sie es können.

Auf jeden Fall bin ich der Meinung, dass sozusagen der Maschinist die Kontrolle behalten sollte, dann kann man mit allen Gefühlen umgehen. Ist der Maschinist nicht neutral im Hintergrund, laufen die Gefühle eher aus dem Ruder oder übernehmen gar das Ruder.

Ich finde es auch sehr wichtig für mich, meine Gefühle ersteinmal wahrzunehmen, sie zu sortieren und auch anzuerkennen. Ich denke man könnte auch ganz oft seine Gefühle für sich ordnen ohne dass man sie dem vermeintlichen Gefühlsverursacher mitteilen muß.

Ich kenne bei mir von allem etwas, ich kenne es wenn die Gefühle das Ruder übernehmen - das tut mir eindeutig nicht gut. Aber um dies zu erkennen, muß ich das auch erstmal fühlen und wahrnehmen.

Dann kenne ich es, dass ich ganz viel mit mir ausmache, erstmal die Gefühle anschaue, für mich ordne und dann meinen Anteil sehe. So brauche ich über meine vermeintlich verletzten Gefühle nicht mehr sprechen, weil ich dann meinen Anteil sehen kann und entsprechend handeln kann.

Zum anderen kenne ich es auch super gut von mir, dass es mir wahnsinnig schwerfällt überhaupt verletzte Gefühle zum Ausdruck zu bringen und wenn ich es mal schaffe - merke ich, dass es auch wichtig ist für mich. Es gut ist, dass ich mich wahrgenommen habe und zu mir stehen konnte.

Der von mir hervorgehobene Satz ist m.E. eine sehr wichtige Beobachtung! Gefühle, besonders negative, können einen sehr schnell in irgendwelche Zustände versetzen, die auch körperlich sind. Herzklopfen, nasse Hände, zittrige Knie etc. Ist man erst mal drin in dem Zustand, kommt man ganz schlecht wieder raus. Das ganze System Mensch rastet auf dieses Gefühl ein, der Verstand empfängt seine Impulse auch von diesem Gefühl und produziert die dazu passenden Gedanken. Man muss es an sich beobachten, die Beobachtung an anderen Menschen ist auch hilfreich. Wenn jemand mal "sauer" ist dann sagt er lauter Dinge, die sauer klingen - oft ist kein Gespräch mehr möglich, weil sich im Grunde alles nur noch um das Sauersein dreht. D.h. dieser Mensch ist wirklich in allen seinen Teilen "sauer" und es würde mich nicht wundern, wenn selbst sein Blut einen erhöhten PH-Wert hätte Im Sprachgebrauch gibt es auch das "eingeschnappt sein" und das belegt sehr illustrativ, was da passiert. In meinem Sprachgebrauch heißt es "identifiziert" sein - das Gefühl tritt an die Stelle des eigenen Selbst und füllt das gesamte Bewusstsein mit "Sauerheit" aus. Manchmal wundert man sich hinterher über sich selbst und versteht nicht mehr, wie man dies oder das sagen konnte oder wie es überhaupt dazu kam.

Also ist man erst mal drin im Gefühl, ist es schwer. Aber wenn man den Augenblick erwischt, in dem das Gefühl sich zu bilden beginnt - als Reaktion auf etwas, was jemand sagt z.B., ist es ziemlich leicht, sich dagegen zu entscheiden. Nur dazu muss man "wach" sein, muss man immer in Aufmerksamkeit auf sich selbst bleiben, sonst ist das nächste, was man mitbekommt, dass man mitten im Gefühl steckt. Versuche mal herauszufinden, wodurch sich gute Tage von schlechten unterscheiden. An den guten ärgern wir uns nicht so leicht über etwas, wie an den schlechten. Es liegt einfach daran, dass wir an den guten mehr bei uns sind, wir sind uns unserer selbst mehr bewusst.

Maria sagt es auch genau so, wie es ist. Ohne Wahrnehmung geht nix. Und Wahrnehmung ist bewusst sein, sonst geht sie an dir vorüber und versickert in den Ganglien Alles hängt davon ab, ob wir unser Bewusstsein schärfen können, ob wir uns selbst gegenüber bewusster werden können. Und diese Erkenntnis fehlt der westlichen Psychologie. Bewusstsein ist wie ein Licht, das man in der Seele anknipst und dann arbeiten die verschiedenen Generatoren dort plötztlich anders. Der Mensch ist ein Wesen, dazu geschaffen, sich seiner selbst bewusst zu sein - nur das bringt Ordnung in sein Innenleben.


Liebe Grüße von

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Clown
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Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von Clown »



äh...welches Gefühl müsste ich mir da jetzt bewusst machen?

Liebe Grüße an alle, und Einspruch gegen das, was du geschrieben hast, lieber Andreas, aber ich bin momentan zu faul, meine Gedanken auseinanderzuklamüsern - Bussi!

Clown
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Eckhart Tolle
sonneundregen

Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von sonneundregen »

"äh...welches Gefühl müsste ich mir da jetzt bewusst machen? "

@clown
wieso stellst du diese frage, wenn du doch eh zu faul bist dir darüber gedanken zu machen?

dann lass es doch, du musst doch nix ausklamüsern.

hab mir andreas seine gedanken genauer betrachtet. und ich finde jeder und jedes hier hat seine berechtigung.
jeder schreibt seine gedanken hier rein, wer zu faul ist muss es ja auch nicht.
kannst ja später wieder versuchen. nimm dir doch zeit. nichts ist muss.

liebe grüsse
sonneundregen

PS: wenn du zeit und lust hast kannst du mir mal erklären wie ich son text zitiert hier reinsetzen kann. manchmal brauch ich auch ne stütze. die dinger hier kann ich schon
imagine
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Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von imagine »

Nochmal ich
Zuerst an Emryie, da muss ich Thomas aber voll und ganz recht gben!!
Du kannst dich wunderbar und sehr verständlich ausdrücken und ich freue mich immer von dir zu lesen!!

Liebe Sonneundregen, auch dir ein liebes

Liebe Brittka, ich wollte noch was über die Trauer sagen
Ich habe sie erlebt, wie fast kein anderes Gefühl(Ausnahme war die Liebe zu meiner Tochter)
Ich denke im Gegensatz zu Thomas schon, dass es mitunter nicht schlimm ist, wenn ein Gefühl ohne Mechanisten existiert, aber vielleicht lerne ich anders?
Für mich war die Trauer, die mich voll und ganz ausgefüllt hat, die für nichts anderes mehr Platz ließ unglaublich wichtig und heilsam.
Sie kam während einer tiefenpsych. fundierten Therapie und ich trauerte um meine Kindheit, um alles, was in meinem Leben irgendwann, irgendwie mal weh getan hat, aber diese Trauer tat niemals weh.
Ich weiß, es hört sich paradox an, aber sie war immer nur willkommen und absolut befreiend.

Ich denke auch, dass es wichtig ist
(für mich) meiner Umwelt ab und zu mal meine Gefühle mitzuteilen, auch wenn sie negativer Art sin, denn auch das befreit mich.

Genauso, wie es ungeheuer wichtig für mich ist, zu sagen, was ich eigentlich will, denn es kann nun mal niemand Gedanken lesen.
Wenn ich sage, was ich will, riskiere ich zwar ein Nein, aber die Gefahr, dass ich gar nicht bekomme was ich will ist um ein Vielfaches größer.

Lieber Thomas,
ich danke dir für dein Post, aber ich habe ihn nicht ganz verstanden, denn ich dachte eigentlich, ich hätte dir zugestimmt??
Wir beide sind vielleicht ähnlich weit, drücken es nur unterschiedlich aus und sind auf unterschiedlichen Pfaden gewandelt, der eine vielleicht nach links, der andere nach rechts, aber ich habe durchaus das Gefühl, dass wir dasselbe Ziel sehen
P.S.
Ich finde es sehr gut, wie du dich ausdrückst, manches muss ich zweimal lesen, aber das schadet ja nicht...
Liebe Grüße

Eure imagine
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Emriye2
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Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von Emriye2 »

Clown
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Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von Clown »

Lieber Andreas,

nun sortiere ich mich mal ein bisschen.

«Ist es nicht das "schlechte Wetter", was uns den Sonnenschein erst so richtig schätzen lässt? »

Nein! Für mich kann ich das ganz klar sagen, ist es nicht.

«Und sind es nicht gerade die schlechten Gefühle, die wir oft brauchen, um zu reifen!? »

Na ja...ich denke so, wie es hier jetzt schon öfter vertreten wurde, ich brauche es, meine Gefühle richtig wahrzunehmen, auch und besonders körperlich, um weiterzukommen. Das ist aber unabhängig davon, ob ich die Gefühle als schlecht oder gut bewerte.

Schlechte Gefühle sind eine besondere Herausforderung für mich, insoweit gebe ich dir recht mit dem daran reifen.

Das 'leere' Bewusstsein, eine grausige Vorstellung? DAS glaube ich nicht! Ich glaube, ahne ein bisschen, dass es sich 'richtig' anfühlt.

Herzlichen Gruß zurück - NOCH aus 800 m Höhe ,
Clown

PS: @ Sonneundregen: Du scheinst mich nicht so ganz verstanden zu haben, ist aber egal.
Welches Problem hast du mit dem Zitieren? Meinst du die schräge Schrift? Guggst du hier:

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... rungen.htm

Und nicht vergessen, dann bei 'Optionen' (hier unter der Schreibmaske) das 'HTML-Tags erhalten' anklicken. Viel Erfolg!
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
BeAk

Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von BeAk »

Hallo ihr viel und gut Schreiber,

jetzt muß auch mal meinen Senf dazu geben. Also eure Sichtweisen hier sind mir viel zu einseitig.
Ich bin der Meinung, das sowohl gute wie schlechte Gefühle, so es denn einen Grund für sie gibt, berechtigt sind.

Warum soll ich mich nicht schlecht fühlen, wenn ich meinen Arbeitsplatz verliere, oder vom Chef zusammen gesch... werde, mein Partner totkrank ist usw. Diese negativen Gefühle sind doch vollkommen normal, hätte ich sie in solchen Situationen nicht, wäre es um meine Gesundheit schlecht bestellt.

Und genau darum geht es mir, ich habe gelernt meinen Gefühlen nicht zu traun, sie nicht warzunehmen, meine Verletzungen nicht warzunehmen. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Damals war das mein Schutz.

Aber ein Schutz der sich bis vor meiner Therapie negativ ausgewirkt hat. Unfähig mit negativen Gefühlen umzugehn, sie zu verdrängen und nicht warnehen zukönnen.

Meine negativen Gefühle sind berichtigt, sie haben ihren Grund, und ich darf sie äußern.
Das habe ich jetzt gelernt.
tomroerich
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Re: Verletzte Gefühle überwinden

Beitrag von tomroerich »

Lieber Andreas,

erst lade ich dich großartig in den thread ein und dann rede ich nicht mit dir - so geht das aber nicht!

Reifen wir an negativen Gefühlen? Ja, das ist möglich und es passiert sehr oft, glaube ich.


Jemand sagte einmal, es gäbe zwei Möglichkeiten, sich zu entwicklen:

Die eine sei, sich wie ein Flusskiesel zu verhalten. Er liegt da im Flussbett und das Wasser schleift ihn schön rund, wenn er da nur lange genug liegt. Aber der Fluss kann versiegen, oder der Kiesel kann an den Rand gespült werden, wo ihn das Wassr nicht schleifen kann.

Das ist Reifung durch negative Gefühle oder allgemein gesagt: Durch das Schicksal, das Leben oder wie man auch will, geschliffen zu werden, bis man schön rund ist. Aber es gibt keine Garantie, dass es funktioniert.

Die andere Möglichkeit ist, selbst für die Entwicklung zu sorgen, das ist der aktive Weg. Er führt schneller zum Ziel und ist nicht so ungewiss. Denn die Entwicklung über die neg. Gefühle ist der Weg des Leidens, dessen man schließlich so überdrüssig ist, dass man Auswege sucht und dann doch aktiv wird.

Was denkst, wie sich Ausgewogenheit zwischen negativ und positiv wohl anfühlen mag? Ist es notwendig, dabei immer zu wechseln von hoch nach tief - ist das die Ausgewogenheit? Oder verschwindet gar die Polarität und macht der Ausgewogenheit Platz? Ich glaube, dass positiv und negativ keine endgültigen Wahrheiten sind. Dinge, Ereignisse, ale Phänomene und alle Wesen sind weder das eine noch das andere, sie sind einfach. Sie als positiv oder negativ zu sehen bedeutet, ihren Nutzen für mich selbst zu bewerten. Das tut man in der Position des Ego, da ist alles so oder so, gut oder schlecht, angenehm oder unangenehm, erwünscht oder unerwünscht. Daher können wir uns niemals endgültig darauf einigen, ob Regenwetter gut oder schlecht ist - der Schirmverkäufer freut sich nämlich drüber

Nen hirschmäßgen Gruß!

Thomas

@imagine

Ja klar, das sehe ich auch wie du - wir scheinen ähnlich zu denken und zu fühlen. Was ließ dich denn daran zweifeln?

@ Bea

Ja, kein Zweifel - man sollte seine neg. Gefühle anerkennen und sie um Himmels Willen nicht unterdrücken. Lies doch bitte das kurze Psoting von Maria, vielleicht wird dann verständlicher, dass viele hier meinen, dass das Anerkennen der neg. Gefühle eine Station ist, aber keine Endstation. Denn wenn es anerkannt ist, bleibt es ein negatives Gefühl und verschwindet nicht einfach. Das mag für einige neg. Gefühle angehen und auszuhalten sein, aber andere können überaus quälend sein und man fragt sich, wie werde ich das los? Daher dreht sich die Diskussion zum Teil um die generelle Frage, ob neg. Gefühle überhaupt zu etwas gut sind.
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
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